Zum Inhalt der Seite

Meine Reise

Kein Traum, Hexer gibt es wirklich
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Geister und Strafe

Schweigend folgte ich Letho zu der Ruine und wich den Kadavern der Endriagen aus. Ich hatte keine Lust jetzt noch, nach dem Kampf in Kontakt mit ihrem Gift zu kommen. Ich versuchte auch möglichst alles zu meiden, was bereits mit deren Gift in Kontakt gekommen war. In der Turmruine selbst war es ziemlich dunkel, trotz der Fackeln, die Letho mit einem Igni entzündet hatte.

Ich schaute mich um, konnte aber auf den ersten Blick nichts erkennen, was fehl am Platz wirkte. Also wandte ich mich der Treppe zu. Ich wich den Spinnengeweben so gut es ging aus, die denen ich nicht ausweichen konnte, wischte ich hektisch und angewidert aus dem Gesicht und von den Haaren. Das war echt eklig. Hinter mir hörte ich etwas. Es klang nach einem amüsierten Schnauben von Letho, doch als ich mich zu ihm umdrehte, blickte ich in sein noch immer finsteres Gesicht.

Entmutigt überhaupt irgendetwas zu sagen drehte ich mich wieder um und stieg weiter die Treppe rauf.

Oben angekommen, konnte ich überall die Kadaver der Harpyien sehen. Ich wollte mich schon in Richtung des Holzverschlages begeben, als ich etwas ziemlich Vertrautes hörte. Ich fror in meine Bewegung ein und lauschte auf das Geräusch. Da schon wieder. Es war so vertraut und doch hätte ich niemals damit gerechnet es so schnell wieder oder gar hier zu hören. Ich drehte mich in die Richtung, aus der es kam und schritt darauf zu.

Es lag nahe an einem der Feuerkörbe. Ich traute meinen Augen nicht, tatsächlich hatten meine Ohren mich nicht getäuscht. Aber wie kam dieses Teil denn hier her? Und wo war sein Besitzer. Ich griff danach, gerade als es wieder summte. Doch kurz bevor ich es aufheben konnte, spürte ich eine schwere Hand im Nacken, die mich zurück zog.

„Sag mal spinnst du! Erst ignorierst du meine Anweisungen und dann willst du einfach so ein unbekanntes magisches Artefakt anfassen? Denkst du eigentlich auch einmal nach, bevor du handelst?!“ blaffte Letho mich an. „Wenn du so weiter machst, kann ich Geralt verstehen, warum er dich Quälgeist nennt.“ Murmelte er noch.

Erschrocken zuckte ich zusammen und setzte dann die Worte zusammen, die ich gerade gehört hatte. Verwirrt sah ich Letho an, „Was für Anweisungen? Hast du mich deswegen baden geschickt?“ fragte ich verdattert. „Stell dich nicht dümmer als du bist, natürlich die Anweisung, dich aus dem Kampf zu entfernen. Aber nein, Fräulein Menge weiß es natürlich besser, als der Erfahrung eines Mutanten zu vertrauen!“ warf er mir vor.

Seine vor Wut und Enttäuschung funkelnden Augen lagen auf mir. „Ich habe dich wirklich nicht gehört. Ich hatte nur am Rande mitbekommen, dass du geflucht hattest. Aber da ich nichts verstand, hatte ich mir nichts dabei gedacht.“ Rechtfertigte ich mich. Vermutlich konnte man hören, dass auch ich jetzt verletzt klang. Es tat irgendwie weh, das Letho mir so etwas vorwarf.

„Nicht wirklich besser. Hat der Unterricht dir heute Morgen nicht bewiesen, wie wichtig es ist, auf seine Umgebung zu achten! Außerdem wusstest du, dass es passieren kann, dass ich dich zu deiner eigenen Sicherheit wegschicken könnte. Ein Grund mehr, aufzupassen!“ zeterte er weiter.

„Tut mir leid. Ich war einfach zu sehr auf das Monster vor mir konzentriert.“ Entschuldigte ich mich, mit hängenden Schultern.

„Ein ´es tut mir leid`, reicht hier nicht. Dafür wirst du nachher deine Strafe noch bekommen. Damit du auch wirklich etwas lernst!“ offenbarte er mir. Mit großen Augen und vermutlich auch einem leicht ängstlichen Gesichtsausdruck, schaute ich ihn an. Doch er hatte sich bereits vor das kleine Ding gehockt und stupste es mit einem Stock an. Wie ein kleiner Junge, einen Käfer oder toten Vogel.

„Keine Sorge, das ist nicht magisch. Es ist ein Handy.“ erklärte ich ihm. Die Gedanken an meine Strafe, schob ich erst einmal in meinen Hinterkopf.

Dann griff ich danach und schaute auf das Display. 10 verpasste Anrufe von einer unbekannten Nummer. „Und was ist ein Handy?“ wollte er wissen. Ich hielt es ihm hin. „Damit kann man mit Personen sprechen, auch wenn sie weit entfernt sind. Und Nachrichten verschicken.“ Erklärte ich ihm. Er zog fragend eine Augenbraue hoch, seine eben noch vorherrschende Wut wurde scheinbar durch Neugierde verdrängt. „Wie mit einem Xenogloss.“ Erläuterte ich weiter.

„Also doch magisch.“ Schloss Letho daraus. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, daran ist nichts Magisches, auch wenn es so scheinen mag. In meiner Heimat hat fast jeder so ein Gerät. Mit manchen kann man auch von Angesicht zu Angesicht sprechen.“ Erzählte ich weiter. „Ähnlich wie bei einen Megaskop?“ fragte nun Letho. Ich nickte. „Ja, es fast wie eine Mischung aus Xenogloss und Megaskop. Außerdem kann man damit Bilder machen und fast alles Wissen abrufen.“ Letho sah mich mit großen Augen an, doch dann fing er an zu lachen. „Da hättest du mich beinahe gekriegt. Aber so leicht lasse ich mich nicht reinlegen.“ Grinste er.

„Ich veräpple dich nicht. Das kann ein Handy wirklich.“ Schmollte ich. „Ja, ja und Iorweth wird der nächste Kaiser.“ Meinte er. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann glaub mir halt nicht. Ich würde es dir ja gerne zeigen, aber scheinbar gibt es hier keinen Empf…“ er unterbrach mich. „Scht. Ich höre eine Stimme.“ Er zog sein Stahlschwert und ging in Richtung des ehemaligen Wachlokals.

Zögernd folgte ich ihm. Er hatte zwar nicht gesagt, dass ich mitkommen soll, aber er hatte auch nicht gesagt, dass ich warten sollte. Als ich näher kam, hörte ich auch Jemanden. Er sprach scheinbar mit sich selbst, allerdings konnte ich kein Wort verstehen.

Letho stieß die Tür auf und uns kam eine Wolke ziemlich übelriechender Luft entgegen. Es schien kein gefährliches Gas zu sein, den Letho entzündete die Fackeln. Ich konnte das Skelett sehen, das auch im Spiel dort lag. Aber an der hinteren Wand schien jemand zu sein. Er lief hin und her und starrte auf etwas das er in seiner Hand hielt, dabei murmelte er die ganze Zeit etwas vor sich hin.

Ab und zu hielt er seine Hand hoch und fluchte dann.

Es war ein Geist. Nun ein Geist wäre hier in dieser Welt nichts Besonderes, könnte man denken, aber dieser trug Turnschuhe, Jeans und einen Pullover, während er auf seinem Handy rum tippte und wohl nach Empfang suchte.

Vorsichtig ging ich näher dran, um zu hören was der Geist vor sich hin murmelte. Er beschwerte sich unter anderem über den nicht vorhandenen Empfang und das etwas nicht ging. Der Geist reagierte weder auf mich, noch auf Letho. Der Hexer senkte sein Schwert, steckte es jedoch nicht weg.

„Verstehst du was er sagt?“ wollte ich von Letho wissen. „Wirres Zeug. Er hat scheinbar vor seinem Tod den Verstand verloren. Und die Kleidung erst. Wo trägt man sowas?“ antwortete er mir.

„Die trägt man Größenteils in meiner Heimat. Das ist ganz normale Alltagskleidung.“ Erwiderte ich. Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an und schüttelte dann den Kopf leicht. Wenn ich so weiter machte, glaubte er wahrscheinlich das ich ebenfalls verrückt bin. Vielleicht sollte ich nicht weiter von meiner Heimat erzählen.

