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We can never go home

Steve/Bucky
von

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Sam stand in Tonys mehr als großzügiger Küche und rührte geschäftig in einer Pfanne, als Steve den Raum betrat. Sam war froh, dass dieser etwas zur Ruhe gekommen war über die letzten Tage. Zumindest schlief er jetzt jede Nacht ein paar Stunden.
 

Besser als überhaupt nicht.
 

„Morgen Cap!“, begrüßte er Steve, der ihn aus verschlafenen Augen anschaute. „Morgen.“
 

„Wie sieht es aus, bereit für ein Frühstück der besonderen Art?“ Sams lockeres Auftreten war wirklich eine Eigenschaft, die Steve an diesem schätzte, vermochte sie es, dass er sich automatisch etwas ausgeglichener fühlte und weniger angespannt.
 

„Immer her damit.“ Sams Kochkünste, waren wirklich nicht zu verachten, das hatte er nun schon öfter feststellen dürfen. Somit schaute er auch dementsprechend beeindruckt, als man ihm eine üppige Portion von etwas vorsetzte, dass er nicht genau zuordnen konnte.
 

„Ich dachte, wir könnten ein wenig kulinarische Weltkultur einbringen.“, erklärte er Steve seine Ambition für dieses Gericht, hielt sich aber dennoch bedeckt, um was genau es sich handelte.
 

„Na dann werde ich mich wohl einfach mal überraschen lassen, was?“ Zufrieden sein Hungergefühl, vorerst wieder gestillt zu haben und dazu auch noch einen guten Kaffee genießen zu können, lehnte sich Steve in seinem Stuhl zurück.
 

Sam hatte ihn schließlich aufgeklärt, dass es sich um Couscous gehandelt habe, welcher im Orient gern in verschiedenen Varianten zubereitet wird. In seinem Falle mit Safran und Früchten, was wirklich ein interessantes Geschmackserlebnis dargestellt hatte.
 

Der Gedanke, dass Bucky wohl nur schwer von so etwas zu begeistern wäre, zog wie von selbst durch seinen Geist. Etwas, das in den letzten Tagen häufiger passierte, wenn er mit etwas konfrontiert wurde, das ihm vertraut oder neu war.
 

Steve wusste, dass es albern war, aber er kam nicht umhin sich ab und an vorzustellen, wie es wäre, wenn Bucky zu seiner alten Form zurück finden, was dieser zu all den modernen Erfindungen und Entwicklungen sagen würde. Wie es wäre sich gemeinsam durch dieses Chaos an wissenswerten Informationen und überflüssigen, aber stets präsenten Verbrauchsgütern zu kämpfen. Den einen oder anderen Scherz darüber auf den Lippen.
 

Ein unglückliches Lächeln, legte sich stets über sein Wunschdenken, denn es gab keine Garantie, ob es Tony und Bruce wirklich gelingen würde, etwas finden zu können, das den Soldier wieder zu sich kommen ließ. Und selbst wenn konnte niemand sagen, wie es mit diesem weiter ginge. Ob er in der Lage sein würde, sich erst einmal ausreichend körperlich zu regenerieren. Der Soldier hatte sich zwar in Steves Apartment bruchstückhaft an Dinge aus ihrer Vergangenheit erinnert, aber womöglich war dies auch alles, was noch übrig geblieben war. Vielleicht würde er auch nie wieder im Stande sein, ein komplettes Ganzes daraus zusammen zu fügen. Was nicht unwahrscheinlich erschien, nach all dem was er hatte durchleiden müssen.
 

Am Ende wäre der Soldier, zwar nicht mehr nur die emotionslose Killermaschine, zu der man ihn gemacht hatte, aber er wäre auch nicht der Mann, den Steve so sehr vermisste. Es war ein selbstsüchtiger Wunsch zu hoffen, ihre Freundschaft könnte wieder so werden, wie vor und während des Krieges.
 

Es war naiv, denn letztendlich nichts war mehr aus ihrem früheren Leben übrig, um solch eine nostalgische Illusion aufrechterhalten zu können.
 

Das Klingeln seines Handys ließ Steve in eine Tasche seiner Trainingshose greifen.
 

Es war eine unbekannte Nummer, aber Steve kannte dieses Verfahren.
 

„Millers Haushaltswaren.“, gab er daraufhin in seriösem Ton wieder, als er den Anruf entgegen nahm.
 

„Oh Rogers, wirklich sehr kreativ.“
 

„Es freut mich auch, deine Stimme zu hören, Natasha.“
 

Es war einiges an Zeit vergangen, bis Steve wieder von Natasha gehört hatte, nachdem sie das Land verließ, um erst einmal ihren eigenen Belangen nachzugehen.
 

Er hatte ihr bei ihrem ersten Telefonat von der Entwicklung der Dinge berichtet, was den Winter Soldier anbelangte und wie zu erwarten, hatte sie kein Zeichen irgendeiner ihr untypischen Emotion durchblicken lassen.
 

Steve war ihr dankbar, dass sie nicht versucht hatte, ihm sein Vorhaben ausreden zu wollen, auf den Soldier aufzupassen und ihn mit der Hilfe von Tony und Bruce aus seinem Zustand zu befreien.
 

Er hätte sich eh nicht davon abbringen lassen.
 

Sie meinte nur, dass er sich nicht zu sehr in irgendwelchen Hoffnungen verlieren sollte.
 

Es war nicht das erste Mal, dass ihm dies von jemanden gesagt worden war.
 

Steve hatte ihr schließlich versichert, dass er sich im Klaren darüber sei, was an Erwartungen am Einfachsten zu verarbeiten wäre, sollte sich trotz aller Bemühen, eine negative Tendenz einstellen.
 

Trotzdem.
 

Er konnte und wollte diesen Schimmer an Zuversicht nicht unter zu viel stumpfer Nüchternheit ersticken.
 

Bucky hatte ihn nicht umsonst immer einen starrsinnigen Optimisten genannt.
 

Natasha hatte ihm ebenso einige nützliche Information in Bezug auf weitere Hydra Stützpunkte mitgeteilt, die sie durch etwas Untergrundhilfe hatte aufspüren können. Sie waren gut und systematisch über den Globus verteilt. Keinesfalls verwunderlich, für eine Ausrichtung wie es Hydra in der Welt darstellen wollte.
 

Ein paar der Informationen wiesen auf weitere Stützpunkte in den Staaten hin und so sehr Steve auch das Bedürfnis verspürte, jede einzelne Zelle der Hydra auszulöschen, so wollte er nicht fort sein, im Falle man bräuchte seine Unterstützung mit dem Soldier.
 

„Das musst du selbst entscheiden, Cap.“ Natasha ließ ihm die Wahl offen, ohne anklagend zu klingen.
 

Sie war einsichtig genug um zu akzeptieren, dass Bucky seine wichtigste Priorität darstellte.
 


 

Es war am selben Tag, als Bruce auf ihn zukam und Steve wünschte, er könnte ihm und Tony etwas behilflich sein, wirkte dieser doch recht erschöpft durch all die Stunden im Labor.
 

Umso enthusiastischer ließ er sich von Bruce erklären, was ihnen als eine weitere Option in den Sinn gekommen wäre und das sie dazu sein Mitwirken benötigen würden.
 

Der Versuch bestand darin, mit Hilfe seines Blutes etwas ausklügeln zu können, das vielleicht den Schlüssel für ihre erfolglose Suche liefern würde.
 

Es war einen Versuch wert.
 

Sam hatte sich von Steve auch nicht in die Flucht schlagen lassen, selbst wenn er in einem regulär erscheinenden Rhythmus vorbrachte, dass er sich nicht gezwungen sehen sollte, hier mit ihm abwarten zu müssen.
 

„Der Kaffee hier ist gut. Ein triftiger Grund zu bleiben.“ War ein Argument, das Sam ihm daraufhin lieferte und Steve demonstrativ eine Tasse des dampfenden Gebräus entgegen gehalten hatte.
 

Weitere Tage verstrichen, in denen er und Sam nichts weiter tun konnten, als Natashas Hinweisen per technischer Daten zu folgen und theoretische Pläne zu schmieden, mit welchem Aufwand es möglich wäre, einige der Hydra-Standorte auszuradieren.
 

Es gab einen gut bestückten Trainingsraum, den Steve gern nutzte, um angestaute Energien abzubauen oder sich einfach nur abzulenken. Tony besaß eine wirklich imposante und umfangreiche Bibliothek, in welche sich Sam gern zurückzog. Manchmal entschwand Steve aber auch auf das Dach des Towers, um Skizzen von New Yorks Skyline oder um bestimmte Erinnerungen zu Papier zu bringen.
 

Doch vor allem verbrachte er seine Zeit oft an der Seite des Soldiers, der nun in einem eigenen Zimmer untergebracht war.
 

Steve begrüßte diese Privatsphäre. Er erzählte von den Dingen, die ihn beschäftigten, von seinem Tag und den Anderen. Er erzählte von früher und davon, was sich am Ende doch alles so verändert hatte.
 

„Ich wünschte, wir könnten uns das gemeinsam einmal ansehen.“, merkte er ein um das andere Mal an, wenn er von etwas erzählte, dass er bis jetzt nur durch das Fernsehen oder Berichten aus diversen Zeitschriften her kannte.
 

„Du würdest dich auf jeden Fall darüber aufregen“, fügte er meist an, wenn es um etwas ging, das in ihrer Zeit einfach mit viel mehr Achtung gehandhabt und das heutzutage einfach durch Rücksichtslosigkeit und Selbstverständlichkeit ersetzt worden war.
 

Aber es gab auch Momente, wo Steve über seine Geschichten hin zu lächeln begann, erfüllte ihn die Erinnerung an vergangene, gemeinsame Taten mit Ausgelassenheit. Oder er konnte die Begeisterung, für eine sich im Laufe der letzten 70 Jahre, positiv entwickelte Gegebenheit, einfach nicht zügeln. Manchmal las er ihm auch etwas aus einem von Tonys Büchern vor. Es war eine gute Gelegenheit, sich selbst mit etwas mehr Literatur befassen zu können, die ihm interessant erschien.
 

Und er ließ es sich nicht nehmen, ihm wenigstens eine zutrauliche physische Geste zukommen zu lassen, wenn er seinen Besuch beendete. Sei es, dass er ihm über die Haare strich oder dessen menschliche Hand kurz mit der seinen umschloss und leicht drückte.
 

„Bis Morgen, Buck.“
 

***
 

Es passierte, als Steve sich nach einem intensiven Training unter der Dusche befand und seine Gedanken um nichts bestimmtes kreisen ließ, als JARVIS ihn darüber in Kenntnis setzte, dass der Herr des Hauses ihm in Labor sehen wollte, da es einen positiven Fortschritt zu vermelden gäbe.
 

Seine Eile war recht deutlich an ihm abzulesen, als er im Labor eintraf, waren seine Haare noch tropfnass und sein Shirt verkehrtherum angezogen.
 

Steve würde Tony später beichten, das ein Teil der Duschkabine auf Grund eines kleinen, hektischen Missgeschicks ersetzt werden müssten.
 

„Wie es aussieht war der Versuch mit dem Super-Soldaten-Blut ein Erfolg.", informierte ihn Tony, ohne weiter auf Steves Erscheinung einzugehen, glaubte er eh nicht, dass dieser momentan auf irgendwelche amüsierten Anspielungen anspringen würde. Aber eine gedankliche Notiz machte er sich dennoch dazu.
 

Erneut lenkte man Steves Aufmerksamkeit auf einen der Bildschirme und Bruce übernahm nun die Erklärung zu dem dort Angezeigten.
 

„Der veränderte Hämatokritwert, der durch das Serum bei dir ausgelöst wurde, war sozusagen unsere Basis, auf der wir aufbauen konnten. Wir haben den Prozentsatz, der den Wert deines genetisch veränderten Blutes im Gegenzug auf das eines normalen Menschen herausgefiltert und spezifisch diese Veränderung untersucht. Es stellte sich heraus, dass ein Baustein in deinem Hämatokritwert sich positiv auf die aggressiven Blutkörper im Blut des Sergeant auswirkte. Die Feinarbeit bestand nun darin herauszufinden, was den idealen Satz ausmachen würde, um garantieren zu können, dass es keine unerfreulichen Nebenwirkungen gibt. Und so wie es aussieht, ist uns das nun gelungen.“ Bruce schenkte ihm ein aufbauendes Lächeln, auch wenn Steve nicht wirklich alles verstand, was dieser ihm grade erklärt hatte. Aber ein Hoffnungsschimmer war definitiv zu verzeichnen und Steves Gesichtszüge hellten sich unaufhaltsam auf.
 

„Doch um eines vorweg zu nehmen, selbst wenn wir die Behandlung an ihm durchführen, wird es nicht sofort die volle Wirkung zeigen. Wir müssen vorsichtig an diese Sache herangehen und jeden Eingriff genau überwachen, um ganz sicher zu gehen, dass es ihm hilft und nicht umbringt.“
 

Mit einem verstehenden Nicken nahm Steve die Warnung von Bruce entgegen, der ihm nun auf die Schulter klopfte.
 

„Möchtest du bei der ersten Injektion dabei sein?“ Tony hielt eine Art Kartusche bereit, in der sich eine zinnoberrote Flüssigkeit befand, welche er in ein dafür vorgesehene Apparatur einlegte.
 

„Natürlich.“ Steve wollte bei keinem Schritt fehlen, der dazu führen könnte, den Soldier aus seinem komaähnlichen Zustand zu befreien.
 

***
 

Über die nächsten Tage verteilt, führte man das entwickelte Serum dem Soldier in bestimmten Dosierungen zu, die seine Werte nach und nach wieder in die Richtung eines normalen menschlichen Organismus steigen ließen
 

Zumindest war dies vorerst die Messlatte, die sich Tony und Bruce gelegt hatten, war nicht abzusehen inwiefern dessen Körper von Hydra modifiziert worden war, um ihn zu dem zu machen, was er für sie sein sollte.
 

Und Steve setzte seine Besuche weiterhin fort, immer mit etwas mehr Hoffnung, dass seine Worte zu dem anderen durchdrangen.
 

Das ihm der Soldier gesagt hatte, dass er seine Stimme nicht mochte, empfand Steve nun in dem Sinne positiv, dass sie vielleicht dazu beitragen würde, dass der Soldier genau erkannte, wer auf ihn einredete und er damit wusste, dass er nicht zurück bei Hydra war.
 

Das dieser irgendwie verstand, dass er sein Versprechen ihm helfen zu wollen gehalten hatte und er sich in Sicherheit befand.
 

„Ich bin gespannt, wann es dieses Jahr den ersten Schnee geben wird.“ Steve hatte sich, wie jeden Tag, einen Sessel an das Bett herangerückt. Er schaute aus der Fensterfront zu seiner Linken, die einen wolkenschweren Himmel präsentierte, der träge über die schon hell beleuchtete Stadt zog. Die Tage waren kürzer geworden und die Nächte streckten sich, für Steves Geschmack geradezu phlegmatisch.
 

„Das Gute ist, dass man sich heutzutage kaum noch Gedanken darüber machen muss, wie man seine vier Wände im Winter warm bekommt, um nicht zu erfrieren.“, meinte er etwas scherzend. „Weißt du noch, als wir wegen einem Schneesturm drei Tage lang nicht mehr aus dem Haus gekommen sind und auch keinen Strom hatten? Du hast schon nach einem Tag angefangen zu jammern, dass es dir zu langweilig wäre und mich damit derart genervt, dass ich der schwerhörigen Ms. Murry von obendrüber ihr Grammophon abgeschwatzt habe, um dich ausblenden zu können. Die alte Dame hatte wie viele Katzen, zehn? Ich hatte ihr im Gegenzug versprechen müssen, ihr einen Monat bei der Hausarbeit zu helfen. Gott, ich wäre fast gestorben an meiner Katzenhaarallergie und das alles nur, weil du nicht still sein konntest.“ Es war viel zu oft eine anstrengende Zeit gewesen, die sie damals hatten überstehen müssen, aber sie hatten das Beste daraus gemacht und sich vom Ernst des Lebens nicht immer alles dirigieren lassen.
 

„Du warst ein grauenhafter Tänzer.“ Das raue Kratzen, das sich in dieser Anmerkung wiederfand, verfälschte den bekannten Klang der Stimme, die für Steve so unverwechselbar war und er seinen Blick vom Fenster ruckartig zurück auf den Soldier lenkte. Dessen Augen waren noch immer geschlossen und Steve hatte die Eingebung, dass er sich diese Worte nur eingebildet hatte, im Wunsch mit dieser Anekdote dem anderen eine Reaktion entlocken zu können.
 

„Bucky?“ Es war ein leises, unsicheres Flehen. Umso deutlicher spürte Steve seinen Herzschlag sich beschleunigen, als dieser beinahe unwirklich seine Augen öffnete und ein trockenes Ächzen von sich gab.
 

„Oh, warte.“ Steve war sofort in Aktion und füllte ein Glas mit Wasser, um es dem anderen zu reichen.
 

Ein unbeholfener Augenblick verging, in welchem er nur kritisch angeschaut wurde, ohne dass man ihm das Behältnis aus der Hand nahm oder sich sonst irgendwie großartig bewegte. Steve tadelte sich innerlich selbst, als ihm bewusst wurde, dass er dem anderen wohl etwas zu viel abverlangte. Immerhin war er gerade erst wieder zu sich gekommen und seine Motorik sicherlich noch ausreichend geschwächt.
 

„Hier.“ Ohne sich weiteren Zweifeln hinzugeben, ob sein Handeln dem anderen zusagte oder nicht, schob er eine Hand stützend unter dessen Kopf und hob diesen soweit an, dass er das Gefäß an seine Lippen setzen konnte. Steve verfolgte jede noch so kleine Regung in der Mimik des Soldiers, als er das Glas schließlich soweit ankippte, dass die Flüssigkeit dessen Mund benetzte. Mit Erleichterung und einem schmalen Lächeln, beobachtete er, wie der Soldier vorsichtig zu trinken begann, bis nur noch ein geringer Rest an Wasser übrig war.
 

Behutsam senkte er dessen Kopf wieder zurück auf das Kissen und kam nicht umhin, noch immer diesen freudigen Moment auch durch sein Gesicht Ausdruck zu verleihen.
 

„Wie geht es dir?“, erkundigte er sich dennoch besorgt, als der andere ein weiteres angestrengtes Husten von sich gab und ihm das Atmen schwer zu fallen schien.
 

„Ich hol Bruce und Tony.“
 

„Sie sind bereits auf dem Weg, Captain.“ Die unerwartete Stimme von JARVIS brachte den Soldier dazu, seinen Blick irritiert und sichtlich unruhig durch den Raum schweifen zu lassen. Und erst jetzt wurde Steve wieder deutlich, dass der Soldier gar nicht wusste, wo er sich befand. Weder kannte er Tony, Bruce oder JARVIS. Es war also nicht auszuschließen, dass all diese neuen, unbekannten Eindrücke zu großen Stress bei ihm auslösen würden. Etwas, das in seiner angeschlagen Situation sicherlich nicht zu unterschätzen wäre.
 

„Hey.“ Steve legte seine Hände sachte auf die blassen Wangen des Soldiers und brachte ihn mit leichten Druck dazu, dass er ihn anschaute. „Du bist in Sicherheit, niemand hier wird dir etwas tun, dass verspreche ich dir.“ Steves legte alles an Inständigkeit in seinen Ausdruck, in der Hoffnung der Soldier würde verstehen, dass er die Wahrheit sagte. Und tatsächlich schien dieser daraufhin etwas von der Konfusion zu verlieren, die sich in seinem Gesicht abzeichnete. „Wir sind hier bei sehr guten und fähigen Freunden. Sie haben dafür gesorgt, dass es dir wieder besser geht." Steve zeigte erneut ein sanftes Lächeln. „Ich weiß, es ist schwer für dich, mir zu vertrauen. Aber vielleicht ist ein Teil, selbst wenn er noch so unscheinbar sein sollte, von dir bereit, es darauf ankommen zu lassen. Ich weiß nicht, was in dir vorgeht, auch wenn ich es zu gern möchte. Doch ich bin bereit dir beizustehen, egal durch welche Tiefen, egal über welche Hürden.“
 

Es war eher eine Geste aus dem Affekt, als Steve seine Stirn leicht gegen die des Anderen lehnte und seine Augen für diesen Moment schloss.
 

„Wenn du bereit bist aufwachen zu wollen, dann bin ich an deiner Seite.“, flüsterte er mehrdeutig, doch war der Nachdruck nicht weniger innig, als wenn er es laut gesagt hätte.
 

Ein kurzes Räuspern brachte Steve jedoch dazu, seine Augen wieder zu öffnen und scheinbar erst jetzt zu registrieren, welch unerwartetes Bild er gerade abgeben musste. Für einen kurzen Moment noch hielt er dem überraschten Blick der Küstenfels-grauen Augen des Soldier stand, bevor er mit einen deutlichen Rotschimmer zurückwich und sich mit einer unsicheren Geste sein Shirt zurecht streifte.
 

„Uhm, hey.“, ließ er seine Verlegenheit nur noch deutlicher werden, was Tony mutmaßend eine Augenbraue heben ließ, gepaart mit seinem patentierten 'Ich-versteh-die-Situation-voll-und-ganz-Lächeln'.
 

Bruce und Sam folgten Tony in etwas Abstand, der sich nun zum Bett bewegte.
 

„Er…“ Steve lag das Bedürfnis nahe, zu erklären, dass sie den Soldier nicht überfordern und ihn langsam auf alles einstellen sollten, doch war Tony wie immer schneller mit seinem Charme.
 

„Ist die Prinzessin also aufgewacht? Gut.“ Der Soldier schaute Tony deutlich argwöhnisch entgegen, machte aber keine Anstalten irgendetwas zu tun oder vorbringen zu wollen.
 

„Ich weiß nicht, ob der treue Steven schon von mir erzählt hat, aber um des guten ersten Eindrucks Willen, stelle ich mich lieber selbst vor. Mein Name ist Tony Stark und dies hier, “ Tony machte eine umherzeigenden Geste mit seinen Händen, „ist mein bescheidenes Schloss.“
 

Die Augen des Soldiers nahmen auf Tonys Erklärung zu seiner Person, einen Ausdruck von kalter Abmessung an.
 

„Stark? Ich kenne diesen Namen.“
 

„Ja, mein Ruf eilt mir eben voraus, selbst in die Gefriertruhe der Hydra.“
 

„Tony!“ Steve wusste nur zu gut, dass Tony ein Talent dafür besaß, schneller zu reden, als sich Konsequenzen darüber auszumalen. Was aber nicht bedeutete, dass er ihm alles mit stummer Fassungslosigkeit durchgehen lassen würde.
 

Schon gar nicht wenn Tony meinte, derart unsensibel sein zu müssen.
 

„Sorry Cap, ist mir so rausgerutscht.“ Es war wohl wirklich eine Angewohnheit, die Tony perfektioniert hatte und welcher schon automatisch dieses holprige, um Entschuldigung bittende Grinsen anhaftete.
 

„Die Entschuldigung sollte sich nicht auf mich beziehen.“ Mit einer Hand deutete Steve auf den Soldier, der das Ganze eher ungerührt verfolgte.
 

„Uhm, ja sorry.“ Der Soldier schenkte Tony daraufhin jedoch nur einen weiteren kühlen Blick.
 

„OK, ich denke wir sollten zum wesentlichen übergehen, nun wo wir einen ersten augenscheinlichen Erfolg erzielt haben.“ Bruce trat nun ebenso dichter an das Bett heran und stellte sich dem Soldier vor. Es erleichterte Steve, dass dieser auch derjenige war, der dem Soldier erklärte, was genau vorgefallen war und was sie dagegen unternommen hatten. Bruce erkundigte sich nach dessen Befinden und informierte ihn weiter, dass es von Vorteil wäre, wenn sie seine Werte weiterhin überwachen würden, da noch nicht alles ausgeschlossen werden konnte.
 

Der Soldier hörte, wie es den Anschein machte, aufmerksam zu und Steve kam nicht umhin, ihn einfach nur anzuschauen.
 

„In Ordnung, dann wäre ich dafür, dass wir sobald es ihm möglich ist, weitere Untersuchung im Labor fortführen. Steve?“ Zum zweiten Male in kurzer Zeit fühlte sich Steve ertappt, worauf er Bruce einfach kurz zunickte, in der Hoffnung, dass es die richtige Geste wäre, um zu überspielen, dass er nicht ganz bei der Sache gewesen war.
 

„Brauche ich eine extra Erlaubnis von ihm?“ Diese Frage des Soldiers bestand aus einen merklich widerwilligen und offensiven Ton, was Steve abermals diesen melancholischen Ausdruck annehmen ließ. Also hatte der Schlaf seine Ablehnung ihm gegenüber leider nicht dezimieren können.
 

„Nein, natürlich nicht. Endschuldige.“, versuchte Steve die Atmosphäre wieder aufzuklaren, was jedoch durch das verächtlich klingenden Schnauben des Soldiers wenig Erfolg zeigte.
 

„Tja, dann denke ich, wir lassen den Sergeant erst mal wieder in Ruhe. War sicherlich anstrengend genug für ihn.“
 

Sam hatte die gesamte Zeit über nichts von sich gegeben, da er nicht das Gefühl hatte, dass es angebracht wäre. Aber genau jetzt fand er, dass es ein guter Zeitpunkt war.
 

„Ja, da hast du wohl Recht Sammy. Also bis später. Oh und bevor ich es vergesse. Dieser Raum wird überwacht und Türen und Fenster können nur mit Erlaubnis geöffnet werden. Es sieht vielleicht nicht so aus, aber es bedarf etwas Ausdauer, um diese Tatsache zu umgehen. Was mich noch zu dem Punkt bringt, dass ich mir erlaubt habe diesen ultraschicken Killerarm etwas zu entschärfen. Also hier der freundlich gemeinte Rat; wenn es ein Problem gibt, einfach mitteilen. JARVIS wird alles an die gewünschte Person übermitteln.“ Damit zwinkerte Tony dem Soldier kurz klarstellend zu und machte sich mit Sam und Bruce auf den Weg nach draußen.
 

Steve stand noch immer an seinem Platz und auch wenn ihm so viele Dinge durch den Kopf gingen, die er gern vorgebracht hätte, so behielt er sie für sich.
 

Der Soldier hatte seine Augen wieder geschlossen und zeigte auch keinen weiteren Willen, sich in irgendeiner Art mit der Außenwelt befassen zu wollen. Und Steve verstand diesen Wink.
 

„Dann bis… wann immer du mich sehn willst.“ Er hätte kein Problem damit, auch weiterhin jeden Tag vorbei zu kommen und damit fortzufahren, was er all die anderen Tage immer getan hatte, als der Soldier noch schlief. Aber nun, wo dieser wahrscheinlich wieder soweit selbst bestimmen konnte, wach werden zu wollen, wollte er nicht, dass er ihm zu aufdringlich erschien.
 

Mit einem betrübten Seufzen, schloss Steve die Tür hinter sich und eigentlich war ihm danach, daran herunter zu rutschen und nachdenklich an die Wand ihm gegenüber zu starren.
 

„Er braucht Zeit, Cap. So ist es immer.“ Sam war nicht mit Tony und Bruce verschwunden, sondern hatte auf Steve gewartet. „Ich habe genug Soldaten gesehen, die ein Trauma erlitten haben und sich weigerten, sich damit helfen zu lassen. Und in seinem Falle wiegt die Last um einiges schwerer.“ Sam schien genau zu wissen, wie sich dieses erste Erwachen auf ihn niedergelegt hatte. Allein, weil er erneut mit ansehen konnte, wie sehr Steve die abweisende Art seines einst besten Freundes zusetzte. Selbst wenn er es nicht komplett nach außen wiedergab.
 

„Ich weiß, Sam. Und ich weiß, dass ich egoistisch bin zu wünschen, dass er mich zulassen würde.“ Steve ließ seinen Kopf mutlos hängen. „Ich würde lügen, würde ich sagen, dass ich nicht darauf hoffe, dass es wie früher sein könnte. Vor all dem.“ Damit wies Steve auf den Körper, den er diesem Serum zu verdanken hatte. „Aber ich war so froh, als ich endlich von Nutzen sein konnte. Ich wollte unbedingt meinen Teil dazu beitragen, für das Richtige in diesem Krieg zu kämpfen. Und als es mir dann möglich schien, war ich nichts weiter als ein Typ, in nem patriotischem Kostüm, der den Leuten Anleihen andrehte. Ich war enttäuscht und auch wütend, dass ich trotz allem keine Chance bekam. Hätte ich energischer darauf bestanden, ebenfalls an die Front zu dürfen, hätte ich eher für mich selbst entschieden, was das Richtige zu tun sei. Vielleicht…vielleicht hätte ich es ändern können. Wäre ich in Buckys Einheit gewesen, hätte man sie vielleicht nie gefangen genommen.“ Steve schwieg bevor er den nächsten Gedanken aussprach. „Zola hätte nie an Bucky experimentieren und ihn so quälen können.“
 

„Cap…“
 

„Ich sehe es als meine Schuld an, Sam. Ich war und bin ein Feigling, egal was ich versuche zu verkörpern.“
 

„Das ist doch kompletter Unsinn!“ Es war selten, dass Sam so nachdrücklich klang, wenn er mit Steve redete.
 

„Du kannst nicht sagen, was passiert wäre, selbst wenn du die Dinge anders geregelt hättest. Vielleicht hättest du Bucky vor Zola bewahren können und am Ende hätte ihn dennoch eine tödliche Kugel getroffen. Vielleicht hättest du sein Schild sein können, nur um am Ende dein eigenes Leben zu lassen. Vielleicht wäre das Howling Commando, dennoch gegründet worden und der Einsatz in den Alpen wäre nicht unausweichlich gewesen. Vielleicht wäre so oder so nur einer von euch zurückgekehrt. Krieg kennt kein Mitleid, egal wie nobel die eigenen Absichten auch sein mögen. Und so verdreht wie es sich auch anhört, das Ganze hier. Ihr beide. Es ist eine zweite Chance. Was daraus entsteht, mag ungewiss sein, aber es ist nie verkehrt, seine Hoffnungen aufrecht zu erhalten oder darum zu kämpfen. Also so lange nichts entschieden ist, straffe deine strammen Schultern, zeige den Zweifeln dein viel zu attraktives Gesicht und einen Schritt nach dem anderen.“
 

Auch wenn Steve nicht danach zu Mute war, so schafften es Sams Worte, ihm ein leichtes Lächeln innerhalb eines Kopfschüttelns zu bescheren.
 

„Ich bin froh, dass dein Jogging so lahm ist, sonst wäre ich wohl nie auf dich aufmerksam geworden.“, erwiderte er schließlich, worauf er von Sam ein entrüstetes „Hey“, zu hören bekam, dieser ihm dann aber einen Arm über die Schultern legte und in Richtung Küche dirigierte.
 

„Viel zu attraktives Gesicht, huh?“, murmelte Steve noch leicht amüsiert und ließ sich führen.



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