Zum Inhalt der Seite

Mephisto

denn sie wissen nicht, was sie tun
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ohne Liebe

Still blickte er in der Dunkelheit an die Decke, während er den gleichmäßigen Atem des anderen Mannes neben sich vernahm. Bloß Kisames Stirn ruhte an seiner Schulter, dennoch strahlte dessen Körper eine gewisse Wärme aus. Wenn er ehrlich war, wusste er nicht, was er fühlen sollte. Was vor ein paar Stunden zwischen ihnen passiert war, das hatte Itachi selbst heraufbeschworen. Er hatte es gewollt, wenn wohl auch der Alkohol den nötigen Mut dazu gegeben hatte.

Er fühlte Kisames Hände noch an seinem Körper, doch alles andere war etwas verschwommen. Irgendwie hatte er gedacht, er würde sich danach…glücklicher fühlen. Wenn es nicht komplett in die andere Richtung ging, aber im Endeffekt fühlte er nicht viel. Nicht mal Ekel. Vielleicht musste er noch realisieren, dass er eben wirklich Verkehr gehabt hatte – oder die Vorstufe davon.

Wie er es genau benennen sollte, wusste er nicht, doch er hatte Kisames Tun imitiert. Sie hatten sich aneinandergepresst und gerieben. Sich geküsst. Kisames schwerer Körper über ihm, dessen Atem an seinem Ohr. Dessen hartes Glied in seiner Hand, während der andere das seine in der Hand pumpte. Itachi schloss bei der Erinnerung kurz die Augen, hörte sein eigenes Stöhnen widerhallen. Irgendwie war es unangenehm, nun darüber nachzudenken, wie er sich hatte gehen lassen.

Nicht, dass er es bereute. Das war es nicht. Es war gut gewesen. Schön. Intensiv. Sich in Kisames Hände zu begeben, hatte ihn nicht mehr geschreckt, weil er ihm vertraut hatte. Vielleicht war er auch einfach überfordert mit der Situation. Ganz zu schweigen davon, dass er befürchtete, dass Kisame das von nun an öfter tun wollte. Bestimmt konnten sie das wiederholen, aber nicht sofort.

Zuerst musste er seine Gedanken ordnen und das Geschehene verarbeiten.

Itachi öffnete die Augen wieder, für sich feststellend, dass ihm der Hals eng wurde. Er brauchte frische Luft. Also löste er sich langsam von Kisame, um diesen nicht zu wecken, und erhob sich so lautlos wie möglich. Er angelte nach seinem Gewand und zog sich dieses über, ehe er sich die zerzausten Haare wieder zusammenband und auf leisen Sohlen das Zimmer verließ.
 

Mittlerweile war es ruhig im Haus geworden, wenn man bedachte, dass zuvor nicht nur sie beide laut gewesen waren. Itachi seufzte innerlich, während er durch den Gang in Richtung Veranda schlich. Gleichzeitig hoffte er, dass Kisame nicht wach werden würde. Dieser sollte nicht denken, dass er etwas falsch gemacht hatte, denn das war es nicht. Der Uchiha wollte nicht, dass es komisch zwischen ihnen werden würde. Seine Beziehung zu Kisame war besonders. War sie immer gewesen. Seit sie zusammen losgezogen waren, umso mehr. Er schätzte, wie sich der Hüne um ihn bemühte und ihn verteidigte, auch wenn das nicht immer nötig war. Dennoch ging damit ein Gefühl von Geborgenheit einher und das war es ja auch, was er vorhin gefühlt hatte.

Warum also konnte er nicht einfach glücklich darüber sein, dass es gut gewesen war?

Itachi atmete durch, schob dann die Schiebetür beiseite und schloss sie hinter sich. Das Holz knarzte leicht, als er ein paar Schritte ging, um sich einen Fleck zu suchen, an dem die anderen ihn nicht hören würden. Womit er nicht gerechnet hatte, war die schlanke Silhouette der einzigen Frau der Truppe.

Konan drehte den Kopf in seine Richtung, die Bernsteinaugen leuchteten im Mondlicht, während ihr Ausdruck jedoch so monoton wie sonst auch war. Für ein paar Sekunden sahen sie einander still an…dann bedeutete Konan ihm, sich neben sie zu setzen. Obwohl Itachi eigentlich das Alleinsein bevorzugt hätte, kam er der Aufforderung nach und nahm in höflichem Abstand zu ihr Platz.

Neben ihr stand eine Flasche Sake nebst Schälchen, wobei Itachi nicht verstehen konnte, wie sie noch weiter trinken konnte. Anscheinend vertrug sie viel, hatte sich auch vorhin nicht zurückgenommen, ohne dabei betrunken zu wirken. Generell schien Konan sehr kontrolliert zu sein.

„Du kannst wohl auch nicht schlafen“, stellte sie fest, woraufhin er nickte.

Was sollte er auch sagen? Die Gründe wollte er ihr nicht gerade erläutern.

„Nicht wirklich.“

Konan ließ den Blick über die Umgebung schweifen, erwiderte für eine Weile nichts mehr. Es gab Itachi die Zeit, sich an die Situation zu gewöhnen. Die kühle Nachtluft fuhr ihm durchs Haar, half ihm dabei, seinen Kopf etwas freier zu bekommen.

„Kisame hat einen ziemlichen Narren an dir gefressen“, bemerkte sie plötzlich. „Unüblich für ihn.“

Itachi fragte sich, was sie damit meinte. Dass der Hüne nicht gerade enthaltsam lebte, hatte er sich bereits denken können. Dennoch hielt er sich bei ihm immer respektvoll zurück, trotzdem er ihn vermutlich seit dem ersten Tag ihres Wiedersehens begehrt haben musste. Itachi erinnerte sich an seine Blicke und nun, da er ihn in der Nacht erlebt hatte, verstand er mehr davon.

Und er verstand, dass er dieselben Gefühle hegte, trotzdem sie ihn verunsicherten. Wie sehr er die Last, die er seit damals mit sich herumtrug, verabscheute.

„Er muss etwas Besonderes in dir sehen.“

Die Worte ließen Itachi achtsam werden, auch wenn sie vermutlich nichts zu bedeuten hatten. Besonders konnte man auf alles beziehen.

„So wie Pain in dir“, gab er zurück, um von sich selbst abzulenken.

Konan verzog ihre Lippen zu einem Lächeln, das ihre traurigen Augen nicht erreichte. Für ein paar Sekunden blieb sie schweigsam und Itachi ahnte, dass er gerade einen Nerv getroffen hatte, ohne es zu wollen.

„Verzeihung. Das war anmaßend“, fügte er daher an, auch wenn sie damit begonnen hatte.

Konan goss sich Sake nach, nippte an ihrem Schälchen.

„Nicht mehr als meine Anspielungen. Schon gut.“

Wenigstens sah sie es ein. Er kommentierte es nicht weiter, doch sie fuhr direkt fort.

„Nagato und ich sind Überlebende. Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit und teilen denselben Verlust, sowie ähnliches Leid. Also ja, wir sind besonders füreinander.“

Da war noch immer diese Traurigkeit in ihren Augen, wenn auch etwas Wärme darin schimmerte. Als sie ihm das Schälchen mit dem Sake hinhielt, nahm er es an und nippte kurz daran. Er hatte das Gefühl, dass dies eine Art Friedensangebot war und das wollte er nicht ausschlagen. Die Flüssigkeit brannte wie gewohnt in seinem Hals, als er ihr das Schälchen zurückgab.

Sie trank den Rest aus, stellte es wieder auf den Holzboden. Ein paar Sekunden saßen sie beide nur so da, blickte in die Ferne, ehe Konan leise seufzte.

„Möchtest du sie hören? Unsere Geschichte?“

Itachi warf ihr einen Blick zu, nicht wissend, ob er bejahen sollte. Würde sie im Gegenzug die seine fordern? War das ein Test? Oder machte sie der Alkohol bloß redselig? Was es auch war, sie jetzt abzuweisen, war wohl keine gute Idee, weswegen er bloß nickte. Sie lächelte dünn, stützte sich mit den Händen nach hinten ab und sah zum dunklen Himmel auf.

„Ich war jung, als ich verheiratet wurde. Meine Eltern waren vom Adel, daher war es nur zu natürlich einen angesehenen Feldherrn für mich auszusuchen. Ich war gut versorgt und wurde nicht gerade schlecht behandelt, doch davon abgesehen war mein Leben nicht gerade glücklich. In einer Ehe ohne Liebe zu leben, ist für viele Frauen Normalität. Vielleicht wäre es das irgendwann auch für mich geworden, doch eines Tages kamen zwei junge Männer als Rekruten dazu. Nagato und Yahiko.

Nagato hat sich nicht viel verändert. Er war schon damals ruhig und besonnen. Ein lieber Kerl, der immer hinter Yahiko stand…und Yahiko? Er war…beeindruckend. Ein Mensch mit so viel Hoffnung und Euphorie auf ein besseres Leben…er zog jeden in seinen Bann. Auch mich.“

Da glomm etwas in Konans Augen auf, das jede Frage überflüssig machte. Dennoch stellte er sie.

„Du hast dich in ihn verliebt?“

„Mit allem, was ich hatte. Er kam mich heimlich besuchen, erzählte mir Geschichten und brachte mir kleine Geschenke. Nichts Wertvolles. Kleine Dinge wie Blumen oder hübsche Steine. Er brachte mich zum Lachen. Zeigte mir, wie es ist, wenn man Liebe empfindet. Glück. Wenn er auf dem Schlachtfeld war, überkam mich eine solche Verzweiflung, wie ich sie zuvor nie gefühlt hatte.“

Ihr Lächeln wurde eine Spur bitterer und Itachi ahnte, dass besagtes Glück wohl nur für kurze Zeit angehalten hatte.

„Nagato deckte uns beide. Er passte auf, dass niemand von uns erwischt wurde, doch irgendwann reichte uns das nicht mehr. Wir wollten frei sein. Zusammenleben und uns eine Zukunft aufbauen. Zumal Yahiko und Nagato genügend Tod und Elend auf dem Schlachtfeld miterlebt hatten, um zu begreifen, dass daran nichts Ruhmreiches ist. Entbehrliche Männer sterben und reiche Männer nutzen sie wie Schachfiguren aus, um sich noch mehr zu bereichern oder ihren Reichtum zu sichern. Wir hatten alle genug.“

Itachi konnte das nachvollziehen. Was sie ihm sagte, war auch ihm bekannt. Scheinbar musste man nicht anders sein, um die hässliche Seite der Menschheit zu spüren zu bekommen.

„Also flohen wir zu dritt. Wir verwischten unsere Spuren, so gut es ging, und suchten uns einen kleinen Hof fernab, auf dem wir unser Leben verbringen wollten. Es war die glücklichste Zeit meines ganzen Lebens. Yahiko und Nagato brachten mir bei, wie man kämpft, und ich brachte ihnen Lesen, Schreiben und Rechnen bei. Wir ergänzten uns gut und wuchsen noch enger zusammen.“

Bevor sie weitersprach, griff Konan erneut zum Sake und diesmal kippte sie das ganze Schälchen herunter. Itachi sagte nichts dazu, denn er ahnte, dass es nun hässlich werden würde.

„Wir waren naiv, zu glauben, dass uns niemand finden würde. Mein Mann hat nicht aufgehört, nach mir zu suchen. Er war rasend darüber, dass ich ihm gestohlen worden war. Also ließ er jeden Winkel durchkämmen, bis er uns nach einigen Jahren aufspürte. Und er ließ uns büßen.“

Konan blickte vor sich hin, die Lippen fest zusammengepresst, ehe sie fortfuhr.

„Sie kamen mit vielen Soldaten. Unser Kampf war daher von Anfang an aussichtslos, doch wir versuchten es. Als sie uns überwältigt hatten, folterten und enthaupteten sie Yahiko vor unseren Augen. Ich habe nie einen schlimmeren Schmerz verspürt.“

Kurz pausierte sie.

„Nagato brachen sie die Beine auf eine Weise, die ihn zu einem Leben als Krüppel verurteilte. Was mich anging…trug ich zu diesem Zeitpunkt Yahikos Kind unter meinem Herzen. In meiner Ehe hatte es jahrelang nicht geklappt. Du kannst dir also denken, wie wütend mein Mann war. Sie prügelten mich wie einen Hund. Sorgten dafür, dass ich mein Kind verlor und nie wieder in der Lage sein würde, eines zu bekommen.“

Itachi hörte ihr zu, während er nicht gegen das Grauen ankam, das ihn langsam erfüllte. Wie furchtbar war diese Geschichte, mit der sie leben musste. Vermutlich sah sie ihm seine Gedanken an, denn sie lächelte.

