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Starlight

von

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Kapitel 2 - Heimkehr (überarbeitet)

Kapitel 2 - Heimkehr

 

 

Es dauerte einen Moment bis sich die gigantische Staubwolke gelegt hatte, nachdem der Körper der Kreatur auf dem Boden aufgeschlagen war. Xenos zog schwer atmend die Lichtklinge aus der Kreatur, die leblos unter ihm zusammengebrochen war.

Wie alle dieser Geschöpfe löste sich ihr verstorbener Körper langsam in einen mysteriösen schwarzen Nebel auf, welcher sich nach und nach verflüchtigte.

Keine Spur blieben von dem Geschöpf zurück und erinnerten daran, das sie je existiert hatte. Der Gott lies seine Waffe ebenso wie seine Kampfmaske wieder verschwinden, um besser zu Atem zu kommen. Er stützte seine Arme auf seine Oberschenkel und langsam normalisierte sich auch seine Atmung wieder.

Dieses mal war es knapp gewesen – Die Reißzähne des Dunklen hatten ihn nur knapp verfehlt, aber er hatte gesiegt. Der Sieg war jedoch knapp gewesen, für seinen Geschmack zu knapp. Ein winziger Fehler und er könnte nur noch das Innere dieser Kreaturen erforschen.

Xenos konnte nichts gegen die immer wieder aufkommenden Zweifel in ihm tun.

'Wie… wie viele muss ich noch abschlachten, bis es aufhört? Bis ich meiner Aufgabe auch nur ein Stück näher komme?' Er hatte bereits so viele Male dem Tod ins Auge gesehen, das er aufgehört hatte zu zählen, und trotz allem fühlte sich das Alles so sinnlos an. Er drehte sich auf der Stelle und kam dem Ziel seiner Mission keinen Schritt näher.

 

Erschöpft blickte er in den nun klar sichtbaren Sternenhimmel und beobachtete die letzten Flocken des schwarzen Nebels, bis sie nicht mehr zu sehen waren.

Ein intensiver Kopfschmerz lies ihn auf einmal zusammenfahren.

Der Schmerz war wie Krallen, die sich in das Innere seines Kopf bohrten. Blutige Tränen tropften aus seinen Augen und er glaubte das sein ganzer Körper unter dem Schmerz zerbrechen würde. Von dem plötzlichen Schmerz wie gelähmt kam nur ein krächzender Schmerzensschrei aus seiner Kehle als er auf dem Boden zusammenbrach.

'W...Was … passiert ...hier? .. Hil….fe…'

Mit einem Mal hörte er sie. Eine Stimme die er nicht kannte, aber ihm so unglaublich vertraut wirkte. Es war vielmehr ein Flüstern, wie die Gedanken eines Anderen.

'X...no… wo ...i..t du…'

Doch Xenos konnte die Stimme nicht klar verstehen.

'I..h brau...e d..ch! ..tte! K...mm zurü...k! S..nst ...“

 

Und dann war es fort. Xenos kämpfte sich zurück auf seine Knie, seine Arme zitterten noch immer und kalter Schweiß bedeckte seinen ganzen Körper. Wie in Trance wischte er sich das Blut aus seinem Gesicht.

„...Was zum Teufel war das?...“

Es erinnerte ihn an die Gebete der Sterblichen – wenn diese stark genug glaubten drangen ihre Wünsche und Hoffnungen bis zu den Göttern vor – doch es war Ewigkeiten her, das er zuletzt ein solches Gebet hören konnte. Xenos hasste es – es waren Stimmen und fremde Gedanken, die sich in den Köpfen der Götter festsetzten und es war auch nicht ungefährlich.

Die Schöpfer hatten sie zwar erschaffen das die Gebete ihrer Schützlinge sie erreichen würden, doch bösartige Gedanken und fanatische, unreine Gebete konnten ihren Geist ebenso verletzen und zerstören wie eine Seuche.

Doch diese Stimme hatte nach ihm gerufen, nach ihm persönlich. Er hatte sich seit Jahrhunderten von den Sterblichen ferngehalten, daher war es ihm schleierhaft wie ihn ein Gebet erreichen konnte. Es hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen und sein Körper hatte nach all der Zeit Schwierigkeiten gehabt es zu erhören – sein Geist hatte es unterbewusst versucht abzublocken, zumindest konnte Xenos sich nur so seinen beinahe erlebten Zusammenbruch erklären. Ironischerweise dachte er daran was geschehen wäre, wenn es ihn nur einige Minuten zuvor erreicht hätte – das wäre das Letzte gewesen, das er jemals gehört hätte.

