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Nachtigall [Übersetzung/Translation]

Yandere!Erwin x Reader
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
WARNUNG: Das ist eine Yandere-Story. Es ist KEINE Liebesgeschichte. Erwarte nicht, dass es auf Dauer kuschelig und süß sein wird. Trigger-Warnung für Blood/Gore und generelle Schauerlichkeit.

Außerdem ist es noch unkorrigiert, was Grammatik und Genauigkeit angeht, aber das wird sich im Laufe der Tage noch ändern. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hat zwar länger gedauert, als ich es gerne hätte, aber hier ist endlich der finale Part der Geschichte! An dieser Stelle möchte ich nochmal die Warnung des Autors aus dem ersten Teil rausgeben, dass die Unterthemen Blood und Gore hier ganz groß geschrieben werden. Auch wenn es nicht zu detailliert beschrieben ist... ihr werdet schon sehen, was gemeint ist.

Aber jetzt viel Spaß mit der Story! Und ich hoffe, meine Übersetzung hört sich nicht zu cringy an. Deutsch ist einfach... urgh... Komplett anzeigen

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Part 1: Lullabies/Teil 1: Schlaflieder

Du musst wissen, Erwin hatte Albträume. Am Tag trug er seine Maske - als Kommandant, musste er es. Aber du konntest sehen, dass sie ihn zermürbten. Du hast ihn niemals darauf angesprochen, und du hast es niemandem erzählt, doch du wusstest es. Er schien ahnungslos darüber, dass du ihr hören konntest. Nachts, wenn du wach lagst, immer noch gebadet in kaltem Schweiß von deinen eigenen Träumen, hallten seine Schreie im Gang. Du hattest keine Zweifel darüber, dass die anderen ihn auch hären konnten, aber es blieb unausgesprochen. Sie alle wussten, da war nichts, was sie für ihn tun könnten - sie waren alle zu beschäftigt mit ihren eigenen Dämonen, Dämonen mit klaffenden, tropfenden Mäulern, die durch deren unbewusste Gedanken donnerten.
 

Eines nachts erwachtest du schreiend von so einem Traum, unkontrolliert zitternd in dem klaustrophobischen Zwischenraum, den du mit anderen weiblichen Gruppenleitern teiltest. Du wusstest, sie waren wach - du konntest ihre brüchige Atmung hören, als sie sich selbst in den Schlaf weinten. Aber sie sagten nichts, als du von unter deiner Decke hervorglittst und deine Schultern mit deinem nadelgrünen Umhang umhülltest, dann schlüpftest du vorsichtig aus dem Raum und ließt die Tür leise hinter dir zu fallen.
 

Du warst überrascht darüber, und irgendwie erleichtert, dass du die Gänge diese Nacht still vorfandest. Manchmal würden Erwins Schreie ihren Weg in deine Träume finden und du würdest ihm beim Sterben zusehen, in deinem Kopf immer und immer wieder, bis du es schafftest dich selbst wach zu rütteln. Wenn du dich an seiner Tür vorbeischlichst, drücktest du dein Ohr sanft an das Holz, aber hörtest nur Stille. Er hat es diese Nacht wohl geschafft etwas Ruhe von seinen Dämonen zu finden. Du lächeltest zu dir selbst und ließt ihn schlafen, schlichst dich aus der Vordertür der Kaserne und raus an die Nachtluft.
 

Auch wenn der Winter Wochen vorher geendet hat, war der Wind frostig und dein Umhang schlug um deinen Körper, die Flügel der Freiheit flatternd auf deinem Rücken. Du wünschtest nur, sie wären echt, sodass du von diesem Ort wegfliegen könntest. Du hasstest das Gefühl gefangen zu sein, von diesen Mauern oder vom Gebiss eines Monsters - da war kein Unterschied. Die einzige Zeit, in der du dich wirklich frei fühltest, war, wenn du unter den gigantischen Nadelbäumen des Waldes zum Lied der Stahlseile und des rauschenden Windes flogst.
 

Als du weiter überm Gelände wandertest, machte sich die kühle Vor-Dämmerungsluft ihren Weg in deine Lungen und ließ dich weniger erstickt fühlen. Der Wind peitschte deine Albträume fort und du fandest dich selbst dabei, ein Schlaflied zu singen, dass deine Mutter immer sang, als du klein warst. Wie sie es all die Jahre vorher taten, beruhigten die Worte deinen aufgewühlten Geist.
 

Die Melodie brach ab, als du hinter dir einen Ast knacken hörtest und du eine Präsenz in der Nähe spürtest. Du wirbeltest herum um Erwin dabei zu finden, wie er dich beobachtete, verlegen lächelnd.
 

,,Es tut mir leid, falls ich dich erschreckt habe", sagte er, ,,Bitte, hör nicht auf."
 

Da war ein Anzeichen von etwas unbekanntem in seinen Augen, was dich zögern ließ, aber nach seiner stillen Aufforderung, setztest du das Lied da fort, wo du aufgehört hast. Er seufzte zufrieden, wenn er runter ins Gras sank und sich an einen Baumstamm lehnte. Er beobachtete dich. Sein Blick entnervte dich und du erwischtest dich selbst dabei, wie du dich wegdrehtest, um seinen suchenden Augen zu entfliehen, doch dein Nacken prickelte unangenehm und du wusstest, sie verließen dich während des Songs nicht.
 