„Nagato und ich waren beide gebrochen. Wir hatten den uns liebsten Menschen verloren, unsere Zukunft…und unseren Wert. Wir waren Krüppel. Das war unsere Strafe, mit der sie uns weiterleben ließen. Wir brauchten sehr viel Zeit, um unseren Schmerz zu überwinden, aber danach kamen Zorn und Hass. Wir klammerten uns an diese Gefühle. Sie gaben uns die Kraft, weiterzuleben und diese Gemeinschaft zu gründen.“

Sie blickte ihn nun wieder direkt an und bei diesem durchdringenden Blick überkam ihn eine Gänsehaut.

„Ich erkenne einen gebrochenen Menschen, der sich für das Leben entschieden hat, Itachi.“

Und da war er. Der Grund, weswegen Konan ihm das alles erzählt hatte. Diese Frau war berechnend, das hatte er direkt gespürt, doch er blieb ruhig.

„Akatsuki besteht aus Menschen wie dir und mir. Wir haben alle unser Päckchen zu tragen. Wichtig ist, dass wir uns aufeinander verlassen können. Dass unsere Last geteilt wird, aber niemandem im Wege steht. Wir sind keine guten Menschen. Wir tun, was nötig ist, um zu überleben. Ich hoffe, dass dir das klar ist.“

Das war ihm bereits nach Deidaras Ansage klar geworden. Oder nach Kisames Erzählungen. Er verstand, warum sie ihn warnten. Das hier war Familie. Man beschützte seine Familie, so wie auch Madara, Sasuke und er selbst es taten. Er fühlte den Stich in seiner Brust, der ihn daran erinnerte, wie lange er schon von ihnen getrennt war.

„Konan-san. Ich habe nicht vor, irgendjemandem im Wege zu stehen oder euch sonst irgendwie Schaden zuzufügen. Ich bin wegen Kisame hier und ich bleibe, solange er mich hier haben möchte. Ob ich eurer Truppe beitrete, weiß ich noch nicht. Meine Entscheidung wird euch jedoch in keiner Weise negativ beeinflussen. Darauf gebe ich dir mein Wort.“

Konan neigte den Kopf ein wenig, blickte ihn aus ihren Bernsteinaugen fest an. Dann lächelte sie kühl.

„Nun, es wird Kisame negativ beeinflussen, nicht wahr?“

Das konnte Itachi natürlich nicht verneinen…und es traf einen empfindlichen Nerv bei ihm. Dennoch ließ er es sich nicht anmerken, erwiderte ihren Blick unbeirrt.

„Er kennt meine Ansichten und er akzeptiert, wofür ich mich entscheide.“

Konan wirkte für einen Moment, als wollte sie dazu noch etwas sagen. Dann aber beließ sie es dabei und füllte sich Sake nach. Sie nippte an der Flüssigkeit, ließ den Blick erneut schweifen.

„Nun gut. Wir werden sehen, ob er das tut. Oder was du tun wirst. Wie auch immer. Wir haben einen Auftrag für Kisame. Ich nehme an, du wirst ihn dabei unterstützen.“

Itachi hielt kurz inne, verwirrt darüber, dass sie sie schon so schnell wieder losschicken wollten, wo Kisame doch gerade erst zurückgekommen war. Aber er widersprach nicht, denn anscheinend war das so üblich – oder seinetwegen.

„Ja.“

„Das freut mich zu hören.“

Man hörte es ihrer monotonen Stimme nicht an, doch Itachi beließ es dabei. Schweifend saßen sie nebeneinander und genossen die Nachtluft, auch wenn ein bitterer Beigeschmack an ihrem Beisammensein haftete. Konan war eine der Personen, die er am wenigsten einzuschätzen vermochte. Sie zeigte ihm keine direkte Ablehnung wie Deidara, aber sie hieß ihn auch nicht ohne Weiteres willkommen wie Hidan. Wenigstens schien sie fair zu sein.

