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Daemon 3

Akte Chase
von

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Kapitel 10

[JUSTIFY]Ich rutschte schneller herab, als ich gehofft hatte. Die zähe Masse von Ramonas Körper verlangsamte die ohnehin stumpfe Klinge des Brieföffners, aber es war schwer, den Öffner so zu halten, dass er nicht einfach herausrutschte. Der kalte Wind fuhr durch mein Haar, über meine Ohren und Wangen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wenige Sekunden später kam ich stöhnend auf beiden Füßen am Boden an und stieß mich von Ramona weg, bevor sie auf die Idee kam, mich zu zertrampeln. Gebückt laufend und den Brieföffner noch immer umklammernd schleppte ich mich in Richtung der Hunter. Takeo und Andrew standen Rücken an Rücken und feuerten Schwächungsschlüssel auf jeden Daemon ab, der es wagte, ihnen zu nahe zu kommen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sam war die erste, die mich entdeckte. Bei meinem Anblick stieß sie einen Schrei aus und kam in meine Richtung gelaufen. „Coon, was ist mit dir passiert?!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Kleiner Zwischenfall“, murmelte ich und ließ mich von ihr über ihre Schulter ziehen. Als mein Brustkorb sich dadurch streckte, stockte mir vor Schmerz der Atem. Feuer. Meine Rippen brannten, und Maschendraht stieß mir bei jeder Bewegung ins Fleisch. „Ida“, stöhnte ich, während ich an ihrer Seite weiterhumpelte. „Was … was ist mit ihr?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sie frisst sich satt“, sagte Sam und wich geschickt einem Daemon aus, der in unsere Richtung lief, bevor einer der Hunter ihn mit einem Fixierungsschlüssel am Boden festnagelte. „Und ohne Rücksicht auf Verluste. Fast hätte sie Takeo totgetrampelt, als er ihr zu nah kam, und sie faucht jeden an, der nur in ihre Richtung schaut. Wir haben lieber etwas Abstand genommen. Was ist mit Elias? Ist er tot?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ramona beschützt ihn“, erklärte ich und deutete mit meiner freien Hand auf mich. „Sehr effektiv, wie du siehst.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Shit.“ Sam drehte den Kopf, um hinter uns sehen zu können. „Ich kann es nicht erwarten, nach diesem Tag ein heißes Bad zu nehmen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich kann es nicht erwarten, diesen Tag zu überleben“, scherzte ich und zischte. Warmes Blut färbte allmählich auch meine Jeans rot. Sams Blick wanderte meinen Körper hinunter.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Warte, wie schlimm ist es? Du stirbst doch nicht wirklich, oder?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY] [/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Mach dich nicht über mich lustig“, schnaubte ich. „Als wenn ich mich von einer stinknormalen Daemonenkönigin kaltmachen lassen würde.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Coon, ich meine es ernst!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ich auch. Lass mich hier runter … fuck.“ Stöhnend sank ich auf den Asphalt. „Gottverdammte Scheiße. Wie soll ich so kämpfen?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Gar nicht, wie wäre es damit?“ Sam ging neben mir auf die Knie. „Lass mich mal sehen.“ Ich versuchte, ihre Hand wegzuschlagen, aber sie war stärker, öffnete meine Jacke und schob meinen Pullover hoch. Scharf sog sie die Luft zwischen ihren Zähnen ein. „Du blutest.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Hätte ich dir auch so sagen können“, murmelte ich. Um uns herum tobte weiterhin der Kampf. Schreie, Kreischen, das Kratzen von Krallen auf Metall und Asphalt. Lichtblitze, rot und grün. Ida, die inzwischen um einen guten Meter gewachsen war. Ramona, die langsam aber sicher schrumpfte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Das ist nicht witzig“, fuhr Sam mich an und betastete die tiefen Kratzer, die von Ramonas Krallen zurückgeblieben waren. Es hätte weit schlimmer ausgehen können. Immerhin waren meine Gedärme noch dort, wo sie hingehörten. „Deine Rippen sind gebrochen und du verlierst zu viel Blut. Du musst in ein Krankenhaus.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sind die überhaupt noch offen?“, fragte ich heiser. Sams düstere Miene war Antwort genug. „Dachte ich mir. Alle evakuiert, nehme ich an.“ Zischend schob ich Sams Hand weg, bevor sie auf die Idee kam, mich noch weiter auszuziehen. „Irgendjemand wird sich schon um mich kümmern, wenn hier alles vorbei ist. Aber wir haben jetzt andere Prioritäten.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Fluchend wippte Sam zurück auf ihre Fersen. „Du hast Recht.“ Ihr Blick wanderte zu Ida. „Sie verliert die Kontrolle, habe ich Recht?