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Das ungeplante Blind-Date

oder auch: wenn Peter Parker Matchmaker spielt
von

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Teil 1

Mit sich selbst und dem Rest der Welt zufrieden lehnte Stephen Strange sich zurück und machte es sich in einem der Ledersessel in der großen Bibliothek des Sanctum Sanctorums gemütlich.

 

Für das Erste hatte die Erde wohl Ruhe, was Attacken von  Aliens anbelangte. Es hatte den ehemaligen Chirurgen enorme Willenskraft und Energie gekostet mit Hilfe des Zeitsteines Zukunft um Zukunft zu besuchen, um die eine zu finden, in der sie die Schlacht gegen den Titanen gewannen. Über vierzehn Millionen Mal sah Stephen sich gezwungen die Zeitschleife seines Infinity Steines zurück auf den Nullpunkt zu setzen, doch letzten Endes hatte sich seine Mühe gelohnt und sein Plan war aufgegangen. Hier und jetzt, in dieser Realität, war Thanos nie in den Besitz aller sechs Steine gelangt und würde es auch nie wieder können.

 

Unbewusst fasste Stephen sich an die Stelle, an der das Auge von Agamotto monatelang um seinen Hals gehangen hatte. Die Steine waren durch seine Hilfe ein für alle Mal und unwiderruflich zerstört worden. Im Grunde genommen wusste der ehemalige Arzt, dass dies das einzig Richtige gewesen war und doch ertappte er sich immer wieder dabei, wie er an ihren Kampf zurückdachte.

 

Das Buch, das er sich von Wong geliehen hatte, lag immer noch unaufgeschlagen auf seinem Schoss, als er gerade diesen wieder die Stufen in die Bibliothek hinaufsteigen hörte. „Stephen?“, fragte der andere Zauberer in dem ihm üblichen ruhigen Ton. Der Angesprochene sah von seinem Buch auf. „Ja?“ 

 

„Du hast Besuch“, kündigte der Andere an und lächelte, während er einen Schritt zur Seite trat, um den Blick auf einen jungen, schlaksigen Mann mit zerzausten braunen Haaren und einem offenen freundlichen Gesichtsausdruck freizugeben.

 

„Uh… uh… hi, Mister Doktor Strange.“ Zaghaft winkte Peter Parker ihm von seinem Platz auf der Treppe aus zu, während Wong sich wieder zum Gehen wandte, um die beiden alleine zu lassen.

 

Strange begutachtete den Braunhaarigen einen Moment. Zur Abwechslung war Peter einmal nicht in seiner Spiderman-Uniform bei ihm aufgekreuzt. Stattdessen trug er normale Kleidung. Eine blaue Jeans, ein Shirt mit der Aufschrift „I ♥ π“ und einen beigen Rucksack, der lässig über dessen rechte Schulter geschwungen war. War er etwa direkt von der Schule hierhergekommen?

 

„Peter? Was verschafft mir die Ehre?“, begrüßte er den Jungen klappte sein Buch zu und legte es zur Seite, bevor er von seinem Sessel aufstand.

 

Nun hatte wohl auch Stephens Umhang Wind von dem unangekündigten Besuch bekommen und schwebte schnurstracks aus dem Nebenzimmer an, um den Neuankömmling zu begrüßen. Stephen rollte mit den Augen, als der Umhang vor Peter in der Schwebe zum Stillstand kam, um ihm mit seinem Saum zuzuwinken. Das Ding wurde wirklich immer anhänglicher.

 

„Oh, hi!“, grüßte der Junge mit einem breiten Lächeln zurück und winkte nun seinerseits dem Cape zu. Stephen zwang sich bei diesem Anblick dazu, seinerseits nicht zu lächeln. Irgendwie war ihm der Junge mittlerweile ans Herz gewachsen. Er war ein netter, aufrichtiger und äußerst zuvorkommender Mensch für seine Altersgruppe. Interessiert, mit einer schnellen Auffassungsgabe und einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Er konnte verstehen, weshalb Stark so sehr an ihm hing.

 

In ihrer wirklichen Realität kannte Stephen in zwar kaum mehr als ein paar Wochen, aber in der Zeitschleife, welche er beim Kampf gegen Thanos gewebt hatte, hatte er genügend Zeit gehabt den Jungen kennen und mögen zu lernen. Auch wenn er Stark damals gegenüber versichert hatte, dass er nicht zögern würde ihn und den Jungen zum Wohle des Zeitsteines zu opfern, hatte er doch fieberhaft nach einer Möglichkeit gesucht, in welcher am Ende beide überlebten.

 

Wieder und wieder hatte der Doktor dabei zusehen müssen, wie der Junge und Stark in verschiedenen Szenarien starben. Mal warf sich Stark vor den Jungen, um ihn zu schützen, mal andersrum. Mal tötete Thanos beide mit eigener Hand, dann zerfielen sie beide für immer zu Staub… Lediglich in der letzten Zukunftsvision, welche der Stein ihm offenbart hatte, war es ihnen möglich gewesen gegen den Titanen zu gewinnen, ohne dauerhaft große Verluste hinnehmen zu müssen.

 

Auch wenn Strange durch die Opferung des Zeitsteines dafür gesorgt hatte, dass er Tony Stark den Weg für die Rettung ihres Universums ebnete, so hatte er dennoch vor allem dem Teenager gegenüber ein schlechtes Gewissen. Er hätte ihm den kurzzeitigen Tod gerne erspart, doch auch dieses Detail war am Ende ausschlaggebend für ihren Sieg gewesen, ausschlaggebend dafür, dass Stark motiviert genug war, dem Titan die Stirn zu bieten.  

 

„Peter?“, lenkte er die Aufmerksamkeit des Brünetten wieder auf sich, nachdem dieser, immer noch voller Faszination, auf den Umhang schaute.

 

„Oh, Verzeihung!“, entschuldigte dieser sich sofort und zuckte leicht zusammen, bevor er sich wieder an Stephen wandte. „Ich wollte Sie um einen Gefallen bitten.“

 

„Um einen Gefallen?“

 

„Naja… So könnte man es zumindest bezeichnen“, druckste der Teenager rum und strich sich dabei durch die Haare. Eine Geste die der Junge immer machte, wenn er nervös war, wie Strange mittlerweile wusste.  „Aber nur, wenn es nicht zu viel verlangt wäre und sie Zeit hätten“, setzte er ein wenig nuschelnd hinzu und sah ein wenig beschämt zur Seite.

 

„Von was für einem Gefallen sprechen wir hier?“

 

 „Also ich… ich kenne da jemanden.“

 

Strange hob bei dem Gesagten fragend die Brauen. „Du kennst jemanden…?“, rephrasierte er und machte dabei eine auffordernde Handbewegung, die dem Jüngeren bedeuten sollte weiter zu reden. Musste man dem Jungen alles aus der Nase ziehen?

 

„Ja, genau… Ich kenne jemanden, der mir sehr wichtig ist.“

 

Bei den Worten wurde der Doktor hellhörig. Für einen kurzen Moment hegte er die vage Befürchtung, dass das eine Art Aufklärungsgespräch werden könnte. Bitte alles, nur das nicht, dachte er verzweifelt.

 

„Jemanden aus meiner… Familie, sozusagen.“

 

Erleichtert atmete der Zauberer aus. Wohl doch kein Aufklärungsgespräch. Dann begannen die Räder in seinem Hirn allerdings doch zu rattern. Jemand aus Peters Familie? Er sprach es zwar nicht aus, aber die einzige Familie, die dem Teenager noch geblieben war, bestand einzig und alleine aus dessen Tante May. Stephen runzelte leicht mit der Stirn. War seine Tante etwa krank?

 

Der Umhang tätschelte mit dem Kragen zaghaft Peters Schulter und drängte ihn mit leichtem Druck in dem Sitz Platz zu nehmen, in welchem Stephen noch vor ein paar Minuten gesessen hatte. „Oh, danke. Das ist wirklich sehr nett.“, dankte Peter dem Umhang, welcher ihm daraufhin ein weiteres Mal die Schulter tätschelte und seine Kragenspitzen dann auffordernd in Stephens Richtung drehte.

 

Stephen seufzte innerlich. Jetzt wurde er sogar schon von einem Umhang getadelt. „Und wie kann ich dir da behilflich sein?“, bemühte er sich daher einfühlend zu klingen, nicht jedoch ohne dem roten Stoff einen warnenden Blick zuzuwerfen.

 

„Naja… wie soll ich es sagen… Ich glaube diese Person fühlt sich ein wenig einsam, möchte das aber nicht unbedingt zugeben, verstehen Sie? Die Person hat vor kurzem einen sehr wichtigen Menschen verloren und…  igelt sich seitdem irgendwie ein…?“

 

Stephen nickte und fühlte sich in seiner Vermutung bestätigt, dass Peter über seine Tante redete. Er wusste, dass sie sich aufopferungsvoll um ihren Neffen kümmerte, seit dieser beide Elternteile und sie ihre Schwester verloren hatte. So ein Verlust konnte für eine Person sehr prägend sein, wie Stephen am eigenen Leib hatte erfahren müssen. Für ihn lag es ebenso nahe, dass sie all ihre Energie in die Fürsorge für den Jungen steckte und ihre eigenen Bedürfnisse dabei hintenanstellte. Wahrscheinlich hatte Peter dies erst jetzt bemerkt und wollte daher seinen Rat hören. Umsichtig wie der Junge nun einmal war, hatte er zu Stark mit dieser Sorge vermutlich nicht gehen wollen. Stephen hatte vor einigen Tagen aus den Zeitungen von dessen Trennung mit Pepper Potts erfahren.

 

„Und du willst dieser Person helfen, wieder aus diesem Loch herauszukommen?“

 

„Genau! Nur habe ich schon irgendwie alles Mögliche versucht…, aber nichts hat bisher geholfen.“

 

Stephen nickte und ließ ihn weiterreden.

 

„Ein Freund von mir meinte, dass es vielleicht gut wäre die Person wieder unter die Menschen zu bringen…“

 

„Das würde sich zumindest positiv auf die soziale Komponente auswirken“, lenkte Stephen ein. „Bei Patienten mit einer depressiven Neigung kann das durchaus helfen. Man hat in Studien sogar nachweisen können, dass ein stabiles soziales Umfeld sogar stessreduzierend auf die Psyche wirken kann.“

 

„Also finden Sie das auch?“

 

„Ich bin kein Psychologe, aber ein paar soziale, private Kontakte haben noch nie jemandem geschadet, Peter. Vielleicht kannst du die Person ja fürs Erste dazu überreden, sich mit ein paar alten Freunden zu treffen? Ein kleiner Tapetenwechsel, sozusagen.“

 

Peter blinzelte ihn kurz an und versuchte das Gesagte nachzuvollziehen. Dann, mit einem Mal, breitete sich ein Lächeln auf dem Gesicht des Teenagers aus. „Das ist eine gute Idee, Mister Strange!“

 

Stephen runzelte entgegen dessen leicht die Stirn. War Peter nicht bewusst, dass das seine eigene Idee gewesen war? „Na dann wäre das ja geklärt.“ Mit Mühe verkniff sich der Zauberer eine spitze Bemerkung, die er jedem anderen ohne zu zögern an den Kopf geworfen hätte, doch Peter schenkte ihm gerade ein so aufrichtiges und dankbares Lächeln, dass er es nicht über sich bringen konnte ihn zu verletzen.  

 

„… nicht so ganz.“

 

Fragend hob Stephen daraufhin eine Augenbraue. „Nicht so ganz?“

 

„Na ja… die Person hat momentan nicht unbedingt so viele Freunde… und da dachte ich, dass Sie…“, begann Peter wieder herumzudrucksen und wandte nun ganz offensichtlich peinlich berührt den Blick zur Seite. Der Junge schloss kurz die Augen, überlegte wohl, wie er die nächsten Worte am besten wählen sollte. Nach ein paar Sekunden sah er wieder zu Strange und hob in einer beschwichtigenden Position die Hände. „Also verstehen Sie mich nicht falsch. Ich weiß, dass Sie viel zu tun haben, aber vielleicht könnten Sie…?“

 

„Vielleicht könnte ich…?“, wiederholte Stephen, nachdem der Junge den Satz wohl so im Raum hatte stehen lassen wollen und drängte ihn mit einer ungeduldigen Bewegung seiner Hand weiter zu reden.

 

„Dass Sie vielleicht… Dass Sie sich mit diesem Jemand treffen könnten?“ Peter rutschte bei den Worten in seinem Sitz nach vorne und sah Strange voller Hoffnung an. „Morgen, um genau zu sein? Bitte?“

 

Verdutzt und zugegebenermaßen leicht überrumpelt blinzelte der Doktor daraufhin. Damit hatte er nicht gerechnet. „Oh.“

 

„Oh?“, wiederholte Peter, sein Blick nun nicht mehr ganz so hoffnungsvoll.

 

„Du willst, dass ich mich morgen Abend mit dieser Person treffe?“

 

Der Junge nickte eifrig.

 

„Auf keinen Fall“, antwortete Strange prompt und schnappte sich wieder das Buch von dem kleinen Beistelltisch, mit dem Ziel das Gespräch hier und jetzt zu beenden.

 

„Och kommen Sie, Doc! Bitte!“, blitzschnell war Peter aus seinem Sessel verschwunden und versperrte dem älteren Mann den Weg. „Bitte! Nur ein Abend? Bitte, bitte?“ Flehend legte Peter die Hände aneinander und hielt sie mit den Daumen an sein Gesicht, sah Strange aus seine großen, traurigen Augen heraus an. „Mir fällt sonst wirklich keine andere Person ein, die dafür besser geeignet wäre!“

 

„Und wieso wäre gerade ich dafür geeignet?“

 

„Weil Sie auch einsam sind?“

 

Stephen schnaubte verächtlich. „Ich bin nicht einsam!“

 

Der Umhang schwebte nun langsam zu dem Paar hinüber und hob beschwichtigend beide Saumzipfel in Richtung Stephen, um ihn zu beruhigen. Dann streckte es einen der Zipfel aus, um Stephen über die Wange zu streicheln, doch der Zauberer wehrte das Stück Stoff mit einer wedelnden Handbewegung ab. „Lass‘ das!“

 

Beleidigt und verletzt, ob Stephens Reaktion, wich der Umhang zurück und rümpfte eingeschnappt den Kragen, bevor er zu Peter schwebte und sich – zu Stephens Unmut - um dessen Schultern legte. Stephen stöhnte daraufhin genervt. „Oh, großartig! Jetzt hältst du also zu ihm?“, meinte der Zauberer etwas barsch und starrte auf das rote Stück Stoff, welches sich unter seinem strengen Blick nur noch fester um die Schultern des Jüngeren schmiegte.

 

„Sind Sie sicher…? Außer Ihnen und Ihren Umhang habe ich hier nie irgendjemanden gesehen…“

 

„Ich habe Wong.“

 

„Abgesehen von Mister Wong?“

 

„Deine Sorge um meine Person in allen Ehren, aber ich brauche keine Gesellschaft.“

 

„Wissen Sie, genau dasselbe hat die Person auch gesagt…“, nuschelte Peter kaum hörbar und lies resigniert die Schultern sinken. Er wirkte sichtlich enttäuscht. Stephen wollte schon weiter gehen, doch fühlte er sich nun irgendwie verantwortlich dafür, dass der Junge nun so geknickt wirkte. Er seufzte angesichts der traurigen Erscheinung, die der sonst so lebensfrohe Junge nun abgab. Stephen fuhr sich mit den Fingern seiner rechten Hand über den Nasenrücken und versuchte sich zu beruhigen. In seiner Not war Peter extra zu ihm gekommen, um ihn um Hilfe zu bitten, doch nun hatte dieser das Gefühl, alles nur noch Schlimmer gemacht zu haben.

 

„Na schön.“, lenkte Stephen nach einer Weile ein. „Ich helfe dir.“

 

„Wirklich? Sie würden sich sogar mit der Person treffen wollen?“

 

Es nutzte nichts. Aus dieser Nummer kam er jetzt nicht mehr raus. Immerhin war es ja nur ein Abend, von dem sie hier sprachen. Wenn Peters Tante auch nur ansatzweise so wie ihr Neffe war, würde das vielleicht nicht einmal in einer Komplett-Katastrophe enden. „Ja.“

 

„Oh super!“, jubelte Peter triumphierend und lief ohne Vorwarnung auf den anderen Mann zu, um ihn zu umarmen. „Danke! Danke, danke, Doc! Das werden Sie nicht bereuen, versprochen!“

 

Stephen wurde von der stürmischen Umarmung regelrecht überrumpelt und hatte Mühe nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Er seufzte, erwiderte die Umarmung jedoch etwas zögerlich. Wie hielt Stark das sonst nur aus?

 

Als der Junge sich wieder von ihm löste, nutzte der Umhang die Gelegenheit um von dessen Schultern, wieder auf die von Stephen zu gleiten. Dieser war dem Artefakt einen äußerst skeptischen Blick über die Schulter zu. Anscheinend schien der Umhang dieses Mal mit seiner Reaktion zufrieden zu sein. Störrisches Ding.

 

Peter war seinerseits immer noch mit seiner Dankesrede beschäftigt. „Oh, ich bin sicher, dass Sie das Date nicht bereuen werden, Mister Doktor Strange! Ich kümmere mich auch um alles und schreibe Ihnen dann, wann und wo Sie morgen hinkommen sollen“, versicherte der Junge ihm mit einem breiten Lächeln, zu dem keiner hätte Nein sagen können und eilte bereits in Richtung Treppe. „Ich weiß, dass Sie ihn mögen werden, Doc!“

 

Stephen sah ihm einen Augenblick lang nach, bis die Bedeutung von Peters letztem Satz in sein Bewusstsein durchgesickert war. Er stutze. Hatte der Junge etwa gerade ihn gesagt?

 

 

............................

 

 

Am nächsten Abend hatte Stephen seine Zaubererrobe gegen zivile Kleidung getauscht, wobei er dennoch nicht ohne seinen Umhang außer Haus hatte gehen wollen. Dieser schmiegte sich nun, getarnt als eine  rote Übergangsjacke, eng an seinen Oberkörper. Er spürte wohl sein momentanes Unbehagen. Stephen seufzte angesichts des Schlamassels, in welchen Peter Parker ihn da nur hineingeritten hatte und verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken zu Wong, bevor er durch eines seiner Portale trat und direkt in den Flur vor dem Gastraum des Lokals wieder auftauchte.

 

Peter war zwar so freundlich gewesen, ihm noch am gleichen Abend Adresse und Uhrzeit mitzuteilen, doch recht viel schlauer war Stephen seitdem nicht geworden. Er wusste nicht einmal, mit wem er sich überhaupt treffen würde.

 

Natürlich war ihm tief in seinem Unterbewusstsein klar, dass Peter nicht ganz unrecht mit seiner Vermutung hatte: Auf eine gewisse Art ufühlte Stephen sich einsam. Diese Tatsache hätte er zwar nie Leben zugegeben, doch etwas Wahres fand sich daran schon. Zu seinen Glanzzeiten, als einer der besten Neurochirurgen des ganzen Bundesstaates, war er immerzu von Leuten umgeben gewesen, die ihn verehrten und bewunderten, gerne so sein wollten wie er selbst. Vor seinem Autounfall, dem Wendepunkt in seinem Leben, war er sozial stark eingebunden gewesen, Spendengalen hier, Kongresse dort… Und jetzt, als Meister des Sanctum Sanctorum, waren diese Zeiten endgültig vorbei. Die einzige Gesellschaft die er hatte, waren Wong und sein geliebter Umhang, gelegentlich auch hin und wieder Peter Parker, der dann und wann im wahrsten Sinne des Wortes vorbeischwang.

 

Stephen schüttelte diesen Gedanken ab und gab sich schließlich einen Ruck. Er zog den Slingring von seinen Fingern und verstaute ihn in einer der Jackentaschen. Dann trat er in den überschaubaren und eher rustikal eingerichteten Gastraum und nahm sich kurz Zeit, sich in dem Raum umzusehen. Die Anzahl der Gäste war für einen Samstagabend durchaus überschaubar. Viele freie Tische gab es kaum mehr, lediglich am Fenster war noch kleiner Tisch für zwei Personen frei. Stephen zögerte sich nicht und ging mit ruhigen Schritten auf gerade diesen zu.

 

„Strange?“

 

Beim Klang seines Namens hielt der Zauberer in seiner Bewegung inne. Er stutze. Die Stimme kam ihm merkwürdig bekannt vor. Er drehte seinen Kopf etwas nach links, ließ seinen Blick kurz über die Gäste an den Tischen schweifen. Er staunte nicht schlecht, als seine Augen schließlich fanden, wonach er gesucht hatte. „Stark?“

 

Der Ingenieur saß nur eine Reihe weiter, an einem kleinen Tisch gedeckt für zwei Personen. Der Mimik des Anderen nach zu urteilen, schien dieser ebenso überrascht zu sein ihn hier zu sehen, wie er selbst. Stephen musterte ihn kurz. Stark trug die gleiche Kleidung, inklusive Sonnenbrille, wie damals im Central Park. Stephen hegte die vage Vermutung, dass die Sportjacke und -Hose eine nicht ganz so unwichtige Rolle in Verbindung mit dessen Kampfanzug spielten. Eine Vorsichtsmaßnahme, die der Doktor nur zu gut nachvollziehen konnte. 

 

Stark nahm die Brille ab, als Stephen sich seinem Tisch näherte. „Hat Hogwarts heute geschlossen, oder wo haben Sie ihre Zauberuniform gelassen?“

 

Stephen schüttelte leicht den Kopf, ob dieser Bemerkung. Typisch Stark, dachte er. Immer einen Spruch auf den Lippen. „Die Gelder für eine Wechselgarnitur sind zu knapp. Heute ist ausnahmsweise einmal Waschtag.“, entgegnete er trocken, woraufhin er ein breites Grinsen von dem Kleineren erntete.

 

„Ich dachte in Hogwarts wären keine elektrischen Geräte erlaubt?“

 

„Wir haben Hauselfen.“

 

„Wirklich?“ Anhand von Tonys Mimik konnte er erkennen, dass dieser sich ernsthaft fragte, ob es im Sanctum Sanctorum in der Tat so etwas wie Hauselfen gab.

 

„Nein. Natürlich nicht.“

 

„Oh… Zu schade… Ich hätte wirklich einen gebrauchen können.“, entgegnete der Brünette daraufhin und klang für einen kurzen Moment tatsächlich ein wenig enttäuscht. „Also? Was hat Sie heute aus den heiligen Wänden ihres Zaubertempels gelockt? Ich dachte sie dürfen den Tempel nur im äußersten Notfall verlassen?“

 

„Wong ist vollkommen dazu im Stande das Sanctum Sanctorum in meiner Abwesenheit zu beschützen“, antwortete Stephen gelassen. Wenn er Wong diese Aufgabe nicht zugetraut hätte, dann hätte er das Sanctum auch nicht für eine Sekunde verlassen. Doch er wusste, um das Wissen und Können des anderen Zauberers und setzte sein volles Vertrauen in seinen Freund.  Abgesehen davon glaubte er nicht, dass sie so schnell wieder einen Angriff durch Aliens zu befürchten hätten. Immerhin waren die Infinity Steine zerstört und das Gleichgewicht zwischen den Welten in ihrem Universum wiederhergestellt worden. „Und außerdem verlasse auch ich hin und wieder einmal meine vier Wände, um Essen zu gehen.“

 

Stark hob fragend eine Augenbraue. „Ganz alleine?“, hakte dieser nach und beugte sich zur Seite, um an dem größeren Mann vorbei sehen zu können.

 

„Ich warte noch auf jemanden. Genauso wie Sie, vermute ich?“, konterte Stephen und deutete mit einer Bewegung seines Kopfes auf die zwei gedeckten Plätze an Starks Tisch.

 

 „Oh… Ja … ich warte auch auf jemanden. Eigentlich.“

 

„Eigentlich?“

 

Stark zuckte mit den Schultern. „Ja… Ich habe mich da in etwas reinreden lassen… Ein Blind Date, wissen Sie? Man kann sich bei sowas ja nie sicher sein, ob der jeweilige Partner auch kommt.“

 

Stephen hob bei dem Gesagten kaum merklich die Brauen. Die Tatsache, dass Stark sich hier mit einem Date traf, hätte ihn nicht überraschen sollen. Immerhin hatten die Boulevardzeitungen tagelang von nichts anderem, als der Trennung von Tony Stark und Pepper Potts berichtet. Da Stephen generell mit emotionaleren Situationen, in denen sein Einfühlungsvermögen gefragt war, überfordert war, beschloss er lieber gar nicht erst in ein Fettnäpfchen zu treten. Stattdessen witterte er jetzt die Gelegenheit, das Gespräch zu beenden.

 

„Dann will ich nicht weiter stören…“, sagte er und hob bereits die Hand zum Abschied, als sein Gehirn urplötzlich eins und eins zusammenzählte. Er hielt abrupt in seiner Bewegung inne. Hatte Tony gerade gesagt, dass er auf ein Blind Date wartete, in das ihn jemand hineingeredet hatte? Er ahnte Schlimmes.

 

„Doc? Ist alles in Ordnung?“

 

Vielleicht, so hoffte Stephen zumindest, war das alles nur ein großes Missverständnis? Ein merkwürdiger Zufall? Aber wie Stephen sein Glück kannte, war ihm das mit Sicherheit nicht gegönnt. Er rief sich noch einmal das in Erinnerung, was Peter zu ihm gesagt hatte. Ich weiß, dass Sie ihn mögen werden, Doc! Wenn Peter ihn nicht mit seiner Tante verkuppeln wollte, aber behauptete die Person, um die er sich Sorgen machte, gehöre zu seiner Familie, dann blieben nicht mehr viele Optionen übrig. Oh, Gnade dem Jungen, wenn ich ihn das nächste Mal in die Finger bekomme, verfluchte Stephen den Knirps innerlich und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Milliardär zu, der ihn mittlerweile besorgt musterte.

 

 „Stimmt etwas nicht? Bitte sagen Sie mir nicht, dass Ihre Blitznarbe gerade die nächste Alien-Invasion wittert. Davon habe ich für die nächste Zeit wirklich genug.“

 

Stephen ignorierte die nicht gerade originelle Anspielung auf Harry Potter und kam stattdessen sofort auf den Punkt. „Sagen Sie… Ihr Junge, Peter Parker…“

 

„Was ist mit ihm?“

 

„Hat er auch nur im geringsten irgendetwas mit diesem Blind Date zu tun, von dem Sie gerade sprachen?“

 

Tony blinzelte perplex und legte den Kopf schief. „Eh… Ja? Er und Rhodey haben mich…“ Tony stutzte plötzlich und musterte den Zauberer fragend. „Moment… Woher wissen Sie das? Haben Sie seit Neuestem gelernt die Gedanken von anderen Leuten zu lesen? Weil… das mag vielleicht der letzte Schrei sein, was Vampirfilme angeht, aber im echten Leben wäre das ziemlich creepy.“

 

Stephen seufzte und verfluchte den Jungen in Gedanken. Ohne auf Starks wahnwitzige Befürchtung zu reagieren, schälte er sich langsam aus der Jacke, in die sich sein Umhang geformt hatte, warf diese in einer flüssigen Bewegung über die Rückenlehne des freien Stuhls und setzte sich dann dem Ingenieur gegenüber, bevor er ihm seine Hand reichte.

 

„Hallo, mein Name ist Doktor Stephen Strange und es sieht ganz so aus, als sei ich Ihr Date für den Rest des heutigen Abends.“   

Teil 2

„Entschuldigen Sie bitte, aber können Sie das noch einmal wiederholen?“, sagte Tony Stark verdattert, nachdem er den Zauberer vor sich für ein paar Sekunden mit einem fragenden Blick bedacht hatte. „Ich glaube nämlich, dass ich mich verhört habe.“

 

Stephen konnte die Reaktion des anderen Mannes vollkommen nachvollziehen. Er konnte seinen eigenen Worten auch kaum glauben, doch eine anderer Erklärung gab es nicht. Peter Parker hatte ihn auf ein Blind-Date mit dessen Ziehvater geschickt – und Stephen hatte es absolut nicht kommen sehen. Jetzt war ihm auch klar, wieso Peter immer vehement von einer Person gesprochen und diese nie beim Namen genannt hatte...

 

„Nein, Sie haben ganz richtig gehört“, versicherte er dem Erfinder und holte tief Luft, um seine vorigen Worte noch einmal zu wiederholen. „Ich bin Ihre Verabredung für den heutigen Abend.“

 

Während Stephen sprach schenkte Tony ihm einen Blick, der einem Reh glich, welches gerade ins Scheinwerferlicht eines herankommenden Fahrzeuges starrte. Tonys große, braune Augen machten es ihm leicht, dessen Gedankengänge nachvollziehen zu können. Stephen konnte genau den Moment ausmachen, an dem auch der Ingenieur eins und eins zusammenzählte und realisierte, was Parker angestellt hatte. Dann, urplötzlich und für den Zauberer vollkommen unerwartet, brach Tony in schallendes Gelächter aus.

 

Ein paar der anderen Gäste fühlten sich durch das Lachen gestört und drehten sich flüchtig zu ihnen um, um die Ursache des Geräusches auszumachen. Genervt biss Stephen sich auf die Lippen. Im Gegensatz zum Milliardär fand er die Situation ganz und gar nicht witzig, zwang sich jedoch dazu ruhig zu bleiben.

 

Tony fing sich relativ schnell wieder und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. „Entschuldigen Sie“, begann er, immer noch mit einem Grinsen kämpfend. „Aber ich kann einfach nicht glauben, dass Peter mich ausgerechnet mit Ihnen verkuppeln wollte.“

 

Stephen kräuselte bei diesen Worten säuerlich die Lippen. Zugegeben, er hatte auch nicht damit gerechnet, dass der Knirps ihn mit Stark hatte verkuppeln wollen, aber die abschätzige Reaktion des Erfinders war kränkend. „Ich weiß, dass ich mit Sicherheit nicht die Person war, mit der Sie gerechnet haben, aber…“, setzte er an, besann sich dann aber eines Besseren. Alles Reden würde die Sache auch nicht besser machen. Stephen schüttelte schließlich den Kopf, rutschte mit seinem Stuhl zurück, in der Absicht dieser Farce jetzt ein Ende zu setzen und sich zumindest das letzte bisschen Würde zu wahren, welches ihm noch geblieben war. „Ach, vergessen Sie es. Das war ohnehin eine hirnrissige Idee.“

 

Bevor er jedoch aufstehen konnte, streckte Tony die Hand nach ihm aus. „Nein, warten Sie! Das klang jetzt irgendwie falsch! So war das nicht gemeint!“, entschuldigte dieser sich.

 

Der Doktor hob angesichts dessen überrascht die Brauen, kam seinem Wunsch aber nach und blieb – fürs Erste - auf seinem Stuhl sitzen.

 

Nachdem Stephen keine Anstalten mehr machte zu gehen, zog der andere Mann erleichtert die Hand zurück und versuchte sich zu erklären. „Es ist nur so, dass –  Als Peter mich überredet hat, hat er gemeint, ich solle mich mit jemanden aus seiner Familie treffen.“, versuchte er sich vor dem Doktor zu rechtfertigen. „Haben Sie schon einmal seinen Hundeblick gesehen? Es ist fast unmöglich ihm etwas auszuschlagen.“

 

Stephen ließ sich nichts anmerken, aber er kannte den Blick mittlerweile nur zu gut.

 

 „Na… Jedenfalls fielen da beiläufig auch die Worte groß, dunkelhaarig und gutaussehend. Nicht, dass Sie das nicht wären!“, redete der Ingenieur weiter und hob in einer beschwichtigenden Geste die Hände, bevor Stephen etwas sagen konnte. „Wirklich… Aber ich dachte bei seiner Beschreibung eher …na ja…“ Tony machte eine flippende Bewegung mit der Hand und ließ den Satz unbeendet.

 

„Seine Tante?“, entgegnete Stephen.

 

„Ja! Woher wissen Sie…“, antwortete Tony und als er in das Gesicht des Zauberers blickte, erübrigte sich seine Frage. „Oh Gott, Sie sind auch darauf reingefallen? Der Junge ist wirklich gut.“

 

Ja. Das ist er, stimmte der Arzt stillschweigend zu.

 

Eine Zeit lang sagte keiner der beiden etwas. Stephen wäre auch auf Anhieb nichts eingefallen, was er dazu überhaupt hätte sagen können. Deswegen war er insgeheim dankbar als Tony seine eigenen Gedanken in Worte fasste. „Okay… Das ist nun doch irgendwie peinlich.“

 

„Was Sie nicht sagen…“ Peinlich, fand Stephen, beschrieb die Situation momentan wirklich gut. In seinem ganzen Leben hatte sich Stephen noch nie in so einem Szenario wiedergefunden. Weder in seinem Studium, noch in seinem Beruf.

 

 „Und irgendwie verrückt…“

 

„Verrückt?“

 

Tony zuckte mit den Schultern. „Peters Idee“, er zeigte dabei abwechselnd von sich zu Stephen. „Dass Sie und ich…“

 

„Oh… ja. Natürlich.“, pflichtete Stephen ihm bei.

 

„Lächerlich.“

 

„Vollkommen.“

 

Wieder trat für einen Moment eine unangenehme Pause ein, in der Stephen sich ein weiteres Mal fragte, ob es wirklich eine gute Idee war gute Miene zum Bösen Spiel zu machen oder ob er lieber hätte verschwinden sollen, als er Peters Lunte gerochen hatte.

 

Andererseits hatte er dem Jungen ja versprochen zu dieser Verabredung zu gehen… er hatte auch nicht den Eindruck gehabt, dass Peters Sorgen um diese gewisse Person gespielt gewesen sein soll. Nein, im Gegenteil. Die Sorge um seinen Mentor hatte den Teenager sichtlich mitgenommen. Nur habe ich schon irgendwie alles Mögliche versucht, aber nichts hat bisher geholfen, rief er sich die genauen Worte des Jungen in Erinnerung.

 

Auch wenn Stephen fälschlicherweise davon ausgegangen war, dass Peter von seiner Tante May redete, so änderte das jedoch keineswegs etwas an dem Problem an sich. Peter hatte Bedenken, dass sein Mentor sich abkapselte und isolierte. Ein Verhalten, welches selbst in seinen Augen äußerst atypisch für den sonst so geselligen Anführer der Avengers war. Andererseits… kannte er Tony Stark überhaupt genug, um so etwas beurteilen zu können?

 

Wenn er ehrlich war, dann kannte er seine neuen Mitstreiter, abgesehen von Peter Parker, alle nur äußerst flüchtig. Die meisten von ihnen hatte er nur kurz zu Gesicht bekommen, als er mit Lokis und Wandas Hilfe die Infinity Steine ein für alle Male aus dem Verkehr gezogen hatte. Aber selbst bei dieser Gelegenheit war ihm als Außenstehenden nicht entgangen, dass das Team in sich zerrüttet wirkte. Die Avengers als Team gab es so nicht mehr.

 

Die Person hat momentan nicht unbedingt so viele Freunde, hallten Peters Worte in seinen Gedanken wieder. Dunkel erinnerte Stephen sich daran, was der Ingenieur vor ein paar Wochen im Sanctum gegenüber Doktor Banner erwähnt hatte. Die Avengers hatten sich vor zwei Jahren getrennt, aufgrund eines Zwists zwischen Iron Man und Captain America. Stephen hatte der Bemerkung zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich viel Gewicht beigemessen. Doch nun begannen die Worte des Jungen sich langsam zu einem Puzzle zusammen zu fügen.

 

Tony Stark ging es ganz offensichtlich nicht gut. Gerade als Arzt war fühlte er sich verpflichtet sich ein genaueres Bild über Tonys Lage zu machen. Vielleicht war er selbst an Tonys Zustand gar nicht so unschuldig. Immerhin war Stephen es, der Tony vor vollendete Tatsachen gestellt und ihn ins kalte Wasser geschmissen hatte, ohne ihm Details seines Plans zu nennen.

 

Stephen wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen, als plötzlich eine Kellnerin mit einem kleinen Servierwagen an ihren Tisch trat und ihnen je einen Teller mit Gnocci und einem gemischten Beilagensalat servierte. Stephen tauschte einen kurzen Blick mit Tony, der von der Aktion mindestens genauso überrascht zu sein schien, wie er selbst.

 

„Entschuldigen Sie, aber wir hatten gar nichts bestellt?“, wandte Tony sich an die Kellnerin, die sich nun damit anschickte beiden Wein einzuschenken.

 

Die Kellnerin, eine junge blonde Frau, stellte die halb leere Flasche auf den Tisch, bevor sie auf die Frage antwortete. „Oh, keine Sorge, Sir. Das Essen wurde bereits im Voraus mit einem äußerst großzügigen Trinkgeld bezahlt.“

 

Tony stutzte. „… Von wem?“

 

Die Kellnerin lächelte und sah dabei bedeutungsvoll von Tony zu Stephen. „Von einem wirklich sehr charmantem, jungen Mann. Er wollte sichergehen, dass Sie sich um nichts zu kümmern brauchen.“ Sie wünschte ihnen noch einen guten Appetit und verschwand danach wieder in Richtung Küche. Die beiden sahen ihr einen Moment lang vollkommen verdattert nach und tauschten daraufhin erneut einen ziemlich überraschten Blick. 
 

Nach einer Weile zuckte Tony resigniert mit den Schultern. „Sieht ganz so aus, als hätte Peter sich in der Tat um alles gekümmert“, meinte er und griff nach seiner Gabel, ehe er sich wieder an den Zauberer wandte. „Sie hatten doch sowieso vor, hier essen zu gehen. Oder nicht?“

 

„Zu einem gratis Essen sage ich ganz sicher nicht nein.“, entgegnete Stephen und tat es dem Anderen gleich, indem er nach der Gabel fasste. Insgeheim froh darüber, dass Peter wenigstens etwas bestellt hatte, das er - aufgrund seiner Hände- ohne große Probleme würde essen können.

 

„Gibt es in Oz keine Küche?“, fragte Tony und sah zu Stephen, während er sich daran machte ein paar Gnocci mit seiner Gabel aufzuspießen.

 

„Eine Küche schon. Aber Lebensmittel erweisen sich  als teuer, wenn der Großteil der Meister und Schüler sich den materiellen Werten entsagt haben“, entgegnete Stephen wahrheitsgemäß, während er sich bemühte die Finger seiner Hand möglichst ruhig zu halten, um die Kartoffelbällchen gezielt aufpicken zu können. Der Lebensstandard im Sanctum begrenzte sich auf das Nötigste. Verwöhnt durch seinen luxuriösen Lebensstil hatte Stephen selbst lange gebraucht, um sich dem anzupassen. So etwas wie Luxus gab es in den Tempeln nicht.

 

„Ich dachte immer Zauberer könnten sich prinzipiell alles aus dem Hut zaubern?“, wandte Tony ein, nachdem er einen Bissen hinuntergeschluckt hatte. Zu Stephens Überraschung wirkte er tatsächlich interessiert.

Der Größere schüttelte daraufhin den Kopf, während er mit der Gabel ein Blatt seines Salates aufspießte. „Das würde einiges erleichtern, aber Nahrungsmittel können nicht magisch aus dem Nichts heraufbeschworen werden.“, erklärte er. „Gamps Gesetzt der Transfiguration.“

 

„Und wie arrangieren Sie sich dann? Sie können sich ja schlecht von Luft und Liebe ernähren.“

 

„Im Kamar Taj, unserem Tempel für die Ausbildung, bauen wir selber Gemüse und Obst an. Denn wie Sie sich vorstellen können sind unsere finanziellen Mittel begrenzt.“

 

„Wow“, machte Tony. „Es gibt mehrere von diesen Zauberschulen?“

 

Stephen seufzte. „Tempel. Keine Schulen.“

 

Tony schmunzelte daraufhin. „Aber Sie unterrichten doch, wie man diese orangen Fünkchen macht, die aus Ihren Händen kommen, oder nicht?“

 

„…“

 

Stephen antwortete darauf nicht, sondern starrte den Ingenieur an. Er biss sich auf die Lippe. Es fuchste ihn, dass er sein Argument mit seinem Einwand zu Nichte gemacht hatte.

 

Das Grinsen des Anderen wurde breiter, als Stephen ihm nichts entgegenzusetzen hatte. „Also?“, fragte er amüsiert. „Wie viele Schulen gibt es?“

 

„Es gibt vier große Tempel.“, erklärte Stephen und betonte dabei das letzte Wort.  „Im Kamar Taj bilden wir neue Anwärter auf die mystischen Mächte aus und lehren sie mit Magie umzugehen – die orangen Funken, wie Sie sie nennen. Die drei anderen drei Tempel, das Sanctum, London und Hong Kong, dienen im Wesentlichen dazu das Kräfte-Gleichgewicht zu wahren, Artefakte und Wissen vor Dritten zu schützen und zu verhindern, dass es in die falschen Hände gelangt.“

 

„Und nach welchen Kriterien wählen Sie diese Anwärter aus? Gibt es eine Art Zeremonie…?“ Tony machte dabei eine flippende Bewegung mit der Gabel und sah den Arzt abwartend an.

 

Dieser nahm einen Schluck von dem Wein, den die Kellnerin Ihnen zuvor eingeschenkt hatte, bevor er antwortete. „Wir wählen Sie nicht aus. Sie kommen von sich aus zu uns, wenn Sie keine andere Option mehr sehen.“

 

„Und aus welchem Grund haben Sie sich diesem Orden angeschlossen?“

 

Stephen wollte das Glas wieder abstellen, hielt jedoch angesichts dieser Frage in seiner Bewegung inne. Er wusste nicht Recht, ob Tony die Frage ernst gemeint hatte oder einfach nur höflich sein wollte. Immerhin hatte Stephen sich damals seinerseits einen großen Namen in der Neurochirurgie gemacht. Sein Autounfall hatte damals die Titelseiten einiger Zeitschriften geziert. Er war sich ziemlich sicher, dass Stark von seinem Schicksal gelesen oder es nach ihrem ersten Zusammentreffen zumindest gegoogelet hatte.

 

„Für jemanden der mit Magie nichts am Hut haben will, stellen Sie ziemlich viele Fragen“, erwiderte er und musterte Stark abwägend.

 

Tony schenkte ihm ein kurzes Lächeln, ehe er sich erneut ein paar Goccis in den Mund schob. „Ich dachte, nachdem Peter anscheinend unseren gemeinsamen Lebensabend plant, wäre es angebracht ein wenig mehr über Sie zu wissen“, erklärte er, nachdem er geschluckt hatte und versenkte die Gabel bereits wieder in seinen restlichen Gnocci. „Also?“

 

Stephen schnaubte amüsiert. Der Milliardär nahm die ganze Situation gelassen hin, ganz so als sei es nicht unüblich, dass er in so etwas landet. Stephen beschloss seinem Beispiel zu folgen und das Beste daraus zu machen. „Nach meinem Autounfall hatte ich gehofft eine Heilung für die Nerven in meinen Händen zu finden.“
 

Ihm entging nicht, wie Tony bei diesen Worten einen flüchtigen Blick zu seinen Händen warf. Unwillkürlich verkrampfte Stephen diese, als er den Blick bemerkte. Doch das leichte Zittern in seinen Fingern hörte auch jetzt nicht auf. Würde es nie, dachte Stephen bissig.

 

„Oh.“

 

Das Zittern seiner Hände war dem Erfinder wohl ebenfalls nicht entgangen. Tony wandte seinen Blick schließlich wieder von Stephens Händen ab. In seiner Mimik lag etwas Verständnisvolles, ganz so, als würde Stark tatsächlich verstehen, was er durch diesen Unfall verloren hatte.

 

 „Vermissen Sie Ihr altes Leben?“, fragte Tony nach einer Weile, der sonst so spielerische Ton aus seiner Stimme verschwunden, stattdessen klang er mitfühlend und verständnisvoll.

 

Stephen sah ihn einen Moment lang an und dachte nach. Die Frage kam für ihn nicht wirklich überraschend.  Er rief sich in Erinnerung, dass Stark vor einigen Jahren Ähnliches durchgemacht hatte. „Man lernt sich zu arrangieren, wie Sie sicher selbst wissen.“, entgegnete er schließlich und deutete fasste sich selbst mit einer Hand an die Brust, an der Stelle, an der Tonys Arc Reaktor saß.

 

„Wieso haben Sie sich eigentlich dazu entschlossen sich wieder einen Arc Reaktor einsetzen zu lassen?“, fragte Stephen nun seinerseits, einerseits froh eine Gelegenheit zu haben das Gespräch von sich wegzulenken, andererseits auch wirklich interessiert. „Ich habe damals den Bericht über die Entfernung der Schrapnel-Stücke gelesen.“

 

Tony blinzelte, offensichtlich überrumpelt durch den Themenwechsel. Dann, für einen kurzen Moment, trat ein bedrückter Ausdruck in seine Augen. Unbewusst ließ der Ingenieur die Gabel sinken und umklammerte mit seiner rechten seine linke Hand. Eine Geste, die Stephen unwillkürlich an eine posttraumatische Belastungsreaktion erinnerte und dem Arzt zeigte, dass er offenbar ein Thema angeschnitten hatte, welches den Ingenieur belastete.

 

Großartig, dachte er sarkastisch und schalt sich selbst dafür, dass er nicht nachgedacht hatte. Der Reaktor in Tonys Brust war eine Folge dessen Entführung in Afghanistan. Es war also ganz und gar nicht verwunderlich, dass die Erinnerung daran den Ingenieur belastete.  

