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Scars from Past

von

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Chapter 2 - Nightmares

Erwin beobachtet Levi nun noch aufmerksamer und flüstert ihm immer wieder ein stärkendes Wort ins Ohr, wenn er den Kleineren mit einem gesenkten oder auch nur abwesenden Blick sieht. Irgendwann wird es seltener - aber nur in der Öffentlichkeit. Abends ändert sich sein Verhalten nämlich nicht und der Blonde fühlt sich dazu verpflichtet ihm beizustehen, also folgt er ihm jedes Mal, wenn er Erwins Büro verlässt. Zwar weint Levi immer weniger, denn er lernt mit der Zeit auch mit den Verlusten umzugehen, aber ein offenes Ohr und eine warme Umarmung haben noch nie jemandem geschadet.

 

Nachdem Levi sich etwas eingelebt hat, muss er seinem Abteilungsführer auch keine Berichte mehr erstatten, sodass sie sich nun weniger sehen sollten. Doch irgendwann beginnt Levi einfach so nach dem Abendessen sich in Erwins Büro aufzuhalten. Der zukünftige Kommandant des Aufklärungstrupps heißt ihn immer als willkommene Abwechslung zwischen seinen ganzen Arbeitsstunden, vor allem da er nun immer mehr Aufgaben und Verantwortung bekommt. Wahrscheinlich soll er sich schon mal auf das Leben als Kommandant einstellen.

 

Dabei will er doch nur ein bisschen Schlaf...

 

Die Tür öffnet sich und Erwin sieht mittlerweile gar nicht mehr auf, um zu wissen, wer da kommt. Keiner außer Levi oder eine aufgedrehte Hanji würde es wagen, ohne zu klopfen ein fremdes Büro zu betreten.

 

,,Hey. Warst heute aber früh mit dem Essen fertig", merkt der Eindringling an und stellt eine dampfende Tasse auf Erwins Tisch. ,,Ich bin überfordert", grummelt der Riese zurück und runzelt krampfhaft die Stirn, doch seine Gesichtsmuskeln entspannen sofort, als er aufsieht und die Tasse Tee vor sich sieht.

 

,,Zwei Löffel Zucker, drei Minuten ziehen. So wie du es immer machst", erklärt Levi und nippt an seiner eigenen. Dabei zieht er seine schmalen Augenbrauen leicht zusammen. ,,Da hat jemand eine gute Beobachtungsgabe", meint Erwin lächelnd, nimmt die Tasse und riecht mit geschlossenen Augen am dunklen Gebräu. ,,Ahja, ändert eure Teeauswahl mal. Der hier ist nicht gut", erwähnt der Schwarzhaarige und trinkt unzufrieden noch einen Schluck, dann setzt er sich auf seinen Platz auf dem Sofa und kreuzt die Beine. Erwin kichert leicht, aber sagt nichts zu der Aussage.

 

,,Willst du etwa, dass ich über den Papieren einschlafe, oder warum bringst du mir ausgerechnet jetzt warmen Tee?", fragt er und nimmt einen Schluck, der seinen Körper sofort von innen heraus aufwärmt. ,,Ich dachte einfach, du könntest es gebrauchen", antwortet Levi. Erwins Lächeln wird breiter: ,,Da hast du wohl recht"

 

,,Erwin", sagt der Kleinere mit fester Stimme. ,,Huh?", brummt der Angesprochene und schaut den Anderen erwartungsvoll an. ,,Du musst heute nicht zu mir kommen. Versuch lieber selbst früher zu schlafen oder wenigstens deine Arbeit zu beenden", sagt der Schwarzhaarige ohne Erwin anzusehen. ,,Bist du dir sicher?", fragt der Blonde nochmal nach. ,,Ja", meint Levi nüchtern, ,,mach dir keine Sorgen um mich. Achte lieber bisschen auf dich. Ich sehe doch deine Augenringe und die Stapel, die hier schon seit zwei Tagen stehen. Verschwende nicht so viel Zeit mit mir und vergiss nicht zu schlafen. Ein Wunder, dass du es morgens überhaupt aus dem Bett schaffst" Erwin stößt ein schwaches Lachen durch die Nase aus, aber denkt in Wirklichkeit: Wenn du nur wüsstest... Aber er ist innerlich recht froh darbür, dass Levi sich um ihn sorgt, obwohl er ihm erst noch an den Kragen wollte.

