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Das Baumhaus

[Ruffy, Sabo & Ace]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Eine Idee, die mir schon lange im Kopf herumschwirrt und ich nun endlich auf Papier gebracht habe... Komplett anzeigen

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Erinnerungen

Das Baumhaus

 

„Ruffy, das ist Ace.“

„Opa, wer ist dieser Ace?“

„Er wird ab heute dein großer Bruder sein.“

 

Ruffy starrte auf den massiven Baum vor ihm, während die Worte seines Großvaters, die er vor vielen Jahren zu Ruffy gesagt hatte, in seinem Kopf dröhnten. Er erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen.

Es hatte Monate gedauert, bis Ace überhaupt mit ihm sprechen wollte, geschweige denn sein großer Bruder zu sein. Unzählige Male war Ruffy ihm in diesem gefährlichen Wald hinterhergelaufen, nur damit er wenigstens sein Freund sein konnte. Damals wollte er nichts mehr, als endlich von Ace beachtet zu werden.

Er hatte sich so einsam gefühlt.

 

„Warum rennst du mir ständig hinterher und willst mein Freund sein, nach allem was ich dir angetan habe?!“

„Weil ich sonst niemanden habe! Alleine zu sein tut mehr weh, als jeder körperlicher Schmerz.“

 

Ein trauriges Lächeln schlich sich auf Ruffys Lippen, als er einen weiteren Schritt auf den Baum zuging und sich an seine eigenen Worte zurück erinnerte.

Alleine zu sein tat weh. Aber noch nie hatte sich Ruffy so alleine und verlassen gefühlt wie damals, als Ace gestorben war. Wenn seine Freunde nicht gewesen wären, würde Ruffy jetzt nicht hier stehen. Da war er sich sicher.

 

„Du willst, dass ich lebe?“

„Natürlich will ich das!“

 

Er wusste damals nicht genau, was Ace mit diesen Worten meinte. Immerhin war er erst sieben Jahre alt gewesen.

Diese Frage hatte komisch in seinen Ohren geklungen. Warum hätte er Ace lieber tot sehen wollen? Warum hatte irgendjemand Ace lieber tot sehen wollen, nur, weil sein Vater Gol D. Roger war?

Aber es war vermutlich auch der Moment gewesen, in dem Ace Ruffy akzeptiert hatte. Ruffys Kopf schmerzte jetzt noch, wenn er daran dachte, wie schwer es gewesen war Aces und auch Sabos Vertrauen zu gewinnen.
 

Aber es hatte sich gelohnt. Jede Verletzung war es wert gewesen, um endlich mit den beiden Zeit verbringen zu können. Mal abgesehen davon, dass sie ihm das Leben zuerst ziemlich schwer gemacht hatten.

Ruffy lächelte und blickte zu dem Baumhaus, das sie gemeinsam erbaut hatten, hinauf.

Früher war es ihm viel größer vorgekommen, doch jetzt war es ein Kinderspiel für ihn den Baum zu erklimmen.

Kurz zögerte er, doch dann betrat Ruffy schließlich diesen verstaubten Ort seiner Kindheit. Ihre Geheimbasis. Nicht mal Dadan hatte jemals hierher gefunden.

Es hatte sich kaum verändert und es dauerte nur wenige Momente, bis Ruffy sich zu dem Steuerrad stürzte und lachend auf das entfernte Meer blickte. Früher hatte er sich mit Ace und Sabo immer darum prügeln müssen, um den Captain spielen zu dürfen.

 

Damals war er immer der Schwächste von ihnen gewesen. Kopfschüttelnd ließ er von dem Ruder ab und drehte sich einmal um sich selbst, um jedes Detail in sich aufzunehmen.

Dann stockte er. Hunderte Erinnerungen strömten auf ihn ein, als er die drei Sakeschalen an der Wand hängen sah.

Mit langsamen Schritten ging er darauf zu und nahm eine davon in seine Hand, während sich seine Augen langsam mit Tränen füllten.

