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Wie die Wahrheit doch wehtun kann

von

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Abschluss und Abschied

Maron sah ihren Ex-Freund geschockt an und versuchte Worte zu finden, doch es ging nicht. Stattdessen wendete sie endlich ihren Blick ab und verließ schnellen Schrittes sein Zimmer. Sie rannte die Treppen hinunter und hörte Chiaki noch einmal nach ihr rufen, doch sie ignorierte es. Gerade als sie bei der Haustüre ankam, stand Kagura neben ihr und fragte: „Ist denn alles in Ordnung?“

„Nein.“

Dann rannte sie schon hinaus und wollte nur noch weg. Chiaki kam nun ebenfalls bei der Haustüre an und sah Maron nach als er etwas durchatmete und Kagura fragend neben ihm stand. Chiaki warf die Haustüre zu, sah Kagura kurz traurig an und verschwand wieder nach oben in sein Zimmer. Kurz nachdem er seine Zimmertür wütend ins Schloss geworfen hatte, zweimal nachdenklich auf und ab gegangen war, klopfte es bereits. Chiaki drehte sich hoffnungsvoll um, weil er wohl für nur eine Sekunde dachte, seine Ex-Freundin wäre zurückgekommen, blickte dann aber ins Gesicht seines Vaters.

„Was war denn bei dir los?“, fragte sein Vater nun.

„Maron war hier.“

„Und?“

„Sie ist wieder weg.“

„Muss man dir alles aus der Nase ziehen? Was ist denn passiert?“

Chiaki seufzte kurz. Er ging noch einmal auf und ab, bis er stehen blieb und etwas traurig zu seinem Vater sah. Nach kurzem Zögern, antwortete er schließlich: „Sie hat sich entschuldigt und mir gesagt, dass sie mich liebt.“

„Wow. Und was hast du geantwortet?“

„Dass ich nach meinem Abschluss für ein Jahr nach New York gehe.“

Chiaki’s Vater wartete ob sein Sohn noch weitersprach oder ob das wirklich alles gewesen sein soll. Nachdem nichts mehr kam und sein Sohn ihn weiterhin leicht verzweifelt ansah, seufzte der Vater laut und schüttelte den Kopf.

„Was ist?“, fragte der Blauhaarige Abschlussschüler.

„Chiaki das mit New York haben wir doch vorhin erst mal unter uns ausgemacht. Ich habe meinen Kollegen noch nicht angerufen oder irgendwelche Vorkehrungen getroffen. Warum hast du ihr nicht gesagt was du empfindest? Oder dass du über den Sommer nach New York möchtest und sie mitkommen sollte?“

„Ich glaube kaum, dass sie mitgekommen wäre.“

„Ach nein? Glaubst du es nur oder bist du dir sicher?“

Chiaki schwieg. Er war sich nicht sicher, denn wenn Maron ihn wirklich noch so lieben sollte wie sie es vorhin sagte, dann wäre sie doch sicher mitgekommen. Aber er hatte sie ja nicht gefragt. Seine Sturheit ließ alles ausblenden und er konnte nichts anderes antworten, als dass er mal für ein Jahr weg wäre. Der gutaussehende Arzt sah seinen Sohn weiterhin mit verschränkten Armen an. Dieser kratzte sich kurz am Hinterkopf als er schließlich seufzte und etwas lauter sagte: „Vater, ich weiß es nicht. Es kann sein dass alles wieder gut wäre oder dass es schwierig wäre. Aber ich kann so nicht weitermachen. Was wenn sie mich wieder abweist nur weil ich mich einmal mit Miyako unterhalte? Ja ich habe noch Gefühle für sie, aber ich brauche auch Abstand. In meinem Kopf dreht sich alles und ich weiß ja nicht einmal was genau, wahre Liebe war? Empfinde ich denn überhaupt wirklich genauso wie sie für mich? Keine Ahnung.“

Chiaki’s Vater sah seinen Sohn etwas verwirrt an. Da kam er einen Schritt auf ihn zu und sagte: „Wenn du ihr in die Augen siehst, siehst du die Zukunft. Du spürst wie dein Herz einen kleinen Sprung macht und auch spürst dass du diese Person nie wieder verlieren möchtest. Wenn du sie in den Armen hälst, bleibt die Zeit stehen und du fühlst dich sicher und geborgen. Ihre Küsse auf deinen Lippen lassen dich alles rundherum vergessen und fühlst dich als würdest du schweben.“

„Wow … klingt als wenn du das schon öfter empfunden hättest.“, gab Chiaki zurück und war sichtlich überrascht.