Wenn du fertig warst, lugte die Sonne bereits über den Rand des Horizontes und du konntest die ersten Frühaufsteher sich in den Baracken hinter dir rühren hören. Die Stallknechte würden bald aufstehen, um die Pferde zu versorgen.
 

,,Kommandant, vielleicht sollten wir wieder rein gehen."
 

Er antwortete nicht, und als du dich drehtest um ihn anzusehen, fandest du ihn tief schlafend, den Kopf sanft am Baum ruhend, als wäre er aus dem weichsten Polster gemacht. Sein gut aussehendes Gesicht war für einmal seit Langem frei von Sorgenfalten und du lächeltest. Er sah friedlich aus. Es war immer noch kalt draußen, Nebel und Frost hafteten an den Hügeln in der Ferne, also ließt du deinen Umhang bei ihm, bevor du fürs Frühstück rein gingst.
 

Du hast Erwin bis zum Mittagessen nicht wiedergesehen, wo er auf dich zu kam, dasselbe verlegene Lächeln im Gesicht, dass er in der letzten Nacht getragen hatte.
 

,,Ich... entschuldige mich für heute Morgen", sagte er, ohne dir wirklich in die Augen zu sehen. ,,Ich habe deinen Umhang. Ich dachte, es wäre das Beste ihn dir nicht dort zurückzugeben, wo es Andere sehen könnten, für den Fall... dass es unerwünschte Fragen aufwerfen könnte."
 

Du nicktest dankbar.
 

,,Du kannst nach dem Abendessen zu meinem Büro kommen, um ihn abzuholen." Damit wandte er zum Gehen, aber schien sich etwas besseres zu denken und drehte sich wieder zu dir. ,,Und (y/n)? Danke... Ich habe seit Jahren nicht so gut geschlafen."
 

,,Es war mir eine Freude, Kommandant", sagtest du sanft lächelnd.
 

Später in der Nacht klopftest du schwach an seine Tür. Wenn er sie für dich öffnete, sah er erschöpft aus, das flackernde Kerzenlicht gefangen in den Tränensäcken, das ihm ein totenbleiches Aussehen verlieh. Sein Haar war leicht zerzaust und da waren Tintenflecken an seinem Ärmel. Nichtsdestotrotz gab er dir ein müdes Lächeln, als er die Tür weiter öffnete, damit du eintreten konntest.
 

,,Ich habe Beileidsbriefe geschrieben", sagte er, als ob es alles erklären würde. Deinen sorgenden Blick abstreichend, nahm er einen sauber gefalteten Haufen Stoff von seinem Tisch und übergab ihn dir. ,,Ich weiß, ich habe es bereits gesagt, aber danke."
 

,,Das war gar nichts, ehrlich. Ich bin nur froh, dass Sie etwas Schlaf bekommen haben. Sie überarbeiten sich zu sehr, Erwin." Du griffst nach dem Umhang, um ihn zu nehmen, und deine Finger strichen seine versehentlich. Du wurdest rot. ,,V-verzeihung..." Du versuchtest deine Hand zurückzuziehen, doch Erwin hielt den Umhang fest, sein Gesicht plötzlich nachdenklich.
 

,,Würdest du... wieder für mich singen?"
 

Du blinzeltest. ,,Was?"
 

,,Heute Nacht. Genau jetzt. Sing für mich." Du warst dir nicht sicher, ob es am schwachen Licht lag oder an deiner Einbildung, aber seine Augen schienen sich zu verdunkeln.
 

,,Kommandant, ich sollte wirklich ins Bett gehen. Mit der Expedition nur wenige Tage entfernt..."
 

,,Bitte", fügte er als knappes Flüstern hinzu, doch du konntest die ungehemmte Verzweiflung in seinem Ton hören.
 

Du seufztest besiegt. ,,In Ordnung."
 

Ohne ein Wort nahm er die Kerze von seinem Tisch und ging vor ins Nachbarzimmer. Unsicher über das, was du zu tun hattest, folgtest du ihm, da du nicht allein in dem jetzt dunklen Büro gelassen werden wolltest. Wenn du die offene Tür erreichtest, errötetest du und drehtest dich sofort von dem Anblick weg, der dich empfing.
 

Erwin war dabei die Gurte seines Maneuver-Gears geschickt loszuschnallen, seine Finger arbeiteten mit geübter Leichtigkeit an den Befestigungen. Seine Bolokrawatte hing ihm lose um den Hals und die oberen Knöpfe seines Hemdes waren bereits offen, um ein wenig von seiner definierten Brust zu zeigen. Er kicherte zu sich selbst, als er dich an der Tür entdeckte, versteift und hartnäckig der Wand zugewandt, eine tiefe Röte breitete sich über deine Wangen und deinen Hals aus.
 

,,Entschuldige, ich hätte dich warnen sollen."
 

,,K-kein Problem." Deine Röte verstärkte sich nur, wenn du hinter dir das deutliche Geraschel von Kleidung hörtest, und drücktest dich fester an die Wand, Augen fest geschlossen.
 

,,Du kannst dich jetzt umdrehen", sagte er und du konntest immer noch das Lächeln in seiner Stimme hören.
 

Du prüftest aus dem Augenwinkel, um sicher zu sein, dass er tatsächlich vollständig angezogen war, und warst darüber erleichtert ihn in ein Paar locker sitzenden Hosen und einem weißen Shirt, das seine muskulöse Gestalt dicht hielt, zu sehen. Deine Wangen waren immer noch ein wenig pink, aber du schautest zu ihm rüber, nicht wissend, was du als Nächstes machen sollst.
 

,,Zieh einen Stuhl heran."
 

Du ließest deinen Blick durch den spärlich eingerichteten Raum streifen und fandest das, wonach du suchtest, am Fenster. Du zogst den Stuhl zu Erwins Bettseite, als er unter die die Decke kletterte. Er verzog das Gesicht.
 

,,Wenn man ein Kind ist, scheint der sicherste Ort, an dem man sein kann, versteckt unter einer warmen Decke zu sein. Aber jetzt halten nicht mal sie  mehr Behaglichkeit für mich. Für jeden von uns..."
 

Du sagtest nichts und begannst stattdessen leise vor dich hin zu summen, wärmst deinen Hals zur Melodie auf, bevor du deinen Mund für den Text öffnest. Erwin seufzte schwer und sank ins Kissen zurück, die Augen zum Klang geschlossen. Gegen Ende des Liedes befand er sich in einem tiefen, traumlosen Schlaf.
 

Deine Arbeit getan, erhobst du dich, ein letzter Blick auf sein schlafendes Gesicht. Ein plötzlicher Drang überkam dich, und bevor du überhaupt realisiertest, was du tatst, hast du einen federleichten Kuss auf Erwins Stirn gepresst. Seine Stirn runzelte sich leicht vom kitzeligen Gefühl deiner Lippen, aber beruhigte sich wieder, als du ihm ,Gute Nacht' flüstertest und die Kerze ausbliest, ehe du Abschied nahmst. Du dachtest nicht darüber, was die Anderen sagen würden, wenn sie dich nachts die Kammern des Kommandanten verlassen sehen würden, du dachtest nicht an die Peinlichkeit dieser Situation. Da war nur ein Flattern in deiner Brust bei dem Gedanken, dass er dich brauchte.
 

Am nächsten Tag warst du froh zu sehen, dass Erwins Augenringe sich gemildert haben. Umgeben von den Anderen trug er immer noch die strenge Maske, aber als beim Mittagessen seine Augen die deinen aufsuchten, wurden sie weich von Dankbarkeit und er ließ ein zartes Lächeln seine Gesichtszüge zieren. Nur für dich.
 

Nach dem Abendessen, trieb er dich in eine Ecke. Seine Augen leuchteten auf vor Lachen, als er dich in eine abgelegene Ecke entführte. Dein Rücken war an der Wand und er war dir so nah, dass er deine Sinne überwältigte.
 

,,(y/n)...", murmelte er, seine Nase in deinem Haar vergraben.
 

,,Ich n-nehme an, Sie haben gut geschlafen, Kommandant?", stottertest du heraus, dich selbst dazu auffordernd, dich nicht in seinem Duft zu verlieren; in dem von sauberer Wäsche und-
 

Und was? Merkwürdig... dachtest du. Er riecht nicht wirklich nach irgendwas.
 

Er brummt sanft, deinen Duft inhalierend. ,,Habe ich. Für eine Weile. Aber ich bin vor Sonnenaufgang wieder aufgewacht und konnte nicht wieder einschlafen."
 

Deine Miene fiel. ,,Oh... Tut mir leid. Ich schätze, im Endeffekt war ich nicht wirklich eine Hilfe, oder?"
 

,,Es war trotzdem der beste Schlaf, den ich seit Langem hatte." Er zog sich zurück und schaute dich an mit Augen voller Hoffnung, und einem Hauch von etwas anderem, das du nicht entziffern konntest. ,,Würdest du heute Nacht wieder für mich singen?"
 

Bevor du überhaupt realisiertest, was du tatst, nicktest du. ,,N-Natürlich, Kommandant."
 

Dein antwortendes Lächeln ließ dein Herz einen Schlag aussetzen und er entführte dich in seine Kammern. Diesmal wartetest du in seinem Büro, während er sich umzog, obwohl du nicht leugnen konntest, dass der Zustand, in dem du Erwin letzte Nacht gesehen hast, dafür sorgte, dass du mehr sehen wolltest. Du schimpftest dich augenblicklich selbst aus für diesen Gedanken. Er war dein Vorgesetzter. Er war außer Reichweite.
 

Du schütteltest den Gedanken aus deinem Kopf, als er dir das ,okay' zum Eintreten gab. Du wolltest den Stuhl wieder heran ziehen, aber er zerrte dich ans Bett und setzte dich leicht auf die Kante, bevor er unter die Decke kletterte. Er rieb seine Schläfen sanft mit seinen Fingerspitzen und seufzte schwer, die Spannung von seinen Schultern fallen lassend. Wenn er seine Augen auf dich richtete, waren sie müde, aber zufrieden.
 