Ich zuckte erschrocken zusammen, als der Geist auf einmal wütend schrie, „Warum geht das nicht, scheiß Handy. Wenn meine Freundin das sieht, die bringt mich um!“ ich sah zu ihm rüber, er schien wie wild auf seinem Handy herum zu tippen. „Erst kriege ich so eine komische SMS, dann schickt mein Handy selbstständig eine Statusmeldung und jetzt kann ich meinen Verlauf nicht löschen. Blödes Ding, wenn das so weiter geht, kaufe ich mir ein neues!“ fuhr der Geist in etwas normalerer Lautstärke fort.

Das machte mich neugierig. Ich holte das Handy hervor und schaute nach was der Geist meinte. Aber die Statusmeldung und auch die SMS fand ich nicht. Dafür quoll der Verlauf über, beziehungsweise er hatte in seinem Browser jede Menge Tabs offen. Die ersten waren harmlos, verschiedene Suchanfragen, Onlinebanking und einige Foren. Allerdings kamen dann welche, die mir die Ohren schlackern ließen. Der Kerl hatte sich verschiedenste Seiten über allen möglichen Schweinskram, wie meine Ziehmutter aus dem Heim es nennen würde, angeschaut. Fotos und Videos über BDSM und etliche Fetische, auch einige Swingerclubs schienen dabei gewesen zu sein.

„Auch normal und alltäglich in deiner Heimat?“ fragte Letho plötzlich an meinem Ohr. Erschrocken schaltete ich den Bildschirm aus, ich hatte gar nicht mitbekommen das er sich hinter mich gestellt und mir über die Schulter zu geschaut hatte. Ich drehte mich mit rotem Gesicht zu ihm um. „Für manche schon. Ist aber öffentlich nicht so verbreitet.“ Stammelte ich.

„Und bei dir?“ fragte er mich direkt. Ich schnappte nach Luft, Männer! Natürlich würde er so etwas wissen wollen. „Ich bin streng Religiös aufgezogen worden!“ murrte ich und drehte mich weg. „Schon gut, ich zieh dich doch nur auf.“ Grinste der Hexer. „Und woran glaubt deine Religion?“ fragte er weiter. „Ist doch egal, selbst wenn ich es dir erzähle, würdest du damit nichts anfangen können oder du würdest mir wieder nicht glauben.“ Schmollte ich. Letho schüttelte gutmütig den Kopf und wandte sich dem Skelett zu. „Der hier scheint nicht Geist gewesen zu sein.“ Meinte er über die Schulter zu mir und inspizierte dann weiter die Fetzen, die der Knochenmann noch trug.

Ich ließ Letho das Skelett untersuchen, für mich würde er keine Brauchbaren Infos haben. Ich schaute mich in dem Raum noch ein wenig um, doch scheinbar gab es hier nichts weiter.

Ich blickte nach oben, doch auf den ersten Blick gab es dort nichts. Durch die Bretter schien das wenige Licht der Sonne, was die Wolken durchließen. Aber steckte da nicht etwas zwischen den Brettern? Ich drehte mich zu Letho um. Er starrte gerade auf ein altes Pergament. „Woher, …?“ murmelte er vor sich hin.

„Ich schaue mich oben um, Letho.“ Rief ich ihm zu, ehe ich aus der zweiten Tür heraus trat. Ich ging zu der alten Leiter und kletterte daran nach oben. Ganz vorsichtig natürlich. Nur weil Geralt ohne Schwierigkeiten nach oben kam, hieß es ja noch lange nicht, dass die Leiter nicht doch morsch war und mir würde so ein Sturz deutlich mehr aus machen, als einem Hexer. Oben an der Leiter angekommen, stand ich vor dem nächsten Problem.

Wie kam ich nun endgültig auf das Dach? Für das letzte Stück gab es keine Leiter. Ich versuchte erst so irgendwie halt an der Mauer zu finden, um hoch zu klettern, doch ich konnte nirgends richtig meinen Fuß platzieren. Bei Geralt sah das immer so einfach aus, wenn er irgendwo hoch klettern musste. Ich trat einige Schritte zurück und versuchte es mit Anlauf, doch mir fehlte die richtige Technik. „Also zurück zu den Grundlagen.“ Murmelte ich, die Wand in der Hindernisbahn bei der Bundeswehr war sogar noch ein Stück höher und da hatte ich es auch geschafft. Also trat ich wieder einige Schritte zurück und nahm diesmal etwas schräger den Anlauf.

Mit mühe schaffte ich es. Eine dünne Wand zu erklimmen, wo man oben seinen Fuß rüber haken kann, war deutlich einfacher, als ein Mauervorsprung. Aber ich war oben. Schnell trat ich vom Rand weg. Schließlich wollte ich nicht abstürzen.