 

Erwin ist bisher einfach ein Meister, wenn es darum geht, seine Gefühle zu verbergen, deshalb macht er Levi auch keine Vorwürfe, dass er über seine Situation nicht Bescheid weiß. Das Problem des Hünen liegt auch innerhalb seiner Träume, wenn er keine Kontrolle mehr über das Geschehen hat. Vielleicht ist er deshalb so versessen darauf die Kontrolle zu haben. Einfach um das zu verhindern, was er sieht, sobald er die Augen schließt. Doch die Arbeit hält ihn immer lang auf Trapp, sodass er eine Ausrede hat, falls er sich weigert schlafen zu gehen.

 

Also seufzt er nur laut und versichert Levi: ,,Okay. Heute bringe ich den ganzen Kram hinter mich. Versprochen" ,,Vergiss deinen Schlaf nicht", grummelt Levi noch bedrohlich. ,,Eh... Ja, natürlich", sagt Erwin und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. Er plant erst gar nicht zu schlafen. So wie er sein Arbeitstempo kennt, wird er zwei ganze Nächte für den mittlerweile ziemlich vollen Schreibtisch brauchen.

 

,,Wehe nach Mitternacht brennt hier noch ein Licht" Das ist Warnung genug. Erwin schluckt schwer, denn er weiß mittlerweile, dass man Levis Drohungen ernst nehmen sollte. Da der Blonde ihn nun nur überrumpelt anstarrt, steht er jetzt auf und verabschiedet sich: ,,Das sind meine letzten Worte für heute. Gute Nacht, Erwin, und überanstreng dich nicht"

 

Mit der leeren Teetasse in der Hand wendet er sich zur Tür und geht auf sie zu. Erwin könnte schwören, dass der Kleinere dabei sogar etwas seine Hüften schwingt. Doch dann knallt die Tür schon hinter ihm zu, ohne dass er sich nochmal umgedreht hat, und bringt Erwin wieder in die Realität zurück. Verguck dich jetzt nicht in deinen Untergeordneten, Smith! schreit er sich selbst in seinem Kopf an. Tatsächlich weiß Erwin schon seit seiner Jugend, dass er sich zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlt, was seine Überfürsorge für Levi erklären würde, da Männer sich jetzt nicht unbedingt so sehr umeinander sorgen würden, wie die zwei es tun. Was muss ich nur tun, damit du dich umdrehst? Aber er muss sich jetzt zusammenreißen, das würde in einer Katastrophe enden.

 

Um auf andere Gedanken zu kommen, macht er sich einfach wieder an die Arbeit, auch wenn er wirklich lange braucht, um seine Konzentration wiederzuerlangen.

 

Levis Worte zu Herzen nehmend, arbeitet er tatsächlich nur bis kurz vor Mitternacht und legt sich dann nach einer kurzen Dusche ins Bett. Doch es ergeht ihm wie jedes Mal: Kaum sieht er nur noch die Schwärze, die ihn umhüllt, hört er die allzu bekannten Stimmen über ihn richten: ,Du bist Schuld' ,Warte nur, bis du Kommandant bist...' ,Wie viele Familien sind auf deine Kommandos hin zerbrochen?'

 

Er versucht zu fliehen, aber es ist zu spät, er schläft bereits und ist nicht in der Lage aufzuwachen. Es wird kälter, je weiter er rennt. Er sieht nichts, er spürt den Boden nicht, er rennt einfach in der Hoffnung auf etwas Wärme und Vergebung. Aber das Schwarz wird flüssig, klebrig, es hält ihn fest. Alle Versuche sich loszureißen sind vergebens, es verschlingt ihn immer weiter. Sogar seine Lungen sind belegt. Erwin ist ein guter Schwimmer, also hat er noch nie Bekannschaft mit dem Gefühl des Ertrinkens gemacht, aber hier liegt es nicht in seiner Macht. Seine Muskeln werden unter der Masse schwach und bewegungslos, sodass der Prozess sich verschnellert...

 

...wäre da nicht dieses kleine Licht. ,,Erwin", hört er eine entfernte Stimme sagen. Etwas ergreift ihn und zieht ihn heraus. Erst jetzt erkennt er, dass das Weiße zwei strahlende Flügel sind. Das Unbekannte zerrt immer weiter an ihm und löst ihn von der Umklammerung der Dunkelheit, schüttelt sie ab, während es weiterhin Erwins Namen ruft - immer energischer. Die Stimme kommt immer näher, und was sich erst anhörte wie unter Wasser, dringt nun glasklar an sein Ohr. Er kann die Stimme sofort zuordnen und schreckt in seinem Bett hoch.

 

Endlich ist er wach. Keuchend, verschwitzt, aber in Sicherheit. Etwas hält ihn an den Schultern fest, sodass er sein Gleichgewicht nicht verliert, denn seine Knochen fühlen sich immer noch schwer an. Wenn er seine Augen weit aufreißt, blickt er in Levis besorgtes Gesicht.

 

,,Levi", haucht er kraftlos und lässt seinen Kopf vor Erschöpfung und auch Erleichterung sinken. Aber der Schwarzhaarige rüttelt wieder an seinen Schultern, um ihn hier zu behalten. ,,Oi, Erwin, alles in Ordnung?" Der Blonde schafft es zu ihm raufzuschauen und lächelt sanft. ,,Danke, mir geht's jetzt wieder gut", meint er ehrlich, aber das genügt dem Kleineren bei Weitem nicht.

 

Also setzt er sich neben Erwin aufs Bett und fragt, was los sei. ,,Nur ein Albtraum, kein Grund zur Sorge. Das passiert ab und zu", winkt der Hüne ab. ,,Nur ein Albtraum? Du wärst fast aus dem Bett gefallen!" Erwin kann sich gar nicht daran erinnern, wann Levi auf die Du-Form umgestiegen ist. ,,Wirklich? Naja... Auf jeden Fall, danke, dass du mich geweckt hast" Er betrachtet Levis Gesicht und würde ihn am Liebsten die Sorgenfalten einfach aus dem Gesicht wischen.

 

,,Aber was machst du eigentlich hier?", realisiert Erwin endlich. ,,Okay, du scheinst doch noch du selbst zu sein", sagt Levi eher zu sich selbst und lässt Erwin mit einem fragenden Blick zurück, ehe er fortsetzt, ,,Ich sagte doch, es gibt Stress, wenn du nach Mitternacht noch am Schreibtisch sitzt, also wollte ich es überprüfen. Dann habe ich zur Sicherheit die Tür zu deinem Schlafzimmer geöffnet und habe gesehen, wie du gezuckt und schmerzerfüllt gestöhnt hast. Natürlich musste ich dich dann wecken" Er schaut zur Seite und wird leicht rot um die Wangen, was man dank der Dunkelheit jedoch nicht sieht. Erwin lächelt sanft und bedankt sich noch einmal.

 

,,Kannst du... ehm", ihm ist die Frage offensichtlich peinlich, aber eine hochgezogene Augenbraue Levis drängt ihn voran, ,,vielleicht noch bleiben, bis ich wieder eingeschlafen bin?", beendet Erwin verlegen seinen Satz. Levis Züge entspannen sofort, da er schon mit etwas schlimmen gerechnet hat. ,,Natürlich", antwortet der Schwarzhaarige nickend und Erwin legt sich wieder bequem hin.

 

,,Danke", murmelt er und zieht sich die Decke bis zum Hals. ,,Keine Ursache. Bin dir ja was schuldig", meint Levi und streicht sanft durch das unerwartet weiche, blonde Haar. Der Besitzer brummt zufrieden und gleitet langsam, aber sicher in einen traumlosen Schlaf.

 

Der Soldat verlässt das Zimmer erst, wenn er sich todsicher ist, dass Erwin ruhig und fest schläft. Doch bevor er durch die Tür geht, dreht er sich noch ein letztes Mal um und lächelt, dann überlässt er die schlafende Schönheit wieder der trostlosen Einsamkeit...



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