„Nein. Nur bei einer Frau.“

„Wirklich?“

„Ja. Diese eine wahre Liebe empfindest du nur einmal für einen Menschen in deinem Leben.“

Chiaki sah dass sein Vater etwas traurig wurde als er leise fragte: „Und wer war dein Mensch?“

„Na wer wohl. Deine Mutter.“

Die Augen vom Abschlussschüler wurden groß. Er hatte gewusst dass seine Eltern sich geliebt hatten aber dass es wirklich so stark zwischen ihnen war? Wie schmerzlich muss für ihn denn dann der Tod seiner Frau gewesen sein? Chiaki war damals noch klein, dennoch hatte er mitbekommen als seine Mutter starb. Sein Vater war für ihn da aber er hatte auch gemerkt dass sein Herz verschlossen wurde. Kein Wunder. Immerhin hatte er seine große Liebe verloren.

„Chiaki. Werde dir bewusst wie du wirklich für Maron empfindest und dann sprich mit ihr. Oder wollt ihr bis zum Abschluss mit Herzschmerz herumlaufen?“

Der Blauhaarige schüttelte sachte den Kopf als er sich dennoch an sein Bettende setzte. Ein weiteres Seufzen kam aus seinem Mund und obwohl er wusste dass er noch immer Gefühle für Maron hatte, wusste er nicht wie stark diese Gefühle waren. Würden sie reichen? War es denn auch wirklich die wahre, große Liebe? Chiaki’s Vater erkannte das zweifeln und setzte sich neben seinen Sohn. Er klopfte ihm kurz auf die Schulter und sagte leise: „Ich weiß, man glaubt es kaum dass man mit knapp 18 Jahren bereits seine große Liebe trifft. Aber manchmal trifft es dennoch zu. Hör nur auf dich dagegen zu wehren und lass es zu.“

„Das versuche ich ja. Aber all das, was passiert ist und was wir durchgemacht haben … es hat mir gezeigt dass sie zu schnell aufgibt und lieber alleine sein möchte. Vielleicht hat sich das jetzt geändert aber … eine weitere Enttäuschung und Zurückweisung ertrage ich nicht.“

Dr. Nagoya nickte und seufzte nun auch. Erst jetzt bemerkte er, wie verletzt sein Sohn wirklich war. Welchen Liebeskummer er momentan durchlebte und auch wenn Maron ihm nun gesagt hatte, was sie empfand, so war es anscheinend zu spät. Denn wie es aussah hatte Chiaki sein Herz verschlossen.
 