Der Ausblick entschädigte für die Mühe. Man konnte von dort oben, den Pontar von Norvigrad bis Oxenfurt überblicken. Ohne den Krieg müsste es hier wunderschön sein. Vielleicht wird es das auch eines Tages wieder. Doch der Ausblick wurde mir durch ekligen Verwesungsgeruch vermiest. Ich schaute mich um, von den Skeletten konnte es nicht kommen, schließlich waren die schon lange verwest, beziehungsweise, deren Fleisch schon lange von den Knochen genagt. Es waren vermutlich Opfer der Harpyien, überlegte ich. Doch es gab einen fünften Leichnam hier oben. Und der schien noch nicht so lange hier zu liegen. Ich ging nur wenige Schritte näher, aber der Turnschuh verriet mir auch schon aus der Entfernung, dass ich den Körper zu dem Geist gefunden hatte.

Ich schritt zurück zu dem Rand und kniete mich dorthin. „Letho! Ich habe ihn gefunden!“ rief ich runter. Es dauerte einige Augenblicke, bis die Tür aufgestoßen wurde. Als er durch die Tür kam, konnte ich noch sehen, wie Letho etwas einsteckte. Mürrisch guckte er nach oben. Hatte ich schon wieder etwas falsch gemacht? Sein Blick könnte das vermuten lassen. Ich setzte mich und wartete bis Letho oben angekommen war. „Habe ich schon wieder was falsch gemacht?“ fragte ich leise, als er neben mir stand. „Nicht das ich es bemerkt hätte, wieso hast du was angestellt?“ fragte er im Gegenzug. „Dein Blick sieht so aus.“ Murmelte ich. „Ich habe unten bei dem Skelett etwas gefunden, das Antwort auf Fragen liefert, die wir uns Hexer schon lange stellten.“ Meinte er nur. Ich sah ihn neugierig an. „Es gab einen sehr bekannten und erfolgreichen Hexer, selbst unser weißer Wolf würde neben ihm verblassen. Doch unerklärlicherweise verstarb er nach einem Vertrag, niemand wusste warum. Es hieß er wäre immer auf alles vorbereitet und nichts würde ihn überraschen können.“ Er ballte seine Hand zur Faust. „Scheinbar konnte es doch jemand, ein einfacher Dieb.“ Knurrte er. „Er bestahl den verletzten Hexer und nahm ihm die überlebenswichtigen Tränke.“

„Wen meinst du?“ wollte ich wissen. „Georg den Drachentöter.“ Gab Letho bekannt. Ich runzelte die Stirn, „Gibt es nicht ein Wandbild von ihm in Kaer Morhen?“ überlegte ich. „Woher, …? … Ach vergiss es.“ War Lethos verwirrte Reaktion auf meinen Kommentar. „In meiner Heimat gibt es einen Georg der Drachentöter, der als Heiliger verehrt wird. Vielleicht ist seine Geschichte so weit gereist.“ Versuchte ich ihn schnell abzulenken. „Schön wäre es. Aber hat eure Religion denn nichts gegen Hexer? Das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.“ wollte Letho dann wissen. Ich zuckte mit den Schultern. „Es gibt eigentlich keine Hexer bei uns. Die Monster, die wir haben, können wir in der Regel selbst bekämpfen.“ Erzählte ich ihm. „Keine Hexer? Aber was macht ihr gegen Basilisken und andere stark giftige Monster, wenn ihr keine Hexer habt?“ wollte er wissen.
 

„Die sind sehr selten. Wenn ein Dorf große Probleme hat, gibt es meist einen Aufruf und es komme viele Abenteurer und Ritter, die sich der Probleme annehmen. Oder Magier und Hexen.“ Erklärte ich. So lief es im LARP meistens ab.

„Wirklich und wer bezahlt die alle?“ fragte Letho weiter. „Meist keiner. Viele machen das unentgeltlich, für Ruhm und Ehre und so.“ er sah mich skeptisch an. Ich zuckte mit den Schultern, „Andere Länder, andere Sitten.“ Ergänzte ich. Letho sah mich Kopfschüttelnd an. Für ihn war das sicherlich alles verwirrend, selbst ich musste aufpassen, dass ich mit meinen Erzählungen nicht durch einander kam.

Letho ging zu dem Leichnam hinüber und besah sich ihn genauer. Ich blieb etwas auf Entfernung, wie hielt Letho nur den Gestank aus? „Ein Schleimling? Hier?“ murmelte er vor sich hin. Was meinte er?

„Letho?“ fragte ich ihn. Er schaute auf, „Ein Schleimling hat ihn getötet. Man kann es gut an den Brandspuren erkennen und an der Wunde wo sich er Schnabel in den Bauch bohrte, um an die Organe zu kommen. Allerdings sind die hier sehr selten.“ Er zeigte auf die Stellen, doch ich wollte gar nicht so genau hinschauen. Mein Blick fiel auf etwas anderes, etwas schaute unter dem Stoff hervor.

„Was hat er dort? Unter der Jacke, das weiße?“ fragte ich ihn. Letho schaute nach und zog es hervor. Es sah aus wie ein Ladekabel, doch als er es ganz hervor gezogen hatte, war ich mir nicht mehr sicher. Am Ende befand sich kein Stecker, dafür etwas, das sehr nach einer Knolle aussah. Letho warf es mir zu. Mit Mühe fing ich es und besah es mir es mir genauer. Es schien wirklich ein Kabel zu sein, doch die Knolle war merkwürdig, hatte ein wenig was von einer Kartoffel. Aber es strahlte wärme ab. Das Kabel steckte in der Knolle, aber ich wagte es nicht daran zu ziehen.

Grübelnd zog ich das Handy wieder hervor und steckte das Kabel probehalber an. Es passte, aber es passierte nichts.

Aber mir etwas anderes ein, Letho kniete noch am Leichnam und untersuchte ihn genauer, warum auch immer. Wir wussten nun das er tot war und warum, das wann könnte noch nicht allzu lange her sein und woher kam, wussten wir mittlerweile auch. Fehlte nur noch das warum er hier war, aber ich selbst wusste ja auch nicht warum oder wie ich diese Welt kam.

Ich durchsuchte das Menü vom Handy, ehe ich die Kamera fand. Ich hob das Handy und machte einige Fotos von Letho.

Der Blitz und das Klickgeräusch schreckten ihn jedoch auf. „Was zum Geier machst du da?“ wollte er von mir wissen. „Ich habe ein Bild von dir gemacht.“ Erzählte ich ihm. Er kam auf mich zu und ich zeigte es ihm. „Wie …?“ wollte er wissen. „Wie genau die Technik funktioniert, weiß ich nicht. Ich weiß nur wie man damit ein Bild macht.“ Ich zuckte mit den Schultern.

„Lass uns eins machen wo wir zusammen drauf sind.“ Bat ich ihn. Doch er schüttelte den Kopf. „Och komm schon, nur eins.“ Flehte ich.

„Nein, wer weiß was das dann wieder auslöst. Du bist anscheinend so schon ein ziemlicher Ärger Magnet, da brauch ich nicht noch nachhelfen!“ brummte er. Ich schaute ihn ungläubig an, war seine Meinung über mich aktuell wirklich so gering? Na gut, dann halt nicht. Schmollend ließ ich ihn dort stehen und kletterte wieder vom Dach. Ich konnte noch hören wie er seufzte. Ich stieg auch die Treppe wieder runter, dort würde ich sicherlich noch etwas Interessantes finden können. Nur musste ich leider wieder durch diese ekligen Spinnengeweben.

Unten angekommen, beschloss ich die Leiter nach oben auf das alte Holzgerüst zu klettern, dort befand sich auch eine Truhe, das wusste ich. Ich schaute nach oben, ziemlich hoch. Mit mulmigen Gefühl kletterte ich hinauf. Doch als ich ganz oben angekommen war, traute ich mich nicht auf den losen Brettern mich auf zu richten. So rutschte ich auf meinen Knien weiter. Stück für Stück klettere ich weiter, ich konzentrierte mich darauf, die Bretter im Auge zu behalten und nicht an ihnen vorbei nach unten zu blicken. Endlich erreichte ich die Kiste. Ich hätte eine Fackel mit hoch nehmen sollen, überlegte ich. Es war doch dunkler als ich in Erinnerung hatte und hier hatte ich nicht die Möglichkeit per Mausklick Hexersinne einzuschalten. Ich öffnete die Kiste und schrie erschrocken auf. Ich musste mich ducken. Einen kurzen Augenblick später hörte ich Schritte auf der Treppe, „Alanya?“ rief Letho.