„Ich werde nun schlafen gehen“, hörte er sie schließlich sagen und sah, wie sie sich erhob. „Ich wünsche dir eine geruhsame Nacht.“

„Ja. Dir auch“, erwiderte er höflich, woraufhin sie erneut lächelte.

Ein weiteres Lächeln, das sie wie eine Maske zu tragen schien. Itachi wusste, dass sie ihm ihre Geschichte nicht erzählt hatte, um Mitleid zu erhaschen oder um sich mit ihm anzufreunden. Es war dazu da, ihm bewusst zu machen, dass das hier das Einzige war, das ihr noch wichtig war…und dass sie ihn erledigen würde, wenn er Anstalten machte, es ihr zu nehmen.
 

Itachi blieb noch eine Weile draußen sitzen, sinnierte über Konan und die anderen, bis er sich innerlich ruhiger fühlte. Auch die Gedanken bezüglich Kisame und ihm hatten sich ein wenig beruhigt, sodass er nun klarer im Kopf war. Er vertraute Kisame. Das hatte er, seitdem dieser wieder in sein Leben getreten war, und bisher hatte er dies nicht bereut. Warum sich also verrückt machen und es sich selbst schlecht reden. Kisame hatte ihn nie verurteilt.

Tief atmete er durch, ging dann zurück in dessen Zimmer, wo der Hüne immer noch zu schlafen schien. Itachi schloss leise die Tür hinter sich, ehe er sich wieder zu ihm legte. Er vernahm das leise Brummen, als Kisame sich wieder gegen seine Schulter lehnte.

„…alles in Ordnung?“, hörte er ihn verschlafen murmeln.

Also hatte er seine Abwesenheit doch bemerkt. Nicht verwunderlich, immerhin war der andere genauso hellhörig wie er selbst. Itachi schwieg kurz, griff dann unvermittelt nach der Hand des anderen und verschränkte ihre Finger miteinander. Er merkte, wie Kisame stutzte, die Berührung aber mit leichtem Druck erwiderte.

„Nein. Aber das wird schon“, antwortete er ehrlich.

Der Ältere schien zu überlegen, ob das hinterfragen sollte, entschied sich aber dann wohl dagegen. Itachi war froh darüber, denn er wollte jetzt nicht mehr reden. Die Nähe war schön. Was sie miteinander hatten, war schön. Es war alles gut. Er brauchte nur Zeit, um es für sich zu akzeptieren und diese quälenden Gedanken zu verbannen.

„Lass dir Zeit.“

Itachi spürte wieder diese Wärme in sich, die ihm sagte, dass alles gut werden würde. Er lehnte sich etwas mehr an Kisame hinter sich, merkte, wie die Nähe ihren Schrecken mehr und mehr verlor. Ja. Kisame konnte er vertrauen. Dieser hatte ihn nie enttäuscht.
 

„Entweder sprichst du aus, was dich wachhält, oder du schläfst endlich. Deine Unruhe beginnt mich zu nerven.“

Deidara presste die Lippen aufeinander, während er zornig an die Decke starrte. Andererseits konnte er wohl froh sein, dass ihm sein Partner nicht einfach eines seiner lähmenden Gifte in den Körper jagte, wenn er sich von ihm genervt fühlte. Natürlich war er unruhig.

„Kann ja draußen schlafen, hmm“, brummte er so unfreundlich wie möglich.

„Das wäre eine Option.“

„Ihr seid ein richtiger Mistkerl, no Danna, hmm.“

„Erzähl mir was Neues, Balg.“

Deidara schnaubte daraufhin bloß, hatte mit so einer Antwort schon gerechnet. Bei Sasori auf einen Funken Empathie zu hoffen, war verlorene Mühe. Eigentlich wusste er das und hatte es akzeptiert, doch manchmal brachte es ihn zur Weißglut. Mit finsterem Blick drehte er sich auf die Seite und starrte Sasoris schlanken Hals an, den Ansatz der roten Haare…eher er seine Lippen in dessen Nacken drückte.