 

 „Tut mir leid. Sie müssen nicht darüber reden, wenn Sie nicht wollen“, lenkte Stephen ein, sobald er seinen Fehltritt bemerkte.

 

Tony schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Ist schon gut. Es ist nur ein wenig frisch, wissen Sie?“, meinte er.

 

„Wissen Sie wie ein Elektromagnet funktioniert?“

 

„Ja.“

 

Tony nickte. „Der Reaktor diente ursprünglich als Energiequelle für den Elektromagneten in meiner Brust. Er hielt zwar die Granatensplitter von meinem Herzen weg, aber dadurch, dass ich für meinen Iron Man Anzug die Leistung des Reaktors entsprechend erhöhen musste…“

 

„Eine Palladium-Vergiftung“, unterbrach Stephen ihn ohne Probleme seinem Gedankenganz zu folgen. Auch davon hatte er in dem Bericht gelesen. „Deswegen das neue Element?“

 

„Exakt. Keine Vergiftungen mehr“, meinte Tony. „Ein paar Jahre später war die Medizin dann endlich soweit, dass ich mir die Splitter entfernen lassen konnte, ohne dauerhaft mit einem Loch in meiner Brust rumrennen zu müssen oder fürchten zu müssen, dass man mir den Arc Reaktor herausreißt.“

 

Stephen nickte.  Er hatte die Forschungsberichte zu Extremis eine Zeit lang verfolgt. Aus medizinischer Sicht war dieses Projekt bemerkenswert und erschreckend in gleichem Maße.

 

„Ich nehme an sie haben Extremis weiterentwickelt?“, äußerte Stephen seine Vermutung und sah zu dem Fleck auf Tonys Brust, an dem ein hellblaues Licht leicht durchschimmerte. Etwas anderes machte in seinen Augen keinen Sinn. Wieso sonst sollte Stark sich wieder einen Reaktor in seine Brust setzen lassen, wenn er keinen Vorteil daraus zog?

 

„Ganz genau. Ich konnte Extremis so umfunktionieren, dass es mir in Verbindung mit meiner Nano-Technologie möglich ist, meinen Anzug jederzeit, von einer Sekunde auf die andere, zu aktivieren. Die Wirkungsweise sorgt dafür, dass sich die Rüstung bei einem Schaden sofort selbst repariert. Der Anzug ist also jederzeit vollkommen funktionstüchtig. Allerdings benötigt Extremis für die Regenerierung eine nahezu unendliche Energiequelle.“ Tony tippte sich dabei auf den Reaktor.

 

Stephen hatte auf Titan selbst gesehen, zu was Tony dank seines Anzuges im Stande war. Wenn er nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, wie die Rüstung sich ein ums andere Mal neu zusammengesetzt hatte, hätte er es nicht für möglich gehalten. Starks technischer Fortschritt war beachtlich.

 

„Bemerkenswert“, räumte Stephen nach einer Weile ein.

 

„Ja. Aber alles hat seinen Preis, nicht wahr?“, meinte Tony betrübt.

 

Stephen brauchte nicht lange um darauf zu kommen, was Tony meinte, Er hatte aus den Zeitungen bereits von dessen Trennung erfahren. Stephen gab nicht viel auf Klatsch und Tratsch, aber wenn man den Schlagzeilen Glauben schenken mochte, dann war Tonys Doppelleben als Iron Man mit ein Grund für den Bruch zwischen ihm und Pepper Potts.

 

„Das mit Ihrer Verlobung tut mir leid.“

 

„Das muss es nicht. Ich bin ja selbst nicht ganz unschuldig daran“, sagte Tony. „… Tja… Die Sache mit Pepper war schon immer ein einziges Hin und Her. Wir hatten schon immer unsere Differenzen. Ich dachte eigentlich, dass ich mich zusammenraufen könnte, dass wir es vielleicht doch irgendwie hinbekommen, doch nach der Sache mit Thanos… und dem hier.“ Tony tippte sich dabei auf den Arc-Reaktor. „Waren die wohl einfach zu groß…“

 

Stephen hörte dem Anderen aufmerksam zu. Er verstand Tonys Dilemma nur allzu gut, hatte er mit Christine Palmer, seiner ehemaligen Kollegin aus dem Metro-General Krankenhaus, doch Ähnliche durchgemacht. Allerdings war es dem Zauberer rückblickend nie so ernst mit ihr gewesen, dass er auf die Idee gekommen wäre ihr einen Antrag zu machen.

 

„Entschuldigen Sie, das wollten Sie bestimmt gar nicht hören.“

 

„Nein, ist schon gut“, entgegnete Stephen. „Wie sagten Sie vorhin? Wenn Ihr Junge unseren gemeinsamen Lebensabend plant, wäre es angebracht ein wenig mehr übe einander zu erfahren.“

 

Tony lächelte angesichts Stephens Bemerkung, dann legte er den Kopf leicht schief, als wäre ihm gerade etwas eingefallen. „Hey, wie genau hat Peter eigentlich Sie hierzu überredet?“

 

 „Er kam gestern Nachmittag ziemlich gehetzt in das Sanctum und hat mich um einen medizinischen Rat gebeten.“

 

„Um einen medizinischen Rat?“, wiederholte Tony, dieses Mal sichtlich besorgt. Der Ingenieur beugte sich kaum merklich nach vorne. „Ist er krank?“

 

„Nein. Keine Sorge. Ihm fehlt nichts.“ Bei diesen Worten konnte Stephen förmlich sehen, wie die Anspannung aus Tonys Körper wich und der Erfinder sich wieder in den Stuhl lehnen konnte. „Ich dachte zuerst es ginge um seine Tante, aber anscheinend macht er sich viel größere Sorgen um Sie.“

Tony stutzte ungläubig. „Um mich?“

 

Stephen starrte ihn ungläubig an. War das sein Ernst? Der Junge hatte all das inszeniert und Stark fragte sich, wie er zu dem Schluss kam der Teenager mache sich um ihn Sorgen? Tony mochte zwar als einer der hellsten Köpfe des Landes gelten, doch manchmal war der Mann einfach blind. Gerne hätte Stephen ihm genau das an den Kopf geworfen, doch er entschied sich dann doch für die diplomatischere Variante.

„Ich weiß nicht, ob Ihnen das bewusst ist, aber Peter sieht sie als eine Art Vaterfigur.“

 

Der Andere wirkte nach dem Gesagten etwas perplex und schien für einen kurzen Augenblick aus der Bahn geworfen. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. „Denken Sie das wirklich?“, fragte er etwas zögernd, der sonst so gelassene Ton wieder aus seiner Stimme verschwunden.

 

„Ja, definitiv“, entgegnete Stephen ohne zu zögern und wunderte sich ernsthaft, wie der andere Mann das hatte übersehen können. „Tony, Sie müssten Mal hören, in welch hohen Tönen er von Ihnen spricht.“ Er kannte Peter zwar noch nicht so lange wie Stark, doch brauchte es nicht viel um zu erkennen, wie sehr der Teenager zu ihm aufsah – ganz so als hätte Tony Stark den Mond und die Sterne persönlich erschaffen. Selbst auf dem Planeten Titan hatte Peter stets die Bestätigung von Stark gesucht und alles getan um diesen stolz zu machen. Stephen hatte keinen Zweifel daran, dass Peter auch diesen Abend mit dem Hintergrund inszeniert hatte, Tony glücklich zu machen. Auch wenn Stephen immer noch nicht hundertprozentig sagen konnte, wieso Peter gerade ihn dabei um Hilfe gebeten hatte.

 

„Er ist ein guter Junge“, meinte Tony nach einer Weile und Stephen meinte den Hauch eines Lächelns auf dessen Gesicht zu sehen.

 

„Ja das ist er“, stimmte er zu.

 

……………………..

 

 

 

Erstaunlich, dachte Stephen, nachdem sie eine knappe Stunde später aus dem Restaurant an die frische Luft traten. Es war schon lange her gewesen, dass er mit jemandem so unbefangen hatte reden können. Abgesehen von der absurden Situation, in die Peter sie hineinmanövriert hatte, hatten sie sich den Rest des Abends gut verstanden. Vielleicht hatte Peter Recht und sie waren sich doch ähnlicher, als er zuerst angenommen hatte.

 

„Und? Wie kommen Sie nach Hause?“, meinte Tony, als sie auf den gepflasterten Bürgersteig vor dem Lokal traten. „Apparieren Sie sich oder benutzen Sie einen alten Gummischuh als Portschlüssel?“

 

Stephen schmunzelte und schlüpfte in seinen Umhang, welcher immer noch als Jacke getarnt war. Jetzt wo die Sonne weg war, wurde es doch ein wenig kühl. Fast augenblicklich schmiegte sich der weiche Stoff wieder an seine Form und vermittelte ihm das gewohnte Gefühl von Sicherheit. „Weder noch. Ich benutze meinen Sling-Ring.“

 

Auch Tony zog nun den Reißverschluss seiner Jacke bis nach oben, die Sonnenbrille überflüssigerweise wieder auf seinem Nasenrücken. „Ihren was?“

 

„Meinen Sling-Ring“, wiederholte Stephen und zog den besagten Ring bei diesen Worten aus seiner Jackentasche hervor, um ihm dem anderen Mann zu zeigen.

 

Tony nahm ihm den Ring ab und hob mit der anderen Hand seine Sonnenbrille an, um bei dem spärlichen Licht besser sehen zu können. Er ließ ihn zwischen den Fingern hin und her gleiten und betrachtete ihn eingehend. „Das sieht aus wie so ein Ding aus einem von diesen Kaugummi-Automaten.“

 

Die stumpfe Bemerkung kam so überraschend, dass Stephen sich ein Lachen nicht verkneifen konnte. „Ich versichere Ihnen, dass ich es garantiert aus keinem Kaugummi-Automaten habe“, erklärte er. „Genauso wie mein Umhang gehört der Sling-Ring zu unserer Artefakten-Sammlung. Er gehört zur Grundausstattung bei der Ausbildung. Nur in Verbindung mit ihm ist es uns möglich Portale zu anderen Orten zu öffnen.“

 

„Egal wo hin?“, hakte Tony nach und reichte ihm den Ring, ehe er sich die Sonnenbrille wieder auf die Nase setzte.

 

„Solange es auf der Erde ist.“

 

„Das ist definitiv praktisch.“

 

Stephen nahm den Ring zurück und zog diesen sachte über Mittel- und Ringfinger seiner linken Hand. „Und? Was ist mit Ihnen? Sind Sie in Ihrer Iron Man Rüstung hergeflogen?“

 

„Nein. Man hat mir gesagt, dass es Passanten nur beunruhigt, wenn Iron Man ohne Grund in der Stadt rumfliegt“, entgegnete Tony und zeigte mit einem Finger in die Richtung der Straße. „Mein Auto steht da vorne.“

 

Stephen blickte in die Richtung, in die Tony gerade gezeigt hatte – und staunte nicht schlecht, als er den gelben Sportwagen sah, der seitlich am Straßenrand parkte.

