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Meines Bruders bester Freund

von

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„Du hast was?!“, schreit Hannah mit schriller Stimme... entsetzt? Und spuckt mir beinahe ihr halbes Brötchen entgegen.

 

Samstagmorgen.

 

Ich fackel nicht lange, gehe schnell duschen, putze mir endlich die Zähne, ziehe eine langweilige navyblaue Shorts und ein ebenso langweiliges schwarz-weiß-gestreiftes Tshirt an, schnappe mir Oskar, Geld, Schlüssel und Handy und gehe Brötchen kaufen. Obst auch. Oskar kriegt einen ausgedehnten Morgenspaziergang und darf mitkommen. Auf halber Strecke informiere ich Hannah, dass ich auf dem Weg zu ihr bin und wir brunchen werden.

 

Als Hannah mir die Tür öffnet, ist sie noch im Schlafanzug. Also, sie trägt eine kurze, hellblaue Shorts und ein weißes Top. Einen BH hat sie nicht an – das stört weder sie, noch mich. Ihre Haare sind zu einem... ich glaube, man nennt das messy top bun gebunden. Sie sieht aus, als wäre sie gerade erst aufgestanden... wieder.

 

Nachdem wir das Brunch vorbereitet haben sitzen wir zusammen auf dem Balkon und essen in Ruhe, bis ich ihr sage, dass ich am Abend zuvor Noah geküsst habe.

 

Hannah stiert mich an, als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen. Mir ist das plötzlich sehr peinlich und ich verstehe nicht, wieso sie so übertrieben reagiert? Ich meine, ich bin doch am Ziel angekommen, oder nicht? Naja, sagen wir, ich hab die Hälfte geschafft. Okay, ein Viertel.

 

„Ich habe Noah geküsst.“, wiederhole ich mich und versuche unauffällig mein Gesicht zu betasten. Nur um auf Nummer sicher zu gehen. Oskar liegt am Boden neben mir und schnüffelt neugierig herum, vermutlich ist doch irgendwas runter gefallen? Er wird es wissen.

 

„Und? Also, ich meine, wie wars? Hat er was gesagt? Hat er dich auch geküsst?“

 

„Nein, nichts. Ich hab ihn gepackt und einfach geküsst. Und dann ist mir in den Sinn gekommen, dass er möglicherweise zwecks Ablenkung ins Horizon geht und... bin rein gerannt. Er hat aber noch vorher meinen Namen gesagt.“

 

Seinen Ton kann ich allerdings immer noch nicht deuten. Keine Ahnung ob er geschockt oder angewidert oder glücklich gewesen ist.

 

„Also du musst jetzt unbedingt mit ihm reden und zwar Klartext!“

 

Finde ich nicht.

 

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Finde ich nämlich seit drei Wochen nicht.

 

Inzwischen ist August und ich bin so oft wie möglich außer Haus. Nach der Schule gehe ich entweder zu Hannah oder mit Oskar raus. Der Sommer ist mir egal, Hauptsache ich laufe nicht Gefahr, Noah irgendwo zu begegnen. Im Horizon bin ich auch nicht mehr gewesen. Eigentlich bin ich überhaupt nicht aus gewesen, was Hannah in eine mittelschwere Lebenskrise zu stürzen scheint. Zwar findet sie es toll, wenn ich bei ihr übernachte, aber das dritte Wochenende in Folge ist ihr wohl schlecht auf den Magen geschlagen. Sie hat mir nämlich ein Ultimatum gestellt: ich darf erst wieder bei ihr übernachten, wenn ich mit ihr ins Horizon gehe.

 

Ist das gemein oder ist das gemein?!

 

Ich kann gar nicht sagen, wie es mir geht. Also, nach dem Kuss. Ein bisschen verwirrt bin ich, weil Noah mich nicht sofort von sich gestoßen hat. Das würde man doch eigentlich machen, wenn man etwas nicht will, oder? Selbst wenn man im ersten Moment perplex ist. Weiß gar nicht, wie lange ich ihn geküsst habe. Ne Minute vielleicht? Also, es war ja auch nicht so ein richtiger Kuss. Unsere Zungen sind nicht im Spiel gewesen ich hab einfach nur meine Lippen auf seine gedrückt. Wenn es also eine Minute gewesen ist, hätte er nach mindestens dreißig Sekunden reagieren müssen. Hat er aber nicht.

 

Was bedeutet das denn jetzt? Und auch anschließend hat er nicht sehr viel getan außer stupide meinen Namen zu sagen. Hallo? Ich weiß wie ich heiße. Wieso hat er mich eigentlich nicht aufgehalten? Gut, ich bin wie der Flash abgehauen, aber trotzdem...

 

Hannah hat schon irgendwie recht. Ich sollte mit Noah reden, aber irgendwie ist jetzt alles viel komplizierter als vorher. Natürlich könnte ich alles auf den Alkohol schieben, schließlich denkt Noah ja eh, dass ich betrunken gewesen bin. Trotzdem – so betrunken, dass man voller Inbrunst einen Mann küsst, kann man ja eigentlich nicht sein. Zumindest nicht mit siebzehn. Vielleicht denkt Noah ja auch, dass es jugendlicher Schwachsinn gewesen ist. Das wäre zumindest meine Entschuldigung, wenn ich mich irgendwie raus reden wollen würde.

 

Aber will ich das?

 

Meine Sehnsucht nach ihm ist schlimmer als je zuvor. Mann, ich hab ihn geküsst wie ein Kleinkind. Hätte ihm meine Zunge in den Mund schieben und die Gunst der Stunde nutzen sollen. Ich habe so richtig Blut geleckt – und will jetzt mehr. Aber irgendwie auch nicht, schließlich ist die Angst vor Ablehnung immer noch übermächtig. Das ich es natürlich nicht besser mache, indem ich nichts tue, versuche ich fleißig zu verdrängen.

 

Stattdessen lenke ich mich mit Schulkram ab, lerne wie ein Bekloppter und schiebe nachts Panik, weil Mathe mich total fertig macht. Was mach ich denn bloß, wenn ich das Abi nicht packe? Wenn ich die Klasse wiederholen muss? Mann, meine Eltern köpfen mich. Nein, das werden die nicht, aber naja... welche Eltern sind schon begeistert, wenn das Kind eine Klasse wiederholen muss? Bastian macht sich eh schon die ganze Zeit über mich lustig. Typisch. Der ist in der Schule nämlich der totale Überflieger gewesen und hat nie Probleme gehabt.

 

Apropos, ich höre Bastian draußen auf dem Flur... ich glaube er telefoniert? Mit wem redet der denn noch? Es ist fast elf Uhr abends. Zwar Freitag, aber trotzdem? Er geht die Treppen runter und ich beschließe, dass ich noch einen Tee brauche. Zur Beruhigung. Ich hab mir nämlich neulich so einen Lavendel-Baldrian-Melisse Tee gekauft und bilde mir jetzt fleißig ein, dass mir das hilft.

 

Unten im Flur treffe ich Bastian, der sich gerade seine Schuhe anzieht.

 

„Wo gehst'n du noch hin?“, frage ich betont lässig und möglichst desinteressiert... dabei will ich schon wissen, wieso der sich so raus geputzt hat. Also, Bastian sieht eh immer gut aus, glaube ich. Ich meine, was soll man über den eigenen Bruder schon sagen? Er ist größer als Noah und dem gehe ich mit dem Kopf gerade zur Brust. Bastian geht regelmäßig ins Fitnessstudio und hat auch deutlich mehr Muskeln als Noah. Mann, wieso vergleiche ich die beiden? Seine Haare hat er mit etwas Gel oder Wachs oder was auch immer gestylt. Er trägt eine dunkelblaue Jeans und ein weißes Hemd, mindestens die ersten drei Knöpfe hat er offen gelassen.

 

„Feiern. Warste eigentlich noch mit Oskar draußen? Der ist total unruhig.“

 

„Äh... nee. Mit wem gehst du denn feiern?“

 

Bastian verdreht die Augen und drückt mir Oskars Leine in die Hand.

 

„Mit Noah. Und du gehst jetzt noch mal schön mit Oskar vor die Tür, bevor wir hier nachts in irgendwelche Unfälle rein latschen.“

 

Ach du kacke!

 

„Wir?“

 

„Noah pennt hier. Mann, bist du blöde oder was? Bis morgen, Grottenolm.“

 

Er schnappt sich seine Schlüssel und dann ist er weg.

 

Mir wird spontan schlecht. Scheiße! Noah pennt hier? Oh Mann, das geht doch nicht. Ich schlüpfe schnell in meine Sandalen, pfeife Oskar heran und gehe ein paar mal mit ihm um die Häuser. Also, unruhig wirkt der auf mich ja nicht. Trotzdem, ich gehe auf Nummer sicher und wir laufen und laufen bis Oskar sich meiner erbarmt und brav sein Geschäft erledigt.

 

Als wir wieder zurück sind, rufe ich sofort Hannah an, die etwas träge nach Ewigkeiten klingeln ins Telefon nuschelt.

 

„Mann, es ist tausend Uhr... was willst du denn?“

 

„Hannah, kann ich bitte bitte bei dir übernachten?“

 

„Was? Nein, ey, ich lieg schon im Bett.“

 

Naja, es ist inzwischen nach elf und Hannah hat heute ein bisschen erschöpft auf mich gewirkt. Die konnte sich in der Schule nicht so gut konzentrieren und klagte über Kopfschmerzen.

 

„Bastian und Noah gehen feiern und Noah pennt hier. Bitte.“

 

„Hör mal, ich bin echt müde und du muss dringend schlafen. Und du mit Noah reden.“

 

„Hannah...“

 

„Ernsthaft, Konstantin, das ist echt nicht mehr witzig. Gute Nacht!“

 

Klick, Hannah legt auf. Ich starre auf mein Handy. Hat die mich ernsthaft weg gedrückt? Mir ist nach heulen zumute. Und sauer bin ich auch. Mensch, die ist meine beste Freundin, sollte sie da nicht Verständnis für mich aufbringen? Kann ja verstehen, dass es mit mir in letzter Zeit nicht so einfach ist... naja, in den letzten vier Jahren... aber mich so abzuservieren? Ich brauche meinen Tee. Unten im Wohnzimmer gucken meine Eltern irgendeinen Film von anno-dazumal. Das höre ich, weil die Synchronisation uralt klingt und irgendwie jede Person dieselbe Stimme zu haben scheint.

 

„Gute Nacht!“, rufe ich und kriege ein doppeltes Gute Nacht zurück. Oskar wird nochmal lieb getätschelt, dann verschwinde ich mit meinem Tee auf mein Zimmer und laufe auf und ab. Ich muss mir dringend überlegen, was ich jetzt tun soll. Auf keinen Fall kann ich Noah über den Weg laufen. Vor allem nicht hier, wo meine Eltern und Bastian sind. Oh Gott, hat Noah Bastian eigentlich irgendwas erzählt? Warum bin ich nicht schon eher darauf gekommen? Kacke, was wenn Bastian von dem Kuss weiß? Andererseits... dann hätte er mich schon längst irgendwie damit aufgezogen oder so. Ich meine, das würde er doch bestimmt tun, oder?

 

Vielleicht hat Noah es ihm aber auch nicht erzählt, was natürlich die Frage aufwirft, wieso nicht? Naja, vielleicht hat er ja etwas Sorge, was sein bester Freund davon halten würde. Andererseits... geht es irgendwen was an? Muss ja niemand wissen. Und irgendwas sagt mir, dass Noah über diesen Zwischenfall nicht reden wird.

 

Mit niemanden.

 

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Verdammt, ich habe total verschlafen! Ob das der Tee war?

 

Es ist kurz nach neun und ich höre Stimmen. Und die Dusche. Kacke. Ich habe mir extra vorgenommen, so früh wie möglich mit Oskar raus zu gehen und einfach nicht wieder zu kommen. Naja, erst irgendwann am Mittag oder Abend, wenn ich halbwegs sicher sein kann, dass Noah weg ist. Leider weiß ich nicht, wo der gerade ist. Unten? In der Dusche?

 

Das ist ein sehr netter Gedanke...

 

Kacke, ich hab Hunger. Hab das Gefühl, mein Magen frisst sich schon selbst auf. Und aufs Klo muss ich auch. Könnte mich in das Bad meiner Eltern schleichen, aber was, wenn Noah genau in dem Moment über den Flur latscht? Mein Leben ist doch echt eine einzige Lachnummer. Bin ich eigentlich der einzige Trottel auf der Welt, der solche Probleme hat?

 

Ich laufe in meinem Zimmer auf und ab, lausche an der Tür, mache mein Bett ordentlich – mache ich sonst nie – räume Zeugs von A nach B und rede mir ein, dass ich sehr beschäftigt bin. Irgendwann halte ich es nicht mehr aus, weil ich befürchte, dass mir die Blase platzt. Bevor ich jedoch raus auf den Flur trete, ziehe ich lieber ein Tshirt über... nur in Shorts will ich dann doch nicht hier rum laufen wenn wir Besuch haben. Wobei, eigentlich soll Noah ja sehen, was er an mir hat...

 

Leider ist es nur Bastian, der mir gerade entgegen kommt, die Haare noch nass von der Dusche. Er sieht mich ziemlich skeptisch an, weil ich von einem Bein aufs andere hüpfe.

 

„Oskar geht es sehr ähnlich. Sieh mal lieber zu, dass du mit ihm raus gehst, anstatt bis in den Mittag rein zu pennen.“

 

Er schnippt mir gegen die Stirn und geht an mir vorbei nach unten. Hallo? Es ist gerade mal nach neun! Das ist ja wohl früh genug. Warum Bastian so früh wach ist, ist mir allerdings ein Rätsel. Die können ja nicht sehr lange weg gewesen sein, wenn die so früh wieder wach sind. Oh Mann. Noah ist bestimmt schon unten, oder?

 

Ich renne schnell ins Bad, bevor mir noch ein Unglück passiert, dusche in Rekordzeit und flitze wieder rüber in mein Zimmer um mich anzuziehen. Handy, Schlüssel, Geldbörse... dann schleiche ich leise die Treppen runter. Aus der Wohnküche dringen Stimmen an mein Ohr... das ganze Haus ist wach. Meine Eltern, Bastian und Noah unterhalten sich über... keine Ahnung, mein Hirn kann das nicht so richtig verarbeiten. Ob Noah auch geduscht hat? Ja bestimmt. Oh Mann. Jetzt muss ich mir vorstellen, wie wir beide...

 

„Oskar!“, rufe ich und höre seine Krallen über den Laminatboden schrammen. Er rennt mich fast um, als er aus der Wohnküche auf mich zu gerannt kommt und mit seinem Schwanz alles kurz und klein schlägt. Schnell mache ich die Leine fest.

 

„Konstantin?“, ruft meine Mama und kommt einen Augenblick später raus auf den Flur.

 

„Frühstückst du nicht mit uns?“

 

Sie schaut mich ein bisschen entgeistert an.

 

„Nee, Oskar muss dringend raus und... äh, ich bin mit Hannah verabredet. Wir gehen in der Stadt frühstücken.“, lüge ich mir einen dranlang, was Mama natürlich nicht merkt.

 

„Ach so. Ja na dann, viel Spaß euch. Grüß Hannah schön.“

 

„Mach ich. Bis später.“

 

Mama drückt mir einen Kuss auf die Stirn, ich schlüpfe in meine Sandalen und sehe zu, dass ich das Haus verlasse. Was ich jetzt die nächsten Stunden machen soll, ist mir ein Rätsel. Erstmal gehe ich mit Oskar in den Park und drehe dort meine Runden mit ihm. Danach finde ich, dass wir mal wieder durch den nahe gelegenen Wald spazieren können. Es ist erst nach zehn als wir dort ankommen und ich weiß nicht, was ich machen soll.

 

Zu Hannah gehen kann ich nicht, die weiß von ihrem Glück schließlich noch nichts. Und irgendwie... naja, ich weiß nicht, wenn ich wieder bei ihr aufkreuze, wird sie doch bestimmt sauer sein, oder? Ein bisschen kann ich ja verstehen, dass sie eventuell genervt sein könnte, aber gerade in so einer Situation müsste sie doch für mich da sein, oder?

 

Ich habe mir das schließlich nicht ausgesucht. Mir wäre es ja auch lieber, wenn ich mich in jemand anderen verliebt hätte. Ein Mädchen vielleicht oder halt einen anderen Jungen in meinem Alter, wo es nicht so schlimm ist und ich es verheimlichen muss. Naja was heißt, mir wäre es lieber... mir wären weniger komplizierte Umstände lieber. Zum Beispiel wäre mir schon damit geholfen, wenn Noah nicht der beste Freund meines Bruders wäre. Vielleicht ist das ja das größte Problem an dieser ganzen Misere.

 

Ob Noah mich wohl auch lieben könnte? Wenn er beide Augen fest zusammen kneift...

Aber wie sähe eine Beziehung zwischen uns aus? Bei mir daheim müssten wir ja immer so tun als wäre nichts. Er würde weiterhin bei Bastian im Zimmer pennen wenn er über Nacht bleiben würde. Und anstatt mich zu küssen würde er mir wie ein kleines Kind durch die Haare wuscheln.

 

Meine Eltern würde wohl der Schlag treffen wenn die Noah und mich zusammen sehen würden. Ich bin zwar nach wie vor fest davon überzeugt, dass sie tolerant auf meine sexuelle Orientierung reagieren würden, aber... naja, vielleicht ja auch nicht? In Freundes- und Bekanntenkreisen ist das ja immer völlig in Ordnung, aber in der eigenen Familie? Das eigene Kind? Bastian wäre das ohnehin egal, solange ich mich nicht an Noah ran machen würde. Ich gebe zu, ich habe in dieser Hinsicht schon ein ziemlich schlechtes Gewissen. Zwischen beste Freunde und verliebt sein liegt eben ein Unterschied. Außerdem möchte ich Noah ja auch nicht in eine Position drängen, die ihm unangenehm sein könnte. Er soll schließlich nicht zwischen Bastian und mir wählen müssen, aber würden wir zusammen kommen, würde es doch genau darauf hinauslaufen, oder?

 

Leider kann ich absolut nicht einschätzen, wie Bastian darauf reagieren würde. Es sollte mir egal sein, schließlich kann ich für meine Gefühle ja nichts. Aber er ist nach wie vor mein Bruder. Er und Noah stehen sich so nah... wäre Noah nicht mit Frank zusammen gewesen, ich wäre geneigt zu glauben, dass die heimlich was am laufen gehabt haben. Das ist natürlich völliger Quatsch denn Bastian steht auf Frauen, auch wenn er keine Freundin hat. Wieso eigentlich nicht, frage ich mich? Er sieht immerhin nicht schlecht aus und ist, mal abgesehen mir gegenüber, echt nett. Und witzig. Auf Bastian kann man sich immer verlassen.

 

Ich seufze tief vor mich hin.

 

Was ein großer Haufen an Mist.

 

„Hey, Konstantin! Guten Morgen!“, höre ich eine fröhliche Stimme hinter mir und springe vor lauter Schreck fast aus der Hose. Als ich mich umdrehe erblicke ich Maxi in Sportkleidung. Eine kurze Sweatshorts trägt er und ein Tanktop... Mann, ich sehe jeden scheiß Muskel. Er ist ein wenig verschwitzt und gerade dabei die Ohrstöpsel aus seinen Ohren zu holen. Gemütlich joggt er auf mich zu und ich kriege schwere Beklemmungen.

 

Der hat mir gerade noch gefehlt!

 

Oskar, dieser treulose Verräter, wuselt sofort um ihn herum und beschnuppert ihn aufs Heftigste.

 

„Äh... hi, guten Morgen... was machst du denn hier?“

 

Wow, Konstantin... er trägt Sportkleidung... offensichtlich geht er joggen?!

