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Godlike Reality

Eine Geschichte über Sagen und Mythen
von

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Sechs Irre in der Gruselhöhle

Weißer Schnee rieselte herab und färbte den Boden mit seinem weißen Glanz. Ich beobachtete die fallenden Flocken mit ausdrucklosem Blick, die Stille genießend. Nur für einen Augenblick hatte ich die Welt um mich herum vergessen. Doch dann kehrte ich wieder ich die Welt zurück, die man hier „die Realität" nannte. Schnell zog ich mir meine dunkeltürkiese Winterjacke an und begab mich zu meiner Haustüre, nur um mir dort die Schuhe anzuziehen. Mit einem „Tschüss Mama, bin mit Freunden unterwegs" spazierte ich aus der Türe und begab mich direkt in das riesige Schneegestöber hinein. Es war die perfekte Weihnachtszeit, mit viel Schnee, weiß gezuckerten Häusern und zu gefrosteten Autos. Schneemänner standen in den Gärten oder auf der Straße und es war bitterkalt. Ein wenig über die Kälte bibbernd stapfte ich durch die weiße Pracht. Paar Meter weit entfernt konnte ich schon zwei meiner Freundinnen erkennen. Die eine, Mirabelle, saß in ihrem Rollstuhl und versuchte sich irgendwie festzuhalten, während die andere Freundin, Zeynep, fluchend versuchte das höllische Rollgefährt durch den Schnee zu ziehen und gleichzeitig die riesige Sauerstoffflasche zu transportieren, an die Mira angeschlossen war. Als die beiden mich sahen, warfen sie mir dankbare Blicke zu. Seufzend kam ich auf meine Freundinnen zugelaufen und nahm ohne Umschweife die Sauerstoffflasche in Gewahrsam, damit Zey den Rollstuhl schieben konnte. „Wo wollt ihr beiden denn so eilig hin?!" fragte ich sie freundlich, während wir uns durch den Schnee kämpften. „Zum Treffpunkt eigentlich, aber keiner hat daran gedacht, dass wir Mira abholen müssen, weil die sonst nicht alleine durch den Schnee kommt!" entgegnete Zey mir, während sie sich nervös durch das schwarze lange Haar fuhr. Zeynap Uslus Eltern waren türkischer Herkunft, ihr Kind bekamen sie allerdings in Deutschland. Zey sprach beide Sprachen fließend und beherrschte zudem auch noch japanisch. Ihre Familie war modern, sodass meine Freundin kein Kopftuch tragen musste. Ihre langen schwarzen Haare fielen ihr also glatt über die Schultern und ergossen sich bis zu ihren Hüften. Sturmgraue Augen blickten mir vorwurfsvoll entgegen, so als sei es nur alleine meine Schuld, dass sie Mira durch die Schneefluten hatte schieben müssen. Ihr sportlicher Körper steckte in einer schwarzen zugeknöpften Jacke mit Fellkragen, unter dieser dunkle Jeans mit schwarzen Stiefeln hervorguckten. „Ja, daran habe ich leider auch nicht mehr gedacht! Sorry Mira!" einen entschuldigenden blick Richtung Mira werfend, kämpfte ich mich mit der schweren Sauerstoffflache ab, die nur provisorisch auf einen fahrbaren Untersatz geschnürt worden war. Wenn mir das Teil hinfiel und irgendwie zerbrach, dann hatte ich automatisch meine Freundin umgebracht. Mirabelle Schubert hatte Mukoviszidose, eine Erbkrankheit. Um euch diese mal genauer zu erklären: Von Geburt an verstopft zähes Sekret Lunge, Bauchspeicheldrüse, Leber und Darm. Regelmäßig wiederkehrende Entzündungen zerstören die Lunge Stück für Stück. Mit fortschreitendem Lebensalter kann Diabetes, Osteoporose und Nierenerkrankungen hinzukommen. Deshalb war Mira auf diese Sauerstoffflasche angewiesen, weil sie ohne nicht mehr atmen konnte. Warum Zey also mir, dem absoluten Tollpatsch, so ein überlebenswichtiges Ding überließ, wusste ich deshalb nicht. Mira saß auf ihren fahrbaren Untersatz und man sah ihr an, dass ihr die Situation mehr als nur unangenehm war. Durch ihre Erkrankung war sie immer auf Unterstützung angewiesen, anders ging es nicht. Doch waren solche Situationen wohl mehr als peinlich, wenn die Freundinnen sich mit den Hilfsutensilien abmühen mussten, während man selber tatenlos im Rollstuhl ausharrte. Es wäre kein Problem gewesen Mira zu tragen. Sie war stark untergewichtig, was auch irgendwie mit ihrer Krankheit zusammenhing und war deshalb ziemlich leicht. Aber trotzdem hing sie dann immer noch an dieser Flasche fest und ihr wäre es nicht mehr möglich gewesen sich dann wenigstens auf schneefreiem Grund eigenständig bewegen zu können. Mira war sehr blass, da es ihr leider nicht so oft möglich war die Sonne zu sehen und hatte schwarzes langes Haar. Ihre Augen blitzten grün und sie steckte in einem roten Ski-Anzug, indem sie wie das Michelin-Männchen aussah. Ich hieß übrigens Alexandra Rosenberg, meine Freunde nannten mich aber Alec. Ich hatte dunkelblonde Haare, die in einem typischen Emoschnitt geschnitten waren. „Smokey Eyes" zierten mein Gesicht und meine dunkeltürkisen Klamotten ergänzten sich gut mit meinen türkiesfarbenen Augen. Ich war eigentlich mehr der Stubenhocker und deswegen ziemlich blass. Mein scheinbarer Lebenszweck war es Chaos zu verbreiten, zumindest wenn man sich meine Eltern so anhörte. Aber eigentlich war ich mehr so der Insidertyp, mit ein wenig Witz und einem Talent für's Zeichnerische. Auf halber Strecke kamen uns dann Aigneis Burghart, Luana Fröhlich und Samantha Reibolt entgegen. Scheinbar hatten die Freundinnen auf uns gewartet und als wir zur vereinbarten Zeit nicht am Ort gewesen waren, hatten sie sich in Bewegung gesetzt, um uns zu suchen. Mit drei Mann mehr ließ sich der Rollstuhl besser schieben und die Sauerstoffflasche anständig transportieren. So fanden wir unseren Weg in das kleine gemütliche Café, welches der Treffpunkt für alle Jugendlichen unserer Stadt war. Als wir das Café betraten, kamen uns gerade die Jungs aus unserer Schule entgegen. Mark und seine Kumpanen waren sowas wie unreife Kinder, die aber meinten wer weiß was für Checker sie waren. Aber anscheinend entsprachen wir Sechs nicht ihren Idealvorstellungen einer „Heißen Braut", so wie sie sich auszudrücken pflegten, denn kaum hatten sie uns bemerkt, wurde ich auch schon wieder mit „Hallo Emu, heute wieder mit der Steckdose gespielt?!" begrüßt. Genervt verzog ich das Gesicht: „Es heißt EmO, mit O! Emus sind Vögel, nur mal so zur Info! Und nein, habe ich nicht, aber scheinbar warst du heute ziemlich beschäftigt, oder? Ich meine, diese ganzen Pickel zählen sich ja nicht von alleine!". Mark hatte während seiner Pubertät so viel Akne bekommen, dass er die im Nachhinein nicht mehr so schnell loswurde. Später würde er sicher richtig Löcher im Gesicht haben. Wütend funkelte mich der Angesprochene an: „Aber du mit deinen Haaren und deinem scheiß kranken Fetisch!". Mark konnte es gar nicht leiden, wenn man ihn auf seine Pickelbefölkerung ansprach, weswegen er jetzt wieder versuchte meinen Stil und meine Vorliebe für Animes und Mangas zu kritisieren. Wütend rauschte er mit seinen Kumpels an uns vorbei, während Zey, Mira, Luna und ich ihm den Mittelfinger präsentierten. Schließlich waren alle meine Freunde Animefans und entsprechend reagierten wir dann auch. Agni und Sunny waren eher von der zurückhaltenden Sorte und mischten sich deswegen nicht ein. Mich wunderte es nur, dass die Jungs einfach gegangen waren, da ich die Gruppe eigentlich streitsüchtiger in Erinnerung hatte. Doch ein plötzliches „WIR GEHEN AUF DIE PARTYYYY!!!! Und machen Party-Datty!" erläuterte mir den Grund. „Wer geht um die Mittagszeit denn bitte auf eine Party?" sprach Sunny in die Runde, als wir endlich an unserem Stammtisch saßen. Sunny war ein feenhaftes junges Mädchen mit hellblonden langen Haaren, die sie sich vorne und hinten einfach gerade abgeschnitten hatte. Rehbraune Augen blicken fast unschuldig in die Runde, während sie sich ihr mindgrünes Kleid zurechtzupfte. Sunny war sehr sanftmütig, stand aber trotzdem immer für ihre Meinung ein. Sie war sehr naturverbunden und interessierte sich für Fabelwesen. Ihre Cousine Luna hatte braune schulterlange glatte Haare ohne einen Ponyschnitt. Ihre Augen waren blau, genau wie die Kleidung die sie trug. Luna träumte von der wahren Liebe, war ein bisschen pervers, genau wie Mira, und ein totaler Batman Fan. Agni hatte ebenfalls braune Haare, nur das sie bei ihr etwas dunkler waren und lockig. Außerdem hatte sie einen Mittelscheitel, im Gegensatz zu Luna, und braune Augen. Ihre Kleidung war in verschiedenen brauntönen gehalten und hatten einen keltischen Touch. Agnis Eltern mochten alles was mit den Kelten zu tun hatte und so kam Agni an diesen schrecklichen Namen. Das Mädchen mochte ihren Namen allerdings und begeisterte sich ebenfalls für dieses Thema. Wenn es um Fakten ging, die mit Chemie oder historischen Ereignissen zu tun hatten, war sie die erste Anlaufstelle. „Ich auf jeden Fall nicht!" gab ich Sunny murrend zur Antwort, während ich meinen Kopf auf meiner Hand platzierte und gelangweilt vor mich her starrte.
 

Meine Freundinnen fingen jetzt an sich miteinander zu unterhalten, während ich meine Zeichenutensilien hervorkramte und anfing zu zeichnen. Das machte ich immer so und meine Freunde störte es nicht. Zwischenzeitlich kam dann die Bedienung, um unsere Bestellungen aufzunehmen. Ich rührte gerade in meinem dargebrachten Kakao, als Sunny anfing über einen Ausflug zu erzählen, den sie mit uns unternehmen wollte. „Am Wochenende könnten wir doch zu der Fledermaushöhle wandern, da haben wir genug Zeit!" erklärte das abenteuersüchtige Mädchen gerade den anderen. „Bitte was?!" ich fiel gerade aus allen Wolken. Die wollte doch nicht ernsthaft im Winter, bei Schnee und Sturm, mit Mira im Gepäck, da den Berg hochwandern und dann in eine finstere Höhle kraxeln? „Sunny, den Vorschlag habe ich dir im Sommer gemacht, im SOMMER! zu der Zeit des schönen Wetters! Wie stellst du dir das bitte vor? Es ist kalt, man kann leicht ausrutschen und da oben kriegen wir auch nicht so schnell Hilfe, wenn etwas passieren sollte!" empört starrte ich meine Freundin an. Doch diese wollte so gar nicht einsichtig sein: „Ach was, das kriegen wir schon hin und es ist ein tolles Abenteuer!". „Und wie stellst du dir das vor, mit Mira?!" wütend schmachtete ich das Sonnenscheinchen an, während ich im Inneren ein schlechtes Gewissen hatte. Ich wollte nicht dass Mira sich als Last sah, schließlich war sie meine Blutsschwester. Aber ich sah auch nicht, dass wir gemeinsam den Berg besteigen konnten. Was wenn wir mit der Flasche oder dem Rollstuhl abrutschen würden? Es fror und der Boden war glitschig vom gefrorenen und dann wieder angetauten Eis. „Wir passen schon auf und können uns ja Zeit lassen!" entgegnete Sunny und der Rest stimmte mit ein. So musste ich mich also geschlagen geben und rührte deshalb missmutig in meinem Kakao: „Ich trage die Sauerstoffflasche aber nicht!". Wenn Mira bei dem Ausflug draufging, dann war es wenigstens nicht meine Schuld.
 

Murrend kämpfte ich mich den Berg hoch, während ich darüber sinnierte, wie es wohl gewesen wäre, wäre ich einfach zu Hause geblieben. Sunny und ihre blöden Ideen immer. Dabei schob ich weder den Rollstuhl, noch die Flasche. Beides hatte ich einfach meinen, scheinbar geisteskranken, Freunden überlassen. Grinsend schaute ich dabei zu, wie Luna und Sunny die Flasche trugen, während Agni und Zey Mira schoben. Alleine schon zu sehen, wie die anderen sich abmühten, gestaltete mir den Ausflug so viel schöner. „Uff! du könntest uns auch mal helfen!" wurde ich von Agni, die sich zu mir ungewandt hatte, angeraunzt, während ich gemütlich hinter meinen Freundinnen her spazierte. „Na gut, ich komme ja schon!" ich konnte meine Freundinnen ja schlecht im Stich lassen, auch wenn ich mir wegen ihnen gerade den Arsch abfror. Also eilte ich zu dem Rollstuhl und schob kräftig mit an. Nach ein und halb Stunden hatten wir die Bergspitze endlich erreicht. Prustend wurde erstmal eine Pause gemacht. Anschließend hockten wir uns auf einen Felsen, Mira stand mit ihrem Rollstuhl und Zubehör daneben. Danach ging es weiter. „Ladys First!" bekomplimentierte ich Sunny, als erstes in die düstere Höhle zu steigen, „Ich reiche dir dann Mira samt Rollstuhl und Flasche an!". „Ich glaube da brauche ich schon Hilfe bei, hier sieht man ja nichts!" entgegnete mir Sunny, als sie endlich unten angekommen war. Die Höhle sah dunkel aus und seltsame Geräusche kamen aus ihr. Außerdem konnte ich nicht erkennen wie weit entfernt der Boden war. Ich konnte meine Freundin nur noch hören. „Okay, ich komme jetzt zu dir runter und Zey reicht uns dann die Flasche runter!" erwiderte ich und begann mit dem Abstieg in die dunkle Höhle. „Sei vorsichtig, Onee-Sama!" hörte ich Mira noch rufen. Der Abstieg gestaltete sich als sehr anstrengend, auch wenn die Höhle wirklich nicht tief war, aber die Wände waren steil und vom einfallenden Schneewasser glitschig „Bin unten!". „So, ich reiche euch jetzt den Rollstuhl runter!" rief Zey von Oben. Daraufhin hörte ich das Schaben von Rädern und ein Schatten verdunkelte das wenige Licht, welches noch durch den kleinen Eingang fiel. Ich fing es langsam an zu bereuen in der Eifel zu wohnen, wo Berge und Höhlen im Überfluss vorhanden waren. Zwar war die Fledermaushöhle für Touristen gedacht, aber bei dem Wetter fanden ja noch nicht mal mehr Führungen statt. Nur die sechs Irren kletterten in eine finstere Höhle, fernab von jeglicher Hilfe. Ich hatte mich an die Wand gehangelt und versuchte, mit der Hilfe von Agni und Zey, den Rollstuhl zu Sunny hinunter zu buchzieren, ohne dass dieser meiner Freundin auf den Kopf fiel. „Ich habe ihn!" hörte ich Sunny sagen, was für mich das Zeichen war, dass ich endlich von der Wand klettern konnte. Müde schüttelte ich meine verkrampften Muskeln durch, damit sie sich wieder entspannten. „So. jetzt tauschen wir!" entgegnete ich matt. Sunny nickte nur und kletterte an die Wand, da Luna jetzt mit Mira auf dem Rücken runtersteigen würde und einer die Flasche auffangen musste und um diese nach unten zu bringen. Dafür wollte ich nun wirklich nicht verantwortlich sein. Alleine schon, weil die beste Freundin daran hing. Also stand ich am Boden, während Sunny jetzt an der Wand hing und sich die Flasche von Zey und Agni herunterreichen lief. Gleichzeitig kletterte Luna mit Mira hinunter. Doch entgegen meiner Ängste kam die Flasche heile bei mir an und auch Mira war nichts passiert. Nachdem Luna unten angekommen war, nahm ich ihr die Freundin ab und setzte sie wieder in ihren Rollstuhl. „Und wie kriegen wir sie später wieder hoch?" fragend blickte ich nach oben zum Ausgang. „Keine Ahnung!" entgegnete mir Zey. Damit war der Käse anscheinend gegessen, denn man wandte sich jetzt dem Eingang zu. Ich kramte meine Taschenlampe hervor und lief, mit Zey im Schlepptau, als Erste in die Finsternis. Insgeheim fragte ich mich, warum keiner der anderen Mal an eine Taschenlampe gedacht hatte. Wenn meiner was geschah, dann sah es ziemlich düster aus. Kaum waren wir ein paar Schritte in die stille Finsternis gelaufen, kam uns plötzlich etwas entgegen geschossen. Kreischend stürzte ich zu Boden, die Lampe fiel zu Boden und flimmerte heftig. Hunderte von Fledermäusen waren mir entgegen gekommen und stoben nun aus der Höhle. Scheinbar hatten die kleinen Batmänner nicht mit Besuch gerechnet. „Oh mein Gott, Alec! Bist du in Ordnung?!" hörte ich Luna von hinten rufen und anschließendes Stampfen von Schritten. Schnell hatten meine Freundinnen zu mir aufgeholt und wollten sehen, ob mir etwas passiert war. Ich war zum Glück nur auf meinem Hintern gelandet und die Lampe schien auch noch heile zu sein. Missmutig rappelte ich mich auf. Ein paar Kratzer zierten mein Gesicht, da einige der Flederviecher mich nicht wahrgenommen hatten und mir direkt ins Gesicht geklatscht waren und die Flügel hatten verdammt scharfe Enden. „Die Fledermausschau ist wohl schon beendet!" knurrte ich, während meine Freunde einfach darüber zu lachen anfingen. Wütende Blicke wurden ihnen zugeworfen, während ich meine Lampe vom Boden klaubte. „Die Kratzer tun total weeeh!" jammerte ich vor mich hin, während alle anderen wieder hinter mir her dackelten. Ich hörte wie Sunny und Mira sich über Fledermäuse unterhielten, während Agni Mitleid mit mir hatte und auf mich zugelaufen kam: „Ich mache dir zu Hause einen Kräuterumschlag, okay?!". „Bis dahin bin ich längst an Fledermauskrätze verreckt!" murrte ich und rieb mir die schmerzende Backe.
 

Es ging immer tiefer in die Höhle und je tiefer wir kamen, umso mulmiger wurde mir zu Mute und umso mehr Fledermäuse kamen uns entgegen. Schlussendlich kamen wir dann auf den Trichter, dass das Licht der Taschenlampe sie aufscheuchte und so tasteten wir uns an dann weiter blind voran. Inzwischen waren wir müde, mit lauter Kratzern übersäht und schon so weit in die Höhle gestiegen, dass die Luft schon ziemlich dünn war und uns auch keine weiteren Flederschätze mehr entgegenkamen. „Ich denke das reicht, wir sind schon ziemlich weit gelaufen und irgendwann müssen wir auch wieder zurück!" ergriff Sunny das Wort, als wir uns zu einer kurzen Rast niedergelassen hatten und Agnis Sandwiches futterten. Auch ich hatte mich, total erschöpft, auf dem kalten Steinboden niedergelassen, mit einen Sandwich in der Hand. „Schön dass du mal endlich zu diesem Ergebnis kommst! Ich kriege hier nämlich kaum noch Luft!" beschwerte ich mich und fächelte mir theatralisch Luft zu. Ich war Asthmatiker und bekam deswegen schlechter Luft als die anderen. „Ehrlich gesagt will ich auch nach Hause! Ich bin müde, irgendwie müssen wir auch wieder durch den Eingang und wie wir wieder zurück finden ist mir auch ein Rätzel! Außerdem müsste es schon Abend sein! Und eine neue Sauerstofflasche brauche ich auch bald!" stimmte mir Mira zu. „Okay, dann machen wir eine kleine Pause und gehen wieder zurück!" stimmte Luna zu. Also aß man sein Sandwich und unterhielt sich noch eine Weile. Ich hatte mein Sandwich schon längst gegessen und untersuchte jetzt aus Langweile die Höhle, da mich das momentane Gesprächsthema nicht wirklich reizte und ich meine Malsachen nicht dabei hatte. Es wäre eh unmöglich gewesen bei diesem Licht zu zeichnen, von daher störte es mich nicht wirklich sie vergessen zu haben. Beim Betasten der kalkhaltigen Wände, fiel mir plötzlich was ins Auge. „Hey, Leute! Kommt mal her!" rief ich die anderen zu mir, die wenig später zur Stelle waren. In einer der Höhleneingänge hatte ich eine weiße kleine Perle entdeckt, die einfach ungeachtet auf dem Boden gelegen hatte. Sie war klein, weiß und hatte einen eigenartigen Schimmer. „Hier war wohl schon Jemand und hat das hier vergessen?!" vermutete Agni, als sie die Perle sah. „Das kann aber auch eine von Persephones Perlen sein!" entgegnete ich und wog das kleine Schmuckstück in meiner Hand. „Persephones Perlen?" entgegnete Agni fragend. „Ja, in der griechischen Mythologie verteilt Persephone Perlen, damit die Toten wieder zurück ins Leben finden oder so!" erklärte ich und betrachtete begeistert meinen Pfund. „Dann sollten wir mal ausprobieren, ob wir damit auch in den Hades kommen!" scherzte Sunny und nahm mir die Perle aus der Hand, was ich ihr mit einem missmutigen Blick quittierte. Schließlich war es ja auch MEINE Perle. „Ich glaube nicht, dass das auch rückwärts klappt!" mischte sich Mira mit ins Gespräch ein. „Probieren können wir es ja mal!" entgegnete Zey und legte ihre Hand auf die von Sunny. Grummelnd folgte ich ihrem Beispiel und auch die Anderen legten ihre Hände auf die von Sunny, die immer noch die Perle hielt. „In den Hades bitte!" befahl ich dem, bestimmt wertlosen Schmuckstück. Ich glaubte ja nicht wirklich daran, dass wir jetzt im Hades landen würden. Doch plötzlich entsprang der Perle ein Blitzstrahl und tauchte uns in helles Licht. Danach hatte ich das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren, weswegen ich mich an die Hände meiner Freundinnen festklammerte. Dann war es plötzlich vorbei und ich landete, durch einen heftigen Schwindelanfall gepackt, auf meinem Hintern. Als ich wieder etwas sehen konnte, rappelte ich mich mühsam auf und half meinen Freundinnen ebenfalls wieder auf die Beine zu kommen. Nachdem alle wieder standen, Mira war mitsamt ihrem Rollstuhl anständig auf dem Boden gelandet, konnten wir dann einen ersten Blick darauf werfen, wo wir eigentlich gelandet waren. Denn ich vermutete stark, dass wir uns nicht mehr in der Fledermaushöhle befanden. Schockierend starrte ich auf einen riesigen Höhlenraum, der gefüllt war mit leuchtenden Amethysten: „Ach.du.SCHANDE!!!".

Ein Bad im Pyriphlegethon

„Wir sind doch nicht etwa im Hades gelandet? Aber was haben denn all die Edelsteine hier zu suchen?" hörte ich Sunny rufen. Ihre Stimme hatte einen dumpfen Klang, als würde sie durch Watte sprechen, was mit Sicherheit daran lag, dass ich momentan ziemlich neben mir stand. „Hades ist in der römischen Mythologie Pluto und Pluto nannte man den reichsten Gott der Welt, weil es Edelsteine in der Unterwelt gab! Edelsteine werden ja schließlich aus der Erde geholt!" erklärte ich als eingefleischter Hadesfan meinen Freundinnen. „Also kannst du gleich dein Idol kennen lernen!" witzelte Mira und stieß mir, weil sie direkt neben mir stand, ihren Ellbogen in die Rippen. „Und du kannst direkt hierbleiben, Misses Gleich-Sauerstofflos!" witzelte ich zurück und hatte meine Freundin damit hoffentlich mundtot gemacht. Bei allen Göttern! Ich wollte gewiss nicht den Herrn dieser Behausung kennen lernen. „Alec hat Recht! Kannst hier gleich einziehen!" hörte ich Luna scherzen. „Leute!! Hier zieht gewiss Niemand ein! Wir nehmen jetzt die Perle und teleportieren uns wieder nach Hause zurück! Hier können wir auf meinen Fall bleiben!" fauchte ich einmal lautstark in die Runde. "Ach komm! Lasst uns nur ein bisschen umsehen!" versuchte Sunny mich zu überreden noch ein wenig zu bleiben. „Und was ist mit Mira? Außerdem ist die Unterwelt kein lustiges Spieleparadies!" schimpfte ich die blonde Abenteuerin aus. „He, Leute, hier geht's zum Ausgang!" hörte man plötzlich von weit her Luna rufen. „Kommt, dass sehen wir uns an!" ermutigte Mira die Freundinnen Luna ihr zum Ausgang zu folgen. Mit einem Ausdruck vollkommener Fassungslosigkeit folgte ich meinen Freundinnen aus der Edelsteinhöhle. Wir liefen ein Stück weit durch eine dunkle und trostlose Landschaft, dass ich überhaupt noch etwas sah, wunderte mich stark. Meine Taschenlampe konnte ich leider nicht mehr benutzen, da diese bei unserem kleinen Schleuderausflug Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hatte und seitdem nicht mehr funktionierte. Plötzlich kamen uns zwei Streifen in Sicht. Der eine leuchtete hellorange, der andere sah irgendwie schwarz aus. „Was ist denn das? Ich glaube, dahinter geht es tief runter!" hörte ich Agni sagen und ich konnte ihr nur zustimmen, da ich jetzt wusste, was da auf uns zukam. „Sehr geehrte Damen! Willkommen bei unserer Führung durch den Hades! Zu unserer linken sehen wir den Fluss Pyriphlegethon, der gekochtes Blut mit sich führt und in den Tartarus mündet! Zu Ihrer Rechten befindet sich der Kokytos, der Fluss des Wehklagens! Seht ihr die vielen Geister da? Die trinken daraus und wissen dann automatisch, dass ihr Leben vorbei ist! Dieser Fluss endet übrigens auch im Tartarus! Also wo wollt ihr reinspringen? Ihr kommt auf jeden Fall an derselben Stelle wieder heraus!" witzelte ich in einem ziemlich sarkastisch beißenden Tonfall vor mich hin, während wir vor den beiden Flussbetten zu stehen kamen, die beide in eine Art riesiges Loch zu fließen schienen. Geisterhafte Wesen scharrten sich um den einen, den schwarzen Fluss, während andere von ihnen davor hockten und vom dem Wasser trinken. „Wer möchte auch davon trinken?!" fragte ich meine Freundinnen, in demselben Ton. „Eh nein! Also weder springen, noch davon trinken, meine ich!" gab mir Luna als einziges zur Antwort. „Ich nehme mir aber was mit, von beiden Flüssen, meine ich!" antwortete Sunny und holte einen Glasbehälter aus ihrer Umhängetasche. Mit großen Augen sah ich zu, wie meine Freundin sich durch die vielen Seelen schlängelte, um ein wenig vom dem Kokytos zu schöpfen. „Die ist doch irre!" konnte ich Luna sagen hören und ich stimmte ihr ausnahmsweise mal zu. Glücklich kam Sunny mit einem Glas voll, nein kein Dreck, sondern mit schwarzem Wasser wieder und kramte in ihrer Tasche, welche sie bei uns stehen gelassen hatte, nach einem weiteren Glas. „Du bist bekloppt!" entkam es mir schnaufend. Mit einem weiteren Glas machte Sunny sich nun auf zum Pyriphlegethon, dem Feuerfluss. als dieser auf halber Strecke beim Fluss war, fing Mira plötzlich an, nach unserer Freundin zu schreien: „Sunny, STOP!!! Komm wieder zurück!! Da ist was im Wasser!". Mit einer Geschwindigkeit, der man ihr gar nicht zugetraut hätte, hatte Mira sich von ihrer Sauerstoffflasche abgekoppelt und bretterte mit ihrem fahrbaren Untersatz nun auf die blonde Abenteuerin zu. Wenn Mira schon ihr Leben aufs Spiel setzte und so Gas gab, dann musste sie etwas entdeckt haben, was mir noch nicht aufgefallen war. zusammen mit den anderen suchte ich hektisch den Fluss ab und dann entdeckte ich es. geisterhafte Hände waberten in der feurigen Masse herum und tauchten nun darauf hervor, um sich unsere Freundin zu schnappen. Geschickt konnte Sunny ausweichen, doch Mira konnte nicht mehr bremsen und fuhr direkt in eine der Hände hinein. Schreiend wurde sie, samt Rollstuhl nach oben befördert und drohte in den Kokytos gezogen zu werden, doch Sunny bekam den Rollstuhl noch rechtzeitig zu fassen und versuchte unsere Freundin da rauszuziehen. Weitere Hände griffen nach ihr, doch dann war ich schon zur Stelle und zusammen zerrten wir Mira da raus. „Jetzt weißt du...warum dieses Ding...aus gekochtem Blut bestehen soll!" keuchte ich, während wir Mira endlich bergen konnten. Zusammen mit Sunny stütze ich meine Freundin unter den Armen und zusammen rannten wir zurück zu den anderen. Hinter uns explodierte der Rollstuhl, als er auf das heiße Wasser traf. Doch wir kamen nicht weit und waren direkt von diesen Händen umzingelt. Mutig zückte ich einen scharfkantigen violetten Edelstein, den ich vorsichtshalber aus dem Hein der Persephone mitgenommen hatte. Ich glaubte zwar nicht daran, dass dein spitzer Edelstein gegen durchsichtige Hände half, aber was Besseres fiel mir nicht ein. Doch es half, denn sobald ich nach der Hand hieb und diese traf, fing der Stein an zu leuchten und die Hand löste sich auf. Plötzlich kamen noch mehr von diesen Geisterhänden aus dem Feuerfluss geschossen und attackierten uns von allen Seiten. Ich hatte alle Mühe nach ihnen zu Hieben, während wir uns immer weiter vorwärts kämpften. „Verschwindet!" hörte ich plötzlich eine herrische Stimme rufen und die Hände zogen sich wieder in den Fluss zurück. Ein hochgewachsener Mann stand plötzlich neben den anderen dreien, welche anscheinend versucht hatten uns entgegenzukommen, da Sunnys Tasche und Miras Sauerstoffflasche einige Meter weit weg von ihnen standen. Unser plötzlicher Retter hatte bleiche Haut, braune, hell leuchtende mandelförmige Augen und schwarzes Haar, das ihm knapp bis über die Brust ging und damit fast so lang wie meine Haare war. Er hatte einen Mittelscheitel und keinen Pony, außerdem hingen seine Haare in ein wenig fettigen Strähnen herab und verdeckten einen Teil seines Gesichts. Mir fiel aus, dass er ausgeprägte, aber leicht definierte Wangenknochen hatte und sich am Oberlippe und Kinn ein paar Bartstoppeln tummelten, die aber sauber rasiert aussahen, also keinen ungepflegten Eindruck hinterließen. Seine Statur war hochgewachsen, breit und Maskulin, wie die eines Kriegers. Leicht definierte Bauchmuskeln blickten unter einer nachschwarzen Toga hervor. An den fügen trug er unbequem aussehende Sandaletten. Um den Haus und an den Armen trug er sehr viel Schmuck, der größtenteils aus Gold und Edelsteinen bestand und für mich den Eindruck erweckte, als sei der Mann recht gut betucht. Das ergab allerdings weniger Sinn, wenn ihr Retter anscheinend keine Dusche besaß. Schnell brachten wir Mira zu der Flasche, da diese kaum noch Luft bekam und schon ziemlich bleich aussah. Zügig schloss Sunny sie wieder an diese Apparatur an, während ich mich an den Fremden wandte. „Danke für Ihre Hilfe! Wir wären sonst draufgegangen!" bedankte ich mich bei dem Mann, der uns bis jetzt interessiert zugesehen hatte. „Schon in Ordnung, aber wie kommt ihr sechs denn lebendig hier rein? Außerdem seht ihr auch noch ziemlich gesund aus, also könnt ihr nicht weit gelaufen sein!" gab der Fremde mir zur Antwort. Seine Stimme klang tief und dunkel, so wie geschmolzener Kakao. Grinsend hielt ich ihm die kleine weiße Perle hin, mit der wir hierhergekommen sind. „Hmm! Also hat meine Frau doch noch etwas hiergelassen, bevor sie ausgezogen ist! Scheinbar hatte sie immer noch Mitglied mit den Toten, meine liebe Persephone!" hörte ich den Mann sagen und bekam beinahe einen Schlag. Das war doch nicht etwa...vor dem wir standen? „Kann es ein, dass wir gerade vor dem König, dem Allherrscher des Todes Toten stehen?" wollte ich wissen und wartete gespannt auf eine Antwort. „Ich finde diese Betitelierung zwar sehr seltsam, aber ja, ich bin Hades, der Gott der Unterwelt!" gab er mir zur Antwort und wandte seinen Blick von der Perle ab, nur um mir direkt in die Augen zu sehen.

Smalltalk mit dem Gott der Unterwelt

„Echt jetzt? Du bist der echte Hades?!" erstaunt wurde der junge Mann von allen Seiten begafft. Er nickte nur: „Hattet ihr vorgehabt mit dieser Perle wieder zurückzureisen?!". „Eigentlich schon! Ich wäre auch schon längt weg, wenn meine Freundinnen nicht so neugierig gewesen wären! Ich kann nicht fassen, dass ich tatsächlich in der Unterwelt gelandet bin! Bis jetzt dachte ich, man verarscht uns!" ergriff ich wieder das Wort und betrachtete den Gott dabei von allen Seiten. „Nein! Ihr sechs seid nur durch diese Perle hier, auf der Ebene der Götter gelandet!" entgegnete Hades und gab mir die Perle wieder zurück. „Ebene der Götter? Und können wir nicht eure Frau um eine weitere Perle bitten?!" dankend nahm ich die Perle wieder entgegen. „Die Erde ist in zwei Ebenen aufgeteilt! Einmal die Ebene, die von Menschen und Göttern wahrgenommen werden kann und einmal die Ebene der Götter, die nur von Göttern wahrgenommen werden kann! Und nein, könnt ihr nicht, weil Persephone hier nicht mehr wohnt!" erklärte der Schwarzhaarige uns.
 

„Wie, die wohnt nicht mehr hier? Müssen wir wirklich durch den verdammten gesamten Hades krazeln, um eine weitere Perle zu finden?"
 

„Ich glaube, das schafft ihr nicht mehr!"
 

„Wie, das schaffen wir nicht mehr?"
 

„Vorher ist der Behälter eurer Freundin aufgebraucht und dann stirbt sie!"
 

„Und bis wir bei uns dann wieder aus dieser Höhle heraus sind...!"
 

„...ist sie definitiv tot!"
 

„Danke!"
 

„Wofür???"
 

„Für die Todesansage du...!"
 

„Wie können wir unsere Freundin retten?" mischte sich Sunny in das Gespräch mit ein. Der Schwarzhaarige seufzte: „Eigentlich nicht! Aber ich mache mal eine Ausnahme! Holt mir meine Frau von Apollon zurück! Im Gegenzug sehe ich über den Tod eurer Freundin hinweg und lasse sie laufen! Zumindest so lange, bis sie wieder an neuen Sauerstoff kommt!". „Aber sie wird gewissermaßen doch am Sauberstoffverlust sterben?!" mischte sich Zey in unser Gespräch ein, die bis jetzt alles mit ernster Miene beobachtet hatte. „Außer Apollon heilt sie von Ihrer Krankheit! Das ginge auch! Ist ja schließlich ja der Gott der Heilung!" erwiderte ich. Meine Freundinnen nickten begeistert und vor allem Miras Augen leuchteten voller Freude. Vielleicht würde sie auf diese Weise die Chance erhalten, endlich ihr Leben leben zu können. Mira wollte die Welt sehen und es gab noch so viel anderes auf ihrer To-Do-Liste, das sie durch ihre Krankheit nie machen konnte. „Aber Eine von euch bleibt hier! Falls ihr nämlich keinen Erfolg habt, wird eine von euch meine zukünftige Braut!" fügte der Gott der Unterwelt hinzu. Sofort deuteten alle Finger auf mich. „Ne, Leute! Ist nicht euer Ernst! Nur weil ich mich besonders mit dieser Mythologie auseinandergesetzt habe, möchte ich nicht Persephones Platz einnehmen!" wehrte ich vehement ab, doch die Finger meiner Freundinnen ruhten weiter auf mir. Okay, ich war ein absoluter Fan dieser Mythologie, aber deswegen wollte ich nicht sie Ewigkeit hier unten verbringen. „Wer quakt von uns immer am meisten, wenn es um sportliche Aktivitäten geht? Und Apollon wird nicht gleich um die Ecke wohnen! Und Mira können wir nicht hierlassen, wenn wir deinen Vorschlag umsetzen und sie von Apollon heilen lassen wollen!" argumentierte Zey und überzeugte mich so. Es gab nichts schlimmeres, als stundenlange Spaziergänge, Kletterausflüge und haste nicht gesehen, was meine Freundinnen sich für Schikanen einfallen ließen. „Außerdem habt ihr euch ja schon angefreundet!" fügte Luna hinzu. ziemlich soff sah ich erstmal meine Freundin an und warf dann einen blick zu dem schwarzhaarigen Gott herüber, der mich ebenfalls ansah und mir damit bestätigte, dass wir beide derselben Meinung waren. Das war für Luna natürlich das Zeichen: „Na seht ihr, wie toll ihr euch versteht?!". „Wirklich klasse! Aber gut, ich bleibe hier und suche nach einer weiteren Perle! Und ihr rettet mir meine süße kleine Schwester!" wandte ich mich mit vor der Brust verschränkten Armen an meine Freundinnen. „Alles klar, aber falle nicht in den Pyriphlegethon, Schwesterchen!" witzelte Mira, die bis eben auf einem Stein gehockt hatte. „Und du, klapp auf dem Weg nicht zusammen! Und von diesem dämlichen Fluss halte ich mich getrost fern!" witzelte ich, allerdings mit einem ernsten Gesichtsausdruck zurück. Das was wir jetzt vor uns hatten, vor allem meine Freundinnen, war eine Hiobsaufgabe, der wir bei weitem nicht gewachsen waren. Ich hoffte nur, Sunny hatte ein schön schlechtes Gewissen, da wir nur dank ihr hier in der Tinte saßen. „Bevor ihr geht, nimmt das hier mit! Eure Freundin hat einen Amethyst bei sich, ihr bekommt diese Steine!" mit diesen Worten warf Hades meinen Freundinnen verschiedene Edelsteine zu. Mira bekam einen Türkis, Agni ein Tigerauge, Zey erhielt einen Peridot, Luna bekam einen Larimar und Sunny einen Critrin. „Das sind eure Schutzsteine, wie ihr sicher schon am Pyriphlegethon feststellen konntet! In schwierigen Situationen wird er euch bestimmt hilfreich sein!" fügte der Schwarzhaarige hinzu, „Ich begleite euch noch zum Ausgang, ehe Zerberus euch frisst! Den Rest müsst ihr alleine bewältigen!". Also folgten wir Hades zum Ausgang der Unterwelt. Dabei kamen wir an alle möglichen Obskuritäten vorbei. Ich konnte immer noch nicht so recht glauben, dass wir uns hier in der Unterwelt befanden. Es war alles so schnell gegangen und hatte mit einem scheinbar harmlosen Scherz begonnen. Unsicher betrachtete ich den Edelstein in meiner Hand, während Sunny scheinbar unberührt Agni ein wenig über Edelsteine erzählte. „Wir sind da!" hörte ich Hades sagen, was er aber nicht noch extra erwähnen musste, da der Höllenhund einfach unübersehbar war. Zerberus sah aus wie ein riesiger schwarzer Pitbull mit drei Köpfen und einem Stachelhalsband. die Zähne hatte er gefletscht, auch als wir mit Hades an ihm vorbeigingen, sah er nicht minder freundlich aus. „Das ist mal ein großer Hund!" staunte Agni nicht schlecht. „Ja! Der ist so groß, da kannst du dich quer in sein Maul legen und er müsste dich nicht mal durchbeißen, um dich herunterzuschlucken!" entgegnete ich ihr und meine Freundin war augenblicklich still. Scheinbar wollte sie nicht von Zerbi gefressen werden. Endlich erreichten wir Licht, ein heller Punkt, der sich vor uns auftat. „Da müssen wir jetzt hochklettern?" wollte Agni wissen, während wir zu dem hellen Punkt aufsahen, von diesem Unmengen von Seelen hereingeschwebt kamen. „Ich nehme Mira huckepack und ihr klettert da einfach hoch!" schlug Sunny vor. Anscheinend hatte sie doch ein schlechtes Gewissen, sonst würde sie sich nicht als Gepäckträger anbieten. „Viel Spaß euch und kommt bitte wieder heile zurück!" verabschiedete ich mich von den anderen. „Wird schon schien gehen!" grinste Agni mich schief an und kletterte als erstes den Abhang empor. Wehmütig sah ich meinen Freunden hinterher, während diese sich auf den Weg nach oben machten und sich in ein gefährliches Abendteuer stürzten. Als auch die letzte meiner Freundinnen den Ausgang passiert hatte, blickte ich mich zu dem Herrn der Unterwelt um. „Komm! Wir machen uns zu meinem Palast auf! Dort gebe ich dir dann ein wenig unauffälligere Kleidung!" hörte ich ihn sagen. Ich fühlte mich ziemlich alleine gelassen, folgte ihn aber, auch wenn ich meine Kleidung alles andere aus unauffällig war. Schließlich war bei uns in Deutschland Winter und dementsprechend war ich auch gekleidet. „Sag mal, Hadilein! Gibt es in der Unterwelt keine Dusche?!" stellte ich ihm die Frage, die mir schon die ganze Zeit auf der Seele brannte und zupfte dabei an seinen fettigen Haaren. Unzufrieden sah der Gott mich an: „Siehst du hier irgendwie fließend Wasser?!" wollte er von mir wissen und ich konnte sogar ein wenig Theatralik aus seiner Stimme heraushören. „Styx oder Acheron, Kokytos, Pyriphlegethon, der Lethestrom! Also fließend Wasser ist hier ja genug!" feixend grinste ich den schwarzhaarigen Gott an. Dieser verdrehte allerdings gekonnt die Augen: „Tolles Wasser! Ich wollte eigentlich meine Haare behalten und da ist der Pyriphlegethon ein wenig unpraktisch!". Daraufhin konnte ich nicht anders und brach in schallendes Gelächter aus: „Ein Gott ist Glatze, das wäre doch mal was!". Hades schnaubte daraufhin nur ärgerlich und setzte seinen Weg weiter fort. Er schien also doch eine Spaßbremse zu sein.



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