Zum Inhalt der Seite

The Spell

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dialoge in Fettdruck. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

 

The Spell

 

Ich lief um mein Leben. Wenn man bedenkt, das ich obdachlos war, irgendwie normal. Es war schon spät in der Nacht, sogar weit nach Mitternacht und ich hatte das Gefühl schon seid Sunden zu laufen.

Ich hatte mir einen Schlafplatz gesucht. Nein, nicht unter einer Brücke oder in einem Karton. Ich hatte es mir in einem leer stehenden Haus gemütlich gemacht. In Detroit gab es mehr unbewohnte Häuser, als umgekehrt.

Sie mussten mich beobachtet haben, wie ich das Haus betrat. Sie umzingelten mich anfangs. Fünf an der Zahl. Fünf gegen einen. Fünf Jungs gegen ein Mädchen. Feige Bande. Ich besaß keinen Wert, was bitte wollten sie von mir? Sie wollten mir Horror zeigen. Sie wollten mich das Fürchten lehren. Und … es funktionierte.

Die Bande hatte Ausdauer. Wie Wölfe jagten sie ihrer Beute hinterher.

Ich durchquerte gerade eine verlassene Fabrik, eine riesige Halle, als unter mir plötzlich der Boden nachgab und ich stürzte. Ich fiel tief. Sicher an die vier Meter. Wie durch ein Wunder blieb ich unverletzt. Zugegeben, ich war schon immer eine sehr sportliche Person.

Der Aufprall auf dem betonierten Boden, tat verdammt weh. Ich stöhnte und es dauerte, bis ich mich wieder bewegen konnte.

Das änderte sich urplötzlich, denn weiter hinten in der Finsternis sagte eine rauchige Männerstimme amüsiert:

 

Sieh da, ein Engelchen kommt mich besuchen.

 

Nun war ich hellwach. Ohne aufzustehen, kroch ich im hohen Bogen von der Stimme weg. Solange, bis eine Wand mich zum Halten zwang.

Wer ist da?

Flüsterte ich und holte mit zitternden Händen mein Feuerzeug aus meiner Jackentasche heraus. Trotz der schwachen Flamme, reflektierte der kleine Raum das Licht sehr gut. Ich erblickte einen Mann, ca 50 Jahre, nicht größer als 1,75m, er trug einen maßgeschneiderten Anzug, der allerdings verschmutzt war und hier und da Beschädigungen aufwies. Kurzes Braunes Haar, einen gestutzten, sehr gepflegten Vollbart, durchdringender, aber wacher Blick. Trotz seines Zustandes, empfand ich ihn als sehr hübsch und attraktiv.

Er bewegte sich nicht, er stand einfach da. Nur seine ausdrucksstarken braunen Augen beobachteten mich aufmerksam.

Er lächelte, gleichzeitig legte er seinen Zeigefinder an die Lippen und gab mir zu verstehen, leise zu sein. Tatsache, die Bande war inzwischen in der Halle, wo ich mich befand. Sie waren laut, sie riefen nach mir, johlten, Scheiben klirrten und vereinzelt wurden Gegenstände geworfen oder zerstört, die wahllos umher lagen. Noch hatten sie das Loch im Boden nicht gesehen. Doch für wie lange? Mein Gott, ich saß in der Falle.

 

Schnell pustete ich das Licht meines Benzinfeuerzeugs aus. Mein Atmen ging schnell und geräuschvoll. Von meinem Herzschlag ganz zu schweigen. Es drohte mich innerlich zu zerreißen.

Am ganzen Köper zitterte ich, während ich lauschte. Ich vernahm Sätze wie: Sie muss hier sein. Irgendwo. Das Biest hat sich versteckt.

Und lauter hinzufügend: Aber wir finden dich!!!

 

Sie entdeckten das Loch nicht. Zum Glück verließen sie die Halle. Aber aufgegeben hatten die bestimmt nicht. Ich machte das Licht wieder an, um mich mehr auf meinem Gegenüber zu konzentrieren. Er hatte sich nicht gerührt. Er stand scheinbar bewegungsunfähig am anderen Ende des Raumes. Beide Hände wieder in den Hosentaschen, wirkte er locker und desinteressiert. Ich näherte mich ihm langsam und erkannte, dass er in einem Kreis stand. Einem roten Kreis. Ich war verblüfft. Ich schaute mich vorsichtig um. An den Wänden waren überall merkwürdige Zeichen und Symbole. Obwohl, nicht ganz merkwürdig. Ich hatte all das in Büchern schon einmal gesehen. Es waren eindeutig okkulte Zeichen. Symbole, um das Böse zu fangen.

Ich sagte leise:

Na toll. Auch das noch.

Wieder leuchtete ich den Kerl an.

 

Willkommen auf der Party, Darling. Leider kann ich dir nichts anbieten. Und um ehrlich zu sein, ist es eine verdammt miese Party.

 

Irgendein Satanismus ging hier ab. Vom Regen in die Traufe. Ja, auch das war Detroit.

 

Ich würde dir gern helfen wieder herauszukommen, aber du siehst diesen Kreis, der macht es mir unmöglich.

 

Du kannst den Kreis nicht überschreiten?,

fragte ich irritiert.

 

Es sei denn,

er schmunzelte,

du unterbrichst ihn.

 

Das ist verrückt.

 

Nein, Falsch. Das ist der Wahnsinn. Mein Glückstag,

hörte ich hinter mir überdreht sagen.

 

Ruckartig drehte ich mich um, weil ich annahm, es sind meine Verfolger.

Doch weit gefehlt. Es waren zwei junge Männer. Kaum älter als ich, so um die Siebzehn.

Sie starrten den Mann im Kreis an. Mich beachteten sie nicht. In ihren Gesichtern spiegelte sich purer Hass und Tobsucht.

 

Hallo Crowley. Endlich haben wir dich gefunden. Endlich...

Der eine kam nah an mich heran, packte mich am Kragen, gleichzeitig feixte er:

Dank dir, meine Süße, du hast ein Loch in den Schutzraum verursacht. Dadurch konnten wir den König der Dämonen ungehindert erreichen,

wieder an Crowley gewandt:

Jetzt gehörst du uns, alter Mann.

 

Crowley hieß also der Gefangene. Sein Blick war herausfordernd und gedanklich schien er zu fragen, wie die beiden ihn finden konnten.

Der Typ, der mich festhielt, warf mich in eine Ecke. Wieder fiel ich unsanft und diesmal wusste ich, hatte ich mir mehr geholt, als einen blauen Fleck.