,,Der Tag war lang. Der Gedanke daran dich am Ende davon zu sehen, davon deine Stimme zu hören... Es machte alles besser."
 

Du errötetest. ,,Kommandant..."
 

,,Erwin. Bitte", er bestand drauf.
 

,,Erwin..." Du wusstest nicht, was du sagen solltest, also begannst du stattdessen zu singen. Es ging los als leises Summen, während du dein Gehirn nach den Worten durchforstetest, dann folgte der Liedtext der Melodie.
 

Als du rüberschautest, um seine Augen geschlossen vorzufinden und seinen Atem eben, du standest auf um zu gehen, aber die Verlagerung deines Gewichts auf dem Bett musste ihn alarmiert haben. Seine Hand schoss unter den Laken hervor um dein Handgelenk in einen festen Griff zu packen und er drehte dich zurück, sodass du ihn ansahst. Seine blauen Augen schienen im Halbdunkel bedrohlich zu leuchten.
 

,,Bleib", sagte er.
 

Dein Herzschlag verschnellerte und dein Gesicht erglühte rot. ,,Kommandant, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist..."
 

He kicherte. ,,Ich bitte dich um nichts weiter als zu schlafen. Bleib."
 

Du zögertest immer noch. ,,Was werden die Anderen denken, wen ich nicht zu den Barracken zurückkehre?"
 

,,Denk dir etwas aus. Sie sind sowieso dran gewöhnt, dass du dich zu seltsamen Zeiten rausschleichst."
 

Du seufztest. ,,Wenn es helfen wird..."
 

Ohne ein Wort, hob er die Decke, damit du hineingleiten konntest, bevor du dich rüber lehntest um die Kerze auszublasen, den Raum in Dunkelheit zu tauchen. Plötzlich wurde dir sehr bewusst, wie nah er dir in der kleinen Koje war - nah genug, um jeden stetigen Atemzug zu hören, sobald er seine Lippen passierte; nah genug, um seine Körperwärme gegen deinen Rücken zu spüren. Er ließ seine Hände bei sich selbst und dafür warst du dankbar. Bald wurden deine Augenlider schwer, und bevor du dem Schlaf verfielst, hörtest du ein Flüstern, die Worte kitzelten deinen Nacken und raschelten dein Haar.
 

,,Gute Nacht, meine kleine Nachtigall."

Part 2: Immure [FINAL]/ Teil 2: Einkerkern [FINALE]

Du erwachtest in der Morgendämmerung zu den normalen Geräuschen der aufstehenden Baracken um dich herum, aber anstatt dass du deine Augen zum Anblick der oberen Koje gefährlich nah über dir öffnest, wurdest du stattdessen von einem offenen Raum begrüßt, der sich zu einer unbekannten, von Sonne gestreiften Decke ausstreckte. Du gerietst in Panik, ließt deine Augen über den Raum schweifen, bevor du dich an die Ereignisse der letzten Nacht erinnertest. Plötzlich hellwach, drehtest du dich zu dem Körper neben dir in dem engen Bett.

 

Da war kaum ein Zoll Zwischenraum zwischen dir und Erwin, obgleich du nachts nicht ein Mal mehr als einen Lufthauch gespürt hast, wenn er sich bewegt hat, jede einzelne seiner Handlungen perfekt kontrolliert, selbst im Schlaf. Sogar jetzt, wach und dich mit einem eigenartigen Gesichtsausdruck musternd, war er darauf bedacht Abstand zu halten - oder so viel Abstand, wie es der begrenzte Platz erlaubte. Du konntest nicht anders, als einen Anflug von Dankbarkeit ihm gegenüber zu spüren. Nicht viele Männer wären so respektvoll gewesen.

 

Dein Gesicht errötete auf einmal, als du deine gegenwärtige Situation realisiertest. ,,Eh... Guten Morgen, Kommandant..."

 

Er sagte nichts, seine Augen auf dein Gesicht fixiert, verfolgten die Linie deiner Braue, deiner Wangen, deiner Lippen. Sein Gesicht war nicht zu lesen, sein Ausdruck geschlossen und seine Augen enthielten eine ungewohnte Emotion. Du erschaudertest unter seinem Blick.

 

,,Sind... Sind meine Haare zerzaust oder so?" Du kämmtest unsicher deine Finger durch deine Haare um sie zu bändigen, aber du bekamst immer noch keine Antwort.

 

,,Kommandant?"

 

Er schüttelte den Kopf, anscheinend kam er wieder zu Sinnen, obwohl seine Augen dich niemals verließen. ,,Ah, nein, das ist es nicht...", sagte er, seine Stimme angespannt, die Worte blieben ihm im Hals stecken. ,,Du bist einfach... wunderschön"

 

Du warst zum Schweigen geschockt, dein Puls stieg an, als der Zoll Platz zwischen euch beiden schnell verschwand. Er küsste dich, lang und fordernd und du warst überrascht dich dabei zu erwischen, wie du den Kuss erwidertest. Wenn ihr euch trenntet, nach Luft schnappend, nahm er deine Wange sanft in eine Hand.

 

,,Meine Nachtigall, ich brauche dich. Willst du bei mir bleiben? Für immer?"

 

Das war der Anfang.

 

Die folgenden Wochen waren gefüllt mit geheimen Küssen und gestohlenen Momenten. Keiner von euch hat den Wunsch ausgesprochen eure Beziehung verborgen zu halten, aber ihr verstandet beide die Notwenigkeit. Wie auch immer, diese Momente wurden immer seltener, als die nächste Expedition außerhalb der Mauern näher rückte und euer beider Zeit woanders belegt wurde mit den Vorbereitungen. Dennoch, du machtest es dir zur Priorität Erwin immer in seinen Kammern zu treffen und für ihn zu singen, nachdem die Lichter aus waren, bevor du in seinen Armen einschliefst. Niemand hinterfragte wohin du jede Nacht verschwandest. Sie nahmen alle an, dass du, wie der Rest von ihnen, einfach nicht schlafen konntest angesichts der bevorstehenden Expedition, aber die Wahrheit war, du hast nie besser geschlafen als in diesen Wochen.

 

In diesen Wochen, da waren Dinge, die du über ihn gelernt hast, die dir Sorgen bereiteten. Kleine Dinge, wie sein offensichtliches Fehlen eines Geruchs. Wenn ihr im Bett wart, roch er nach frischen Leinen. Wenn ihr in den Ställen wart, roch er nach Stroh. Und wenn er mit dir war, konntest du deinen eigenen Geruch an ihm riechen, aber sie schienen niemals zu haften. Du hieltest es für komisch, aber du versetztest es lieber aus deinen Gedanken und entschiedst dich, die seltenen Momente zu genießen, die du mit ihm haben konntest. Trotz deiner Bedenken, war er immer noch der perfekte Gentleman.

 

In der Nacht vor der Expedition trafst du dich wie immer mit Erwin, obgleich er dir in jener Nacht anders vorkam. Er war in tiefe Gedanken versunken, sein Gesicht unlesbar wie immer. Die Expedition ist morgen, dachtest du. Es muss ihm so viel durch den Kopf gehen... Aber wenn er sich zu dir drehte, war klar, dass es nicht die Expedition war, die ihn plagte.

 

,,(y/n), hat dich irgendwer anders singen hören?"

 

Du überlegtest einen Moment. ,,Ich glaube nicht..."

 

,,Gut." Seine Stimme war harsch, inständig. ,,Belass es dabei. Ich will dich ganz für mich allein."

 

,,Oh... Okay." Seine Worte verängstigten dich ein bisschen. Du dachtest nicht, dass Erwin, Meister Beherrschung, etwas so belangloses wie Eifersucht empfinden könnte. Aber deine Bedenken waren wie weggewaschen, wenn er dir ein warmes Lächeln gab.

 

,,Ich liebe dich, meine Nachtigall. Ich will, dass du das weißt, bevor wir morgen losreiten."

 

Dein Herz fiel. Morgen... Ihr beide wusstet, dass eure geheimen Treffen aufhören mussten, solange ihr außerhalb der Mauern wart. Ihr konntet euch keine Ablenkungen erlauben, und mit dem Rest des Korps für so lange Zeit in so kleinen Räumen zu leben bedeutete, dass eure Beziehung nicht lange geheim bleiben würde.

 

,,Hast du Angst?", fragte er und zog dich zu sich ran, sodass er mit seinem Daumen über deine Gesichtszüge fahren konnte, jedes Detail aufnehmend.

 

,,Nur davor dich zu verlieren", gabst du zu.

 

,,Dann hast du nichts, worum du dich sorgen musst. Ich werde zurückkommen. Du musst mir nur versprechen, dass du das Gleiche tust."

 

,,Ich verspreche es."

 

Er küsste dich. ,,Ich nehme dich beim Wort."

 

In dieser Nacht sangst du für ihn, was das letzte Mal für eine lange Zeit sein würde. Er schloss seine Augen und genoss es, als könnte er die Noten in seinem Gedächtnis eingravieren und sie immer mit sich tragen. Das ist wie du dich immer an ihn erinnern wolltest, die einzige Zeit, in der du ihn je lesen konntest. Die einzige Zeit, in der du nicht diesen Stich von Unbehagen fühlst, der mit dir gewesen war, seit der ersten Nacht, in der du für ihn gesungen hast.

 

Am Morgen der Expedition wachtest du allein auf. Du warst nicht sicher, was du erwartet hast - der Kommandant war immerhin ein beschäftigter Mann. Aber es schmerzte genauso.

 

Die Stunden vor der Morgendämmerung waren pures Chaos, als Vorbereitungen noch in den letzten Minuten gemacht wurden. Proviant und Pferde wurden gecheckt, wieder gecheckt und dreifach gecheckt, bis endlich der Befehl zum Aufbruch kam. Du betrachtetest Erwin an der Front der Reihe, hoch auf seinem schneeweißen Hengst sitzend. Sein Gesicht war teilnahmslos, seine Augen trafen niemals auf die deinen. Wieder einmal wart ihr Kommandant und Untergebener und mehr nicht. Mit schweren Herzen und aufgewühltem Gemüt bracht ihr auf und fielt in die Aufklärungsformation mit geübter Leichtigkeit.

 

Der erste Tag verlief ohne sehr viele Verluste, eine Seltenheit für den Trupp. Die Formation hat die erste Basis außerhalb der Mauern kurz vor Sonnenuntergang erreicht. Es wurden Wächter platziert, um nach den Titanen Ausschau zu halten, während das Lager aufgestellt wurde, trotzdem wagte es keiner, irgendwelche Feuer anzuzünden, für den Fall, dass sie ungewollte Aufmerksamkeit erregen könnten, bis es lang nach Dämmerung war.

 

Das Abendessen war ruhig, die Stimmung melancholisch. Du aßt mit deinem Team, Erwin mit den Abteilungsführern, als er mit ihnen in einer gedämmten Stimme Schlachtpläne besprach, die Karte vor ihm ausgebreitet auf dem staubigen Boden. Die düstere Stille war erdrückend, aber keiner traute sich, sie zu brechen, bis Hanji aufstand.

 

,,Das macht mich wahnsinnig. Was haltet ihr davon, wenn wir die Stimmung etwas aufheitern, hm?"

 

Keiner sprach, sie starrten sie nur an. Sie blinzelte auf alle umher.

 

,,Kommt schon, kennt irgendwer irgendwelche Volkslieder?"

 

Wieder Stille.

 

,,(y/n)!" Du zucktest bei dem Klang deines Namens zusammen. ,,Sing uns ein Lied!"

 

,,Oh, eh, uhm... Ich kann nicht..."

 

,,Quatsch! Ich weiß, dass es Fakt ist, dass du eine schöne Stimme hast." Hanji zwinkerte dir zu und du wurdest rot. Woher wusste sie es?

 

Du schautest zu Erwin rüber, aber sein Platz war leer.

 

,,Ich schätze, ich könnte..."

 

Jeder hörte jetzt aufmerksam zu, darauf wartend, dass du anfingst. Du nahmst einen langen, bebenden Atemzug, bevor du deine erste Note äußertest, sanft und rein in der Nachtluft. Du sangst dasselbe Schlaflied, das deine Mutter dir beigebracht hatte, welches Erwin so sehr liebte. Es strömte so instinktiv von deinen Lippen, ließ dein Publikum ,,oh" und ,,ah" machen. Du beendetest zu einer schwungvollen Runde Applaus, bevor du in deinen Sitz zurücksankst, die Wangen rosa, aber ein Lächeln auf deinem Gesicht.

 

Nicht lange danach, begannen die sitzenden Soldaten sich zu zerstreuen, nach der Wärme ihrer Betten suchend, für ein paar Stunden Schlaf. Alle von ihnen schienen irgendwie glücklicher als vorher, aber die Angst davor morgen aufzuwachen war trotzdem da. Du entschiedst dich, dich um die eigene Achse zu drehen, als du aufstandest. Du dachtest, du hättest Erwin dabei erwischt, wie er dich von außerhalb des Lichtes des Feuers beobachtete, sein Ausdruck steinig und kalt, aber er war schnell wieder im Getümmel verschwunden und du wundertest dich, ob du ihn jetzt überhaupt gesehen hast oder nicht.

 

Das Ziel für den nächsten Morgen war es zum Wald der Baumriesen zu schaffen, bevor die Sonne sich komplett erhoben haben würde. Dort würde der Trupp einen gewaltigen Vorteil gegenüber den Titanen haben, die eure Fährte aufnehmen würden. Einmal innerhalb des Schutzes des Waldes, konnten Wächter hoch oben in den Bäumen für bessere Sicht platziert werden.

 

Du fühltest dich selbst entspannen, sobald du den Schatten der Bäume überschrittst. Du wusstest, außerhalb der Mauern war es nirgends sicher, aber große Stämme boten dir dennoch etwas Trost. Du sprangst ab und wechseltest laut Befehl deines Teamleiters auf die Bäume, hocktest dich hoch im Geäst hin und blicktest über das Land.

 

Dort schlenderten ein paar Titanen in der Ferne herum, alle klein und zu weit weg um irgendeine unmittelbare Bedrohung darzustellen. Der Wind blies von ihnen weg und euch entgegen, aber du behieltest dies im Auge. Wenn es sich plötzlich ändern sollte, wärest du sofort bereit zum Kämpfen.

 

,,(y/n)! Wir rücken weiter in den Wald vor, um den Versorgungspunkt zu errichten. Halt die Augen offen!"

 

,,Ja, Sir", salutiertest du deinem Truppenführer.

 

Stunden vergingen, ohne dass etwas auf deiner Seite des Waldes geschah. Da waren rote Leuchtsignale aus dem Osten, aber du wusstest, dass dort Levis Team stationiert war, und du zweifeltest nicht daran, dass sie die Situation mit Leichtigkeit in den Griff bekommen würden. Du spürtest dich selbst entspannen. Die Sonne würde bald unter gehen. Möglicherweise konntest du durch den Tag kommen, ohne auch nur einem Titanen gegenüberstehen zu müssen.

 

Aber dann drehte der Wind.

 

Du stelltest dich wieder hin, als die Titanen in der Distanz deinen Geruch zu wittern schienen, ihre Richtung änderten und ihr Tempo erhöhten. Du fummeltest an der Leuchtpistole, aber etwas in der Ferne ließ dich erstarren.

 

Etwas bewegte sich mit erschreckender Geschwindigkeit auf euch zu. Deine Augen weiteten sich.

 

,,Abnormer!"

 

Der Ausruf ließ dein Team zu den Schwertern greifen. Du feuertest eine schwarze Granate ab, auch wenn du bezweifeltest, dass rechtzeitig jemand zur Hilfe eilen würde bei der Geschwindigkeit, mit welcher der Titan sich bewegte. Er war auf allen Vieren, gesenkt wie eine Spinne, das Maul weit geöffnet und sabbernd. Er war bei dir, bevor du es realisiertest, eine Gruppe kleiner Titanen im Schlepptau.

 

,,Wartet, bis sie im inneren Kreis der Bäume sind! Verliert nicht eure Rückendeckung, egal was passiert. Lasst sie schnell erledigen und-" Du wurdest unterbrochen, als der Abnorme plötzlich in die Luft sprang und mit offenem Rachen auf dich zu segelte. Du sprangst zur Seite, schosst Drähte um dich in Sicherheit zu bringen, aber du wurdest natürlich gestoßen und krachtest stattdessen gegen einen Baum. Benommen sahst du hinauf, um zu sehen, dass der Ast, auf welchem du gerade eben gestanden hattest, weg war.

 

,,Höher, noch höher!", riefst du, aber falls dich irgendwer hörte, antworteten sie nicht. Heißer Dampf kam dir ins Gesicht und du warst geblendet, als der Kampf um dich herum ausbrach. Du hörtest einen Schrei und ein widerliches Knirschen zu deiner Rechten und irgendwas spritzte auf deine Wange.

 

Die nächsten Minuten waren verschwommen. Du schafftest ein paar der kleineren Titanen zu erledigen. Aber der abnorme war immer noch irgendwo dort draußen. Du konntest ihn im Gestrüpp umher poltern hören, aber der Dampf der gefallenen Titanen und die dichten Bäume machten das Sehen unmöglich. Alles, was du wusstest, war, dass du allein zu sein schienst.

 

Plötzlich erlangte das Flitzen von Drähten deine Aufmerksamkeit, gefolgt von einem gewaltigen Krachen, dann eine ohrenbetäubende Stille. Eine Gestalt in einem immergrünen Umhang ließ sich vor dir nieder und schritt mit Entschlossenheit auf dich zu.

 

,,Oh, Gott sei Dank", konntest du hervorbringen, bevor sich ein paar starker Arme um dich legte, ein streng riechendes Tuch auf deine Nase und deinen Mund gepresst. Der Geruch drang in deine Nase und deinen Hals ein und du warst mundtot, versuchtest die schleichende Dunkelheit in den Ecken deines Blickfeldes abzuschütteln.

 

Du hörtest eine Stimme in deinem Ohr, als der Wald und der Fremde begannen zu Schwarz zu verbleichen.

 

,,Verzeih mir, Nachtigall."

 

Du erwachtest in Dunkelheit und Stille, dein Rücken gegen eine kalte, harte Fläche gestützt. Du strengtest deine Augen an um in der Düsterkeit zu sehen, nur um zu realisieren, dass dir die Augen verbunden worden waren. Du konntest deine Arme und Beine nicht spüren, nur ein schwaches Kribbeln in deinen Extremitäten. Bist du unter Drogen gesetzt worden? Oder warst du einfach so fest gefesselt, dass du das Gefühl verloren hast? Du versuchtest deine Finger zu bewegen, aber es war zwecklos. Sie waren taub und gehorchten nicht deinem Willen. Auch deine Zehen verweigerten den Dienst. Es schien, als wäre dein Kopf das Einzige, was du bewegen konntest, und du warfst ihn hin und her. Dabei versuchtest du irgendwelche Geräusche rauszuhören, die dir einen Hinweis darauf geben würden, wo du warst.

 

Schritte ertönten im Raum. Der Lärm deutete darauf hin, dass der Boden aus Stein war, und das verwirrte dich. Sowohl die Wohnquartiere als auch die Krankenstation hatten einen Holzboden. Wo warst du?

 

,,Erwin?", deine Stimme bebte leicht.

 

,,Schhh, schon gut, kleine Nachtigall. Ich bin hier."

 

Du entspanntest dich bei dem Klang seiner Stimme und seiner sanften Berührung an deiner Wange, aber er machte keine Anstalten dich von der Augenbinde zu erlösen, bevor er sich wieder entfernte, deinen Anker von der Welt löste und dich wiedermal in der Dunkelheit treiben ließ. Du versuchtest dich auf sein Atmen zu konzentrieren, sanft und kontrolliert.

