Zum Inhalt der Seite

We can never go home

Steve/Bucky
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

„Die Vitalwerte sehen soweit ganz positiv aus.“ Bruce schaute mit einen leichten Lächeln auf das Hologramm, das ihn über Buckys Ergebnisse informierte. „Als nächstes die Gehirnströme, JARVIS.“
 

Bucky blieb weiterhin stumm liegen und ließ JARVIS seine Aufgabe durchführen. Er war nicht sonderlich angetan, von diesen Untersuchungen, da er sich dabei einfach nur unwohl fühlte.
 

Und das aus gutem Grund.
 

Bruce hatte ihn trotzdem davon überzeugen können, sich ihnen in regelmäßigen Abständen zu unterziehen.
 

Er wusste, dass Bruce nicht wie die Wissenschaftler war, die sich um den Soldier gekümmert hatten und dennoch war es stets mit Überwindung verbunden, darauf zu vertrauen.
 

Bruce war auch der Einzige, den er in dieser Hinsicht an sich heran ließ. Stark kostete ihn einfach zu viel Energie, allein schon durch seine nicht enden wollenden Erzählungen. Meist über seine eigene Person.
 

Er konnte sich noch gut an dessen pathetischen Gesichtsausdruck erinnern, als er ihn hatte wissen lassen, dass er in Zukunft nur noch Bruce diese Angelegenheit überließ.
 

„Ich bin zu tiefst verletzt, Barnes.“ Bucky hatte nur noch auf eine Träne in Starks Augenwinkel gewartet.
 

„Das wär’s Sergeant.“ Das war das Zeichen, dass Bucky sich wieder aufrichten konnte. Bruce sagte wie immer nichts zu den gemessenen Daten, schenkte ihm nur einen wissenden Blick, bevor er seine Brille absetzte und sich kurz seine Augen rieb.
 

Das Problem lag in Buckys Willen, sich mit den Dingen, die man seinem Verstand angetan hatte, helfen lassen zu wollen. Aufzuräumen wie Sam es einmal genannt hatte. Doch er fühlte sich weit davon entfern, mit irgendjemanden darüber reden zu wollen. Es würde bedeuten, sich diesen Dingen stellen zu müssen.
 

Er wusste, dass es nicht der beste Weg war, aber er hoffte ebenso, dass es ihm auch so möglich sein würde, damit irgendwann zurecht zu kommen. Dass die Vergangenheit des Soldiers, nach und nach verblassen oder ewig im Dunklen bleiben würde. Er war nicht darauf erpicht, sich an alles was dieser, was er, getan hatte zu erinnern.
 

„Ich hätte da ein paar neue, interessante Bücher.“ Bruce hatte das Hologramm verschwinden lassen, während Bucky sich sein Shirt wieder überzog.
 

Bruce stellte sich in etwas Abstand neben ihn. „Ich bin gern bereit, sie mit jemandem zu teilen.“
 

Über die letzten Wochen hatte er sich schon einige Bücher von Bruce ausgeliehen, nachdem dieser ihm immer von sich aus eines hatte zukommen lassen, in der Zeit, wo er nicht bereit gewesen war, sein Zimmer zu verlassen. Er Steve nicht sehen wollte.
 

Das kurze Nicken, das er Bruce zukommen ließ, gab wieder, dass durchaus Interesse vorhanden sei und Bruce wies ihn mit einem Lächeln an, ihm zu seinem Quartier zu folgen.
 

Dr. Banner war ein fester Bestandteil von Tonys Wissenschafts-Duo und somit war es nicht verwunderlich, dass dieser hier seine eigene Etage besaß. Auch wenn Bucky sich nicht erklären konnte, wie dieser es mit Stark, länger als 10 Minuten aushalten konnte. Bruce erschien ihm als der ruhige und zurückhaltende Typ. Niemand, der auf den ersten Blick Gefahr vermittelte. Er wusste, dass Bruce mit dafür verantwortlich gewesen war, ihn wieder aus seiner Hibernation zu wecken und auch die nachfolgende Versorgung war mit ihm und seinem Wissen verbunden. Von all den neuen Gesichtern, die ihn hier erwartet hatten, war Bruce ihm der Umgänglichste. Und er schätzte dessen unkompliziertes Erscheinen.
 

Dennoch umgab ihn eine ungewöhnliche Aura, die er nicht bestimmen konnte.
 

Er hatte nie nach dessen Geschichte gefragt, da er der Meinung war, das jeder für sich entscheiden sollte, wem er etwas anvertraute.
 

Bisher war er auch noch nie in Bruce persönlichem Bereich gewesen. Dazu bestand einfach kein Grund.
 

Die Räume waren weit und offen. Licht flutete von den großen Fenstern herein und setzte Akzente auf den verschiedenen Einrichtungsgegenständen. Es gab sogar einen kleinen Brunnen, der harmonisch vor sich hin plätscherte. Es war auch das erste Mal, dass er derart viele Zimmerpflanzen in diesem Gebäude zu Gesicht bekam, aber es verlieh dem Ambiente eine angenehm natürliche Note.
 

Bruce entschuldigte sich kurz und verschwand in einem Nebenraum, um besagte Bücher zu holen. Bucky ließ seinen Blick weiter schweifen. Auf einer antik anmutenden Holzkommode, befanden sich ein paar gerahmte Fotos, an denen unbewusst seine Aufmerksamkeit hängen blieb. Eines der Bilder zeigte Bruce mit Tony und es war nicht auszuschließen, dass Tony ihn dazu genötigt hatte, wirkte Bruce doch etwas irritiert darauf. In einem goldenen Rahmen befand sich das Foto einer Frau mit langen dunklen Haaren und einen scheu wirkenden Lächeln auf ihren vollen Lippen. Doch es war der Ausdruck in ihren blauen Augen, der einen Ansatz einer Erinnerung in ihm loslöste.
 

„Das ist Betty.“, hörte er Bruce Stimme hinter sich und erst jetzt bemerkte Bucky, dass er den Rahmen in seinen Händen hielt.
 

„Uhm, sorry.“, murmelte er ertappt und stellte das Bild wieder an seinen Platz.
 

„Sie war meine Freundin. Ich hätte sie gern geheiratet, aber manche Dinge sollen eben nicht sein.“
 

Es war ebenso das erste Mal, dass Bruce ihm etwas über sich erzählte.
 

„Was ist passiert?“, erlaubte er sich diese Frage, auch wenn er nicht wirklich erwartete, dass man ihm so etwas Persönliches wirklich mitteilen würde.
 

„Das ist etwas kompliziert.“ Bucky nickte verstehend.
 

„Bei uns war es ebenso.“, gab er leise von sich, bevor er registrierte, was er da grade gesagt hatte.
 

Etwas verwirrte schaute er zu Bruce, als könne er ihm Erleuchtung über diesen Kommentar verschaffen.
 

„Ich kann mir gut vorstellen, dass der Sergeant bei den Damen sehr beliebt war. Da bleibt ein „kompliziert“ sicherlich nicht aus.“ Bucky ließ sich Bruce Worte durch den Sinn gehen. „Womöglich.“
 

Es machte in seinen Gedanken keinen rechten Sinn.
 

„Hier.“ Bruce Hand auf seiner Schulter unterbrach sein Nachdenken und er nahm die ihm vorgehaltenen Bücher entgegen.
 

„Danke.“
 

Auf dem Weg zurück, in das gemeinschaftliche Wohnzimmer, hingen Buckys Gedanken noch immer an diesem einen kurz aufgeflammten Gefühl fest. Es hatte in ihm die Vermutung angestoßen, dass sein früheres Ich etwas als kompliziert empfunden hatte, im Zusammenhang mit einer anderen Person. Und er fragte sich, ob dieses frühere Ich je im Stande gewesen war, diesen Zustand zu beheben. Ob es eine Erinnerung gab, die ihm Aufschluss darüber geben würde.
 

JARVIS schickte den Fahrstuhl, auch ohne einen Hinweis in die gewünschte Etage, da Bucky ab und an einfach vergaß sich mitzuteilen, wenn er sich zu sehr mit etwas in seinem Kopf beschäftigte.
 

Die Tür öffnete sich und er kollidierte beinahe mit einer ihm unbekannten Frau, mit ebenso dunklen, langen Haaren, wie er sie bei Bruce Freundin auf dem Bild gesehen hatte. Ihre Augen jedoch waren kühl und prüfend, als sie ihn anschauten.
 

„Sergeant.“ Sie schien über ihn Bescheid zu wissen, sagte jedoch nichts weiter, sondern betrat die angestrebte Kabine, deren Türen sich kurz darauf schlossen.
 

„Ich frage mich, warum ich nur von Frauen umgeben bin, die nicht zögern würden, einen mit ihrem Lippenstift ein Auge auszustechen.“, hörte er Starks deutlich klagende Feststellung, bevor er sich wieder zu Steve wandte, der mit einem liebevollen Lächeln auf eine Kiste in seinen Händen schaute.
 

„Weißt du, was mich stolz machen würde, Cap? Ein Pin-up-Kalender, hier“, Stark deutete auf die Kiste, „in diesem Päckchen. Wenigstens ein Beweis, dass der Captain auch nur ein Mann war, wie jeder andere. “ Stark grinste nun grade zu hoffnungsvoll.
 

„Kann es sein, dass dich meine Sexualleben eindeutig zu sehr beschäftigt?“ Es schien ein Kommentar aus dem Affekt gewesen zu sein und Stark brauchte nicht einmal etwas darauf antworten, um Steve einen merklichen Rotschimmer auflegen zu lassen. „Gott Cap, du bist so unfassbar redlich.“ Zu Starks Überraschung, gab Steve ein widersprechendes Schnauben von sich und erst jetzt schien dieser zu bemerken, dass Bucky sich ebenso im Raum befand.
 

Für den Bruchteil eines Moments, weiteten sich seine Augen beinahe ein wenig erschrocken, bevor er sich mit einen Räuspern wieder zurecht rückte.
 

„Ja…also bis später.“ Steve ließ Tony stehen und kam direkt auf ihn zu, griff nach seinem Handgelenk und zog ihn in den sich grade wieder öffnenden Fahrstuhl zurück.
 

Es waren nicht mehr als ein paar Sekunden, bis sie ihre Etage erreichten und Steve ihn bat, ihm in sein Zimmer zu folgen.
 

„Das ist von Peggy.“ Steve stellte das Päckchen auf den Couchtisch. „Du kennst sie…uhm kanntest sie. Maria also Ms. Hill hat es vorbei gebracht. Du hast sie bestimmt noch gesehen.“ Steve machte sich nun daran, das braune Papier zu lösen und Bucky kam nicht umhin, eine Art von Melancholie in dessen Gesichtsausdruck ablesen zu können. „Peggy hat einen Teil meiner Sachen aufbewahrt, nachdem… nach der Sache mit dem Absturz. Sie hatte es nur in ihrem jetzigen Zustand vergessen.“ In einer liebevollen Geste strich Steve über die Oberseite der nun ausgepackten Kiste, bevor er mit einem Lächeln neben sich auf die Couch klopfte. „Vielleicht bringt es dir auch ein paar Erinnerungen zurück.“
 

Wortlos nahm Bucky den Platz neben Steve ein. Das Erste, was zu sehen war, war ein Buch mit dunkelbraunen und abgegriffenen Einband, jedoch ohne einen Titel oder dergleichen. Es war eines von Steves alten Skizzenbüchern, dessen Seiten über die Jahre einen leichten Gelbstich angenommen hatten. Steve blätterte es vorsichtig durch, als habe er die Befürchtung, dem Papier sonst Schaden zuzufügen. Motive von Landschaften, Stadtfragmenten oder auch Stillleben waren zu sehen.
 

Alles in Steves typischen Zeichenstil, so wie Bucky für sich bestätigen konnte.
 

Steve gab immer eine Erklärung ab, wenn ein Motiv auch Bucky etwas hätte sagen müssen. Wie zum Beispiel die Sicht aus ihrem gemeinsamen Apartmentfenster, das sie sich vor dem Krieg geteilt hatten. Oder eine Landschafts-Szenerie, die er im Park in ihrer Nachbarschaft gezeichnet hatte.
 

„Es ist als wären es grade einmal 5 oder 10 Jahre her.“, hatte er Steve leise vor sich hinmurmeln hören, selbst aber nichts dazu gesagt. Er konnte es nicht nachvollziehen.
 

Ein paar Portraits waren ebenfalls dazwischen, aber keines der Gesichter kam Bucky auch nur ansatzweise bekannt vor. Auch wenn Steve ihm Namen nannte und woher sie sie kannten.
 

„Gar nichts?“, hatte dieser gefragt und ihn etwas enttäuscht angesehen, als er abermals mit dem Kopf geschüttelt hatte, auf eine Skizze hin, die eine ältere Dame mit Hund auf dem Schoß zeigte.
 

Er kannte keine Mrs. Green.
 

Es war auf den beinahe letzten Seiten, als Steves Gesicht wieder diesen leicht verlegenen Ausdruck annahm und er das Buch schließlich zuklappte und zur Seite legte.
 

Ein amüsiertes Kopfschütteln war von Steve einzufangen, als er ein paar bunt bedruckte Hefte hervorholte und Bucky eines der Cover zeigte.
 

„Die waren der Hit. Zumindest erzählte man mir das damals, während ich alles andere tat, als heldenhaft zu sein. Ich habe diese Comics selbst nie gelesen. Ich glaube, ich war zu neidisch auf diesen Captain America, der tat was man mir verweigerte.“ Steves Gedanken waren für Bucky nicht zu deuten, aber etwas schien offenbar Missmut in ihm aufkommen zu lassen. Er legte die Hefte zu seinem Skizzenbuch.
 

Als nächstes holte Steve eine kleine Holzkiste hervor, auf deren Deckel etwas in filigraner Schrift eingebrannt geschrieben stand. Ein zertrenntes Papiersiegel zeigte, dass es sich wohl um eine Zigarrenkiste handeln musste.
 

Jedoch war der Inhalt ein völlig anderer. Es waren Fotos, alle in Schwarzweiß oder Sepia.
 

Steve trug nun wieder ein seichtes Lächeln auf den Lippen, als er sie sich nach und nach anschaute und an Bucky weiterreichte. Erneut gab er zu jedem eine Erklärung ab.
 

„Oh und das hier ist Alice.“ Dieser Name kam Bucky bekannt vor.
 

„Das Mädchen aus dem Kino?“
 

„Genau.“
 

„Warum hast du ein Bild von ihr?“ Diese Frage verfolgte keinen wirklichen Zweckt, wie er fand, aber er spürte, dass ihn die Antwort dennoch interessierte.
 

„Ich dachte, sie wäre seine Freundin.“ Steve Lächeln bröckelte ein wenig.
 

„Du hast dieses Fotos gemacht. Wie auch fast alle anderen hier drin.“ Bucky schaute erneut auf das Foto in seiner Hand.
 

Es gab einen Funken.
 

„Du hattest die Kamera, von deinem Freund Charlie. Du hattest sie ihm abgekauft, obwohl sie defekt war. Du hast Stunden damit zugebracht, sie zu reparieren und ich frage mich bis heute, wie du es ohne die geringsten Kenntnisse darüber hinbekommen hast.“ Steve zeigte sich amüsiert, über diese kleine Anekdote.
 

„Du…“
 

„Ich wollte Bilder damit machen, die dir als Vorlage für deine Zeichnungen dienen konnten.“ Es war eine schwache Erinnerung, aber sie war greifbar genug, um sie mit Worten festigen zu wollen.
 

Steves Lächeln gab Bucky ein gutes Gefühl.
 

„Stimmt. Vor allem, wenn ich zu krank war und Tage lang im Bett liegen musste. Oder das Wetter mich einfach nicht hat vor die Tür lassen wollen.“ Er schüttelte entgeistert den Kopf, über seine vergangenen, körperlichen Hürden.
 

„Du hast jedes Mädel, mit dem du aus warst, fotografiert und mich dann beauftragt, ein Porträt von ihr zu zeichnen.“
 

„Ich wollte, dass sie erkennen, was in dir steckt. Mehr in dir sehen.“ Bucky überraschte sich selbst, mit seinen Eingebungen zu diesem Thema. Und Steve anscheinend ebenso. Nur diesmal aus einem etwas anderen Grund.
 

„Das hast du mir nie gesagt.“, hörte er diesen sagen, war aber nicht dazu im Stande, mehr darüber aufzurufen, was ihn schließlich nur unschlüssig mit den Schultern zucken ließ.
 

Steve schien den Wink zu verstehen und hakte auch nicht weiter nach. Das nächste Foto, das Steve in die Hand nahm, ließ diesen etwas betrübt seufzen und es dauerte etwas, bis er es an Bucky weiter reichte.
 

„Das Kommando.“, stellte Bucky für sich fest, doch nicht weil er sich daran hatte erinnern können, sondern weil es ihm noch von seinem Besuch im Smithsonian Museum im Kopf geblieben war.
 

Es war ein Gruppenbild, das auch Steve und ihn …sein früheres Ich zeigte. Die Umgebung ließ darauf schließen, dass sie sich in einer Art Bar befanden und nur er und Steve trugen eine Uniform.
 

Sein Blick fixierte sich auf ihre beiden Personen. Steve saß neben ihm und hatte einen Arm um seine Schulter gelegt, während er zufrieden in die Kamera lächelte.
 

„Eine Frau in einem roten Kleid.“, rutschte es Bucky heraus und er schaute Steve auf Bestätigung wartend an.
 

„Das war Peggy.“ Bucky nickte verstehend, auch wenn er kein deutliches Gesicht vor Augen hatte.
 

„Sie lebt noch?“ Es mochte eine unangebrachte Frage sein, aber er ließ es Steve ebenso offen, ob er sie beantworten wollte.
 

„Ja, sie ist die letzte von unserem alten Team. Ich war ziemlich überrascht, als ich ihre Akte sah.“ Steve lehnte sich nun zurück und schaute etwas verloren vor sich hin.
 

„Du mochtest sie.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, die Bucky dazu machte, was Steve etwas schwerfällig lächeln ließ.
 

„Ja. Ja das tat ich. Tue es immer noch.“ Nun war es an Bucky, ein seltsames Gefühl von Melancholie zu verspüren, das er aber nicht als solches zuordnen konnte. Aber etwas schien sich daraufhin wieder in seinen Gedanken nach vorn drängen zu wollen.
 

Ein plötzlich aufkommender, feuriger Schmerz zog durch seinen Kopf und ließ ihn ruckartig seine Hände dagegen pressen.
 

Eine Erinnerung zuckte vor seinem inneren Auge auf und er sah Steve. Nicht als Captain America, sondern so wie er früher war, klein, schmal und mit diesem sturen, entschlossenen blauen Augen.
 

„Ich komm schon zurecht.“, hörte er ihn sagen und Bucky spürte den allzu bekannten Unmut über diese Aussage in sich aufkommen.
 

„Steve!“ Er legte ihm seine Hand auf eine filigrane Schulter, schaute ihn eindringlich an.
 

Und mit einem Male war der Ausdruck auf Steves Gesicht gehetzt und panisch. Er schlug Buckys Hand von der entblößten Schulter, während ihm das Atmen immer schwerer zu fallen schien.
 

Dunkle Male waren an seinen Hals zu erkennen und die Kleidung, die er trug, viel zu ungeordnet.
 

Dieser Anblick erfüllte ihn mit einer ungemeinen Wut.
 

„Bucky!“ Steves Stimmer ließ die Szene vor ihm verschwimmen, seine Wut in Verwirrung wechseln. Er blinzelte wiederholt, bis er wieder registrierte, wo er sich befand.
 

Ihm war mit einem Male so unwohl und sein Kopf schmerzte weiterhin, sodass es ihm schwer fiel, sich zu konzentrieren.„Alles in Ordnung?“ Er konnte nur kurz mit dem Kopf schütteln, bevor er hektisch aufsprang und ins Badezimmer flüchtete.
 

Steve hielt ihm seine Haare aus dem Gesicht, während er sich übergab.
 

*
 

Dem Tag folgte eine ziemlich gewitterschwere Nacht, die Steve aus einem drückenden Alptraum hatte erwachen lassen, hatten sich das dumpfe Grollen und schwere Donnern mit in sein Bewusstsein geschlichen. In solchen Nächten waren seine Träume von Krieg durchzogen. Sie waren von ungemeiner Deutlichkeit, wie es Filmen heutzutage möglich war, gezeigt zu werden. Nur war er kein Zuschauer, sondern erlebte die Grausamkeit so detailliert wie damals. Selbst die Gerüche, die einem Schlachtfeld anhafteten, schienen unerträglich klar.
 

Und egal wie elend er sich danach auch fühlen mochte, so war er dankbar, wenn das Erwachen ihn daraus erlöste.
 

Es war stets ein erfolgloses Bemühen, danach wieder einzuschlafen zu wollen, weshalb er nun am Fenster seines Zimmers stand und auf die Leinwand aus diffusen Lichtern und vagen, bleiernen Konturen schaute.
 

Er bemerkte Bucky erst, als dieser schon hinter ihm stand und Steves für ein Sekundenfragment glaubte, dass es nicht Bucky, sondern der Soldier war, der ihn aufgesucht hatte.
 

Doch auch im Zwielicht entging ihm nicht das Zittern, das diesen beständig durchzog und die in seinen Hosenbeinen verkrampften Hände. Steve konnte nachvollziehen, warum Bucky zu ihm gekommen sein musste. Womöglich nährten sich seine Alpträume nur noch gieriger von solch tosenden Nächten.
 

Es waren nicht mehr als zwei Schritte, die sie trennten und die Steve ohne Zögern überwand, bis er unmittelbar vor Bucky stand. Bucky sagte noch immer kein Wort, wandte seinen Kopf nur unsicher zur Seite, als wüsste er nicht, ob er diese Nähe akzeptieren oder ihr entgehen sollte. Entschuldigend trat Steve daraufhin wieder ein Stück zurück.
 

Rasch legten sich metallene Finger um sein Handgelenk, scheinbar um ein weiteres Zurückweichen zu verhindern. Steve hoffte, er deutete diese Geste richtig, als er Bucky schließlich näher an sich zog, bis dessen Kopf gegen seine Schulter sank, dem ein unstetes Durchatmen folgte. Mit Bedacht legte Steve eine Hand auf dessen Rücken und strich beruhigend darüber. Es schien den Damm zu brechen, lehnte Bucky sich schließlich komplett gegen ihn, und ließ dem Zittern freien Lauf. Auch schämte er sich nicht, ein unterdrücktes Wimmern von sich zu geben, das Steve nahezu das Herz brach.
 

Es war das erste Mal, dass Bucky ihm freiwillig etwas von seinem inneren Schmerz offenbarte und Steve war trotz der emotionalen Schwere der Situation froh, dass Bucky ihm nun wenigstens ein Stück zu vertrauen schien.
 

Wiederstandlos hatte er sich schließlich zum Bett führen lassen und war letztendlich wieder eingeschlafen, während Steve ihm weiter sanft über den Rücken strich und ihn in seinem Armen hielt.
 

An dieser Position hatte sich auch nichts verändert, als er wieder zu sich kam und feststellte, dass der Morgen schon angebrochen war. Mit einem Lächeln registrierte er, dass Bucky sich über die Nacht noch mehr an ihn herangedrängt und seine Arme ebenso um ihn gelegt hatte.
 

Er wirkte entspannt.
 

Schläfrig strich Steve ihm über das etwas zerzauste Haare und konnte den Impuls nicht zurückhalten, seine Lippen darauf zu legen. Und kaum, dass er sich seiner Tat bewusst wurde, dementsprechend rot zu werden.
 

Er war wirklich ein Idiot, wenn es um Bucky ging.
 

***
 

Es war an einem Dienstagmorgen, als Steve beinahe in Bucky hinein lief, als er sich auf den Weg in den Park begeben wollte, um seine tägliche Route zu laufen. Er wusste das Bucky, wenn er nicht schlafen konnte seine Runden durch den Tower zog. Er kannte dieses Gefühl von Unruhe nur zu gut.
 

Nur im Gegensatz zu ihm, beschränkten sich seine Auslaufmöglichkeiten nicht nur auf den Tower. Bucky saß manchmal Stunden vor einem der Panorama Fenster und schaute gedankenverloren hinaus. Es war ein spontaner Gedanke, der Steve einfach über die Lippen rutschte, als er ihn fragte, ob er nicht mit ihm kommen wolle.
 

Bucky hatte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen fragend angesehen und war schließlich wortlos an ihm vorbei gegangen und verschwunden.
 

Steve bereute diesen unüberlegten Ausrutscher sofort. Er wusste, dass es nicht so einfach war.
 

Und Bucky wusste es ebenso.
 

Es machte Steve das Herz erneut so unsäglich schwer.
 

***
 

Wenn es Clint zu langweilig wurde, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, jeden im Tower darüber zu informieren, bis sich jemand gewillt oder auch einfach nur sichtlich entnervt dazu bereit erklärte, etwas mit ihm anzustellen.
 

Heute war es Sam, der sich mit einem ergebenen Seufzen auf ein paar Runden Mario-Kart eingelassen hatte. Steve kam mit Natascha dazu, beide mit einer Tasse guten japanischen Tees in der Hand, welchen Bruce ihnen überlassen hatte.
 

Bucky hatte sich in den Trainingsraum zurückgezogen. Auch ein Ritual von dem jeder wusste, dass sie ihn während dieser Zeit in Ruhe lassen sollten.
 

Es half ihm, ungestört Spannung abbauen zu können.
 

Es war nicht unüblich, dass Steve seinen Freunden bei Videospielen zusah, was ihn stets daran erinnerte, wie die Dinge sich im Laufe der Zeit doch entwickelt hatten. Aber er hatte es noch nie selbst ausprobiert, sondern hatte sein Vergnügen daran, einfach nur zuzuschauen.
 

Es waren drei siegreiche Runden für Clint, als Tony sich zu ihnen gesellte und skeptisch auf das Geschehen blickte, das sich auf seinem überdimensionalen Fernsehbildschirm abzeichnete.
 

„Ist es das, was die Avengers tun, wenn die Avengers nichts tun?“ Sam verlor auch die vierte Runde und wurde nun von Tony abgelöst. Sam erhob sich mit einem dankbaren Durchatmen.
 

Eine Stunde später saß Steve etwas verloren auf seinem Platz und musste mit ansehen, wie sein Spiele-Charakter betrübt den Kopf hängen ließ, über seinen abermals letzten Platz. Tony klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Es gibt da diese Simulationsspiele Cap, man kann sich eine Farm aufbauen oder Zimmer dekorieren. Ist vielleicht eher was in deinem Alter.“
 

Steve konnte sich ein Augenrollen über die andauernden Seniorenscherze nicht verkneifen.
 

Sein Blick fiel auf Bucky, der sich nun ebenfalls im Raum befand. Dessen Haare waren noch etwas feucht vom Duschen und sein weißes Shirt wies ein paar leicht transparente Stellen auf. Steve konnte seine Augen nicht wirklich davon losreißen.
 

Bucky unterhielt sich mit Natasha und nickte kurz auf etwas, das sie ihm erzählte.
 

Es wirkte gelassen und es erfüllte Steve mit Zuversicht.
 

***
 

Tony hatte ein blaues Auge. Sam hinkte auf einem Fuß und Clint tat sich ungewohnt schwerer, ruhig sitzen zu bleiben. Nicht direkt Ungewöhnlich, dass seine Freunde etwas ramponiert aussahen, nur war der Hergang schon etwas rätselhaft. Solchen Gründen, wie Werkstattunfall und Trainingsdilemma weiterhin Glauben zu schenken, fiel ihm von Mal zu Mal schwerer.
 

Bruce und Natascha gaben sich unwissend zu alledem.
 

In Natashas Fall höchst unwahrscheinlich.
 

Und Bucky wirkte auf ihn noch erschöpfter und angespannter, als es sonst bei ihm zu erkennen gewesen war.
 

Irgendetwas ging vor sich und Steve schien als einziger davon ausgeschlossen zu sein.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück