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The Fishbowl Oracle

- Findet Nemo auf Chrack -
von

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"Ich träume nur, oder?"

Ich blinzelte und stöhnte leise. Mein Kopf fühlte sich an, als hätte eine Percussionsband dort Einzug gehalten und würde nun lautstark proben. Nicht, dass ich etwas gegen Percussionsbands gehabt hätte, immerhin spielte ich auch ein Rhythmusinstrument, aber mussten die so unglaublich laut sein? Wieder kniff ich die Augen zusammen, doch meine Sicht blieb seltsam verschwommen. Was war nur passiert? Ich war doch eben erst schlafen gegangen. Hatte ich einen Albtraum gehabt und war aus dem Bett gefallen? Das würde zumindest meine dröhnenden Kopfschmerzen erklären, die ausnahmsweise auch mal nicht von zu viel Alkohol kommen konnten. Ich war nämlich krank. Keine Sorge, nichts Lebensbedrohliches, nur eine Magenverstimmung, aber doch Grund genug für Uruha mich während der heutigen Aftershowparty wie ein Bluthund bewacht und darauf geachtet zu haben, dass ich auch ja einen großen Bogen um jegliche Art von Alkoholika gemacht hatte. Die Aftershowparty … vielleicht war mir alles ja nur zu viel geworden, erst das Konzert, dann die Feier, da konnte der Körper, besonders wenn er eh nicht ganz auf der Höhe war, schon mal etwas verrücktspielen.

 

Wieder blinzelte ich und langsam klärte sich auch meine Sicht, auch wenn sie noch immer seltsam undeutlich wirkte. Jetzt erst fiel mir auf, dass es viel zu hell dafür war, dass ich mich eigentlich in meinem Schlafzimmer hätte befinden müssen und seltsamerweise spürte ich auch weder meine weiche Matratze, noch den harten Boden unter mir. Beinahe fühlte es sich so an, als würde ich … schweben?

 

„Ritaaaaaa!“ Ein blaues Etwas schoss auf mich zu und hätte mich von den Beinen gerissen, würde sich mein Körper im Augenblick nicht so anfühlen, als besäße ich gar keine Füße. Mit einem Ruck wurde ich nach hinten gedrängt, landete aber nicht wie schon befürchtet schmerzhaft auf dem Steißbein, sondern glitt fast gemächlich einige Momente vor mich hin, bis ich wieder seltsam körperlos an Ort und Stelle schwebte. „Rita! Rita? Ist alles in Ordnung mit dir? Oh, mein armes Silberschüppchen.“ Das blaue Etwas machte Anstalten mir unangenehm nahezukommen, auch wenn irgendetwas in mir der felsenfesten Überzeugung war, dass ich dieses … Ding kennen musste. Wieder blinzelte ich und hob die Hände, um sowohl den Redeschwall des Blauen zu stoppen, als ihn auch etwas auf Abstand zu schieben.

 

„Wa…?“ Ein seltsam krächzender Laut, gefolgt von etwas, das gut und gerne eine Seifenblase hätte sein können, flutschte aus meinem Mund und schnell schloss ich ihn wieder. Was zum Teufel war hier eigentlich los? Ich hätte mir ja über die Augen gerieben, aber irgendwie fühlten sich meine Hände nicht minder seltsam an als der ganze Rest meines Körpers. „A… Aoi? Bist du das?“ Na, wenigstens das Reden ging nun doch wieder ganz gut, auch wenn sich meine Stimme ziemlich komisch anhörte. Irgendwie höher als sonst?

 

„Rita, Schatz. Ich bin es, Alois. Erkennst du mich denn nicht?“

 

„Alois?“ Würden wir uns in einem Manga befinden, hätte ich vermutlich den Inbegriff eines Deadpan-Faces aufgesetzt. So jedoch klingelte es nur leise, aber nicht minder penetrant in meinem Oberstübchen, als der Name irgendeine Erinnerung in mir hervorrufen wollte. „Silberschüppchen, der Kiesel muss dich aber ziemlich heftig erwischt haben. Mein Armes, komm erst einmal mit, ich bring dich zu Doktor Rudi.“

 

 „Zu Ruki?“, echote ich und hoffte mich verhört zu haben. „Seit wann hat der einen Doktortitel?“

 

„Nein, nicht Ruki … Ru-di, mein Schatz, langsam mache ich mir aber wirklich Sorgen.“

 

„Du bist ein Fisch“, platzte es da plötzlich aus mir heraus, nachdem der Aoi-Verschnitt mich einige Meter – Zentimeter? – vor sich her geschoben hatte und ich nun aus dem Halbschatten eines seltsamen Felsengebildes heraus schwamm. Im selben Moment, da sich die Lichtverhältnisse gebessert hatten, war auch meine Sicht deutlicher geworden und hatte dem blauen Etwas an meiner Seite wiedererkennbare Züge verliehen.

 

„Ein blauer Guppy um genau zu sein.“ Ich hätte nun behaupten können, dass Aoi dies mit stolzgeschwellter Brust verkündete, aber um ehrlich zu sein, wusste ich nicht einmal, wo an ihm die Brust lokalisiert war. Mal davon abgesehen, dass sich sein ausdrucksloses Fischgesicht mit Ausnahme des Mauls keinen Millimeter bewegte. Und auch wenn die Situation alles andere als komisch war, prustete ich lauthals los.

 

„Guppy … wahahahah!“

 

„He.“ Hätte Aoi, oh Pardon, Alois Arme, hätte er sie vermutlich beleidigt vor der Brust verschränkt. Aber wie eben schon festgestellt, wusste ich nicht wirklich, wo dessen Brust überhaupt war, geschweige denn, dass seine Flossen lang genug waren, um sie verschränken zu können. So musste ich seine Empörung aus dem beleidigten Unterton herausfiltern, der diesem kleinen Wörtchen angehaftet war.