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich sah auf die Verbindung zwischen uns herab. Noch drei spinnennetzartige Fäden verbanden uns, wo vor ihrer Verwandlung ein armdicker, dunkelgrauer Strang gehangen hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich musste laut sprechen, um über den Lärm der Kämpfe gehört zu werden. „Nimm Takeo und die anderen und verschwinde von hier“, sagte ich. Sam öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch ich unterbrach sie sofort. „Sam. Bitte. Ida hat genug durchgemacht, ohne dass sie einen ihrer Freunde im Rausch umbringt. Tut ihr das nicht an. Ich sorge dafür, dass sie nicht vollkommen durchdreht, versprochen. Wenn du mir wirklich helfen willst, kannst du versuchen, Sunny zu erreichen. Ich werde einen Transport brauchen, wenn hier alles rum ist. Ich laufe keinen Meter mehr freiwillig.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sam nahm meine Hände. „Versprich mir, dass du auf dich aufpasst. Denk dran, du musst meine Trauzeugin sein, wenn Henny und ich heiraten. Tot zu sein ist keine Ausrede.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Aye, Captain“, sagte ich grinsend. „Hilf mir aufzustehen, dann weg mit euch.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Glaub nicht, dass wir weit gehen“, murmelte Sam, während sie mir aufhalf. „Wir suchen Schutz, aber bleiben in Sichtweite. Wenn wir eine Möglichkeit sehen, bei Ramonas Exzision zu helfen, werden wir nicht dumm rumstehen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ja, ja“, sagte ich ächzend und ließ mich von Sam zu einem großen Steinbrocken schleppen, der aus einer Wandfassade herausgebrochen war. Sie umarmte mich ein letztes Mal.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Bis später“, flüsterte sie in mein Ohr und küsste mich auf die Wange. Dann war sie verschwunden. Ihre Rufe füllten meine Ohren, als sie Takeo und den Rest davon überzeugte, Zuflucht zu suchen. Ihrer Überzeugungskraft vertrauend, wandte ich mich wieder dem Kampfgeschehen zu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ida war nur etwa zehn Meter von meiner Position entfernt. Unruhig sah ich dabei zu, wie sie die letzten der kleinen Daemonen verschlang und sich als nächstes auf Ramonas Bein stürzte. Die Königin kreischte, als ein großes Stück aus ihrem Oberschenkel gerissen wurde und schwarzen Rauch absonderte, wo die Wunde hätte sein sollen. Aus dem Inneren des Rathauses erklang Grollen und Knurren. Ihr Arm zitterte, schrumpfte, verschwand. Elias erschien im Loch des Rathauses, groß wie ein Bär und pechschwarz. Sein Blick fand meinen, gelbe Augen trafen gelb. Einige vereinzelte blaue Linien führten noch in verschiedene Himmelsrichtungen zu Daemonen, die seinem Ruf nicht gefolgt oder zu weit entfernt gewesen waren, um ihn zu hören. Die Verbindung zu Ramona existierte weiterhin. Ida riss ein großes Stück aus ihrem Knie und verschlang die Masse, bis sie einen weiteren Meter anschwoll. Sie war größer als Isaac damals, größer als je zuvor.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Einer der drei Fäden zwischen uns riss.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ida brüllte, schlug mit ihren Pranken wild um sich, während Ramonas freier Arm nach ihr ausholte. Er traf sie in die Mitte der Brust und schleuderte sie ans andere Ende des Parkplatzes, mitten in eine Boutique, die unter Idas schierer Masse in sich zusammenfiel und meine Partnerin unter einem Haufen Schutt begrub.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„IDA!“, schrie ich und sprang auf, bevor ich wusste, was ich tat. „IDA! HALTE DURCH!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Trümmer ruckten, als sie sich darunter regte und aus dem Stein- und Glashaufen befreite.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich warf einen letzten Blick zu Ramona. Elias war auf ihre Schulter gesprungen und begann nun, sie systematisch aufzufressen. Ich sollte ihn aufhalten, bevor er sie vollkommen übernahm, aber wie?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Der zweite Faden riss. Ich starrte auf die Verbindung zwischen uns, das letzte bisschen, das Ida noch von totalem Kontrollverlust trennte. Meine Augen fanden Ida.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Hatte ich je wirklich eine Wahl gehabt?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ungeachtet der Schmerzen und meines röchelnden Atems humpelte ich los. Mein rechtes Bein bewegte sich nicht mehr. Blut tropfte stetig meine Jeans herab und ich lief gebückt, einen Arm um meine Mitte geschlungen, den anderen seitlich haltend, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Noch fünfzig Meter.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Vierzig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mein Atem ging rasselnd. Alles in mir schrie danach, stehen zu bleiben, meinen Körper zu schonen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Noch dreißig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich konnte nicht mehr. Die Verbindung zu Ida bebte, vibrierte. Sie war so nah. So nah, und doch so fern. Tränen strömten über mein Gesicht. Ida rappelte sich unter dem Schutt auf. Ihr feindseliger Blick fiel auf mich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Noch zwanzig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ida!“, rief ich und versuchte vergeblich, mich aufzurichten. „Ida, gib nicht auf! Komm zu mir!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Noch zehn.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Idas Pranke schoss vor, geradewegs auf mich zu, doch ich wich nicht aus, reagierte nicht, schleppte mich nur weiter vorwärts. Ihre Hand verharrte starr in der Luft. Ich duckte mich daran vorbei. Hinter mir erklang Ramonas erbärmliches Kreischen. Elias war fast fertig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Keine Zeit mehr. Keine Zeit.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Noch fünf.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Vier.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Drei.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ida brüllte mich an, ihr Atem stank nach faulen Eiern. Sie lehnte sich zurück.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Der Faden zuckte. Ich ließ ihn nicht reißen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich überlagerte meine Hände, formte das dreieckige Loch zwischen meinen Handflächen, tat, was seit Gründung der Hunter, seit Beginn der Exzisionen niemand getan hatte. Ich durchforstete mein Gedächtnis nach all den lateinischen Begriffen, die in der Geburtsstunde der Hunter ausgetestet worden waren, als noch jeden Tag neue Schlüssel gefunden und aufgrund ihres fehlenden Nutzens wieder verworfen wurden. Erinnerte mich an eine Unterrichtsstunde von Sam, als Ida und ich sie ungesehen beobachteten. Und ich sprach den einen Schlüssel, von dem ich nie gedacht hatte, dass ich ihn jemals benutzen würde. Das Gegenstück der Austreibung.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„COMMUNIS!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein schwarzer Lichtblitz durchfuhr meinen ganzen Körper, sammelte sich in meinen Handflächen und schoss auf Ida zu. Das Licht explodierte. Ihr schwarzer Körper zerfloss zu einer Säule aus purer Dunkelheit, einem Strudel ihrer Masse, der sich bedrohlich auf mich zu bewegte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich ließ die Arme sinken und schloss die Augen. Öffnete meinen Mund.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Idas Essenz durchfuhr mich wie eine Welle aus dickflüssigem, schwarzem Öl. Ich bekam keine Luft. Sie erstickte mich mit ihren Eindrücken, dem zwiegespaltenen Bewusstsein, das sie seit ihrer Mutation plagte. Ein winzig kleiner Teil in ihr war noch Ida, zu traurig über meinen Tod, um den Kampf gegen die Daemonenseite zu gewinnen. Ich sah nur einen kurzen Moment in die Tiefen ihrer Seele, wo meine Ida eingerollt lag und es nicht schaffte, sich durch die Dunkelheit zu mir durchzukämpfen. Genauso schnell fiel ein Vorhang aus Hunger und Blutdurst über mich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mehr, mehr, Daemon-Ida wollte mehr. Mehr Masse, mehr Stärke, mehr Kämpfe. Sie hasste diesen kleinen Körper, in dem ich sie gefangen hatte, verabscheute die Tatsache, dass meine Gliedmaßen mir noch gehorchten, dass es so schwer war, einen so kaputten Körper zu bewegen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sidere, schrie ich in Gedanken. Sidere, Sidere, Sidere!                            [/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich stellte mir die grünen Ranken vor, wie sie aus dem schwarzen Nichts schossen und Idas daemonische Seite umklammerten, zu Boden rissen, festhielten. Ich wiederholte die Worte in meinem Kopf wie ein Mantra, bis ich in der Ferne den hellen Schimmer von Ida entdeckte, wie sie zusammengekauert dasaß.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daemon-Ida kreischte und warf sich mit aller Kraft gegen die Wände meines Bewusstseins. Wie in Trance spürte ich, dass meine Knie auf dem Boden aufschlugen, dass meine Arme herabsanken. Sie riss an den Fixierungsschlüsseln, die nur durch meine Vorstellungskraft aufrecht gehalten wurden, klammerte sich in dem Wissen fest, dass ich tot war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich bin nicht tot![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Idas weißes Gesicht in der Ferne hob sich. Sie rieb sich über die Augen, so als hätte sie tagelang geweint und nun keine Tränen mehr übrig. Verwirrt sah sie sich um. Konnte sie mich hören?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ida, ich bin hier! Ida![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Daemon-Ida durchfuhr meinen Körper wie ein Blitz. Meine Beine zuckten, traten ins Nichts, meine Fäuste ballten und öffneten sich. Fingernägel kratzten meine Handflächen auf, wanderten meinen Hals hinauf. Würgten mich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich bekam keine Luft.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]IDA, schrie ich in Gedanken und warf mich mit aller Kraft gegen die Fesseln. HÖR NICHT AUF SIE! ICH LEBE, SIEHST DU NICHT?