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蝶の森 [chō no mori]

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蝶の森 [chō no mori]

Ein Wald voller roter Schmetterlinge. Sie sind überall. Ihre zarten Flügel hinterlassen schimmernde Spuren in der Luft, Spuren aus rotem Staub, wie Pinselstriche, die mit der Zeit verblassen. Warum sind sie nur so rot?
 

„Nimm dich in acht, wenn du in den Wald gehst“, haben sie gesagt. „Nimm dich in acht vor den Monstern.“
 

Monster?
 

Alles, was er sehen kann, sind Schmetterlinge. Nur Schmetterlinge.
 

♦♦♦
 

Mit seinen nackten Sohlen streift er über das feuchte Moos, das seine Schritte weich abfedert. Er steigt über Wurzeln, duckt sich unter Ästen hindurch und schiebt Blätter zur Seite, die so groß sind, dass er sich bei Regen zum Schutz darunter stellen könnte.
 

Und die ganze Zeit über liegt dieses dunstige Schimmern in der Luft. Er glaubt außerdem, ein leises Klingeln zu vernehmen – so leise, dass er nicht sicher ist, ob er es sich nicht vielleicht nur einbildet.
 

Jul ist in den Wald gelaufen und nicht wieder zurückgekehrt. Ob die Monster Jul gefunden haben? Er kann Jul nicht entdecken, auch keine Monster, nur Schmetterlinge.
 

♦♦♦
 

„Jul?“, ruft er mit schwacher Stimme. „Jul, wo bist du?“
 

Täuscht er sich, oder wird das Klingeln für einen kurzen Moment etwas lauter? Als entrüstete sich der Wald, dass er seine Stille durchbrach.
 

„Jul?“
 

Das rote Schimmern verschwimmt vor seinen Augen zu einem rosig grauen Nebel. Er macht einen weiteren Schritt, hebt sein Bein, will den Fuß aufsetzen, tritt jedoch ins Leere. Blind greift er um sich nach einer herabhängenden Liane. Sie kann oder will sein geringes Gewicht aber nicht halten und lässt ihn im Stich. Er stürzt kopfüber durch den rotfließenden Nebel.
 

♦♦♦
 

Unsanft kullert er einen Abhang hinunter, stößt sich dabei den Kopf und bleibt nach kurzer Zeit benommen in einer Senke liegen. Er stöhnt. Noch immer ist dieser rote Dunst vor seinen Augen, den auch ein Blinzeln nicht vertreiben kann.
 

Er atmet ein paar Mal durch, um das Pochen in seinem Kopf etwas zur Ruhe kommen zu lassen. Ganz still sitzt er da, und trotzdem wird mit einem Mal das Klingeln wieder lauter. Noch während er sich von Neuem fragt, woher dieses Geräusch bloß kommt, spürt er ein Beißen an der Innenseite seines Unterarms. Erschrocken wendet er den Blick nach unten und schlägt instinktiv mit der anderen Hand zu. Er trifft nur seine nackte Haut, sieht aus dem Augenwinkel aber ein rotes Flattern. Er hält inne, runzelt die Stirn. Als er langsam seine Fingerspitzen von seinem Arm nimmt, entdeckt er eine feine Blutspur.
 

♦♦♦
 

„Was …?“ Ein Keuchen entfährt ihm, und während er immer noch seine Finger und den Unterarm betrachtet, schälen sich mehr und mehr rote Schmetterlinge aus dem schimmernden Dunst. Hunderte, direkt vor ihm, neben ihm, über ihm. Er sieht nur noch Schmetterlinge.
 

Und dann bohren sich überall gleichzeitig auf seinem Körper Schmerzen wie von Nadelstichen in seine Haut. Die Schmetterlinge sitzen auf ihm, krabbeln auch über Mund und Nase, und es werden immer mehr. Er bekommt keine Luft, versucht, sie zu verscheuchen, doch sie lassen sich nicht abschütteln und ihr Gewicht drückt ihn schon bald zu Boden. Er strampelt verzweifelt, streift in seiner Panik mit den noch freien Fingerspitzen über etwas Weiches, Warmes, das neben ihm zwischen den Pflanzen liegt, doch dann haben die Schmetterlinge ihn gänzlich eingehüllt.
 

Als das Rot nach und nach verblasst, verstummt auch das Klingeln.
 

♦♦♦
 

Ende?



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