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Von Peking bis Barcelona

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
PoV: Yuuri Komplett anzeigen

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1 - November 2016

„Au!“

„Was?“

„Yuuri, lass' mein Bein los!“

„Was hast du denn?“

„Muskelkater...“

Ich schaue ihn entgeistert an. Muskelkater? Er? Wovon de- Natürlich. Der Schneeflockentanz. Er hat sich gestern ziemlich verausgabt und danach zu lange auf der Eisfläche gelegen.

„Viktor?“, frage ich und lasse sein Bein los. „Alles in Ordnung?“

(= 3 =)

Das ist ja besser als jeder Animationsfilm. Der Kampf, der ihn seinem Gesicht tobt, weil er gerne will, dass ich ihn anfasse, aber die Gewissheit, dass sein Körper dagegen rebelliert... Und dieses Schmollen über sich selbst dazu, weil er scheinbar genau weiß, dass er es übertrieben hat... Niedlich. Ich kann nicht anders und patte grinsend seinen Kopf.

„Yuuri, lass' das! Warum lachst du?“

„Weil du niedlich bist.“

„Wer, ich?“

Ich lache noch mehr: „Ist denn sonst noch jemand hier?“

„Yuuri!“, beschwert er sich und schaut vorwurfsvoll in meine Richtung. „Du ärgerst mich...!“

„Tu ich nicht“, antworte ich und lege mich wieder neben ihn. „Du bist niedlich. Das habe ich den ganzen Sommer über schon gedacht. Und jedes Mal, wenn ich es dachte, war ich dankbar, diese Seite von dir zu sehen zu dürfen.“

Er sagt nichts, aber der Hauch Farbe auf seinen Wangen ist eindeutig kräftiger geworden.

„Seit ich dich am Tanabata geküsst habe und du mich nicht weggestoßen hast, frage ich mich generell, wie das passieren konnte. Du und ich. Ich meine, warum ausgerechnet ich... Bis vor ein paar Monaten hätte ich das für unmöglich gehalten.“

Jetzt beginnt Viktor zu kichern.

„Sicher? Unmöglich? Jetzt bist du süß, Yuuri.“

Was, wie? Ich bin doch nicht süß, wie kommt er darauf?! Er ist niedlich, aber ich bin doch nicht süß! Davon abgesehen, er ist er und ich bin... Naja, ich eben, das ist doch nichts Besonderes! Also wie soll das bitteschön im Rahmen des Möglichen gelegen haben? Auch wenn ich es irgendwie geschafft habe, dass er sich in mich verliebt hat... Ich meine, es gibt unzählige Gründe sich in ihn zu verlieben, aber in mich? Und warum kichert er die ganze Zeit so blöd?!

„Yuuri~,“ lacht er prompt, „magst du es nicht, dass ich dich süß finde?“

Ertappt verstecke ich mein Gesicht im Kissen und luge mit nur einem Auge zu ihm hinüber: „Ich versteh nicht, was an mir süß sein soll... Oder was du an mir findest.“

Viktor lacht erneut. Ich beobachte, wie er vom Rücken in meine Richtung rollt und dann zu mir rutscht. Eine Handbreit vor meinem Gesicht bleibt er liegen.

„Du hast mich fasziniert“, sagt er schließlich und grinst mich an. „Du hast mein Herz berührt und dich für mich entschieden. Dabei hast du so viele Menschen um dich, die dich lieben.“

„D-du hast doch viel mehr“, widerspreche ich zögerlich, denn unwillkürlich muss ich sofort an die Schafe denken, von denen er gestern erzählt hat. Wieso hat er nicht von anderen Kindern erzählt, als ich nach Freunden fragte? Hatte er etwa keine? Das kann ich mir nicht vorstellen.

„Yuuri, ich bin glücklich, dass ich es bin, den du liebst“, sagt er mit so ehrlich leuchtenden Augen, dass ich rot anlaufe. „Wirklich. Du nimmst mich an, wie ich bin und mehr verlange ich nicht.“

Vielleicht sollte ich - ausnahmsweise - nicht zu viel nach dem Warum fragen. Er ist bei mir und er ist glücklich. Das ist doch eigentlich das Wichtigste... oder?
 

Einen Tag nach dem Fest sitzen wir beim Frühstück Vater gegenüber, der mit uns etwas Wichtiges mitteilen will. Uns rutscht das Herz in die Hose, dass Mutter oder Mari doch geplappert haben, aber dann erklärt er uns lediglich, dass Abendessen und Baden in unserem Tagesablauf besser die Position tauschen sollten. Nach dem Kuss im Fernsehen könnte es vielleicht etwas befremdlich für unsere Gäste wirken, wenn sie uns zusammen nackt im Bad sehen. Zu unserer Verwunderung kommt aber nichts weiter. Nur das. Er sieht uns auch vollkommen normal an, als wäre es absolut selbstverständlich, sodass ich zu dem Schluss gelange, dass er Viktors Erklärung für die Presse voll geschluckt haben muss. Anders könnte ich mir nicht erklären, wie er nach zwei Nächten mit knarrendem Holzboden nicht auf die Idee gekommen sein sollte, dass wir eine Beziehung führen. Wir stimmen seinem Vorschlag schnell zu, aber sicherheitshalber füge ich aber noch an, dass die komischen Geräusche von Makkachin kamen, der vor lauter Wiedersehensfreude auf Viktors Bett herum gesprungen ist. Vater lächelt zufrieden, streichelt Makkachin den Kopf und geht gut gelaunt zurück an seine Arbeit. Wir sehen ihm noch eine Weile nach, aber auch Makkachin sieht so aus, als würde er sich darüber wundern, dass Vater es nicht in Frage stellt, woher ich wissen sollte, was er in der Nacht auf Viktors Bett gemacht hat.

Wieder eine andere Reaktion erwartet uns, als wir am Nachmittag in der Eishalle auf Nishigori treffen, der durch Yuko von unserem neuen Beziehungsstatus erfahren hat. Da ich wegen Viktors Muskelkater alleine durch die Programme laufe, bemerke ich erst nach einer Weile, wie Nishigori Viktor eine Predigt hält, dass er, Liebe hin, Liebe her, bloß vorsichtig mit mir sein soll und mich auf keinen Fall zu hart ran nehmen dürfe, jetzt wo ich so gut bei Wettkämpfen wäre. Ich laufe sofort feuerrot an, dass Nishigori meint, so etwas überhaupt in der Halle diskutieren zu müssen und on top, dass er von Äußerlichkeiten auf die Realität schließt. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich ihm jemals zu verstehen gegeben habe, dass ich für irgendwen meinen Hintern hinhalten würde. Dass Viktor das freiwillig tut, ist eigentlich ein Wunder...! Denn von der Vorstellung, das beste Katsudon oder das schönste Mädchen der Stadt zu sein, habe ich mich schon lange verabschiedet. Ungefähr dann, als ich anfing, Viktor häufiger, länger und intensiver zu küssen und bemerkte, dass ein gewisser nackter Hintern den Taschentuchverbrauch exponentiell ansteigen ließ.

Vielleicht bekomme ich auch deswegen den Eindruck, dass Nishigoris Augen trotz falscher Interpretation viel mehr auf Viktors Mitte und Hintern gerichtet sind als auf sein Gesicht. Für eine kurze Weile beobachte ich die Diskussion noch so gut das beim Eislaufen eben geht, dann reicht es mir. Der Groschen fällt bei Nishigori also ungewollt und sein Weltbild steht Kopf, dass auch ein zierlicher Yuuri sein Revier durchaus verteidigen kann. Für den Rest des Trainings verfällt er in stille Ehrfurcht und Viktor hat plötzlich nur noch eine Stirn.

Am selben Abend wartet Mutter dann auch noch mit einer Überraschung auf uns oder sagen wir, einer Ankündigung, mit der ich so nicht gerechnet habe. Viktor sitzt nach dem Abendessen an meinen Rücken gelehnt, schaut weiter seine Gameshow und streichelt Makkachin, während ich wegen Mutters Grinsen schon ein ungutes Gefühl im Magen bekomme.

Also, Yuuri, wenn du jetzt mit Vicchan verbandelt bist, ist Hotel Mama ist ab sofort gestrichen. Das heißt, wir ändern die Regeln.“

Eh, ja?“, frage ich überrumpelt. Regeln? Was für Regeln? Gab es Regeln?

Deine komplette Kleidung und Unterwäsche wäschst du jetzt wie deine Sportsachen selbstständig oder mit Vicchan zusammen im Salon nebenan“, erklärt sie mir weiter und ich will nur noch im Boden versinken. „Ihr könnt im zweiten Stock wohnen bleiben, aber dann wird dieser auch vollständig von euch in Ordnung gehalten. Auch der Flur und die Toilette im ersten Stock.

I-in Ordnung“, sage ich, denn das klingt plausibel. Trotzdem ist es mir unangenehm, dass in jedem Satz mitschwingt, dass die Hauptgründe dieser Veränderungen auf der Tatsache beruhen, dass ein Liebesleben Spuren hinterlässt, die verständlicherweise keiner sehen will.

Und überlegt euch bitte, ob ihr weiter mit uns essen oder euer Essen selbst machen wollt. Wir würden den Unterhalt von dir und Vicchan entsprechend anpassen.

Mir und Viktor?“, frage ich verwundert. Also ich zahle Unterhalt, ja, das weiß ich, aber irgendwie hatte ich gar nicht auf dem Schirm, dass Viktor auch etwas zahlt.

Vicchan zahlt Miete und Unterhalt, hat er gleich am zweiten oder dritten Tag mit Mari verhandelt.

Eh, ja,“ antworte ich und bin davon überraschter als ich sein sollte, „ich rede später mit ihm.

„Du kannst auch jetzt mit mir reden, Yuuri“, meldet sich Viktor. „Ich würde sagen, es bleibt so wie’s ist.“

Ok, dann bleibt es- Seit wann verstehst du, was wir reden?!“, rufe ich schockiert und sitze da wie vom Donner gerührt, aber Mutter kichert und Viktor lugt schuldbewusst über meine Schulter.

„Naja, was meinst du habe ich den Sommer über gemacht, wenn du morgens noch geschlafen hast?“

Oh Gott. „Sag jetzt nicht, du hast-“

„Japanisch gelernt? Doch hab ich.“

„Warum sagst du mir das nicht?!“

„Ich wollte dich überraschen...“, nuschelt er in meinen Pullover und schaut mich mit einem Hundeblick an, den Makkachin nicht besser hinbekommen könnte. Wenn er das macht, kann ich ihm für nichts böse sein.

Vicchan hat so schnell gelernt. Du kannst stolz auf ihn sein, Yuuri“, lässt mich Mutter wissen.

Moment mal, dann hast du ihm das beigebracht?!

Jetzt lächelt sie genauso schuldbewusst, aber leid tut es ihr nicht. Ich fass’ es nicht. Meine eigene Mutter lernt mit meinem Freund hinter meinem Rücken Japanisch und sagt mir nichts davon... Gut, im Sommer war er nur ein bisschen mein Freund, aber trotzdem!

Sei Vicchan nicht böse, Yuuri, er hat es für dich gemacht. Gute Nacht, ihr beiden.

Nachdem sie mit kleinen Schritten in der Küche nebenan verschwunden ist, schaue ich Viktor vorwurfsvoll an.

„Hast du noch andere Überraschungen in Vorbereitung?“, ziehe ich ihn auf.

„Freust du dich nicht...?“

„Doch“, sage ich, aber mein Blick bleibt unverändert vorwurfsvoll.

„Warum schaust du dann so böse?“

Viktor no kao ga kou shite kawaii kara mitakatta yo.

„Yuuri, du ärgerst mich schon wieder! Das ist zurui!“ D:

Ich lache, umarme ihn und damit kann er jetzt für den Rest des Abends brummen.
 

Am nächsten Tag kommt Minako-sensei in den Onsen um die Vorberichte des fünften Vorentscheids im Grand Prix, der Trophée de France, im Fernseh zu verfolgen, sodass mit ihr dann auch die letzte Person, abgesehen von meinem Vater, informiert ist. Allerdings braucht sie erst einmal eine halbe Flasche Sake, um auf die Veränderung klar zu kommen. Am Schwersten wiegt dabei weniger der Umstand, dass Viktor und ich ein Liebespaar sind, sondern vielmehr, dass ihrer Meinung nach der Sexappeal der lebenden Legende jetzt für immer dahin sei. Während Minako-sensei also dem Verlust von Viktors Image als heißestem Bachelor Russlands hinterher trauert, muss ich eben jenen beruhigen, dass er noch genauso viel Sexappeal hat wie vorher auch und dass er sich keine Sorgen machen muss, unattraktiv zu sein. Was sich als schwierig gestaltet, denn Minako-sensei jammert weiter, dass Chis jetzt der Einzige sei, auf den sie sich bezüglich erotischer Performances noch verlassen könne. Das widerum verunsichert mich, denn Chris ist nicht der Einzige, der seinen Eros in einem Programm diese Saison zeigen muss und sofort flüstert mir Viktor unterschwellig zu, dass Chris trotz seiner extravaganten Art schon seit Jahren fest mit seinem Agenten liiert ist und dass auch da ganz sicher nichts geht. Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte, aber wir entscheiden uns, es dabei zu belassen, dass Chris der Retter des männlichen Sexappeals. Halleluja.
 


