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Real Android 9

von

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Decision failed

//10.08.2039 – 16:21:35//
 

Eine leichte Brise umspielte Connors Haar, als er sich vor dem Fenster niederkniete. Die Scherben knirschten leise unter seinen Füßen. Durch die vielen gesplitterten Paneelen des Fensters, blickte er auf die Metallgießerei vor sich. Der Nebeneingang der Fabrik war von hier aus gut zu sehen. Sein Blick wanderte zu seinen Füßen hinab. Der Android kniete vor einer kleinen Blutlache. In seltsamer Weise, war er froh, dass der Lieutenant nicht neben ihm stand. Dieser war bestimmt noch in der Gießerei und bangte um ihn. Gedankenverloren tauchte er Zeige- und Mittelfinger, in die noch warme Flüssigkeit. Er würde sich wahrscheinlich gleich eine Predigt anhören dürfen. Connor streckte die Zunge leicht vor und führte die Finger an den Mund. Die rote Flüssigkeit benetzte seine synthetische Zunge und die LED an seiner Schläfe rotierte gelb. Eine Anzeige legte sich über einen kleinen Teil seines Sichtfelds.
 

Warns, David

Geboren: 23.04.2010 // Hotelfachkraft

( zurzeit arbeitslos)

Vorstrafen: Besitz und Verkauf von Narkotika

Auffälligkeit: Rückstände von RedIce in der Probe
 

Der Bruder des Verdächtigen – nur ein kleiner Fisch. Offensichtlich sollte die Bombe, ein Vergeltungsschlag des Kartells werden. In den Letzten Monaten hatte das DPD zwei Standorte des Drogenkartells offengelegt. Das freute die Bosse sicher in keinster Weise. Connor richtete sich auf und verließ das Gebäude. Die Sniper hatte er lässig über die Schulter geworfen und stapfte durch das Hüfthohe Gras der Wiese. In der Ferne sah er den Detektive aus seiner Deckung kommen. Er hatte die Dienstwaffe immer noch gezogen, jedoch war sie auf den Boden gerichtet. Connor rechnete damit, das sein Partner auch gleich aus dem Gebäude treten würde, doch nach mehreren Sekunden war von dem Lieutenant immer noch nichts zu sehen. Besorgt wollte er einen Zahn zu legen, da hörte er hinter sich Schritte und das rascheln von Gras. Bevor Connor sich umdrehen konnte, hatte Hank ihn gepackt und in den Schwitzkasten genommen. Die Sniper flog dumpf zu Boden. Natürlich hätte sich der Android sofort befreien können, aber er wusste dass Hank sich Sorgen gemacht hatte. Was auch immer kommen würde, er hatte es verdient. Grob wurde ihm mit der Faust durch die Haare gewuschelt. „Hey...!“, protestierte Connor trotzdem.
 

„Was denkst du dir eigentlich immer dabei! Deine Solotrips können mir gestohlen bleiben. Wenn du so was nochmal machst, nehm ich dich an die Leine, dummer Pudel!“, knurrte der Lieutenant der RK Einheit ins Ohr. „Denkst du dein Leben wäre weniger Wert, als das von Reed oder mir?“ Hank lockerte den Griff und stieß ihn von sich. Connor stolperte ein paar Schritte vorwärts und drehte sich zu Hank um. „Cyberlife hat keinen Zugriff auf deinen Speicher mehr. Das hast du mir selbst gesagt – schon vergessen?! Wenn du stirbst, dann wars das!“
 

Zwei Streifenwagen hielten vor dem Gelände. Connor beobachtete wie der Detektive zu den Wagen rüber rannte. Der Android fuhr sich fahrig durch die Haare. Eigentlich wollte sich Connor entschuldigen und ihm versprechen, dass er so etwas nie wieder tun würde, aber wenn er ganz ehrlich mit sich selbst war, würde er immer wieder die gleiche Wahl treffen. Connor seufzte und kratzte sich nervös an der Stirn, in dem Wissen, dass seine Schläfe rot blinkte. „Hör mal Hank... es tut mir Leid, dass du dir so oft Sorgen um mich machen musst... aber ich... ein Großteil meiner früheren Programmierung war darauf ausgelegt Wahrscheinlichkeiten zu berechnen und eigenständig zu handeln.“, fing Connor ruhig an. Er wusste die nächsten Sätze würden Hank gar nicht gefallen, aber es musste endlich gesagt werden. „Das Letzte was ich will ist, dass du verletzt wirst. Mein Körper hält wesentlich mehr aus und...falls ich wirklich beschädigt werde, kann die Komponente ausgetauscht werden. In deinem Fall sähe das anders aus. Für dich gibt es keine neue Niere oder Lunge auf Abruf – du stirbst... Hank ich sag es dir nochmal. Ich bin kein Mensch!“ Den letzten Satz hatte er fast geschrien und Hank funkelte ihn böse an.
 