Ich wurde rot, „Hier oben Letho. Tut mir leid, ein Schwarm Fledermäuse hat mich erschreckt.“ Er suchte einen Weile, bis mich seine Augen auf dem Gerüst fanden, „Was machst du da oben überhaupt?“ fragte er mich, bildete ich es mir ein, oder hatte seine Stimme einen resignierten Unterton?

„Ich wollte nur wissen, was es hier oben gibt und neben den Fledermäusen habe ich eine Truhe gefunden.“ Rief ich zu ihm runter.

„Sei bloß vorsichtig, das Holz ist alt und vermutlich morsch.“ Warnte er mich. „Ich heiße doch nicht Rittersporn.“ Knurrte ich leise vor mich hin. Falls Letho den Kommentar gehört hatte, reagiere er jedenfalls nicht darauf. Er fing jetzt nun auch sich hier unten umzuschauen.

Ich widmete mich wieder der Truhe, darin fand ich einige Münzen, zwei Edelsteine und einen großen Runenstein. Den würde ich Letho geben, er konnte damit mehr anfangen als ich. Ansonsten befand sich noch ein alter Wetzstein in der Truhe. Jetzt war sie leer, abgesehen von einigen kleinen toten Spinnen und ihren Netzen.

Vorsichtig drehte ich mich um und krabbelte zurück zu der Leiter. Da aber hier die Bretter schmaler waren, brauchte ich ein wenig Geschick, um zurück auf die Sprossen zu kommen. Ich drehte mich unten um und wollte Letho verkünden das ich wieder heile unten angekommen war, aber ich konnte ihn nicht entdecken. Vielleicht war er schon raus gegangen, dachte ich mir und ging ebenfalls auf den Ausgang zu.

Ich fand ihn tatsächlich draußen, mit beiden Armen in einem Endriagen Kadaver. Angewidert verzog ich das Gesicht. „Steh da nicht nur rum, hilf mir lieber.“ Meinte Letho zu mir, ohne auch nur einmal aufzublicken. Zögerlich trat ich einen Schritt näher, „Und wie?“ wollte ich von ihm wissen. Mit einem Kopfnicken deutete er auf einen ledernen Beutel. „Da sind einige Behälter drin. Hol den größten und mach ihn auf. Ich nahm den Beutel und griff hinein, es waren einige Reagenzgläser da drin und weitere Lederbeutel. „Beutel oder Glas?“ wollte ich von ihm wissen. „Beutel, beeil dich.“ Forderte er. Ich nahm den Beutel heraus und ging damit zu Letho. „Halt ihn auf, aber so dass nichts deine Finger berühren kann.“ Wies er mich an. Ich bemühte mich und Letho zog seine Hände aus dem Kadaver zurück. Er hielt einen mit Flüssigkeit gefüllten Sack in den Händen und legte es in den Lederbeutel. Neugierig schaute ich mir das Ding an. „Ein Embryo, so halten sie sich länger.“ Erklärte er mir. Sofort verzog ich wieder das Gesicht.

„An sowas solltest du dich gewöhnen, wenn du weiterhin Tränke nutzen willst.“ Zog er mich auf. „Bind den Sack zu und stell ihn zur Seite, dann wasch dir deine Hände gründlich. Zur Sicherheit.“ Gab er mir weitere Anweisungen. Sorgfältig verschloss ich den Sack und ging dann hinunter zum Wasser. Letho war auch schon dort und spülte sich seine Arme und auch die Rüstung ab. Überall klebte das grüne Zeug von der Endriage.

Letho nutzte die Gelegenheit und sammelte noch einige Blüten und ich schaute noch einmal nach der merkwürdigen Nummer, die das Handy versuchte anzurufen. Ich konnte sie nirgends zuordnen, da sie scheinbar unterdrückt wurde. Das merkwürdige daran war, dass die Option angezeigt wurde, dass man eine Nachricht an sie senden konnte. Normalerweise hätte das nicht möglich sein sollen. Ich schrieb eine kurze SMS an die unbekannte Nummer. ‚Hab das Handy bei Hindwacht in Velen gefunden. Wer bist du?‘ lautete meine Nachricht. Es stand Nachricht wird gesendet im Display. Mal sehen, ob sie irgendwann ankam. Dann nutzte ich die Chance und schickte eines der Fotos von Letho an meine Handynummer. Vielleicht kam es ja wirklich an und ich hätte zumindest ein kleines Andenken, wenn ich wieder zuhause war.