 

Hasetsu, 15. November 2016
 

Vor unserem Abflug zum Rostelecom Cup sitzen wir alle, außer Mari, zum Essen im Gästeraum unseres Onsen zusammen. Bis jetzt hat sie es nicht geschafft, über ihren Schatten zu springen, aber wir wollen ihr die Zeit lassen und versuchen, uns in Geduld zu üben.

Um seiner Vorfreude auf Russland etwas Luft zu machen und mich ein besser darauf einzustimmen, hat Viktor für uns alle improvisiert russisch gekocht. Es gibt einen Fleischeintopf mit Paprika, Speck und Zwiebeln, aber sicherheitshalber haben wir auch noch etwas Reis vorbereitet. Die Optik erinnert mich entfernt an Curry, auch wenn es damit kaum etwas gemeinsam hat. Viktor hat beim Kochen schon gesagt, dass es wahrscheinlich nicht besonders aussieht, aber schmeckt. Und riechen tut es schon mal sehr gut.

„Freust du dich, zurück nach Russland zu reisen, Viktor?“, fragt Yuko.

„Ja, auch wenn Moskau nicht so schön ist wie St. Petersburg“, antwortet er und reicht Yuko ihre Schüssel.

Entgegen der japanischen Art, bei der sich alle aus dem Eintopf nehmen dürfen, wie es beliebt, kennt Viktor es so, dass der Gastgeber den Gästen das Essen reicht und sich selbst als Letztes nimmt. Da ich sein Freund bin, bin ich als Vorletzter dran.

„Und wie nennt sich das, was du gemacht hast?“, will Yuko weiter wissen und Viktor grinst mich herausfordernd an, als er mir meine Schüssel in die Hände gibt. Seit wir im Supermarkt waren und er mir die Zutaten auf Russisch vorgelesen und bemerkt hat, dass ich so manches überhaupt nicht aussprechen kann, muss ich natürlich noch viel mehr sagen und er lacht sich kaputt, weil ich wahrscheinlich nur sinnloses Zeug daher brabbele. Zehnmal den Namen vom Moskauer Flughafen. Depp.

Zubugurishu“, versuche ich es und auch wenn ich finde, dass es gar nicht so falsch klingt, lässt Viktor mich mit einem Augenzwinkern wissen, dass wir das noch ein bisschen üben müssen. Einige unserer Gäste kichern oder verstecken ein Grinsen hinter ihren Händen und ich richte meinen Blick peinlich berührt auf meine Schüssel. Im Gegensatz zu mir hat Viktor viel weniger Hemmungen, zu zeigen, dass ich sein Freund bin und es wird wohl noch dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe.

Nachdem er seine Portion jetzt auch vor sich stehen hat, beginnen wir mit einem allgemeinen „Itadakimasu“ zu essen. Beinahe ehrfürchtig nehme ich den ersten Löffel, aber halte auf halbem Weg inne und betrachte ihn. Viktor Nikiforov hat für meine Familie, Freunde und mich gekocht...

„Uma!“, ruft Nishigori, den der erste Löffel absolut keine Überwindung gekostet hat.

„Was, nein, Rind!“, korrigiert Viktor ihn auf der Stelle und ich lasse fast den Löffel fallen, so sehr muss ich mich beherrschen, nicht zu lachen.

„Viktor, Nishigori meint umai, kurz uma“, erkläre ich und muss meinen Löffel zurück in die Schüssel legen, sonst geht doch noch etwas daneben. „Er lobt dein Essen. Das hat nichts mit uma, dem Pferd, zu tun.“

„Ach so...“

„Du musst das noch ein bisschen üben“, wiederhole ich seine eigenen Worte. Liebevoll natürlich.

„Bei so viel Turtelei vergeht einem schon fast der Appetit...“, nörgelt Minako-sensei und stützt den Kopf auf den Ellbogen. Dann zeigt sie mit dem Löffel auf uns: „Ich glaub‘, ich bleib hier und ihr fliegt allein nach Russland, ich stör‘ euch doch bloß.“

Eh, was, wie?! Wir sind beim Essen! Es ist eindeutig nicht der Zeitpunkt für diese Art der Unterhaltung!

„Yuuri, schau nicht so entsetzt. Jetzt iss‘ endlich, Viktor wartet“, fordert sie mich auf, bevor sie sich dem Essen wieder zuwendet.