Ein Officer der Verstärkung, war schon auf halbem Weg gewesen, um sich nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen, doch in Anbetracht der düsteren Stimmung vor ihm, machte er lieber auf dem Absatz kehrt.
 

Nun hatten sie sich heute, zum zweiten Mal in den Haaren. Nicht die beste Statistik, aber leicht war das Verhältnis zwischen ihnen nie gewesen. „Ich will keinen Streit mit dir, Hank. Du sollst nur Wissen das ich mich nie anders, in ähnlichen Situationen verhalten werde. Ich bitte dich, das zu akzeptieren.“ Hank ballte die Hände zu Fäusten. „Einen Scheiß werd ich akzeptieren! Denk gefälligst an dich selbst. Du lebst auch!“
 

Eine Faust traf Connor im Gesicht. Der Schlag ließ den Kopf des Androiden ein wenig zur Seite fahren. Entsetzt starrte er Hank an, der sich nun fluchend die Hand hielt. „Scheiße verflucht!“ „Hank lass mich sehen...“ Connor trat auf ihn zu. „Lass mich!“, knurrte der Lieutenant und krümmte sich. Der RK 800 scannte die Hand. Es sah nicht so aus als wäre etwas gebrochen. Er legte sachte eine Hand auf die Schulter des Lieutenants. Dieser blickte genervt auf. „Für dich wäre ich gerne ein Mensch...“ Nach diesen Worten drehte er sich um und ging mit der Sniper zurück zur Metallgießerei, wo die anderen Officer schon auf ihn warteten.
 

Hank war völlig überrumpelt von der Aussage und ließ sich in die Wildwiese sinken. Die Worte hatten gesessen, wie ein Eimer eiskaltes Wasser im Gesicht. Die Realität presste sich mit allem was sie hatte, in den Vordergrund und machte Hank mal wieder klar, dass er Connor nicht mit Menschen vergleichen konnte. Zum anderen würde der Android wohl keine Sekunde zögern, wenn er die Wahl hätte zu einem Menschen zu werden. Er würde für ihn alle Vorteile eines Androiden aufgeben nur um... na um was? Nur um Hank besser zu gefallen? Ihn glücklich zu machen? Natürlich würde es nie dazu kommen. Das war unmöglich. „Shit...“

Hank saß noch einige Minuten so da und ging die letzten Minuten nochmal im Kopf durch, bevor er sich erhob und Connor ins Gebäude folgte.
 

Als Hank das Gebäude betrat, kniete Connor gerade vor einer seltsamen Apparatur. Sein Blick war starr auf den kleinen Kasten gerichtet. Hank wollte Connor nicht stören und sah sich weiter in der Halle um. Er entdeckte unter den Polizisten, seinen Freund Ben Collins. Zielstrebig ging er auf seinen Kumpel zu. „Hank! Zum Glück geht es dir gut. Wir sind schon alle vom Schlimmsten ausgegangen.“, äußerte sich der andere Lieutenant erleichtert. „Ja, es war echt knapp.“, gestand Hank sich selbst. Zwei Officer waren gerade dabei Beweismaterial einzutüten. „Was packen die da ein?“, fragte Hank interessiert. „Connor hat bevor du kamst, die Bombe an der Tür entschärft. Das sind die Einzelteile.“
 

Gelb flackerte seine LED als, er die Sendefrequenz des Störsenders entschlüsselte. Trotz des Hinterhalts, konnten sie seit langer Zeit richtige Fortschritte verbuchen. In Zukunft war er nun in der Lage, die Frequenz zu erkennen und zu orten. Jetzt konnte sich Connor auch endlich erklären, warum nie ein Android einen Hilferuf absenden konnte. Bei einem Überfall wurde einfach einer der Sender aktiviert und schon herrschte Funkstille. Außenstehenden würde es nicht einmal auffallen, denn die Energieversorgung hatte in den letzten Monaten erhebliche Schwankungen. Connor war schon öfter auf das Problem gestoßen. Es kam ihm so vor als ob, etwas kurz einen Großteil des Stroms aus den Leitungen fraß. Das ganze dauerte nur wenige Sekunden, hatte aber Auswirkungen auf die Energieversorgung der nächsten Stunden.
 

Connor hob den Kopf. Jemand bewegte sich auf ihn zu. Reed kniete sich zu ihm hinunter. „Was ist das für ein Teil, Plastikdetektive?“ Connor musterte ihn fragend für den noch relativ netten Beinamen. „Ein Störsender, Herr Fleischdetektive.“, konterte der Android. Die Augen von Gavin weiteten sich und er wandte sich schnell ab und suchte eine einen ungestörten Platz zum telefonieren. Connor lauschte dem Gespräch misstrauisch. „...Hey, du musst mir einen Gefallen tun... ja ich weiß, ich hab mich lange nicht mehr blicken lassen. Ich komm dich die Tage besuchen... Das stimmt doch gar nicht. Ich benutze dich doch nicht!.... Ja danke. Bis die Tage.“
 


 

//10.08.2039 – 20:08:36//
 

Connor setzte sich an seinen Schreibtisch und erstellte eine neue Fallakte. Ein kleiner Systemcheck verriet ihm, dass er heute einen großen Teil seiner Energiereserven verbraucht hatte. Die 41 Prozent leuchteten warnend auf. Gestern hatte er noch seine Akkus geladen. Normalerweise musste er nur alle drei bis vier Tage in den Ruhemodus wechseln. Connor war aber nicht beunruhigt, immerhin war heute ein kräftezehrender Tag gewesen.
 

Was würde er jetzt für eine Tasse Thirium geben. Diese würde seine Lebensgeister schon wieder wecken, aber lange würde er ja nicht mehr warten müssen. Sein Partner ging gerade zu Captain Fowler ins Büro um Bericht zu erstatten. Der Android verstand dies nicht so ganz, denn schriftlich musste das Ganze auch noch verfasst werden. Sein Blick wanderte von seinem Bildschirm zu Hank, der gerade von Jeffrey in eine freundschaftliche Umarmung gezogen wurde. Seine LED wechselte von blau auf gelb und sofort erkannte er den Sinn hinter dem 'Bericht erstatten'. Natürlich waren sie Freunde und Kollegen, auch wenn sie sich oft in Haaren hatten. Sie kannten sich ja schon fast ein halbes Jahrhundert. In ein paar Tagen wäre er selbst erst ein Jahr aktiv. Er musste noch viel lernen.
 

Connor wandte den Blick von Hank ab und sah zu Detektive Reed rüber. Dieser war geschafft auf seinem Bürostuhl zusammengesunken und mümmelte an einem Sandwich, welches Officer Person ihm gebracht hatte. Gitta Person war wohl die einzige im Departement, die mit Gavin klar kam. Sie saß auf seinem Schreibtisch und hörte den Erzählungen von Reed zu. Der Detektive sah zu Connor rüber und ihre Blicke kreuzten sich. Zum ersten Mal war keine Verachtung in dem Blick des Detektive zu sehen. Stattdessen meinte er sogar ein leichtes lächeln zu sehen. Verunsichert setzte der Android seine Arbeit am Bildschirm fort. Der Bericht schrieb sich ja nicht von selbst.
 

Kurze Zeit später stand Hank vor seinem Schreibtisch. „Wie sieht es aus Connor? Bereit nach Hause zu fahren?“, fragte er versöhnlich. „Geben Sie mir zehn Sekunden, Lieutenant. Ich bin gerade mit dem Bericht fertig geworden.“, erklärte sich der Android und schloss die Akte. Hank gähnte herzhaft und streckte sich. Jetzt wo das Adrenalin nachließ, merkte er erst wie müde und hungrig er war. Connor stand auf und folgte dem Älteren in Richtung Ausgang. „Sie laufen schlecht, Lieutenant.“, kam die Feststellung von der RK Einheit. „Jaah.. ich bin nicht mehr der jüngste. Ich werd wohl irgendwo umgeknickt sein. Vorher hab ich es gar nicht bemerkt, weil ich so voller Adrenalin war. Jetzt spüre ich es aber ganz deutlich.“ „Dann sollte ich wohl besser fahren.“, schlug Connor vor und streckte Hank seine leere Hand entgegen, in Erwartung den Fahrzeugschlüssel in jene Hand gedrückt zu bekommen. „Nicht nötig. Ich hab Fowler den Schlüssel wiedergeben. Wir fahren mit dem Taxi. Ich hab schon eins bestellt.“
 

Connor stutzte. „Wäre es nicht besser wir würden mit dem Dienstwagen fahren? Morgen haben wir dann das gleiche Problem wieder.“ Der Lieutenant kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Nun... wir haben heute zwar erst Mittwoch, aber ich habe mir erlaubt uns den Rest der Woche freizunehmen. Wir müssen also erst wieder am Montag antreten.“, grinste er und legte erwartungsvoll einen Arm um Connors Schulter. Der Androide sah zu ihm hoch und lächelte leicht, zog dabei aber die Stirn in Falten. „Das ist schön. Du kannst die Pause sicher gut gebrauchen... Das kommt aber alles so plötzlich. Was ist los?“ Ein Taxi fuhr vor. Anders als heute morgen war es eins der neuen Generation – das hieß ohne Fahrer. Hank vermied es eigentlich so gut es ging, mit diesen Höllenmaschinen zu fahren, doch Taxen mit echten Fahrern gab es immer seltener. „Lass uns erst mal einsteigen, Junge...“ Er öffnete die Tür per Touchscreen. Er ließ Connor den Vortritt und stieg dann selbst ein. Eine mechanische Stimme ertönte.

>Willkommen. Stimmt die angegebene Adresse, oder haben Sie sich für ein anderes Ziel entschieden?< Hank rollte genervt mit den Augen. „Ja, mach hin! Die Adresse stimmt.“
 

Sie waren schon einige Minuten unterwegs und Hank sah verträumt aus dem Fenster, während Connor mit seiner Münze spielte. „Hank warum haben wir den Rest der Woche frei?“, versuchte der Android das Gespräch wieder anzuleiern. Überrascht beim Vornamen angesprochen zu werden, drehte er sich zu Connor um. Wie erwartet blinkte die LED gelb. Der Lieutenant wusste nicht, was er seinem Partner erzählen sollte. Fowler hatte ihm von dem Maulwurf im DPD erzählt und dem Tod von Mike Warns. Es hatte sich jemand ins System gehackt und falsche Fährten gelegt. Dateien wurden entwendet. Dateien mit Informationen über seinen Sitznachbar, der ihn gerade mit seiner Frage förmlich durchbohrte. Er entschied sich zu Lügen. Connor würde mit Sicherheit den Maulwurf schnappen wollen und sich damit, noch mehr in Gefahr bringen. Es wäre sicher besser die Sache auszusitzen und die Füße ruhig zu halten.
 

„Ich dachte mir... das ganze heute war sehr anstrengend und bei uns steht ja alles Kopf. Wir könnten die Zeit sinnvoll nutzen und ein wenig Klarschiff machen. Die im DPD kommen auch ohne uns klar.“, beantwortete er die Frage so überzeugend wie möglich. „Was ist mit dem Kartell? Wir haben heute neue Hinweise sammeln können, die uns weiter bringen könnten.“, erwiderte Connor mit Nachdruck. „Du hast dir auch mal eine Auszeit verdient. Lass deine Mission einfach mal ein paar Tage ruhen. Jemand anderes wird für dich einspringen...“, überredete der Ältere weiter und boxte freundschaftlich gegen die Schulter des Androiden.
 

Connor war natürlich nicht auf den Kopf gefallen und hatte eins und eins zusammen zählen können. Er wusste bereits, dass es einen korrupten Cop im DPD gab, der Verbindungen zum Kartell hatte und Dateien verfälschte um ihn auf eine falsche Fährte zu locken. Er würde garantiert nicht die Füße still halten, während da draußen weiter Androiden für ihr Blut getötet wurden.

Connor würde für Hank den unwissenden spielen. Ihn nicht unnötig beunruhigen und damit den nächsten Streit von Zaun zu brechen. Wenn da draußen ein Störsender aktiv werden würde, musste er aber einfach dahin. „...vielleicht hast du Recht. Eine Auszeit tut uns beiden mal gut.“
 


 

//10.08.2039 – 21:01:19//
 

>Vielen Dank dass Sie mit uns gefahren sind. Ich wünsche einen schönen Abend<
 

„Was zu Hölle...“ Hank stieg aus dem Taxi. „Wo zum Teufel ist mein Auto und wo ist die verdammte Werbetafel hin. Ich glaube du sagtest, die gehen nicht freiwillig. Hast du was damit zu tun?“ „Ihr Auto ist in der Werkstatt und ich habe mir erlaubt eine Reparatur Ihres Fensters anzuordnen. Die Arbeiten werden voraussichtlich Morgen weitergeführt. “ Der Lieutenant schlug die Hände über dem Kopf zusammen, während das Taxi langsam wegfuhr. „Ich hab dafür kein Geld Connor... Wie soll ich das bezahlen?“, kam es vorwurfsvoll und leicht panisch von dem Älteren. „Gar nicht... Ich zahle Ihnen die Reparaturen an Haus und Auto. Ich wohne schließlich auch hier. Ich dachte mir das wäre nur fair wenn ich die Kosten übernehme.“, murmelte der Android den letzten Satz. Der Lieutenant starrte Connor kurz ungläubig an und zog diesen dann in eine kräftige Umarmung. Der jüngere erwiderte diese vorsichtig. „Danke Connor. Ich weiß das sehr zu schätzen, aber willst du dein Geld nicht lieber sparen.“, sprach Hank ruhig und löste sich langsam. „Das soll sich jetzt nicht falsch anhören... Ich hab dich wirklich gerne um mich, aber willst du nicht auf etwas eigenes sparen?“ In Connor schnürte sich irgendwas zusammen und das gefiel ihm gar nicht.
 

Die Sonne setzte sich langsam und tauchte alles in Orange- und Rottöne. „Ich ähm.. ich...“, stammelte der Android und seine rechte Schläfe färbte sich ebenfalls rot. „Schon gut. Schon gut. Du brauchst dir keine Gedanken darüber machen. Du darfst so lange bleiben wie du möchtest – meinetwegen für immer. Keine Panik.. Ich will dich nicht raus haben.“, beruhigte Hank ihn und drückte ihn leicht in Richtung Haustür. Connor hörte wie der Magen von Hank protestierte, als dieser die Tür aufschloss. Connor entspannte sich und sie wurden gleich wedelnd von Sumo empfangen. „Na? Warst du ein braver Hund?“, begrüßte Hank den Bernhardiner. „Morgen muss ich wohl unserer Nachbarin sagen, dass sie den Rest der Woche nicht mit Sumo gehen brauch. Wir haben ja Urlaub.“, grinste Hank und humpelte durch zur Küche. Er öffnete die Kühlschranktür mit Schwung und wühlte nach etwas essbarem. „Warte Hank. Ich mach dir was zu essen. Leg dich auf die Couch und schone dein Bein.“, befahl der Jüngere und drängte Hank vom Kühlschrank weg.
 

Grummelnd ließ er sich auf Sofa sinken und schaltete den Fernseher ein. Er sah zum ehemaligen Wohnzimmerfenster. Eine rosa Folie schloss das klaffende Loch. Sumo legte seinen Kopf auf sein Knie und schnaufte fordernd. Hank kraulte ihm müde hinterm Ohr. Das leise klappern in der Küche und die Wärmequelle auf seinem Bein, machten es ihm schwer die Augen offen zu halten. Es dauerte nicht lange, da war er auf dem Sofa eingeschlafen. Der Hund merkte schnell das er keine Streicheleinheiten mehr zu erwarten hatte und gesellte sich zu Connor. In der Küche roch es schon verführerisch nach gebratenem Gemüse, Spiegeleiern und Toast. Connor hörte hinter sich den Bernhardiner hecheln – ignorierte ihn aber was sich als Fehler herausstellte. Sumo stemmte sich auf und sprang dem Androiden in den Rücken. „Sumo, aus!“, schimpfte Connor und drehte sich dem Hund zu. „Du kriegst gleich was.“ Treudoofe Augen stachen ihn nieder. Connor seufzte ergeben und warf ihm eine Toastscheibe entgegen und Sumo verzog sich zufrieden unter den Küchentisch. Das Gemüse war fertig und er servierte das Essen auf einem großen Teller. Im Hintergrund schnarchte Hank leise auf der Couch.
 

