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The Fishbowl Oracle

- Findet Nemo auf Chrack -
von

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"Darf ich jetzt endlich aufwachen?"

„Uff.“ Die Luft wurde mir aus den Kiemen gepresst, als die Plastiktütentrage von den Zitteraalen auf den Boden gelegt wurde und das gesamte Gewicht von Aoi und Ruki nun auf mir lag. Aber ich würde mich nicht beschweren, so merkte hoffentlich niemand, dass ich noch immer im Inneren der Tüte steckte.

 

„Oh wie nett, was habt ihr mir denn da mitgebracht.“ Ich kannte die Stimme, das war eindeutig Kai, allerdings konnte ich das Lächeln nicht heraushören, welches seine Worte sonst immer begleitete. Dieser Kai hörte sich böse an, böse und kalt. Ich schluckte und versuchte so flach wie möglich zu atmen, während ich gleichzeitig betete, dass niemand auf die Idee kam ins Innere der Tütentrage zu gucken.

 

„Eindringlinge, Kaifisch-Boss“, erklärte Guccha, der Anführer der Träger.

 

„Eindringlinge, soso.“

 

„Ja, und aus dem Süden rückt Warumono mit der Zombiearmee aus dem Tal ohne Wiederkehr vor“, mischte sich Yuketsuko ein und hörte sich unglaublich stolz darüber an, auch etwas zum Gespräch beitragen zu können. „Aua, he, Tata-sama, warum haust du mich?“ Nee, oder? Jetzt erst wurde mir bewusst, dass Yuketsuko nicht nur ebenso ein Mädchen war, wie ich, sondern auch …

Meine Gedanken ratterten fast ohrenbetäubend laut weiter. Yuketsuko, ein Mädchen, verdammt, da klingelte doch was. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen – und ja, der Spruch war noch nie passender gewesen. Der Zitteraal, der gerade noch immer mit piepsiger Stimme darüber lamentierte, wie gemein ihr Tata-sama doch war, war niemand anderes als Yukke von MUCC. Mein Hirn hatte tatsächlich die Jungs von MUCC zu Zitteraalen gemacht. Tata-sama musste somit Tatsuro sein, Guccha war Miya und der Nasenbär wohl Satochi. Beinahe hätte ich losgelacht, konnte mich im letzten Moment aber noch zurückhalten. Himmel, mein Gehirn hatte echt nicht mehr alle Tassen im Schrank.

 

„Nun hör endlich auf zu jammern und lass  Guccha reden, damit wir endlich Feierabend machen können“, zischte Tatsuro.

 

„Du bist so gemein“, schluchzte Yukke melodramatisch auf und ein kollektives Seufzen ging durch die Runde.

 

„Tata, tu was.“

 

„Warum denn ich?“

 

„Weil du sie zum Weinen gebracht hast.“

 

„Ja, aber …“

 

„Tata“, Miyas Stimme war so leise und drohend, dass ich mich automatisch noch kleiner machte, obwohl seine Worte gar nicht an mich gerichtet waren. Aus Tatsuros Richtung kam erst nur leises Murren, dann aber hörte ich, wie er sich mit Yukke unterhielt. Und ganz ehrlich? Ich hätte nie gedacht, dass Tatsuro derart liebe Worte in seinem Repertoire hatte. Trotz meiner vertrackten Situation schlich sich ein breites Grinsen auf meine Fischlippen. Das waren ja ganz neue Töne und ich fragte mich nicht zum ersten Mal, wie mein Gehirn bitte auf all diese Dinge kam.

 

„Alles wieder gut?“, erkundigte sich Tatsuro nun leise und Yukke gab erneut ein piepsiges „Tata-sama“ von sich, das sich diesmal aber deutlich zufrieden anhörte. Damit war wohl nun auch für ihn … äh, für sie die Sache beendet, denn nun erklang wieder Kais genervte Stimme.

 

„Wenn ihr dann endlich fertig seid …?“

 

„Natürlich, Kaifisch-Boss, entschuldigen Sie bitte.“ Ich stellte mir gerade vor, wie Miya sich tief verbeugte, bevor er seiner Zitteraaltruppe einen finsteren Blick zuwarf, und musste mir ein Kichern verkneifen.

 

„Schön. Also, haben die Eindringlinge auch gesagt, was sie hier wollen?“, fragte Kai gelangweilt und plötzlich trat beinahe so etwas wie betretene Stille ein.

 

„Äh, Kaifisch-Boss, Sir“, stammelte Miya, was genau wie diese seltsame Unterwürfigkeit so überhaupt nicht zu dem willensstarken Leader passen wollte, dass es mir jetzt doch eiskalt den Rücken herablief. Wie absolut musste Kais Schreckensherrschaft sein, dass selbst Miya schiss vor ihm hatte? „Wir … äh, sie haben uns provoziert und da müssen wir wohl vergessen haben sie zu fragen, warum sie überhaupt hier sind.“ Ein langgezogenes und eindeutig genervtes Seufzen war zu hören.

 

„Na schön. Schafft sie in den Kerker, ich werde sie befragen, wenn sie wieder aufgewacht sind. Und verschließt die Tore und rüstet die Kanonen auf, diese Zombies sollen sich an unserem Verteidigungswall mal schön die verrotteten Zähne ausbeißen. Muharharhar!“

 

Stille.

 

„Ja was ist? Lacht!“

 

Vielstimmiges Lachen dröhnte in meinen Ohren, während ich mal wieder krampfhaft überlegte, aus welchem Film ich diese Aufforderung kannte. Mission Impossible? Nein. Robin Hood vielleicht? Nee, das war’s auch nicht. Ich grübelte weiter und murmelte leise Filmtitel vor mich hin, bis mir doch noch die Erleuchtung kam. Labyrinth mit David Bowie in der Rolle des Koboldkönigs, das war es! Gerade so konnte ich mir ein lautes Jubeln verkneifen. Wäre vermutlich eher kontraproduktiv gewesen, auch wenn mein Hirn guten Geschmack bewiesen hatte, war Labyrinth in meinen Augen doch ein echter Klassiker und David Bowie vermutlich einer der wenigen Kerle, denen Strumpfhosen und Glitzerlidschatten verdammt gut standen - genau wie Uruha.

Verflucht, jetzt musste ich an meinen besten Freund und Liebsten denken und daran, wie sehr ich ihn doch vermisste. Hoffentlich ging es ihm gut. Wenn Kai ihm etwas angetan hatte, dann, dann …

 

Ich war so in meinen Überlegungen vertieft, dass ich zusammenzuckte, als die Tüte wieder angehoben wurde. Super, jetzt würden sie uns in den Kerker stecken und dann? Einige Minuten hielt ich mich noch still, dann schob ich mich ganz, ganz vorsichtig näher an die Öffnung heran und versuchte irgendwie erkennen zu können, wo ich mich befand. Es war ziemlich schummrig, was mir vielleicht helfen würde unbemerkt zu bleiben und netterweise kabbelten sich Tatsuro und Yukke trotz ihrer Versöhnung, die gerade mal fünf Minuten her war, mal wieder, sodass die Aufmerksamkeit der vier eher weniger vorhanden war. Ich vermutete, dass wir mittlerweile im Inneren des Kindergummistiefels sein mussten, wobei es hier so aussah, wie in einer mittelalterlichen Burg. Die Wände waren aus grob gehauenen Steinquadern zusammengesetzt worden und aus den Fugen wuchsen allerlei Gräser, Moos und fluoreszierende Flechten, die den Korridor, durch den wir gerade schwammen, in unheimlich grünes Licht tauchten. Beinahe so, als wäre ich ein totes Blatt, lies ich mich aus der Öffnung gleiten und schwebte lautlos zu Boden, wo ich einfach so lange liegen blieb, bis die Zitteraale hinter einer Ecke verschwunden waren. Erst dann traute ich mich einen tiefen Atemzug zu nehmen und merkte, wie schwindelig mir war. Kein Wunder, hatte ich doch die letzten Minuten über kaum zu atmen gewagt. So schnell ich konnte rappelte ich mich hoch und schwamm den MUCC-Aalen hinterher. Kaum jedoch war ich auch um die Ecke gebogen, musste ich mich erneut nach einem Versteck umsehen und das schnell, denn die Zelle, in die sie meine beiden Freunde gesteckt hatten, war nur ein paar Meter entfernt und die Vier schon wieder auf dem Rückweg. Panisch weiteten sich meine Augen und mangels anderer alternativen quetschte ich mich zwischen den Stäben eines Gitters hindurch. Der Raum dahinter lag verlassen und im Dunkel, was mir nur ganz recht sein konnte. Mit erneut angehaltenem Atem presste ich mich gegen die raue Steinwand und wartete bange Minuten, bis das Gezanke von Tatsuro und Yukke immer leiser und leiser wurde.

 

„Fuck, ich bin zu alt für diesen Scheiß“, stöhnte ich, als Stille eingekehrt war und schrie im nächsten Moment auch schon aus vollem Halse auf, als mich etwas an der Schwanzflosse berührte.

 

„Pssst!“ Etwas Weiches, aber unglaublich starkes, wickelte sich um meinen Fischmund und hielt mich so nicht nur effektiv von jedem weiteren Laut ab, sondern auch davor, erneut die Flucht zu ergreifen. „Ganz ruhig, ich tu dir doch nichts.“ Die Stimme war ganz sanft, beinahe melodisch und eindeutig weiblich. Ohne dass ich so genau wusste warum, entspannte ich mich und als sich meine Augen an das Schummerlicht in der Zelle gewöhnt hatten, erkannte ich ein Seepferdchen vor mir. Besagtes Seepferdchen schaute mich aus ihren schönen Augen an und klimperte mit den langen Wimpern. „Ich lass dich jetzt los, okay? Schrei aber bitte nicht nochmal, ja?“ Ich nickte und bemerkte erst, als sie meinen Mund wieder freigab, dass es ihr Ringelschwanz gewesen war, den sie um meine Schnute gewickelt hatte. 

 

„Himmel, bist du hübsch“, hatte ich schon geblubbert, bevor ich mich davon hätte abhalten können. Aber es stimmte halt auch. Anders als die Dirus, deren Körper allesamt irgendeine Form von Grauschattierung aufwiesen, strahlte sie in reinstem weiß und im Kontrast dazu war ihre Mähne im Dämmerlicht kaum zu sehen, so dunkel war sie. Ein glockenhelles Lachen echote von den Wänden und in einer fast als beschämt zu bezeichnenden Geste schlug sie die Lider nieder.

 

„Du bist aber auch ein niedlicher Riffbarsch und deine Streifen sind sehr ansehnlich.“

 

„Ich … ähm … danke“, stotterte ich und musste mich dann bewusst zur Raison rufen. Himmel, war ja nicht die Möglichkeit. „Mein Name ist Rita“, sagte ich also lahm und streckte ihr meine Flosse entgegen.

 

„Freut mich.“ Sie schüttelte meine Flosse. „Ich bin Atari aus dem Königreich Decays.“ Decays? Irgendwas klingelte da in meinem Oberstübchen. War das nicht der Name der Band, die der Diru-Die, also der in der Menschenwelt, vor einigen Jahren gegründet hatte? Wenn ja, dann hatte mein Hirn also Ataru, die Leadsängerin, zu einem weiteren meiner Fischfreunde gemacht. Ganz klasse.

 

„Du bist nicht zufällig Sängerin?“, fragte ich etwas geistesabwesend, während ich mich zu den Gitterstäben herumgedreht hatte.

 

„Nein, nicht wirklich, obwohl ich schon gerne mal singe.“ Während Ataru noch sprach, hatte ich mich wieder durch die Stäbe gequetscht und wollte gerade den Gang weiter hinunter schwimmen, da hielt mich ihre Stimme zurück.

 

„Warte! Kannst du mich hier herausholen?“

 

„Wie? Oh.“ Beschämt blinzelte ich sie an, hatte ich doch für keinen Moment überlegt, warum sie hier gefangen war, oder dass ich ihr vielleicht helfen sollte. Was war ich nur für ein egoistischer Fisch. „J… ja natürlich, ich … will nur schnell nach meinen Freunden sehen, sie sind ohnmächtig und ich mache mir große Sorgen um sie.“

 

„Natürlich.“ Ataru nickte verständnisvoll. „Vergiss mich nur nicht.“

 

„Ich komme zurück, versprochen.“ Schnell drehte ich mich um. Bevor mein schlechtes Gewissen noch überhandnahm, aber Aoi und Ruki waren gerade eindeutig wichtiger. Dann aber blickte ich doch noch einmal zurück. „Du Atari, warum hat dich der Kaifisch eigentlich eingesperrt?“

 

„Er dachte, meine Haare würden ihm ewiges Leben verschaffen und als es nicht geklappt hat, hat er mich hier eingekerkert.“ Und wieder ging es diesem größenwahnsinnigen Kai, den sich mein Traum zurechtgesponnen hatte, um ewiges Leben. Ich schüttelte irritiert den Kopf.

 

„Mach dir keine Sorgen, ich komm zurück und hol dich hier raus, Atari, versprochen.“ Nun sah ich aber echt zu, dass ich Land gewann und kaum drei Zellen weiter erblickte ich auch schon Aoi und Ruki auf dem Steinfußboden liegen. Noch immer bewusstlos, wie ich hoffte und leider war die Zelle nicht wie in Atarus Fall durch Gitterstäbe geschützt, sondern hier spannte sich ein engmaschiger Zaun um den kleinen Raum. Keine Möglichkeit also, mich dort hindurch zu quetschen. Mist. „Alois, Rudi“, rief ich so laut ich mich traute, und rüttelte am Zaun. „Wacht auf Jungs, bitte!“

 

Aber auch nach Minuten des Rufens und Rüttelns rührten sich die beiden nicht. Verdammt, ich musste irgendwie zu ihnen gelangen. Hektisch sah ich mich um, aber nirgends hing praktischerweise ein Schlüssel herum oder irgendetwas was ich … Momentchen mal. Da an der Wand, da lehnte so etwas wie eine Sense, oder ein Dosenöffner? Ich konnte das Ding nicht wirklich identifizieren, aber immerhin sah es so aus, als könnte ich es als Hebel benutzen. Mit neu gewonnenem Elan schwamm ich also auf die Stange zu, umfasste sie etwas ungeschickt mit meiner Flosse und eilte damit zurück zum Käfig. Es war nicht gerade einfach das gebogene Ende durch einige der Drahtösen zu pfriemeln, aber als ich es geschafft hatte, zog ich mit aller Macht daran. Der Draht verbog sich, ächzte unter der Belastung und als ich schon beinahe keine Kraft mehr hatte, brach endlich der erste Strang durch.  Von da an war es nur noch eine Frage meiner Ausdauer und meines Glücks, denn leise ging diese Prozedur leider nicht vonstatten, aber irgendwann war das Loch so groß geworden, dass nicht nur ich endlich hindurchpasste, sondern auch Aoi und Ruki.

 

Trotz der Tatsache, dass ich eine gefühlte Stunde gebraucht hatte und dabei nicht gerade leise gewesen war, waren meine Freunde noch immer nicht aufgewacht. Daher war mir auch gewaltig flau im Magen, als ich mich vorsichtig durch die scharfzackige Öffnung drückte und auf sie zu schwamm.

 

„Alois?“, wisperte ich und streichelte meinem Liebsten sanft über die Wange. „Alois, wach doch bitte auf, bitte.“ Meine Augen brannten und ich schmiegte meine Schnauze gegen seinen stillen Leib, stupste immer wieder dagegen, aber helfen tat es nicht.

 

„Also ehrlich mal, ich fühle mich hier echt vernachlässigt. Könntest du dich auch mal um mich kümmern?“

 

„Rudi?“, rief ich erschrocken aus und traute meinen Augen kaum, als der kleine Wels quickfidel einige Saltos vor meiner Nase schlug.

 

„Wie er leibt und lebt.“

 

„Wie lange bist du schon wach?“ 

 

„Och, schon eine ganze Weile. Aber ich wollte dich nicht stören, du hast deine Sache echt gut gemacht, der Zaun hatte keine Chance.“

 

„Du … du …“ Ich war wirklich kurz davor der kleinen Mistmade an die Gurgel zu gehen, aber leider war ich viel zu glücklich darüber, dass Ruki wieder unter den Lebenden weilte, dass der Versuch ihn zu würgen lediglich in einer so derart festen Umarmung endete, wie es meine kurzen Flossen nur irgendwie zustande brachten.

 

„Rita … ich krieg keine Luft.“ Na ja, so ein bisschen würgen ging dann doch.

 

„Rudi.“ Ich schüttelte den kleinen Fisch leicht, nachdem ich ihn wieder losgelassen und er melodramatisch nach Atem gerungen hatte. „Was stimmt mit Alois nicht, warum wacht er nicht auf? Du bist doch Arzt, also tu was.“

 

Für einen Moment guckte er mich nur dezent entrüstet an, dann schlich sich aber auch in seine Augen so etwas wie ein besorgter Glanz, als er von Aoi zu mir und wieder zurückblickte. Und dann tat er etwas, was mich entsetzt aufschreien ließ. Er hatte Schwung genommen und hüpfte dann wie ein Gummiball auf Aoi herum. Hektisch versuchte ich ihn irgendwie daran zu hindern, aber Rukis Fischkörper war zu klein und zu wendig und meine Flossen viel zu kurz, sodass ich einfach nur untätig dabei zugucken musste, wie Ruki meinen Liebsten als Trampolin missbrauchte. Auf meine Rufe reagierte der kleine gar nicht, aber zu meinem absoluten Erstaunen gab Aoi schließlich einen gequälten Laut von sich, der Ruki sogleich innehalten ließ, und rappelte sich ächzend auf.

 

„Wa…?“

 

„Alois!“ Sogleich war ich an seiner Seite und versuchte ihn sowohl zu stützen, als auch ihn zu umarmen und ihm nahe zu sein. „Fuck, Alois, ich dachte, du wärest tot.“

 

~*~

 

„Gib mir die magische Schuppe“, donnerte Kais herrische Stimme über den Platz vor dem thronartigen Gebilde, vor das uns die MUCC-Zitteraal-Wachen gebracht hatten. Ich schluckte schwer, schwamm einige Zentimeter nach vorne und hob meine linke Flosse an, um die ich Kaorus Kette gebunden hatte. Um uns herum waren die Bewohner des Gummistiefels in heller Aufregung, stand doch die Zombiearmee aus dem Tal ohne Wiederkehr nun direkt vor der Mauer und so wie es sich anhörte, würden die Tore sie nicht mehr allzu lange zurückhalten können.

 

„Hier ist die magische Schuppe und jetzt lass Uropa frei“, rief ich mutiger als ich mich fühlte und verfluchte mich nicht zum ersten Mal in der letzten halben Stunde dafür, dass ich bei meiner Rettungsaktion im Kerker nicht leiser gewesen war. Denn kaum hatte Aoi das Bewusstsein wiedererlangt und war es uns gelungen mit vereinten Kräften und der Hilfe der Dosenöffner-Sense auch Ataru aus ihrem Gefängnis zu befreien, waren die MUCC-Zitteraale im Korridor gestanden und hatten uns ziemlich unsanft zu ihrem Boss gebracht. Und hier waren wir nun, umzingelt von den Wachen und einen verrückten Minihai vor der Nase.

 

Und Kai war wirklich ein Minihai. Kaum größer als ich und würden seine Augen nicht so irre funkeln, sähe er doch ganz niedlich aus mit seiner kleinen Rückenflosse und der bläulich-grauen Färbung. Aber je näher er mir nun kam, desto weniger Niedliches konnte ich an ihm entdecken. Vielmehr fielen mir nun die Reihen spitzer, sehr spitzer, Zähne auf, die im rötlichen Licht des verstreichenden Tages unheilvoll schimmerten, als er sein Maul öffnete und …

 

„Aaaaaaaaaaah!“ Ich schrie laut los, war ich doch der felsenfesten Überzeugung, dass er mir nun die Flosse abgebissen hatte, aber als ich mich nach Minuten wieder beruhigte erkannte ich, dass ich meine Flosse noch besaß und Kai lediglich das Band durchgebissen hatte, welches die Schuppe an Ort und Stelle gehalten hatte. „Wie KANNST du mich nur so erschrecken!“, schrie ich, bevor mir wieder klar wurde, mit wem ich es hier eigentlich zu tun hatte.

 

„Holt Uropa!“ Kais Aufmerksamkeit lag jedoch eindeutig schon lange nicht mehr auf mir, denn er betrachtete beinahe verträumt die Schuppe, die vor ihm auf den gelben Kieseln lag. „Endlich, endlich werde ich das bekommen, was mir zusteht. Ewiges Leben und die Herrschaft über Fishbowl!“ Wäre Kai gerade ein Mensch, hätte er vermutlich in einer triumphalen Geste die Arme ausgebreitet, so jedoch richtete er sich nur senkrecht auf, sodass sein Haifischkörper dennoch wie ein Kreuz aussah und ein ohrenbetäubendes Jubeln seiner Gefolgsleute brachte das Wasser um uns zum Wabern. Ich hingegen war wieder zu Aoi, Ruki und Ataru geschwommen, war mir der Kerl doch wirklich alles andere als sympathisch und wer wusste schon, ob er mir nicht doch noch etwas abbeißen würde, würde ich mich leichtsinnigerweise noch in seiner Nähe befinden. Lieber auf Nummer sicher gehen, hieß also die Devise.

 

„Denkt ihr, er lässt uns nun einfach so gehen?“ Ataru schüttelte ihre lange, im Licht des heraufziehenden Abends rötlich schimmernde Mähne und gab ein leises, aber deutlich nervöses Schnauben von sich. Ich tätschelte ihre Flanke, fragte mich aber insgeheim dasselbe. Und noch viel wichtiger … wo blieben die Wachen mit Uruha?

 

„Uropa!“, rief Aoi aus, kaum hatte ich meinen Gedanken zu Ende gedacht und ich reckte mich so gut es ging, um über die vielen Zitteraale hinweg einen Blick auf meinen besten Freund erhaschen zu können. Da, das musste er sein! Und keine Sekunde später bestätigte sich meine Vermutung, als Aoi auf den Neuankömmling zu schwamm und ihn stürmisch begrüßte.

 

„Uru“, wisperte ich und kam den beiden ganz langsam nur näher.

 

„Oh Rita.“ Uruha für seinen Teil war da weitaus weniger zurückhaltend und auch wenn es als Fisch noch immer irgendwie seltsam umständlich war sich zu umarmen, Uruha schaffte das erstaunlich gut. „Himmel, wie hab ich euch beide vermisst.“

 

„Und wir dich erst“, nuschelte Aoi und nun spürte ich auch ihn an meiner Seite.

 

„Verdammt, ich bin so froh, dass es dir gut geht.“ Ich konnte nicht anders als Uruha einen langen Kuss auf die Fischlippen zu drücken, bevor ich ihn mir näher anguckte. „Du siehst ja aus wie Nemo, nur viel schöner“, säuselte ich, als ich meine Sprache wiedergefunden hatte und drückte ihm noch einen dicken Schmatzer auf die Wange.

 

„Wunder dich nicht.“ Aoi lachte leise und streichelte über meinen Kopf. „Unsere Süße hat einen Kiesel auf die Rübe bekommen und seitdem sind ihre Erinnerungen nicht mehr ganz so frisch.“ 

 

„Oh nein, aber sonst ist alles in Ordnung mit dir, Süße?“ ich nickte nur und musste feststellen, dass mir der verhasste Kosename plötzlich gar nicht mehr so verhasst war. Im Gegenteil, wenn Uruha mich Süße nannte, dann kribbelte es ganz arg in meinem Magen und mein Herz fühlte sich an als würde es aus meinem Brustkorb hüpfen wollen.

 

„Alles okay, ich bin nur froh, dass wir wieder zusammen sind.“

 

„Wie rührend.“ Alle drei zuckten wir zusammen, als mit einem Mal wieder Kai der Hai neben uns auftauchte. „Ich wollte mich noch bedanken, dass ihr mir so freimütig die magische Schuppe gebracht habt.“ Seine Zähne blitzten unheilvoll auf, als ein breites Grinsen sein Gesicht nahezu entzweiteilte. „Dumm nur, dass ich euch leider nicht gehen lassen kann. Ihr habt mir bewiesen, wie willensstark und zielstrebig ihr seid. Solche Fische kann ich in meinem Königreich leider nicht gebrauchen, dafür habt ihr doch bestimmt Verständnis, oder?“ Überrumpelt blinzelte ich ihn an und meinen Freunden schien es ebenso die Sprache verschlagen zu haben, denn nicht einmal Ruki sagte etwas dazu, während vor den Mauern noch immer die Zombies klagend stöhnten. „Schafft sie wieder in die Kerker und diesmal achtet darauf, dass sie sich nicht befreien können. Und bringt endlich diese verdammten Zombies zum Schweigen!“

 

Stille.

 

„Na, worauf wartet ihr?“ wie von der Tarantel gestochen stoben die Zitteraale auseinander. Die vier MUCC-Wachen hatten uns innerhalb von Sekunden eingekreist, während die anderen auf ihre Posten an der Legomauer zurückkehrten. Doch als sich Kai nun von uns abwendete und sich nach unten beugte, um die magische Schuppe aufzuheben, sah ich etwas. An seiner Schwanzflosse haftete etwas Seltsames und wie aus weiter Ferne hörte ich Rukis Stimme in meinem Kopf wiederhallen.

 

„Ich hab nur geguckt, ob du Parasiten hast. Die sind nämlich ziemlich oft dafür verantwortlich, wenn sich einer von uns seltsam benimmt.“

 

„Rudi“, rief ich und schubste Miya auf die Seite, der mir gerade ziemlich auf die Pelle rücken wollte. „Die Schwanzflosse vom Kaifisch! Mach den Mastercleaner, jetzt!“

 

Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Im selben Moment, als mich Miya an der Flosse packte und ich schon das unheilvolle Knistern seiner Stromspannung hören konnte, brach mit einem ohrenbetäubenden Dröhnen die Legomauer an einer Stelle in sich zusammen. Wie eine Einheit quetschte sich die Zombiearmee durch die entstandene Öffnung und ignorierte auf ihrem unerbittlichen Vormarsch jeden Versuch der Wachen, sie wieder zurückzudrängen. Ruki indes war unbemerkt an Kai herangeschwommen und noch bevor der irgendetwas gegen den Mastercleaner unternehmen konnte, hing dieser schon an seiner Schwanzflosse und tat das, was er am besten konnte – er putzte, was das Zeug hielt.

 

„Nehmt es weg, nehmt es weeeeheeeeg!“, schrie Kai verzweifelt auf, aber über das uns umgebende Chaos hinweg hörten ihn seine Untertanen nicht. 

 

~*~

 

„Denkst du, es war klug Rudi beim Kaifisch zu lassen?“ Aoi schwamm links von mir, Uruha rechts und zum ersten Mal seit dieser irrsinnige Traum begonnen hatte, fühlte ich mich rundum wohl und zufrieden.

 

„Ja, du hast doch gesehen, wie Rudi ihn angehimmelt hat. Wir hätten ihn vermutlich nicht mal mit Autogrammkarten von den Dirus locken können. Außerdem war der Kaifisch doch so überaus dankbar, dass Rudi ihn von dem Parasiten befreit hat.“

 

„Du hast recht.“ Aoi nickte und stupste mich leicht von der Seite her an.

 

„Ich finde es noch immer unheimlich, was diese Parasiten uns antun können“, sinnierte Uruha und schmiegte sich von der anderen Seite an mich.

 

„Oh ja, aber gegen unsere Rita hat auch ein Parasit keine Chance. Ich bin noch immer so unglaublich stolz auf dich, dass du so klug und schnell reagiert hast.“

 

„Ach Aoi, hör doch auf“, murmelte ich kleinlaut und schlug die Lider nieder. Wäre es mir möglich gewesen, wäre ich vermutlich rot angelaufen, mit Komplimenten konnte ich nämlich noch immer nicht gut umgehen. Aber selbst ich musste zugeben, dass Aoi recht hatte. Wäre mir nicht aufgefallen, dass sich an Kais Schwanzflosse ein Parasit festgebissen hatte, würden wir nun vermutlich wieder im Kerker sitzen und Kai wäre drauf und dran die Herrschaft über Fishbowl an sich zu reißen. Aber kaum hatte Ruki den Parasiten gefressen, war Kai wie ausgewechselt gewesen. Als uns die Veränderung aufgefallen war, hatten wir mit vereinten Kräften geradeso noch verhindern können, dass die Zombiearmee alles in Schutt und Asche legte oder die MUCC Zitteraale uns doch noch in den Kerker steckten. Aber als auch sie bemerkt hatten, dass Kais böse Aura mit einem mal verschwunden war, waren sie sehr schnell davon zu überzeugen gewesen, uns behilflich zu sein. Nicht zuletzt, weil Tatsuro noch immer seinen Anime fertig gucken wollte – dieser Nerd.  

 

„Ich bin nur froh, dass der Kaifisch seine Leute auch dann noch unter Kontrolle hatte, als er den Parasiten los war und dass auch Warumono mit sich hat reden lassen.“ Ich grinste. So ein Chaos hatte ich wirklich schon lange nicht mehr gesehen, aber jetzt war ich einfach nur noch froh, dass wir alle heil aus dieser Sache herausgekommen waren. Na ja, alle bis auf der Parasit vielleicht.

 

„Rita?“ Ich hielt in meinen Flossenschlägen inne, als Ataru vor uns auftauchte. „Ich wollte mich nochmal für alles bedanken.“ Sie verneigte sich tief vor mir und wieder spürte ich, dass ich rot werden wollte.

 

„Ach, nicht der Rede wert.“ Ich wedelte abwinkend mit der rechten Flosse, bekam dann aber große Augen, als sie mich auf die Wange küsste.

 

„Wenn du jemals nach Decays kommst, besuch mich, ja?“

 

„Gerne, aber das Königreich ist groß, wie soll ich dich da denn finden?“

 

„Glaub mir, wenn du nach der Königin fragst, wissen alle wohin du gehen musst.“ Sie wieherte ein amüsiertes Lachen und stob dann über die Ebene davon, Toshiya und Die an ihrer Seite.

 

„Königin?“, echote ich und blinzelte dümmlich vor mich hin.

 

„Ja, wusstest du das nicht? Atari ist die Königin von Decays“, klärte mich Uruha lächelnd auf.

 

„Nein …“ Das hatte ich tatsächlich nicht gewusst. Mein Hirn war schon ein echt seltsames Organ. Apropos Hirn. War es denn nicht langsam mal an der Zeit aufzuwachen? Immerhin hatte ich Uruha befreit, Kai das Handwerk gelegt und sogar eine Königin gerettet, hatte ich mir da nicht so eine klitzekleine Belohnung verdient?

 

„Pfff, Königin. Eine Kameraden-Diebin ist sie, so sieht das mal aus“, knurrte Kyo, den ich für den Augenblick tatsächlich vergessen hatte. „Wie soll ich Kakao jetzt beibringen, dass ich nicht nur ein paar Dutzend Zombies, sondern auch Totchi und Daidai verloren habe?“

 

„Ach komm, das kriegen wir schon hin.“ Aoi stieß das kleine Seepferdchen leicht an und gemeinsam schwammen wir weiter, die noch immer stöhnende und seufzende Zombiearmee direkt hinter uns. „Außerdem haben wir ihm seine magische Schuppe wieder mitgebracht, das wird ihn bestimmt freuen.“ Gerade schwammen wir aus dem Seegrasdickicht auf die Korallenebene zu und ich konnte die knorrige Wurzel bereits sehen, da hielt ich noch einmal inne.

 

„Rita? Was ist denn?“

 

„Schau mal, Warumono, Kakao hat gar keine Zeit wütend zu sein, die Babys sind da.“ Aois erfreute Stimme schallte über die Ebene.

 

„Na toll, jetzt ist’s aus mit der Ruhe.“ Kyo seufzte ergeben und winkte der Zombiearmee, die ihm unter anhaltendem Stöhnen und Jammern folgte.

 

„Aoi, warte mal, mit Rita ist irgendwas nicht in Ordnung.“

 

„Rita? Silberschüppchen?“

 

Aber ich konnte bereits nicht mehr antworten. Mir war unglaublich schwindelig geworden, gleichzeitig war mir schrecklich heiß und irgendwie konnte ich nicht mehr atmen. Alles verschwamm vor meinen Augen und das Letzte, was ich hörte, waren Uruhas und Aois besorgte Rufe, dann wurde alles schwarz.

 

~*~

 

„Scheiße …“

Ich fühlte mich, als hätte mich eine Dampfwalze überrollt, als es mir endlich gelang mich von der Bettdecke zu befreien. Ich musste wohl aus dem Bett gefallen sein, denn nicht nur mein Kopf dröhnte, auch mein Steißbein machte mit schmerzhaftem Pochen auf sich aufmerksam. Meine Augen waren total verkrustet und es ziepte leicht, als ich mit einer Hand, die sich unglaublich schwer anfühlte, über sie rieb. Was war eigentlich passiert? Eben war ich noch mit Alois, Uropa und Warumono auf der Korallenebene gewesen und nun lag ich hier auf dem Fußboden meines Schlafzimmers.

 

Erst, als ich diesen Gedanken beendet hatte, dämmerte mir, dass ich wohl endlich aufgewacht war. Ich war kein gestreifter Riffbarsch namens Rita mehr, sondern wieder Reita, Mensch, Bassist und eindeutig männlich.

