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Scars from Past

von

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Prolog

Es ist nun einige Tage her, dass Levi sich entschieden hat, Erwin freiwillig zu folgen. Er kann es sich selbst immer noch nicht erklären, warum er sich dafür entschieden hat, aber der Mann hat etwas an sich. Irgendwie hat der Blonde ihm die Augen zu etwas geöffnet, wovon er vorher nichts wusste. Dieses stolze, zuversichtliche Funkeln in diesen eisblauen Augen, das ihm Hoffnung gab, wird Levi wohl nie vergessen.

 

Nun sitzt er in seiner dunklen Baracke auf seinem harten und unbequemen Bett, die Füße auf dem Boden, und versucht die Ereignisse der gesamten letzten Woche zu verarbeiten. Er hat in kurzer Zeit sein Zuhause vom Untergrund zur Überfläche gewechselt, kämpfte bereits gegen die monströsen Titanen außerhalb der Mauern und hat dabei seine besten Freunde und Familie verloren. Und das nur wegen diesem blonden Mistkerl, dem er nun sein Leben anvertraut hat.

 

Dabei will er doch einfach nur sein altes Leben zurück...

 

Er hat Angst. Angst, vor was auf ihn zu kommt. Angst vor den ganzen fremden Menschen. Angst vor neuen, gefährlichen Herausforderungen. Denn auch wenn Levi sich nach außen hin so gibt, als würde alles an ihm vorbeigehen, sieht und spürt er in Wirklichkeit doch mehr als die meisten.

 

Die Hände vors Gesicht gepresst, lässt er den Kopf zwischen seinen Knien so weit hängen, dass seine Haare im Endeffekt sein gesamtes Gesicht verdecken. Er zittert. Er fühlt sich, als würde er zerbrechen. Ein Knacken seiner Handgelenke bestätigt diesen Gedanken nur. Wenn er seine Augen öffnet, sieht er nur leeres Schwarz, das ihn komplett zu verschlingen droht. Oder hat es das nicht schon längst? Er weiß es nicht mehr. Seine Erinnerungen sind wirr, seine Gedanken ergeben keinen Sinn.

 

Erst eine halbe Stunde später bemerkt er, dass er seine Augen gar nicht aufbekommen hat. Als er sie jedoch endlich öffnet, fließen ihm bittere, aber warme Tränen die Wangen runter. Und so geht es nun jeden Abend. Der Schwarzhaarige ist einfach froh, dass er allein ist und ihn niemand so sehen kann. Sich jetzt noch vor allen zu blamieren, fehlt ihm gerade noch.

 

Aber Eines hat er bereits von Erwin gelernt: Man solle niemals seine Entscheidungen bereuen. Also hebt er den Kopf und blickt nach vorn. Mit entschlossener Miene, die einen Zeugen zu Stein erstarren ließe, hebt er wieder den Kopf und sieht ein warmes, gleißendes Licht vor sich - das Salzwasser längst getrocknet und die Rötungen abgeklungen. Doch er stellt schnell fest, dass es von draußen kommt, da die Tür geöffnet worden ist.

 

Jetzt blickt er genau auf den Bereich der ihm mittlerweile wohlbekannten Silhouette, wo die kristallklaren Augen sein sollen, aufgrund der Lichtverhältnisse aber nur Schatten zu sehen sind. Der Abteilungsleiter tritt ein und Levi kann gleich mehr von ihm erkennen. Abwägend lässt der Blonde seinen Blick über den Kleineren schweifen, ehe er in einer ruhigen, aber bestimmenden Stimme sagt: ,,Levi, komm mit auf mein Büro. Ich möchte dich gern sprechen"

 

Ohne den Neuling auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, dreht er sich um und geht wieder raus. Seine breite Gestalt verdeckt fast die gesamte Lichtzufuhr. Wenn Erwin weiterläuft, dreht er sich nicht ein Mal nach Levi um, als würde er genau wissen, dass dieser ihm nach kurzem Zögern folgt. Nach nur paar schnellen Schritten schließt der Kleinere auf und folgt ihm wie ein Schatten.

 

Das Gelände ist recht leer. Und die Einzigen, die den beiden doch begegnen, grüßen den Abteilungsführer kurz und kümmern sich dann weiter um ihre eigenen Angelegenheiten. Levi beobachtet und analysiert alles ganz genau, jederzeit auf alles gefasst.

 

Die Sonne gleitet gerade am Horizont hinunter, sodass der Himmel von gold und orange zu grau-violett verläuft. Der Schwarzhaarige mag persönlich den Mittagshimmel am meisten, wenn er schön hell und groß über den Köpfen der Menschen wacht. Vielleicht sieht man es ihm nicht an, aber auch der Miesepeter sieht gerne den flauschigen Wolken zu. Aber wenn sie an Erwins Büro ankommen, ist die Sonne schon komplett verschwunden.