 

„Joggen. Jetzt kann man das ja wenigstens noch machen, bevor es später zu heiß dafür ist.“

 

Also ich finde es ja jetzt schon viel zu heiß, behalte das aber mal lieber für mich. Dafür fällt mir etwas anderes ein, das ich ihm sagen könnte.

 

„Du, wegen neulich... sorry, dass wir so plötzlich weg waren ohne uns zu verabschieden. Mir war nicht so gut und ich wollte einfach nur noch nach Hause.“

 

Das ist zwar gelogen, kommt mir aber so easy über die Lippen, dass es keinen Zweifel an meine Ehrlichkeit gibt. Maxi lacht leise und schüttelt den Kopf.

 

„Kein Ding, Hannah hat mich angerufen und mir alles erklärt.“

 

Hä?

 

„Hä?“, frage ich ziemlich blöde und habe auf einmal ein sehr flaues Gefühl im Bauch. Hätte vielleicht doch was essen sollen, mir ist nämlich plötzlich ein bisschen schlecht vor Hunger. Was hat Hannah dem erklärt? Und wieso zur Hölle hat Hannah seine Nummer?

 

„Naja, sie rief mich gleich am Abend noch an und entschuldigte sich dafür, aber dir ginge es schlecht und sie bringt dich lieber nach Hause. Inzwischen geht’s dir aber wieder besser, ja?“

 

„Ja... ja, mir bekommt das Wetter und die Luft und das Bier da nicht so gut. Warum hat Hannah deine Nummer?“

 

Und das sie ihn noch in derselben Nacht angerufen hat!

 

Maxi sieht ein wenig verwirrt aus.

 

„Damit wir uns verabreden konnten. Wusste nicht, wann ihr ins Horizon geht, da sagte sie, sie würde mir eine Nachricht schicken. Also haben wir Nummern ausgetauscht.“

 

Mann, der muss ja denken, ich sei total bescheuert. Aus irgendeinem völlig absurden Grund bin ich etwas... verstimmt, weil Maxi Hannahs Nummer hat. Und umgekehrt. Mensch, was ist denn bloß los?

 

„Ach so. Sorry, ich bin wohl noch etwas müde...“, entschuldige ich mich ziemlich lahm und ziehe Oskar ein bisschen an der Leine zurück, weil er Maxi echt auf die Pelle rückt. Mann, dieser Hund macht mich nochmal wahnsinnig.

 

„So siehst du auch aus. Ist alles in Ordnung?“

 

Grr, wieso fragen mich das alle?!

 

„Ja, tut mir leid. Ähm... also wir müssen jetzt mal weiter...“

 

„Kein Ding. Magst du mir vorher noch deine Nummer geben?“

 

Ach du kacke!! Mein Kopf leuchtet wie ein Tannenbaum, dessen bin ich mir sicher.

 

„Wieso willst du meine Nummer haben?“

 

Maxi lacht und irgendwie klingt das sehr schön?!

 

„Na, weil ich dich vielleicht mal anrufen mag?“

 

Weil mir darauf auch nichts mehr einfällt, tauschen wir Nummern aus. Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, dabei brauche ich das gar nicht, weil ich ja nichts Verbotenes tue. Und Maxi ist theoretisch ein Schulfreund, da ist es ja wohl völlig legitim, dass wir Nummern austauschen, oder?

 

Maxi verstaut sein Handy wieder an so ein komisches Halterungstaschending an seinem linken Oberarm. Mann, der ist echt trainiert... und seine Schneewittchenhaut sieht gar nicht krankhaft aus, sondern eigentlich sehr schön.

 

„Also dann, wir sehen uns?“

 

„Ja, okay. Viel Spaß dir noch beim Joggen.“

 

Maxi lächelt mich an und puh, mir wird das irgendwie alles zu viel. Der soll aufhören, so völlig selbstverständlich mit mir umzugehen. Schließlich kennen wir uns ja praktisch gar nicht.

 

„Danke, dir auch noch. Bis Montag. Oder heute? Ich gehe abends ins Horizon. Vielleicht sieht man sich ja.“

 

Er zwinkert, stopft seine Ohrstöpsel wieder in die Ohren und joggt an mir vorbei. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich heute nicht ins Horizon gehen werde. Am Ende denkt er noch, ich würde mich für ihn interessieren! Naja, andererseits... er ist ja eigentlich sehr nett. Und hat auch nichts getan, was irgendwie eindeutig zweideutig gewesen wäre.

 

Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, Maxi zu nah zu sein. In meinem Kopf verdreht Teufelchen-Hannah die Augen. Ich habe nämlich kein böses und kein liebes Engelchen auf den Schultern hocken, sondern eine böse und eine liebe Hannah. Die sich beide leider sehr ähnlich sind.

 

Ich sehe zu, dass ich mit Oskar weiter gehe, bevor ich noch Wurzeln schlage. Auf einer Wiese spielen wir mit einem Stock, was Oskar tierisch freut. Ich habe schon nach zwei Minuten Muskelkater in meinen Armen. Vermutlich habe ich mir auch die Schulter ausgekugelt.

 

Irgendwann halte ich es nicht mehr aus und fahre mit Oskar in die Stadt. Mein Geld für den Bus, wenn ich ihn mal nehme, geht langsam zu Neige... besser, ich hole auch direkt noch etwas Bargeld ab. Und etwas essen sollte ich auch, ich krieg langsam Magenschmerzen.

 

Nachdem ich etwas Bargeld bei der Bank abgeholt habe, hole ich mir ein Brötchen in einem der vielen Cafés und einen Cappuccino to go. Setze mich mit Oskar auf eine Bank. Also, ich setze mich auf die Bank, Oskar liegt mir zu Füßen. Wenigstens einer.

 

Ich beiße gerade beherzt in mein Brötchen, als mein Handy klingelt. Es ist Paps.

 

„Ja?“, nuschel ich mit vollem Mund und bete, dass mir nicht alles raus fällt. Oskar wartet nur darauf.

 

„Junge, du bist doch in der Stadt, oder? Könntest du später etwas für einen Salat kaufen? Noah bleibt noch bis zum Abendessen und wir haben nichts knackiges da.“

 

… also ich finde Noah ja durchaus knackig.

 

„Äh, ja... klar. Besondere Wünsche?“

 

„Nicht wirklich, such einfach was aus, das du auch magst.“

 

„Okay. Bis später dann.“

 

Wir legen auf und ich will heulen. Irgendwann muss ich nach Hause, um die Sachen nach Hause zu bringen und Oskar kann ich bei dem Wetter auch nicht den ganzen Tag durch die Gegend schleppen. Kann Noah nicht bei sich daheim essen?! Der wohnt schließlich nicht bei uns. Mann ey... ich kann mich nicht mit an den Tisch setzen, als wäre nichts passiert. Und ich will auf keinen Fall in die unangenehme Situation kommen, dass wir womöglich alleine sind. Oder er mich ansieht und ich in seinem Gesicht irgendetwas sehe, das ich nicht sehen möchte.

 

Erstmal esse ich mein Brötchen und spüle es mit etwas Cappuccino runter. Einkaufen gehen dauert vielleicht eine Stunde. Nach Hause fahren eine halbe, wenn der Verkehr gut ist. Ich könnte so um vierzehn Uhr wieder daheim sein und mich auf meinem Zimmer verschanzen. Oder, noch viel besser, mich an meinen Flügel setzen und üben und alleine sein wollen. Das ist nämlich etwas, was durchaus respektiert wird, sogar von Bastian.

 

Leider weiß ich immer noch nicht, wie ich dem Abendessen aus dem Weg gehen kann. Ob ich Hannah anrufen soll um mit ihr irgendwo was essen zu gehen? Nach gestern habe ich allerdings ein wenig Bammel... ich weiß ja, dass ich mich in diese ganze Sache mit Noah tierisch rein steigere. Es wäre alles viel einfacher, wenn ich es ihm endlich sagen würde, aber... vielleicht bin ich ja doch noch nicht so weit? Oder ist es doch nur eine Schwärmerei? Nein, auf keinen Fall. Ich möchte mit Noah zusammen sein. Ich möchte seine Hand halten, mit ihm Eis essen gehen (und von seinem Eis probieren...), auf dem Sofa sitzen und Filme gucken, mit ihm ausgehen. Ich möchte mich an ihn kuscheln, möchte seine Arme um mich spüren. Möchte seine Lippen auf meinen fühlen. Ich möchte neben ihm einschlafen und am nächsten Morgen mit einem Kuss und Frühstück ans Bett geweckt werden. Und dann gehen wir zusammen duschen und... naja, diesen Gedanken sollte ich mitten in der Stadt besser nicht weiter ausführen. Mein Bauch kribbelt sowieso schon unheilverkündend.

 

Ich schicke Hannah eine Nachricht und frage, ob sie heute mit mir zu Abend essen gehen möchte. Und entschuldige mich für die späte Störung am Vorabend. Dann gehe ich los zum Supermarkt und darf Oskar permanent hinter mir her ziehen, weil der überall stehen bleibt und rum schnüffeln muss. Mann, dieser Hund treibt mich eines lieben Tages noch in den Wahnsinn!

 

Schmeiße Eisbergsalat, Gurke, Tomate, Paprika, Feta, Mozzarella Bällchen und Avocado in den Einkaufskorb und überlege, ob ich noch ein Dressing kaufen soll. Wir haben allerdings so viel Zeugs, das können wir auch selber machen. Papa kocht nämlich nur frisch. Mama greift auch gerne mal zur Tiefkühlpizza, hat sich aber damit arrangiert, dass Papa sogar den Reis selber anbauen würde, wenn er könnte. Meistens müssen Bastian und ich aber für uns selber kochen, weil unsere Eltern länger arbeiten als ich in die Schule gehe oder Bastian von seiner Arbeit wieder kommt. Sagen wir mal so: die Basics gelingen mir, der neue Tim Mälzer werde ich aber nicht.

 

Nach dem Einkauf mache ich mich auf dem Heimweg. Ich werde die blöde Tüte einfach in die Küche stellen und dann auf mein Zimmer rennen. Vielleicht mache ich auch direkt einen Mittagsschlaf. Damit kriege ich die Stunden nämlich auch rum. Klingt nach einem guten Plan, oder?!