Mein Blick fällt zurück auf den Löffel in der Schüssel. Ich traue mich nicht. Ich kann nicht mal sagen warum, aber es wäre mir lieber, es würde nicht gerade jeder zuschauen, auch wenn ich um mich herum nur Lob vernehme, dass Viktor gut gekocht hat. Dabei ist es so gesehen nicht das erste Mal, dass wir zusammen gekocht haben. Als meine Eltern im August nicht da waren, haben wir an zwei Tagen auch selbst gekocht: Chahan und Karee. Gut, die eine Hälfte war aus der Packung und die andere hat der Reiskocher erledigt, sodass ich bisher immer annahm, Viktors Single-Haushalt sei ähnlich wie meiner in Detroit gewesen: typisch Junggeselle und katastrophal. Erst als Phichit mein Mitbewohner wurde, hat es sich gebessert, weil ich ihm meinen Dreck nicht zumuten wollte. Aber Viktor hat bisher noch nicht einmal Unordnung in seinem Zimmer gehabt und Mutters Küche sieht aus, als hätte er sie nie benutzt.

„Yuuri? Willst du nicht essen?“

„Was? Doch, natürlich!“, entgegne ich hastig. Ich war schon wieder zu tief in Gedanken. „Es ist nur... es hat noch nie jemand für meine ganze Familie gekocht... Und dann ausgerechnet du...“

„Ist das schlimm?“, fragt er.

„Was, nein!“ Hilfe, wie kommt er denn darauf?!

„Gut... Ich hab nämlich auch noch nie für so viele Personen gekocht“, gesteht er. „Immer nur für mich selbst oder mal einen Besucher, aber nie für eine ganze Familie und deren Freunde... Und auch nicht für jemanden wie dich. Also...?“

J-ja gut. Also dann. Ich nehme den ersten Löffel und habe eine Idee. Das erste Wort, dass er hier auf Russisch gesagt hat, wenn ich mich recht entsinne. Hoffentlich geht das jetzt nicht total in die Hose:

Fkusuno.

Er reagiert nicht.

„War das falsch?“, frage ich verunsichert.

Ohne Vorwarnung beugt er sich zu mir und gibt mir einen Kuss. Einige unserer Gäste verschlucken sich beinah oder starren uns mit großen Augen an, allen voran meinem Vater. Damit wissen es jetzt wohl doch alle.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Up Next: 2 - Intermezzo: Rostelecom, Ankunft in Moskau

Anmerkungen:
Viktor no kao ha kou shite kawaii kara mitakatta yo. = Wenn ich das mache, sieht Viktors Gesicht niedlich aus und das wollte ich sehen.

Zurui = Gemein, fies, ungerecht.

Zubugurishu = Russisch: суп-гуля́ш (sup-gulésch), in japanische Aussprache umgemünzt. Auf Deutsch: Gulaschsuppe. Das ist kein typisch russisches Essen, aber ich musste etwas auswählen, dass für viele Personen zu kochen geht und für das man alle Zutaten in Japan auch kaufen kann. Denn gerade an letzterer Einschränkung sind sehr viele meiner Ideen gescheitert. Besser und typischer wäre eine Soljanka gewesen, aber da scheitert's schon an der Basis, denn sauer eingelegte Gurken, Kohl und Pilze wird man in Japan nicht bekommen. Insofern: Lasset Gnade walten (_ _)" Für passendere Vorschläge bin ich jederzeit offen.

Itadakimasu = Guten Appetit.

Umai, bzw. uma = Lecker (うまい).
Uma = Pferd (馬).

Chahan = Gebratener Reis.

Karee = Jap. Curry.

Generell:
Entgegen vieler gängiger Vorstellungen, Viktor könne nicht kochen, bin ich vom Gegenteil überzeugt, denn es steht außer Frage, dass er sich als Spitzensportler auch mit Ernährung beschäftigen muss. Es gehört dazu und Viktor hat Ernährung als Thema auf dem Schirm, sonst hätte er Yuuri nicht sofort auf Diät gesetzt. Es ist seine erste Handlung als Trainer, also kann man sich vielleicht vorstellen, mit welcher Disziplin Viktor selbst seine Ziele verfolgt hat. Das ist mein Gedanke dahinter. Und ja, er ist natürlich auch ein Arschkeks, Yuuri sofort sein Lieblingsessen zu verbieten, lol. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  --lina--
2018-08-16T10:56:40+00:00 16.08.2018 12:56
Hach sie sind so süß!
Das ganze Kapitel ist einfach nur Zucker.
❤️
Ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll ^^ ich sitze einfach da und quietsche dumm rum xD
Antwort von:  Flokati
16.08.2018 16:22
Und nochmals Danke! Persönlich mag ich ja das Pferd am Liebsten und die Reaktion von Minako :)
Antwort von:  --lina--
16.08.2018 18:03
Ohja das Pferd ist klasse **


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