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Meine Finger drückten fester zu. Es fiel mir schwerer, einen klaren Gedanken zu fassen. Was musste ich tun, um Ida zu erreichen? Meine Augen füllten sich mit Tränen, Blutgefäße platzten. Panik breitete sich in mir aus. Ich musste sie zurückholen, egal wie.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es erforderte meine gesamte Selbstbeherrschung, meinen Körper aufzugeben, meine zugedrückte Kehle zu ignorieren und stattdessen tief in meine Erinnerungen zu graben. Ich projizierte den Moment, als ich regungslos im Park des Ödlands lag und Ida dabei zusah, wie sie näher kam und sich verwandelte. Zeigte ihr, wie ich später aufstand und William anschrie.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Idas weiße Form kam näher. Dunkelheit griff mit knotigen Hände nach ihr, versuchte, sie zurück in ihre Ecke zu zerren, doch die Schatten verpufften zu Rauch, als sie ihre Haut berührten. Sie trat näher, wurde größer in meiner Vorstellung, bis ihr helles Gesicht mein gesamtes Bewusstsein einnahm.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ihre Hand griff nach den Erinnerungen, die wie ein blauer Schwarm Fische unter dem schwarzen Spiegel meines Bewusstseins schwammen und langsam an die Oberfläche trieben. Sie griff nach einer von ihnen, zögerte jedoch im letzten Moment.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sieh dir an, was du möchtest, flüsterte ich in Gedanken. Ich bin lebendig. Ich bin immer noch hier.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ida packte einen der Fische, der aus der Nähe eher einem Seidentuch ähnelte, das im Wind wehte. Sie entfaltete ihn.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es war meine Erinnerung, wie ich Ida nach ihrer Mutation in dem Restaurant fand. Ida gab einen erstickten Laut von sich, als sie aus meiner Perspektive sah, wie sie sich als Daemon über mich beugte, die Zähne bleckte und schließlich über mein Gesicht schleckte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]… das bin nicht ich. das kann nicht ich sein …[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Doch, das bist du, widersprach ich Gedanken. Flehend fuhr ich fort. Aber es ist noch nicht zu spät. Komm zu mir zurück, Ida. Du bist immer noch in Kontrolle. Du bist mutiert, weil du dachtest, ich wäre tot, aber ich lebe. Und ich werde weiterleben, für dich. Ich werde dich nie mehr verlassen, ich verspreche es.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Idas gewaltiges Gesicht füllte mein gesamtes Sein aus.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]… warte auf mich … [/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und mit diesen Worten explodierte sie in gleißendem Weiß, das alle Schatten ihres Daemons zerriss und mir die Kontrolle über meinen Körper zurückgab. Als hätte sie damit einen Zauber gelöst, zerfiel ihr Abbild in meinem Geist und ich fand mich abrupt in der Realität wieder.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Meine Finger waren immer noch um meine Kehle gewickelt, auch wenn sie nicht mehr zudrückten. Ich rollte mich keuchend und würgend auf die Seite, spuckte aus und hustete so lange, bis ich das Gefühl hatte, wieder halbwegs atmen zu können. Erschöpft sank ich zu Boden, Wange auf den eiskalten Asphalt gepresst. Kleine Steinchen drückten sich in meine Haut, doch ich nahm den Schmerz kaum wahr. Mein Kopf hämmerte wie bei einem sehr schlimmen Kater, zusätzlich zu all den anderen Verletzungen, die ich mir an diesem Tag zugezogen hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich fühlte mich wie von einer Dampfwalze überrollt und mit Eiswasser übergossen. Eine gefühlte Ewigkeit lag ich einfach nur da. Dann fiel mein Blick auf Ramona.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Oder was von ihr übrig war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Elias kauerte über dem kümmerlichen Rest der Königin, der nur noch so groß war wie ein Hund. Mit einer Hand, die mich problemlos von Kopf bis Fuß umfassen könnte, hob er den Daemon auf, legte den Kopf in den Nacken und versenkte seine Zähne in dem Monster, bevor er es genüsslich verschluckte. Ein letzter Wachstumsschub durchfuhr ihn wie eine Druckwelle.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Seine runden, neongelben Augen ruhten auf mir. Sein Mund öffnete sich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Tochter.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Stimme war kaum verständlich, klang eher wie der zu stark eingestellte Bass in einem Nachtclub, der den Liedtext überdeckte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Vater“, sagte ich verächtlich und zwang mich, aufzustehen. Mir war schwindelig.  Meine Stimme klang rau und meine Kehle brannte. Erst die vielen Exzisionen, jetzt das Würgen … meine Stimmbänder bekamen wirklich keine Pause. „Ich bin immer noch menschlich, wie du siehst, und deine Daemonenarmee ist auch verschwunden. Läuft nicht gerade nach Plan, was?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ein Pochen füllte meinen Schädel und ich griff mir an die Schläfe.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]… lass mich raus …[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mit einem Stöhnen legte ich beide Hände über meine Brust, gekreuzt wie bei einer Exzision. „Relictus“, sagte ich. Mein Mund öffnete sich gewaltsam und schwarze Masse strömte aus mir heraus. Es fühlte sich an, als würde ich von innen nach außen gekrempelt, so groß war Ida inzwischen, so schwer ihre Masse.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Als erstes materialisierten sich ihre Finger, mit denen sie sich aus mir herauszog, als nächstes ihr Kopf und ihr Oberkörper. Ich vergaß, zu atmen. Sie verließ mich Stück für Stück, und jeder Teil von ihr, der die Luft berührte, begann erneut zu wachsen. Es dauerte mehrere Sekunden, bevor sie sich völlig aus mir gelöst hatte und vor mir stand.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Meine Hand fuhr über meinen Mund.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es konnte nicht sein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie sah genauso aus wie zuvor. Geformt wie ein bulliger, zwanzig Meter hoher Hund mit gewinkelten Beinen wie die einer Spinne, und schwarz wie die Nacht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]War alles umsonst gewesen? Hatte ich es doch nicht geschafft, Ida zurückzuholen?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mein Blick fiel auf die Verbindung zwischen uns, die dunkelgraue Nabelschnur, die uns zuvor nur über Seidenfäden verknüpft hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Stattdessen hing nun zwischen unseren Brustbeinen ein schneeweißes, knotiges Seil, das mit Funken sprühte. Es war wunderschön. Ida blickte genau wie ich darauf hinab. Unsere Augen fanden sich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Wir sind eins.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Idas Stimme rang wie ein Donnergrollen durch die Luft, aber gleichzeitig hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf, voller Bewunderung und Ehrfurcht. Wie war das möglich? War es die Verbindung zwischen uns? Hatte unsere erzwungene Vereinigung etwas bewirkt, von dem ich nicht wusste?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ida“, sagte ich und trat zu ihr, strich über das Bein, das ich erreichen konnte. Sie erschauderte bei meiner Berührung. „Weißt du, was passiert ist? Kannst du dich an alles erinnern?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Nicht so richtig.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wäre sie nicht so groß, würde sie sicher die Stirn kräuseln, so wie sie es immer tat, wenn sie etwas nicht ganz verstand. Ihr Kopf neigte sich in meine Richtung.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Aber er ist derjenige, der für das hier verantwortlich ist, oder?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich nickte. Idas Stimme sank bedrohlich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Dann wird er dafür bezahlen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und mit diesen Worten begann Idas Körper zu beben, zu vibrieren, sich zu verschieben. Ihre Gliedmaßen wurden länger, die Gelenke schienen sich zu bewegen, Position zu ändern. Ihr gewaltiger Kopf formte sich neu, zog die Schnauze zurück, bis stattdessen der annähernd menschliche Kopf eines Mädchens zu erkennen war. Langsam und ächzend richtete sich Ida auf. Ihre enorme Fingerspitze strich ein letztes Mal über meinen Kopf, bevor sie aufstand und sich Elias mit ihrer vollen Größe entgegenstellte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie ist diejenige, die dich zurückhält, zischte Elias und trat mit ausgebreiteten Armen auf Ida zu. Keine Sorge, Tochter. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du sie zurückholen kannst, aber ich werde sie für dich vernichten. Dann endlich kannst du deine wahre Form annehmen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Versuch's doch, Arschloch!“, schrie ich zurück. „Ida, mach ihn kalt.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]>Brauchst du mir nicht zu sagen, Coon.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und so betraten sie das Schlachtfeld, meine weiße Dame und der schwarze König, der sich seine eigene Dame einverleibt hatte. Und ich? Die weiße Königin?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich tat das Einzige, was ich in dieser Situation tun konnte. Ich versteckte mich hinter einem der umgestürzten Autos.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wie bei dem Kampf gegen Isaac wusste ich, dass ich ab diesem Punkt nur noch im Weg stehen würde. Ida war stark. Sie war kleiner als Elias, aber ich vertraute ihr. Sie würde ihn besiegen. Sie musste. Oder der ganze Distrikt war am Ende.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es war in dem Moment, als Ida sich knurrend auf Elias stürzte und ihn mit sich zu Boden riss, da Autoscheinwerfer in einer der Seitenstraßen aufblitzten. Das Röhren des Motors wurde lauter und ich erhob mich hinter meinem Versteck. Von hinter mir konnte ich Schritte hören. Sam und die anderen, vermutlich. Und der blaue Jeep mit dem Jack-Logo konnte nur einer Person gehören.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sunny“, rief ich erleichtert, als er mit dem Wagen zum Halt kam und Ausstieg.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Was ist mit deiner Stimme passiert?“, fragte er sofort und nahm mich in den Arm. Als ich zusammenzuckte, schob er mich vorsichtig auf Armlänge weg und begutachtete mich von oben bis unten. Sein Lächeln verblasste. „Was ist mit dir passiert?“, korrigierte er.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Coon liebt Nahtoderfahrungen“, sagte Sam. „Jetzt rein ins Auto mit dir, Sunny fährt dich zu Mary. Sie kümmert sich um deine Wunden.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich sah betont von Sam zu Ida, die ein Stück aus Elias' Schulter biss, bevor er sie herumriss und an ihrem Arm zerrte. „Ganz sicher nicht“, verkündete ich. „Solange Ida kämpft, bleibe ich hier.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ida kreischte. Ich fuhr erneut zu ihr herum, dieses Mal nicht mehr ganz so ruhig. Hatte ich Elias unterschätzt? War er womöglich viel stärker als Ida und ich hatte es nicht bemerkt?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Der Arm riss ab. Mit Horror sah ich dabei zu, wie Elias die Gliedmaße herunterwürgte, während Ida mit den Füßen nach ihm trat, es aber nicht schaffte, ihn von sich herunter zu hieven.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Scheiße“, murmelte ich. Bevor ich wusste, was ich tat, war ich schon auf dem Weg zum Schlachtfeld, humpelnd, verletzt und entschlossen, Elias mit bloßen Händen von Ida wegzuzerren, wenn ich musste. Sam packte mich am Arm.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Coon, stopp. Was zur Hölle hast du in deiner Verfassung vor?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Ihr helfen“, fauchte ich und riss mich los. Ida hatte es geschafft, unter Elias wegzurutschen und lief nun auf ihren riesigen Beinen zum Rathaus zurück. Der Daemonenkönig streckte die Arme aus und folgte ihr. Es war ein merkwürdiger Anblick. Ich war es gewohnt, dass Daemonen wie Tiere aufeinander losgingen, aber der Kampf zwischen diesen beiden ähnelte eher einem Boxkampf zwischen Riesen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ida wich seinen Schlägen mit Mühe aus, wand sich los, als er sie erneut packte, stolperte jedoch nach hinten und begrub einen Seitenflügel des Rathauses unter sich. Stahlbalken kippten in Zeitlupe zur Seite, Stein und Beton bröckelte zu Boden, Glasscherben flogen durch die Luft und spickten ihren Rücken wie einen Igel.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Eine Hand landete auf meiner Schulter. Takeo stand neben mir, Blick auf Ida und Elias gerichtet. „Der Daemon ohne Arm ist dein Dae?“, fragte er. Ich nickte stumm. „Dann werden wir ihr so gut wie möglich helfen. Wir sind schließlich das Cross-Hatch-Team. Wird Zeit, dass wir das zeigen. Leute, Formation B einnehmen. Joey, Larissa, ihr übernehmt die fehlenden Positionen. Raccoon, du solltest dich ausruhen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nein“, krächzte ich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Coon“, stöhnte Sam. „Warum bist du nur so?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„So was?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„So du!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Takeo sah mich einen Moment länger an. Aus seiner Manteltasche zog er ein mehrfach zusammengefaltetes Stück Papier heraus und reichte es mir. „Versuch, mitzuhalten.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich öffnete den zerknitterten Zettel, während Takeo und der Rest der Hunter an mir vorbeigingen und sich in vier Gruppen aufteilten. Schnell überflog ich den Inhalt. Es handelte sich um einen Exzisions-Plan, so einen, wie ich ihn mir bei unserem Kampf gegen Isaac gewünscht hätte, komplett mit Intervallen, Knotenpunkten, Signalen und Mustervarianz.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sunny schielte über meine Schulter, Augenbrauen gehoben. „Was ist das, ein Bauplan?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Schnaubend schob ich den Zettel in meine Jackentasche und humpelte los. Sam war sofort an meiner Seite und half mir, auf den Beinen zu bleiben. „Du kannst kaum noch reden“, sagte sie leise. „Du kannst kaum noch stehen. Denkst du wirklich, du bist Ida in diesem Zustand eine Hilfe?“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich lief weiter, wusste aber innerlich, dass sie Recht hatte. Was machte ich hier? Wären die Rollen vertauscht, hätte ich Sam längst irgendwo gefesselt und geknebelt zurückgelassen, damit sie sich nicht in Gefahr brachte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sunny tauchte neben uns auf. Er hielt leicht Schritt, bis wir den Rest der Hunter erreichten. Takeo führte Team B an, bestehend aus ihm und fünf anderen, das für das Hauptmuster verantwortlich war. Andrew stand an der Flanke von Team C, laut Plan die drei Hunter, die das Nebenmuster übernahmen. Team A kümmerte sich um die Fixierung. Sie mussten die Verluste abbekommen haben, denn sie waren ein Mann zu wenig, trotz der beiden anderen, die eingesprungen waren.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sam überließ mich Sunny, während sie sich Andrews Team zugesellte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Wohin?“, fragte er, und ich war ihm unendlich dankbar, dass zumindest er meine Entscheidung nicht hinterfragte. Ich deutete auf die linke Gruppe von Team A. Sie würden meine Hilfe am ehesten gebrauchen und ich fühlte mich nicht in der Lage, ungeübt die verschiedenen Muster mitzumachen. Wenn ich nur einen Fehler machte, zerfiel die ganze Symmetrie.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Halb humpelte ich, halb ließ ich mich von Sunny mitschleifen. Ich hatte das ungute Gefühl, dass er mich den gesamten Kampf über würde festhalten müssen, damit ich beide Hände für die Fixierung freihatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Aus der Frontlinie von Team B startete Takeo seinen Countdown. Ida umklammerte unterdessen mit ihrer übriggebliebenen Hand einen der Stahlpfeiler, der aus dem Rathaus herausragte und zog ihn mit einem frustrierten Schrei aus dem Betonfundament heraus. Sie schwang damit wie mit einem übergroßen Knüppel nach Elias, der zurücksprang. Er überragte sie inzwischen um gut fünf Meter. Es war nicht unmöglich, noch gegen ihn zu gewinnen, aber es würde verdammt schwer werden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als an ihrer Seite kämpfen zu können. Trotzdem hob ich meine Arme und überlagerte meine Hände, vertraute Sunny damit, meinen Körper aufrecht zu halten, indem er einen Arm um meine Taille schlang und mich festhielt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„DREI!“, rief Takeo. „ZWEI! EINS! ABIRE!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sidere!“, erschallte es gleichzeitig aus meinem eigenen Team, sowie eine Sekunde später Mori! aus Team C.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Abire!“ Team B. „Sidere!“ Team A.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Deficere!“ Team B. „Sidere!“ Team A.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Occidere!“ Team C.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Erleichtert über meine Entscheidung, Team A zu unterstützen, gab ich mich ganz dem Rhythmus der beiden anderen Teams hin und intonierte wieder und wieder Sidere, Hände stets auf Elias gerichtet, der dank Idas neugefundener Waffe nicht nah genug an sie herankam, um sie zu beißen oder in die Schusslinie unserer Schlüssel zu drängen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Elias und sein Team benutzten eine sogenannte gestaffelte, trigonale Leiter, auch Pyramide genannt, bei der die Schwächungsschlüssel pro Kategorie doppelt verwendet wurden, während gleichzeitig die trigonale Leiter der Kategorien auf und ab ging. Gleichzeitig ließ er Sprechintervalle zwischen den wiederholten Schlüsseln offen, damit Team C eine inverse einfache trigonale Leiter in die Zwischenräume einfügen und so das primäre Muster stärken konnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Meine Augen brannten von dem Lichtspektakel, das sich seit dem Beginn der Cross-Hatch-Exzision gebildet hatte. Die grünen Fixierungsranken schossen zu hunderten aus dem Asphalt unter Elias' Füßen, verwickelten und verknoteten sich miteinander, bis sie dick wie Baumstämme waren und schlangen sich um seine Fußgelenke und Beine. Seine Schritte stoppten, zumindest für einen Moment, bevor die Ranken bei seinen Bewegungen rissen, doch wir hörten nicht auf, neue Fixierungsschlüssel zu rufen und schon bald ähnelte der Parkplatz in meinen Augen einem Urwald.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Am beeindrucktesten jedoch waren die Schwächungsschlüssel. Selbst ohne erweiterte Daemonensicht war es mir bei dem Kampf gegen Isaac gelungen, die roten Lichtfäden auszumachen. Nun wusste ich auch, weshalb. Als verstärke jeder Hunter die Schlüssel seiner Nachbarn, schossen die roten Lichtstrahlen wie Laser auf Elias zu und bildeten gigantische Kaleidoskope, wo sie aufeinandertrafen. Elias brüllte, als seine Masse sich in dichten, dunklen Rauch verwandelte und als Gewitterwolke über seinem Haupt schwebte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nun endlich wanderte seine Aufmerksamkeit zu uns. Statt Ida anzugreifen, ließ er sich auf alle Viere fallen und erschütterte den Erdboden. Ich stolperte, wurde gerade so von Sunny auf den Beinen gehalten. Einige der anderen Hunter hatten weniger Glück. Drei fielen, der Rest musste die Arme herunterreißen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Takeo klatschte schnell das Zeichen für Pause, aber der Schaden war angerichtet. Das ohnehin noch nicht sehr starke Muster verpuffte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Fluchend richteten wir uns auf, doch Elias war noch nicht fertig. Er stampfte von einem Bein auf andere. Risse bildeten sich im Parkplatz, zogen sich wie blitzförmige Narben durch den Asphalt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Rückzug!“, schrie Takeo, doch es was zu spät. Ida rannte auf Elias zu, Stahlbalken wie eine Lanze vorgestreckt. Elias duckte sich darunter hinweg, griff das andere Ende und schleuderte Ida wie eine Puppe im Kreis, bis ihr Griff nachließ und sie als schwarzer Komet durch die Luft in das Hochhaus hinter uns donnerte. Schuttwolken füllten den Himmel, Beton und Glas regneten zu Boden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dann brach das Gebäude ein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„LAUFT!“ Takeos Stimme verlor das letzte bisschen Ruhe. „LAUFT!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Hunter rannten. Andrew packte Sam am Handgelenk und preschte nach rechts, dicht gefolgt von zwei weiteren aus seinem Team. Takeo rannte in die andere Richtung, schrie dem Rest seines Teams zu, ihm zu folgen. Ein Betonklotz krachte wenige Meter vor uns zu Boden und begrub den letzten seiner Gruppe unter sich. Blut formte eine Lache unter ihm.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mein Team war ebenfalls losgesprintet, um sich in Sicherheit zu bringen. Sunny zog an mir, doch so sehr er sich auch bemühte, ich war nicht in der Lage, mehr als schnell zu gehen, und selbst das nur mit seiner Hilfe. Neben uns krachte ein weiteres Stück Mauerwerk in den Boden. Staub und Schutt lagen so dicht in der Luft, dass wir binnen Sekunden kaum noch atmen konnten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Sunny“, keuchte ich und zerrte seine Hand von mir weg, „lass mich hier.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sein Blick verfinsterte sich. Hinter uns stöhnte Ida, ein Geräusch wie ein Flugzeugmotor, und erhob sich aus den Trümmern. Sofort stürzte ein weiterer Teil des Gebäudes ein. Schutt, Holzsplitter und Steine prasselten auf uns herab. „Sunny!“, fluchte ich und schubste ihn von mir weg. „Renn, verdammt!“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Niemals!“ Er packte mich erneut und machte Anstalten, mich hochzuheben. Zuerst wehrte ich mich, doch dann ließ ich ihn. Solange wir von hier wegkamen, war es schneller, als mit ihm zu streiten. Hustend kämpfte Sunny sich durch den Nebel aus Staub und Stein. Als wir außerhalb des herunterfallenden Schutts standen, ließ er mich keuchend runter und sank zu Boden, wo er fieberhaft nach Luft rang.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Zwei Dinge geschahen schnell hintereinander.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Elias warf den Stahlbalken in seiner Hand empor, fing ihn wie einen Speer und schleuderte ihn über unsere Köpfe hinweg auf Ida zu. Der Speer durchschlug die graue Wolke und hinterließ einen Radius aus sichtbarer Umgebung. Ich drehte mich mit der Flugbahn des Metallstabes um und konnte genau sehen, wie er durch Idas Kopf hindurch fuhr und sie wie einen schwarzen Schmetterling gegen die Ruine des Hochhauses heftete.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich sah außerdem das gewaltige Stück Fassade, das im Fallen von dem Speer getroffen und in tausend kleinere, spitze Steinfragmente zerschlagen wurde. Ich sah den Regen aus Tod, der auf uns herabkam. Sah Sunny, wie er regungslos am Boden lag und wegen des Staubs in seinen Atemwegen kaum zur Luft kam. Mir blieb nur ein Sekundenbruchteil, kaum Zeit genug für eine bewusste Entscheidung.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es reichte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ich warf mich schützend über Sunny, meinen Kindheitsfreund, meine Sonne, den Jungen, den ich vor Jahren nicht gerettet und so enttäuscht hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und ich spürte den abrupten, brennenden Schmerz, als sich zwei der Steinfragmente tief in meinen Rücken bohrten.[/JUSTIFY]



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kerstin-san
2020-12-19T10:47:03+00:00 19.12.2020 11:47
Hallo,
 
andere würden wimmernd am Boden leigen und sich keinen Milimeter mehr rühren, aber nicht Coon. Unfassbar, was die alles mit zusammengebissenen Zähnen durchsteht und einfach weitermacht. Das ist einfach nur noch pure Willenskraft, die sie auf den Füßen hält.
 
Ahhh, ich war so froh, als Coon zu Ida durchdringt und sie wachrütteln kann und Ida daraufhin die Kontrolle über ihre daemonische Seite gewinnt. Der Kampf war auf jeden Fall super packend beschrieben. Sowohl Ida als auch Elias schenken sich nichts und die Hutner versuchen zwar ihr bestes, um zu helfen, stehen aber doch ganz klar auf verlorenem Posten.
 
Liebe Grüße
Kerstin


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