 

Es ist tatsächlich beinahe zwei als ich nach Hause komme. Oskar legt sich direkt in sein Hundebett im Wohnzimmer, die Einkäufe stelle ich in die Küche. Weder Bastian, noch Noah sind weit und breit zu sehen. Meine Eltern hantieren im Garten herum. Als mein Handy in meiner Hosentasche vibriert, kriege ich fast einen Herzinfarkt.

 

Ich will heulen, als ich die Nachricht lese.

 

Hannah fühlt sich immer noch nicht besser und kann keinen Besuch empfangen. Und weggehen ist auch nicht drin, wie sie mir mitteilt. Das darf doch alles nicht wahr sein!

 

Frustriert verziehe ich mich ins Musikzimmer, schließe die Tür und setze mich an meinen schwarzen Flügel. Meine Eltern haben ihn mir zum fünfzehnten Geburtstag geschenkt, zuvor hatten wir ein Klavier. Ich liebe meinen Flügel. Bedächtig streiche ich über das glänzende schwarz, öffne den Deckel der Klaviatur und berühre die weißen Tasten. Meine Finger kribbeln. Mein Herz klopft mir bis zum Hals.

 

Ich schließe meine Augen und spiele ein paar einfache Melodien, Kinderlieder, vereinzelte Passagen aus den Werken der großen Künstler. Irgendwann fange ich an Comptine d'un autre été zu spielen. Hannah hat mich so lange genervt, bis ich es gelernt und ihr vorgespielt habe. Es ist eines der ersten Stücke, das ich für sie gespielt habe. Inzwischen kann ich es mit geschlossenen Augen spielen. Der geöffnete Flügel trägt die Laute durch den gesamten Raum, hinaus in den Garten, durch das Haus. Die Musik erfüllt mich, jeder Muskel in mir entspannt sich. Mein Kopf ist frei von jedweden Sorgen.

 

Wenn mein Leben doch auch nur sorgenfrei sein könnte.

 

Also, mein Liebesleben, das ich zwar noch nicht habe, aber gerne hätte. Vielleicht sollte ich Noah ja ein Stück schreiben und ihm damit meine Liebe erklären?

 

 

Das ist echt keine blöde Idee.

 

Mitten im Stück höre ich auf, springe zum Regal mit meinen Notenbüchern und hole ein leeres Notenheft heraus, schnappe mir einen Bleistift und setze mich wieder hin. Und dann sitze ich eine ganze lange Weile einfach nur da und weiß nicht, wo ich anfangen soll.

 

Ich habe noch nie etwas selber geschrieben. Als Kind habe ich zwar einfach mal vor mich hin geklimpert, aber das hatte keinen Hintergrund. Außer Spaß an der Sache. Nur Spaß reicht jedoch für das, was ich vorhabe, nicht aus. Außerdem habe ich überhaupt keine Ahnung, wo und wie ich anfangen soll.

 

Mit einer mittelschweren Lebenskrise bleibe ich eine Weile einfach nur vor meinem Flügel sitzen, starre die leere Seite an, starre auf die Tasten. Alles, was ich nach gefühlten Stunden zu Papier bringe, ist der Name des Stücks: Für Noah.

 

Dann klopft es zaghaft an der Tür, mein Herz springt mir halb in den Hals. Schnell schlage ich das Heft zu.

 

„Ja?“

 

Bastian streckt den Kopf durch einen winzigen Türspalt und ich bete, dass Noah nicht auch noch auftaucht.

 

„Magst du auch ein Stück Kuchen? Erdbeere.“

 

Mein Magen knurrt. Bastian grinst.

 

„Äh... ja bitte.“

 

„Willst du hier essen?“

 

Er macht eine allumfassende Bewegung mit seiner rechten Hand. Ich nicke.

 

„Na gut. Falls du es dir anders überlegst, wir sind im Garten. Kuchen steht in der Küche, du hast ja zwei gesunde Beine.“

 

Schwupps, da ist er auch schon weg. Grrr, dieser Kerl macht mich wahnsinnig!!

Immerhin laufe ich nicht Gefahr, Noah über den Weg zu laufen. Und eine kleine Pause und etwas Abstand von meinem Projekt, das ohnehin noch nicht begonnen hat, ist ja auch nicht verkehrt.

 

Trotzdem schleiche ich ein paar Minuten später in die Küche und sehe einen zum Niederknien leckeren Erdbeerkuchen auf dem Küchentisch. Mann, ich will mich da rein legen. Vielleicht schneide ich mir deshalb auch ein etwas größeres Stück ab. Ich hab halt nur ein Brötchen bisher gehabt, okay?!

 

Schiebe mein Stück auf einen kleinen Teller, schnappe mir eine Gabel und... muss aus dem Fenster schauen. Aus Wohnzimmer- und Küchenfenster kann man nämlich den Garten sehen und... da sitzen sie alle. Meine Eltern, Bastian und Noah. Letztere sitzen nebeneinander und ich sehe meinen Schwarm lächeln. Mann, ist der schön. Mein Herz klopft wie wild und am liebsten würde ich mich zu ihnen gesellen. Ich möchte Noahs Hand durch meine Haare wuscheln spüren. Sein Lächeln sehen.

 

Mein Herz krampft sich schmerzlich zusammen. Da sitzt er, lacht mit Bastian, unterhält sich ausgelassen mit meinen Eltern, schiebt die Kuchengabel in seinen Mund und behält sie gleich etwas länger dort. Mir ist nach dahinschmelzen und das nicht (nur) wegen der Hitze.

 

Dann wandert sein Blick zum Küchenfenster – unsere Blicke treffen sich, ich spüre das Blut in mein Gesicht schießen und nehme Reißaus. Peinlicher geht es kaum. Der weiß doch, dass irgendwas im Busch ist und nicht stimmt. Wie er wohl über den Kuss denkt? Ich gebe zu, ich bin ihm sehr geschickt aus dem Weg gegangen, aber wenn er es hätte drauf anlegen wollen... hätte er doch mit mir reden können, oder? Ist es nicht auch irgendwie in seiner Verantwortung, diesen Kuss mit mir aus der Welt zu schaffen? Nicht, dass ich das will! Es soll schließlich noch viel mehr Küsse geben. Aber darüber reden müssen wir doch trotzdem irgendwann, oder? Das könnte also auch ruhig er übernehmen...

 

Ich schlinge meinen Kuchen regelrecht runter, lasse den Teller auf der kleinen Kommode im Musikzimmer stehen und setze mich nochmal an den Flügel. Inzwischen ist es nach vier und ich weiß immer noch nicht, wie ich dem Abendessen aus dem Weg gehen kann. Hannah fällt flach, was eigentlich das Schlimmste an der ganzen Sache ist. Wir verbringen wahnsinnig viel Zeit miteinander, alleine schon durch die Schule. Telefonieren fast täglich. Uns gegenseitig schreiben tun wir sowieso immer. Allerdings hat sie mir auf meine letzte Nachricht zwecks gute Besserung und so nicht mehr geantwortet. Natürlich ist das nichts Ungewöhnliches: wir haben auch Zeiten gehabt, in denen einer von uns erkältet gewesen ist – da leidet man lieber vor sich hin und verabschiedet sich vom Leben, als das man am Handy hängt. Dennoch fehlt mir Hannah gerade jetzt besonders. Schließlich kann ich nur mit ihr über Noah reden.

 

Noch einmal probiere ich, ein paar Noten für mein eigenes Stück zu schreiben, spiele ein paar Töne und lasse es dann doch sein. Irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass ich etwas für Noah schreiben kann. Schließlich kennen wir uns kaum – wenn wir mal ehrlich sind. Ich fühle mich wie ein Beobachter, der nur durchs Fenster schaut, aber nicht selber dabei ist. Es wäre einfach, das Fenster zu öffnen und hinaus zu klettern, genauso gut könnte man sich aber auch bei dem Versuch das Bein brechen. Oder direkt das Genick.

 

Vielleicht sollte ich ja einfach einen Magen-Darm-Infekt vortäuschen. Da kann ich immerhin sicher sein, dass mich keiner sehen will. Andererseits... ich möchte Noah nicht die Gelegenheit geben über mich nachzudenken, während ich eine innige Beziehung zum Klo führe.

 

Gott, ist das alles zum Kotzen. Ich sollte am besten ausgehen und den Abend durch tanzen!

 

 

Moment.

 

Okay, also Hannah kann zwar nicht mitkommen, aber ich könnte ja auch alleine gehen.

Ist schließlich nichts dabei. Wir sind immerhin keine siamesischen Zwillinge und ich brauche auch keinen Personenschutz... sozusagen. Trotzdem ist alleine tanzen gehen irgendwie doof. Von meinen anderen Freunden und Bekannten geht allerdings keiner ins Horizon.

 

Außer Maxi.

 

Was der plötzlich in meinen Gedanken zu suchen hat, ist mir ja auch ein Rätsel. Ich bin weiterhin der festen Überzeugung, dass ich den Kontakt mit ihm so spärlich gestalten sollte wie nur möglich, andererseits... die Hannahs in mir finden, dass es doch egal ist, mit wem ich ein Bier trinken gehe.

 

Ich bin schnell überzeugt und wähle Maxis Nummer. Mein Herz rast.

 

„Ja?“, höre ich seine Stimme nach ein paar mal klingeln und weiß gar nicht was ich sagen soll.

 

„Hi, äh... hier ist Konstantin.“

 

Maxi lacht.

 

„Das habe ich gesehen. Was gibt’s denn?“

 

Natürlich hat der meine Nummer auf dem Display gesehen... manchmal möchte ich die Hände über meinen Kopf zusammenschlagen – wegen mir selber.

 

„Mhh... also, du gehst heute ins Horizon?“

 

„Ja, ist geplant. Vermutlich so gegen acht.“

 

„Gut, dann... treffen wir uns?“

 

Ich höre Maxi Luft holen.

 

„Echt? Klar, gerne! Sollen wir uns vor dem Eingang treffen?“

 

Au weia, nein, ich kann mich nicht so fest mit ihm verabreden!

 

„Ach was, geh dann ruhig schon mal rein. Ich werde vermutlich erst etwas später als acht da sein.“

 

„Okay. Dann sehen wir uns später?“

 

„Wir sehen uns später.“, bestätige und ich und will schon auflegen, da höre ich nochmal seine Stimme.

 

„Danke für den Anruf. Ich freue mich auf heute Abend, Konstantin.“

 

Ich verabschiede mich ganz schnell von ihm, lege auf und das Handy ganz weit weg von mir. Habe ich mich gerade wirklich mit Maxi verabredet? Ein Teil von mir will diese Verabredung direkt wieder absagen. Der Rest findet, dass ich einen Samstagabend nicht daheim verbringen und stattdessen lieber etwas raus gehen soll.

 

Naja, was soll auch schon passieren? Ich werde mir ein oder zwei Bier gönnen, eine Cola zum Abschluss und dann werde ich nach Hause fahren und schlafen gehen. Gehe ja schließlich nicht mit Maxi aus.

 

Es wird ein netter Abend und ich werde Noah nicht über den Weg laufen.

 

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Es ist fast neun, als ich am Horizon ankomme.

 

Ein bisschen schlecht fühle ich mich ja schon, weil ich mich nicht mehr bei Maxi gemeldet habe und der bestimmt schon wartet. Andererseits habe ich ihm ja gesagt, dass ich später kommen werde. Das war allerdings auch ein Akt, weil ich meinen Eltern erstmal verklickern musste, dass ich auch zu Abend auswärts essen gehe. Nicht falsch verstehen: wir sind eine nette kleine Familie, stehen einander sehr nah. Wir haben Spaß zusammen, spielen gelegentlich Gemeinschaftsspiele, achten aufeinander. Klar gibt es auch mal Zoff. Und es ist auch überhaupt kein Thema, wenn wir was unternehmen und mal aus sind.

 

Allerdings bin ich in letzter Zeit zu häufig nicht da gewesen weshalb mein Vater etwas auf die Barrikaden ging und es nicht gut fand, dass ich schon wieder Party machen gehe. Und wieder mal nicht daheim bin. Diese Diskussion haben wir immerhin im Flur vor meinem Zimmer geführt, also nicht dort, wo Noah uns womöglich sehen und hören konnte. Letztlich durfte ich aber doch gehen.

 

Ich habe alles gemacht, wie Hannah es machen würde: meine Haare ordentlich-unordentlich, etwas Wachs zum Definieren. Dunkelblaue Röhrenjeans, die ich an den Knöcheln umgeschlagen habe, weiße Chucks, schwarzes Tshirt mit V-Ausschnitt. Handy und Schlüssel habe ich noch in meine Hosentaschen bekommen... Geldbörse nicht. Ausweis und ein paar Scheine mussten also in die Hülle hinters Handy gestopft werden. Hannah sagt immer, dass ich einen süßen Hintern hätte – ihre Worte, nicht meine! - und der in den engen Jeans gut zur Geltung kommen würde. Ich finde die eher unpraktisch, weil nicht viel in die Taschen passt und sie in Noahs Gegenwart zu körperlichen Beschwerden führen.

 

Am Eingang kriege ich mein rotes Leuchtarmband und laufe direkt gegen eine Wand aus stehender Luft, Schweiß, Alkohol, Parfüm, After Shave und Rauch. Puh, ich brauche erstmal ein Bier, das ist anders ja nicht zu ertragen.

 

Samstagabend ist es immer gerappelt voll – noch schlimmer als Freitagabend. An der Bar warte ich bestimmt zehn Minuten bis ich endlich mein Bier kriege und dann muss ich mich an zwei Kleiderschränken vorbei quetschen, damit ich nicht einmal über die Theke gefaltet werde. Mann, vielleicht hätte ich doch mit Magen-Darm daheim bleiben sollen. Wo ich aber schon mal hier bin, halte ich direkt mal Ausschau nach Maxi. Das ist leichter gesagt als getan, denn der geht in der Masse an teilweise doch recht großen Menschen bestimmt unter wie ein Stein. Außerdem fällt er ja auch nicht so krass auf. Ampelrotes Haar hat er jedenfalls nicht – nur dieser eine Typ, der genau deswegen auffällt wie ein schwarzes Schaf. Relativ groß ist er, könnte aber auch sein, dass es seine sehr schlanke Statur ist, die ihn groß erscheinen lässt. Von Kopf bis Fuß in schwarz und löchrig gekleidet, Silberkettchen und Gürtel... mein lieber Schwan. Also, hässlich ist der nicht. Warum der schwarz-glitzernde Docs trägt, ist mir allerdings ein Rätsel. Ich krieg ja in meinen Chucks schon die Pimpanellen! Mit meinen Sandalen kann ich nur leider nicht hier aufkreuzen – da würden mir die anderen Gäste die Haxen brechen.

 

Oha, Ampelhaar kommt auf mich zu!

 

Unsere Blicke treffen sich. Er hat ein Augenbrauenpiercing links, sein rechtes Ohr ist komplett durchlöchert und Snakebites und ein Septum hat er auch. Mir wird irgendwie ein bisschen unwohl. Er ist größer als ich, wenn auch nicht so viel.

 

„Hi, hast du Lex gesehen? Etwa...“, er mustert mich von oben bis unten und leckt sich dabei die Lippen, was leider sehr sexy aussieht, „deine Größe, Vampirhaut und ne Miene, als würde er lieber woanders sein?“

 

Ich kriege eine Schleudertrauma, wenn ich meinen Kopf weiterhin so schüttele!

 

„Hm, schade... der ist plötzlich einfach verschwunden. Mhh, meins ist leer, darf ich wohl einen Schluck haben?“

 

Während ich noch überlege, was er meint, nimmt er meine Hand mit dem Bier, führt die Flasche zu seinen Lippen und... nimmt einen Schluck. Dabei guckt er mich an und... puh, der macht mich nervös. Was ist denn jetzt hier los? Wie dreist ist der bitte?! Ich weiß nicht, ob ich nun staunen oder ihm mit der Flasche das Gesicht verprügeln mag. Wahnsinn, sieht der gut aus. Sehr viel älter als ich kann der nicht sein... jedenfalls sieht er noch recht jung aus.

 

„Jules“, kreischt eine Mädchenstimme und hinter ihm taucht ein... Goth-Mädchen auf, „lass den armen Jungen in Ruhe! Wo ist Lex? Hast du schon wieder geflirtet und ist er abgehauen?“

 

Das Mädchen hat schwarz-pinke Haare und... ist von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet. Die beiden sind wohl Freunde.

 

Ampelhaar... Jules? Lässt meine Hand los, zwinkert mich an und dreht den Kopf zu dem Mädel, das nun neben uns stehen geblieben ist.

 

„Ich hab gar nichts gemacht! Der ist plötzlich weg. Der...“, er sieht mich an, „wie heißt du?“

 

Bin ich hier im falschen Film oder was?!

 

„Äh... Konstantin.“

 

„... der, äh, Konstantin hat ihn auch nicht gesehen.“, grinst er und zwinkert mich frech an. Ich glaube, ich will ihm das Gesicht ganz schlimm mit der Flasche verprügeln. Wie in Pans Labyrinth.

 

Das Mädchen verdreht die Augen, packt Ampelhaar am Arm und zieht ihn von mir weg.

 

„Du musst Jules entschuldigen, er kämpft gerade damit, verliebt und treu zu sein.“

 

„Kein Ding...“, sage ich schwach und versuche heimlich nach Maxi zu schielen. Der muss doch hier irgendwo sein!!

 

„Äh, Konstantin, war nett dich kennen zu lernen. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder.“, strahlt Ampelhaar mich an.

 

Bitte nicht!!

 

Etwas sagen kann ich aber nicht mehr, das Mädel zieht ihn weg und sie verschwinden in der Menge. Wow. Was war das denn bitte?! Jules ist doch nicht sein richtiger Name, oder? Cool klingt's trotzdem. Nicht, dass mich das interessiert.

 

Ich dränge mich Bier trinkender weise durch die Tanzenden, halte nach Maxi Ausschau. Ich bin fast einmal quer durch den gesamten Club, als er mir endlich auffällt.

 

Maxi tanzt und das nicht gerade jugendfrei.

 

Der hat nur eine verboten tief sitzende schwarze Jeans an, in die er bestimmt rein genäht worden ist. An den Knien hat sie voll im Trend liegende Risse. Mann, wie der sich bewegt... er griffelt an seinem nackten Oberkörper herum, fährt sich mit den Händen über den Bauch, die Hüften, wirft den Kopf in den Nacken, bewegt die Hüfte wie ein verdammter Latino-Tänzer. Mann, wo hat der gelernt so zu tanzen?!

 

Mir wird schwächlich im Gebein, was ich auf die schlechte Klimatisierung im Horizon zurückführe. Wenn ich mich so umschaue, bin ich nicht der einzige, der ihn offensichtlich anstarrt. Manchen hängt der Geifer regelrecht aus den Mündern.

 

Meine Beine bewegen sich wie von selbst, während ich auf Maxi zugehe. Meine fast leere Flasche Bier drücke ich irgendwem in die Hand, dann bin ich bei Maxi. Der schaut erst etwas überrascht aus als er mich bemerkt, lächelt dann aber.

 

Ich weiß, dass es falsch ist.

 

Ich weiß, dass ich das nicht tun sollte.

 

Ich weiß aber auch, dass ich frustriert bin und... meine Güte, Maxi sieht gut aus, macht mich nervös und vielleicht reizt er mich ein bisschen, wie der hier so rum tanzt?!

 

Als ich mich dicht vor ihn stelle, werden seine Augen minimal größer. Auf seiner Stirn glänzt der Schweiß, aber das ist mir egal. Mein rechter Arm legt sich um seine Schulter, meine Hand gleitet in seinen Nacken. Wahnsinn, hat der weiche Haut. Und ganz warm ist er. Heiß.