 

„Tschuldige Aoi, äh, Alois. Ich … der Kiesel, du weißt schon, irgendwie scheine ich noch nicht so ganz auf der Höhe zu sein.“

 

„Pfff“, blubberte Alois – er blubberte wirklich, was die Bläschen, die nach oben stiegen, nur zu deutlich machten und nein, ich musste mir bei diesem Anblick nicht erneut das Lachen verkneifen – und schwamm einige Zentimeter von mir weg. „Kann ja nicht jeder so ein hübscher, silbern gestreifter Riffbarsch sein.“

 

„Riffbarsch?“, blubberte nun ich und fand, dass sich diese Bezeichnung doch deutlich männlicher anhörte als Guppy. Guppy … aaaaah, das würde ich nie wieder aus dem Kopf bekommen. Ein langgezogener Seufzer kam in Form von winzigen Luftblasen aus Aois Fischmaul, als er sich zu mir umdrehte und wieder auf mich zu geschwommen kam.

 

„Ach, Rita, ich wollte dich nicht anmotzen. Es ist nur … erst Uropa und dann du … ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.“ Er kam noch etwas näher und schmiegte sich an meine Seite. Und auch wenn ich nicht begriff, was hier eigentlich gespielt wurde und mittlerweile der festen Überzeugung war, dass ich in einem wirklich miesen Traum feststecken musste, konnte ich nicht abstreiten, dass Aois nähe einfach nur unglaublich guttat. Wie immer eigentlich.

 

„Ao…, äh, Alois“, seufzte nun ich etwas verunglückt und rieb mich leicht an ihm.  Ob man sich als Fisch küssen konnte? Irgendwie hätte ich das in diesem Moment gerne versucht, würde nicht die penetrante Stimme meines Physiklehrers aus der Oberstufe in meinem Kopf irgendetwas von Unterdruck faseln. Okay, lieber doch nicht ausprobieren.

 

„Na nun komm Süße, ich will sichergehen, dass dir wirklich nichts weiter fehlt.“ Ich nickte einsichtig  oder zumindest wackelte mein Fischleib so, dass man es als Nicken verstehen konnte, bevor wir uns wieder in Bewegung setzten. Aber mit einem Mal blieb ich wie angewurzelt stehen. Gut, ich blieb mangels Beinen natürlich nicht stehen, sondern schwebte noch ein paar Zentimeter nach vorne, weigerte mich aber meine Flossen so zu bewegen, dass ich mit dem Aoi Fisch hätte mithalten können.

 

„Hast du mich gerade Süße genannt?“

 

~*~

 

Ich … bin … ein … Mädchen. Ein weiblicher Fisch. Ein Weibchen so zu sagen. Kein Mann … nix männliches an mir, gar nix. Hundertprozentig x-chromosomal  …und versteckte mich gerade in dem Steingebilde, aus dem mich Aoi vor gefühlten Stunden befreit hatte.

 

„Das ist ein Albtraum. Verdammte Kacke, ich will aufwachen“, jammerte ich lauthals vor mich hin, während ich Aois immer verzweifelter klingende Stimme so gut es ging ignorierte. Ich bin ein Mädchen! Das war doch wohl Grund genug, mich in meinem Selbstmitleid zu suhlen. Meine Männlichkeit war futsch und das war schlimmer als ein Fisch zu sein. „Ich will aufwacheeeeeeeen!“

 

„Rita, Liebling, nun komm doch raus. Ich versteh nicht was plötzlich mit dir los ist.“

 

„Was mit mir los ist?!“, schrie ich und schickte sogleich ein langgezogenes Heulen hinterher. „Ich bin ein Mädchen, das ist los mit mir!“

 

~*~

 

Wie lange ich mich meinem Selbstmitleid hingegeben hatte, konnte ich hinterher gar nicht mehr sagen, aber mittlerweile hatte Aoi es geschafft mich in unsere Behausung zu lotsen. Unsere Behausung, hach ja. Irgendwie machte es mich gerade ziemlich glücklich, dass ich mir wenigstens hier in Alles-ist-nur-ein-Traum-Fischhausen mit meinen beiden Liebsten eine Wohnung teilte. In Tokyo war uns das nämlich noch nicht vergönnt gewesen. Dumme Überbevölkerung. Okay, um fair zu bleiben, musste ich doch zugeben, dass mir Aoi und Uruha schon vor Monaten angeboten hatten einfach zu ihnen zu ziehen. Immerhin wäre ihre Wohnung ja auch groß genug für drei, meinten sie immer. Aber bislang hatte ich mich noch nicht überwinden können auch ja zu sagen. Trotz all der Zeit, die wir jetzt schon in einer Beziehung lebten, fühlte ich mich allein bei der Vorstellung, mich auf diese Weise in ihr Leben zu drängen, unwohl. Dumm, ja, das war mir durchaus bewusst, aber ich konnte halt auch nicht aus meiner Haut.

 

„Schön“, entfleuchte es mir und tatsächlich, bedachte man, dass es sich um eine alte, liegende Weinflasche handelte, wirkte die Wohnung irgendwie ziemlich geschmackvoll und gemütlich. Natürlich fehlten sämtliche Möbel, wie Stühle, Tisch und Bett, aber dafür dominierte eine große, aufgeklappte Venusmuschel den Bauch der Flasche und das saftig grüne Seegras, welches als Polsterung darüber drapiert worden war, sah unverschämt einladend und bequem aus. Kurz nur fragte ich mich, wie Aoi und Uruha es angestellt hatten, diese große Muschel durch den ziemlich schmalen Flaschenhals zu bekommen, aber das war nur noch eine weitere Sache in diesem Traum, die einfach keinen Sinn ergab – oder es war das gleiche Prinzip wie bei diesen Buddelschiffen, wer wusste das schon. 

 

„Ruh dich ein bisschen aus, ich hole Doktor Rudi, ja?“ Aois Flosse streichelte über mein Gesicht und für einen Moment schmiegte ich mich leise seufzend in die Berührung.

 

„Lass mich nicht zu lang alleine, ich …“ Ich unterbrach mich selber und senkte beschämt die Lider. Vermutlich war es ganz natürlich, dass ich ein bisschen Angst hatte und eigentlich nicht alleine sein wollte, aber das musste ja niemand wissen. Aber selbst wenn dieser Aoi hier Alois hieß und ein blauer Guppy war, wusste er auch ohne Worte noch immer, was in mir vorging.

 

„Mach dir keine Sorgen, ich bin wirklich gleich zurück.“ Ich hätte irgendwie gedacht, dass die Berührung eines Fischmauls auf meiner Wange unangenehm sein würde, aber vermutlich war das der Vorteil daran selbst ein Fisch zu sein. Ich summte also nur leise und blickte meinem Guppy-Freund hinterher, wie er durch den Flaschenhals hinausschwamm.

 

 „Was für ein Tag.“ Ich hatte mich eigentlich mit Schwung auf die Muschel werfen wollen, glitt jedoch lediglich sanft herab, bis ich auf dem Seegras zu liegen kam. Wieder stoben Blubberblasen nach oben und zerplatzten träge an der grünen Glasdecke. Ich konnte noch immer nicht glauben, was sich in den letzten Stunden alles zugetragen hatte. Ich war ein Fisch, ein weiblicher Fisch. Aoi hieß Alois und war in heller Aufruhr, weil Uropa – ich vermutete hinter dem seltsamen Namen mittlerweile nicht mehr einen greisen Fisch, sondern viel mehr Uruha – von einem fiesen Fiesling, der sich Kaifisch – ja, überaus einfallsreich nicht? – nannte, entführt worden war. Bei dem Gedanken daran kroch so etwas wie Besorgnis in mir hoch. Nicht, dass ich dem Ganzen hier auch nur im Mindesten irgendeine Realitätsnähe zugestand – also bitte, ich war ein Fisch. Ein weiblicher Fisch! – aber mir gefiel es ganz und gar nicht, dass sich mein bester Freund in den Flossen eines, laut Aoi, verrückt gewordenen Minihais befand. Auch wenn sich besagter Minihai Kai, der Hai oder auch Kaifisch nannte und somit den Schluss zuließ, dass es sich um niemand anderen als Kai, unseren dauergrinsenden Leader handeln musste. Oder zumindest um die Fischausgabe unseres Leaders. Was eigentlich dafür sprechen würde, dass sich Uruha nicht wirklich in Gefahr befand. Aber Aois Gerede von einer magischen Schuppe, die er als Pfand für Uruha beschaffen musste und einem Unsterblichkeitstrank, den man daraus brauen konnte und auf den es Kai der Hai wohl abgesehen hatte, hatten mich in Kombination mit der Dringlichkeit in seiner Stimme doch irgendwie nervös gemacht.

 

„Das ist doch einfach alles nur verrückt. Ich träume nur und wache jeden Moment auf, ganz sicher.“

 

„Ja, ja, so fängt es an. Und dann kommen die Dirus mit ihren Hab-dich-lieb-jacken und bringen dich ins Tal ohne Widerkehr. Ich an deiner Stelle wäre also vorsichtig, was ich so von mir gebe.“ Ein irre anmutendes Lachen schallte von den Glaswänden der Flasche wieder und wäre ich nicht schon bei den ersten Silben mit einem lauten Aufschrei nach oben gefahren, hätte ich mir wohl spätestens jetzt in die Schuppenhose gemacht.

 

„Was zum …?“

 

„Doktor Rudi“, tadelte Aoi milde und tauchte hinter dem kränklich fahlen Fisch auf, der eben noch aus vollem Hals gelacht hatte.

 

„Tschuldige Alois, ich konnte nicht anders.“ Das blasse Ding zwinkerte Aoi auf verstörende Weise zu und kam dann erstaunlich schnell auf mich zu geschwommen.

 

„Bleib weg, schusch, hau ab.“ Ich wedelte mit meinen Flossen und bemerkte erst dann, wie … unglaublich winzig der Fisch vor mir war. Hehehe, und vor ihm hatte ich Angst gehabt. Eigentlich sah der ja ganz niedlich aus, mit den großen schwarzen Augen und dem seltsamen Bart. Fast wie die käsige Sparausgabe eines Welses. Putzig. Bevor ich darüber hätte nachdenken können, schwamm ich auf das kleine Ding zu und nur das tiefe Knurren, welches plötzlich von ihm ausging, hielt mich davon ab, meine Flosse auszustrecken und über das süße Köpfchen zu tätscheln.