 

„Ein Audi R8 Spyder“, meinte Stephen fasziniert und schloss eilig die letzten paar Meter zu Tonys Wagen auf. „Welche Motorvariante ist das?“

 

„Ein V10 Plus“, entgegnete Stark ein wenig überrascht, als er dem Größeren folgte. „Dafür, dass sie wie ein Einsiedlerkrebs leben, kennen Sie sich erstaunlich gut aus, Doc.“

 

Stephen war immer noch damit beschäftigt das Auto zu bewundern. Vorsichtig und ein wenig wehmütig fuhr er mit den Fingern über den Lack. Abgesehen von der quietschgelben Lackierung war das Modell großartig. Sogar ohne Überdachung stromlinienförmig gebaut um den Luftwiderstand beim Fahren und im Umkehrschluss auch den Verbrauch möglichst gering zu halten. „Ich hatte selbst einige Sportwagen, als ich noch Neurochirurg war.“, erklärte er und warf einen kurzen Blick über die Schulter zu Stark, bevor er sich wieder dem Neuwagen zuwandte. Für ihn fühlte es sich so an, als wäre seine letzte Fahrt schon Ewigkeiten her. Beim Fahren hatte er das Gefühl grenzenloser Freiheit immer geliebt. Etwas, das er seit seinem Unfall sehr vermisste. „Mein letzter war einen Lamborghini Huracán Coupé.“

 

Tony trat neben ihn und beobachtete ihn einen Moment. Durch die Sonnenbrille war es Stephen allerdings unmöglich dessen Mimik zu lesen. Für einen Augenblick dachte er schon, dass er sich, angesichts seiner Begeisterung für den Sportwagen, vor dem Millionär wie ein kleines Kind aufgeführt haben musste, doch der Andere hielt ihm lediglich die Autoschlüssel hin. „Die Nacht ist noch jung. Hätten Sie Lust auf eine kleine Spritztour?“

 

„Bitte?“ Stephen glaubte sich verhört zu haben.

 

„Eine Spritztour. Mit dem Wagen. Die Autobahn ist nicht weit“, meinte Stark und zuckte mit den Schultern. „Sie können fahren, wenn Sie wollen. Nur sagen Sie es nicht Rhodey, sonst darf ich mir nächstes Mal eine noch längere Reihe an Vorwürfen anhören.“

 

Stephen warf einen flüchtigen Blick auf die Schlüssel, die Tony ihm nach wie vor hinhielt, als wäre es keine große Sache jemanden ein Auto fahren zu lassen, dass mehrere Hunderttausend Doller wert war. „Das Angebot ist wirklich sehr nett. Aber ich fürchte es ist mir nicht möglich mit denen hier zu fahren“, entgegnete Stephen und hielt seine Hände kurz hoch.

 

Tony zuckte nonchalant mit den Schultern. „Ich habe mir sagen lassen als Co-Pilot mache es sogar noch viel mehr Spaß. Außerdem hat man mir beigebracht, dass es sich für einen Gentleman gehört sein Date nach Hause zu bringen.“ Tony ging auf die Beifahrerseite und öffnete dort demonstrativ die Tür. „Also? Wie wäre es mit einem kleinen Abstecher auf den Highway?“

 

Stephen wollte gerade etwas erwidern, als Tonys Sonnenbrille plötzlich hellblau aufblinkte.

 

„Boss?“, klang die mechanische Stimme der KI aus einem Lautsprecher an der Brille. „Es geht um Peter Parker, Sir.“

Teil 3

Stephen Strange hatte mit vielen Ausgängen seines Blind-Dates gerechnet, zu welchem Peter Parker ihn überredet hatte. Doch ganz sicher nicht damit, dass er sich am Ende des Abends zusammen mit seiner Verabredung und besagtem, von Kopf bis Fuß durchnässten, Teenager in der Eingangshalle des Sanctoriums wiederfinden würde.
 

Als der ehemalige Arzt endlich überrissen hatte, dass es sich bei der „ominöse Person“, über die Peter sich sorgte, nicht etwa um Tante May sondern um keinen geringeren als dessen Zieh-Vater handelte, hatte Strange sich bereits darauf eingestellt den ganzen Abend über gute Mine zum bösen Spiel zu machen um dem Teenager einen Gefallen zu tun.  Doch überraschenderweise hatte sich das Date mit Tony Stark als weitaus weniger katastrophal entpuppt, als er angenommen hatte.

 

Stephen hatte zum ersten Mal bewusst erkannt, dass der Ingenieur und er sich in vielerlei Hinsicht ähnelten. Beide wussten um ihre Fähigkeiten und ihre Stärken, beide waren die Besten in ihren Fachgebieten und beide hatten, aufgrund ihres Hochmuts, zu einem Zeitpunkt ihres Lebens alles verloren und waren sprichwörtlich am Tiefpunkt angelangt. Aber auch keiner von ihnen hatte aufgegeben, sondern gelernt ihr Schicksal anzunehmen und das Beste aus dem zu machen, was ihnen zur Verfügung stand.

 

Er musste sich eingestehen, dass es nett und erfrischend war sich mit jemandem austauschen zu können, der Vergleichbares hatte durchmachen müssen. Mit jemandem der wusste, wie schwer die Bürde war, die auf den eigenen Schultern lastete und welche Verantwortung es mit sich brachte, wenn das Leben von Millionen von Menschen in den eigenen Händen lag.  Ja, alles in allem konnte man sogar sagen, dass er und Stark sich, den gegebenen Umständen entsprechend, erstaunlich gut verstanden. Sogar so gut, dass der Milliardär im Begriff war ihn auf eine Spritztour in dessen neuen Sportwagen einzuladen, als Tonys KI sich plötzlich zu Wort gemeldet hatte.

 

 „Hast du etwa einen unterschwelligen Todeswunsch von dem du mir noch nichts erzählt hast?!“, donnerte Tonys Stimme von den hohen Wänden wider, als Stephen wieder die Stufen zur Eingangshalle hinunterstieg. Angesichts von Tonys Tonfall verharrte Stephen einen Moment in seiner Bewegung und warf einen Blick über das Geländer.

 

Der Ingenieur stand mit dem Rücken zu ihm. Seine Körperhaltung wirkte angespannt und er gestikulierte betont mit den Händen, um das Gesagte zu unterstreichen. Der Grund für Tonys Nervenzusammenbruch stand keine zwei Meter vor ihm und hatte die Arme um sich selbst geschlungen, versuchte durch das Auf- und Abreiben seiner Hände wieder etwas Gefühl in seine Glieder zu bringen.

 

„N-Nein…?“, mühte dieser sich nun zu antworten. Seine Zähne klapperten dabei leicht.

 

„Bist du dir sicher? Denn Ertrinken wäre dein drittes Kreuz auf dem Bingo-Zettel. Direkt in einer Reihe mit Von einem Gebäude zerquetscht und Vom Winde verweht werden.“, entgegnete Tony gereizt.

 

F.R.I.D.A.Y. oder wie Stark sein Programm auch betitelte, hatte Tony und ihn vor ein paar Minuten darüber informiert, dass Peter sich in einer brenzligen Situation befand und dringend Hilfe benötigte. Allem Anschein nach war der Teenager, nicht unweit ihres Lokals, in den Hudson River gefallen -bei dem misslungenen Versuch einen Handtaschendieb dingfest zu machen. Nachdem die KI ihnen Peters genauen Standort übermittelt hatte, öffnete Stephen kurzerhand ein Portal zum Ufer des Riverside-Parks. Doch bevor einer von ihnen auch nur die Gelegenheit hatte einen Fuß durch die Öffnung zu setzen, spürte Stephen einen abrupten Ruck an seinen Schultern, als sein Umhang sich von ihm löste und schnurstracks durch das Portal schoss um den Jungen aus dem eisigen Wasser zu ziehen.

 

Der Meister des Sanctoriums warf einen flüchtigen Blick zum Kamin, vor welchem sich mittlerweile eine beträchtliche Pfütze auf dem Boden gebildet hatte. Der Umhang der Levitation war immer noch damit beschäftigt das aufgesogene Wasser aus seinen Fasern zu pressen, indem er sich erst der Länge nach in die Schwebe brachte um sich dann der Breite nach auszuwringen.

 

Stephen schüttelte amüsiert den Kopf. Der Umhang musste wirklich eine Schwäche für den Jungen haben, wenn er sogar riskierte nass zu werden. Denn er wusste aus eigener Erfahrung, dass das rote Artefakt alles andere als begeistert war, wenn es darum ging mit Wasser in Berührung zu kommen -geschweige denn Flecken herauswaschen zu lassen. Er machte sich eine mentale Notiz bei Gelegenheit nach einem imprägnierenden Zauber zu suchen, den er in die Fasern des Umhangs hineinweben konnte.

 

„Wofür denkst du eigentlich, dass ich dir deinen Anzug gegeben habe?! Damit er sich schön macht als Deko in deinem Kleiderschrank?“, redete Tony weiter, die Hände mittlerweile in die Hüften gestemmt.

 

Stephen wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinen Gästen zu. Er konnte sich nicht daran erinnern den Milliardär jemals so aufgebracht erlebt zu haben. Selbst bei den wenigen Avengers-Treffen, denen Stephen im Zuge der Zerstörung der Infinity-Steine beigewohnt hatte, hatte Tony immer lässig gewirkt. Doch Peters Aktion schien einen wunden Punkt getroffen zu haben.

 

 „N-Nein! I-Ich dachte n-nur nicht, dass ich ihn h-heute brauchen w-würde. I-Ich wollte S-Sie nicht s-stören“, entgegnete Peter. Seine Zähne klapperten immer noch vor lauter Kälte. Selbst von seinem Platz auf der Treppe aus konnte Stephen sehen, wie stark der Teenager mittlerweile fröstelte.

 

Tony seufzte und rieb sich mit der rechten Hand über die Augen, ehe er sich wieder an Peter wandte. „Was hattest du um diese Uhrzeit überhaupt in der Gegend zu suchen?“

 

Peter zuckte bei dieser Frage unweigerlich zusammen und er begann an zu stammeln. „I-Ich… a-also…“ Stephen konnte den Jungen mittlerweile genug um zu wissen, dass das Stammeln ein klares Anzeichen dafür war, dass Peter nervös war.

 

Langsam dämmerte es ihm, was Peter tatsächlich in dieser Gegend gesucht hatte. So sehr er Tony auch beipflichtete, was Peters Leichtsinnigkeit anging, so hatte er jedoch auch ein wenig Mitleid mit dem Teenager. 
 

„Ich störe nur ungern euren Vater-Sohn-Moment, aber Peter sollte dringend aus seinen nassen Klamotten raus, bevor er sich noch etwas zuzieht“, unterbrach er den Dialog der beiden und stieg die letzten paar Stufen hinunter. „Hier“, sagte er ruhig an Peter gewandt und reichte ihm das Bündel frischer Kleidung, welches er aus seinem Zimmer geholt hatte. „Sie werden dir wahrscheinlich zu groß sein, aber immerhin sind sie trocken und warm.“

 

„D-Danke M-Mister D-Doktor“, entgegnete Peter, ganz offensichtlich froh über einen Ausweg aus dem Gespräch und hastete die Stufen nach oben in Richtung des Badezimmers. Auf seinem Weg hinterließ er eine Spur aus kleinen Pfützen.

 

Tony seufzte frustriert sobald Peter aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht und ließ sich dann auf das Sofa in der Nähe des Kamins sinken. „Ich schwöre… eines Tages ist dieser Junge noch der Auslöser für meinen Herzinfarkt“, sagte Tony und beobachtete dann den Umhang dabei, wie dieser sich an der Feuerstelle trocknete.
 

 „Können Sie ihn nicht einfach in den Trockner werfen, oder so?“, fragte er nach einer Weile.

 

Der Umhang erstarrte bei diesen Worten und hielt mitten in seiner Auswindbewegung inne. Er entwand seinen Saum und richtete seine Kragenspitzen in Richtung Tony. Dann machte der rote Stoff einen schwerfälligen Satz zu Stephen und hielt sich vor diesem in der Schwebe. Der Stoff schüttelte panisch seine Kragenspitzen von einer zur anderen Seite und besprenkelte den Doktor dabei mit Wasser aus dem Hudson River.

 

„Uh! Lass das!“, meinte Stephen tadelnd und tat sein Bestes um den Umhang weit von sich weg zu schieben, doch der Stoff nutzte die Gelegenheit und wickelte einen seiner Säume um Stephens Arm. „Lass mich los! Du bist nass!“ Stephen versuchte seinen Arm aus dem Griff des Umhangs zu lösen, doch das Artefakt dachte gar nicht daran ihn loszulassen. „Ist ja gut! Ich stecke dich nicht in den Trockner, versprochen!“

 

Erst bei diesen Worten ließ der Umhang von Stephen ab, offenbar beruhigt und warf dann einen – für einen Umhang – sehr vorwurfsvollen Blick in Richtung Sofa, auf welchem Tony nicht umhin konnte angesichts dieses Spektakels laut zu lachen.
 

Tony hob beschwichtigend die Hände. „Hey, ganz ruhig! Ich lache mit dir, nicht über dich.“

 

Der Umhang fixierte ihn einen Augenblick lang mit seinen Kragenspitzen, dann klappte er diese empört nach oben und schwebte eingeschnappt in Richtung Bibliothek von dannen.

 

„Ich glaube Ihr fliegender Teppich hasst mich.“

 

„Nein… Er hegt nur eine große Antipathie gegen Trockner.“ Und Waschmaschinen, fügte Stephen gedanklich hinzu. Er erinnerte sich noch bildlich an das eine Mal, als er versucht hatte den Umhang in die Waschmaschine zu stecken. Seitdem wehrte dieser sich mit Händen und Füßen sobald Stephen ihn auch nur in die Nähe der Waschküche brachte. Stephen seufzte und wischte seinen nassen Arm an seinem Shirt ab. Ja, er musste wirklich dringend nach einem wasserabweisenden Zauber suchen.

 

„Woher wusste ihre KI, dass Peter in Schwierigkeiten war, wenn er doch den Anzug nicht bei sich trug?“, fragte Stephen.
 

 „Sein Starkphone“, erklärte Tony. „Nachdem Peter das Baby-Protokoll in seinem Anzug gehackt hat, habe ich F.R.I.D.A.Y. auf seinem Smartphone installiert. Es zeichnet in regelmäßigen Abständen seine GPS-Position auf und sendet sie an mich weiter, falls eine potentielle Gefahr besteht.“

 

„Zum Beispiel, wenn sein Standort sich im Fluss befindet“, schlussfolgerte Stephen.

 

„Exakt“, meinte Tony. Helikopter-Dad, dachte Stephen und schmunzelte angesichts dessen leicht.

 

„Es ist nur so… frustrierend, wissen Sie? Gerade wenn ich denke, dass der Anzug jetzt absolut bombensicher für einen sechszehnjährigen Teenie ist, findet er eine neue Möglichkeit mir graue Haare zu verpassen“, sagte Tony.

 

 „Ich bin mir sicher, dass das nicht seine Absicht war“

 

„Ich weiß. Es ist nur… ich kann das nicht noch mal. Ihn sterben sehen“

 

Er konnte gut nachempfinden, wie Tony sich fühlte. Er kannte Peter zwar noch nicht so lange, wie Tony, doch auch ihm war der Teenager mit seiner unverdorbenen und aufrichtigen Art mittlerweile ans Herz gewachsen. Zudem war Stephen selbst nicht ganz unschuldig an den vergangenen Ereignissen.  Schließlich war er es gewesen, der Tony dies zugemutet hatte. Er hatte lange nach anderen Möglichkeiten, nach Alternativen für ihren Sieg gesucht. Doch dies war die einzige Chance gewesen, die sie hatten.

 

 „Es tut mir leid, dass ich Ihnen das zumuten musste, Tony. Aber Ihr Schmerz über Peters Verlust war der ausschlaggebende Katalysator für unseren Sieg.“

 

Tony sagte nichts, nickte stattdessen nur. Nach einer Weile meinte er schließlich: „Ich verstehe nur nicht, wieso er seinen Anzug zu Hause lässt, wenn er auf Patrouille geht.“

 

„Tony, ich bin mir ziemlich sicher, dass Peter war nicht auf Patrouille war.“

 

„Sondern?“, hakte Tony nach und musterte den Zauberer fragend.

 

Stephen zuckte nonchalant mit den Schultern. „Finden Sie es nicht auch merkwürdig, dass er sich ausgerechnet in der Nähe unseres Restaurants aufhält, wenn er doch am anderen Ende von New York wohnt?“

 

Tony runzelte angesichts dessen die Stirn. Es dauerte einen Moment bis es Klick bei ihm machte. „Er hat uns nachspioniert“, schlussfolgerte er. „Aber wieso?“

 

Stephen stutzte und schenkte Tony einen verwunderten Blick. Hatte der Ingenieur nach all dem immer noch nicht begriffen, was das Hauptmotiv hinter Peters Plan war? Dabei war es doch ganz offensichtlich. „Der heutige Abend war gedacht um sie aufzuheitern. Ich schätze er wollte sicher gehen, dass alles glatt läuft“, erklärte er. „Er macht sich Sorgen um Sie.“

 

Nach einer Weile stand Tony auf. "Nun, es hat funktioniert.“

 

Stephen hob daraufhin fragend eine Augenbraue.  

 

„Die Sache mit dem Aufheitern. Es hat funktioniert", wiederholte Tony.

 

Oh.... Oh! "Hat es das?" fragte Stephen überrascht.

 

Tony schenkte ihm ein Lächeln. "Na ja… Das war zwar mit Abstand das schlimmste Date, auf dem ich bisher war – und ich war auf vielen – und Sie sind zwar nicht Tante May, aber Peter hat nicht unbedingt gelogen, wissen Sie?“, meinte Tony. „So von einer Zehn zur Anderen…  sind groß, klug und wir bewegen uns auf der gleichen Wellenlänge, was den Humor angeht und sind ähneln uns vielleicht doch mehr als gedacht.“

 

Stephen schmunzelte und verschränkte gespielt theatralisch die Arme vor der Brust. „Ich bin mindestens eine Zwölf. Aber reden Sie ruhig weiter.“

 

„Außerdem mag ich Ihre Wangenknochen."

 

"Meine Wangenknochen?"

 

Tony zuckte mit den Schultern und grinste. "Ja. Sehr markant. Steht Ihnen in Kombination mit dem Bart und dem hochgeklappten Kragen Ihres magischen Capes wirklich gut. Wirkt sehr … mystisch."

 

Der Angesprochene schüttelte hinsichtlich dieser Bemerkung amüsiert den Kopf, gespannt was jetzt kommen würde. Doch er konnte nicht umhin dem Anderen zuzustimmen. Es war nett gewesen einmal rauszukommen und etwas anderes als die Wände des Sanctoriums zu sehen. Und es war ja nicht so, als hätten sie sich nicht verstanden... Vielleicht schwebten sie tatsächlich auf derselben Wellenlänge.

 

"Lassen Sie mich Sie zum Essen ausführen.“, meinte Tony schließlich.

 

Stephen blinzelte verwirrt und auch etwas überrumpelt. "Da kommen wir gerade her.“

 

"Nein, nicht jetzt“, räumte Tony ein. „Ich dachte viel mehr an nächsten Freitag? Ich kenne da einen sehr guten Griechen, wissen Sie."

 

"Nein", antwortete Stephen knapp.

 

"Nein?" Tony blinzelte daraufhin perplex und ließ die Schultern kaum merklich sinken. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, dass sein Angebot abgelehnt wurde.

 

"Nein“, wiederholte Stephen und lächelte nun seinerseits – erfreut darüber, dass er den Anderen offensichtlich mit seiner Reaktion verblüfft hatte. „Ich mag kein griechisches Essen. Aber in der Nähe ist ein guter Japaner, der ganz annehmbare Ramen macht."


 


 

 

An seinem Platz auf der obersten Stufe der Treppe, eingehüllt in trockene Klamotten und außerhalb des Blickfeldes von Tony und Stephen, konnte Peter sich ein Grinsen nicht verkneifen, als ein Lächeln Tonys Gesicht umspielte. Vielleicht war sein Plan doch nicht so schief gegangen, wie er befürchtet hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo!
Vielen Dank an alle, die das Date von Stephen und Tony bis hierhin verfolgt haben :)
Ich hätte wirklich nie damit gerechnet, dass die Geschichte so viel Anklang findet und sogar zum YUAL (!!!) gekürt wird!
Vielen Dank für diese Ehre >///<

Mit dem letzten Kapitel habe ich mich wirklich etwas schwer getan. Ich hatte so viele Ideen und hab es ein paar Mal umgeschrieben und auch drastisch gekürzt. Es ist wirklich nicht so einfach sich an Wortvorgaben zu halten ^0^" Das hatte ich unterschätzt. Ich habe mir Mühe gegeben unter der 10000 Wort-Marke zu bleiben ^o^"

Ich habe den Status der FF mal auf 99% gesetzt. Ich hätte tatsächlich noch eine kleine Idee für einen Epilog :).
Der folgt dann aber erst nach Ende des Wettbewerbs, da er ja nicht mehr zum "Worst Date" selbst gehört

Über Kritik jeglicher Art freue ich mich nach wie vor :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Von:  laila86
2018-08-23T13:24:08+00:00 23.08.2018 15:24
JUHU, es geht weiter.
Ich habe mich riesig gefreut eine neuen Teil zu lesen und er war echt klasse.
Ein wenig kurz. Es hätte ruhig länger sein dürfen....

Der Umhang ist klasse. Darf man sagen das man ihn liebt. Er will nicht in den Trockner. Das ist so göttlich:)

Aber ich liebe auch das Paar Tony und Stephan. Die zwei sind ein süßes Pärchen und ich möchte mehr davon lesen.
Dann gibt es noch ein Abendessen? vielleicht kommen sie dann ja mal zum DU und etwas mehr.

LG die Laila
Antwort von:  Sensenmann
23.08.2018 16:04
Danke für dein Review :)
In der Kürze liegt die Würze :'D - Ne Spaß bei Srite. Ich habe Versucht unter der 10000 Wörter - Grenze des "Worst Dates" Wettbewerbs zu bleiben :)
Ein Epilog kommt noch, nach der Auswertung, und vielleicht auch zusätzliche Fortsetzung.
Plotmäßig verraten wird hier aber noch nichts ;)

Es freut mich auf jeden Fall, dass der Umhang doch so ein Favorit zu sein scheint :D
Von:  Saicke
2018-08-15T17:59:25+00:00 15.08.2018 19:59
Super, ich habe mich so sehr gefreut, als das nächste Kapitel hochgeladen wurde! =D
Und mir gefällt es wirklich sehr, wie Tony unbewusst als Vater-Figur für Peter auftritt. Peter tat mir schon richtig Leid, dass er die ganze Zeit so fror und Tony nicht von selbst darauf gekommen ist, ihm warme Kleidung anzubieten. xD

Am meisten hat mir der Umhang von Dr. Strange wieder gefallen. Das war sehr lustig wie er sich selbst ausgewrungen hat und dann noch Stephen nass machen wollte. Keiner lässt sich gerne in eine Waschmaschiene oder Trockner stecken. =D

Cool fande ich auch, dass Stephen ihn zum Schluss erneut zum Essen eingeladen hat. Du hast es sehr gut geschrieben, wie gut die beiden sich verstehen und miteinander harmonieren =) Und ich könnte mir eine Fortsetzung sehr gut vorstellen!
Und mein Respekt, dass du es genau auf 9999 Wörter geschafft hast, war bestimmt nicht leicht für dich gewesen. =)
Eine Frage habe ich, was ist YUAL? Tut mir Leid, ich weiß das wirklich nicht. ^^°

Schade, dass die FF schon fast zu Ende ist, aber ich habe mich sehr gefreut diese zu lesen. Du schreibst sehr gut und der Hurmor ist einfach klasse! =D Mach weiter so! ;)
Antwort von:  Sensenmann
15.08.2018 21:37
IronDad ist mein guilty pleasure :'D - Ich fand das in Homecoming schon so gut gemacht, dass Tony endlich jemanden hat, der zu ihm aufsieht und bei dem er ein wenig die Vaterfigur spielen kann (natürlich als krasses Gegenteil zu Howard Stark), da musste ich das einfach einbauen xD

Es freut mich, dass dir die Fanfiktion bisher gefallen hat! Danke auch für die Komplimente >///<
Unter den 10000 Wörtern zu bleiben war echt eine Herausforderung ^0^". Auch wenn ich es nur auf ein Wort geschafft habe XD

YUAL bedeutet, dass eine FF in Yukis und Aikos Leseecke aufgenommen wurde :)
Antwort von:  Saicke
16.08.2018 20:12
Aber trotzdem ein hohes Kunststück es bis an die Grenze der 10000 Worte zu schaffen ;)

Und vielen Dank für die schnelle Antwort, habe mir das mal gerade genauer angesehen. Und herzlichen Glückwunsch zur Kürung. =D
Von:  Hatschepueh
2018-08-10T18:55:55+00:00 10.08.2018 20:55
Ich liebe diese FF. Ist sie wirklich fast vorbei? Es fängt doch gerade erst an. Ich möchte noch so viel von dem Umhang... ähm ich meine von Tony und Stephen (und dem Umhang) lesen. Und natürlich von Peter. Tony als Ziehpapa ist total super und bedeutet das dann das Stephen die Ziehmama wird? Könnte ich mir gut vorstellen. Jedenfalls freue ich mich auf den Epilog. Und hoffe das du vielleicht noch mehr von zu den vieren schreibst. Ich würde es definitiv lesen.
Antwort von:  Sensenmann
10.08.2018 21:12
Danke für die lieben Worte und den Zuspruch :)!
Der Umhang scheint ja echt der geheime Star zu sein, so gut wie der hier ankommt xD
IronStrange ist eines meiner Lieblingsships :) ich habe viele Ideen für kleine OSs, aber jetzt kommt erst mal der Epilog
Antwort von:  Hatschepueh
11.08.2018 14:28
Vor der FF wäre ich nichtmal auf die Idee gekommen die beiden zu shippen aber es passt so gut das du mich gleich überzeugt hast.
Schön das du noch Ideen für OS hast. Damit hast du garantiert das ich dich aboniere um ja keine OS zu verpassen.
Von:  CaroZ
2018-08-10T18:06:42+00:00 10.08.2018 20:06
Aaaaaah, zum Glück kam das Ende noch! Ich hatte schon befürchtet, dass dir vielleicht nichts mehr eingefallen ist. Aber zum Glück gehörst du nicht zu der Sorte Autor. ;)
Schönes, rundes Ende. Freue mich auf den Epilog!
Antwort von:  Sensenmann
10.08.2018 20:23
Es freut mich, dass dir das Ende gefallen hat.
Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat :(

Einerseits hat mir die Wortbegrenzung zu schaffen gemacht (die 1. Version dieses Kapitels hatte fast 6000 Wörter und war zur Hälfte aus Peters Sicht geschrieben) und dann hatte ich Anfang des Monats noch Staatsexamen und konnte nicht weiter abtippen ;^;

Der Epilog lässt nicht so lange auf sich warten :). Versprochen!
Von:  Kerstin-san
2018-08-10T15:53:48+00:00 10.08.2018 17:53
Hallo,
 
ich finde Tony in seiner besorgten Vaterrolle echt gelungen und aww, natürlich ist es Stephens Mantel der Peter letztendlich aus dem Hudson fischt und sich dananch erstmal selbst auswringt und trocknen muss (dieses mentale Bild, dass ich dazu habe, ist einfach herrlich!). Außerdem finde ich diese Waschmaschinen- und Trocknerphobie zum schießen. Der Umhang ist eindeutig der heimliche Star deiner FF, allein schon wie er dann beleidgt von dannen zieht äh schwebt ;)
 
Herrje, Tony könnte dank seinem technischen Know-how wirklich einen krass kontrollsüchtigen Dad abgegeben, ohne dass man es als Kind groß merkt...
 
Ich finds übrigens klasse, dass Tony und Stephen so locker miteinander umgehen können und Tony so frei heraus seine Komplimente raushaut (die Wangenknochen xD Du guckst nicht zufällig Sherlock, oder?) und Stephen dann nochmal zum Essen einlädt. Puh, im ersten Moment hab ich auch ganz schön gestutzt, als Stephen nicht zum Griechen wollte, aber okay, dann eben japanisch.
 
Tja, dann hat Peter zwar nicht den Handtaschendieb dingfest gemacht, aber immerhin doch noch sein Ziel erreicht. Über nen etwigen Epilog würde ich mich übrigens echt freuen!
 
Sprachlich gesehen sind mir ein paar mehr Fehlerchen als sonst aufgefallen, weil ich ab und an über einige Worte gestolpert bin, die mir nicht so ganz passend erschienen, aber war jetzt nix allzu dramatisches. Mir ist allerdings generell noch aufgefallen, dass du bei der wörtlichen Rede den Satz immer mit nem Punkt abschließt, wenn es danach mit nem Komma und sagte/erklärte etc. weiter geht. Der Punkt gehört in den Fällen dann einfach ganz weg.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  Sensenmann
10.08.2018 18:03
Hallo!

Danke für deinen Kommentar :)
Das mit dir wörtlichen Rede habe ich im dritten Kapitel gleich mal verbessert! Danke für den Hinweis :)
Der Umhang ist auch mein persönlicher Liebling XD Merkt man, dass ich auch gerne so einen hätte? :D

Doch XD Ich liebe Sherlock. Und dieses Zitat von John musste ich einfach einbauen :D Ich habe mich schon gefragt, ob es jemandem auffällt. :-D

LG,
Sensenmann
Antwort von:  Kerstin-san
10.08.2018 18:09
Nicht nur du, so ein Umhang wäre einfach toll, haha.

Okay, dann hab ich richtig geraten. Die Kombi mit den Wangenknochen und dem hochgeklappten Mantelkragen hats gleich bei mir klingeln lassen^^
Von:  laila86
2018-07-17T09:28:02+00:00 17.07.2018 11:28
Hallo,
ich bin durch eine dummen Zufall auf deine Story gestoßen und muss sagen, sie ist toll.
Du hast einen flüssigen und gut lesbaren Schreibstil, was ich immer wichtig finde.
Das Paaring was zuerst etwas ungewöhnlich aber ich finde die zwei toll. Gerade die Idee von Peter das er Tony und Stephan verkuppeln will und es dann mit einem Blind Date versucht. Die Jungs sind ja nun wirklich etwas speziell aber dennoch super.
Es klappt ja tatsächlich.
Ich bin sehr gespannt wie es nun weiter geht.
Die beiden zusammen im Auto klingt verlockend aber was ist mit Peter?

Lg die Laila
Antwort von:  Sensenmann
19.07.2018 22:51
Hallo,
vielen lieben Dank für das Lob <3
Es freut mich, dass dir die Fanfiktion bisher zugesagt hat!
Momentan bin ich gerade beim Abtippen des dritten Kapitels :)
Von:  YUAL-Jury
2018-07-10T20:11:10+00:00 10.07.2018 22:11
Hallo Sensenmann!

Hier durften wir unsere Nasen endlich mal wieder in einer Geschichte zum MCU versenken. Ein Blind-Date zwischen diesen beiden speziellen Herren? Kann DAS funktionieren? Erstaunlicherweise ja! Du hast die Helden wundervoll in dieser absurden Situation in Szene gesetzt, mal bissig, mal mitfühlend, auf jeden Fall aber durchweg menschlich. Trotz gelegentlicher kleiner Grammatikschnitzer fühlen wir uns hier bestens unterhalten. Natürlich brennt in uns jetzt die Frage, wie es weitergeht: Ist Peter in Ordnung? Werden Tony und Stephen sich auf ein weiteres Date einlassen? Was ist da im Gange?
Lass uns bloß nicht zu lange warten!
Wir gratulieren herzlich zur ersten Kür!

Liebe Grüße
YUAL-Jury
Antwort von:  Sensenmann
16.07.2018 22:41
Danke für die Kür!
Und die lieben Worte. Es freut mich, dass die Geschichte bisher so viel Anklang gefunden hat :)
Von:  Kyraliah
2018-07-04T19:28:06+00:00 04.07.2018 21:28
Hey, ich liebe die Story so ein wenig. Eigentlich lese ich zu den Avengers und Co nur englische Storys, weil ich auch die Filme in englisch schaue und so ihre Stimmen beim lesen im Kopf habe. Aber hier hat das auch so super geklappt. Ich fand besonders Strange sehr gut gelungen. Ihn, den Umhang und Peter. Das war einfach eine sehr schmeichelnde, amüsante Szene. Ich freue mich darauf wenn es weitergeht :)
Antwort von:  Sensenmann
04.07.2018 23:38
Dankeschön für die lieben Worte ! :)
Von:  Jaq
2018-07-03T17:15:01+00:00 03.07.2018 19:15
Die Geschichte ist wunderbar. Leichtfüßig, eingängig, extrem unterhaltsam und dank deines Wortschatzes abwechslungsreich. Für Vergleiche wie "ganz so als hätte Tony Stark den Mond und die Sterne persönlich erschaffen" kann ich nur applaudieren!

Jaq!
Antwort von:  Sensenmann
03.07.2018 21:45
Dankeschön *_*
Von:  Saicke
2018-05-27T22:13:34+00:00 28.05.2018 00:13
Ich musste die ganze Zeit beim Lesen so breit grinsen! =D Es ist einfach super geschrieben und wie die beiden miteinander Ihre Vergangenheit austauschen, wirklich gut in Szene gesetzt.
Das tolle ist ja auch, dass ich mir immer alles so gut bildlich vorstellen kann wie du das schreibst. Ich finde es auch richtig toll, dass du an die Details denkst. Wie zum Beispiel an Stephen's Hände und dass er ja bei ein paar Gerichten Probleme haben könnte. Oder die Tatsache, dass ja beide ein Faible für teure Sportwagen haben.
Du nutzt es auf elegante Art und Weise aus und schaffst es dadurch sie auf natürliche Art und Weise näher zu kommen, sodass sie immer noch In Character sind. =) Das gefällt mir sehr gut!

Und die HP Anspielungen von Tony immer, oh Mann! xD Tony hat zu viele Harry Potter Filme gesehen(oder der Autor ;). Aber die Sprüche sind so passend, es wäre nicht Tony, wenn er sie nicht los treten würde. :)

Und ich bin schons ehr gespannt was mit Peter ist! Kann es kaum erwarten, dass es weiter geht. Mach weiter so! :D
Antwort von:  Sensenmann
28.05.2018 09:20
Hallo!
Danke für die lieben Worte :) es freut mich wirklich sehr, dass dir mein Schreibstil gefällt und dass die Interaktionen zwischen den beiden nicht so erzwingen rüber gekommen sind :)

Ich glaube Peter hat dafür gesorgt, dass Tony die Filme sieht xD

Danke! :) ich bemühe mich das nächste Kapitel so schnell es geht fertig zu schreiben.

LG


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