 

„Heureka.“ Was ich allerdings nicht war, war fit. Irgendetwas stimmte mit mir nicht und als ich mir stöhnend über die Stirn rieb, war diese heiß und total verschwitzt. „Na prima.“ Da hatte ich mir wohl mehr eingefangen, als nur eine leichte Magenverstimmung? Schwerfällig rappelte ich mich auf, kickte die Bettdecke zur Seite, nachdem ich endlich stand und schlurfte in Richtung Badezimmer davon.

 

Und auch wenn die ausführliche Dusche unglaublich gut getan hatte, fühlte ich mich danach noch immer kein Stückchen gesünder. Somit verzichtete ich auch auf meinen Kaffee, obwohl ich sonst ohne ihn nicht mal in Erwägung zog, das Haus zu verlassen. Aber ich wollte nun keinen Augenblick länger warten, denn je mehr Zeit unter der Dusche verstrichen war, desto dringlicher wurde der Wunsch in mir zu Uruha und Aoi zu fahren. Ich musste die beiden einfach sehen und sicherstellen, dass es ihnen gut ging. Ich wusste selber, dass meine Angst gänzlich irrational war, immerhin waren die verrückten Ereignisse nur ein Traum gewesen, aber dennoch hielt sich der Drang hartnäckig und ließ sich nicht wegrationalisieren.

 

Immerhin war ich aber so vernünftig und nahm weder meine Maschine, noch meinen Wagen, auch wenn dies deutlich schneller und komfortabler gewesen wäre, als mich  nun zur Mittagszeit unter das arbeitende Volk in die U-Bahn zu quetschen. Aber was machte man seiner Gesundheit zu Liebe nicht alles mit.

 

Trotz der dicken Daunenjacke, dem Schal, der Mütze und dem Mundschutz hatte ich haltlos zu zittern begonnen, als ich endlich vor Aois und Uruhas Appartementblock angekommen war. Mit zitterndem Finger drückte ich den Klingelknopf – in meiner Eile hatte ich den Schlüssel vollkommen vergessen – und lehnte meine heiße Stirn gegen das angenehm kühle Glas der Eingangstür.

 

„Ja bitte?“ Uruhas Stimme ließ mich erschaudern und beinahe hätte ich aufgeschluchzt, als mich trotz aller Logik eine Welle der Erleichterung durchströmte.

 

„Ducky, ich bin’s, kann ich rauf kommen?“

 

„Rei? Hast du deinen Schlüssel vergessen?“ Uruha lachte leise, aber im selben Moment summte auch schon der Türöffner und ich drückte die Tür nach innen. Ich versuchte es erst gar nicht mit den Treppen und steuerte stattdessen den Aufzug an, der mich netterweise binnen nicht einmal einer Minute in den fünften Stock brachte. Uruha stand schon in der Wohnungstür, als sich die silberne Aufzugkabine öffnete und ich stolperte beinahe über meine eigenen Füße, so eilig hatte ich es, zu ihm zu kommen.

 

„Uruha“, seufzte ich, schlang meine Arme fest um ihn und vergrub mein Gesicht an seiner Halsbeuge. „Himmel, bin ich froh dich zu sehen. Ich hab dich unendlich vermisst, ehrlich.“

 

„Reita? Was ist denn mit dir?“ Uruha klang zwar verwirrt, aber zu meiner großen Freude erwiderte er meine Umarmung nicht minder fest und erst als er mich auf Abstand schieben wollte, ich aber keinerlei Anstalten machte ihn loslassen zu wollen, schlug seine Verwunderung in Besorgnis um. „Rei, du glühst ja.“ Uruha ging einige Schritte rückwärts und stieß die Tür knallend ins Schloss, weil ich noch immer wie eine Klette an seinem Hals hing. „Aoi? Aoi!“, rief er und ich vergrub mein Gesicht nur noch tiefer in dem duftenden Shirt ,das er trug, als mir wieder schwindelig wurde.

 

~*~

 

Erst als ich etwas Weiches unter meinem Rücken fühlte, bekam ich wieder etwas um mich herum mit. Uruha und Aoi mussten mich aus meiner Winterbekleidung geschält haben, denn jetzt lag ich, bis unters Kinn zugedeckt, auf ihrer unglaublich gemütlichen Couch im Wohnzimmer und Uruha legte mir gerade eine kühle Kompresse auf die Stirn, die unwahrscheinlich guttat.

 

„Hey, da bist du ja wieder.“ Seine Stimme war ganz leise und sanft, als er mit mir sprach und ich wühlte meine rechte Hand unter der Decke hervor, um nach der Seinigen greifen zu können. „Aoi telefoniert gerade mit dem Arzt, du scheinst dir gestern mehr eingefangen zu haben als nur eine Magenverstimmung.“ Ich nickte, bis sich meine Augen weiteten.

 

„Aber er soll bitte nicht Doktor Rudi holen, ja? Glaub mir, der ist ein Kurpfuscher, wenn es nicht gerade um Parasiten geht.“

 

„Doktor … Rudi?“ Uruha schaute mich zweifelnd an, aber ich nickte nur treuherzig und lächelte dann leicht, als sich Aoi zu uns gesellte.

 

„Der Arzt kommt gleich, maximal eine viertel Stunde, dann sollte er da sein. Na, wie geht es dir?“ Aoi streichelte mir über die Wange und ich schmiegte mich glücklich und endlich wieder beruhigt in die wohltuende Berührung.

 

„Jetzt geht es mir schon viel besser.“ Ich blinzelte und gähnte leise. „Du Aoi? Uruha?“, murmelte ich und versuchte sie beide anzugucken. „Darf ich bei euch einziehen?“ Verdutzt schauten sie erst mich, dann sich gegenseitig an, bevor es Uruha war, der wieder das Wort an mich richtete.

 

„Natürlich, das weißt du doch. Nicht umsonst fragen wir dich schon seit Monaten. Aber du meintest doch immer, unsere Wohnung wäre zu klein für uns drei?“

 

„Glaub mir Ducky, mit euch würde ich sogar in eine Weinflasche ziehen.“ Jetzt grinste ich, auch wenn ich merkte, wie die Müdigkeit an mir zerrte.

 

„In … eine Weinflasche? Rei, ich mach mir Sorgen, du redest echt wirres Zeug, weißt du das?“ Ich drückte Uruhas Hand zur Antwort nur ganz fest, während mein Blick zu dem großen Meerwasseraquarium schweifte, das ein gutes Stück der Wohnzimmerwand vereinnahmte. Und tatsächlich, dort im Aquarium waren sie.

 

Alois, der blaue Guppy.

Uropa, der Clownsfisch.

Rita, das schwarz-silbern gestreifte Riffbarschweibchen.

Rudi, der weiße Putzerfisch, der seiner Art alle Ehre machte und Kai den Hai über und über mit Fischküssen bedeckte.

Selbst Mister Miami, die Geisterqualle, und die Seepferdchen-Dirus schwammen gerade an der Scheibe vorbei und als Atari kurz innehielt, hatte ich das Gefühl, sie würde mir zuzwinkern.

 

„Mir ist in der letzten Nacht so einiges bewusst geworden“, murmelte ich und lächelte dem weißen Seepferdchen kurz zu. „Ich würde wirklich sehr gerne zu euch ziehen.“ Uruha wirkte zwar noch immer ziemlich verwirrt und wer konnte ihm das schon verübeln? Aber er lächelte mich trotz allem so liebevoll an, dass mir ganz warm ums Herz wurde.

 

„Ich sag ja, natürlich kannst du bei uns einziehen.“

 

„Das ist lieb“, gähnte ich mehr als dass ich sprach und merkte, wie mir die Liderschwer wurden. „Ich liebe euch.“

 

„Wir dich auch, Reita.“ Das war Aoi gewesen  und es waren auch seine kühlen Finger, die sanft über meinen Hals streichelten, wusste er doch, wie sehr ich das immer genoss. Zufrieden seufzte ich und wäre vermutlich eingeschlafen, wäre mir nicht gerade noch ein Gedanke gekommen. Ich öffnete meine Augen einen kleinen Spalt und fixierte meine beiden Liebsten.

 

„Du Uruha?“

 

„Mh?“

 

„Kakao hat Babys bekommen, du musst ihm mehr Futter geben, ja?“

 

„Wie?“ Uruha sah mich erst skeptisch an, dann erhob er sich jedoch und ging zum Aquarium hinüber. Es dauerte ein wenig, aber dann hörte ich sein verwundertes Einatmen. „Er hat recht, Aoi, Kakao hat tatsächlich Babys bekommen. Aber woher …?“

 

„Ich bin eben ein Genie“, grinste ich, „ein sehr männliches Genie, nur fürs Protokoll.“ Wieder gähnte ich und schloss dann endgültig die Augen. Der Schlaf hatte schon nach mir gegriffen, bevor mich meine Liebsten weiter  dazu befragen konnten, woher ich meine plötzlichen Erkenntnisse Uruhas Seepferdchen betreffend hatte. Und diesmal ließ mich mein Hirn auch mit seltsamen Träumen in Ruhe, immerhin war ich nun bei den Menschen, die mir am Wichtigsten waren.

 

 

~ The End  ~

 

 

-_-_-_-
 

Wenn euch diese Story gefallen hat, hinterlasst mir doch einen Favoriteneintrag und falls es eure Zeit zulässt würde ich mich auch sehr über einen Kommentar freuen. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.

Bis zur nächsten Geschichte oder vielleicht auch im Forum auf FF.de. ;)

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  QueenLuna
2019-11-21T19:27:02+00:00 21.11.2019 20:27
Achtung spoilerhafter Kommentar:

Oh nein ein kalter gemeiner Kaifisch T.T... Das war mein erster Gedanke xD

Fands lustig dass Reita etwas länger brauchte die Mitglieder von Mucc zu erkennen xD da war ich dann doch ein Kapitel schneller xD yeah

Ich fand den Verlauf der Story super, gerade da du auch wieder den Bogen zum Anfang mit dem Parasiten gespannt hast. Sehr gut durchdacht <3 ganz viel Lob dafür!! muss ja auch nen Grund geben, warum Kai so entgegen seiner Natur rüber kommt^^

Über das Auftauchen von Ataru in Kombi mit Totchi und Dai hat sich sicher -Red mit am meisten gefreut, oder xDD

Auch als Fische waren Uru, Aoi und Rei ein tolles herzallerliebstes Trio *-* I love them <3 und natürlich war das Ende echt süß... Wieder eine tolle Dynamik zwischen den Dreien.

Fazit: Also alles in allem eine echt geile, abgedrehte, ausgefallene und lustige Story, die super viel Spaß macht, wenn man sich auf sie eingelassen hat<3

Alles Liebe
Luna <3
Von:  Janine3878
2019-09-04T08:29:00+00:00 04.09.2019 10:29
Ich finde die Geschichte einfach nur genial.... Mehr kann ich da gar nicht mehr sagen. Super!!! Lg, Janine
Antwort von:  yamimaru
05.09.2019 07:32
Hey ^^
Mensch, jetzt bin ich baff und super glücklich zugleich, dass du diese, doch eher ältere, Story gelesen hast. Ich freu mich ja immer wie ein Schnitzel über dein Feedback, aber gerade hier, wo mir diese kleine Spinnerei doch so am Herzen liegt, macht es mich besonders glücklich, dass sie dir so gut gefällt.
Von daher vielen, herzlichen Dank für deinen Kommentar!!! <3


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