Seine Hände legen sich an meine Hüften, ziehen mich näher. Er bewegt seinen Unterleib gegen meinen, was zugegeben nicht das schlechteste ist. Seine Lippen sind einen kleinen Spalt weit geöffnet, er neigt den Kopf zur Seite, sein Gesicht kommt dem meinen näher. Mir ist alles egal, ich überwinde die kleine Distanz zwischen uns bis sich unsere Münder treffen. Einen Moment lang schauen wir uns an, dann schließen wir die Augen während wir uns küssen.

 

Also, eigentlich knutschen wir ziemlich heftig miteinander. Seine Zunge erkundet meinen Mund, stupst meine an, umspielt sie, seine Hände krabbeln unter mein Tshirt. Ich kriege trotz der Hitze eine erstklassige Gänsehaut, meine Brustwarzen werden augenblicklich hart als er sie mit den Fingern anstupst. Mein Bauch... da fährt eine Achterbahn herum. Mir ist heiß und kalt und irgendwie denke ich noch, dass Maxi verdammt gut küssen kann. Ich bin immer noch hin und weg von der Tatsache, dass ich einen anderen Jungen küsse. Mann, ist das schön. Ich streiche vorsichtig mit meiner freien Hand über seinen Oberkörper, ertaste feste Muskeln. Wenn ich Hannah umarme, dann ist alles ganz weich, fließend. Maxi zu berühren ist... das ist wie ein Kick. Weil er eben ein Junge ist, nicht, weil er Maxi ist.

 

Maxi saugt, knabbert, lutscht, leckt an und über meine Lippen, in meinem Kopf dreht sich alles, meine Lippen kribbeln angenehm und ich habe Mühe, dem Kuss noch folgen zu können weil ich fürchte, dass er mich besinnungslos küsst. Seine Hände wandern wieder zu meinen Hüften, nach hinten zu meinem Po, wo er beherzt hinlangt. Mir entfährt ein... keuchen, stöhnen, wimmern? Keine Ahnung, mein Mund macht ein eigenartiges Geräusch während Maxis Hände mit meinem Arsch Gott weiß was treiben.

 

Als ich seine Finger unter meinem Hosenbund spüre, platzt die Seifenblase, in der ich mich bis dato wohl noch befunden habe, mit einem lauten Knall. Schlagartig bin ich wieder ganz bei, löse den Kuss und schiebe einen reichlich... enttäuscht wirkenden Maxi etwas auf Abstand.

 

„Ich bin verliebt.“, stelle ich klar und muss zum Glück nicht all zu laut reden, weil wir uns immer noch nah genug sind. Maxi gelingt ein gequältes Lächeln und irgendwie tut er mir dann doch leid.

 

„Aber nicht in mich, hm?“

 

Wenigstens klingt seine Stimme nicht so enttäuscht wie er aussieht. Trotzdem ist die Situation nicht gerade angenehm – für keinen von uns.

 

„Tut mir leid.“

 

„Seid ihr zusammen?“

 

„Wer?“, frage ich blöde und kriege Beklemmungen.

 

„Na, du und dein mysteriöses Herzblatt.“

 

„Nein... er weiß es nicht. Es ist kompliziert.“

 

„Ist es das nicht immer?“, lächelt Maxi und nimmt meine Hand, was ich erst etwas unangebracht finde bevor ich mich dann doch damit arrangieren kann.

 

„Schade. Sind wir trotzdem Freunde?“

 

Bin ich nicht noch bis gerade eben der Überzeugung gewesen, dass das absolut keine gute Mischung ist? Und hatte ich mir nicht auch fest vorgenommen, ihm keine Hoffnungen zu machen geschweige denn ihm zu nah zu kommen? Alle Achtung, Konstantin, das hat du ja wirklich knallhart durchgezogen.

 

„Klar.“, nicke ich und weil ich trotzdem finden kann, dass Maxi gut aussieht und einen wirklich heißen Tanz hingelegt hat, muss ich ihn nochmal küssen. Gott, kann der küssen. Ich sehe ein paar kleine Sternchen. Dann zieht er sich etwas zurück.

 

„Okay, wir müssen damit aufhören. Ich finde dich echt süß und wäre froh, wenn das mit uns... intimer werden würde. Aber ich will kein Ersatz sein und du würdest es nur bereuen.“

 

Oh Mann, wie das für ihn sein muss, habe ich gar nicht bedacht! Naja, nicht wirklich jedenfalls.

 

„Und was machen wir jetzt?“

 

„Ich gehe nach Hause und hole mir einen runter.“

 

Ach du kacke! Ich werde knallrot und mir scheint wohl wirklich alles aus dem Gesicht zu fallen, denn Maxi lacht ein wirklich nettes Lachen und... wuschelt mir durch die Haare?!

 

„Du bist echt niedlich. Und ich ziemlich geil. Also, wir sehen uns in der Schule.“

 

Der lässt mich einfach stehen. Ich werd verrückt.

 

Hat der mir gerade wirklich gesagt, dass er sich jetzt daheim einen... mein Schädel wird nachträglich noch etwas röter!!

 

Ich brauche unbedingt noch ein Bier, das ich ziemlich schnell runter kippe. Was war das denn gerade bitte? Wieso um alles in der Welt... also... hab ich wirklich mit Maxi rum geknutscht? Also, wenn wir jetzt mal beide Augen ganz fest zukneifen... geil war es schon. Ich meine, es hat mir gefallen, weil er ein Junge ist... junger Mann. Nicht, weil er Maxi ist. Und, wie ich ja bereits mal erwähnt habe... jemanden Küssen ist grundsätzlich ja eine ganz schöne Sache. Oh Mann, mein Bauch kribbelt immer noch. Und mein Kopf fühlt sich so leicht an.

 

Noch ein Bier, dann gehe ich tanzen. Die anderen Besucher kümmern mich nicht. Mein Körper folgt der Musik, dem Beat, der den Boden leicht vibrieren lässt. Ich schließe meine Augen, bewege meinen Körper intuitiv, folge dem Flow. Ein bisschen fühle ich mich wohl wie Maxi, als er hier so rum getanzt hat. Mir ist es egal, ob mich andere anstarren. Ich will sowieso nur von einem angestarrt werden.

 

Und das ist der Moment, in dem ich die Augen aufreiße und ganz genau weiß, was ich will.

 

Und das finde ich nicht hier.

 

Keine Ahnung wie spät es ist, ich verlasse den Club, laufe zum nächst gelegenen Bahnhof, ziehe ein Ticket und warte auf die blöde S-Bahn. Als ich irgendwann auf mein Handy schaue, ist es schon nach elf. Und mein Akku neigt sich auch langsam dem Ende zu. Scheiße.

 

Es ist mir egal.

 

Nach ein paar Stationen steige ich aus, verlasse den Bahnhof durch die Unterführung, laufe über die große Brücke was bestimmt eine halbe Ewigkeit dauert während unter mir der Fluss im dunklen dahin fließt. Autos fahren an mir vorbei, es ist abwechselnd hell und dunkel. Mein Weg führt mich durch ein Viertel mit vielen kleinen Gassen, durch einen Park, der glücklicherweise gut beleuchtet ist, an einem großen Platz vorbei und dann stehe ich vor dem großen Wohnkomplex, in dem Noah wohnt.

 

Ich bin noch nie hier gewesen – also, noch nie bei ihm. Ich weiß nur, dass er hier wohnt, nachdem er aus der WG ausgezogen ist und sich was eigenes gesucht hat. Wo ich eben noch genau wusste, was ich wollte und was ich brauche, kriecht nun wieder die Unsicherheit durch meinen Körper. Langsam gehe ich auf das Gebäude mit der Nummer sieben zu. Meine Augen scannen die Namensschilder.

 

N. Faber

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit drücke ich endlich den Knopf.

Es ist still. Nur das zirpen der Grashüpfer... Zikaden... was auch immer, durchbricht die Stille. Nichts passiert.

 

Ich drücke nochmal auf die Klingel.

 

Wieder nichts.

 

Für einen Moment fürchte ich, dass Noah wohl doch noch eine Nacht länger bei uns geblieben ist und seelenruhig bei Bastian pennt.

 

Ich will gerade nochmal auf die Klingel drücken, als die Gegensprechanlage angeht und ich ein ziemlich verschlafenes – und leicht unfreundliches - „Ja?“ um die Ohren geknallt kriege. Oh Mann. Mir geht die Pumpe.

 

„Hallo?“, tönt es erneut und ich muss schlucken, weil meine Kehle plötzlich so trocken ist. Dann nehme ich allen Mut zusammen.

 

„Noah, ich... ich bins, Konstantin... kann ich rein kommen?“

 

Stille.

 

Einen Augenblick später wird mir aufgedrückt und das Licht im Treppenhaus geht an. Ich schaue mich um und entdecke einen Aufzug, Gott seis gedankt! Habe schon befürchtet, ich muss die ganzen Treppen bis... ich weiß gar nicht, in welchem Stockwerk Noah wohnt, hoch laufen. Die Klingeln draußen haben das nicht durchblicken lassen. Vielleicht irgendwo im dritten, vierten? Ich drücke die Taste für den Aufzug und bin erleichtert, als mir die Namen der Anwohner auf einer Metallplatte ins Auge springen. Hallelujah, das ist ja wirklich idiotensicher!

 

Ich fahre in den sechsten Stock, der Aufzug geht mit einem Pling auf. Als ich auf den Flur hinaustrete, fällt mir ein Lichtkegel links auf, ich gehe ums Eck und sehe eine Haustür offen stehen. Und auf der Schwelle steht mein Schwarm.

 

Noah trägt eine lange, graumelierte Jogginghose und ein einfaches weißes Tshirt. Seine Haare sind etwas zerzaust. Sofort habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm ansehe, dass er geschlafen hat. Er sieht besorgt aus, als ich vor ihm stehe und es nicht fertig bringe, ihn anzusehen. Mann, was habe ich mir hierbei nur gedacht?