„Könnt ja was dafür tun, dass ich…weniger unruhig bin, hmm.“

Deidara konnte die Gänsehaut des anderen fühlen und er bemerkte, wie sich dieser unweigerlich versteifte. Anfangs hatte sich der Blonde durch solche Reaktionen beleidigt gefühlt. Wenn man sein Geld mit körperlichem Verkehr verdiente, entwickelte man entweder Ekel gegen den eigenen Körper oder man war stolz darauf, so begehrt zu sein. Bei ihm war es eine Mischung aus beidem.

Deidara machte sich nichts vor, er war ein launischer Kerl – und es kümmerte ihn nicht, wie andere damit zurechtkamen. Schon gar nicht, wenn es sich um seinen Partner handelte, der das Einfühlungsvermögen einer Schnecke besaß. Vielleicht waren Sasori die Schnecken sogar überlegen…

„Geh zu Hidan.“

„Der treibt es gerade mit Kakuzu. Ich bin nicht lebensmüde, hmm.“

Was nicht daran lag, dass Kakuzu in irgendeiner Form eifersüchtig war, wenn sich Deidara zwischendurch mit Hidan vergnügte. Alle wussten es. Keinen kümmerte es. Manchmal sah Kakuzu ihnen zu und holte sich einen runter, während er nebenbei irgendwelche Dokumente prüfte. Der Beischlaf mit Hidan war rau und wild, etwas, das Deidara nicht immer, aber manchmal brauchte.

Was er nicht brauchte, war, sich anbinden, würgen und den Hintern aufreißen zu lassen. Das war es, was Hidan brauchte – und zwar oft. Deswegen war der Silberhaarige mit Kakuzu zusammen, der wiederrum seinen Sadismus ausleben musste.

Und Sasori…der brauchte gar nichts davon. Damals hatte Deidara das nicht verstanden. Männer waren triebgesteuert – und er selbst war da keine Ausnahme. Er hatte seine Arbeit gehasst, aber er hatte das Beste daraus gemacht, um zu überleben. Dennoch war der Verkehr an sich mit dem richtigen Mann etwas, das er brauchte wie Essen oder Schlaf. Es konnte verdammt gut sein.

Sasori jedoch war in dieser Hinsicht anders. Auf seine verschrobene Art hatte er zweifellos Gefühle für Deidara, doch was den Beischlaf anging, lehnte er diesen völlig ab. Ganz selten schaffte der Jüngere es, ihn dazu zu bringen, hart zu werden, doch es war immer anstrengend und am Ende kam meistens nur Deidara. Mittlerweile hatte er akzeptiert, dass es nicht an ihm lag, sondern daran, dass Sasori der Trieb fehlte, der viele Männer zu gierigen Monstern machte.

„Deidara…“

„Bitte.“

Deidara musste Sasoris Gesicht nicht sehen, um zu wissen, dass er die Augen verdrehte, als er genervt seufzte. Oft bat der Blonde seinen Partner nicht. Wie gesagt, meistens ging er in solchen Momenten zu Hidan, doch manchmal wollte er eben Sasoris Nähe. Heute war so eine Nacht. Nicht bloß wegen Kakuzu.

Also tat Sasori ihm den Gefallen und drehte sich auf den Rücken, woraufhin Deidara das Gesicht an seinem Hals vergrub. Der Geruch nach Holz und Erde, der den anderen stets umgab, ließ ihn schaudern und er gab ein tiefes Seufzen von sich. Eng drängte er sich an seinen Partner, nahm dessen Hand und schob sie zwischen seine Beine – anders als Sasori schlief Deidara oft nackt. Er war bereits hart, als der Rothaarige ihn dort zu berühren begann, mit dem Daumen über seine Eichel strich. Deidaras Atem ging hektischer, während er die Augen schloss und sich den schwieligen Fingern entgegen schob. Es war gut. Richtig gut, auch wenn es so einseitig war.

Deidara wusste, dass Sasori kein Interesse daran hatte, ebenfalls Befriedigung zu erlangen. Nicht durch sexuellen Verkehr. Er fand sie in anderen Interessen, dem Fertigen seiner Konstruktionen zum Beispiel – seiner sogenannten Kunst. Ihr ewiges Streitthema. Doch das hier…war nur für Deidara wirklich intim. Dennoch gab sich sein Partner Mühe; dass er es überhaupt tat, sagte genug aus.

