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Blutorange

von

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Das Treffen

Beschwingte Musik erklang aus dem gehobenen Gasthaus. Leicht bekleidete Damen winkten den Passanten und Besuchern von ihrem Balkon aus zu. Das Licht war schummerig, aber warm.

„Hey Süßer, wir haben frischen Vanille-Pudding. Komm doch rein und probiere etwas davon“, raunte eine etwas in die Jahre gekommene Dame dem jungen Malcolm zu.
 

Dieser wandte sich nervös seiner Begleiterin zu.
 

„Sind Sie sicher?“, hauchte er ihr zu. Inzwischen ging ihm ziemlich die Düse. Drei Tage hatte es nur gebraucht, um den Monstermafiosi ausfindig zu machen und die Spuren hatten sie zu diesem Gasthaus geführt. Allerdings bekam Malcolm langsam das Gefühl, dass es sich doch eher um ein Freudenhaus handeln musste.
 

„Wieso? Sieht doch nett aus“, lächelte Sharon unbekümmert.
 

„Das ist die zwielichtigste Gegend im Umkreis von zehn Tagesmärschen! Und Sie finden das nett?!“
 

„Du könntest auch hier draußen warten“, schlug sie ihm vor.
 

Für einen Moment hätte Malcolm das Angebot beinahe angenommen. Dann zuckte er panisch zusammen, als er Schüsse hörte.
 

„Ich begleite Sie, Miss!“, japste er und schob Sharon eilig in das Gasthaus.
 

„Was ist mit deinen Sachen? Wenn du sie hier draußen stehen lässt, sind sie bestimmt gleich-…“
 

Gerade als Malcolm sich umdrehen wollte, um sich seine Karre zu schnappen, musste er entsetzt feststellen, dass dieser bereits fehlte. Eine vermummte Gestalt rannte mit ihr die Straße hinunter und ratterte so dermaßen über den schlecht gepflasterten Weg, dass die restlichen Teller und Tassen aus dem Karren purzelten und auf den Steinen zerschellten.

Bedröppelt sah Malcolm dem Dieb nach.
 

„Hat sich erledigt…“, seufzte er niedergeschlagen und folgte Sharon ins Innere.
 

Die Stimmung im Gasthaus war ausgelassen. Man trank Bier, sang Lieder, schmuste wild herum - kurzum, es war eine ausgelassene Feier. Sharons Blick schweifte durch das Lokal und blieb schließlich an einem mit Vorhängen dekorierten Durchgang hängen. Er wurde von zwei Schergen bewacht. Das musste es sein.
 

Bevor Sharon einen Schritt auf die Typen zumachen konnte, griff Malcolm ihren Arm und zog sie in eine Ecke. Ihm war nicht wohl dabei. Was genau hatte sie überhaupt vor? Wie würde das für sie beide enden?
 

„Sagen wir, er willigt ein. Was wird er tun? Mit uns zurück kommen? Eine Armee mitschicken?“, wisperte er ihr zu.
 

Daran hatte Sharon keinen Gedanken verschwendet. Sie nahm an, dass Risto schon einen Weg finden würde.
 

„Vielleicht gibt er uns etwas mit, was wir den Banditen übergeben sollen. So ein Schwarzes Mal, was sie automatisch zu ihm führt.“ Plötzlich musste sie anfangen zu lachen. „Schwarzes Mal, verstehst du? Weil sie für ihn ein Festmahl werden!“
 

Malcolm sah Sharon verstört und fassungslos an. „Waren Sie schon immer so morbide?“
 

Dass der Monstermafiosi die Banditen fressen sollte hatte er schon vor langer Zeit begriffen. Aber dass die eigentlich so gutherzige Bibliothekarin diesen Plan so amüsiert hinnahm? Vielleicht sollte er doch lieber vor ihr Reißaus nehmen.
 

Selbstbewusst und bestimmt verkündete Sharon den Schergen, dass sie zu Risto wolle. Diese sahen einander an, prusteten leise aber ließen sie ohne Umschweife passieren. Malcolm folgte ihr dicht. Natürlich, um sie im Notfall zu beschützen! Mit. Tja. Okay, damit sie ihn beschützen konnte, falls etwas passierte!
 

Der riesige Mafiaboss fläzte sich gemütlich in seinen Berg samtener Kissen und pulte mit einem langen Finger zwischen seinen scharfen Zähnen, um sie von Essensresten zu befreien.

Seine Nüstern weiteten sich, als ihm ein entfernt vertrauter Geruch entgegen stieg. Lieblich, wie ein Wein. Es weckte eine Erinnerung von Geborgenheit in ihm. Schwerfällig und schnaubend richtete er sich etwas auf und beäugte die kleine Gestalt, die in seine Räumlichkeiten getreten war.

Kurz blitzte ein Lächeln auf Ristos breitem Maul. Hätte man die Chance gehabt, ihn genauer zu betrachten, wäre einem vielleicht die leichte Rötung seiner Wangen aufgefallen.
 

Laut räusperte er sich und es klang tief, rau und feucht.
 

„Sharon, Liebes. Was führt dich zu mir?“, grollte seine mächtige Stimme.
 

Der Angesprochenen fiel insgeheim ein Stein vom Herzen. Er kannte sie noch! Nicht, dass sie daran ernsthaft gezweifelt hatte. Sharon trat an Risto heran und tätschelte liebevoll seinen gigantischen Bauch.
 

„Hallo, Risto“, säuselte sie glücklich.
 

Risto ließ eine einer gigantischen Pranken langsam zu Sharon herunter sinken. Mit einer überraschenden Zärtlichkeit streichelte er mit einem langen Finger ihre Wange. Diese lehnte sich sichtlich genießend in die Berührung.
 

Malcolm, der eh schon ehrfürchtig so weit Abstand genommen hatte, wie ihm möglich war, riss hysterisch die Arme hoch. Er konnte die Szene, die sich gerade vor ihren Augen abspielte, kaum begreifen.
 

Mit beiden Händen umgriff Sharon den liebkosenden Finger an ihrer Wange und sah mit großen Augen zu Risto hinauf.
 

„Unser Dorf wird von schmierigen Banditen heimgesucht“, erklärte sie ihm knapp.
 

Erneut zeigte der Dämon seine weißen Fänge. Dieses mal in einem düsteren, hungrigen Grinsen. Malcolm stand mit schlotternden Knien kauernd in der Ecke. Alles in ihm Schrie nach Flucht, aber Sharon stand tiefen-entspannt direkt bei dem riesigen Monster.
 

„Und da bist du zu mir gekommen. Eine kluge Entscheidung, Liebes. Dabei helfe ich dir doch gerne.“
 

Eine viel zu lange, dunkle Zunge benetzte die Fänge mit schwarzem Speichel. Daraufhin donnerte ein grausames Lachen aus seiner Kehle.



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