 

„Ist alles okay? Geht es dir gut?“

 

Seine Stimme, warm und beinahe liebevoll, geht mir durch Mark und Bein. Ich spüre seine Hand auf meiner Schulter und... ich kann nicht anders. Ich schlinge meine Arme um ihn und halte ihn ganz fest. Naja, eigentlich halte ich mich an ihm fest. Mein Kopf fällt gegen seine Brust, ich lausche seinem Herzschlag. Mhh, das ist schön. Noah ist ganz warm und meine Hände an seinem Rücken haben sich in den Stoff seines Tshirts gegraben. Ich möchte ihn nie wieder los lassen. Bitte, bitte, lass diesen Moment niemals nie enden.

 

Das er das aber muss, ist selbst mir klar. Trotzdem stehen wir einen Moment einfach nur da, dann zieht Noah mich in seine Wohnung und schließt die Haustür. Ab.

 

Mein Herz rast.

 

Verstohlen streife ich meine Schuhe von den Füßen und ich muss wieder daran denken, dass ich noch nie hier gewesen bin. Sein Flur ist erhellt, mir fällt eine Garderobenserie bestehend aus Sitzbank, Spiegel, Schuhschrank und einem Wandstück für Jacken auf. Ein langer, schwarz-weißer Läufer mit Hahnentrittmuster erstreckt sich auf dem Flurboden. Nervös muss ich feststellen, dass ich nicht weiß, was ich tun soll. Mein Kopf ist wie leer gefegt und mein Körper will mir nicht so recht gehorchen. Unsicher suche ich Noahs Blick auf, der selber etwas ratlos wirkt. Dann räuspert er sich.

 

„Möchtest du etwas trinken? Ich kann dir einen Tee machen.“

 

Es ist fast Mitternacht, aber was solls. Seine Fürsorge ist so lieb, dass mir ganz warm ums Herz wird. Hauptsache er schickt mich nicht weg. Ich nicke, dann führt er mich... offensichtlich ins Wohnzimmer, das scheinbar wie alle Räume vom Flur aus abgeht. Noah knipst das Licht an. Groß ist es, wobei der meiste Platz von einer riesigen Sofalandschaft eingenommen wird. Sie ist dunkelgrau mit grünen und grauen Kissen. Wie betäubt setze ich mich und bemerke die Wohnwand auf der gegenüberliegenden Seite. Einen großen Fernseher hat er. Gegenüber der Tür an der Wand befindet sich ein großes, bodentiefes Fenster. An den Wänden hängen vereinzelt ein paar eingerahmte Fotos – einige davon erkenne ich als Bastians Werke. Mir wird ein wenig schlecht, doch ich verdränge den Gedanken an ihre Vertrautheit miteinander ganz schnell.

 

Noah verschwindet kurz, während ich etwas verloren auf dem Sofa hocke. Der Boden ist dunkelgrauer Laminat. Irgendwie im Vintage Stil. Gefällt mir gut.

 

Von irgendwoher vernehme ich Noahs Stimme.

 

„Bastian? Hey, sorry für den späten Anruf. Konstantin ist hier bei mir.“

 

Au scheiße!! Der beruhigt meinen Bruder gerade bestimmt, dass er mich jetzt gleich nach Hause fährt... wieso hat er die Tür dann abgeschlossen? Ich will schon aufspringen und bin kurz davor zu betteln, dass ich hier bleiben darf, da höre ich wieder seine Stimme.

 

„Ich glaube es geht ihm nicht gut. Wo er schon hier ist, kann er hier schlafen. Ich bringe ihn morgen nach Hause. Nein, alles gut. Ja, okay. Bis morgen dann, gute Nacht.“

 

Hastig starre ich auf meine Füße als Noah zurück kommt.

 

„Ist Pfefferminztee okay?“

 

Ich nicke schwächlich.

 

„Okay. Bin gleich wieder da.“

 

Er verschwindet vermutlich in die Küche und mir wird erst jetzt bewusst, was er da gesagt hat. Ich werde hier schlafen. Ich werde bei Noah übernachten. Oh Gott. Mein Herz schlägt spontan noch schneller falls das überhaupt möglich ist und überschlägt sich fast. Ob... hat er ein Gästezimmer? Oder... darf ich in seinem Bett schlafen?!

 

Meine Gedanken gehen mit mir durch und ich merke beinahe nicht, als Noah mit einer Tasse wieder kommt und sie auf einen Doctor Who Untersetzer auf den kleinen Sofatisch vor uns abstellt. Dann setzt er sich neben mich und... streicht mir über den Rücken?! Mir ist nach kollabieren.

 

„Danke für den Tee...“, bringe ich heiser hervor und starre auf meine Hände, die ich zwischen meine Oberschenkel geklemmt habe. Da können sie wenigstens nicht irgendwas Dummes machen wie kneten, knibbeln oder Däumchen drehen.

 

„Nicht dafür. Ist irgendwas passiert? Was machst du hier?“

 

Das ist eine verdammt gute Frage. Eigentlich weiß ich das selber nicht so genau. Mir war nur so deutlich bewusst, dass ich unbedingt Noah sehen musste. Das ich bei ihm sein wollte. Nein, ich musste bei ihm sein. Das wird mir schlagartig bewusst.

 

„Ich habe einen Jungen geküsst.“, platzt es dann plötzlich aus mir raus, greife nach der Tasse und nehmen einen viel zu beherzten Schluck. Prompt verbrenne ich mir Lippen und Zunge, jammere leise und stelle die Tasse zurück. Ich bin so doof.

 

Noahs Hand an meinem Rücken liegt jetzt ganz still zwischen meinen Schulterblättern. Es fühlt sich an, als würde sie durch mein Tshirt hindurch meine Haut verbrennen, so warm ist sie. Seine Berührung macht mich halb wahnsinnig.

 

Wieso sagt der denn nichts?!

 

„Er heißt Maxi und geht auf meine Schule“, fasel ich hilflos drauflos und fange nun doch an, nervös meine Hände zu kneten, „und wir haben uns im Horizon verabredet und getanzt und irgendwie... ist es dann passiert und wir haben uns geküsst. Es war schön und alles und... aber er ist...“

 

Nicht du, beende ich den Satz in meinem Kopf und muss schwer schlucken.

 

Maxi zu küssen ist wirklich schön gewesen. Auch wenn er nicht Noah ist.

 

Erst jetzt wird mir wieder wirklich bewusst, dass ich einen anderen Jungen geküsst habe. Kein Mädchen. Ich meine, das ist mir klar und ich weiß, dass ich Jungs mag, aber jetzt fällt es mir plötzlich wie Schuppen vor die Augen. Vor dem Kuss ist es irgendwie anders gewesen. Ich kann es nicht beschreiben. Als wäre es nicht real gewesen.

 

Ich bin verwirrt, mein Herz tut weh, krampft sich in meiner Brust zusammen. Oha, was ist denn jetzt los?! In meinem Hals sitzt ein fetter Kloß und ich muss nach Luft schnappen weil... du guter Gott, ich werde doch nicht...!

 

Noah zieht mich in seine Arme, noch bevor die erste Träne über meine Wangen kullert. Und dann bricht irgendein Damm in mir und ich heule los wie ein Schlosshund. Wie Oskar, der sein Leckerchen nicht kriegt, denke ich noch bevor ich mich an Noah festhalte als würde ich ertrinken. Dem scheint es nichts auszumachen, dass ich sein Tshirt vollheule. Mann, der ist so gütig. Seine Hand streichelt über meinen Kopf, meinen Rücken, seine Arme halten mich ganz fest. Mein Körper wird von heftigem schluchzen durchgerüttelt und meine Schultern beben. Mir ist das so verdammt peinlich, am liebsten würde ich mich irgendwo verstecken. Nein, am liebsten würde ich ewig hier in Noahs Umarmung bleiben. Ich kann mich kaum beruhigen, dabei sollte das hier doch ein wahr gewordener Traum für mich sein. Ich meine, mein Schwarm hält mich fest in seinen Armen, ich spüre seinen Körper, kann seinen herrlichen Duft einatmen... er riecht nach Sommer. Nach Zitrusfrüchten und Minze und Strand und Meer.

 

„Noah...“, röchel ich wie Frankenstein und versuche ein wenig auf Abstand zu gehen.

 

Ich muss es ihm sagen.

 

Jetzt!

 

„Hey, alles gut. Ich weiß wie du dich fühlst und es ist in Ordnung.“

 

„Ist es nicht.“, schüttele ich meinen Kopf, schniefe und wische mir über die Augen. Ein paar Tränen kullern noch nach, auch die wische ich weg.

 

„Du brauchst keine Angst haben. Es ist verwirrend, es ist zu viel, aber morgen wird es schon besser sein.“

 

Wird es nicht. Es wird nie besser sein.

 

Das sage ich ihm auch, während meine Finger mit dem Stoff seines Tshirts spielen, was er entweder nicht merkt oder ihn nicht stört. Noah sieht ein wenig verwirrt aus, in seinem Gesicht lese ich jedoch nichts als warme Zuversicht. Ist es Mitgefühl, das ich in seinen Augen sehe? Werde ich jemals Liebe in ihnen sehen? Wird er mich jemals ansehen, als würde ich zu ihm gehören? Als würde er mich am liebsten in sein Zimmer entführen, aufs Bett schmeißen und furchtbar unanständige Dinge mit mir tun?

 

„Glaub mir, es wird besser. Hast du schon mit deinen Eltern gesprochen?“

 

Schleudertrauma-Kopf! Was ist das überhaupt für einen Frage?!

 

„Nein! Das kann ich denen doch nicht sagen! Ich meine... sie müssen es doch nicht wissen.“

 

„Ich bin mir sicher, dass sie damit kein Problem haben werden. Wenn du möchtest, komme ich mit?“

 

Mann, der ist so lieb, ich möchte direkt wieder los heulen.

 

„Das geht nicht... oh Mann, ich...“

 

Noah streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sein Daumen wischt eine Träne weg, ganz nah an meinem Auge. Meine Haut brennt, wo er mich berührt. Der muss aufhören, so zärtlich zu mir zu sein.

