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Wie Hund und Katze

von

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11. Kapitel

Lestrade und der junge Polizist waren inzwischen zurück zum Hause der Perrishs gefahren.

Sie kamen an genau in dem Moment, als ein paar Meter weiter ein Taxi hielt und der junge Mr. Perrish ausstieg.

Als der das Polizeiauto sah, sprang er zurück in das Taxi und schrie auf den Fahrer ein. Der hatte jedoch auch das Blaulicht gesehen und schien keine Lust zu haben, sich mit der Polizei eine Verfolgungsjagd zu liefern. Also blieb er einfach, wo er war.
 

Lestrade hatte sich in Bewegung gesetzt.

Perrish sprang auf der anderen Seite aus dem Fahrzeug und rannte auf die Straße.

Er überquerte sie und verschwand zwischen den Häusern in einer Gasse.

Lestrade wollte ihm folgen.

Dummerweise kamen gerade in diesem Moment einige Jugendliche auf ihren Motorrädern die Straße entlang gebrettert. Er musste wenige Augenblicke warten, bis sie vorüber waren. Und als er endlich auch in die Gasse auf der anderen Seite lief, konnte er nicht mehr erkennen, wohin der junge Mann verschwunden war.

Er fluchte lauthals und gab eine Fahndung raus.
 

Sherlock lag auf der Terrasse vor dem Hause Dr. Millers. Der Arzt hatte den Kater bemerkt gehabt und versucht, ihn mit einer gemütlichen Decke ins Haus zu locken, damit er nicht draußen schlafen müsste. Aber Sherlock mied den Tierarzt lieber. Er hasste Untersuchungen und Spritzen und dergleichen und fand es besser, sich nicht freiwillig irgendetwas auszusetzen. Schlimm genug, wenn Mycroft mit ihm hin und wieder zum Tierarzt fuhr, für irgendwelche dummen Impfungen, oder damals, als er sich an der Hinterpfote verletzt hatte. Es war schon verdrießlich, dass man diesem dummen Körper, der letzten Endes ja nichts weiter war, als ein Transportgefäß für seinen hellen Verstand, soviel Aufmerksamkeit widmen musste.

Jetzt jedenfalls würde er keine Pfote in diese Tierarztpraxis setzen.

So hatte der Arzt, der ihn nicht zwingen wollte, ihm letzen Endes die Decke auf die Terrasse gepackt und ein Schälchen Milch hingestellt.

Zuerst hatte Sherlock nur gefaucht.

Später, als er allein war, hatte er dann doch ein wenig Milch geschleckt.

Und nun lag er hier und beschloss, sich hier keinen Millimeter weg zu bewegen, solange, bis es seinem Freund wieder besser gehen würde.
 

Er fühlte sich nicht gut. Sein Herz tat ihm weh, und das gefiel ihm nicht.

Aber das war es wohl, was mit einem geschah, wenn man Freundschaften hatte. Wie es aussah, hatte er wohl recht gehabt mit seiner Meinung, dass Freundschaft keinen Vorteile brachte und einen nur beim denken störte. Freundschaft war etwas für Verlierer, jawohl. Sobald das hier alles vorbei war, sollte er diese unnütze und Schmerzen bereitende Freundschaft zu dem kleinen Hund beenden.

Ja, das sollte er.

Aber ...

Er stellte fest, dass sein dummes Herz anderer Meinung war und ihm drohte, dann erst recht weh zu tun. Und zwar noch viel schlimmer als jetzt. Und dass es nicht so bald damit aufhören würde. Wenn er das Gesicht seines Freundes vor sich sah und sich vorstellte, wie traurig John schauen und jaulen würde, wenn er das tatsächlich tun würde ...

Er seufzte und war sich darüber klar, dass er das niemals übers Herz bringen würde und wenn er ehrlich war, auch gar nicht wollte. Er mochte den kleinen einfach und die Freundschaft gefiel ihm.

Also würde er hier wachen, bis John wieder gesund wäre und dann ...
 

Er musste nachdenken.

Wenn es ihm gelingen würde, der Polizei zu helfen, den Fall zu lösen, dann würde derjenige bestraft werden können, der John das angetan hatte. Und wenn das Tierfutter im Koffer auch vergiftet gewesen war, dann war die Frage, wozu das ganze.

Und gab es noch mehr davon? Ein erschreckender Gedanke.

Alle Hinweise schienen auf Mr. Perrishs Sohn zu weisen. Aber irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas störte ihn.

Egal, er würde versuchen zu schlafen, und vielleicht würde ihm am nächsten Morgen einfallen, was es war.
 

Er spürte, wie der warme Nachtwind über sein Fell streifte. Irgendein Insekt summte an seinem rechten Ohr vorbei.

In der Ferne bellte ein Hund.

Im Gebüsch raschelte es, vermutlich irgendein kleines Tier, eine Maus oder dergleichen ... normalerweise wäre er jetzt voller Neugier und Jagdtrieb dorthin geflitzt, aber jetzt ...

Nein, er konnte nur an diesen Fall denken.

Und an John.
 

Er sollte nun wirklich versuchen zu schlafen. Er brauchte einen frischen, ausgeruhten Kopf, wenn er die ganze vertrackte Sache lösen wollte. Und das wollte er. Jetzt ging es für ihn nicht mehr um einen interessanten Fall. Ja, es ging nicht mal mehr nur darum, seinem Freund behilflich zu sein.

Es ging darum, dass man seinen Freund vergiftet hatte.

John lag da drin und kämpfte um sein Leben.

Und das, so fühlte Sherlock voller Grimm, das griff ihn persönlich an.

John war das erste Wesen in seinem Leben, zu dem er überhaupt eine Freundschaft empfand. Na ja, abgesehen von Mycroft, aber das war etwas anderes.

Und Sherlocks Freunde griff man nicht ungestraft an.

Man legte sich besser nicht mit Sherlock an.

Nicht, wenn es um seinen Freund ging.
 

Irgendwann war er dann doch halb eingedöst. Ein Auto fuhr vorbei, er hörte es anhalten, hörte die Geräusche einer Garagentür ...

Garagentür.

Irgendetwas rief das in ihm wach.

Ein Auto, das nach Hause kommt, die Garage wird geöffnet, das Auto fährt hinein ...

Das hatte er doch heute schon einmal erlebt ...

In welchem Zusammenhang nur, und warum lief ihm das die ganze Zeit im Kopfe herum ...
 

Er fuhr auf und war mit einem Male hellwach.

Das war es, was ihn gestört hatte!

Mr. Perrish hatte der Polizei gesagt, er wäre den ganzen Tag zu Hause gewesen, da er Urlaub hatte. Aber das stimmte nicht! Er war weg gewesen, und er war am Nachmittag zu seiner üblichen Zeit nach Hause gekommen, immerhin war er für John der Zeitmesser gewesen, wann dieser sich wieder mit Sherlock treffen sollte.

Mr. Perrish hatte also an dieser Stelle die Unwahrheit gesagt.
 

Aber warum?



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