 

Der Hüne hält seinem Gast die Tür offen und schließt sie wieder hinter sich, dann setzt er sich hinter seinen Schreibtisch aus massivem Eichenholz und deutet auf einen Stuhl gegenüber von ihm. Aber Levi hat andere Pläne und macht es sich auf dem Sofa in der Mitte des Raumes bequem, wobei er sein rechtes Bein über das linke schlägt und einen Arm auf der Armlehne, den anderen auf der Rückenlehne ablegt. Dann schaut er neutral, aber mit einem minimalen Anzeichen von Genervtheit zu seinem Vorgesetzten rüber, den das nicht zu stören scheint.

 

Der Blonde stellt seine Ellenbögen auf der Tischplatte ab und faltet seine Hände, bevor er fragt: ,,Wie fühlst du dich, Levi?" ,,Wie soll ich mich groß fühlen?", entgegnet der Angesprochene schnippisch. ,,Ich meine doch nur, ob du dich langsam in den Aufklärungstrupp eingewöhnst und wegen deinen Freunden-" ,,Es ist alles gut!", unterbricht Levi ihn energisch, aber kriegt sich sofort wieder ein, ,,Es ist alles in Ordnung. Ich glaube, ich gewöhne mich schnell an den Alltag hier"

 

,,Das freut mich zu hören...", meint Erwin mit sanfter, gedämpfter Stimme, ,,wäre es nicht gelogen" Er sieht Levi ernst an, aber selbst sein perfekt trainiertes Pokerface kann seine Sorge nicht vollständig verdecken. Levi schaut ihn mit hochgezogener Augenbraue an: ,,Was meinen Sie?" ,,Ich weiß, dass du abends häufig weinst" ,,Das ist nicht wahr! Als würde ich einfach losheulen. Tch", sagt Levi selbstbewusst und dreht sich genervt weg, ,,stalken Sie mich etwa?" ,,Deine Zimmergenossen haben mich informiert" ,,Das kann nicht sein, ich bin immer alleine", Levis Augen weiten sich bei dem Gedanken beim Heulen erwischt worden zu sein. Erwin guckt kurz auf seinen Tisch und lässt seinen Blick langsam wieder zu Levi schweifen, während er sagt: ,,Anscheinend bist du doch nicht immer so alleine wie du denkst. Dir geht's wohl so schlecht, dass deine Aufmerksamkeit völlig nachlässt"

 

Levi guckt entgeistert vor sich, aber beißt dann die Zähne zusammen. ,,Ich heule nicht", presst er hervor. ,,Levi", Erwin seufzt, ,,es ist wirklich nicht schlimm, ich kann das voll verstehen" ,,Was wissen Sie schon?", der Kleinere hat längst aufgegeben die Ruhe zu bewahren, würde bei Erwin sowieso egal sein. Vor ihm kann er seine Emotionen rauslassen, ohne dass Erwin sich ein falsches Bild von ihm macht, da ist er sich ganz sicher.

 

,,Auf mich wirken Sie wie ein Eisblock", meint er und schmollt leicht. Daraufhin lächelt Erwin ihn nur mitfühlend an. Levi schaut zu ihm rüber und hebt wieder eine Augenbraue: ,,Was? Finden Sie das jetzt etwa auch noch lustig?" ,,Nein. Du weißt nur nicht, wie viele mir schon das gleiche gesagt haben. Wahrscheinlich glaubst du mir dann auch nicht, wenn ich dir sage, dass ich dich von allen hier wohl am besten verstehen kann", sein Lächeln verschwindet langsam, ,,aber Hanji, Mike, ich und der Kommandant sind am längsten dabei und haben auch am meisten gesehen. Wahrscheinlich merkt man es uns einfach nur nicht an, weil wir die Hoffnung niemals aufgeben und immer weiter machen. Doch wir haben es auch nicht leicht, auch ich bin ein Mensch, genau wie du, weißt du? Mir ist wichtig, dass du dir das vor Augen führst" Er beendet seine Ansprache mit einem offensichtlich aufgezwungenem Lächeln.

 

,,Und was soll ich jetzt damit?", fragt Levi jetzt etwas gelassener. ,,Ich will damit nur sagen, dass wenn irgendwas ist, du jederzeit zu mir kommen kannst. Ich verstehe dich wahrscheinlich besser, als du glaubst. Und ich will nur das Beste für meine Leute", antwortet Erwin und überlegt kurz, ,,Wie wäre es mit einem eigenen Zimmer für dich? Du brauchst offensichtlich noch etwas Zeit für dich, die du in den Schlafräumen nicht bekommst, und hier eine Etage drunter ist ein Zimmer frei geworden. Was hältst du von der Idee?" Levi ist sichtlich überrascht. Mit zusammengezogenen Brauen fragt er: ,,Und ich kriege jetzt eine Sonderbehandlung?" ,,Du bist ja auch was besonderes, Levi", erwidert Erwin nüchtern. Keinem von beiden ist die wahre Bedeutung dieser Worte bewusst, doch sie lassen die Aussage beide einfach stehen.

 

Das macht Levi zwar nicht weniger stutzig, aber mit einem Seufzer nimmt er das Angebot an. Er kann etwas Raum für sich allein wirklich gut gebrauchen. Er kann das leere Bett neben sich sowieso nicht mehr ertragen. Das Bett, in welchem sein bester Freund Furlan geschlafen hat. Er muss sich nun immer wegdrehen, um überhaupt einschlafen zu können, denn der Anblick ist für ihn unerträglich.

 

,,Dann hol schnell deine Sachen und ich führe dich zum Zimmer", sagt Erwin und stützt sich am Tisch ab, während er aufsteht. ,,Du weißt genau, ich besitze nichts außer die Kleidung am Leib", erinnert Levi und fügt noch hinzu, ,,wobei nicht mal die vollständig mir gehört" Erwin nickt zur Kenntnisnahme und läuft um den großen Tisch, an Levi vorbei und auf die Tür zu. Er umgreift den Türknopf und dreht sich noch nach Levi um, der bislang keine Anstalten gemacht hat aufzustehen.

 

,,Jetzt komm schon. Ich bringe dich sofort hin. Es hat sogar ein eigenes Bad" Das lässt Levis Augen sich vor Neugier weiten und der Schwarzhaarige hievt sich langsam hoch und läuft seinem Vorgesetzten nach.

 

Bei den schlechten Lichtverhältnissen - denn es ist bereits dunkel geworden - kann man wirklich meinen, dass Levi Erwins Schatten ist, so, wie er ihm sogar im Gleichschritt auf Schritt und Tritt folgt. Nur sind Levis Schritte einen Tacken länger, damit er mit des Riesen langen Beinen mithalten kann. Der Ausflug ist kurz und verläuft stumm, bis sie vor einer Tür zum Stehen bleiben.

 

Erwin holt einen Schlüssel aus der linken Jackentasche und schließt damit die Tür auf, dann überreicht er ihn Levi mit einem Lächeln, das in der Dunkelheit sowieso nicht zu erkennen ist, und den Worten: ,,Viel Spaß" Der Kleinere nimmt den stabilen Messingschlüssel in die zarte Hand und betritt den Raum, nachdem er dem Anderen einen mürrischen Blick zu wirft.

 

Im Dunkeln ist kaum etwas zu erkennen, aber Levi macht auch keine Anstalten eine Kerze oder Öllampe anzuzünden. Er sieht sich kurz um und erkennt ein perfekt gemachtes Bett rechts von sich in der Ecke. Als ob er das extra hat machen lassen wundert er sich, als er seinen Blick über die spärliche Einrichtung schweifen lässt. In der Mitte des schätzungsweise zwanzig Quadratmeter großen Raums ist ein großes Fenster und links stehen zwei leere Regale entlang der Wand. Die werden wohl auch weiterhin leer bleiben denkt sich Levi.

 

Zwischen den beiden Regalen ist eine kleine Tür, die er sofort öffnen muss. Das Zimmer dahinter entpuppt sich als ein kleines Bad mit Waschbecken, Klo und einer Badewanne samt Dusche und Seife. Levis sonst graue, matte Augen glitzern und strahlen in der Dunkelheit, als würde er ehrfürchtig eine Gottheit anstarren.

 

Erwin, der ihm in sein neues Quartier gefolgt ist, sieht ihm interessiert zu, als er schnell eine Kerze im Bad anzündet und dampfendes Wasser in die Wanne einlässt. Dann kommt Levi mit einem todernsten Gesichtsausdruck auf den Größeren zu, schiebt ihn zurück in den Flur, wobei er das Fragezeichen in des Blonden Gesichts gar nicht beachtet, und knallt die Tür hinter ihm zu.

 

,,Wenn du irgendwas brauchst, sag ruhig Bescheid", lässt Erwin ihn von draußen noch wissen und macht dabei eine empörte Armbewegung, was sich auch in seiner Stimme abzeichnet. ,,Dann bring mir Handtücher und eine Sitzgelegenheit", grummelt der Kleine als wäre es das selbstverständlichste der Welt und verschwindet endgültig im Bad.

 

Das warme Wasser wirkt Wunder auf Levis leicht kalter Haut und lässt ihn sich so wohl fühlen wie noch nie. Er spürt wie die Kraft langsam wieder in seine Knochen zurückkehrt und lehnt sich entspannt zurück. Kaum hat er die Augen zu, döst er für die nächste Stunde traumlos. Auch Erwins kurzes Erscheinen wegen der Handtücher erreicht ihn nicht mehr.

 

Doch dann trifft ihn die Realität wieder wie ein Schlag und er greift sich mit beiden Händen in die nassen, abgekühlten Haare. In was habe ich mich hier nur reingeritten!? Passend dazu bemerkt sein Körper, wie kalt das Wasser mittlerweile doch ist...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Updates werden sehr selten kommen, weil ich mich eigentlich auf andere Geschichten konzentriere und hieran nur weiter arbeiten werde, wenn die Ideenwelle mich fast umhaut. Komplett anzeigen

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