 

„Vielleicht solltest du erstmal schlafen. Morgen wird es dir schon viel besser gehen. Und dann können wir alles weitere beim Frühstück besprechen, wie klingt das?“

 

Zu schön um wahr zu sein!!

 

„Du verstehst das nicht...“

 

Meine Finger haben aufgehört mit seinem Tshirt zu spielen, aber nicht los gelassen. Noah gibt ein leises, vergnügtes schnauben von sich.

 

„Ich glaube, ich verstehe das sehr gut. Ich war in derselben Situation, Konstantin.“

 

DAS glaube ich nicht!

 

Gott, jetzt!

 

JETZT!

 

„Mann, Noah... ich... ich bin verknallt in dich!“

 

Und dann schlinge ich meine Arme um seine Schultern und küsse ihn.

 

Oh, seine Lippen treiben mich in den Wahnsinn. Meine Beine würden sofort nachgeben, würde ich nicht ohnehin sitzen. Ihm so nah zu sein... noch näher, als im Auto... mein Herz will am liebsten aus meiner Brust in seine Arme hüpfen.

 

Gleich wird es vorbei sein, ich weiß es, aber... noch nicht. Ich will es noch ein bisschen genießen, seine Lippen noch einen Augenblick auf meinen spüren. Bitte, noch einen Moment...

 

Dann geschieht etwas seltsames.

 

Also, nicht seltsam, aber... Noah erwidert den Kuss?!

 

Er öffnet seinen Mund, ich spüre seine Zunge, die meine Lippen teilt, sich in meinen Mund wagt. Ohgottohgottohgott!! Meine Augen sind längst zugefallen vor Überwältigung.

Ein Feuerwerk explodiert in meinem Schädel, Engelchen und Teufelchen Hannah feiern eine Party und kriegen sich gar nicht mehr ein. Ein ganzer Ameisenstaat krabbelt über meine Haut, durch meinen Körper, mein Herz wird zum Presslufthammer. Ich spüre Noahs Arme um mich, eine Hand in meinem Nacken, wir sind uns ganz nah... bitte, lieber Gott, lass diesen Moment nie enden. Lass mich Noah bis ans Ende meines Lebens küssen dürfen. Ich schmiege mich noch näher an ihn, schmelze gegen seine Lippen. Maxi zu küssen war schön. Das hier ist tausendmal besser. Mann, kann der küssen... da ist Maxi ja ein Amateur gegen!

 

Noahs Kuss ist warm, liebevoll, aber irgendwie auch... vorsichtig? Nein, zurückhaltend. Also, so zurückhaltend wie man sein kann, wenn man einem Schüler die Zunge in den Mund steckt. Oh Mann, seine Zunge... meine eigene liegt fast wie gelähmt in meinem Mund bevor ich es schaffe der seinen entgegenzukommen. Behutsam umkreist seine die meine, als würde er mich bei der Hand nehmen um mir zu zeigen, wie das geht. Noah saugt sanft an meinen Lippen, fährt sie mit seiner Zunge nach bevor er meine wieder umspielt. Ganz sanft und behutsam.

 

Mir wird bewusst, dass er das hier auch will. Das ist kein Versehen. Noah küsst mich.

 

Ich bin von diesem Gedanken so überwältigt, dass ich den Kuss lösen und meinen Kopf an seine Schulter schmiegen muss. Halte mich noch immer an ihm fest. Noah hält mich fest. In seinen Armen fühle ich mich sicher und geborgen. Mein Herz klopft wie wild, aber... es ist ein schönes Gefühl. Er sagt nichts. Ich sage nichts. Ich schwebe. Meine Augen bleiben geschlossen, während sich mein ganzer Körper entspannt, sich mehr an Noahs schmiegt. Bitte, lass uns noch eine Weile so bleiben. Die Realität wird uns noch früh genug einholen.

 

Mir fällt auf, wie erschöpft ich bin. Es ist, als würden die ganzen letzten Jahre, die ich verliebt bis in den Schwachsinn war, mich einholen. Meine Arme halten Noah weniger fest, seine Atmung lullt mich ein... sein Herz schlägt gegen meine Brust, beständig, ohne zu rasen.

 

Ich bin völlig erledigt... das ist alles zu viel für mich.

 

Ich bin so müde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  JeanneDark
2018-08-25T08:08:43+00:00 25.08.2018 10:08
Das Kapitel ist wahrlich eine Gefühlsachterbahn. Gefühle eines Teenagers können schon verwirrend sein.
Ich erinnere mich noch bei meinem ersten Freund, der erste Kuss. Ich hatte ihn wahnsinnig verstört weil ich nach dem Kuss weggelaufen bin. Die Serie erinnert mich deswegen daran, weil es auch der beste Freund meines Bruders war xD

Schwer zu verstehen was in Noah vorgeht. Aber wir haben ja auch Konstatins Sicht. Also völlig okay. Ich kann mir gut vorstellen, dass Noah selbst nicht so recht weiß, was er für den Jungen empfinden soll. Freue mich schon auf das nächste Kapitel.

Maxi tut mir ein bisschen Leid xD der braucht auch noch jemanden eindeutig.

Aber Konstantin war doch auch schon früher aus. Aber jetzt scheint er erst wahrzunehmen angeflirtet zu werden. Wird wohl Zeit das er nen Schuss los wird xD

Antwort von:  eulenkueki
25.08.2018 16:30
Ach nein wie witzig! Dann fühlst du dich ja hier quasi heimisch... ;)

Ja, der arme Noah hat es nicht ganz so leicht. Und ich leider auch nicht mit ihm, weil ich einerseits aufpassen muss, ihn nur wage zu beschreiben, damit Konstantin nicht ganz die Hoffnung verliert, aber doch auch relativ "eindeutig zweideutig", damit Konstantin eben doch weiter probiert. xD

Und ja genau - da er eigentlich nur Augen für Noah hatte / hat und sich seine Zukunft mit ihm schon ausgemalt hat, hat er vorher nie so wirklich auf andere Flirtversuche geachtet. Aber in dem Gefühlschaos ist der arme Jung wohl ein bisschen verwirrt...

Aber keine Sorge, der Schuss kommt früh genug XD #DasWarKeinSpoilerOder?
Von:  Maginisha
2018-08-25T05:44:41+00:00 25.08.2018 07:44
Oh weia...hier geht es ja rasant zur Sache. Das hätte ich nicht gedacht. Ob's am Bier liegt? Ist ja krass. Mehr fällt mir gerade nicht ein.

Interessant war der Unterschied der beiden Kuss-Szenen. Das hast du gut hingekriegt. Obwohl es mich schon etwas geschockt hat, dass Konstantin einfach so zu Maxi gegangen ist.

Jetzt bin ich auf jeden Fall sehr gespannt, wie es weitergeht.
Antwort von:  eulenkueki
25.08.2018 07:59
Danke für deinen Kommentar!
Ich war bei dem Kapitel tatsächlich sehr nervös es zu veröffentlichen - weil das Tempo ab jetzt doch angezogen wird. ;) Aber irgendwann muss das ja mal passieren und Konstantin hat bestimmt irgendwann auch mal die Faxen dicke, alles für sich zu behalten. Glaube ich. Und ein bisschen ausprobieren wird ja vielleicht noch ok sein. Redet er sich bestimmt ein. ;)
Von: abgemeldet
2018-08-24T20:59:28+00:00 24.08.2018 22:59
wir haben nichts knackiges da.“
… also ich finde Noah ja durchaus knackig.
-> Lieblingszitat dieses Kapitels ;D

Oh Mann, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll... Dieses Kapitel hat mich in so vielerlei Hinsicht überfahren, mal war mir nach Lachen, mal nach Heulen zumute. Hier kommt aber auch ein Gefühlsfeuerwerk der Extraklasse zusammen, meine Hochachtung!~
Ich bin echt hin- und hergerissen zwischen Maxi und Noah. Ersteren fand ich ja immer schon nur störendes Beiwerk, aber wenn man den so tanzen sieht... Und wenn dann selbst der doch sonst so felsenfeste Konstantin nachgibt, muss der Kerl ja schon Potential haben.
Da hatte ich gerade angefangen, Maxi und Konstantin zu shippen, als das Kapitel die Wende nahm... Also echt krass, wie Konsti plötzlich ran geht. Andererseits, das wäre so alles auch nicht möglich gewesen, wenn Noah nicht so überraschend aktiv reagiert hätte. Generell kommt bei ihm noch nicht wirklich durch, was er von dem Ganzen hält, aber du lässt derzeit wirklich alle Optionen offen. Der Cliffhanger ist wieder einmal perfekt!
Also, ich kann's schon gar nicht erwarten, wie du diese immer komplexer werdenden Verstrickung lösen wirst. Und selten war ich so zerrissen wegen Noah und Maxi... Klar, dass Noah mehr Potential hat, aber er bleibt eben seines Bruders bester Freund. Einfacher wäre wirklich eine 'Lösung' mit Maxi, aber das entspricht ja auch wieder nicht dem Gewollten. Ganz schön heikel...
Trotzdem erst einmal ein dickes Lob an ein ausgezeichnetes Kapitel~
Antwort von:  eulenkueki
25.08.2018 07:57
Sehr schön, dass du ein Lieblingszitat gefunden hast - es hat aber auch wirklich Potenzial! :D

Das überfahren-Gefühl kann ich gut nachvollziehen und wird in den folgenden Kapiteln sicherlich noch öfter vorkommen. Durch den Prolog habe ich ja auch mehr oder weniger ein "Zeitfenster" und muss das einerseits erfüllen, aber auch eben das Näherkommen in einem mehr-oder-weniger-angemessenen Zeitraum erfüllen. Das ist auch tatsächlich für mich schwierig zu schreiben, weil ich nicht zu viel und nicht zu wenig in ein Kapitel packen möchte. Die ewige Qual, haha!

Danke für dein Lob und es freut mich sehr, dass es so viele Gefühle und Gedanken bei dir ausgelöst hat!
Ich persönlich mag Maxi und Konstantin zusammen ja ein bisschen mehr, weil ich Maxi sehr easy schreiben kann. xD


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