 

Es war reines Glück, Crowley. Zufällig begegneten wir einen Jäger, wir konnten ihn schnappen, wollten ein bisschen mit ihm spielen, er wusste, dass er verloren hatte, also machte er uns ein Angebot. Er hat doch tatsächlich behauptet, er habe den König der Dämonen gefangen. Er biete ihn zum Austausch. Als wenn wir auf einen Deal eingehen… So ein Narr,

die beiden Jungen Männer klatschten sich ab.

 

Der junge Mann, deutete auf seinen Begleiter:

Karl hier, war jedoch etwas ungehalten. Der Jäger sagte zwar, wo wir dich finden, aber unser lieber Karl hat natürlich nicht berücksichtigt, dass wir von allein die Barrieren nicht überwinden können und seine Hilfe dafür benötigten. Trottel. Also warteten wir auf den richtigen Moment. Die Geduld hat sich ausgezahlt, mein lieber Crowley. Kaum zu fassen, der mächtige Crowley ist einem Jäger in die Hände gefallen. Erniedrigend, nicht wahr? Aber jetzt sind wir beide für dich da.

 

Karl grinste ungeniert und holte aus dem Nichts einen abgetrennten Kopf hervor und warf ihn Crowley zu Füßen. Ich war fassungslos.

Was bitte geht hier nur vor?

 

Karl sagte salbungsvoll:

Nun, sag unserem Jäger freundlich auf Wiedersehen.

 

Der Typ stieß plötzlich Karl an, damit dieser ruhig sein sollte. Durch eine Bewegung mit dem Kopf, wollte er, dass Karl aufmerksam nach außen hin aufhorchte.

Tatsache. Die Bande war zurückgekehrt. Ein Déjàvu.

 

Bevor wir unseren König hier entthronen, lass uns Spaß haben.

Sie verschwanden, indem sie sich vor meinen Augen auflösten.

 

Okay, Kleine. Hör mir gut zu. Wir haben nur Sekunden. Hey !!!

Schrie er mich an.

 

Was?

 

Komm her und unterbreche den Kreis.

 

Ich zögerte.

 

Darling, Sie werden auch dich töten. Glaube mir, ich bin die bessere Partie.

Er lächelte aufmunternd:

Ich werde mich erkenntlich zeigen.

 

Über mir war ein Sturm losgebrochen. Ich hörte Schreie, Hilferufe, Stöhnen und Winseln.

 

Sie leisten ganze Arbeit. Auch bei uns, wenn du dich nicht beeilst,

fügte er leise hinzu.

 

Ehe ich reagieren konnte, um Crowley vom Bann zu befreien, waren beide zurück. Karl wischte sich Blut vom Mund. Ich wusste, dass es nicht sein Blut war.

Blitzschnell erfasste der Boss der beiden die Lage und mit einem Wink seiner Linken Hand schleuderte er mich fort, um zu verhindern, dass ich weiterhin nahe bei Crowley war.

Feixend trat er an Crowley heran. Beide sahen sich lange in die Augen.

Es wird mir ein Vergnügen sein…

 

Plötzlich ergriff Crowley die Kehle von seinem Gegenüber und lächelte:

Überraschung.

 

Kurz bevor die Kreatur mich wegschubste, konnte ich nämlich überaus geschickt und doch unauffällig den losen Kopf, der in Crowleys Nähe lag, mit dem Fuß auf die Kreislinie fixieren, damit war der Kreis unterbrochen. Eklig, aber das einzig brauchbare. Und ich sagte schon, ich war sportlich. Sehr sportlich.

Ehe Karl zu Hilfe eilen konnte, hatte Crowley beide in Stücke zerfetzt. Zufrieden rieb er sich in die Hände.

In der Tat , Gentlemen, dass nenne ich wirklich ein Vergnügen. Idioten.

 

Er drehte sich zu mir.

Nun Darling. Ich halte mein Wort. Ich zeige mich erkenntlich. Du hast einen Wunsch frei.

 

Ich stand unter Schock. Ich starrte ihn an, die Reste der anderen beiden und den Kopf des Jägers.

 

Hallo? Was ist? Ich höre?

 

Ich möchte eigentlich nur hier fort.

 

Genervt rollte er mit den Augen und ein Fingerschnippen genügte, denn augenblicklich stand ich auf einem Feld. Der Morgen dämmerte bereits. Um mich herum nichts als Felder. Braches Land. Ich stand mutterselenallein in der Walachei. Ohne mein gesamtes Hab und Gut, war ich wie nackt. All das musste ich zurück lassen in dem alten verlassenem Haus. Ich besaß jetzt nur das was ich am Leibe trug und eine Organizer Umhängetasche aus ranzigem Leder.

 

Das glaub ich jetzt nicht…Wo zum Teufel bin ich?

 

Gerade wollte ich mich auf den Weg machen, stolperte ich gedankenverloren über einen Stein und fiel schon wieder. Langsam hatte ich von der ständigen Bodenküsserei die Nase gestrichen voll.

Nach stundenlangem irren durch die Gegend, erfuhr ich durch einen Rancher zu Pferd, das ich mich nicht nur auf seinem Besitz befand, nein, ich war in Nebraska. Nebraska?

Ich erreichte vollkommen erschöpft ein Motel, den der Rancher mir „netterweise“ empfahl. Zum Glück hatte ich Essen und Wasser bei mir, denn der Weg bis zum Motel war lang und die Hitze unerträglich. Erst gegen Abend erreichte ich die Herberge.

Verständlich das ich zum Umfallen müde war. Ich duschte zwar ausgiebig, aber die Erlebnisse und körperlichen Qualen, hatten meine Energie restlos aufgesaugt. Ich verließ das Bad und er stand vor mir. Crowley.

 

Ihn nicht beachtend ging ich an ihm vorbei. Nuschelte etwas unverständliches, wie:

jetzt nicht, geh weg.

 

Ich legte mich hin, deckte mich zu und knipste das Licht aus.  Er stand noch immer vor meinem Bett und ich spürte seinen Blick. Wie von Zauberhand ging das Licht wieder an.

 

Herrje, Was denn bitte schön?

 

Okay, du bist sauer. Sieh es positiv: Bewegung tut gut. Allein die Landluft ist bezaubernd.

 

Wieder nuschelte ich:

Leck mich.

Dreh mich auf die andere Seite.

 

Wo bitte ist das Problem?

 

Jetzt reichte es, wütend setzte ich mich auf:

Nebraska?  Warum ausgerechnet Nebraska? Es gibt Florida, Kalifornien, Maryland. Besser: Es gibt Zivilisation. Städte. Kleine Städte, große Städte.

 

Siehst du, Darling, wir wären wieder beim Thema: Du hast einen Wunsch frei.

 

Ich will mir von dir nichts wünschen. Lass mich schlafen.

 

Ich wollte das Licht ausknipsen, aber es ging nicht, mürrisch sah ich den Dämon an.

Also gut. Ich wünsche mir was. Aber dann lässt du mich in Frieden?

 

Ehrenwort.

 

Verstehe ich richtig? Ich kann mir wirklich, wirklich alles wünschen?

 

Er genoss die Wirkung auf mich:

Alles, Darling. Einfach Alles.

 

Der Jäger im Keller, kämpft er ausschließlich gegen Wesen, wie diesen Karl?

 

Crowley wurde skeptisch.

Ja?

 

Und gegen andere Dämonenwesen auch?

 

Worauf willst du hinaus?

 

Dann wünsche ich mir, dass er lebt und sogar noch stärker ist, als vorher.

 

Er war restlos entgeistert.

Darling, darf ich dich daran erinnern, dass auch ich ein Dämon bin?

 

Ich lächelte wohlwollend:

Ist mir durchaus bewusst.

 

Das ist dein endgültiger Wunsch?

fragte er, während seine Stirn Falten warf?

 

Yep.

 

Genervt verließ mich Crowley. Ich konnte schlafen. Und ich schlief den Schlaf der Gerechten.

 

 

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

 

Tage vergingen. Ich war wieder in Detroit. Ich kehrte zurück zu meinem letzten Schlafplatz, in der Hoffnung meine Sachen vorzufinden, aber alles war restlos geplündert. Gedankenverloren saß ich nun im Park auf einer Bank und beobachtete die Leute und Tiere.

 

Ein Mann kam gezielt auf mich zu.

Mia Sanders?

 

Ja?

 

Mein Name ist Steven. Erinnerst du dich? Ich war der Kopflose.

 

Oh, mein Gott. Der Jäger.

 

Ich erhob mich ruckartig und schaute ihn mir genau an. Er war sehr muskulös. Ein Hüne von Mann, um die Fünfundzwanzig.

 

Ich verdanke dir mein Leben, Mia.

 

Ein überlautes, aber mir bekanntes räuspern:

Du verdankst MIR dein Leben, schon vergessen?

 

Crowley.

 

Es war ihr Wunsch, Dämon.

 

Ein vergeudeter, wenn du mich fragst.

 

Wir beide gleichzeitig:

Dich fragt keiner.

 

Stimmt es,

fragte er Crowley,

sie hat durch den Wunsch, nicht ihre Seele hergeben müssen`?

 

Das ist richtig.

 

Was, wie bitte, meine Seele?

 

Stevens Ton wurde überaus ernst:

Der Hermaphrodit hier ist ein Seelenfänger. Er erfüllt dir einen Wunsch für 10 Jahre, wenn du ihm dafür seine Seele verschreibst.

 

Steven, ich bin schockiert. Du sagst dies, als sei es etwas schlechtes,

protestierte Crowley.

 

Er ignorierte Crowleys Bemerkung.

Wir bleiben in Kontakt, Mia. Und du, lass ja die Finger von ihr.

 

Er ging. Zurück blieben Crowley und ich.

Das ist der Dank,

sagte er beleidigt.

 

Ich schmunzelte:

Ich bin beeindruckt. Danke. Du hast etwas Gutes getan.

 

Crowley verzog schmerzhaft das Gesicht:

Darling, bitte. Das ist Mord. Ich habe meinen eigenen Henker geschaffen.

 

Ein König hat Angst vor einem Jäger,

flunkerte ich.

 

Respekt, aber du vergisst, er ist stärker als je zuvor.

 

Trotzdem, ist es lieb von dir gewesen.

Bevor Crowley sich in Nichts auflöste, warf er  mir einen tödlichen Blick entgegen.

 

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Alles schien eigentlich wie vorher. Außer, das ich von der Existenz der Dämonen wusste. Irgendwie verwundern tat das nicht besonders.

Steven hielt Wort. Wir trafen uns, wann immer er konnte. Er wurde ein Freund. Sobald er in Detroit oder Umgebung zu tun hatte, besuchte er mich.

 

Crowley ist ein Fuchs. Nichts, rein gar nichts tut er ohne Hintergedanken.

 

Wie meinst du das?

 

Die Sache mit diesem Dämon ist noch nicht vorbei. Glaub mir. Nimm mich, ich bin am Leben und er hat dafür sorge getragen, das ich mit zu den besten Jägern in den USA gehöre. Aber schneidet er sich damit ins eigene Fleisch? Oh nein, nicht Crowley. Damit hält er seine eigenen Widersacher vom Leib. Er gibt mir die richtigen Waffen, brauchbare Tipps, wo ich Dämonen finde, aber auch nur die, die ihm selbst lästig sind.

 

Er benutzt dich?

 

So wie er dich benutzt.

 

Warum sollte er mich benutzen wollen?

 

Der Wunsch bleibt nur so lange erhalten, bis du stirbst, Mia.

 

Du meinst, solange du von Nutzen bist, bleibe ich am Leben?

 

Ich fürchte ja. Mir selbst passiert nichts. Ich kann zwar sterben, aber er muss mich zurückholen.

 

Das glaube ich alles nicht.

 

Du hast es mit Dämonen zu tun. Also, Mia, sei vorsichtig. Er ist immer in deiner Nähe.

 

Stimmt. Denn, wenn mir auch ohne Crowley etwas passieren sollte, geriet der Wunsch in Vergangenheit. Das fand ich schnell heraus.

 

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Es war am frühen Abend in Detroit. Ich betrat eine Tankstelle mit großem 24h Shop, wollte mir Knabbereien und nen Red Bull kaufen, erst zu spät bemerkte ich, dass der Kassierer, nicht der Kassierer war, sondern ein Räuber. Er stand zwar hinter der Theke, aber durch einen Deckenspiegel konnte ich erkennen, dass zu seinen Füßen, eine Frau lag. Sie schien tot zu sein, denn der Boden war mit Blut bedeckt und die Frau bewegte sich nicht. Der Räuber bemerkte anhand meines zögern und zugleich angstvollen Blickes, dass ich ihn durchschaute und nun zielte er mit seinem Revolver direkt auf meinen Kopf.

 

Er lächelte mir eiskalt ins Gesicht:

Pech gehabt, Kleine.

 

Ich merkte, dass der Räuber plötzlich innehielt, machte meine Augen auf, drehte mich um und mitten im Gang, Crowley.

 

Scheiße,

flüsterte der Räuber und fügte lauter hinzu:

Hau ab, du Arschloch.

 

Was du da machst, ist gegen das Gesetz.

Mit der Hand, ließ er die Überwachungskameras entflammen.

 

Verpiss dich oder ich leg euch beide um.

 

Uns beide? Etwa die junge Lady hier und MICH? Nur zu, versuch dein Glück. Ich bin gespannt.

 

Das ließ sich der Räuber nicht zweimal sagen und schoss dreimal auf Crowley. Die Kugeln trafen alle in die Brust. Sogar eine mitten ins Herz. Aber Crowley ließ das unbeeindruckt.

 

Honey, tut mir leid, aber das wird etwas unangenehm. Es ist besser…

plötzlich befand ich mich in der Abstellkammer vom Markt. Die Tür fest verschlossen. Außerhalb des Raumes, vernahm ich ein Schreien und Flehen.

 

Es mag eine halbe Stunde vergangen sein, als die Tür geöffnet wurde und ein Police Officer neugierig hereinschaute.

Hier sind Sie also, Miss. Mein Partner und ich warten schon ewig an der Kasse. Nun aber hurtig. Wir wollen bezahlen. Immerhin ist für uns erst Schichtbeginn.

 

Ich ganz verdattert, schaute mich vorsichtig im Geschäft um. Alles ruhig. Selbst die tote Frau und das viele Blut, alles weg und sauber.

Da ich als Gelegenheitsjob auch Kassiererin war, konnte ich ohne mir etwas anmerken zu lassen, die beiden Cops bedienen. Ich fand sogar den Mut, mit ihnen zu scherzen, denn ich gab an, selbst Feierabend zu haben, während von den beiden Officers erst der Dienst begann. Kaum waren sie weg, lief ich aus dem Laden und mitten auf dem dazugehörigen, zu dieser Stunde, leeren Parkplatz blieb ich stehen, um zurückzuschauen.

Crowley tauchte neben mir auf.

 

Ich boxte ihn unsanft in die Schulter:

Was hast du getan?

 

Dir das Leben gerettet.

 

Es ist also wahr. Steven hatte Recht, solange ich lebe, lebt Steven und solange Steven lebt, erledigt er Aufträge für dich. Du missbrauchst uns beide für deine Pläne.

 

Was erwartest du, Mia? Ich bin Geschäftmann, ich wiege alles ab, sondiere und mache das Beste draus. Du kannst dir natürlich wünschen, dass ich Euch in Ruhe lasse,

grinste er.

 

Das kostet mich aber was, stimmts?

 

Genau, Honey. Deine Seele.

 

Na toll, dann nach 10 Jahren… Ganz Egal, was ich tue der Jäger ist dein Kommis.

 

Der Wunsch… sagte er spöttisch,

du kannst es mit nur einem Wunsch beenden.

 

Ich bin kein Märtyrer, Crowley. Ich bin feige. Gibt es überhaupt Menschen, die sich etwas wünschen, das der Welt hilft? Ich mein, opfern sich diese Leute wirklich?

 

Ja, die gibt es. Die so genannten Weltverbesserer. Es sind zum Glück nur wenige. Und sie überleben nicht lang im Dämonenreich. Honey, lächel’. Sei dankbar. Liebe das Leben,  dass Gott dir schenkte und Liebe mich, um dir zu dienen. Ich habe heute meinen Nettigkeits- Tag.

Ein Fingerschnippen erfolgte.

 

Wir befanden uns in einer riesigen Vorhalle eines Palastartigen Anwesens.

 

Voilá, ich präsentiere dir: Bel Air.

 

Ich bin in Bel Air? LA? Kalifornien? Unglaublich.

 

Dieses bescheidene Anwesen steht für dich zur Verfügung. Also genieße die Zeit. Es wird dir an nichts fehlen.

 

Daraufhin ließ er mich allein.

Wie in Trance erkundete ich das Haus. Es war modern und luxuriös eingerichtet. Fast kitschig. Und was es alles gab... Acht Schlafzimmer. Acht Bäder. Drei Saunas. Zwei Spielzimmer mit Automaten, Billardtischen, Tischtennisplatten und und und. Zehn Garagen mit Lamborghinis, Porsche, Bentley und Rolls. Tennisplatz. Fitnessraum. Golfplatz. Swimmingpool im und vor dem Haus. Botanischer Garten mit Springbrunnen und Irrgarten. Auch gab es mehrere Zimmer nur mit feinster Designerkleidung. Alles vorhanden. Die Zimmer allesamt überdurchschnittlich groß.

Die Küche, so kolossal wie die eines Nobel Hotels. Ja, genau. Das alles erinnerte an ein Nobel Hotel, statt eines gewöhnlichen Hauses.

Als erstes sprang ich in den Pool. Welch ein Luxus. Ob Crowley mich bei Laune halten wollte?

 

------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Ich verbrachte Neun Tage hier. Allein. Bisher war niemand aufgetaucht. Auch Crowley nicht. Der Kühlschrank füllte sich wie von Zauberhand von selbst. Eine andere Form von Tischlein deck dich. Wenn ich nicht gerade aß, trank oder im Pool schwamm, probierte ich alles andere im Haus und Umgebung aus.

Ich war gerade im Pool und tauchte, als auf einmal Steven vor mir am Beckenrand stand. Er sah wütend aus, denn sein Gesicht war angespannt und seine Hände zu Fäusten geballt

 

Fuck! Mia, ich glaube das einfach nicht! Was tust du hier, verdammte Scheiße?

 

In einem Pool schwimmen?

 

Komm raus. Sofort. Und zieh dich um. Wir werden von hier verschwinden.

 

Ich war erschrocken. So kannte ich Steven nicht. Wie ist er hier hereingekommen? Woher weiß er, dass ich hier bin?

 

Als hätte er meine Gedanken  erraten:

Es ist mein Job, alle Hindernisse zu überwinden und Dämonen  aufzuspüren.

 

Ich bin kein Dämon.

 

Aber ein Liebchen, von einem. Sein persönliches Eigentum. Du stehst ihn jederzeit zur Verfügung. Das ist bei weitem viel schlimmer.

 

Das stimmt nicht.

 

Oh doch, glaube mir. Er spinnt seine Fäden im Verborgenen.

 

Steven, hör auf. Er brachte mich her, ohne mein Wissen.

 

Du bist freiwillig geblieben.

 

Darauf konnte ich nichts erwidern. Wortlos gingen wir zu seinem Wagen, das auf der Straße zum Anwesen, ein Stück weiter weg zum Haupttor stand. Wortlos fuhren wir ein Stück.

 

Ich bringe dich zum Flughafen. Du wirst zurück nach Detroit fliegen.

Er überreichte mir ein Ticket.

 

Es ist doch egal, ob ich in Detroit bin oder Bel Air. Er findet mich überall. Du brauchst keine Angst um mich haben.

 

Er ist hinter deiner Seele her, glaube mir.

 

Warum?

 

Sagen wir Langeweile. Vielleicht auch persönliches Interesse. Keine Ahnung. Dämonen sind unberechenbar. Crowley ist ein Parasit. Eine Kakerlake. Aber ich werde dem ein Ende setzen. Ein für alle Male.

 

Bitte Steven spiele nicht den Kammerjäger. Bitte nicht.

 

Ist okay, ich mache nur meinen Job. Ich war so und so schon lange hinter dem Bastard her. Du erinnerst dich? Ich muss es beenden. Endgültig.

 

Ich kaute auf meiner Unterlippe. Das war nicht gut. Er wirkte zu entschlossen, als das ich ihn umstimmen konnte.

 

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Nun war ich also wieder in Detroit. Obdachlos. Wieder suchte ich mir für eine gewisse Zeit eine fremde Unterkunft. Besetzte ein Haus oder eine Wohnung. Egal.

Viele Tage vergingen und langsam glaubte ich, Crowley hätte das Interesse an mir verloren. Aber ich sollte mich irren.

Ich hatte mich in einem Haus einquartiert. Es befanden sich nur spärliche Möbel darin. Alt und vielleicht nur noch für den Sperrmüll geeignet, aber sie waren allgemein ordentlich und gepflegt. Hier musste eine alte Frau gelebt haben. Das allerbeste in diesem Haus war eine art Sicherheitsraum, vergleichbar mit einem Panic-Room im Keller, worin ein funktionierender Generator stand, der für warmes Wasser und Strom sorgte. Ich verdunkelte alle Fenster, verbarrikadierte die Türen.

Ja, mit ein bisschen Glück, konnte ich es eine Zeit hier aushalten.

Für die darauf folgende Nacht wurde eine Unwetterwarnung bekannt gegeben. Sogar Katastrophenalarm. Die Bewohner wurden aufgefordert ihre Häuser zu verlassen oder in ihrem Keller Schutz zu suchen. Auch standen Notunterkünfte bereit.

Ich hielt das alles für übertrieben. Reinste Panikmache.

Der Sturm kam wie ein Bollwerk über Detroit. Das marode Haus erzitterte. Der starke Regen tat sein übriges. Überall knackten und knirschten die Balken, Fenster und Dach erwiesen sich als undicht. Blitz und Donner hielten einen Wettstreit ab, wer gefährlicher sein würde. Ich hatte schon als Kind Angst vor solch einem Unwetter in der Nacht. Trotzdem war der Keller für mich kein Thema. Der Generator war laut und im Keller gab es Spinnen und Ratten. Außerdem triefte der Keller vor Feuchtigkeit. Ich nahm mir vor, es einfach zu riskieren und oberhalb des Hauses zu bleiben.

Das Licht der Nachttischlampe flackerte unaufhörlich. Ich saß vor Angst aufrecht im Bett und starrte auf das Licht. Ich betete innerlich, dass es nicht ausgehe. Im Haus gab es keine Kerzen, keine Taschenlampe. Nichts. Ich selbst, hatte auch nichts bei mir. All meine Hoffnung auf Behaglichkeit lag in diesem nervös zuckendem Licht.

 

Guten Abend, Darling.

Ich erschrak. Er stand vor meinem Bett und erfreute sich an meiner Angst.

Dein edler Ritter ist da, um seinen Schutz anzubieten.

 

Ich brauche keinen Schutz.

Das Licht ging aus. Wie Paradox.

Ich flüsterte:

Scheiße, verdammte. Nein.

 

Crowley ließ einen Kerzenständer, den er plötzlich in der Hand hielt, in Sekunden aufleuchten. Die Kerzen flackerten kaum. Sie brannten ruhig und gleichmäßig.

Hast du mich vermisst?

Flunkerte er.

 

Nein.

 

Möchtest du woanders hin?

 

Du meinst in die Hölle?

 

Er lachte:

Nein, Honey, aber wenn es dich dorthin zieht, nur zu. Hattest du in Bel Air eine schöne Zeit?

 

Wahrscheinlich meine allerbeste.

 

Crowley will gerade ansetzen, seinen Standardspruch aufzusagen, da unterbrach ich ihn aprupt.

Nein, Crowley, nein. Ich werde mir nichts wünschen. Hörst du? Nein. Nein und nochmals Nein.

 

Er stellte den Leuchter auf den Nachtisch und schaute mich lange an. Er musterte mich. Ich fragte mich, was in ihm vorgeht.

Der Donner mittlerweile direkt über dem Haus, ließ die Scheiben nervös vibrieren. Gefahr lag in der Luft. Erschrocken sprang ich aus dem Bett, rannte zum Fenster, als ich mich dann Crowley wieder widmen möchte, war er fort. Ich war allein. Ganz allein mit diesem furchtbaren Unwetter. Was blieb, war Einsamkeit mit gefräßigen Ratten und Riesenspinnen im Keller oder die Angst hier oben. Auch mein Wissen, dass es auf der Erde echte Höllenwesen gab, die überall und jederzeit hier auftauchen konnten... ich musste an den Boogiemann denken. An den schwarzen Mann im Kleiderschrank. Oh mein Gott. Irgendwie erschien mir Crowley dagegen wie ein Schmusekätzchen.

 

Crowley,

flüstere ich.

Bitte, lass mich jetzt nicht allein. Bitte.

 

Du bist niemals allein, Mia.

 

Er stand wieder vor mir. Ich wurde verlegen, da ich merkte, dass ich seine Nähe schätzte.

Er streichelte zärtlich meine Wange. Ich wehrte mich nicht. Ich ließ es sogar geschehen, dass er mich küsste. Ich wollte mehr. Immer mehr. Ich wollte ihn berühren, ja ihn tief in mich spüren.

Es wurde eine leidenschaftliche Nacht. Ich vergaß alles um mich herum. Mir war natürlich durchaus bewusst, dass er meine Angst ausnutzte. Meine Schwäche wurde mir zum Verhängnis. Durch sie begehrte ich einen Dämon.

Vor Erschöpfung schlief ich ein und wachte erst am späten Vormittag auf. Er war verschwunden. Diese Nacht, dieser unnatürliche Sex voll Leidenschaft und Verführung. Konnte das überhaupt  Real sein? War das wirklich geschehen? Ich war wie benebelt. Ich besaß keine Erinnerung mehr an die Einzelheiten. Ich schlussfolgerte daraus, dass es ein Traum sein musste. Ein besonders schöner Traum.

Ich beschloss nach dem Unwetter, sesshaft zu werden. Ich hatte immenses Glück und fand einen Job im Supermarkt einer hiesigen Kette. Ich nahm mir daraufhin eine kleine zwei Zimmer Wohnung.

Eine lange Zeit ging es mir gut und alles lief optimal. Von Steven hörte ich leider nichts. Auch Crowley machte sich rar. Keins von beiden beunruhigte mich sonderlich.

Noch immer dachte ich, dass es ein Traum war. Die gemeinsame Nacht. Ich wollte es denken. Ich musste es einfach.

 

---------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Am frühen Nachmittag, an einem Sonntag, saß ich am Küchentisch. Tunkte gedankenverloren den Teebeutel in meine Tasse mit heißem Wasser. Crowley erschien sitzend auf den Stuhl mir gegenüber und grinste mich frech an. Ich war kein bisschen überrascht. Im Gegenteil, innerlich freute ich mich sogar ihn wiederzusehen.

 

Und,

fragte er,

hast du Lust es zu wiederholen?

 

Was denn wiederholen?

 

Nun war er gekränkt:

Wie Bitte? Unsere gemeinsame Nacht natürlich. Sag jetzt bloß nicht du hast sie vergessen.

 

Also war es kein Traum...?

 

Oh nein, Honey, aber heute kannst du dich mit Sicherheit restlos überzeugen.

Er stand auf, reichte mir seine Hand.

 

Zuerst zögerte ich. Er lächelte ermutigend, während er mich ins Schlafzimmer zog und erneut nahm er mich mit animalischem Verlangen. Dieses Mal war ich sicher, es war kein Traum. Im Gegenteil, ich schätzte unsere gemeinsame Zeit, unsere Vereinigung. Diese übernatürliche Intensität.

Seither kam Crowley fast täglich, es endete immer mit Sex. Immer. Es wurde eine Sucht. Wir waren aufeinander fixiert. Abgestimmt. Synchron. Ich fühlte, auch er genoss unser Zusammensein.

Er wirkte fast menschlich auf mich. Ich klammerte mich an diesen Gedanken, denn alles andere schockierte mich, ließ mich erkennen, was aus mir geworden war.

Ich wurde Crowleys Liebchen.

Ich kann Steven niemals mehr in die Augen schauen, dachte ich damals. Ob das Crowleys Plan war?

Und wenn schon, es war mir egal. Ich liebte diesen kleinen Teufel. Obwohl unser Beisammensein nur körperliche Begierde zu sein schien.

Ich ahnte nicht, das Crowley längst seine Fäden um mich gelegt hatte und diese nun fest zuzog. Ich war ihm in die Falle gegangen. Leider merkte Crowley selbst viel zu spät, das er durch unseren regelmäßigen Sex, sich selbst schadete, indem er sich zu sehr an mich gewöhnte. Er sollte sogar die Erfahrung machen, sich in einen Menschen verlieben zu können.

 

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Eines Tages klingelte es an meiner Wohnungstür. Vor mir stand eine ziemlich heruntergekommene Frau. Das Alter schwer einzuschätzen. Aschfahles Gesicht, tiefe dunkle Augenränder. Fettiges langes Haar. Ungewaschenes Shirt und kaputte Hose.

Sie begrüßte mich jedoch höflich und übergab mir einen Brief.

Der Name des Absenders lautete Steven.

Er schrieb, wenn ich diesen Brief lese, hat er es nicht geschafft Crowley zu töten. Stattdessen hat er selbst sein Leben verloren . Es tue ihm leid. All das was passierte. Für ihn war es zu spät, aber er hofft, dass es für mich noch nicht zu spät ist.

Ich las den Brief mehrmals. Ich konnte nicht weinen, obwohl es mir das Herz zerriss. Was war nur geschehen?

Ich hatte mich zu sehr auf Crowley konzentriert. Meine Gelüste, meine Triebe gelebt. Und dabei Steven vergessen.

Ich ging ins Bad, wusch mir lange das Gesicht mit kaltem Wasser.

ehe ich mein Gesicht getrocknet hatte, stand Crowley hinter mir. Ich konnte ihn im Spiegel sehen und drehte mich deshalb nicht zu ihm um.

 

Leise fragte ich, ohne ihn anzusehen:

Warum?

 

Er forderte mich heraus. Er oder ich. Da fällt mir die Entscheidung leicht. Ich musste es tun. Er ließ mir keine Wahl.

 

Und die Abmachung?

 

Die wurde durch seine Jähzornigkeit ungültig. Tut mir leid, Honey. Er war vielleicht dein Freund, aber er war mein persönlicher Feind.

 

Erst jetzt drehte ich mich zu ihm und sah ihn wütend an.

 

Was, Mia? Was bitte erwartest du von mir? Von einem Dämon? Niemand Honey hat von dir verlangt, das du dich in mich verliebst. Wir hatten eine schöne Zeit. Belasse es dabei. Ich nehme mir was ich will. Überall. Jederzeit. Und wichtig: Ich bekomme auch das was ich will. Überall und jederzeit.

 

Steven hatte Recht. Er gebrauchte uns nur. Steven als seinen Handlanger und mich, als seine Geliebte. Wenn mal die kleine Langeweile kam.

Ich war entsetzlich wütend auf mich selbst.

 

Er kam nah an mich heran und zärtlich berührte er meine Wange:

Vielleicht hilft es dir, wenn ich zugebe, dass du von allen menschlichen Frauen, mir am meisten bedeutet hast. Ich habe mich schon viel zu lange mit dir beschäftigt, und solange du keinen Wunsch hast, und wir nicht ins Geschäft kommen, hast du keinen Nutzen mehr für mich.

Außerdem, Mia, my Darling,

flüsterte er mir ins Ohr,

besitze ich etwas, das im Grunde vielleicht mehr wert hat als, deine Seele. Hör mir gut zu: es ist dein Herz ,Mia. Dein Herz gehört mir.

 

Ehe ich meine Wut rauslassen konnte, verschwand er. Ich blieb allein zurück. Jetzt konnte ich weinen. Ich weinte mehr als einen Augenblick.

 

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Am nächsten Tag ging ich verweint zur Arbeit. Meine Augen waren geschwollen. Ich füllte die Regale auf, als Jennifer an mich herantrat und mich beiseite nahm. Sie war die stellvertretende Filialleiterin:

Mia, ich möchte, dass du nach Hause gehst, dich hinlegst und nimm dir auch morgen frei. Ich kann das verantworten.

 

Es geht schon.

 

Nein, geht es nicht. Ich kenn das. Liebeskummer, oder? Mensch, der Typ muss es dir ja mächtig besorgt haben.

 

Zu hause ärgerte ich mich über Jennifers Worte. Muss es dir ja mächtig besorgt haben… Liebeskummer? Ich? Schwachsinn. Ich trauerte um einen Freund. Um Steven. Mehr nicht. Das war edel und wertvoll. Aber einem Dämon hintertrauern? Nur wegen Sex? Und es war nur Sex. Kann man sich nur dadurch verlieben?

Oh mein Gott…. Ich vermisste Crowley so sehr.

 

Der nächste Tag war genauso beschissen. Die Sonne schien zwar hell und einladend, dennoch verdunkelte ich alle Fenster. Ich saß auf der Couch und sah mir einen Splatter Film nach dem anderen an. Hauptsache schön blutig und qualvoll.

Ich selbst bearbeitete meinen dritten Jumboeisbecher. Mir war schlecht, mir war kalt und meine Periode war im Anmarsch.

Zu meinem Erstaunen tauchte Crowley plötzlich auf, setzte sich schwerfällig neben mir auf die Couch.

Ich dachte zuerst an eine Halluzination, aber ich spürte zu deutlich seine Anziehung auf mich.

Er öffnete sein Jackett und lockert umständlich seine Krawatte. Knöpfte die ersten beiden Hemdknöpfe auf.

 

Honey,

seufzte er hörbar,

wir haben ein Problem.

 

Geh weg. Das interessiert mich nicht.

 

Sollte es aber, denn du bist mein Problem.

 

Ich sah ihn erstaunt eine zeitlang an. Er sah müde aus. Erschöpft.

 

Ich grinste:

Ich bin also dein Problem. Gut.

 

Giftiger Blick traf mich.

Ich werde alt. Das ist eine Katastrophe. Dann habe ich viel zu viel Zeit mit dir verbracht. Auch das ist eine Katastrophe. Schon zwei.

Er zieht seine Krawatte ab und legt sie verdrießlich neben sich auf die Lehne.

 

Mein Grinsen wurde intensiver. Jetzt ging es mir richtig gut.

 

Affären sind ja immer gut und schön. Kompromisslos, schnell und ohne Tabus, keinerlei Verpflichtungen….

 

Das gefiel mir. Er vermisste mich. Er fühlte sich hingezogen zu einer Erdenfrau. Zu mir. Ich wollte, dass er leidet. So sehr leidet. Ich wollte ihm wehtun. Verletzen. Ihm all das antun, was er mir angetan hatte.

Ich wollte ihn anschreien, ihn ohrfeigen…

Doch was tat ich? Ich setzte mich auf seinen Schoß. Lange schauten wir uns in die Augen. Oh ja, uns verband mehr als nur Sex. Viel, viel mehr. Seit wann? Wann hatten wir gemerkt, das wir uns brauchten und mehr sein wollten, als eine Frau und ein Dämon, die sich begegneten um ihren Trieb auszuleben?

Ich knöpfte sein Hemd bis zum Hosenbund auf, dann öffnete ich ein wenig seine Hose, um nicht nur sein Hemd herauszuziehen. Ich streichelte über seine nackte Brust, glitt langsam zwischen seine Beine und oh ja, ihn zu berühren, seine Haut, einfach alles an ihn, all das hatte mir so unendlich  gefehlt.

Er zog mich näher zu sich heran unsere Genitalien berührten sich. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, küssten wir uns, als wäre es das erste Mal. All unser Verlangen, unsere Leidenschaft und Begehren, lag in diesem Kuss. Wir schafften es nicht ins Schlafzimmer. Er nahm mich gleich hier auf der Couch.

Noch immer lief der Splatter. Im Unterbewusstsein hörte ich Schreie und eine Kettensäge.

Es erstaunte mich nicht im geringsten, dass es Crowley einen extra Kick verlieh. Ich erlebte einen Höhepunkt, wie niemals mit ihm zuvor.

Wir lagen auf der Couch, ich hatte mich an ihn geschmiegt. Der Film näherte sich dem Ende.

 

Ich finde, du bist nicht alt.

 

Er lächelte:

Was diese Sache betrifft, gebe ich dir recht, Honey.

 

Bitte verlasse mich nie mehr Crowley. Bleib bei mir.

 

Dann komm mit mir. Du lebst auf meinem Anwesen. Du kannst dich frei bewegen. Als Mensch.

 

Im Dämonenreich?

 

Nein, hier auf der Erde. Mein Personal wird für dich rund um die Uhr da sein. Es wird dir an nichts fehlen.

 

Aber das sind doch alles Dämonen,

 

Sie arbeiten für mich. Sie sind mir treu ergeben. Du brauchst dich vor ihnen nicht zu fürchten.

Werde meine Königin, Mia.

 

Im selben Augenblick, als er diese Worte sprach und auf meine Entscheidung wartete, hörte ich, wie eine männliche Stimme im Film zu seiner Auserwählten sagte:

Du hast mir dein Herz geschenkt, also lass mich dir mein Königreich vermachen.

 

Wie passend, ging es mir durch den Kopf. Auch bin ich sicher, dachte Crowley genau das Gleiche. Dieser Satz gab mir Mut. Es war ein Zeichen. Es unterstrich die Intensität dieses einen Augenblicks zwischen uns. Wir gehörten zusammen. Er gehörte mir. Das wusste ich. Und ich gehörte ihm. Und das widerum wusste er.

Ich kuschelte mich noch fester an ihm. Das klang alles wunderschön. Wie im Märchen.

 

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn als ich erwachte, war ich nicht in meiner Wohnung, sondern befand mich in einem prunkhaften Schlafzimmer, in einem kostbaren Bett liegend.

Die Tür wurde geöffnet. Ein älterer Herr in einer Uniform kam herein mit einem Tablett und wünschte mir einen guten Morgen. Er stellte sich als Butler des Hauses vor, mit Namen Charles.

Auf dem Tablett befand sich mein Frühstück. All das was ich mochte. Unheimlich. Ich war sprachlos.

Er merkte mir meine Verunsicherung an und verließ mich daher gleich wieder.

Nachdem ich gefrühstückt hatte, ging ich aus dem Zimmer. Noch immer nur bekleidet mit Panty und Spaghetti-Top. Das Haus kam mir bekannt vor. Ich kannte mich seltsamerweise hier aus. Wie konnte das sein? Ich lief gezielt in einen gewissen Raum. Tatsächlich, ohne Zweifel, es war die Villa in Bel Air in der Crowley mich einmal absetzte. Vor mir lag der Pool.

Nur die komplette Inneneinrichtung wurde ersetzt durch kostbar luxuriöse Antiquitäten.

Er stand am anderen Ende des Wasserbeckens und beobachtete mein Erstaunen.

 

Das Alles gehört dir, Crowley?

 

Schon immer, Honey.

 

Aber ich dachte… ?

 

Gefällt es dir?

 

Es ist alles unglaublich schön. Ich kann mich wirklich frei bewegen? Auch überall hingehen außerhalb des Anwesens?

 

Selbstverständlich.

 

Was soll ich den Nachbarn sagen?

 

Das überlasse ich dir.

Damit verschwand er. Mit einem Freudenschrei machte ich eine Wasserbombe in den Pool. Gott, hatte ich diesen Pool vermisst.

 

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Es stellte sich heraus, das Crowleys Anwesen das größte in dieser Gegend war. Ich hatte prominente Nachbarn. Alle waren nett. Empfingen mich mit offenen Armen. Allerdings lag es wohl eher an der Neugier, denn sie hatten den Hausherrn bisher nie gesehen.

Ich lebte mich schnell ein. Ständig war ich auf irgendwelchen Partys. Alles war wie ein Traum. Nein, nicht wie, es war ein Traum, denn irgendwann erwacht man und erkennt die Realität.

Ich war mit Charles unterwegs zu einer Benefizveranstaltung. Wir kamen erst spät in der Nacht wieder. Schon von weitem sah ich, das etwas nicht stimmte. Überall Blaulichter. Überall Menschen in Uniformen. Polizei, Sanis und Feuerwehr.

Weitaus schlimmer, die Flammen. Riesige Flammen loderten in den Nachthimmel. Verdeckten Mond und Sterne. Es war unser Domizil das lichterloh in Flammen stand. Man ließ uns durch das Tor. Weit kamen wir nicht, wegen der vielen Einsatzfahrzeugen. Den Rest lief ich, suchte mir einen Verantwortlichen.

Sie sind die Hausherrin Misses Crowley?

 

Ich widersprach nicht.

Was ist passiert?

 

Noch wissen wir nicht viel, aber eines steht fest, das Haus ist nicht mehr zu retten. Wir können es nur noch kontrolliert abbrennen lassen.  Wissen Sie, ob weitere Personen im Haus sind?

 

Drei.

Das war eine Lüge. Das Personal bestand aus Neunzehn Leuten, eigentlich sollte es besser Dämonen heißen.

 

Sein erstaunter Blick ließ mich erkennen, dass er mir nicht glaubte. Verständlich, bei der Größe des Anwesens.

Wir haben bisher keinen entdecken können. Beten wir zu Gott, dass keiner mehr im Haus ist. Der Notruf selbst, kam vom Nachbarn gegenüber.

Brauchen Sie Hilfe, Misses Crowley? Kann der Sani etwas für Sie tun? Haben Sie die Möglichkeit unterzukommen?

 

Nein, ich brauche keine Hilfe und weiter hinten auf dem Gelände befindet sich unser Gästehaus.

 

Ja das stimmt. Es ist unbeschädigt. Sie können dort vorerst bleiben, aber halten Sie sich zur Verfügung. Morgen werde ich nach Ihnen sehen. Auch wird die Polizei Fragen an Sie richten.

 

Im Gästehaus, setzte ich mich langsam, gedankenverloren auf den Küchenstuhl.

Charles, was ist passiert?

 

Etwas schreckliches, Miss Mia. Der König wurde enttrohnt. Niemand hat überlebt. Niemand. Außer Sie und ich.

 

Sie haben es gewusst, Charles, dass es heute Nacht passieren wird, dieses Massaker?

 

Master Crowley wusste es. Ja, er schickte mich mit ihnen fort. Weit weg.

 

Oh mein Gott, alle Tot?

 

Ja, alle. Morgen wird man ihre Überreste finden. Bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Man wird uns viele Fragen stellen, deshalb müssen wir hier weg.

 

Wohin?

 

Auch dafür hat der Master Sorge getragen. Er hat Ihnen ein beachtliches Vermögen reserviert und eine Penthouse Wohnung über den Dächern von Paris in Frankreich besorgt.

 

Ich legte den Kopf in meine Hände.

Gibt es Hoffnung, dass er lebt? Er zu mir zurückkehrt?

 

Nein. Ich fürchte, er ist tot. Für immer.

 

Mit seinem Tod starb auch mein Herz. Alles Leben in mir wurde zu Stein. Gefühllos und Lebensmüde. Ich war von da an totes Fleisch. Für immer.

 

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Dadurch dass Charles ein Dämon war, konnte er uns ungesehen nach Paris bringen von einer, zur nächsten Minute.

Crowley war tot. Entmachtet. Ich konnte es nicht glauben. Wie konnte das nur geschehen? War er wirklich schon zu alt um den täglichen Machtkamp auf längere Zeit zu widerstehen?

In den US Nachrichten wurde zwar von dem Brand berichtet, aber erstaunlich war die Tatsache, dass keine Leichen gefunden wurden. Auch von Charles und mir wurde kein Wort erwähnt. Welch eine Erleichterung. Aber, was war nun wirklich geschehen? Niemals sollte ich das herausfinden.

Crowley hatte für mich eine schöne Penthousewohnung ausgewählt. Auch das Vermögen ließ zu, dass ich mir niemals mehr Sorgen ums finanzielle machen brauchte.

Ich wollte Charles aus seinen Diensten entlassen, aber Pflichtbewusstsein und Treue gegenüber Crowley hinderten ihn daran. Auch wusste er nicht, wohin er ergehen sollte.

Also blieb er bei mir und wurde mehr als ein Butler, sondern Freund und Vertrauter.

 

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

Mittlerweile bin ich eine betuchte Frau. Eine Madame. Ich habe deshalb Charles geheiratet, damit er Alleinerbe wird und sein weiteres Erdendasein, als Monsieur verbringen kann, anstatt als Bediensteter.

Kein Tag vergeht, ohne das ich Crowley nicht vermisse. Nicht ein Tag und von der Nacht ganz zu Schweigen.

Ja, es stimmt, meine Seele habe ich behalten, aber dafür mein Herz verloren.

Nein, nicht verloren, es verschenkt an die große Liebe meines Lebens. An den König der Dämonen. Crowley.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)


Noch keine Kommentare



Zurück