Ich steckte das Kabel in das Handy, damit beides zusammen blieb und ich nicht eines von beiden verlor. Vielleicht konnte es wirklich nochmal nützlich werden.
 

Letho war jetzt auch fertig und zusammen gingen wir in unser provisorisches Lager zurück. Ich steckte das Handy zusammen mit dem Kabel in die Satteltasche, dort wäre es am geschütztesten. Ich sah wie Letho seine Sachen zusammen packte und auf sein Pferd schnallte.

„Trödel nicht rum, pack deine Sachen.“ Forderte er mich auf. „Ich zieh mich nur schnell um.“ Antwortete ich ihm und wollte schon trockene Sachen aus meinen Gepäck ziehen. „Nein, pack deine Sachen, wir wollen weiter.“ Entgegnete er. Hatte er vergessen, dass er mich in das Wasser befördert hatte. „Aber meine Sachen sind doch völlig durchnässt und mir ist kalt.“ Wandte ich daher ein. „Das ist mir bewusst. Aber in der Tasche werden sie nicht trocken und wird dir nicht mehr lange kalt sein.“ War seine Antwort darauf. Murrend und über ihn meckernd packte ich meine Sachen zusammen. Schnell schnallte ich sie auf Tetris und überprüfte ob ich alles hatte. Am Lagerplatz war nur noch das ausgebrannte Feuer, alles andere war verpackt.

Letho war schon zwischen den Hausruinen und wartete auf mich. „Gib mir die Zügel.“ Forderte er. „Was, aber warum?“ fragte ich ihn verwirrt. „Weil du laufen wirst!“ grinste er. „Nein, wie kommst du da drauf?“ er verwirrte mich immer mehr. „Gib mir die Zügel, Alanya!“ forderte er erneut, diesmal etwas strenger. „Aber warum? Ich will nicht laufen!“ wollte ich nun fordernd wissen. „Weil ich das sage, oder hast du vergessen, was ich vorhin gesagt habe? Also gib mir endlich die Zügel, damit wir weiter können.“ Meine Augen wurden groß, sollte das meine Strafe sein? Ich verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich will aber nicht laufen!“ bockte ich nun.

Lethos Kiefer ballten sich. „Ich fordere dich noch ein letztes Mal auf, gib mir die Zügel Alanya, sonst denke ich mir noch eine Strafe aus.“

Ich schüttelte den Kopf, „Nein. Ich. Werde. Nicht. Laufen.“ Es fehlte nur noch das ich mit dem Fuß aufstampfte und ich würde vermutlich so aussehen wie ein vierjähriges Kind, dass seinen Willen nicht bekam. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie Letho eine Hand hob. Und im nächsten Augenblick waren wir oben auf dem Weg, bereits am Haus der Elfe vorbei. Letho ritt vor mir und Tetris Zügel waren an seinem Sattel festgemacht, während ich hinter ihnen her lief.

Ich verengte meine Augen, er hatte Axii auf mich gewirkt. Böse funkelte ich seinen Rücken an. „Das war unfair!“ maulte ich. Letho drehte sich nicht mal zu mir um, „Das Leben ist nun mal nicht fair.“ Erwiderte er nur Schulter zuckend. „Und was hast du aus der Situation gelernt?“ fragte er mich. „Das ich etwas brauche, das mich vor Hexerzeichen schützt.“ Maulte ich. Letho seufzte und schüttelte den Kopf.

Murrend stapfte ich hinter ihm her. Als ich ihm zu häufig maulte, dass mir kalt sei, meinte er auf einmal zu mir, er wisse was er dagegen tun könnte und trieb die Pferde in einen leichten Trab.

Nun musste ich joggen, um mit ihnen Schritt halten zu können und um nicht abgehängt zu werden. Ich fragte mich, ob er wirklich wollte, dass ich bis Krähenfels zu Fuß lief. Hoffentlich sah mich niemand, das könnte sonst sehr peinlich werden. Wo die Hexer doch quasi als meine Haustiere galten und nun lief ich zu Fuß, während Letho ritt.

Wenn mich wirklich jemand so sah, würde ich mir etwas einfallen lassen müssen. Ich hatte keine Lust mich zum Gespött zu machen, wo es doch eh schon genügend Geschichten und Gerüchte über mich gab. Doch als Letho das Tempo noch ein wenig weiter anzog, hatte ich nicht mehr viel Gelegenheit darüber zu grübeln.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe es hat euch gefallen.
Hier wie gewohnt die Aufgabe:
12. In den Ruinen findet ihr neben all dem Zeug, das es dort im Spiel gibt auch einen Geist. Der jedoch unterscheidet sich markant von denen, die Letho bisher traf und dir dafür unangenehm bekannt vorkommt. Der Geist ist der eines Mannes, etwa in deinem Alter in Jeans und Sweatshirt. Euch ignoriert er jedoch völlig. Vielmehr brabbelt er vor sich hin, spricht von einer Statusnachricht und einer SMS, während er nach etwas sucht. Letho denkt, er hat den Verstand verloren, doch wie siehst du das?
- Durchsucht den Turm! Was ihr finden könnt, aber nicht müsst: 1. Die Leiche des jungen Mannes, zerfressen von etwas, das wohl ein Schleimling gewesen sein könnte. 2. Sein Handy, das Relikt, von dem der Händler sprach. Das Gerät brummt, weil jemand wohl versuchte ihn anzurufen! Wie das möglich ist, erklärt hier natürlich niemand. 3. Schlüsselbund und Portemonnaie inkl. Inhalt. Damit kann Letho freilich wenig anfangen, aber du schon eher. 4. einen Notizzettel mit einer Art Abschiedsnachricht. Offenbar ahnte er, dass ihm etwas Schlimmes widerfahren ist. Der Tote wusste allerdings weder, wo er war noch wie er hergekommen ist. 5. einen Kugelschreiber sowie 6. Ein Ladekabel für das Handy mit einem seltsamen Knubbel am Ende statt eines Steckers. Ist das eine verdammte Kartoffel? So ähnlich sieht es aus, fühlt sich aber warm an.
Was du Letho erklärst, was du mitnimmst und was nicht, überlasse ich ganz dir. Fragen wird er jedoch einige dazu haben! Als Hexer sah er einiges, so Etwas jedoch nicht und er könnte den Verdacht haben, der Geist habe einen Hexer einer anderen Schule gekannt und die Sachen kämen daher. Er hält das Handy natürlich für magisch, auch wenn er keine Magie wahrnimmt.

Und vielen Dank an Daelis für den Internetverlauf des Handys. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: Calafinwe
2019-03-14T15:06:52+00:00 14.03.2019 16:06
Zur Abwechslung hat ein kurzes Kapitel ziemlich gut getan, das konnte ich in einem Aufwasch in der Mittagspause komplett lesen. Man merkt, dass inzwischen sowas wie ein zweiter Arc beginnt, du offenbarst Letho etwas mehr über dich selbst, dann das gefundene Handy und der Geist. Bin gespannt, ob du mal ein Selfie machst mit Letho kämpfend im Hintergrund. Wenn er sich schon freiwillig (verständlicherweise in seiner Situation) nicht ablichten lassen will, musst du wohl oder übel zu anderen Methoden greifen.
 
Jedenfalls, ich bin schon gespannt, wie es ab diesem Kapitel weitergeht. Ob dich noch mehr Dinge aus unserer Welt heimsuchen, ich fand z. B. den Aufriss um Hexer Georg bzw. unserem Heiligen Georg doch ganz nett. Im kompletten Spiel gibt es ja immer wieder so Insider auf andere Sachen (Schrödinger von der Katzenschule, Dulcinea-Windmühle etc.), die mich immer wieder schmunzeln lassen. Bin schon gespannt, was mir beim nächsten Spielen bzw. beim Weiterlesen deiner Geschichte noch so unterkommt.
 
Und ich freue mich für dich, dass du Letho wieder getroffen hast. Habe das Gefühl, dass er dein Lieblingshexer ist ;-)
 
LG
Antwort von:  Vegetasan
14.03.2019 17:34
Huhu,
vielen lieben Dank für dein Review.
Als ich im Spiel damals von Schrödinger erfuhr, wusste ich, den will ich unbedingt mal mit in eine Geschichte einbauen. Und bei Georg dachte ich, er hat es einfach verdient.
Es gibt ja mehrere Hexer die im Spiel nur am Rande erwähnt werden, die man nur bei den Schatzsuchen entdeckt und sie haben es eigentlich alle verdient, sich ein wenig mehr mit ihnen zu beschäftigen.
Wir werden noch über so manche Dinge stolpern, versprochen. Auch wird Letho später noch mehr erfahren.
Ach er hat es wirklich nicht leicht mit mir. ^^

LG Chris


Zurück