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Loyd

von

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Die Prägung

Ich traf meinen Schützling das erste Mal, als das Ende unserer gemeinsamen Ausbildung absehbar war. Wir waren noch nicht voll ausgewachsen, doch alt genug, um die Ausbildung in die nächste Stufe zu heben.

Nach sieben Jahren der Ausbildung im Kampf und gebührendem Benehmen in Anwesenheit der Hohen, waren wir zwar bereits recht große, ansehnliche Knaben, doch unsere Ausbildung war noch lange nicht beendet. Im Gegenteil, sie würde mit der Prägung erst richtig anfangen, jeweils abgestimmt auf unseren Schützling oder die andere Aufgabe, die uns bestimmt war.
 

Ganz von oben der marmornen Wand schauten die Hohen auf uns herab und beobachteten ihre zukünftigen Eigentume und Beschützer. Viel sahen wir von ihnen nicht, außer lange Schatten, die sich teilweise auch unheilvoll über die Loge ausbreiteten. Und ich kann euch sagen, noch vor der Prägung konnte ich bereits spüren, dass ich zu einem von ihnen gehören würde.
 

Es war ein leises flüstern, eine erstarkende Gewissheit, begleitet von der wachsenden Neugier und Aufregung diesem einen dann endlich zu begegnen. In einem Leben eines Pantherkriegers gab es kaum eine höhere Ehre als die Verantwortung der Sicherheit eines der Hohen übertragen zu bekommen.
 

Ich konnte diesen Tag kaum erwarten. Seit sich die Schatten der Hohen das erste Mal gezeigt hatten, stand ich früher auf, ich trainierte härter, länger und tat alles, um die Aufmerksamkeit meines zukünftigen Schützlings auf mich zu ziehen. All dies tat ich jedoch auch in der Hoffnung, einen ersten Blick auf diese Fremden werfen zu können. Wir kannten nichts anderes außer die Barracken und den Trainingsplatz. So war eine Begegnung mit einem neuen Gesicht durchaus ein aufregendes Ereignis. Wie sie wohl waren?
 

Nur einer meiner Brüder war genau so angesteckt von der Aufregung seinem Schicksal zu begegnen. Berlios. Er war der größte unter meinen Brüdern und ehrgeizig. Er strebte nach derselben Perfektion, wie die Hohen in Ihren Künsten. Jeden Morgen, wenn der Morgentau silbrig auf dem Platz funkelte, waren es er und ich, die die Loge mit akribischen Übungen belebten. Entweder einträchtig nebeneinander oder gegeneinander, um die Techniken gleich zu testen. Es war immer schwer zu sagen, wer von uns der bessere war. Wir waren immer gleichwertig. Die Zeit, die wir zusammen genutzt hatten, um unsere Kampftechnik zu verfeinern, sorgte ebenfalls dafür, dass wir alsbald schon die Bewegungen des jeweils anderen erahnen konnten. Und wir hatten unsere Freude dabei. Man sollte ja keine Lieblinge haben, doch von all meinen Brüdern, war mir Berlios der liebste. Wir verstanden einander auch ohne Worte und teilten die gleiche Leidenschaft und Hingabe für den Kampf.
 

Seine verstohlenen Blicke zur Mauer verrieten mir, dass auch er neugierig war, welchem Schicksal ihm begegnen würde. Er wirkte gar etwas angespannt. Doch solange unsere Reise nicht hinter dieser großen Tür endete, war uns beiden wohl alles recht.
 

Wir waren Brüder und gleichzeitig beste Freunde.
 

Es war der Ausbilder, der uns eines Tages plötzlich aus den Reihen sortierte. Mir rutschte dabei das Herz in die Hose, hatten wir etwas falsches gemacht? Diese Prozedur war bisher nur vorgekommen, um die ausgewählten durch die schwarze, große Tür zu führen und jeder wusste, dass das nichts gutes bedeuten konnte. Angespannt standen wir beide stramm und versuchten uns die aufkeimende Aufregung nicht anmerken zu lassen. Es war … ein eigenartiges Gefühl das erste Mal mit wahrer Angst konfrontiert zu werden. Es lähmte den Körper und schnürte mir nahezu die Brust zu. Das Atmen wurde schwer, doch Schwäche zu zeigen kam gar nicht in Frage. Tief sog ich einen tiefen Atemzug durch die Nase ein, versuchte wieder Herr meiner Instinkte zu werden, doch die Sterne waren meine Zeugen, es war nicht leicht. Ich wagte nur einen vorsichtigen Seitenblick auf Berlios neben mir, der nicht minder mit seinen Instinkten zu kämpfen hatte. Der Ausbilder ging voraus und wir folgten. Die schwarze Tür näherte sich mit jedem Schritt. Die Pfoten wurden schwer wie Blei mit jedem Meter, den wir näher kamen. Es war eine quälende Ewigkeit, während sich sogar die pelzigen Ohren immer enger ins Fell drückten und beinahe vollständig darunter verschwanden.

Ich kann die Erleichterung noch heute spüren, als der Ausbilder die Route doch noch änderte und wir statt durch das unheimliche Tor, durch einen kleineren Durchgang etwas Abseits davon geführt wurden. Innerlich schimpfte ich über über die Architektur und diejenigen, die unsere kleine Welt ausgerechnet so aufgebaut hatten, dass man immer das Herz in der Hose spürte, wenn man diesen Bereich verlassen sollte.
 

Doch schon gleich forderte diese neue Welt, die sich damit vor unseren Augen ausbreitete, meine Aufmerksamkeit. Wir folgten dem Ausbilder durch einen schier endlosen Flur, der von schwerem, dunklen Holz allmählich in weißes Marmor über ging. Je weiter wir kamen, umso mehr wich ebenfalls die Temperatur und sorgte dafür, dass sich das schwarze Fell aufplüschte. Ich meine mich zu erinnern, dass selbst der Atem in kleinen Wolken vor meiner Nase sichtbar wurde. Ich spürte die Wärme der vertrauten Heimat immer mehr hinter mir im Dunkeln verschwinden, während sich vor uns unsere neue Welt mehr und mehr eröffnete.

Auf dem endlosen Marmor folgte weiterer, heller Stein. Der Gang wuchs in eine gar riesige, weiße Halle, prächtig und so kalt, dass ich glaubte, mir frieren die Pfoten am Boden fest. Aufmerksam versuchte ich jedes Detail einzufangen. Da waren große, weiße Säulen, verziert mit steineren Ornamenten von schönen Wesen, die einander umschlangen. Sie schienen fremd und doch konnte ich eine gewisse Ähnlichkeit mit unserem Ausbilder ausmachen. Es fehlte ihnen eindeutig an Fell, ihre Pfoten waren lang und schienen ungeschützt am Boden. Einzig filigrane auswüchse schienen in etwas zu münden, was meinen Krallen ähnlich werden könnte. Filigrane, so zerbrechlich wirkende Körper mit ungewöhnlichen Auswüchsen vor der Brust… Es war wahrlich als hätten Berlios und ich eine ganz andere Welt betreten und die unsere weit hinter uns gelassen.

Ratlos schaute ich zu meinem Waffenbruder, der nicht minder verwirrt von diesen neuen und fremden Eindrücken war. Wir wurden angehalten still stehen zu bleiben, also richteten wir unsere Blicke wieder nach vorn und taten, wie geheißen. Die Schultern strafften sich, der Rücken gerade und den Blick stur gerade aus.
 

Und da war sie: unsere erste Begegnung mit jenen Wesen, die uns von den Mauern beobachtet hatten. Eine kleine Schar von zweibeinigen Wesen, so schön, dass ich einen Moment brauchte, um meinen Atem wieder zu finden. Helle, beinahe weiße Haut, fellos doch dafür eingehüllt in hellen Stoffen, die sie beinahe leuchten ließen. Doch so zierlich… so … schutzbedürftig. Auch wenn sie etwas an sich hatten, was mir unweigerlich eine Gänsehaut über den Balg jagte, während mir zusätzlich eisige Kälte über meine Pfoten unterhalt in die Knochen kroch.

Der Ausbilder verneigte sich vor diesen Wesen, offenbar waren diese seine Alphas. Diese jedoch legten ihr Augenmerk ausdruckslos auf uns. Unweigerlich musste ich schlucken. Diese Blicke bohrten sich regelrecht durch die Haut und gleichzeitig beschlich mich das Gefühl einen Makel zu haben, der diesen Hohen missfallen könnte. Prüfend trat ein größerer der Hohen näher heran, musterte Berlios abschätzend von oben bis unten, umrundete ihn gar und blieb hinter uns stehen. Ich konnte nicht erkennen, was er hinter uns tat, es stand uns einfach nicht zu, den Blick nur einen Moment abweichen zu lassen. Es war die eiserne Disziplin, die wir täglich geprobt hatten, also standen wir still. Ein weiterer kam heran und griff mir direkt an die Lefzen, um die scharfen Zähne zu entblößen. Ihr spürte filigrane, kalte Finger, wie sie jeden Winkel meiner Schnauze erforschten, als suche sie einen verborgenen Fehler, bis sich eben diese von den Lefzen wieder lösten und überraschend unter mein Kinn griffen, um die Stelle leicht zu krabbeln. Das war unerwartet, entsprechend blinzelte ich überrascht, als dadurch auch unweigerlich ein Laut aus meiner Kehle entwich, der einem kleinen Grollen glich, das bis in meine Brust reichte und darin vibrierte. Schlagartig erstarb das Krabbeln und ich spürte, wie mir alles Blut aus den Gliedern wich. Mein Herz klopfte so stark! Da war er… ein Fehler! Ich wagte nun erstrecht nicht den Blick auch nur einen Millimeter weichen zu lassen oder gar einen allzu merklichen Atemzug zu machen. Ein Grollen! Vor den Hohen! Ich spürte die verurteilenden Blicke auf mir, sie wägten die weiteren Optionen ab, das wusste ich genau. War ich brauchbar, wenn ich meine Instinkte nicht kontrollieren konnte? Ich konnte schon mein Leben an mir vorbei ziehen sehen, all meine Hoffnungen auf eine Aufgabe, auf einen Schützling… mein gesamter Lebensinhalt schien sich gerade mit diesem kleinen Laut in Luft aufgelöst zu haben. Es kam wir wie eine Ewigkeit vor, in der niemand etwas sagte. Selbst das stetige Gemurmel der kleinen Gruppe hatte sich gelegt.

Ein leises kichern erklang plötzlich und damit begannen die Finger erneut zu krabbeln und erneut entwich dieser unglückselige Laut. In Gedanken schickte ich Stoßgebete an jene, die es interessierte, hoffte, dass diese Qual ein Ende finden würde- warum hörten diese Finger nicht auf?

„Perfekt.“, erklang die Stimme des Wesens vor mir. Es war ein Wort, das meine Ohren unter dem Fell hervor zucken ließ.

„Es scheint noch nicht reif.“, erklang ein tieferer Ton hinter mir.

„Es ist das ideale Alter, um sie zu prägen.“, meldete sich der Ausbilder zu Wort.

Nun richteten sich meine Ohren erst recht aufmerksam auf. War es tatsächlich soweit? Kurz zuckte mein Blick zu meiner rechten, wo Berlios stand. Ich konnte erkennen, dass sich um ihn ebenfalls ein Wesen bewegte und begutachtete bis auf die Krallen, die aus den Pfoten heraus gedrückt wurden.

„Wird es denn seine Aufgabe erfüllen können?“, wollte die tiefe Stimme hinter mir unerbittlich wissen. Innerlich schrie ich JA! Ich fühlte mich tatsächlich bereit, doch im Angesicht der Hohen stand es mir nicht zu einen Laut von mir zu geben.

„Selbstverständlich. Es ist eine der besten des Wurfs und hat eine Affinität zum Kampf bewiesen. Es wird seine Aufgaben voll und ganz erfüllen.“, versicherte der Ausbilder. Die Worte klangen eigenartig, doch viel präsenter war die Aufregung darüber, dass hier gerade mein Schützling stand.

„Was ist mit diesem hier?“, meldete sich eine höhere Stimme herrisch zu Wort. Es war das Wesen, dass Berlios in Augenschein genommen hatte.

„Ihr lobt dieses Ding, doch was ist hiermit?“, wollte sie weiter wissen. Der Ton gefiel mir nicht, entsprechend drückten sich die Ohren wieder schützend ins Fell.

„Auch dieses Exemplar hat großes kämpferisches Potenzial bewiesen. Sie sind beide gleichwertig.“, erklärte der Ausbilder, doch schien es diese Kritikerin wenig zu überzeugen.

„Das will ich sehen. Beweist es.“

„Yuzuriha.“, erklang es mahnend aus der verbliebenen Gruppe, die ihre sichere Distanz wahrten.

„Was? Habe ich nicht das Beste verdient? Wenn es nicht stark genug ist, will ich es nicht.“, erwiderte das Wesen harsch und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Sie sind gleichwertig.“, wiederholte der Ausbilder eindringlich.

Was auch immer das bedeutete, doch bisher hatten Berlios und ich stets den gleichen Atem beim Training gehabt. Es hatte nie einen Moment gegeben, bei dem einer dem anderen unterlegen gewesen war. Wir hatten zusammen unsere Künste getestet, auch aneinander. Doch weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht, da wurde mir vom Ausbilder bereits ein Halsband umgelegt. Ich spürte, wie sich mein Körper nach vorne neigte, wie sich die Haltung verzog, die Hinterläufe streckten und die Vorderläufe sich zu Tatzen formten, die sich nun auf dem steinernen Boden legten.

Diese Haltung war mir so vertraut und doch so fremd. Es kam mir natürlich vor und doch vollkommen neu. Eine Kette wurde befestigt und schließlich in die Hände gelegt, die eben noch mein Kinn gekrabbelt hatten. Noch ein Blick wagte ich zu Berlios, der stur gerade aus sah und die Diskussion tapfer über sich ergehen ließ, während ich bereits einen Zug der Kette spürte und der Hand folgte, die das andere Ende im Griff hielt, gefolgt von zwei weiteren Wesen, die wohl die Begleitung meines zukünftigen Schützlings waren. Noch einen letzten Blick heischte ich zurück. Es war das erste Mal, dass Berlios und ich getrennt waren… und ich wünschte ihm, das auch er seinen Platz einnehmen konnte.
 

Für mich hingegen ging es nun zum wichtigsten Schritt in meinem Leben. Wenn ich richtig zugehört hatte, würde ich nun einen Schützling erhalten. Es war das beste, was passieren konnte, wie ich fand. Ich bekam meine feste Aufgabe, mein Lebenszweck. Und zum ersten Mal wagte ich nun auch einen Blick über die Hand, die die Kette hielt hinaus zum Rest des Wesens, während es mich durch die Marmorhalle führte. Ich schien ihn ein wenig zu überragen, ich brauchte nicht einmal meinen Kopf nennenswert heben, um über seine Schulter zu schmulen. Helle Haare waren zu einem Zopf geflochten und schwangen im Rhythmus zu seinen selbstbewussten Schritten. Neben ihm schritten zwei weitere Wesen einher, einer, von der Statur wohl kräftiger und daneben eine zierliche Gestalt, ähnlich zu den Ornamenten an den Säulen. Keiner sagte noch etwas, sie schritten lediglich durch die Halle, doch schienen sie den Weg genau zu kennen, den sie einschlagen mussten. Ich hatte keine Vorstellung davon, was es bedeutete geprägt zu werden. Ich wusste nur, dass es sehr wichtig war und mich mit meinem Schützling für immer verbinden würde.
 

Kaum hatten wir den Gang erreicht, wurden wir von einer verhüllten Gestalt empfangen. Sie bat meinen Schützling ihm zu folgen und ich folgte unweigerlich ebenfalls. Wir kamen in einen Raum, der auf den ersten Blick düster wirkte. Unheimliche Gerätschaften hingen wie böse Geister von der Decke herunter, bereit, unachtsame Wesen zu erbeuten. Ein wenig flau wurde mich bei dem Anblick ja schon, vor allem, als wir vor einen steinernen Tisch kamen. Alles hier roch sauer nach Schmerz und ich spürte einen Druck auf mir, als würde etwas bösartiges unsichtbares versuchen mich in die Knie zu zwingen.

Mit steigender Nervosität musterte ich den Tisch vor mir. An der vorderen, kurzen Kante waren zwei Mulden eingelassen und darauf ein Holzblock mit den gleichen Mulden an der gleichen Stelle. Nicht weit entfernt konnte ich einen steinernen Schmelztiegel erkennen aus dem es rötlich heraus schien. Daneben befanden sich weitere eiserne Konstruktionen, die mir sehr fremd waren. Etwas zum Pressen, etwas zum formen, es war eigenartig, was hier wohl alles an Instrumente gebraucht wurden. An den langen Kanten gab es eiserne Ösen und ich mochte die Vorstellung nicht, wozu diese überhaupt existierten. Das fremde Wesen entfernte sich von uns, während auch der hellhaarige das Bild vom Tisch auf sich wirken ließ. Die verhüllte Gestalt zeigte sich wieder, begleitet von klingen weiterer Ketten und etwas in den Händen, das einem Maulkorb glich.

„Junger Herr, legt das der Kreatur an und führt es auf den Tisch.“, war die kurze Anleitung dazu, worauf die schlanken Finger nach der Konstruktion griffen und nun der ratlose Blick des Wesen auf meinen traf. Groß sah ich den hellen an, versuchte zu verstehen, was nun passieren sollte. Und ich erkannte in den Zügen meines Gegenübers, dass dieser auch nicht ganz verstand, warum eine solch radikale Schutzmaßnahme vonnöten wäre. Dieses fellose Wesen mit dieser kleinen Nase und den hellen, durchdringenden Augen… Doch ich war gewillt ihm zu zeigen, dass ich bereit war meine Aufgabe zu übernehmen. Ich hatte mein Leben lang trainiert, um an diesem Punkt sein zu können.

Ehrlich gesagt hatte ich mir dieses Ritual weniger furchteinflößend vorgestellt, doch ich war ein Pantherkrieger. Und als solcher war es meine Pflicht mich jeder Situation zu stellen, so unangenehm sie auch war. Also setzte ich mich hin und neigte den Kopf weit genug, damit die hellen, schlanken Finger bequem das Geschirr um meinen Kopf und meine Schnauze platzieren konnte. Dabei drängte sich auch etwas bissfestes zwischen meine Zähne, fixierte die Kiefer regelrecht und immer stärker, mit jeder Schnalle, die zugezogen wurde. Gleich darauf tauchten die gleichen Finger ins Fell in meinem Nacken, kraulten ein wenig über die Haut und so albern es klang: es gab mir tatsächlich ein wenig Zuversicht. Einerseits wurde ich in meinen Bewegungen eingeschränkt und gleichzeitig wirkte es, als wollte mir das Wesen Mut machen. Dass es bald vorbei sein würde. Und ich glaubte ihm.
 

So trat ich auch freiwillig auf den Tisch und ließ mir zeigen, wie ich zu liegen hatte. Meine Vorderpranken sollten bis hinter den Ellenbogen in die Mulden an der vorderen Kante. Ketten wurden um meine Tatzen geschlungen und streckten meine Vorderläufe. Der Holzklotz fixierte sie dort und wurde gleich darauf ebenfalls mit Eisen verschlossen, damit ich sie nicht fortziehen konnte. Ene größere Mulde auf dem Holzklotz, gab meinem Kopf die Möglichkeit zumindest darauf abgelegt zu werden. Weitere Ketten wurden durch die Ösen an den Tischkanten geführt und über meinen Körper gezogen. Sie waren schwer und spannten sich durch das Fell auf der Haut. Waren diese Maßnahmen wirklich nötig? Wieder suchte ich den Blick des hellhaarigen. Allmählich wurde mir wirklich bang. Ganz und gar der Möglichkeit beraubt auszuweichen oder mich zu befreien, wenn nötig- ich legte hier größtes Vertrauen in das Urteil eines Geschöpfs, dass ich nicht einmal kannte.

„Sollen wir-..“, begann die verhüllte Gestalt die Frage.

„Ja.“, unterbrach ihn der hellhaarige bestimmt.

Leicht neigte die Gestalt das Haupt und begab sich zu einem weiteren Tisch voller eigenartiger Instrumente. Es kehrte zurück mit etwas langem, dass in einer feinen Spitze mündete und entzog sich meinem weiteren aufmerksamen Blick, indem es sich hinter mich platzierte. Es griff beherzt in meine Seite und ich zuckte zusammen, als sich nur kurz darauf etwas spitzes in meine Haut drückte. Die Ketten klirrten unter meinem kleinen Protest bei dieser unerwarteten Behandlung, doch wieder zogen die schlanken Hände ihre Aufmerksamkeit auf sich, da sich nun eine davon hinter mein Ohr begab, um die Stelle dort zu kraulen. Zum ersten Mal lernte ich, dass es da Stellen gab, die sich einfach gut anfühlten. Die Stelle hinter meinem Ohr war definitiv eine davon das Kraulen nahm diesem Moment einen enormen Teil des Schreckens. Ich musterte dieses Wesen erneut, betrachtete die markanten Züge, die grauen Augen, die auf mir ruhten, diese zierliche Nase, mit der er sicherlich nicht viel riechen konnte. Und während ich so über diese Erscheinung nachdachte, wurden meine Gedanken immer schleppender. Ich spürte, wie mir die Augenlieder schwer wurden und es immer schwieriger wurde mich auf etwas zu fokussieren. Aus den markanten Zügen wurde bald ein heller Blob umgeben von Schatten und dem rötlichen Leuchten aus dem Schmelztiegel in der Nähe. Ich driftete langsam weit weg und nahm nur noch aus der Ferne eines ganz deutlich wahr: Schmerz, der zischende Klang von Fleisch, das mit etwas heißem in Verbindung gebracht wurde und der beißende Geruch von verbrannten Fell und Haut.



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