Ja, Deidara liebte Sasori nicht wegen seiner Bettfertigkeiten. Er liebte ihn dafür, dass er ihn mit hierher genommen hatte. In diese Söldnertruppe voller Menschen, die anders waren als die, die mit denen er bisher zusammengelebt hatte. Menschen, die ihn verkauft, gekauft und erniedrigt hatten. Die keinen Wert in ihm gesehen hatten. Den Umgang mit Schwarzpulver hatte er sich selbst angeeignet. Ein Zeitvertreib, den er bei einem älteren Mann im Dorf kennen und lieben gelernt hatte. Schon als kleines Kind hatten ihn Feuerwerke fasziniert. Vielleicht war das der Anfang gewesen.

Sasori hatte seinen Wert erkannt – auch wenn er kurz davor gewesen war, ihm die Finger abzutrennen. Keine schöne Erinnerung und trotzdem hatte damit alles begonnen. Er war hierhergekommen, hatte sich mit den anderen mehr oder minder angefreundet. Mit Hidan stritt er viel, aber er stand ihm dennoch am nächsten. Dank Hidans Vorschlag, ab und zu mit ihm das Lager zu teilen, kam er nun besser mit Sasoris Abneigung gegen Verkehr zurecht. Es war entspannter zwischen ihnen geworden. Ungezwungener.

Kisame und er teilten denselben Humor, auch wenn sie sich gerade nicht einig waren. Es war nichts Persönliches, aber Deidara hatte schon immer etwas gegen Neuzugänge gehabt. Jeder neue Mitstreiter barg ein Risiko und etwas an diesem Itachi gefiel Deidara einfach nicht.

Er stöhnte gegen Sasoris Hals, spannte sich an, als er kurz davor war zu kommen. Ein bisschen noch. Gleich…er japste auf, als er in der Hand des anderen kam, sich noch enger an ihn presste. Sasori ließ ihn, lehnte den Kopf gegen seinen, während er so mit ihm blieb und wartete, bis er sich gefasst hatte. Deidara entging nicht, wie er mit der sauberen Hand zur Seite griff, um sich ein Tuch zu nehmen und seine Hände damit zu säubern. So wie immer. Er musste grinsen, atmete dabei tief aus.

„…jetzt geht es mir besser, hmm“, meinte er ehrlich.

„Dann war es wenigstens nicht umsonst.“

„Das habe ich auch verstanden…“

Sasori blieb einen Moment still, schaute vor sich hin. Manchmal war es schwer, zu erahnen, was er gerade dachte.

„Hör auf, dir Gedanken zu machen. Soweit ich weiß, schickt Konan ihn mit den anderen auf eine Mission. Wenn er dort Probleme macht, wird sie sich seiner annehmen. Dann ist die Angelegenheit erledigt.“

Und was das bedeutete, war Deidara wohl bekannt. Konan wirkte zwar sehr ruhig und besonnen, was sie auch war, wenn ihrer Truppe jedoch Gefahr drohte, war sie da rigoros. Es war keine gute Idee, sie wütend zu machen.

„Ihr wisst, wie Ihr mich beruhigen könnt, hmm“, erwiderte er müde, jedoch konnte er das Lächeln nicht unterdrücken.

Tatsächlich war das ein Argument, das er akzeptieren konnte. Wenigstens in dieser Sache stand Sasori ihm zur Seite, denn dieser war selten mit ihm einer Meinung.

„Ich bin bloß realistisch“, erwiderte der Rothaarige stoisch. „Und jetzt schlaf endlich.“

Deidara seufzte zur Antwort nur, schloss aber die Augen, während er an Sasori gelehnt blieb. Dessen Geruch, sein regelmäßiger Atem…es beruhigte ihn zusätzlich. Das hier war sein Zuhause. Sie alle waren sein Zuhause und er würde nicht zulassen, dass man es zerstörte. Eher würde er Itachi zerstören.

Mit diesem Gedanken dämmerte er langsam weg, fühlte dabei noch Sasoris stechenden Blick auf sich – und er wusste, dass diese gruselige Angewohnheit, ihn anzustarren, das Zeichen dafür war, dass dem Älteren etwas an ihm lag. Denn sonst starrte er nur seine Marionetten auf diese Weise an…was könnte also ein größerer Liebesbeweis sein? Hmm…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück