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Als Jules nach Hause kam, erwarteten ihn bereits Jay und Luan. Sie widmeten sich gerade einer Sitcom, um sich die Zeit zu vertreiben. „Hi“, Luan strahlte ihn an. Irrte sich Jules oder wirkte ihr Lächeln heute besonders verführerisch? „Hallo“, grüßte er die zwei und nahm neben Luan Platz, die in der Mitte saß. „Wir hatten gerade über dich gesprochen“, erläuterte Jay kurzerhand. „Oh. Ich hoffe doch Gutes?“ Jules war ein wenig verunsichert. Natürlich freute er sich auf den Urlaub, jedoch lag eine gewisse Veränderung zwischen ihnen in der Luft, die sie alle betraf. Jules spürte Luans Arm, den er streifte. Sie schien das weniger zu kümmern. „Wenn du was anderes gucken möchtest, brauchst du es nur zu sagen“, sprach sein Freund. „Ihr müsst nicht wegen mir eure Serie beenden.“ „Also ich muss die nicht mehr sehen“, mischte Luan mit. Wahrscheinlich war sie der ausschlaggebende Grund, dass sie sich letztendlich auf einen Horrorfilm einigten. Jeder von ihnen hatte eine Vorliebe für dieses Genre, was ihnen oft zu Gute kam. Es war mucksmäuschenstill still.
 

Jules spürte, wie sich Luans Körper anspannte. Dies war oftmals der Fall, wenn sie solche Filme sah. Ihn amüsierte das Ganze und irgendwie fand er diese Art an Luan auch ziemlich niedlich. Sie rückte dichter zu Jules. Erneut streifte ihr Arm den Seinigen. Luans Haut fühlte sich weich an und Jules überkam das Bedürfnis, sie zu berühren. Wofür er sich innerlich verfluchte. Noch immer hatten sie Luan nicht eingeweiht. Flüchtig warf Jules einen Blick auf Jay, der ebenfalls nervös wirkte. Kein Wunder. Luan hatte es ihnen eben angetan. Manchmal scherzte Jay, wie es wohl wäre eine Dreierbeziehung zu führen. Jules spürte das dahinter wohl doch mehr als ein bloßer Spaß steckte. „Dabei ist es so schon kompliziert genug“, dachte er leise. Bei einer besonders gruseligen Szene, krallte sich Luan sowohl an Jules wie auch Jay fest. „Ganz ruhig“, versuchte Jay sie zu beruhigen. Luan verharrte in dieser Position. Keiner von ihnen sagte etwas dagegen.
 

Es fühlte sich richtig an. Und um Luan die Angst zu nehmen, strich Jules sanft über ihren Arm. Jay tat es ihm nach. Luan schloss die Lider für einen Augenblick. Ihre Atmung entspannte sich merklich und Jules war klar, dass sie keineswegs etwas gegen ihre Zuwendung auszurichten hatte. Sie vertraute ihnen. Ehe sie sich versahen, endete der Film. Keiner hatte sich so wirklich auf die Handlung konzentriert. Jedoch war die Zeit mittlerweile weit voran geschritten, so dass Luan erschrocken fiepte. „Oh je, ich habe die letzte Bahn verpasst“, klagte sie. Es war Jay, der plötzlich den Vorschlag machte.
 

„Wie wäre es wenn du heute ausnahmsweise hier übernachtest? Wir können dich morgen rechtzeitig wecken und du musst nicht nachts durch diese Gegend laufen“, begründete Jay seine Idee. „Aber ihr habt doch kaum Platz: Andererseits mag ich ungern laufen. Da hast du recht“, Luan hielt inne. „Ich kann auf dem Boden schlafen, kein Problem. Dann habt ihr zwei das Bett.“ Jules legte die Stirn in Falten. „Nee, wenn dann schlaft ihr im Bett“, meinte er. Sie gerieten in eine Diskussion, wer von ihnen auf den Boden schlief. „Jungs“, Luan wurde lauter und deutete mit den Händen eine Auszeit an. „Bevor ich jetzt mit streite, wer wo schläft, mache ich lieber einen anderen Vorschlag. Wir schlafen einfach alle im Bett. Das wird schon gehen. Ich habe das auch mal mit Freundinnen gemacht.“ „A-aber“, stotterte Jules hervor, aber sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Du tust so als ob das total verwerflich wäre“, sagte Luan mit ruhiger Stimme. „Wir sind befreundet. Da sollte das keine Probleme darstellen.“ Damit war alles gesagt. Jules stellte ihr ein T-Shirt und eine Shorts zur Verfügung. „Danke dir“, sie grinste. Luan nahm ihm die Sachen ab und verschwand im Bad. Ein paar Minuten später kam sie wieder. Das T-Shirt war ein wenig zu groß, stand ihr jedoch.
 

Die Shorts musste Luan enger ziehen. Im Großen und Ganzen passten ihr die Sachen dennoch. Durch die kurze Hose, wurden ihre Beine freigelegt, schlank und grazil. Jules schluckte. „Ihr könnt“, sie nickte, woraufhin er sofort aufsprang. Jene Konstellation stimmte Jules unruhig. Jay betrat den Raum. „Entschuldige“, zischte er leise. „Ich wollte sie halt ungern durch die Straßen ziehen lassen.“ „Ich verstehe das“, gab Jules flüsternd zurück. „Allerdings komme ich mir schlecht vor, weil wir ihr bisher nicht die Wahrheit über uns gesagt haben.“ „Ich weiß. Wir sollten das bald in Angriff nehmen.“ Jay griff nach seiner Zahnbürste. Schweigend standen sie nebeneinander und putzten sich die Zähne. „Versuch ruhig zu bleiben“, riet Jay seinem Partner, bevor sie das Bad verließen. Luan hatte es sich im Bett gemütlich gemacht. Seine Unruhe bekämpfend, überwand sich Jules und legte sich in Richtung der Wand. Somit wiederholten sie ihre jeweiligen Positionen, denn Luan lag zwischen ihnen. „Gute Nacht“, raunte sie. „Schlaft gut“, wünschte Jules ihnen. Jay gab ein zufriedenes Brummen von sich. Er war der Erste, der ins Land der Träume verschwand.
 

Insgeheim beneidete er ihn dafür. Als sich Luan nach einiger Zeit in Richtung von Jules wendete, berührten sich fast ihre Nasenspitzen. Auch sie schien mittlerweile eingeschlafen zu sein. Jules lauschte ihren gleichmäßigen Atemzügen. Völlig unvorbereitet griff sie nach ihm und drückte ihn an sich. Dabei dachte er an Jays Rat. „Du hast leicht reden“, maulte er leise. Jules bemerkte, dass sich ihr Körper verkrampfte. Bestimmt hatte Luan einen Alptraum. Um ihr zu signalisieren, dass er für sie da war, erwiderte er ihre Umarmung. Sanft fuhr Jules über Luans Haar. Sie machte es ihm wahrlich nicht leicht. Dennoch war sie unglaublich süß, wenn sie schlief. Ein paar Haarsträhnen glitten ihr ins Gesicht. Vorsichtig strich Jules diese zur Seite. „Wenn du wüsstest“, flüsterte er.

Seit dem Kuss hatte er immer wieder an sie und jenes Ereignis gedacht. Luan war die erste Frau, die ihn dermaßen aus dem Konzept brachte. Fest stand für Jules jedoch, dass er Jay auf keinen Fall verlassen würde. Wie sie da nun so lagen, hatte es etwas, von seinen geheimsten Wünschen. Vielleicht lag es daran, dass Luan ihn und Jay perfekt ergänzte.
 

Sie waren alle auf einer Wellenlänge. Und so etwas fand man nun mal selten. Wenn er es für sich selbst beantworten müsste, wusste er, dass mehr dahinter steckte. Jules würde sowohl für Jay als auch für Luan durch die Hölle gehen, falls dies nötig wäre. Sie waren die Personen, an die er zu Beginn eines jeden Morgens dachte. „Habe ich für Luan etwa Gefühle?“, nuschelte er nachdenklich. Sie kuschelte sich näher an ihn. Es war nicht von der Hand zuweisen, dass zwischen ihnen mehr als bloße Freundschaft existierte. Was wohl für sie alle galt. „Ich sollte langsam schlafen“, ermahnte Jules sich selbst.
 

„Hey“, flüsterte eine Stimme sanft. Doch Jules reagierte nicht. Er wollte noch liegen bleiben. Jetzt pikte ihn die Person in die Seite. „Aufwachen“, raunte eine andere Stimme. Letztendlich schreckte Jules empor und starrte in die Augenpaare von Jay und Luan, die ihn breit angrinsten. „Wir dachten schon, dass du ins Koma gefallen wärst“, bemerkte Luan. „Wie spät ist es?“, nuschelte er. „Höchste Zeit aus den Federn zu kommen“, Jay riss ihm die Decke weg, um Jules zum Aufstehen zu bewegen. Der brummte. Behäbig kämpfte er sich empor. Luan hatte bereits ihre Straßenkleidung an. Er schämte sich aufgrund dessen, da er schier halbnackt im Bett lag und ärgerte sich über Jays Aktion. Rasch sprang Jules auf, um sich seine Sachen zu schnappen und im Bett zu verschwinden. Ihm entging nicht, dass Luan ihn interessiert hinterher sah. Als er fertig war, saßen die beiden bereits in der Küche. Jay hatte sich um das Frühstück gekümmert. „Wow, du mutierst ja förmlich zum Hausmann“, pfiff Jules beeindruckt. Sein Partner grummelte. „Er mag uns eben und bemüht sich daher“, Luan zwinkerte Jules kokett zu. Als sie mit dem Essen fertig waren, halfen sie allesamt Ordnung in der Küche zu schaffen. Danach machte sich Luan auf den Weg, ebenso wie Jay.
 

Jules blieb zurück, denn er hatte heute, im Gegensatz zu seinen Freunden, ein wenig Leerlauf. Mit einer weiteren Tasse Kaffee ausgestattet, öffnete er das Fenster und setzte sich auf den Sims. Etliche Gedanken gingen ihm durch den Kopf. An manchen Tagen beneidete Jules seinen Freund. Jay war einfach weniger eingeschränkt und freier. Bestimmt hatte Luan gewisse Erwartungen, wenn sie tatsächlich intim werden würden. Was wenn Jules diese nicht erfüllen konnte? Jay hatte diese Probleme nicht, denn er war ein cis Mann. In jenem Moment wurde sich Jules seiner körperlichen Verfassung schmerzlich bewusst. So sehr er auch dagegen ankämpfte, kamen ihm erneut die Worte Flos in den Sinn. Hybrid. Genauso hatte man ihn in der Vergangenheit genannt. Teils bezeichnete er sich in dieser Zeit selbst mit jenem Begriff, weil er befürchtete, nie etwas Ganzes, vollwertiges sein zu können. „Ich muss meine Ängste besiegen“, sprach Jules zu sich selbst und sah aus dem Fenster.
 

*****
 

Zuhause hatte Luan schnell eine Dusche genommen und war von dort aus zur Uni aufgebrochen. In der Mittagspause traf sie sich mit einer Kommilitonin, die sie in einem Seminar kennengelernt hatte. Gedanklich war sie allerdings bei Jules und Jay. „Hoffentlich denken sie nichts falsches von mir“, sagte Luan still zu sich selbst. Ihre Begleiterin ging gerade die Aufgabenliste durch, die sie mitbekommen hatten. „Hey, hörst du mir überhaupt zu?“, sie stupste Luan an. „Was? Oh, entschuldige bitte.“ „Hm, dich scheint wohl etwas zu bedrücken oder?“ „Kann man so sagen“, Luan seufzte. „Nun“, Lucy, so hieß das Mädchen, nickte ihr zu. „Wenn du möchtest, kannst du gerne mit mir darüber reden.“ Sollte sich Luan wirklich einer Person anvertrauen, die sie kaum kannte? Es wäre jedoch nicht, dieses Chaos in ihren Kopf zu ordnen. Ihren Eltern konnte sie, was das anging, auch keinen reinen Wein einschenken. Lucy schien recht nett zu sein und niemand, der sie für ihre Gefühle verurteilen würde. „Also gut“, entschloss sich Luan laut. Somit weihte sie Lucy ein.
 

„Oha, da hat es dich scheinbar echt erwischt“, bemerkte die, nachdem Luan endlich ihre Geschichte beendet hatte und sich ihrem Mittagsessen widmen konnte. „Also ich kenne mich weder mit Transidentität noch Dreiecksbeziehungen aus, jedoch scheinen dir beide ja gut zu tun, so wie ich das aus deinen Erzählungen heraus höre“, resümierte sie. „Absolut. Sie sind die ersten gewesen, die auf mich zugegangen sind und wenn du so willst meine einzigen Freunde in Kassel. „Das macht das Ganz aber auch kompliziert. Ich möchte ungern die Freundschaft zu beiden aufs Spiel setzen“, raunte Luan. „Darf ich dich da noch etwas fragen?“ „Nur zu.“ Lucy blickte durch die Mensa. Als sie sich sicher fühlte, nickte sie. „Macht es dir nichts aus, dass Jules nicht ganz so ist wie andere Männer?“ Luan war klar gewesen, dass dieser Punkt auftauchen würde. Im Gegensatz zu Flo, der Jules einfach nur demütigen wollte, wirkte Lucy eher interessiert und dem Thema gegenüber offen.
 

„Klar, habe ich mir meine Gedanken gemacht. Teils sind da auch noch bestimmte Sorgen. Für mich ist Jules jedoch das, was er im Grunde schon immer war. Ein Mann. Das andere sind Äußerlichkeiten, die vielleicht ein wenig abweichen. Es gibt nun mal gänzlich unterschiedliche Männer. Wenn es dazu kommt, werde ich ihn ganz normal behandeln. Er ist kein Exot oder eine Rarität, die man ausprobiert, um irgendeine Liste abzuhacken.“ Ihr Gegenüber lächelte sie an. „Das finde ich gut. Dann steht dieser Sache zu mindestens nichts im Weg. Die Frage ist halt nur, ob du mit beiden eine Beziehung eingehen, nur mit einem oder es bei Freundschaft belassen möchtest.“ Falls du zu Zweiterem tendierst, solltest du aber mit offenen Karten spielen.“ Eine Dreier Beziehung? Wie sollte das funktionieren? Luan hatte, was dies betraf, keine Erfahrungen gesammelt. Zudem war sie unsicher. Was wenn sie einen von ihnen dadurch verletzte?

Lucy und sie sprachen noch eine ganze Weile über ihre Situation. Irgendwann trennten sich ihre Wege. Sie war so vertieft in ihren inneren Konflikt, dass sie geradewegs Flo in die Arme lief.



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