Zum Inhalt der Seite

Wie Hund und Katze

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

14. Kapitel

Er flitze durch Straßen und um Hausecken.

Sein Herz klopfte. Sicher, sagte er sich, würde John nichts passiert sein. Und dennoch würde er erst dann beruhigt sein, wenn er es genau wüsste.

Er war flink, und so dauerte es nicht lange, bis er bei Dr. Millers Praxis ankam.

Er ließ den Aufbau der unteren Etage des Haus vor seinem inneren Augen vorbeiziehen.

Wenn man eintrat, befand man sich an der Rezeption. Dahinter kam man zum Wartezimmer, und gerade durch das Wartezimmer durch ging es zum eigentlichen Behandlungsraum. Rechts von diesem Raum führte die Tür zum Aufgang in die Privaträume sowie zwei weitere Türen, vermutlich Büro und Medikamentenlager.

Nach links aber, da kam man in den Raum, der für die Tiere gedacht war, die über Nacht bleiben mussten.

Dort würde sich John befinden, und dort musste Sherlock nun hinein.

Bloß – wie?

Er konnte schließlich nicht einfach zur Rezeption spazieren und sagen, „Schönen Tag, meine Beste, ich möchte gerne den kleinen John Watson besuchen?“

Also natürlich konnte er das schon, aber die dummen Menschen würden wieder einmal kein Wort davon verstehen. Es war zum Auswachsen.
 

Andererseits - wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und so beschloss er genau das zu tun.

Er schlüpfte mit dem nächsten Herrchen ins Haus, der die Praxis betrat, mit einem etwas flügellahm auf der Stange seines Käfigs sitzenden Papagei bei sich.

Sherlock huschte an ihm vorbei, sprang mit einem eleganten Satz auf den Tisch am Empfang und maunzte so laut er konnte: „Ich möchte zu Jawn!“

Dr. Millers Sprechstundenhilfe sah erstaunt drein. Dann erkannte sie ihn.

„Hey, du bist doch der Freund von dem kleinen John, nicht wahr?“

Sherlock gab ein klägliches, bittendes Miauen von sich.

Die Helferin strich ihm sanft über den Kopf. Seine Öhrchen zuckten.

„Sein kleiner Freund, ein Labradorwelpe, ist hinten bei uns im Beobachtungsraum. Ich bin sicher, er möchte nach ihm sehen“, sagte sie schmunzelnd zu dem Mann mit dem Vogelkäfig.

„Bitte gehen Sie doch schon einmal ins Wartezimmer, Mr. Henley. Der Doktor ruft Sie dann auf.“

Der Papageienmann nickte und verschwand.
 

Die freundliche Frau jedoch wandte sich nun Sherlock zu.

„Na komm, mein hübscher“, sagte sie und nahm ihn auf den Arm.

Sie betrat mit ihm das Übernachtungszimmer durch eine Seitentür. Gut, das war gut, denn er wollte erst John sehen, bevor er sich eventuell Dr. Miller stellen würde.
 

John lag in einem Körbchen und hatte den Kopf auf die Vorderpfoten gelegt. Er spitzte die Öhrchen und blickte auf, als sich die Tür öffnete. Kaum hatte er Sherlock erblickt, begannen seine Augen zu leuchten und sein Schwänzchen zu wedeln.

„Sherlock!“, fiepte er.

Die Frau setzte den Kater zu Boden und sofort lief er zu seinem Freund. Vorsichtig schleckte er ihm über die Nase.

„Ich hole dich in einer haben Stunde wieder ab, und benehmt euch, ihr beiden, ja?“, sagte sie und ging zurück an die Rezeption.
 

Kaum war die Tür geschlossen, hatte Sherlock nur noch Augen für John. Er schmiegte sein Köpfchen an ihn und fragte leise:

„Jawn, geht es dir gut?“

„Ja“, sagte der Welpe. „Ich bin noch ein bisschen schlapp. Aber der Bauch tut nicht mehr weh. Und ich konnte vorhin sogar schon wieder ein ganz klein wenig fressen.“

Sherlock schreckte auf.

„Wer hat dich gefüttert?“, fragte er schnell.

„Die nette Frau,“ sagte John. „Sie hat mir von dem Futter gegeben, das Dr. Miller demnächst auf den Markt bringen will. Es schmeckt wirklich gut!“

Sherlock atmete auf. Mit diesem Futter würde alles in Ordnung sein. Dennoch sorgte er sich.

„John“, sagte er, „es wäre besser, wenn du von hier fortkommst!“
 

„Aber warum?“, fragte John erschrocken. „Heute Abend werde ich abgeholt, und bis dahin soll ich mich noch erholen. Es ist zwar langweilig hier, aber der Doktor und seine Helferin sind sehr nett!“

„Nun, John, das mag ja sein, aber ich habe Angst um dich.“ Und Sherlock begann seinem Freund zu erzählen, was er mit Hilfe seiner streunenden Freunde und seines klugen Kopfes herausgefunden hatte.

„Du meine Güte“, jaulte der Kleine leise, „dann bin ich hier ja vielleicht wirklich in Gefahr!“

„Ich glaube zwar nicht“, sagte Sherlock, „dass für dich eine unmittelbare Gefahr besteht. Aber wenn ich ehrlich sein soll, wäre mir wohler, wenn ich wenigstens bei dir bleiben könnte.“
 

Die Tür öffnete sich und die Helferin trat ein. Sie hockte sich nieder und lockte:

„Na komm, Katerchen. Ich bring dich jetzt wieder nach draußen. Miez, Miez!“

Sherlock jedoch machte einen Buckel, ließ seinen Schwanz zu einem dicken Busch anwachsen und fauchte in ihre Richtung. Drohend zückte er die Krallen.

Sie lachte freundlich. „Na, mein Kleiner, du möchtest dich wohl nicht von deinem Kumpel trennen? Ach ihr seid wirklich süß, ihr Kleinen!“

Süß! Sherlock hätte am liebsten die Augen verdreht. Aber er verkniff es sich und gab sein herzigstes „Miau!“ von sich.

John fiepte zustimmend.

„Mmmh“, sagte sie, „was machen wir denn da?“

Sie drehte sich zu einem der Schränke und entnahm ihm einen Napf. Den füllte sie mit Wasser und stellte ihn in Sherlocks Nähe und hielt ihm ihre Hand beruhigend entgegen.

„So, mein Hübscher. Wenn du möchtest, dann bleib. Aber streng mir John nicht an, der muss ruhen, hörst du?“

Sherlock schleckte bestätigend mit der kleinen rauen Katerzunge über ihre Hand.
 

Sie verließ den Raum und Sherlock kuschelte sich kurzerhand zu John ins Körbchen.

Er konnte John zwar nicht hier raus schaffen. Aber der Welpe wäre nun nicht mehr ohne Schutz. Er würde ihn verteidigen, mit seine Krallen und seinen Zähnchen, so wie auch John ihn gegen den dicken Kater Anderson verteidigt hatte. Und wenn er dabei draufgehen würde, das nähme er in Kauf. John war ihm wichtig.
 

Freundschaft wahr schon eine merkwürdige Sache.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück