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Future for Future

Tatsuro Iwagami/Atsushi Sakurai
von

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Tatsuro ließ die letzten Fans sich zurückziehen, während er einfach nur weiter auf einem der Sitze verharrte und erst einmal wieder etwas mehr zur Besinnung kommen musste.
 

Es war ein fantastisches Konzert gewesen.
 

Genau wie er es sich vorgestellt hatte. Und noch etwas besser.
 

Er hatte nicht aufhören können, Sakurais Bühnenpräsenz aufrichtig zu bewundern. Wie einfach er all diese Fans in seinen Bann ziehen konnte, selbst wenn er sich nur seine langen Haare zurückwarf.
 

Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass ihm so etwas eines Tages ebenso möglich sein würde. Er hatte keine Ausstrahlung, die einen zu faszinieren wusste. Eher fühlte man sich von seiner Art aufzutreten schnell genervt oder provoziert, wenn man nicht gerade ein Gemüt wie Satoshi besaß.
 

Mit einem anregenden Prickeln erinnerte er sich an die kleine Bühnenshow von Sakurai und Imai-san zurück.
 

Es beförderte seine Fantasie in gänzlich neue Dimensionen.
 

Er fragte sich wirklich, ob es derart einfach erscheinen sollte, solche Dinge mit einem anderen Kerl auf einer Bühne durchzuziehen, selbst wenn es hauptsächlich dazu diente die Fans anzuheizen.
 

Der Rang hatte sich bis auf ein paar verstreute Nachzügler geleert, was auch Tatsuro Anlass gab sich zu erheben und den Weg nach draußen anzustreben.
 

Er war die Treppe vollständig hinabgestiegen, als ihm etwas einfiel.
 

Seine Sachen waren noch in diesem Raum.
 

Selbst wenn es ihm um seine Klamotten egal gewesen wäre, so wollte er den Schal nicht hergeben.
 

Ihm war klar, dass er sicherlich alle Geduld des Teams hier überspannen würde, aber er schlich sich dennoch den Gang entlang, den er zuvor mit Takashima hier her genommen hatte.
 

Es ging geschäftig zu, doch niemand schien sich an seiner Person zu stören, als man an ihm vorbeieilte, was Tatsuro nur Recht sein sollte.
 

Vor besagtem Raum angekommen überkam ihn die Eingebung, dass man ihn womöglich verschlossen hatte und er somit seine Sachen und seinen Schal vergessen konnte.
 

Doch zu seiner Erleichterung ließ sich die Tür widerstandslos öffnen, was ihn rasch hindurch schlüpfen ließ.
 

Leise schloss er sie wieder, nur um daraufhin perplex im Zimmer zu stehen und auf den Mann zu starren, der dort auf der etwas lädiert aussehenden Couch saß. Sakurai hatte die Augen geschlossen, seinen Kopf auf die Rückenlehne gebettet und seine Arme darauf entlang gestreckt. Seine Körperhaltung gab etwas Entspanntes wieder. Und er rührte sich auch nicht, als Tatsuro näher an ihn herantrat.
 

Sicherlich, so ging es Tatsuro durch den Sinn, war Sakurai nach solch einer Show einfach zu erschöpft, und am Ende hier eingeschlafen.
 

Der Gedanke, dass dieser auf ihn gewartet haben könnte, ließ ein aufgeregtes Kribbeln in Tatsuros Bauch zurück.
 

Vor Sakurai angekommen betrachtete er ihn etwas eingehender.
 

Es war auch jetzt nicht von der Hand zu weisen, dass Sakurai ein wirklich sehr attraktiver Mann war.
 

Und diese Tatsache wurde auch nicht davon abgeschwächt, dass dieser in seinem Zugabe-Outfit hier saß und ihn ein leichter Schein von Schweiß umgab, der auch in den etwas zerzausten Haaren festhing.
 

Und wie eine Motte die das Licht anstrebte, folgte Tatsuro einem seiner törichten Impulse.
 

Vorsichtig kniete er sich über Sakurais Schoß und stützte seine Hände gegen die Lehne unter dessen Armen.
 

Erneut huschte dieses kleine, sexy Bühnenshow von vorhin durch seinen Kopf.
 

Es war wirklich kein Wunder, dass Sakurai solch eine Gewalt über seine Fans hatte.
 

Tatsuro wusste, dass er kurz davor stand ein ziemliches Risiko einzugehen, was ihn aber letztendlich nur noch mehr beflügelte.
 

Und wie so oft in solch einer Situation, blendete er alle Konsequenzen routiniert aus.
 

Er spürte das leichte Stechen an seinem Mundwinkel, das von einer der Blessuren des gestrigen Zwischenfalls herstammte, als er seine vorwitzigen Lippen auf die von Sakurai legte und es ihn wie in einer Art von Trance zurückließ.
 

„Womit habe ich mir den verdient?“, drang es daraufhin an seine Ohren und er konnte die leichte Berührung von Sakurais Lippen gegen die seinen wahrnehmen, als er ihn dies fragte.
 

Erst dann zog sich Tatsuros Gesicht soweit zurück, dass er Sakurai in die Augen schauen konnte.
 

„Als Danke für diesen Abend.“, gab er noch immer etwas benommen wieder, worauf Sakurai ein leichtes Lächeln zeigte.
 

Und erst als er dessen behutsame Finger spürte, die über den nicht zu verkennenden blauen Fleck auf seiner rechten Wange strichen, katapultierte es ihn zurück in die Realität.
 

Mit sich weitenden Augen nahm er den Mann unter sich wahr und das was er sich gerade mit ihm erlaubt hatte.
 

„Na wieder zu Gegen?“, erkundigte sich dieser ohne anklagend zu klingen.
 

Tatsuro wäre sicherlich in eine Starre aus Beschämung verfallen, hätte ihn Sakurai nicht mit den folgenden Worten abzulenken gewusst.
 

„Bis du in einer dieser Gangs?“ Etwas irritiert über diese unerwartete Frage, brauchte Tatsuro einen Moment darauf zu reagieren und schüttelte letztendlich mit dem Kopf.
 

„Warum prügelst du dich dann?“ Es war dieser Punkt, der Tatsuro dazu brachte seinen Kopf zu senken, und sich neben Sakurai auf die Couch fallen zu lassen, da er merkte, wie wieder diese Wut in ihm aufkam.
 

Dachte wirklich jeder, dass er nicht besser wäre als stets und ständig nach Streit zu suchen, nur um primitive Aggressionen loswerden zu können?
 

Auch wenn ihm so viel Frust inne wohnte, ließ er ihn nicht einfach so an anderen aus.
 

Ging man jedoch zuerst auf ihn los, dann war es schließlich sein Recht sich zu wehren.
 

Aber selbst seinem Vater gegenüber war er nie handgreiflich geworden, egal wie sehr es ihm auch schon danach verlangt hatte.
 

Doch unter dem Strich sah wohl wirklich niemand etwas Gutes in ihm.
 

„Entschuldige. Ich habe nicht das Recht voreilige Schlüsse zu ziehen.“ Eine Hand von Sakurai umfasste eine von Seinen, die er so krampfhaft zu einer Faust geballt hielt, dass es schmerzte.
 

„Schon ok.“, hörte er Sakurai verstehend flüstern, als dieser ihn gegen sich zog, damit Tatsuro seinen Kopf auf dessen Schulter legen konnte. Beruhigend strich dieser ihm über den Rücken und seine kurzen Haare, was Tatsuro völlig zu überfordern wusste.
 

Dieser behutsame Umgang mit ihm war ihm noch immer so fremd und dann war es wieder Sakurai, der ihn daran erinnerte, dass er es ebenso verdient hatte mit Nachsicht behandelt zu werden. Und Tatsuro ließ sich davon einspinnen, bis sein Körper an Spannung verlor und er gänzlich gegen den Anderen sank und ein ersticktes Wimmern über seine Lippen rutschte.
 

Sakurai hörte nicht auf sich seiner anzunehmen.
 

Ihm seine Schwäche erneut zu gewähren, während er an ihn gepresst saß und nicht wusste wohin mit all diesen Emotionen aus Bedauern, Wut, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die seinen Körper zum Zittern brachten.
 

Das Aufreißen der Zimmertür war zu vernehmen, was Tatsuro sich wieder etwas mehr verspannen ließ, gefolgt von einer kurzen andächtigen Pause.
 

„Gott! Ich bin eindeutig zu nüchtern für solchen Firlefanz!“, war Imais ergebener Hinweis zu vernehmen, der die Tür mit den Worten, „Ein Idiot für einen anderen!“, geräuschvoll wieder zuwarf.
 

„Wird er mich nun qualvoll daran erinnern, dass ich seinen Sänger nicht vollheulen soll?“, rutschte es Tatsuro in alter selbstsicherer Manier heraus, was Sakurai ein herzliches Lachen entlockte.
 

„Keine Sorge, Imai ist zwar etwas scharfkantig im Charakter, aber ein klasse Typ, solange der Pegel stimmt.“, witzelte er zugetan, was Tatsuro erleichtert gegen Sakurais Schulter seufzen ließ.
 

„Er wollte mich sicherlich daran erinnern, dass wir uns in Kürze auf den Weg ins Hotel machen werden.“
 

Natürlich, sie konnten schließlich nicht ewig hier sitzen bleiben, auch wenn Tatsuro diesen Augenblick nur ungern wieder aufgab.
 

Selbst wenn es nur aus Mitleid von Sakurais Seite hingenommen wurde, dass er sich so unverschämt anhänglich geben durfte.
 

Also richtete er sich mit einem trüben Seufzen wieder auf, und stand dennoch etwas verloren da, als Sakurai es ihm gleich tat.
 

Dann fiel sein Blick auf seine Sachen und er nahm dies als Grund, sich wieder in Bewegung zu setzen, um diese einzusammeln.
 

Unsicher schaute er auf den Schal, worauf er plötzlich Sakurais Stimme neben sich vernahm, die ihn wissen ließ, dass er ihm den schon nicht wieder wegnehmen würde, hatte er seinen Zweifel wohl gleich zu deuten gewusst.
 

„Ich…ich gehe dann wohl besser.“ Rasch drehte er sich zu Sakurai um und verbeugte sich vor diesem. „Danke für alles. Ich weiß es mag lächerlich klingen, aber ich werde versuchen es wieder gut zu machen.“
 

Nicht zum ersten Mal strich ihm Sakurai daraufhin durch seine Haare. „Schon gut Kitten. Ich weiß wie es ist, nicht zu wissen, wohin man wirklich gehört oder was man aus sich machen soll. Also sehe es als ein Geschenk.“
 

Tatsuro war gerade im Begriff etwas erwidern zu wollen, als er deutlich das Knurren von Sakurais Magen vernahm.
 

„Ehrlich, ich könnte mal wieder einen Burger vertragen.“, raunte dieser resigniert, was Tatsuro schneller antworten ließ, als er zu Ende gedacht hatte.
 

„Ich wüsste da einen Laden. Also…“ Er musste über sich selbst den Kopf schütteln. Was bildete er sich ein?
 

Demnach hätte er auch mit allen möglichen Antworten gerechnet, außer mit einem „Warum nicht.“
 

Konfus, ob er gerade richtig verstanden hatte, blinzelte Tatsuro Sakurai eulenhaft an.
 

„Warte etwas abseits der Liefereinfahrt auf mich.“ Damit rauschte Sakurai auch schon aus dem Raum, worauf ihm entging, wie Tatsuro mit fischähnlichen Mundbewegungen der ganzen Szene noch immer keinen rechten Glauben schenken konnte.
 

Und wieder dem besseren Wissen, dass man ihn höchstwahrscheinlich veralbert hatte, tat er wie ihm geheißen. Sollte er die ganze Nacht hier stehen, so hätte er dennoch keinen Frust darüber verspürt. Zu großartig war all das, was er am Abend hatte erleben dürfen.
 

Er würde eine gute Weile von all diesen Erinnerungen zehren können. Da war er sich sicher.
 

*
 

„Und das ist auch wirklich in Ordnung? Ich meine…“ Tatsuro erschien das Alles noch immer wie ein Traum, als Sakurai tatsächlich neben ihm aufgetaucht war. So leger angezogen, dass er auf den ersten Blick wirklich kaum ins Auge fiel. Seine langen Haare hielt er außerdem unter einem Bascap versteckt.
 

„Mach dir mal keine Gedanken Kitten. Ich hab trotz allem noch meine Freiheiten. Oder sagen wir mal, ich nehme sie mir.“
 

Die Dämmerung wechselte zu einem sternlosen Abend, doch zum Glück hatte der Regen vorerst aufgehört.
 

Wortlos durchquerten sie eine kleine Grünanlage auf ihrem Weg, den Tatsuro vorgab, da er einfach nicht wusste, über was sie sich unterhalten konnten. Sein Alltag war mehr als banal und er wollte auch nicht nur albernen Unsinn von sich geben.
 

„Bist du noch in deiner Band?“, nahm ihm Sakurai glücklicherweise diese Bürde ab.
 

„Die ist erst einmal auf Eis gelegt. Zurzeit gibt es für uns alle andere Dinge zu bewältigen.“ Das war zumindest das, was sich Tatsuro weiterhin eisern einredete. Aber wenn er ehrlich war, glaubte er nicht mehr daran, dass sie sich jetzt noch einmal als Band zusammenfinden würden, bevor das Schuljahr zu Ende ging. Nach ihrem Abschluss würde Yaguchi sicherlich eine andere Band gründen. So wie dieser es sich auch vorgenommen hatte.
 

Warum sollte er auch auf sie zurückgreifen? Sie waren schließlich nur eine Schulband gewesen.
 

Und das es unzählige andere gab, die Yaguchi als Sänger einsetzen konnte, stand auch außer Frage.
 

„Ich vermisse es zu singen.“, stahl sich der Gedanke dazu eher unbeabsichtigt über Tatsuros Lippen.
 

„Singen kann man überall. Das ist das Schöne daran. Man braucht kein Instrument.“ Ein freudloses Lächeln zeigte sich bei diesem Hinweis auf Tatsuros Gesicht.
 

„Ich wünschte es wäre so einfach. Zu Hause ist man froh, wenn man mich nicht zu Gesicht bekommt, und hören will man mich genau so wenig. Aber mir sind einfach die Hände gebunden, bis ich mir etwas Eigenes leisten kann. Was also heißt, weiter unter dem Dach meiner Eltern zu hocken und mir ihre ewigen Predigten darüber anzuhören, was für eine Enttäuschung ich doch für sie bin.“, zischte er verdrossen, nur um sich folglich für sein kindisches Gejammer dumm zu fühlen. Es gab durchaus Menschen, die es schwerer hatten als er.
 

„Uhm, sorry. Ich weiß, jammern bringt einen nicht weiter. Es ist nur, dass mir anscheinend nie etwas wirklich gelingen will.“ Er ließ seinen Kopf hängen. „Ich weiß einfach nie so recht, was ich tun soll.“
 

Tatsuro hasste es wenn man ihm ständig durch seine Haare wuschelte, aber er gestand sich ein das, wenn es Sakurai tat, es ihn mit einem angenehmen Gefühl versah.
 

„Ich weiß, dass in diesem Alter vieles nicht einfach erscheint, aber mein Gefühl sagt mir, dass du kein Kerl bist, der so einfach aufgeben wird. Solche Hürden zu meistern formt einen Menschen. Er muss nur selbst entscheiden, ob zum Guten oder zum Schlechten.“
 

Tatsuro ließ sich das Gesagte durch den Kopf gehen, dann nickte er verstehend.
 

Sakurai hatte recht.
 

Es vergingen noch ein paar Minuten, in denen sie sich über Musik unterhielten, schien dieses Thema doch einfach eine solide Brücke zu sein.
 

Schließlich hielt Tatsuro kurz vor dem angestrebten Burgerladen inne, und blickte etwas verschämt zu Sakurai hinüber. Er war sich nicht sicher, ob es nun tatsächlich eine so gute Idee wäre, gemeinsam auf seiner Arbeit aufzutauchen, wo er sich neugierigen Blicken komplett ausgeliefert sehen würde. Und das wollte er Sakurai nicht wirklich antun. Er fühlte sich neben ihm eh schon so unsäglich fehl am Platze. War dieser so oder so das Hinschauen allemal wert.
 

„Ist es ok, dir die Sache zu überlassen?“, erkundigte sich Sakurai kurz darauf, und Tatsuro verstand sofort auf was dieser hinaus wollte.
 

„Klar, kein Problem.“
 

*
 

Sakurai ließ seinen Blick über die Leute um sich herum schweifen, konnte aber niemanden erkennen, der sich zu innig auf ihn konzentrierte.
 

Soweit so gut.
 

Natürlich war es ein Risiko, sich hier so öffentlich zu zeigen, hatten manche Fans beinahe einen siebten Sinn, wenn es um das Enttarnen ihrer Idole in halbseidenen Verkleidungen ging.
 

Es war von Vorteil, dass sie erst Übermorgen das nächste Konzert geben würden und er sich vorerst keine Gedanken darüber machen musste, heute noch mit den Jungs in die nächste Stadt aufbrechen zu müssen.
 

Seine Aufmerksamkeit legte sich auf Iwagami-kun, den er durch das große Fenster erkennen konnte.
 

Imai hatte ihm ohne Vorbehalte ins Gesicht gesagt, dass er nicht ganz dicht wäre. Dass es mit seinem verqueren Helferkomplex in Bezug auf diesen Jungen nur schief gehen konnte. Und er es dabei hätte belassen sollen, ihm einfach nur das Konzert ermöglicht zu haben.
 

Und womöglich hatte Imai auch Recht.
 

Aber trotzdem ließ ihn etwas in Bezug auf diesen einen Streuner nicht los.
 

Es lag nahe, dass er sich irgendwo selbst in ihm wiederfand. Mit all den rebellischen Ambitionen und dem Straucheln auf dem Weg ins Erwachsen werden.
 

Doch konnte er sich damals der Liebe und Unterstützung seiner Mom immer sicher sein, was eine wirklich wichtige Essenz für sein Leben dargestellt hatte.
 

Was hier aber leider nicht der Fall zu sein schien.
 

Und je mehr er über diesen Jungen erfuhr, umso mehr festigte sich der Gedanke, dass er hier etwas Gutes tun könnte. Und sei es nur, ihm so viel Mut zu zusprechen, dass er wenigstens ein richtiges Ziel für sich vor Augen hatte.
 

Er wollte daran glauben, dass dieser das Potenzial dafür besaß.
 

Iwagami-kun war nun mit seiner Bestellung an der Reihe, was die Frau an der Theke dazu übergehen ließ, ihre Hände an sein Gesicht zu legen und seinen Kopf leicht von einer Seite auf die andere zu dirigieren.
 

Sie schien auf ihre Art besorgt über dessen Zustand. Iwagami-kun indes zeigte sich etwas genervt, ließ sie aber machen.
 

Es folgte ein Austausch von Worten, der die Frau schließlich mit dem Kopf schütteln, bevor sie dazu wechselte ihm durch die Haare zu strubbeln.
 

Iwagami-kun zeigte sich noch entrüsteter über diese Geste und wich ihr folglich aus.
 

Eine weitere Person, diesmal ein junger Mann, trat neben die Frau und das gleiche Schauspiel schien sich zu wiederholen.
 

Tatsuro zeigte sich ergeben.
 

Man drückte ihm schließlich seine Tüte in die Hand und als er bezahlen wollte, lächelte man ihm nur zu und lehnte mit ein paar Worten ab.
 

Er schien im ersten Moment überfordert mit dieser Geste. Und es machte Sakurai das Herz etwas schwer zu merken, dass dieser es wohl wirklich nicht gewöhnt war, dass man ihm etwas Gutes tun wollte.
 

Über seine Gedanken bemerkte Sakurai nicht einmal, das Iwagami-kun den Laden wieder verlassen hatte und somit plötzlich wieder neben ihm auftauchte.
 

„Hat etwas länger gedauert. Sorry.“
 

Sakurai schenkte ihm ein Lächeln, als Zeichen, dass es ihm nichts ausgemacht hatte.
 

„Deine Freunde sahen besorgt aus.“, merkte er an, als sie sich auf den Weg machten, ohne einen bestimmten Ort anzusteuern. Er konnte daraufhin verfolgen, dass Iwagami-kuns Wangen rot wurden.
 

Nach allem was dieser heute Abend schon zu Stande gebracht hatte, war dies das erste Mal, dass er sich verlegen zeigte.
 

„Uhm… sie sind etwas nervig, wenn es um so etwas geht. Die zwei haben irgendwann beschlossen mich als ihren kleinen Bruder zu adoptieren.“ Iwagami-kun versuchte zwar ebenso genervt zu klingen, aber das täuschte nicht über den bewegten Ausdruck in seinem Gesicht hinweg.
 

Dieser Junge schien wirklich wie einer der Streuner, die er manchmal aufsammelte und welche zuerst fauchten und kratzten, sich dann aber als ungemein liebebedürftig herausstellten.
 

Und jeder in seiner Band wusste, dass er kein Problem damit hatte Umarmungen zu verteilen. Nur leider waren seine Jungs eher widerspenstig, wenn es darum ging ihn seinen Spleen abseits der Bühne ausleben zu lassen.
 

Wenigstens nahmen es ihm seine Katzen nicht übel und freuten sich meist über seine Zuwendung.
 

Schließlich setzten sie sich auf eine Bank in dem Park, denn sie zuvor schon durchquert hatten.
 

Erst als Tatsuro seinen Burger in den Händen hielt wurde ihm bewusst, wie ausgehungert er eigentlich war, und konnte ihn nicht schnell genug verdrücken.
 

Sakurai schmunzelte amüsiert über dieses Bild.
 

Der letzte Bissen jedoch war dann doch etwas zu groß und Tatsuro würgte angestrengt daran.
 

Somit fiel ihm auch nicht auf, dass sich Sakurai erhoben hatte und er sich demnach etwas verwundert umschaute, als er sich allein auf ihrer Bank wiederfand.
 

„Na sieh einer an. Wen haben wir denn hier?“ Tatsuro drehte sich mit gereizter Vorahnung den Stimmen zu, die nun noch näher rückten.
 

„Was ist los kleiner Homo? Ganz allein im Park um dir die Augen auszuheulen, weil du dein Homo Konzert verpasst hast?“ Ein Schwall dümmlichen Lachens war von den vier Idioten zu hören.
 

„Hab ‘nen guten Preis für dieses Ticket bekommen. Vielleicht sollten wir dich nochmal filzen. Mal sehn, ob du uns wieder so ein nettes Geschenk machen kannst.“
 

Tatsuro sagte nichts dazu.
 

„Hey, ich rede mit dir!“ Grob stieß man ihm gegen die Schulter, als er sich zu unbeteiligt über ihre Häme zeigte.
 

Dann schaute er dem Rädelsführer jedoch kühl ins Gesicht. „Lieber ein Homo, als ein degenerierter Vollidiot der keinen hoch kriegt.“ Tatsuro setzte ein selbstgefälliges Grinsen auf. „Deswegen hat dich deine Mama auch nicht mehr lieb. Weil du es ihr nicht besorgen kannst.“
 

Es war nur ein Augenblick, der Tatsuro übrig blieb, um der heranfliegenden Faust auszuweichen, nur um daraufhin Sakurais Stimme zu vernehmen, der hinter der Gruppe Schläger stand, die Tatsuro umkreist hatten.
 

„Wenn ihr wisst was gut für euch ist, solltet ihr ihn in Ruhe lassen.“, meinte dieser gelassen und zog nun etwas aus seiner Hosentasche.
 

„Wie wäre es, wenn ich unseren Freund und Helfer dazu holen würde?“ Nun erkannte Tatsuro auch, dass es ein Mobiltelefon war, das Sakurai da in seiner Hand hielt, und ohne Umschweife augenscheinlich eine Nummer wählte, um sich das Gerät dann an sein Ohr zu legen.
 

Es war zu beobachten, wie sich die vier Affenköpfe unsichere Blicke zuwarfen. Der erste zog mit einem Murren davon, kurz gefolgt von den anderen beiden. Der Hauptaggressor schenkte Tatsuro noch einen letzten verächtlichen Blick, bevor dieser mit einem arroganten Zischen schließlich ebenso abzog.
 

Tatsuro legte seinen Kopf in den Nacken und atmete hörbar durch.
 

„Du scheinst wirklich die interessantesten Leute zu kennen.“, hörte er Sakurai feststellen, der sich nun wieder neben ihn setzte und ihm eine Flasche mit grünem Tee in den Schoß legte.
 

„Ich bin wie ein Magnet für solche Spinner.“, raunte Tatsuro müde.
 

„Dann waren die der Grund für dein farbintensives Make up?“
 

Tatsuro schaute weiter in das Dunkel der Baumkronen, die er über sich ausmachen konnte und zuckte nur abtuend mit den Schultern.
 

Sakurai lehnte sich nun ebenfalls etwas zurück und sie schwiegen für einen Moment.
 

„Vielleicht kann ich dir bei ein paar Dingen etwas behilflich sein“, bot Sakurai ziemlich überraschend an, und unterstrich dies mit einem aufrichtigen Blick, um klar zu stellen, dass er es durchaus ehrlich meinte.
 

Tatsuro stellte sich indes die Frage, ob ihn diese Kerle nicht doch erwischt hatten und er sich Sakurais Angebot schlicht und einfach nur im Delirium zusammenspann.
 

Alles andere erschien ihm einfach zu surreal.



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