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Ghost of Magic

von

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Der Sprung ins kalte Wasser

Die Jahre zogen ins Land.

Jamiro war nun 13 Jahre alt und konnte schon vieles von den Künsten, die ihm der alte Bronwe beibrachte. Steine zu Heben war kein Problem mehr. Zumindest solche die er gerade so selbst noch mit seinen Händen heben konnte.

Bronwe saß am Rande seines Hauses auf der Bank und beobachtete seinem Enkel beim Training. Die geheime Kraft beherrschte er schon sehr gut. Wenigstens etwas, dass er ihm lehren konnte und der Junge auch ansatzweise perfekt beherrschte. Seine Fortschritte erfüllten ihn mit Stolz in seiner Brust.

Jetzt aber wollte der Mann seinen Enkel in der Reaktion testen. Ob er es schaffte eine Magie anzuwenden, auf die er sich im Moment nicht konzentrierte?

Bronwe lächelte und hielt seinen Becher, in dem etwas Wasser war, in die Luft. Er wartete bis sein Enkel ihn im Blickfeld hatte. Denn er übte weiter an den Formumwandlungen, die er zwar beherrschte, aber noch nicht so gut das man es perfekt nennen konnte. Jeder würde ihn also für einen drittklassigen Magier halten. Doch Jamiro konnte mehr, wenn er es nur wollte.

Dann ließ der Mann den Becher fallen, welcher nicht einmal unten aufkam. Denn in Sekundenschnelle wandte der Junge seine Schwebemagie an und stellte den Krug wieder auf den Platz, neben Bronwe.

„Gut gemacht Jam“ sagte er mit einem stolzen funkeln in seinen Augen.

Jamiro musste ein wenig seufzen, dann aber schon wieder grinsen.

Das war so typisch für seinen Großvater, ihn zu testen. Hin und wieder machte er solche Unabsichtlichkeiten, die ihm zur Übung diente.

„Mach mal eine Pause mein Junge. Du hast schon sehr viel geübt heute“ meinte der alte Mann und hustete etwas.

Sofort machte sich der junge Mann sorgen um seinen Großvater. Der war ja nicht mehr der aller jüngste. Ob er krank wurde? Hoffentlich nicht.

“Ist alles in Ordnung?“ fragte Jamiro besorgt um seinen geliebten Großvater.

Bronwe wunk das aber ab und bat ihn mit einer Handbewegung, zu ihm zu kommen.

„Kannst du ins Dorf nach unten gehen und etwas für das heutige Essen kaufen?“ fragte er den Knaben.

Dieser nickte und bekam etwas Geld vom Alten Greis in seine Hand gelegt.

„Und bitte auch etwas Medizin. Ich habe mich wohl verkühlt. Du weißt schon, welche ich meine“

„Ja Opa. Das mache ich. Ruh du dich aus und überlass das mir.“ Grinste der Junge entschlossen und steckte das Geld in ein kleines Säckchen, welches er an seinem Bund befestigt hatte. Allerdings konnte man einen kecken Ausdruck in den Augen von Bronwe sehen.

“Und wenn du ein Mädchen triffst, sei nett zu ihr. Komm wenigstens pünktlich zum Essen kochen nach Hause“ lachte der alte Mann neckend. Dabei strich er mit einer Hand durch seinen langen Bart, da er wusste, dass Jamiro langsam in das Alter kam in dem Mädchen auch mal interessant werden würden. Doch der Enkel wurde nur rot. Ihm war das echt unangenehm, was sein Opa da von sich gab.

„Opa, bitte! Ich pass schon auf mich auf“ entgegnete Jamiro peinlich berührt. Typisch Großvater. Immer musste er ihn aufziehen mit solchen Dingen. Und das nur, weil er vor einem Jahr mal mit einer jungen Frau geflirtet hatte. Sie war in seinem Alter und sehr hübsch gewesen. Dabei war es nur nett gemeint, sie zu sich zum Essen einzuladen. Seit dem trug der gute alte Bronwe es ihm immer noch nach.

Auch wenn seine ersten Flirtversuche so wirkten wie ein Hamster auf Nahrungssuche und nicht wusste wohin mit der Beute.

„Und mach mir keine Schwierigkeiten“ gab Bronwe ihm noch auf den Weg mit, was sein Enkel wieder verneinte. Er war ja kein Kind mehr, so dachte Jamiro von sich. Viele sahen es dennoch anders.

„Keine Sorge. Ich bin schon groß“ sagte der Junge und rannte gleich los, ins Dorf unter den Hügeln. Dort, wo er damals diese Rekons gesehen hatte. Früher ging er heimlich jedes Jahr zur besagten Stelle und versuchte sie zu erwischen, um sie zu beobachten. Nur selten hatte er Glück und konnte sie sehen. Das war es ihm immer wieder Wert gewesen. Denn sein Großvater mochte es gar nicht, wenn er damals alleine in die Wälder ging. Es konnte ja was passieren.

Aber jetzt war er groß und konnte mit Magie umgehen. Also konnten die wilden Tiere oder böse Wesen ruhig kommen. Er würde sie vertreiben und seinen Opa beschützen und vielleicht auch eine holde Maid in Nöten retten.

Im Dorf angekommen, musste Jamiro erst einmal sehen, wo er alles das fand, was sie brauchten. Auf was könnte man sich heute festlegen? Etwas Gesundes wie eine Gemüsesuppe wäre auch nicht verkehrt. Sie wärmte von innen und gab Kraft. Genau das richtige für den alten Knaben, dachte er sich.

In dem Augenblick fing der Jugendliche etwas mit seinen Blicken ein. Es war das Mädchen, welches er vor einem Jahr ansprach. Sie war noch schöner als damals. Ihre langen, wehenden brünetten Haare und die grasgrünen Augen. Ihr Anblick ließ ihn alles um sich herum vergessen. Ihr Lachen war wirklich Zauberhaft. Dabei merkte Jamiro nicht, das jemand sich an seinem Beutelchen, mit dem Geld, zu schaffen machte. Erst als eine Frau auf dem Markt spitz aufschrie, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Anschließend konnte er eine vermummte Person wegrennen sehen, der die Frau, welche schrie, umgestoßen haben musste. Automatisch packte er sich an die Seite und ihm fiel auf, dass man ihn bestohlen hatte.

Schnell hechtete der bestohlene Junge dem Dieb nach. Dieser war wirklich schnell. Da half nichts, außer seiner Magie zu bedienen, um den Gauner zu fangen.

Jamiro bemerkte an einer Hauswand lehnend, ein paar Holzbretter. Diese würden den Schuft zum stehen bringen. Mittels Magie brachte er das Holz zum schweben, holte mit dem Brett einmal kräftig aus, so das der Dieb nur noch Sterne sah.

Jetzt konnte er ihn einholen und sich sein Geld zurücknehmen.

Da lag dieser Dieb nun. Regungslos.

Das Holzbrett ließ er wieder an die Stelle zurück schweben, wo Jamiro es her genommen hatte und blickte auf den Mann herab.

„Tja mein Lieber. Man sollte aufpassen, sonst hat man ganz schnell ein Brett vorm Kopf“ meinte er frech. Jedoch hörte er, wie ein leises Raunen durch den Markt ging. Die Menschen und andere Rassen um ihn herum, sahen eher verängstigt als Glücklich aus. An jeder Ecke wurde getuschelt und darüber gesprochen. Was war denn jetzt wieder los? Er hatte doch nichts Falsches gemacht und sich nur sein Eigentum wieder besorgt. Das verwirrte Jamiro zunehmend und kam sich wie ein Außenseiter vor, da dieser einzeln auf dem Marktplatz stand und die anderen großen Abstand zu ihm hielten. Gab es denn etwas, was Bronwe ihm verschwiegen hatte und er lieber hätte wissen sollen?

Augenblicklich richtete Jamiro seine Aufmerksamkeit in die Ferne, aus der einige Männer kamen, welche Rüstungen und Helme trugen. Sie hatten eine schwarzviolette, metallene Farbe und waren mit Goldrändern verziert. Sie waren dem König angehörend, der über diesen Teil von Platonia regierte. So hatte es Bronwe ihm gelehrt, denn mit diesen legte man sich nicht an. Zumindest wer kein Narr war und am Strick baumeln wollte.

„Was ist hier passiert?!“ rief einer dieser Wachen in der Rüstung harsch in die Massen, als sie am Ort des Geschehens eintrafen. Dabei erblickten sie den Dieb, welcher am Boden lag und sahen zu Jamiro auf, welcher sie nur unschuldig fragend ansah.

„Er hatte mich bestohlen und ich habe mir mein Geld zurück geholt“ gab der Junge zur Antwort.

„Er hat Magie benutzt und diesen Mann K.O. geschlagen!“ rief ein Mann aus den Massen.

Sofort waren die Wachen alarmiert. Einen Atemzug später, sah der Junge die Spitzen aller Waffen auf sich gerichtet. Da er es nun nicht mehr wagte auch nur einen Finger zu rühren, wurde er dadurch in Schach gehalten.

„Man sollte diesen Bengel einsperren! Nicht das er eine Gefahr für uns alle wird!“ kam es von einer weiteren Person.

Der Hauptmann hörte die Anschuldigungen und sah zu Jamiro, der in dem Moment sich keiner Schuld bewusst gewesen war.

„Stimmt es, was sie sagen?“ fragte er barsch.

„Na ja…ich…musste doch mein Geld wieder bekommen und…“ druckste der Bursche ein wenig herum. Denn es stimmte was diese Leute sagten. Nur war er keine Gefahr für sie, da er seine Magie für Gutes nutzte und ihnen nie schaden würde. Das konnte jedoch keiner von ihnen wissen.

Mit einer Handbewegung deutete die Wache vor Jamiro an, dass man ihn festnehmen solle. Für ihn war es verdächtig und Grund genug ihn gefangen zu nehmen. Keine Sekunde später, packte man den Knaben fest an beiden Oberarmen.

„Hey was soll das?! Ich habe nichts verbrochen! Der den Sie festnehmen sollten ist der da am Boden!“ begann Jamiro zu zetern.

„SCHWEIG MAGIER!“ schrie die Wache ihn an, was den Jungen zusammenfahren ließ und dem Mann zuhörte.

„Magier sind eine Gefahr für die Gesellschaft! Menschen und andere Rassen mit Magie zu verletzen ist untersagt! Eine weitere Straftat ist die Körperverletzung! Egal ob das Opfer ein Verbrecher war oder nicht!“ erklärte der Wachmann.

Jamiro dachte, er hört nicht richtig und war im falschen Film.

„Ich bin hier das Opfer, nicht der da! Ihr habt den falschen! Seid ihr so Blind um das zu kapieren?!“ entgegnete er empört. So etwas ließ er mit sich nicht machen. Allerdings bekam der Junge die Quittung für sein vorlautes Mundwerk. Die Wache verpasste ihn mit der flachen Rückseite seiner Hand, eine schallende Ohrfeige, die Jamiro zum schweigen brachte. Zu seinem Glück, da es hätte härter ausgehen können. Mit Magier ging man um, wie mit Nutzvieh, welches zum schlachten freigegeben wurde.

Warum hatte Bronwe ihm davon nie erzählt? Lebten sie deshalb abseits des Dorfes? Nur um sich und die Gesellschaft zu schützen? Es kamen gerade so viele Fragen auf, die er seinem Großvater stellen wollte.

„Abführen“ kam es dann vom Hauptmann.

So einfach nicht, dachte Jamiro und überlegte, wie er sich aus dem Griff befreien konnte. Im Traum dachte er nicht mal daran, mit ihnen zu gehen.

Magie war das einzige, was Jamiro einfiel, das jetzt helfen konnte. Aber wie war das gleich? Man konnte die Erde doch beben lassen oder zum erweichen bringen. Die Magie im Inneren nicht nur auf die Hände zu konzentrieren, sondern in die Füße lenken. Diese würden es an die Erde weiterleiten. So waren Großvaters Lehrsätze. Meist hatte es nicht so funktioniert wie Jamiro sich das ganze vorgestellt hatte. Doch heute musste es klappen. Sonst würde er sich am Galgen wieder finden und seinen geliebten Opa nie wieder sehen.

Jamiro schloss die Augen und atmete gelassen die Luft ein und aus. Mit jedem Schritt, den er auf den Boden setzte, floss ein Stück seiner Magie in die Füße. Weiterleitend an die Erde, dachte der Junge daran, wie der Acker sich langsam auflöste und zu Sand wurde. Dieser formte sich weiter zu Treibsand, der die Wachen plötzlich verwirrt aufschrieen ließ.

„Was geht hier vor sich?! Der Boden!“ riefen sie und wollten sich vom Fleck entfernen, an dem der Treibsand war. Zwecklos. Denn der Sand hielt sie fest und kaum einer konnte sich rühren. Auch die Männer, die Jamiro an den Armen festhielten, ließen den Jungen schlagartig los. Da sie sich im Moment eher darauf konzentrierten, nicht im Boden zu versinken, wie ihre Mitstreiter. Es war zu spät. Sie steckten genauso fest und für den Jungen war es ein leichtes zu entkommen. Denn unter seinen Füßen, war der Boden noch fest genug um bequem darauf zu stehen.

Der Hauptmann hatte ebenfalls das Problem mit dem Treibsand und konnte nicht vom Fleck weg. Das nutzte Jamiro für die Flucht und machte sich aus dem Staub. Ihm machte der Sand nichts aus, da er es war, der ihn erschaffen hatte.

„Haltet ihn! Schnappt euch den Bengel!“ rief der Hauptmann. Dem Befehl folge zu leisten dürfte sich als schwierig erweisen, so tief sie schon feststeckten.

Jamiro rannte aus dem Dorf und in den Wald hinein, um sich da zu verstecken. Die Medizin musste er anderweitig irgendwie besorgen und ein paar Vorräte könnte man heute auch aufbrauchen. Jetzt an die Stände zu gehen und alles zu besorgen, wäre Kontraproduktiv für ihn. So konnten sie ihn zumindest nicht verfolgen. Zu seinem Glück, denn diesmal hatte die Magie geklappt.

„Warum in aller Welt… sollen Magier verboten sein? Wir sind doch keine Hexen oder Hexer, die verbotene Künste anwenden“ meinte Jamiro und sah aus dem Wald ins Dort, das man gerade noch so erkennen konnte, zurück. Großvater hatten sie doch auch immer gut behandelt wenn er da war. Er erfreute auch die Kinder mit kleinen Tricks, so erinnerte er sich. Niemanden hatte es ansatzweise gestört. Dabei konnte man in dieser Situation sein handeln sicher gut verstehen. Doch tat es niemand und er wurde für etwas bestraft, für das es keine wirklichen Gründe gab.

Die Schelle von vorhin tat ihm immer noch ganz schön weh. Mit einer Hand fasste er sich an die Wange und rieb leicht daran.

„Au“ kam es zischend und zuckte vor Schmerz zusammen

Bevor die Wachen sich befreien konnten, ging Jamiro lieber nach Hause, durch den Wald, wo es vorerst sicherer war.

Als er seines Weges ging, spürte der Junge auf einer Waldlichtung, in den tiefen des Waldes, eine starke und mystische Präsenz. Er sah auf und erblickte auf einer kleinen Anhöhe vor sich ein Tier. Dies wurde von den Sonnenstrahlen durch die Baumkronen angestrahlt, dass man denken könne, eine Gottheit stände vor ihm.

Dieses Tier hatte ein Regenbogenleuchtendes Geweih, sah wie eine Mischung eines Rekon und Fuchses aus. Seine Farben strahlten in Gold - und Rottönen. Es war ihm fast schon so nah, dass er die blauen Augen erkennen konnte, welche ihn lange anstarrten. Die langen Beine standen stramm und es bewegte keinen Muskel.

Was wollte dieses Tier ihm sagen? Da fiel Jamiro ein, wie sein Großvater ihm von genau so einem Wesen erzählt hatte als Kind. Es gab von ihnen nur wenige. Er nannte sie Reuniones. Sie wurden auch die Herrscher, welche über Leben und Tod entscheiden, genannt.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, sah dieses Tier den Hügel hinauf und ging in seiner anmutigen Pracht seines Weges. Das gab Jamiro wirklich zu denken. Warum war er diesem Tier begegnet? Warum sah es ihn so lange an und warum…? Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Irgendetwas musste passiert sein. Es sah in die Berge. Hoffentlich ging es seinem Großvater gut!

Wie von der Tarantel gestochen rannte Jamiro panisch nach Hause. Dabei stolperte er fast über Geäst und rutschte auf einigen matschigen Stellen aus.

Keuchend kam er oben an und stützte sich auf den Beinen ab. Der Marathon nach oben war wirklich anstrengend gewesen. Als er aufsah, war alles friedlich. Großvater musste wohl drin sein und machte ein Nickerchen, wie jeden Tag um diese Zeit. Auch die Tür war geschlossen. Zumindest konnte er nichts erkennen, dass was passiert sein könnte. Zum Glück.

Ruhigen Gewissens ging er zur Tür, die leicht kaputt schien. Sie knarrte fürchterlich und öffnete sich bei einer minimalen Berührung von selbst.

Hier stimmte was nicht, kam es dem Enkel sofort in den Kopf. Sein Herz pochte so laut, dass er es hören konnte und traute sich nicht hinein zu gehen. Aber er musste. Zumindest wenn er in Erfahrung bringen wollte, ob sein ungutes Gefühl, welches sich in ihn breit machte, der Wahrheit entsprach.

Die Stille machte Jamiro angst und er schluckte den Speichel hart hinunter. Es war eindeutig zu ruhig in diesem Moment.

Mit zittriger Hand, schob er die kaputte Tür weiter auf und sah vorsichtig in den Raum hinein. Niemand war zu sehen. Also wagte er den nächsten Schritt und ging ins Haus. Er konnte erkennen, dass manche Möbel, wie Stühle und Tische, einfach umgeworfen waren. Vasen waren am Boden zerschellt, so auch zerschlagene Holzgegenstände und Bücher. Was war hier nur passiert? Wo war sein Großvater?

“Opa?“ rief der Junge vorsichtig in den Raum hinein.

Nichts. Kein Ton kam zurück.

Langsam machte Jamiro sich so große Sorgen, das es ihm die Tränen in die Augen trieb. Mit getrübtem Blick nach unten, entdeckte er im Staub einige Fußspuren, welche unter Garantie nicht zu Großvater gehörten. Und es waren mehrere, welche in sein Arbeitszimmer führten.

Schnell wischte er sich die Tränen aus den Augen und lief zu dem Arbeitszimmer seines Opas.

Wieder blieb er mit stark pochenden Herzen davor stehen und betete innerlich, es sei alles in Ordnung. Sein Großvater war ein starker Mann, wenn es um die Magie ging. Wie sehr hoffte Jamiro, dass Bronwe ihnen den Hosenboden versohlt hatte und wieder aus dem Haus beförderte.

Nach einem kräftigen Atemzug öffnete Jamiro langsam das Zimmer. Nur ein kurzer Blick genügte, um zu sehen, dass auch hier Chaos herrschte.

Die Regale, in denen er Pergamente, Schriftrollen und Bücher aufbewahrte, waren alle umgestoßen. Die Rollen und Bücher zerstört. Nichts war mehr in einem Zustand, den man reparieren konnte. In mitten des Raumes lag ein regloser Körper.

Wie erstarrt, weitete der Enkel seine Augen und glaubte nicht was er da sah.

“GROßVATER!!!“ schrie Jamiro und rannte zu ihm.

Behutsam wandte er Bronwe, der Bäuchlings am Boden lag, um und stützte seinen Körper, dass dieser in seinen Armen lag.

„Großvater! Mach die Augen auf! Was ist hier passiert?! Großvater!“ rief er immer wieder laut und schier von Panik gepackt.

Dabei bemerkte er die blutigen Kleider und Wunden an dem alten Mann. Seine Arme waren geschwollen, das Gesicht blutig. Seine Augen waren geschlossen. Es sah so aus, als würde er aus ihnen Blut weinen. Auch aus seinen Ohren floss die rote Flüssigkeit. Was haben sie nur mit ihm gemacht.

Gerade, als Jamiro die Hoffnung aufgab, er würde noch am Leben sein, hustete der alte Mann stark, dass das Blut aus seinen Mundwinkeln lief und öffnete zaghaft die Augen.

„J-Jam….? Bi-st d-u das…m-ein J-unge?“ kam es schwach und hauchend von Bronwe. Jamiro hatte Tränen in den Augen und sah auf.

„Ja! Ja ich bin da Opa. Was…was ist passiert? Wer war das? Wer hat dir das angetan?“ fragte er. Dabei musste der Junge sich arg zusammenreißen, nicht wütend zu werden. Er war froh, dass Bronwe noch lebte.

Dieser röchelte und hustete stark und konnte sich kaum bewegen.

„Was f…für Trottel…haben sie mir…meine Arme und Beine gebrochen. Als würde mich das umbringen…“ röchelte der Mann, dabei hatten sie weitaus mehr mit ihm angestellt, was er lieber verheimlichte. Man hörte in seiner Stimme, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb und kaum noch Kraft zum reden hatte. Das wollte Jamiro aber nicht Wahr haben.

„Sie…haben nach der Magie gesucht…die das Licht und die Hoffnung ist… Magie…die schon vor Ewigkeiten begehrt war und…vor meiner Zeit schon…einen Wächter hatte“ hustete Bronwe.

Jamiro könnte vor Wut platzen. Egal wer es war. Sie würden dafür büßen.

„Schhh… Spar deine Kräfte. Sag mir nur…wer es war…“ sprach Jamiro ruhig auf ihn ein. Dabei legte er die Hand sacht auf die Brust des Mannes, um die Atmung zu kontrollieren. Die alte und knochige Hand legte sich dann zitternd über die des Jugendlichen.

„Sie waren viele… Nimm dich in acht vor…vor jene die Habgierig sind“ sprach Bronwe und drückte unter Schmerzen seine Hand zu, unter dessen die seines Enkels war. Dieser sah ihn nur mit heißen Tränen an und brachte kaum ein Wort raus.

“Du wirst wieder gesund Opa. Ich verspreche es dir“ wimmerte der Junge und presste die Zähne zusammen.

Es durfte nicht sein. Nein. Sein Opa durfte nicht einfach so sterben. Nicht hier und heute. Es gab noch so viel, was er von ihm noch lernen konnte und das er ihn fragen wollte.

Sein Großvater war ein so gütiger und Weiser Mann. Warum sollte man gerade ihm so etwas Schreckliches antun? Das hatte er nicht verdient.

„Opa… bleib bei mir…“ bat Jamiro erneut den alten Mann in seinen Armen.

Dieser schloss die Augen und lächelte seinen Enkel an. Für ihn war es ein erfülltes Leben gewesen und er konnte seinem geliebten Enkel das wichtigste Lehren.

Für Jamiro war es zu früh, um Abschied zu nehmen.

„Opa…“ kam es wimmernd.

„Jam…? Um meinem Hals…habe ich einen Anhänger…bitte nimm ihn an dich“ sagte Bronwe mit zitternder Stimme.

Schniefend griff der Junge mit der freien Hand unter den langen Bart und entfernte die Kette, wie der Alte es sagte.

Sie hatte einen Anhänger, der wie ein kleines Ei aussah und mit kleinen Verzierungen bestückt war. Fragend blickte er zu Bronwe.

„Der Schatz…. der Er-…fahrung, ….wi-wird dich an dein…. Zi- Ziel bri-ngen…“gab der alte Mann seinem Enkelkind mit letzter Kraft auf den Weg.

Dann, verstummte es um ihn herum.

Für Jamiro, der die Worte noch vernahm und den letzten Atemzug spürte, blieb die Zeit stehen. War das jetzt wirklich passiert oder ein Traum?

Wenn dies ein Traum war, dann wollte er aus diesem aufwachen. Sein Blick war wie eingefroren. Doch die Tränen rannten heiß über die Wangen weiter und endeten auf dem Leblosen Körper unter sich.

Ohne ein Wort zu verlieren, drückte Jamiro seinen Großvater dicht an sich und weinte still und bitterlich. Warum hatte man ihm seine einzige Bezugsperson genommen? Wer war so grausam?

Stunden vergingen und Jamiro entschloss sich, seinen Großvater in ewige Ruhe zu betten. Hinter seinem Haus, am Rande des Waldes, grub der Jugendliche ein Loch und bette den toten Leib darin, ehe er ihn mit Erde zuschüttete. Das Kreuz baute der Junge aus restlichen Hölzern zusammen, die sich dafür eigneten. Dieses steckte er tief in die Erde des Grabes hinein und pflückte aus dem Blumenbeet, welches Bronwe gerne pflegte, ein paar Blumen, aus denen er mit Magie einen Blumenkranz formte. Diesen hängte er über das Grabmahl und legte sich die Kette um den Hals.

In der Abendsonne dachte er im Stillen an seinen Großvater und umschloss den Anhänger mit einer Hand. Dabei vergoss Jamiro wieder tränen, die seinen tiefen Schmerz ausdrückten.

Kurz darauf wehte ein leichter Wind durch seine Haare, als würde Bronwe ihn darüber streichen. Wie früher, als er noch ein Kleines Kind war.

Das gab ihm das Gefühl, sein Großvater war bei ihm und würde über seinen Enkel wachen.

Wo auch immer er war und es ihn hinziehen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Angelheard
2018-02-14T19:36:18+00:00 14.02.2018 20:36
Boah ist das traurig
einfach total zum heulen


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