 

,,Erwin, wo bin ich? Was ist passiert? Mein Team... Oh Gott, alle von ihnen..." Widerwillig begannen Tränen zu fallen, den Stoff schnell durchweichend und zu Boden fallend, ihr Aufprall echot innerhalb der Steinwände.

 

Er tröstete dich nicht. Weder berührte er dich noch beantwortete er deine Fragen. Er wartete darauf, dass die Tränen verlangsamten, ehe er das Thema wechselte.

 

,,Erinnerst du dich an die Versprechen, die du mir in der Nacht vor der Expedition gemacht hast?"

 

,,J-ja, warum?"

 

,,Ist dir bewusst, dass du diese Versprechen gebrochen hast?" Seine Stimme war streng, unbekümmert.

 

Du warst sprachlos.

 

,,Du sagtest, deine Stimme wäre nur für meine Ohren bestimmt, und dennoch ließt du Andere sie hören. Du sagtest, du würdest lebend zu mir zurückkommen, und dennoch, wäre ich nicht da, wärst du im Wald gestorben. Es schmerzt belügt zu werden, Nachtigall."

 

,,Es tut mir leid", wimmertest du.

 

,,Wie kann ich dir glauben, dass es dir wirklich leid tut? So eine schöne Stimme, aber du nutzt sie nur um Lügen zu spinnen."

 

,,Nein!"

 

,,Aber mach dir keine Sorgen. Du kannst das wieder gut machen. Wir haben jetzt alle Zeit der Welt."

 

Du erstarrtest. ,,Was meinst du?"

 

,,Du sagtest, du würdest für immer mein sein, und das ist ein Versprechen, von dem ich überzeugt bin, dass du es halten wirst. Immerhin wirst du ab jetzt nirgends mehr hingehen, nie mehr."

 

Du spürtest ein Ziehen, als lange, geschickte Finger an dem Knoten an deinem Hinterkopf arbeiteten.

 

Die Augenbinde fiel ab und du blinzeltest ihn an. Er kniete über dir, sein Gesicht zur Hälfte verborgen im Schatten. Sein Blick wanderte von deinem Gesicht deinen Körper hinab und er schien betrübt bei dem, was er sah.

 

,,Was eine Schande... Aber leider hat ein gefangener Vogel keinen Nutzen mehr von seinen Flügeln."

 

Du folgtest seinem Blick und schriest bei dem Anblick.

 

Deine Arme waren über dem Ellbogen abgetrennt, deine Beine über den Knien, alle eng in Tourniquets und blutige Verbände gewickelt. Sie brannten von Phantomschmerzen, als du vergeblich versuchtest dich aus diesem Albtraum zu wecken, was es einfach sein musste.

 

Du kannst dich nicht daran erinnern, ohnmächtig geworden zu sein, aber als du dazu kamst, fluteten dich die Erinnerungen wieder - der Mann im Wald, der beißende Geruch, der deine Nase und deinen Hals verstopfte, die Taubheit in deinen Gliedern.

 

Verzeih mir, Nachtigall...

 

Erwin war immer noch da und beobachtete dich. Du hattest nicht mehr die Energie ihn weiter anzuschreien oder -kreischen. Du fühltest dich leer. Alles, was du warst, alles, was du gewesen warst, ist mit den Tränen weggeflossen, bis nichts mehr übrig war. Aber wie in Pandoras Büchse, gab es den kleinsten Schimmer Hoffnung.

 

,,J-jemand wird nach mir suchen", sagtest du, die Stimme heiser. Genau. Irgendjemand wird deine Abwesenheit bemerken, ganz bestimmt. Und wenn er es hat...

 

,,Ich würde nicht darauf zählen. Nach allem, (y/n), bist du zusammen mit dem Rest deines Teams gestorben. Ich habe den Totenschein selbst unterschrieben."

 

Und genau so erlöschte deine Hoffnung. Kaltes Grauen klammerte sich an dein Herz. Niemand würde kommen. Niemand würde etwas vermuten. Entkommen war hoffnungslos, aber da war immer noch eine Sache, die du machen konntest, um deine Freiheit zu gewährleisten. Du legtest deine Zunge zwischen deine Zähne. Was würde er tun, wenn er keinen Nutzen mehr für dich hätte? Das war egal. Nichts konnte schlimmer sein als das. Du stähltest dich selbst.

 

,,Uh uh uh", mokierte er und du gabst einen gedämpften Schrei, als ein Stoffbündel in deinen Mund gestopft wurde. ,,Was ein böser kleiner Vogel."

 

Bei der Niederlage ließt du deinen Kopf hängen. Du versuchtest zu weinen, aber du hattest nichts mehr übrig. Du versuchtest nicht dich gegen ihn zu wehren, als er dir die Augenbinde wieder umband, dich wieder in die Dunkelheit tauchen ließ.

 

,,Schlaf', kleine Nachtigall. Ich werde später wiederkommen." Er küsste deine Stirn und du wichst von seiner Berührung als wäre sie Gift. Da war Stille für einen Moment, dann Schritte gefolgt von lautem Knirschen von Gitter und einem Knall von Metall gegen Stein.

 

Du warst zurückgelassen mit der Stille als deinen einzigen Begleiter.



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