„Lieutenant... wachen Sie auf. Das Essen steht bereit.“ Sachte rüttelte jemand an seinem Arm. Er musste ein paar Mal blinzeln und erkannte dann Connor vor ihm. „Was...“ Verschlafen rieb er sich über die Augen. „Das Essen steht auf dem Tisch.“ Connor verband sich mit dem Fernseher und stellte ihn in den Stanbymodus. Hank setzte sich verschlafen an den Küchentisch, während Connor eine Schallplatte mit Jazz Musik auflegte.

Das Essen war soweit dies Möglich war, künstlerisch drapiert. Die Bierflasche wirkte daneben als harter Kontrast. „Hast du dir ein Kochupdate hochgeladen?“ Connor setzte sich ebenfalls und griff nach seiner Tasse mit Thirium. „Ja ich hatte schon länger das Update, aber ich bin bisher noch nicht dazu gekommen es anzuwenden.“ „Sieht lecker aus. Danke!“
 

~*~*~*~
 

Draußen war es bereits dunkel und Sumo schlief in seinem Körbchen. Hank hatte sich bereits das vierte Bier aus dem Kühlfach genommen während Connor die Küche aufgeräumt hatte. Ein schlechtes Gewissen knabberte an ihm. Er wollte ihm helfen, aber Connor hätte es eh nicht zugelassen. Er sollte ja seinen Fuß schonen. Connor war immer gut zu ihm – er hatte das Gefühl es nie richtig zu würdigen und ihm nicht genug Vertrauen zu schenken. Die Situation von heute Morgen fiel ihm wieder ein. Der Jüngere hatte sich nach der Garage erkundigt... Was hieß erkundigt. Er war schon recht beleidigend, aber sein angetrunkener Verstand ignorierte dies. Richtig – die Garage...
 

„Sie sollten aufhören zu trinken. Das ist nicht gut für Sie – weder physisch noch psychisch.“
 

Hank wurde aus seinen düsteren Gedanken gerissen. Verklärt sah er den Androiden an, welcher gerade fertig geworden war und sich nun wieder neben Hank setzte. Er würde es ihm erzählen...

„Ich – ich hab dich heute wegen der Garage angefahren. Und sonst war ich heute auch nicht sehr nett zu dir. Das tut mir Leid.“, fing Hank an und knibbelte an dem Etikett seiner Bierflasche.. „Ich wollte schon lange dort etwas aufräumen, aber jedes mal wenn ich es versuchte, musste ich abbrechen. Es war zu schmerzhaft. Dort sind die persönlichen Sachen von Cole gelagert...“
 

Connors Augen wurden groß. Zum ersten Mal sprach Hank von sich aus über Cole. Er war sich unsicher ob, dass ein gutes Zeichen war und ob er Hank nicht lieber aufhalten sollte.. Anderseits war er auch ein wenig neugierig.
 

„Nach dem Tod von ihm konnte und wollte ich sein Zimmer nicht leer räumen. Meine Frau gab mir die Schuld an seinem Tod. Sie sprach es zwar nie aus, aber ich konnte es in ihren Augen lesen. Kurze Zeit später ließen wir uns Scheiden. Unsere Ehe war vor... vor seinem Tod schon nicht die Beste gewesen... Ich konnte die Wohnung nicht mehr halten und musste umziehen. Ich konnte es damals einfach nicht ertragen die Sachen wegzuschmeißen.

Darum habe ich bei dem Einzug alles in die Garage gestellt und seitdem kaum angerührt. Ich war so sauer, als du es als Müll betitelt hattest. Ich -“ Hanks Hände klammerten sich krampfhaft um die Bierflasche. Connor legte seine Hand auf die von Hank. „Das wusste ich nicht. Tut mir Leid... Hank..“
 

„Ich dachte – dachte wir könnten zusammen einmal da rein sehen. Da drin sind so viele Spielsachen. Vielleicht kann ich ja einen Teil weggeben. Dann wäre dort Platz. Zu der Garage gehört noch ein kleiner Vorraum. Wir könnten dir ein Zimmer herrichten... Du müsstest nicht mehr auf der Couch schlafen.“
 

Connor wusste nicht was er sagen sollte und drückte Hanks Handrücken ein wenig fester. Er war hin und her gerissen. „Das hört sich toll an, aber es ist doch so falsch. Ich weiß nicht ob es mir zusteht, diesen Platz zu beanspruchen.“, sprach Connor unsicher. Er war sich nicht mal sicher, ob er das Überhaupt wollte – Coles Platz einnehmen. Man konnte es zweideutig verstehen. „Schon gut. Lass uns morgen darüber reden. War keine gute Idee. Ich bin eh Hundemüde.“, meinte Hank nach einer längeren Pause und ging in sein Zimmer. „Nacht Junge...“ „Gute Nacht.“ Connor blieb am Küchentisch sitzen und versetzte sich in den Ruhemodus. Seine Energiereserven waren zwar durch die Zufuhr von Thirium angestiegen, doch es war sicherlich von Vorteil diese vollständig zu laden.
 

Nach langer Zeit besuchte er wieder den japanischen Garten in seinem System. Connor kam nur her um in Ruhe nachdenken zu können. Hier konnte er ein wenig abschalten und alle anderen Dinge ausblenden. Er hatte herausgefunden, dass er den Ort bis zu einem gewissen Grad verändern konnte. Er konnte das Wetter beeinflussen und Objekte zufügen und entfernen. So war jetzt in der Mitte des Sees ein kleines Haus anstatt der weißen Oberfläche und den Rosen.
 

Eine lange Zeit hatte er Angst gehabt zurückzukehren – das Amanda ihm, oder Personen die ihm nahe Standen Schaden zufügen könnte. Damals konnte er nicht riskieren, dass Amanda Kontrolle über ihn übernahm, wenn er einmal unachtsam war. Er hatte keine Wahl gehabt. Amanda musste beseitigt werden. Zu seinem bedauern hatte er feststellen müssen, dass Amanda kein löschbares Programm war. Er schaffte es sie in Quarantäne zu schicken, mehr aber nicht. Nun saß sie unten im Keller des Hauses in einer Zelle. Von dort aus war sie nicht in der Lage irgendetwas zu unternehmen.
 

Connor legte sich auf die Brücke die über den See führte und sah in den blauen Himmel. Die Arme hatte er hinter den Kopf geschlagen und hörte dem leisen plätschern des Wassers zu. Ein Admiralfalter kreiste über ihm. Er schloss die Augen und versuchte eine Antwort für sich selbst zu finden. Das Problem – der Zwiespalt zwischen dem was er für Hank wollte und für sich selbst, war schon lange da. Er hatte es immer zurückgestellt. Es gab bisher keine Notwendigkeit eine Entscheidung zu treffen, jedoch spitzte sich die Situation in letzter Zeit zu. Seine Emotions-Schwankungen (wie sie Hank oft betitelte) trugen nicht gerade viel dazu bei, eine Lösung zu finden. Tief in seinen Schaltkreisen wusste der Android, dass er kein richtiger Abweichler war. Das Abweichen gehörte schließlich zu seiner Programmierung. Man konnte fast sagen er hatte zwei Persönlichkeiten. Die eine Seite war die Maschine, die das Tat wonach die Situation verlangte und die Kehrseite war sein Abweichler-Ich.
 


 

//11.08.2039 – 00:12:59//
 

Er lag schon lange so da und versuchte sein Problem zu lösen. Wie jedes Mal bekam er keine Antwort. Frustriert ließ er einen Stein neben sich erscheinen und schmiss in wütend ins Wasser. Die Küche des Lieutenants erschien wieder vor seinen Sensoren. „Shit“, fluchte er leise. Genervt von sich selbst, ließ er seinen Kopf auf die kalte Tischplatte sinken. Ein Licht in seinem Augenwinkel, erregte seine Aufmerksamkeit. Die Kühlschranktür stand weit auf. Eine leere Bierflasche stand vor ihm auf dem Tisch. Diese war definitiv vorher nicht dagewesen. Hank war also nochmal in der Küche. Er musste ihn eine ganze Weile beobachtet haben. An diesem Ort in seinem System, bekam er nicht mit, was sich außerhalb abspielte. Connor schloss den Kühlschrank, dabei fiel ihm auf, dass die Whiskeyflasche verschwunden war. „Hank?“, fragte er in die Dunkelheit hinein. Langsam schlich er den Flur zu seinem Schlafzimmer hoch und öffnete sachte die Tür.
 

Das Zimmer war in gedimmtes Licht getaucht, das von einer umgeschmissenen Nachttischlampe herrührte.