Maron kam zu Hause an und ging durch ihre gesamte Wohnung. Wie konnte er nur? Wie konnte er einfach so entscheiden für ein ganzes Jahr nach New York zu gehen? Ohne ihr auch nur zu sagen was er empfand? War sie denn wirklich zu spät gewesen? Liebte er sie nicht mehr? Die Brünette versuchte ruhig zu bleiben und umfasste mit einer Hand ihre Kette. Immerhin hatte er ihr doch dieses Geschenk gemacht und sie hatten eine Liebesnacht zusammen. Irgendetwas musste er doch noch für sie empfinden und wenn es nur ein Funken war. Aber um diesen funken musste sie kämpfen. Maron konnte nach einiger Zeit wieder ruhig atmen und strich sich eine Träne von der Wange. Sie musste endlich aufhören zu weinen und vor allem aufhören wegzulaufen. Erst jetzt wurde ihr klar dass sie Chiaki nicht einfach stehen lassen hätte sollen. Vielleicht hätte sie doch noch einmal mit ihm reden sollen. Immerhin gäbe es doch auch eine Chance auf eine Fernbeziehung wenn er denn wirklich für ein ganzes Jahr nach New York gehen wollte. Sofort griff Maron nach ihrem Smartphone welches in ihrer Hosentasche war und wählte Chiaki’s Nummer. Es kam immer wieder das Freizeichen doch danach auch die Mailbox. Mit etwas nervöser Stimme hinterließ sie ihm schließlich eine Nachricht: „Hallo Chiaki. Es tut mir leid, schon wieder. Nun habe ich dich wieder stehen gelassen anstatt mit dir zu sprechen. Bitte, lass uns noch einmal in Ruhe reden und du erzählst mir von deinen Plänen für New York? Bitte Chiaki. Ich … Ich liebe dich.“

Gleich darauf legte sie auf und atmete erneut tief durch. Nun konnte sie nur hoffen dass er seine Mailbox auch abhörte und auf ihre Nachricht irgendwie reagierte. Aber was wenn nicht? Was wenn er seine Entscheidung längst gefällt hatte? Nach einigen auf und ab gehen in ihrer Wohnung, beschloss sie sich in ihr Schlafzimmer zu verziehen und einfach mal ab zu warten.

Doch Chiaki meldete sich nicht mehr. Maron wartete den restlichen Nachmittag und Abend ab, bis sie schließlich müde wurde und zu Bett ging. Sie hatte ihm eine weitere Nachricht drauf gesprochen, doch auch auf diese kam nichts zurück. Als sich die Brünette ins Bett legte, gab sie langsam die Hoffnung auf, dass zwischen ihr und Chiaki wieder alles gut werden könnte.
 

Abschlusstag:

Drei Wochen waren nun vergangen. Maron hatte Chiaki versucht in der Schule darauf anzusprechen doch er bat sie um Abstand. Sie war verwundert, doch sprach nichts dagegen denn immerhin hatte sie das Wochenlang von ihm verlangt und er hatte es akzeptiert. Dennoch war die Stimmung zwischen ihnen angespannt und vor allem Miyako bekam das mit. War es denn wirklich aus zwischen den beiden? Komplett und endgültig? Irgendwie wollte das die Dunkelhaarige nicht glauben und wollte das Gespräch suchen doch Maron wollte nur noch alleine sein. Alle drei konzentrierten sich auf ihre Abschlussarbeiten und schafften es sehr gut abzuschneiden. Maron wurde Klassenbeste und Chiaki der Abschluss beste des Jahrgangs. So sehr die Freude darüber auch war, so sehr war die Enttäuschung als sie es nicht gemeinsam feiern konnte. Chiaki bevorzugte es, mit Yamato und Rukuro abends durch die Stadt zu ziehen und zu feiern. Maron hingegen blieb zu Hause, telefonierte kurz mit ihren Eltern und verkroch sich im Bett. Miyako hatte ihr angeboten zumindest mit ihr ins Kino oder auf ein Getränk in die Stadt zu gehen, doch die Brünette lehnte dankend ab.

Schließlich war der große Tag gekommen. Abschlusstag. Maron’s Eltern hatten es sogar geschafft einen freien Tag zu bekommen und konnten somit bei der Abschlussfeier in der Schule dabei sein. Die Brünette war so aufgeregt wie ein kleines Kind an Weihnachten. Schließlich sah sie lächeln in ihren Spiegel und sah an sich herunter. Sie trug ein kurzes, weißes Sommerkleid welches knapp ober den Knien endete. Es hatte ein paar blauen Blumen darauf und war nur mit dünnen Trägern. Dazu trug sie weiße Ballerina und als Schmuck weiterhin die Kette welche sie von Chiaki zum Geburtstag bekommen hatte. Ihre Haare hatte sie locker hochgesteckt und ein paar Locken hingen herunter. Sie schnappte sich ihre kleine Tasche wo der Schlüssel, die Geldbörse und das Smartphone Platz hatten. Gerade als Maron aus ihrer Wohnung kam, kam auch Miyako mit ihren Eltern heraus. Die Dunkelhaarige trug ein rotes, knielanges Kleid mit Ärmeln. Ihre Haare waren natürlich offen aber an der rechten Seite hatte sie eine weiße, dezente Blumenspange im Haar. Sie trug schwarze Ballerina. Maron lächelte zu ihr als Miyako’s Vater sagte: „Hallo Maron. Du siehst wirklich hübsch aus.“

„Danke Herr Toudaiji. Könnten Sie mich vielleicht mitnehmen zur Schule? Dann muss ich nicht zu Fuß gehen.“

„Aber natürlich.“

Die Brünette lächelte dankend und alle vier betraten den Lift. Unten angekommen, kamen sie aus dem Appartementhaus und gingen rechts um die Ecke um zum Parkplatz zu kommen. Hideo parkte den Wagen aus und alle stiegen ein. Im Wagen fragte Miyako ihre Klassenkameradin: „Bist du nervös?“

„Ja. Aber hauptsächlich über die Rede die ich halten muss. Und das auch noch vor allen Schülern.“

„Du machst das schon. Und sonst stell die vor du übst alleine oder siehst nur zu deine Eltern. Immerhin kommen sie heute.“

„Ja. Das ist so und so das Beste am heutigen Tag.“

Die jungen Frauen lächelten sich an und Maron war froh, wieder so locker mit Miyako sprechen zu können. Vielleicht würde sich wirklich alles legen und wenn Miyako in einem Jahr von ihrem Internat zurückkommen würde, könnten sie wieder eine Freundschaft aufbauen?

Lange Zeit zum nachdenken blieb nicht als Herr Toudaiji schon vor der Schule parkte und alle ausstiegen. Miyako und Maron sahen sich das Gebäude genau an und erst heute wirkte es nicht mehr so Angsteinflößend wie die letzten Jahre. Miyako verabschiedete sich vorerst von ihren Eltern und zeigte ihnen noch wo sie hinmüssten als sie sich, ganz aus alter Gewohnheit, bei Maron einhakte und lächelnd sagte: „Wir holen mal unser Abschlussoutfit und sehen uns dann im Festsaal.“

Die beiden jungen Frauen gingen los und erst in der Schule ließ Miyako Maron wieder los und sagte: „Oh tut mir leid. Macht der Gewohnheit.“

„Schon gut. Ich hoffe doch dass bald alles wieder in Ordnung ist zwischen uns. Immerhin, vermisse ich meine beste Freundin jeden Tag.“

„Ja, ich sie auch.“, gab Miyako traurig zurück und kämpfte gegen die Tränen.

Da umarmte Maron sie und sagte leise: „Es wird wieder. Wir fangen langsam an und ich besuche dich auch mal in Tokio.“

„Danke Maron.“

Die Umarmung hatten die anderen Schüler natürlich gesehen und waren irgendwie froh darüber dass zumindest am Abschlusstag alles wieder in Ordnung wäre. Schließlich tauchte auch Chiaki auf und Maron sah ihm direkt in die Augen als er den Raum betrat. Er sah auch zu ihr und bekam ein sanftes Lächeln als sie ihm zuwinkte. Anschließend wendete sie sich ab und ging etwas abseits. Miyako hatte alles mitbekommen und folgte Maron als sie besorgt fragte: „Alles okay?“

„Ja. Es tut langsam weniger weh ihn zu sehen.“

Miyako nickte und strich der Brünetten kurz über die Schulter als schon die Durchsage kam dass sich alle bitte im großen Festsaal einfinden sollten. Schließlich zogen sich alle ihren Talla und den Hut auf und gingen den Gang entlang. Maron und Miyako waren ziemlich weit vorne, während Chiaki mit Yamato und Rukuro etwas weiter hinten war. Doch momentan war es egal, denn er musste neben Maron sitzen. Immerhin war sie Klassenbeste und er Jahrgangsbester. Alle Eltern saßen bereits in den hinteren Reihen und Maron versuchte ihre zu finden, doch schnell wie sie zu ihrem Platz musste, blieb keine Zeit. Kaum dass sich alle Schüler gesetzt hatten, kam auch schon der Direktor auf die Bühne und sprach ein paar Worte. In dieser Zeit drehte sich Maron mal um und versuchte ihre Eltern zu finden. Und tatsächlich, sie saßen direkt neben Miyako’s und winkten ihr zu. Mit einem Mal, fiel die Nervosität der Schülerin ab und sie atmete erleichtert durch. Nachdem sie sich wieder vorgedreht hatte fragte Miyako leise: „Hast du sie gefunden?“

„Ja. Sie sitzen neben deinen Eltern.“

„Wirklich? Das ist toll.“

Chiaki sah ganz kurz zu ihr und hatte versucht zu lauschen, doch er bekam nicht viel mit. Wer war denn da dass sich Maron so freute? Irgendwie hatte er das Gefühl dass er am liebsten ihre Hand nehmen würde, doch er ließ es. Die letzten drei Wochen war er so kühl und auf Abstand zu ihr gewesen dass es ihn nicht wunderte wenn sie ihn vergessen hatte. Doch er brauchte diese Zeit. Die Zeit in der er sich sicher war, was er denn nun wollte und wie seine Zukunft aussah. Nachdem der Direktor endlich fertig war, sprach er noch den entscheidenden Satz für Maron und Chiaki: „Und nun möchte ich Ihnen allen zwei Schüler vorstellen, die durch ihre Anstrengung und Fleiß einen besonderen Titel erhalten haben. Maron Kusakabe als Klassenbeste der Abschlussklasse 4E und Chiaki Nagoya, als Jahrgangsbester der Momokuri Oberschule.“

Alle applaudierten als die zwei Abschlussschüler aufstanden und zur Bühne gingen. Maron voraus und Chiaki hinter ihr. Während den vier Stufen zur Bühne herauf, sah Maron zu ihren Eltern die voller Stolz waren. Schließlich gratulierte der Direktor persönlich und deute auf das Sprechpult hin. Maron war als erste dran und stellte sich hin. Sie sah durch die Reihen und lächelte kurz als sie sagte: „Verzeihung bitte, ich bin etwas nervös.“

Da kam leises Lachen, denn jeder verstand es. Chiaki musste auch lächeln und sah zu ihr. Maron’s Blick schweifte weiter durch die Reihen als sie bei ihren Eltern haften blieb und ihre Abschlussrede sprach: „Als wir 5 Jahre alt waren, wurden wir gefragt was wir mal werden wollen. Unsere Antworten lauteten Polizist, Rennfahrer oder, wie in meinem Fall, Prinzessin. Später, als wir 10 Jahre alt waren, fragte man uns wieder. Wir antworteten Cowboy, Präsident oder, wie in meinem Fall, Eiskunstläuferin. Aber da wir jetzt erwachsen sind, erwartet man doch eine ernsthafte Antwort. Ich sag es euch: Wer zum Teufel weiß das denn schon? Jetzt ist nicht die Zeit, feste Entscheidungen zu treffen. Es ist die Zeit, Fehler zu machen, den falschen Zug zu nehmen und irgendwo zu stranden. Sich zu verlieben, mehrfach. Den Bachelor in Philosophie zu machen, denn damit kann niemand seinen Lebensunterhalt verdienen. Die Meinung zu ändern und sie wieder zu ändern, denn nichts ist von Dauer. Also, macht so viele Fehler wie ihr könnt. Denn, wenn man uns eines Tages wieder fragt was wir werden wollen, werden wir nicht raten müssen, wir werden es wissen.“

Der Saal klatschte und jubelte. Maron lachte zufrieden und sah glücklich zu ihren Eltern als sie sah dass ihre Mutter sich eine Freudenträne wegstrich. Die Brünette nickte kurz und trat nun zur Seite und nachdem sich alle wieder halbwegs beruhigt hatten, kam Chiaki zum Rednerpult. Der Saal wurde wieder ruhig und Chiaki atmete tief durch als er sagte: „Wow. Also, ganz ehrlich was kann ich nach so einer wundervollen und wahrheitsgemäßen Rede denn noch sagen? Immerhin hat Maron wirklich alles auf den Punkt gebracht.“

Der Saal lachte etwas als er kurz zu ihr sah und ihr zuzwinkerte. Sie aber blieb cool und lächelte nur. Da drehte er sich wieder zu den ganzen Leuten und sprach weiter: „Heute ist unser Abschlusstag und diesen feiern wir auch. Wir feiern dass wir die ganzen letzte Jahre, welche als der ‚Ernst des Lebens‘ begonnen haben, endlich geschafft haben. Aber seien wir mal ehrlich, eigentlich hat für jeder das Wort Abschluss eine andere Bedeutung. Für uns Schüler heißt es das Ende der Schinderei, des Lernens, der Tests sowie Klassenarbeiten und natürlich das Ende der Prüfungen. Für unsere Eltern aber, bedeutet das Wort Abschluss, dass sie stolz auf den Erfolg ihrer Kinder sind und die Lehrer feiern dass sie wieder eine Rabaukenklasse überstanden haben. Weil aber die Schule für alle der Mittelpunkt des Geschehens war, feiern wir gemeinsam das Ende eines Lebensabschnittes und den Beginn einer neuen Zeit. Und auch wenn es, vor allem in den letzten Wochen nicht danach aussah, so waren die vergangenen Schuljahre doch auch die Zeit, die uns zeigte was Zusammenhalt, Freundschaft und Toleranz bedeutet. Denn auch im täglichen Schulalltag gab es immer wieder schöne Ereignisse – gleichzeitig auch unschöne, die unsere Klassen formten. So haben wir untereinander gestritten aber uns auch wieder versöhnt. Vergesst niemals, wer ihr seid und was ihr von eurem Leben erwartet. Werdet nicht das, was eure Eltern euch vorleben, auch wenn es schön zu sein scheint. Lebt für euch und eure Zukunft. Denn, wie Maron es schon so schön sagte, jetzt ist die Zeit Fehler zu machen. In diesem Sinne, euch allen, viel Erfolg und weiterhin alles Gute. Ich danke euch für unvergessliche Schuljahre.“

Alle standen auf und klatschten. Sie jubelten und Chiaki’s Vater nickte seinem Sohn stolz zu. Dieser lächelte und auch Maron klatschte. Schließlich wendete er sich ab und der Direktor kam noch einmal zum Rednerpult. Gerade als Maron und Chiaki wieder gehen wollten, sagte er: „Ich danke euch beiden für eure Reden und wünsche euch beiden, sowie dem gesamten Abschlussjahr, alles Gute für die Zukunft.“

Wieder klatschten alle und schon wurden die Zeugnisse vorbereitet. Maron und Chiaki bekamen ihres gleich, da sie noch auf der Bühne warteten. Anschließend wurden alle mit Namen aufgerufen. Es dauerte ein wenig als schließlich alle ihre Zeugnisse hatten, bedankten sich nun auch die Lehrer und die Schüler jubelten und die Hüte wurden in die Luft geworfen. Die ganzen Schüler tummelten herum, einige kamen zu Maron und Chiaki um ihnen für ihre Rede zu gratulieren. Und gerade als etwas Zeit war, wollte Chiaki Maron ebenfalls gratulieren als Maron’s Eltern vor ihrer Tochter standen und Koron sagte: „Wir sind so stolz auf dich mein Schatz.“

„Mama, Papa! Ich bin so froh dass ihr da seid.“

„Den Abschluss unserer Tochter wollten wir auf keinen Fall verpassen.“

Die Brünette fiel ihren Eltern in die Arme und verlor eine Freudenträne. Schließlich kam auch Chiaki’s Vater zu seinem Sohn und gratulierte ihm stolz. Maron und ihre Eltern wollten nun noch etwas essen gehen bevor diese wieder mit dem letzten Flieger nach Paris zurück mussten. Koron sagte ihrer Tochter auch dass sie Miyako und deren Eltern auch eingeladen hatte. Maron nickte nur freundlich denn immerhin wussten ihre Eltern ja nichts von der gesamten Vergangenheit der letzten Monate. Und das sollte auch so bleiben. Schließlich wollten sie gerade den Saal verlassen als Maron sich noch einmal kurz entschuldigte und sagte sie würde gleich nachkommen, aber etwas vergessen hatte. Sie eilte zurück und erblickte Chiaki mit seinem Vater vor der Bühne. Sie kam zu ihnen und sagte: „Hallo. Darf ich kurz stören?“

„Natürlich.“, gab Chiaki’s Vater zurück und lächelte Maron charmant an.

Ihr Ex-Freund sah leicht hoffnungsvoll zu ihr als sie sagte: „Wow, jetzt weiß ich von wo du das hast.“

Alle drei lachten kurz als sie jedoch kurz zu Boden sah und anschließend wieder in Chiaki’s Augen. Dieser sah sie nur fragend an als sie gefasst sagte: „Ich wollte mich nur verabschieden. Immerhin fahre ich mit meinen mit und wir gehen Essen. Somit wollte ich dir jetzt alles Gute für deine Reise wünschen und dass du viele Erfahrungen sammeln kannst.“

Sie umarmte ihn sachte und ließ ihn auch schnell wieder los. Er sah sie etwas verdutzt an und wollte etwas sagen als sie ihm jedoch gleich das Wort nahm und weiter sprach: „Ich muss los, meine Eltern warten und sie sind nur heute hier. Mach’s gut Chiaki. Bis in einem Jahr.“

Schon drehte sie sich zu Dr. Nagoya, verabschiedete sich auch von ihm und wendete sich ab. Sie ging den langen Gang zurück bis zur großen Tür und verschwand dadurch hinaus. Chiaki sah ihr noch länger nach und hatte seine Hände wieder in die Hosentaschen gesteckt. Sein Vater kam nun einen Schritt näher und fragte: „Du hast es ihr nicht gesagt?“

„Nein.“

„Warum nicht?“

„Du hast ihre Rede doch gehört. Es ist Zeit sich zu verlieben, mehrmals. Zeit den falschen Zug zu nehmen und Zeit Fehler zu machen.“

„Seine große Liebe gehen zu lassen ist aber kein Fehler von dem sie sprach. Sie meinte damit mal eben seinen Studiumszweig in zwei Semester fünfmal zu ändern. Oder mit dem neuen Porsche seines Vaters eine heimliche Spritztour zu machen. Aber doch nicht so etwas. Warum hast du nichts gesagt?“

„Hast du nicht gesehen wie glücklich sie war? Das will ich ihr nicht nehmen.“

Chiaki’s Vater runzelte die Stirn. Da sollte noch einmal einer sagen, Erwachsene seien kompliziert. Sein Sohn war doch viel komplizierter. Jetzt hatte er den New York Urlaub komplett abgesagt und wollte Maron eigentlich in seiner Rede seine Liebe gestehen und nun? Alles wieder zurück und auf Anfang?

„Sie wird mitbekommen dass du nicht weg bist. Spätestens im Herbst wenn du zur Uni gehst.“

Chiaki zuckte kurz mit den Schultern. Jetzt wollte er darüber noch nicht nachdenken. Jetzt wollte er erst mal den Sommer genießen und versuchen abzuschalten. Auch wenn Maron nun nicht erfahren hatte, was er ihr eigentlich sagen wollte, so dachte er, dass es jetzt wohl doch besser wäre dass sie es nicht wusste. Die letzten drei Wochen hatte er sich so zurückgezogen dass sie bestimmt schon mit ihm abgeschlossen hatte.

Langsam leerte sich der Saal und alle gingen als auch Chiaki’s Vater andeutete dass sie etwas Essen gehen sollten. Der Blauhaarige nickte und beide gingen hinaus. Kurz vor der Treppe sagte er zu seinem Vater: „Warte bitte auf dem Parkplatz auf mich. Ich komme gleich nach.“

„Okay.“

Schon ging Dr. Nagoya hinunter und durch das große Schultor hinaus. Chiaki drehte sich um und ging den langen Gang hinunter als er schließlich vor seiner ehemaligen Klasse stand. Er öffnete die Tür und trat hinein. Ein sanftes Lächeln kam auf seine Lippen und er trat weiter in die Klasse hinein bis er neben seinem alten Tisch stand. Er legte kurz die Hand auf den Tisch und atmete tief durch. Ein kurzes Nicken fand noch statt als er somit Abschied nahm und sich umdrehte. Gerade als er seine Hände wieder in die Hosentaschen stecken wollte, erblickte er Maron nur ein paar Schritte von sich entfernt.

„Es ist komisch oder?“, fragte sie und ging an ihm vorbei zu der vorderen Tischreihe und setzte sich auf einen.

„Was meinst du?“, fragte er und drehte sich zu ihr um.

„Na, nie wieder hier reinzukommen. Nie wieder auf die Tafel zu sehen und zu erkennen was der Mathelehrer hin kritzelte. Nie wieder aus diesem Fenster zu sehen und sich denken wie gerne man jetzt lieber im Park wäre. Es ist nun einfach vorbei.“

„Ja. Aber es beginnt etwas neues. Und das wird auch eine wundervolle Zeit werden in der man neue Erinnerungen sammeln kann.“

„Stimmt. Und du wirst in New York eine Menge Erinnerungen sammeln.“

Chiaki atmete nun tief durch. Sollte er es ihr jetzt sagen? Sein Blick schweifte durch die ganze Klasse als er versuchte die richtigen Worte zu fassen. Doch kaum dass er wieder zu Maron sah, brachte er keinen Ton heraus. Wieso war denn alles so schwierig geworden? Wieso mussten sie sich nur so voneinander entfernen? Schließlich stand Maron auf und ging wieder an ihm vorbei als er gleich stehen blieb und schließlich endlich sagte: „Ich gehe nicht nach New York.“

Maron drehte sich entsetzt zu ihm. Nun drehte auch er sich zu ihr. Beide sahen sich an und sie fragte etwas erschrocken: „Was hast du gesagt?“

„Ich … Ich gehe nicht nach New York. Die letzten drei Wochen habe ich neben dem lernen immer wieder nachgedacht und gestern meinem Vater abgesagt. Ich bleibe hier und gehe ab September auf die Uni.“

Chiaki lächelte sanft und versuchte so, die Situation zu lockern. Doch Maron sah ihn nur weiter erschrocken an. Sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, atmete tief durch und sah in seine braunen Augen. Schließlich wollte sie nicht mehr nachdenken, kam schnellen Schrittes zu ihm, legte ihre Hände an seine Schultern, zog ihn zu sich und küsste ihn leidenschaftlich. Chiaki nahm sofort seine Hände aus den Hosentaschen und drückte Maron an sich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hallostern2014
2018-05-21T00:53:22+00:00 21.05.2018 02:53
Huhu😘

Buh... da haben beide zum Glück noch die kurve bekommen. Ich habe so gehofft, dass er bleibt. Aber als er sagte, dass er es ijr nicht sagen will dachte ich Arsch.

Die rede war toll. Auch das Miyako endlich einsieht. Dass Chiaki zu Marron gehört fand ich schön.

Und als Marron den letzten schritt machte nach dem er sagte das er bleibt war soooo wow.
Ich bin gespannt wie es weiter geht. Und was nun aus beiden geworden ist und ob evtl noch mehr Drama kommt.

Freue mich schon drauf.
Ganz liebe grüße 😘❤🌷😍


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