 

"Von heute an sind wir Brüder!"
 

„Ich wusste, dass ich dich hier finden würde!“

Erstaunt schreckte Ruffy aus seinen Erinnerungen und blickte über seine Schulter. Seine Augen wurden groß und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er realisierte, wer hier vor ihm stand.

„Sabo!“, rief er, während er wie ein kleines Kind auf seinen Bruder zulief und ihn stürmisch umarmte.

Jetzt bloß nicht weinen, Ruffy. Immerhin war er keine sieben Jahre mehr!

„Ich habe dich vermisst, kleiner Bruder“, erwiderte Sabo luftschnappend.

Nach diesen Worten konnte Ruffy seine Tränen doch nicht mehr zurückhalten und er verstärkte den Griff um seinen Bruder. Schluchzend gab er unverständliche Worte von sich.

Verdammt, er wollte doch stark bleiben!

„Ruffy...“, röchelte Sabo. „Du ... erdrückst mich!“
 

Wie vom Donner gerührt ließ Ruffy von seinem Bruder ab, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schenkte ihm ein breites Lächeln.

„Wie hast du mich gefunden?“, fragte er.

Sabo ging, wie Ruffy vorhin, zu dem Steuerrad und spielte gedankenverloren damit. „Ich würde meinen kleinen Bruder immer und überall finden. Er bleibt nämlich der größte Idiot auf Erden, auch wenn er jetzt den Titel Piratenkönig trägt“, zwinkerte er lachend.

Ruffy stimmte in sein Lachen mit ein. Er hatte immer davon geträumt mit seinen Brüdern die Erfüllung seines Traumes zu feiern.

Doch...

Er stockte und schluckte schwer. Er konnte nur noch mit einem Bruder feiern...

Sabo merkte seinen Stimmungswechsel. „Ace wäre stolz auf dich. Genau wie ich. Wir wussten immer, dass unser kleiner Bruder etwas ganz Besonderes ist.“

Ruffy biss die Zähne zusammen und wischte sich die erneut aufkommenden Tränen aus den Augen.

„Nur ein Sturkopf wie du kann einen Traum wie diesen wahr machen“, fuhr Sabo lächelnd fort.

„Und, weil ich so stark bin“, schmollte Ruffy.

„Trotzdem bist du immer noch der Schwächste von uns“, konterte Sabo und streckte Ruffy neckisch die Zunge raus.

„Bist du deswegen hier?“, wollte Ruffy wissen, während er sich mit überkreuzten Beinen auf den Boden setzte. „Sie werden kommen.“

Die Marine war ihm schon eine lange Zeit dicht auf den Fersen, aber Ruffy würde nicht länger davonlaufen, sondern sich seinem Schicksal stellen.

Hier hatte alles angefangen und hier würde es auch enden.

Sabo nickte seufzend. „Ja, du hast deine Spuren nicht allzu gut verwischt, weißt du? Ich bin mir nicht mal sicher, ob du das überhaupt wolltest.“

 

„Typisch Ruffy. Tut immer die dümmsten Sachen.“

 

„Ich werde nicht davonlaufen“, erwiderte Ruffy. „Ich habe meinen Traum erfüllt.“

Sabo zwang sich zu einem Lächeln. „Ich habe auch nichts anderes von dir erwartet. Deswegen bin ich hier.“

Erstaunt sah Ruffy auf. „Du willst zusammen mit mir kämpfen?“

„Ich werde nicht ein weiteres Mal tatenlos dabei zusehen, wie mein Bruder...“, zähneknirschend stockte Sabo.

Ruffy nickte. Er wusste nur zu gut, wie es sich anfühlte, nichts unternehmen zu können. Wäre er damals nur stärker gewesen...

Unzählige Male hatte er von diesem Tag, der alles verändert hatte, geträumt. Jedes Mal hatte er versucht, Ace auf einen anderen Weg zu retten. Doch am Ende war es immer sein großer Bruder gewesen, der Ruffy retten musste. Es hatte ihn wahnsinnig gemacht.

 

„Du hast versprochen, niemals zu sterben!“

„Aber ich muss doch meinen kleinen Bruder beschützen...“

 

Was würde er tun, wenn Sabo ebenfalls sterben würde? Ein dicker Knoten bildete sich in seinem Magen als er Sabo anstarrte. Das würde er nicht nochmal durchstehen können.

„Ich weiß, das hast du vermutlich schon tausende Male gehört, aber Ace wird immer bei uns sein“, sagte Sabo. „Manchmal kommt es mir sogar so vor, als würde er neben mir stehen und an meiner Seite kämpfen.“

Ruffy nickte zustimmend und sah zu der Illusion von Ace, die nicht weit von ihnen entfernt stand. Sein Verstand spielte ihm öfters einen solch bösen Streich und die ersten Male hatte es ihn verrückt gemacht. Er war freudestrahlend auf seinen Bruder zugelaufen, in der Hoffnung, dass doch noch Wunder geschehen konnten. Doch kaum war er zum Greifen nahe, verschwand er auch schon wieder.

„Genau wie jetzt“, murmelte Sabo und blickte ebenfalls in die dunkle Ecke, wo Ruffy seinen Bruder sehen konnte.

Ruffy schreckte auf. „Was?!“ Verwirrt sah er zwischen Sabo und Ace hin und her. „Du kannst ihn auch sehen?!“

Sabos Augen wurden groß. „Was meinst du damit? Siehst du Ace etwa auch?!“

„Ja!“, jubelte Ruffy freudestrahlend. „Das ist der Wahnsinn! Und ich dachte immer, ich wäre verrückt!“

„Du bist so oder so verrückt“, antwortete Sabo kopfschüttelnd. „Aber ich habe wirklich an meinem Verstand gezweifelt. Das ist einfach unmöglich.“

„Ace!“, schrie Ruffy und stand schwankend auf. „Bist du wirklich hier?“, fragte er hoffnungsvoll die Vision seines Bruders, der sein Gesicht bis jetzt im Schatten verborgen gehalten hatte. Doch nun trat er einen Schritt hervor und Ruffy konnte sein lächelndes Gesicht sehen.

Taumelnd machte er einen Schritt auf Ace zu, doch Sabo hielt ihn auf. „Es ist nur eine Illusion, Ruffy.“

Ruffy hielt inne und biss sich auf seine Unterlippe, versuchte nicht laut zu schluchzen, während die Tränen über sein Gesicht liefen. Er wusste, dass es nur eine Illusion war.

Aber es fühlte sich so real an. Er wollte nichts mehr auf dieser Welt, als seinen Bruder ein letztes Mal in die Arme zu schließen.

Das letzte Mal, als er dies getan hatte, war auf diesem Schlachtfeld gewesen...

Obwohl der Drang nach seinem Bruder zu greifen so groß war, ließ sich Ruffy von Sabo zurückhalten. Stattdessen starrte er wie gebannt auf seinen großen Bruder, der ihnen zunickte und langsam die Leiter zu ihrem selbstgebauten Krähennest hinaufstieg.

Ruffy blickte schniefend über seine Schulter zu Sabo: „Sollen wir ihm folgen?“

Sabo sah hinauf zum Krähennest. „Ich schätze schon“, antwortete er nach einem kurzen Zögern.

 

Ein letztes Mal kletterte Ruffy mit seinen Brüdern zu ihrem Krähennest hinauf. Er konnte sich noch gut daran erinnern, als er das erste Mal hier oben gestanden war. Damals hatte er sich zum ersten Mal richtig frei gefühlt. Er hatte sich gefühlt wie ein Pirat.

Nichts hätte ihn jemals aufhalten können, solange seine zwei Brüder an seiner Seite waren.

Doch als sie oben angekommen waren, war von Ace keine Spur mehr.