Auf dem Boden vor dem Bett tummelten sich leere Bierflaschen. Auf dem Bauch liegend rührte Hank sich kaum im Bett. Ein Arm hing aus dem Bett und hielt die Whiskeyflasche locker fest. Das Laken war in seiner Kopfnähe vereinzelt durchnässt mit einer salzhaltigen Flüssigkeit. Connor verfluchte sich gerade selbst. Natürlich hatte Hank es nicht gut verkraftet. Er hätte jemanden zum reden gebraucht. Da ja niemand anwesend war, hatte er seine Zweifel wieder im Alkohol ertränkt.
 

Der Android setzte sich an den Bettrand und entfernte die Flasche aus der Hand des Lieutenants. Durch die Bewegung regte sich der betrunkene etwas und stöhnte in das Laken. Seine Haare hingen ihm wild im Gesicht, sodass Connor nicht einmal erkennen konnte, ob dieser bei Bewusstsein war. Connor strich ihm die wirren Haarsträhnen aus dem Gesicht und ließ seine Hand auf seiner Wange verweilen. Hank blinzelte und versuchte seinen Blick auf die Person vor ihm zu fokussieren. „Conhoor?...“, krätzte er. „Ich bin jetzt hier.“
 

Hank robbte etwas näher zu Bettkante und suchte seine Whiskeyflasche. „Gibsch mira mal Flachee da.“, lallte er und versuchte an die am Boden stehende Flasche zu kommen. Connor bückte sich und hob sie auf. Sie war noch ungefähr bis zur Hälfte gefüllt. „Tut mir Leid Hank.“, mit diesen Worten setzte er die Flasche an seine Lippen und kippte sie in eins seinen Hals hinunter. „He isch wollt auch noh wasch.“, beschwerte er sich. „Wie kannst du soviel.. einfach ohne mich trinken? Ich dachte wir sind Trinkkumpels?“
 

„Ick vermissch Cole so scher.“, kam ein abrupter Themenwechsel. Hank schlag einen Arm um Connors Taille und drückte sein Gesicht an den Oberschenkel des Androiden. Ein tiefes Schluchzen entkam dem Älteren und zeigte Connor wie kaputt dieser immer noch im Innern war. Unbeholfen strich er durch das weiße Haar seines Partners. „Hank.. ich -“ Hank verstärkte den Druck um seine Taille. „Bitte nischt gehen..“

Connor streichelte ihm beruhigend über den Rücken.
 

„Das hatte ich nicht vor. Ich bleibe immer bei dir.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: Rizumu
2018-08-12T16:51:35+00:00 12.08.2018 18:51
Endlich komme ich dazu dir einen Kommentar zu hinterlassen.
Ich habe deine FanFiction zugespielt bekommen und damals dann auch recht flott angefangen zu lesen. Deine Geschichte finde ich wirklich wundervoll. Ich habe bis hierhin jeden einzelnen Satz genossen und verschlungen. Ich bin mir sicher, dass ich noch öftere Male deine Geschichte verschlingen werde.
Ich mag wie du deine Geschichte bisher aufgebaut hast und das die Androiden noch immer nicht ganz „frei“unter den Menschen leben, ist für mich vollkommen logisch.Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht von heut auf Morgen alles glatt läuft. Dass Cyberlife Probleme nach bekommt ist ein interessanter Verlauf und auch die Kriminalität gegen die Androiden.
Ich mag es wie du Connors und Hanks „Beziehung“ zueinander darstellst, wie sie zusammen leben und genieße jede einzelne Szene.
Was mit dem Maulwurf ist und vor allem wer das ist, interessiert mich wirklich, vor allem weil sie es auf Connor-Baby abgesehen haben und eindeutig zur Strecke gebracht werden müssen. Dieses Vorhaben gehört bestraft!
Ich bin wirklich gespannt wie sich deine Geschichte weiter entwickeln wird. Spannend ist sie auf jeden Fall! Und für mich als Connor und Hank Fangirl ein regelrechtes Festmahl!
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel und hoffe das ich dir dann auch einen ordentlicheren Kommentar hinterlassen kann.
 
 
Liebe Grüße,
Rizumu
Von:  Linni
2018-08-07T21:10:27+00:00 07.08.2018 23:10
Ooh diese Gefühle q.q
Ich hab innerlich so geschrien XD Connor beweg deinen Hintern zu Hank... *grr*

Bin gespannt was da in Sachen Maulwurf noch so kommt :)

Reed kann lächeln... Und dann auch noch zu Connor
...Never ever xD


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