 

„Denk nicht einmal im Traum daran, ich hab zwar keine Zähne, aber man nennt mich nicht umsonst den Mastercleaner.“

 

„Mastercleaner?“ Ich blinzelte verwirrt. „Alois hat gesagt, du wärest der Doktor.“

 

„Doktor, Putzerfisch und Genie, kommt immer ganz darauf an, was gebraucht wird.“ Okay, das Ego stimmte schon mal mit der menschlichen Version von Ruki überein. Ich seufzte und schwebte zurück zur Muschel, um mich langsam seitlich auf sie niederzulassen. „Du hast also eine auf die Rübe bekommen und seitdem macht dein Gedächtnis zicken, ja?“

 

„So … kann man es wohl sagen.“ Es würde wohl keinen Sinn haben, dem Putzerfisch-Doktoren-Genie zu erklären, dass ich eigentlich Bassist einer erfolgreichen japanischen Visual Rockband war – ein männlicher, sehr männlicher, Bassist, nur um das nochmal klar zu stellen – und das Ganze hier nur träumte. „Ich bin einfach nur schrecklich verwirrt“, gab ich dann zu und hoffte, damit ein wenig auf die Tränendrüse drücken zu können.

 

„Hmmm“, machte der Ruki Fisch und schwamm einige Male um mich herum. Vermutlich war er ein derart großes Genie, dass er allein aus den Schwingungen des Wassers, die mich umgaben, lesen konnte, wie er mir helfen konnte. Oder er war schlicht und einfach unglaublich nervös und litt an ADHS, was wiederum zu seinem menschlichen Counterpart passen würde. Doch plötzlich sauste der kleine Wels auf mich hernieder und ich konnte gar nicht so schnell gucken, da fühlte ich schon hunderte kleine Berührungen beinahe zeitgleich an meinem gesamten Körper.

 

„Waaaah! Wahahaha! Aufhören, das kihihitzelt. Nein, nicht, bwahahaha!“

 

„Mh, keine Parasiten, dann müsste ihr Gedächtnis bald wiederkommen.“

 

Noch immer schwer atmend und gelegentlich zuckend öffnete ich meine Augen wieder und blickte den irren Fisch vor meiner Nase vorwurfsvoll an.

 

„Was sollte das?“

 

„Putzerfisch“, erwiderte er nur nonchalant und hätte vermutlich mit den Schultern gezuckt, wäre einem Fisch das anatomisch möglich gewesen. „Ich hab nur geguckt, ob du Parasiten hast. Die sind nämlich ziemlich oft dafür verantwortlich, wenn sich einer von uns seltsam benimmt. Aber keine Sorge, du bist sauber.“

 

„… aber keine Sorge, du bist sauber“, blubberte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und rutschte auf der Muschel so weit wie möglich von dem verrückten Doktor und seiner Putzerschnute ab. Allein die Vorstellung, dass mich Ruki gerade abgeknutscht hatte … buäks. Ich fühlte mich schmutzig und für einen Moment durchzuckte mich der herrliche Gedanke an eine heiße Dusche, bis mir bewusst wurde, dass ich von Wasser umgeben und eine Dusche daher ziemlich unsinnig war. Verdammt, nichts war einem vergönnt hier.

 

„Rudi.“ Aois Blick war die ganze Zeit der Untersuchung über auf mir gelegen, doch jetzt drehte er sich dem Doktor zu. „Gibt es schon Neuigkeiten von Uropa? Haben die Alten entschieden, was wir machen sollen?“

 

„Hä? Wieso was ist mit Uropa?“, fragte Doktor Mastercleaner abwesend, weil er versuchte sich mit seiner winzigen Flosse an der Schnauze zu kratzen, was nicht wirklich gelingen wollte und so begann er sich immer schneller und schneller um seine eigene Achse zu drehen. Mir wurde schon allein durchs Zusehen ganz schwindelig.

 

„Rudi!“

 

„Was?“, keifte der Kleine zurück und hielt in seinem Kreiselspiel inne. Schielend und nach allen Seiten wankend versuchte er Aois Blick einzufangen, was ihm jedoch nicht wirklich gelingen wollte. „Ach so, Uropa … Neuigkeiten … lass mal überlegen.“ Jetzt schielte er an seiner Schnauze entlang, als könnte er sie so vom Jucken abhalten. „Alois“, jammerte er weinerlich und schwamm etwas unkoordiniert wirkend auf den anderen Fisch zu. „Wärest du mal so nett?“ Aoi stieß ein abgrundtiefes Seufzen aus, welches eine ganze Kaskade kleiner Luftblasen in Richtung Decke schickte und wischte mit der Flosse über Rukis Gesicht.

 

„Besser?“

 

„Danke, ja.“ Hätte der Ruki-Fisch strahlen können, er hätte es vermutlich getan, aber aus nun bereits mehrfach erörterten Gründen blieb auch das Gesicht des Doktors gänzlich ausdruckslos. „Die Alten haben beschlossen, dass wir zum Orakel gehen sollen. Das wird wissen, wo wir die magische Schuppe finden, mit der wir Uropa aus den Klauen des Kaifischs befreien können. Muharharhar.“

 

Stille.

 

 „Sorry, kam so über mich.“ 

 

Diesmal war ich es, dem ein langer Seufzer entkam, bevor ich mich aus meiner gekauerten Haltung am äußersten Ende der Muschel wieder hervor kämpfte.

 

„Also, worauf warten wir noch? Wo finden wir dieses Orakel?“

 

„Wie? Nein, Rita, Silberschüppchen, du bleibst hier und ruhst dich aus. Rudi und ich gehen alleine zum Orakel.“

 

„Nix da!“ Aufgebracht plusterte ich mich auf, was vermutlich beeindruckender gewirkt hätte, wenn ich ein Kugelfisch gewesen wäre, aber die Geste zählte. „Hör mir mal zu, mein Lieber.“ Ich war Aoi ganz nah gekommen und funkelte ihn hoffentlich nicht ganz so ausdruckslos aus meinen Fischaugen an. „Ich verstehe, dass du dir Sorgen um mich machst und das ehrt dich auch. Aber Uruha, äh, Uropa ist mein bester Freund und genauso mein Geliebter wie der Deinige und ich werde nicht zulassen, dass irgend so ein dahergelaufener, größenwahnsinniger Möchtegernhai ihn länger als nötig festhält. Wir gehen jetzt zu diesem Orakel und damit basta.“

 

„Holla, die Süße hat aber echt Feuer unter der Schwanzflosse.“

 

„Nenn mich nicht Süße!“, keifte ich Ruki an und versuchte dann resolut meine Flossen in die Hüfte zu stemmen … und nein, das klappte natürlich auch nicht, wer hätte das gedacht.

 

~*~

 

„Du Alois?“, murmelte ich leise, um den vor uns schwimmenden Doktor nicht auf mich aufmerksam zu machen. „Wer sind eigentlich die Dirus, die Rudi vorhin erwähnt hat?“ natürlich wusste ich, wer die Dirus waren, zumindest in der Menschenwelt, aber hier in Fischhausen konnten sie, nach allem was ich wusste, auch gut und gerne Anemonen sein. Aoi schaute mich von der Seite her an und auch wenn ich diesen Blick ebenso wenig deuten konnte, wie jeden anderen auch, hatte ich doch das Gefühl, als würde ein gewisses Unbehagen in seinen dunklen Fischaugen schimmern.

 

 „Die Dirus sind ein wild gewordener Haufen Seepferdchen und die Wächter des Tals ohne Wiederkehr.“

 

„See … Pferdchen?“, grunzte ich gepresst, weil mir erneut ein Lachen in der Kehle feststeckte. Himmel wie niedlich. Die bösen Dirus waren also Seepferdchen. Den Gedanken würde ich nie wieder aus meinem Hirn bekommen. „Und …“ Ich musste schlucken, um nicht doch noch loszuprusten. „Was genau ist dieses Tal ohne Wiederkehr?“ Aoi hatte sich wohl mittlerweile damit abgefunden, dass er mir diverse Dinge erklären musste, weil – wie Doktor Rudi es so schön formuliert hatte – meine Murmel einen ordentlichen Knacks abbekommen hatte.

 

„Nun ja, es ist der Ort an den wir unsere Toten bringen … oder die Fische, die … verrückt geworden sind.“ Irgendwie beschlich mich das dumpfe Gefühl, dass das noch nicht alles war, auch wenn alleine die Tatsache, dass Irre mit toten in ein Tal gepfercht wurden ziemlich … beunruhigend war.

 

„Wir sind gleich da.“ Ruki hatte sich zu uns umgedreht und schwamm nun in wilden Zickzacklinien auf und ab, was meine Vermutung von ADHS doch deutlich zu bestätigen wusste. „Überlasst mir das reden.“ Nun hielt er inne und baute sich vor uns auf, wobei dies mangels seiner Körpergröße nicht sehr beeindruckend wirkte. „Mister Miami ist kein sehr umgänglicher Zeitgenosse, also haltet euch im Hintergrund.“ Aoi nickte einsichtig, während ich mir mein Hirn zermarterte, wo ich diesen Namen schon einmal gehört hatte. Einige Minuten schwammen wir noch durch das Seegrasdickicht, bis wir auf einer beinahe kreisrunden Lichtung ankamen, auf der sich neben den kleinen, gelben Kieselsteinen, die hier wohl allgegenwärtig waren, lediglich ein grober, dunkelgrauer Findling befand; und etwas, das wie ein verunglücktes Chemieexperiment aussah.

 

„Was ist das?“, hauchte ich fasziniert und abgeschreckt zugleich und versuchte den vielzähligen, hauchfeinen Tentakeln mit Blicken zu folgen, die sich in jede Himmelsrichtung von der Mitte des Gebildes nach außen erstreckten. Das … Ding bewegte sich wellenförmig auf und ab, während das rote, fleckige Innere seltsam zu pulsieren schien.

 

„Das ist Mister Miami, eine Geisterqualle und das Fishbowl Oracle.“

 

„Fishbowl?“, echote ich, konnte mir im selben Moment jedoch schon denken, dass dies wohl der Name der Welt sein musste, in die mich mein Traum katapultiert hatte. „Mister Miami, soso“, murmelte ich also, noch bevor mir Aoi hätte antworten können und versuchte irgendwie den Kopf des Wesens ausfindig zu machen, was sich als unmöglich herausstellen sollte.

 

„Bitte verzeih die Störung, großes Orakel, aber wir benötigen deinen weisen Rat.“ Kaum hatte Ruki ausgesprochen zuckte ich zusammen und versteckte mich zu meiner großen Schande zitternd hinter Guppy-Aoi, als mit einem Mal Leben in das Gebilde kam. In allen Regenbogenfarben fingen die Tentakel zu leuchten an und auf dem bislang weiß-roten Leib der Qualle erschienen dutzende schwarzer Muster, die beinahe wie Tätowierungen aussahen. 

 

„Hey! Besuch! Wie schön, ich hatte schon ewig keinen Besuch mehr!“ Die laute und doch sehr penetrante Stimme schien von allen Seiten zu kommen, was dadurch nur noch verstärkt wurde, dass ich noch immer keinen Mund oder etwas in der Art ausfindig machen konnte. Aber noch etwas wurde mir in dem Moment, in dem die Qualle weitersprach und einem regelrechten Redeschwall zu erliegen schien klar – ich kannte die Stimme.

 

„Miyavi“, stöhnte ich auf und hätte mir am liebsten die Flosse vor die Stirn geschlagen. „Warum nur ausgerechnet Miyavi?“

 

„Silberschüppchen? Alles in Ordnung?“

 

„Ja, ja, alles okay“, murrte ich resigniert und schwamm wieder an Aois Seite, um nicht gar so eingeschüchtert zu wirken. Soweit kam es noch, dass ich vor Miyavi Angst hatte. MIAVI, pffff.

 

„Kommt näher, lasst euch ansehen. Rudi alte Fischhaut, du hast aber auch schon mal lebendiger ausgesehen.“ Ein aufgekratztes Lachen schallte über die Lichtung und Ruki murmelte irgendwas in seinen Welsbart, was ich nicht wirklich verstehen konnte, was sich aber deutlich beleidigt anhörte. Die Tentakel der Qualle hoben sich plötzlich, wie in einer einladenden Geste an und bildeten einen wild blinkenden und leuchtenden Dom über uns. Fehlte nur ein stampfender Beat und das Jammern von Synthesizern und das Disco-Feeling wäre perfekt gewesen. So jedoch schmerzte das Flackern nur in meinen Augen und verursachte leichte Übelkeit. Dennoch folgte ich Aoi, der an Rukis Seite näher zum Zentrum des Wesens geschwommen war und plötzlich konnte ich eine Art Mund erkennen, der sich bewegte, als die Qualle wieder zum Sprechen ansetzte.  Ein Schauer rann mir über den Rücken, als ich mit morbider Faszination in die Tiefen des schwarzen Nichts starrte, aus dem noch immer Miyavis überdrehte Stimme zu hören war. Ohne, dass es mir bewusst gewesen wäre, schwamm ich immer näher darauf zu und konnte meine Blicke einfach nicht von der rötlich pulsierenden Gallerte nehmen, die die Schwärze fast schon einladend umrahmte. 

 

„Rita! Nicht!“

 

„Uff“, stöhnte ich, als plötzlich etwas Hartes gegen meine Seite rammte und mich ein ganzes Stückchen weg von der Qualle schob.

 

„Hey Rita, Silberschüppchen, alles okay bei dir? Du darfst Mister Miami nicht so genau angucken, sonst endest du als Snack.“ Ich schaute Aoi aus geweiteten Glupschaugen an und fragte mich allen Ernstes, ob mein Liebster noch alle Tassen im Schrank, oder Perlen in der Muschel hatte – was auch immer hier unter Wasser als Äquivalent dafür diente.

 

„Und da kommst du nicht auf die glorreiche Idee, mir das vielleicht VORHER zu sagen?!“ Eine wahre Flut an Blubberblasen begleitete meinen empörten Ausruf und erst als ich in Aois betretenes Fischgesicht blickte fiel mir auf, dass ich schon zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit die Fassung verloren hatte … und dass ich wohl langsam aber sicher doch verschiedene Gefühlsregungen in Aois Gesicht unterscheiden konnte – was für ein Fortschritt. „Tut … mir leid, Alois“, seufzte ich und hätte gerade alles dafür gegeben, mir durch die Haare fahren oder wenigstens übers Gesicht wischen zu können. So blieb mir nicht viel mehr übrig als für einen langen Moment die brennenden Augen zu schließen und meine Wange gegen die meines Liebsten zu reiben.

 

„Schon gut.“ Wieder fühlte ich Aois Fischmund in meinem Gesicht, aber diesmal ignorierte ich lästige Physiklehrer und deren Gerede von Unterdruck und erwiderte stattdessen die wohltuende Berührung. Aois Lippen waren viel fester, unnachgiebiger und vor allem kälter als ich es gewohnt war und obwohl sich ein Teil meines Verstandes fragte, wie um alles in der Welt ich wissen konnte, wie sich ein Fischmaul auf meinem Mund anfühlte, war es unglaublich schön und beruhigend Aoi zu küssen.

 

„Nehmt euch ein Zimmer“, murrte es da plötzlich neben uns und Rukis Reaktion war so typisch für unseren Giftzwerg, dass ich beinahe losgelacht hätte, so erleichtert war ich in diesem Augenblick darüber, dass sich manche Dinge wohl wirklich nie ändern würden.

 

„Ach wieso denn? Ich weiß gar nicht was du hast, Rudi“, dröhnte da mit einem Mal wieder die Stimme des Orakels über die Lichtung. „Lass sie doch weitermachen, ich bekomme hier so selten etwas … Nettes zu sehen.“

 

„Nett … wer’s glaubt“, nuschelte ich so leise, dass Miyavi mich nicht hören konnte und brachte wieder etwas Abstand zwischen Aoi und mich. Miyavi in Menschengestalt war schon pervers genug, aber was eine Geisterqualle, die eindeutig nach Gesellschaft lechzte, mit uns anstellen könnte, würde man ihr die Gelegenheit dazu geben, wollte ich mir gar nicht vorstellen. „Mister Miami, Herr Qualle, äh, verehrtes Fishbowl Oracle …“ Ich hielt kurz inne und holte tief Luft, um meine Gedanken zu sortieren. „Wir danken ihnen wirklich von Herzen für ihre Gastfreundschaft …“

 

„Och, nicht so förmlich, süße. Wir sind doch Freunde. Nenn mich einfach Miami.“ 

 

„Miami“, nickte ich mit einem verkniffenen Zug um den Mund, den man mit sehr viel Wohlwollen vielleicht als Lächeln bezeichnen konnte. Ich hasste es jetzt schon, dass mich jeder Süße nannte und verstand zum ersten Mal in meinem Leben, womit sich die Damen der Schöpfung Tag ein Tag aus herumschlagen mussten. „Also, äh, was ich sagen wollte … wir brauchen wirklich dringend deine Hilfe“, fand ich dann doch noch den Faden und wurde mit jedem Wort sicherer. „Uruh… Uropa ist vom Kaifisch entführt worden“, erklärte ich nun und machte eine taktische Pause, um dem Orakel ausreichend Zeit einzuräumen, seine Bestürzung über die Neuigkeiten auch verbal kundzutun.

 

„Welch Frevel“, donnerte Miami dann auch, wie erwartet angemessen empört, über die Lichtung und ich konnte mich nur mit Müh und Not davon abhalten wieder einmal zusammenzuzucken. „Uropa ist doch so ein hübscher Fisch, was fällt diesem Haihochstapler überhaupt ein.“

 

„Ja genau, meine Rede“, nickte ich eifrig, auch wenn es mir ganz und gar nicht gefiel, dass dieser Quallenlüstling meinen Uruha als hübschen Fisch bezeichnete. Miyavi sollte seine Glupscher gefälligst bei sich lassen, wobei ich mich fragte, ob Quallen überhaupt Augen hatten? Himmel, wenn ich aufwachte, musste ich erst mal ein Biologiebuch zurate ziehen, war ja fast schon peinlich, wie wenig ich über die Bewohner von Fishbowl wusste. Aber zurück zu den wichtigen Dingen im Leben. Resolut rief ich mich zur Raison und versuchte der Qualle wieder in das zu sehen, was ich mittlerweile als eine Art Gesicht ausmachte. „Kai der Hai fordert die magische Schuppe von uns, ansonsten wird er Uropa nicht freilassen“, redete ich also schnell weiter, bevor mich wieder irgendetwas ablenken konnte. War aber auch schlimm, wie meine Gedanken ständig mit mir davonzulaufen versuchten. „Darum müssen wir unbedingt wissen, wo wir die magische Schuppe finden können. Kannst du uns da helfen?“

 

Stille.

 

„Miami? Herr … Orakel?“

 

Ein lautes Schnarchen donnerte über unsere Köpfe hinweg und am liebsten wäre ich nun umgekippt und liegengeblieben. Das war jetzt nicht wahr, oder?

 

„Miami!“, rief ich und legte derart viel Empörung in meine Stimme, dass Aoi wieder auf mich zu geschwommen kam und mir eine seiner hübschen, blauen Flossen auf den Kopf legte.

 

„Reg dich nicht auf. Das passiert manchmal. Die Aufmerksamkeitsspanne des Orakels ist, nun ja, milde ausgedrückt nicht die Beste.“ Aois Kopf stupste sanft gegen den meinigen und ich seufzte nur abgrundtief.

 

~*~

 

Wir hatten derart viel Zeit damit verplempert das Fishbowl Oracle endlich auf Stand zu bringen – und dann mindestens nochmal so viel Zeit, bis es uns endlich den Aufenthaltsort der magischen Schuppe verraten hatte – dass es schon dunkel geworden war, als wir endlich all unsere Informationen beisammen gehabt hatten. Ich hatte mich ursprünglich zwar vehement geweigert auch nur noch eine Sekunde länger zu warten, bis wir uns endlich auf den Weg machen konnten, aber Aoi, Ruki und selbst Miavi hatten mich davon überzeugen können, dass eine nächtliche Reise durch Fishbowl einfach viel zu gefährlich sein würde.

 

„Du musst an Uropa denken, Silberschüppchen“, hatte Aoi gesagt und dabei so unglaublich traurig geklungen, dass ich nicht anders gekonnt hatte, als mich mal wieder nahe an ihn zu schmiegen. „Es hilft ihm nicht, wenn wir uns in unnötige Gefahr bringen. Er zählt doch darauf, dass wir ihn befreien.“

Natürlich hatte Aoi recht, hatte er doch immer, und so hatte ich mich geschlagen gegeben. Das Lager aus Seetang war erstaunlich bequem gewesen und so nah an meinen Liebsten gekuschelt hätte ich vielleicht sogar schlafen können, hätten Ruki und Miyavi nicht die ganze Nacht über Bäume gefällt. Jetzt wusste ich auch, wer für das Waldsterben verantwortlich war.

 

Ich gähnte herzhaft und versuchte meine Gräten zu strecken, was sich als nicht wirklich einfach darstellte, wenn die gewohnten Proportionen in einem Fischleib einfach mal gänzlich andere waren. Auch Aoi neben mir war alles andere als das blühende Leben, nur Ruki schwamm fit wie ein Duracell Hase um uns herum und wirkte alles in allem unangemessen vorfreudig.

 

„Oh Gosh“, trällerte er, nicht zum ersten Mal in den letzten fünf Minuten und vollführte einen Salto direkt vor meiner Nase. „Rita, weißt du eigentlich, wie toll das ist? Ich wollte sie schon so lange mal live sehen und jetzt endlich – ein Traum geht in Erfüllung, haaaach.“ Er ließ sich nach hinten fallen, trieb wie ein vom Wind getragenes Blatt nach unten und kam sanft auf dem Boden aus gelben Kieselsteinchen auf.

 

„Mann Rudi“, motzte ich und schwamm einfach über ihn hinweg. „Du sollst hier nicht das Fangirl mimen, sondern dir eine Taktik überlegen, wie wir Kakao, dem Leithengst, die magische Schuppe klauen können.“

 

„Ja aber, aber … das sind die Dirus! Die bestialischste und wildgewordenste Herde Seepferdchen in ganz Fishbowl. Die sind berühmt! Und Warumono ist einfach so zuckersüß.“ Ich verdrehte die Augen und versuchte dem verschossenen Geblubber Rukis einfach keine weitere Beachtung mehr zu schenken. Die Dirus, ich seufzte. Das waren Kakao, der Anführer, Daidai, seine rechte, äh, was auch immer bei Seepferdchen als Hand durchging, Shinshin, sein Gefährte und Totchi, der Schönling der Truppe. Und ja, Warumono, der angeblich blutrünstigste von allen, obwohl man, wenn man Ruki so schwärmen hörte, davon ausgehen musste, dass er wohl eher ein süßes, kleines Plüschpony war. Und eben jene Dirus, die – wir erinnern uns – die Hüter des Tals ohne Widerkehr waren, hatten die magische Schuppe. Die magische Schuppe, die wir brauchten um Uruha freizukaufen. Ich seufzte wieder. Das war ein Albtraum.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  QueenLuna
2019-11-20T22:39:52+00:00 20.11.2019 23:39
Achtung Spoilerhafter Kommentar!!

Boah alter Falter, ich frage mich echt, was du getrunken hast, als du auf diese bescheu... ähm ich meine... abgedrehte Fanfiction Idee kamst xD nichts für ungut, aber echt... Fische?? Ich packs nicht xD ich habe zwischendurch echt oft gelacht xDDD

So und nun zu den Details ^^
An sich hatte ich die FF vor ner Weile schon mal angefangen, aber da war ich noch nicht bereit für so etwas Schräges... Nun denn.
Musste erst mal nach Percussionsbands googlen. Nie gehört, aber jetzt hab ich was neues gelernt xD
Generell gefällt mir Reitas Erzählstimme ausgesprochen gut. Man kann das zwischenzeitliche Augenrollen regelrecht spüren.

Deine Wortgewandtheit und deine Bildsprache sind wie immer genial. Ich werde diese Bilder, ebenso wie Reita die Seepferdchen Dirus, nicht mehr aus meinem Kopf bekommen xD du hast es so schön greifbar beschrieben, man hat sofort jede Szene wie im Film vor Augen. Bravo! ^^

"Alois blubberte..." und ich hab so gelacht xD
"... weil Uropa – ich vermutete hinter dem seltsamen Namen mittlerweile nicht mehr einen greisen Fisch, sondern viel mehr Uruha..." - ich bekomm das URopa nicht aus meinem Lesefluss und hab da natürlichen einen greisen Fisch vor Augen xD ganz toll...
Auch die Abwandlungen der jeweiligen Namen sind goldig und echt kreativ. Hat bestimmt mega Spaß gemacht, sich das auszudenken xD

"... würde nicht die penetrante Stimme meines Physiklehrers aus der Oberstufe in meinem Kopf irgendetwas von Unterdruck faseln" - ich fand diese Aussage irgendwie derbe lustig xD

Es ist so herrlich, wie Reita sich aufregt, dass er ein weiblicher Fisch ist xD klar, wen würde das nicht aufregen, aber es kommt einfach so lustig genial rüber xD
Und da wäre wieder die Frage, was hast du beim Schreiben zu dir genommen xD?

Ich find es mega unterhaltsam, wie du typische Redewendungen, wie "die Süße hat aber echt Feuer unter der Schwanzflosse" ins Fischreich versetzt hast xD ich musste sehr häufig lachen
Und spätestens bei "Kakao der Leithengst" wars bei mir vorbei und ich hab die Nachbarschaft mit meinem Gelächter unterhalten. XDDD Leithengst... Ich komm nicht drüber hinweg xD wah!

Also es war mega lustige Unterhaltung und bin gespannt, wie es weitergeht^^

Luna<3
Antwort von:  yamimaru
21.11.2019 07:37
Hey, Luna ^^
ich fang jetzt mal rückwärts mit dem Beantworten der Kommentare an, nicht dass du dich wunderst, die anderen hab ich noch auf dem Schirm. ;D
Erst einmal vielen, herzlichen DANK für deine lieben Worte und dass du dir hier mit dem Feedback wieder so Mühe gemacht hast. Das ist so lieb von dir. und ja, ich weiß, dass die Story nicht jedermanns Sache ist und versteh auch, wenn du sagst, dass du zwar schon mal reingelesen, dann aber doch nicht bereit für so viel Blödsinn warst. *lacht*
Zu meiner Verteidigung kann ich eigentlich nur sagen, dass ich nach einer OP zu hause rumsaß und so glücklich darüber war, wieder schreiben zu können, dass ich die Story gefühlt in zwei Tagen aufs Papier gebracht habe. XD Zähl dazu noch eine gute Dosis Schmerzmittel und ich glaube, du weißt, warum die Story so ist, wie sie ist. XDDD
Aber ich muss auch ehrlich zugeben, dass mir die Geschichte irgendwie ans Herz gewachsen ist und ja, es hat unglaublich spaß gemacht, sich in die Welt von Fishbowl hineinzudenken, sich die Namen zu überlegen (mit großzügiger Hilfe von MS Word, das partout Ruki, Reita Aoi und Uruha nicht so schreiben wollte, wie es sich gehört). und generell alles und jeden so ein bisschen sehr auf den Kopf zu stellen. ;)
Freut mich also unglaublich, dass dir meine ganzen blöden Sprüche hier gefallen und es ist ein riesengroßes Lob, wenn du sagst, dass du an der ein oder anderen Stelle echt lachen musstest. Was will ich mehr?
Und aaaawww, lieben Dank, dass du immer wieder sagst, wie sehr dir mein Schreibstil gefällt, das bedeutet mir echt viel und macht mich gerade wieder richtig glücklich. <3

Also vielen Dank für deinen tollen Kommentar!!!

LG
yamimaru


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