„Er ist weg.“

„Nein“, schüttelte Sabo seinen Kopf. „Er ist hier.“

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, legte er einen Arm um seinen Bruder und zeigte auf die Stelle auf Ruffys Brust, unter der sein Herz pochte. „Hast du etwa schon vergessen, dass er immer bei uns sein wird, Brüderchen?“

Ruffy folgte seinem Blick und atmete tief durch. „Nein.“

Sabo klopfte ihm auf die Schulter, wuschelte mit einer Hand durch sein Haar. Nachdem Sabo seinen Blick kurz schweifen ließ, blickte er überrascht in die hintere Ecke des Krähennestes.

 

„Hey, sieh mal, was ich gefunden habe!“

Sabo hielt grinsend ihre alte Flagge nach oben. Die Buchstaben A, S und L waren inzwischen ausgeblichen, doch Ruffy kam es vor, als hätten sie die Flagge erst gestern gemalt.

Er nahm sie Sabo aus der Hand und knüpfte sie an einen kleinen Ast, damit sie erneut im Wind wehen konnte. Nachdenklich sah er dabei zu. Manchmal wünschte er sich, er könnte die Zeit zurückdrehen.

„Hast du Angst?“, fragte Sabo nach einer Weile wispernd. „Sie werden mit unzähligen Kriegsschiffen hier auftauchen.“

Angst? Ruffy dachte darüber nach, wann er das letzte Mal Angst um sein Leben verspürt hatte. Ein Lächeln schlich sich dabei auf seine Lippen. Er hatte noch nie um sein eigenes Leben gefürchtet.

Mit einem breiten Grinsen schüttelte er seinen Kopf.

Zufrieden blickte Sabo auf das weite Meer hinaus. Ruffy tat es ihm gleich und genoss die kühle Seeluft, die durch sein Haar wehte.

„Wenn wir sterben“, fing Sabo an. „Dann werden wir da oben eine riesige Party schmeißen. Zusammen mit Ace.“

„Denkst du, er wartet auf uns?“

„Bestimmt.“

„Mit einem Berg voll Fleisch?“

Sabo lachte kopfschüttelnd. „Es wird der größte Berg voller Fleisch sein, den du jemals gesehen hast, Brüderchen.“

 

„Danke, dass ihr mich geliebt habt.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank, dass ihr diesen OS gelesen habt :) Ich hoffe, es hat euch gefallen!
Es ist schon eine gefühlte Ewigkeit her, seitdem ich etwas mit so vielen Gefühlen geschrieben habe ^^ Ich hoffe, das merkt man nicht zu sehr!

Falls dem ein oder anderen Ruffy zu OC war, tut es mir leid. Ich weiß, dass er normalerweise nicht so nachdenklich ist. Aber ich denke, wenn es um seinen toten Bruder geht, wird selbst Ruffy nachdenklicher.

Würde mich jedenfalls über Feedback jeglicher Art freuen :)

Bis zum nächsten Mal,
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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Jess_400
2018-06-20T07:17:06+00:00 20.06.2018 09:17
😭 es ist sooooo schön!
Meine Güte, du hast wirklich einen genialen Schreibstil.. ich hätte eben fast eine Träne verdrückt >.< (Den Kloß im Hals erwähne ich jetzt nicht ;D).
Du schaffst es immer wieder, die Emotionen der einzelnen Charaktere rüber zu bringen, egal ob OC oder nicht. Mach weiter so!
Antwort von: Sunwings
20.06.2018 19:11
♡ ♡ Dankeschön :)
Von:  lula-chan
2018-05-29T18:28:57+00:00 29.05.2018 20:28
Eine schöne kleine Geschichte. Hat mir sehr gut gefallen. Ruffys Gefühle kamen sehr gut rüber. Schöner Schreibstil. Man konnte richtig gut mit ihnen mitfühlen.

LG
Antwort von: Sunwings
29.05.2018 23:09
Dankeschön :)

LG


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