 

Seine zittrigen Hände an seine Stirn gepresst, versuchte er seine Gedanken zu ordnen und noch immer zu ergründen, was gerade geschehen war.

„Wer… hat mich… gerufen?“

Langsam kämpfte er sich zurück auf die Beine, klopfte sich grob den Staub von seinem Körper. Das Zittern wich langsam aus seinen Schenkeln und bald war sein Stand wieder fest wie zuvor.

Mit einem Mal überkam ihn der Drang zurückzukehren. Es war vielmehr ein Zwang der seinen Körper dazu drängte nach Hause zurück zu kehren.

Denn er war sich sicher – jemand hatte ihn gerufen. Hatte so verzweifelt nach ihm gerufen, dass es ihn erreicht hatte – wenn auch auf eine eher unangenehme Art.

'Das nächste mal sollen sie mir lieber eine Ansichtskarte oder einen Brief schicken, das ich zurückkehren soll...'

Xenos strich gedankenverloren über eine seiner langen Haarsträhnen.

Die Stimme die er zuvor gehört hatte kam ihm so vertraut vor und doch konnte er sie nicht zuordnen.

Je mehr er an seine Heimat dachte umso stärker breitete sich ein unangenehmes Gefühl in ihm aus, das Gefühl das etwas im Argen lag.

 

Er musste dem nachgehen, denn als er nachdachte wurde ihm bewusst dass er schon eine Ewigkeit weder Nachrichten erhalten noch einen Boten getroffen hatte.

„Wenn da irgendeine Scheiße vor sich geht, muss ich mit ein paar Göttern ein ernstes Wort reden.“ stellte er angespannt fest.

Doch sein Entschluss stand fest – auch wenn seine Mission noch nicht erfüllt war, würde er heimkehren. Zwar würde es sicher eine unangenehme Konfrontation mit Arc nach sich ziehen, doch er würde es darauf ankommen lassen.

Es war nicht mehr als eine Handbewegung mit der sich ein großer, flackernder Riss in der Luft vor ihm auftat. Die Götter nannten diese zwar Tore, doch es waren vielmehr Risse und Verbindungen in den Dimensionen, die ihnen erlaubten große Strecken zwischen den unzähligen Welten im Bruchteil einer Sekunde zurückzulegen.

Doch er war so weit entfernt, das er auch mit Hilfe der Tore einige Zeit brauchen würde, bis er die Weiße Stadt erreichen würde.

 

„Na dann… ab nach Hause...“ es war kaum mehr als ein Flüstern. Denn mit einem Mal breitete sich Angst in der Brust des Gottes der Sterne aus.

Er hatte Angst was ihn dort erwarten würde. Er hatte Angst Arc gegenüber zu stehen und berichten zu müssen, das er rein gar nichts erreicht hatte. Er hatte Angst Ares wieder zu sehen, den er all die Jahre allein gelassen hatte.

Doch Xenos schüttelte seinen Kopf als wollte er diese Gedanken abwerfen und stürmte durch das nun hell leuchtende Tor – und kaum das sie letzte Strähne seines langen Haares hinter ihm hindurchgezogen wurde schloss sich der Spalt, als hätte er nie existiert.

 

Er hastete durch unzählige Tore, durchquerte mit ihnen unzählige Welten – es kümmerte ihn auch nicht das er einige Male von Sterblichen entdeckt wurde, denn zu stark war der Drang in seiner Brust so schnell wie es ihm möglich war zurück zu kehren.

Xenos hinterließ nicht wenige völlig verwunderte Sterbliche in ihren Welten. Ein flackerndes Tor öffnete sich und ein menschenähnliches Wesen, geschmückt mit leuchtenden Zeichnungen und Kristallen sprang heraus, sprintete in seinen hohen Absatzstiefeln wie auf der Flucht los, nur um kurz darauf erneut in einem anderen Dimensionstor zu verschwinden. Xenos hatte nicht die Zeit, sich mit den völlig verstörten Bewohnern der Welten zu befassen. Vielleicht würde er sich irgendwann bei ihnen entschuldigen, ein solches Chaos verursacht zu haben.

 

Nach zahllosen Dimensionssprüngen erreichte er den steinernen Pfad, der in die Stadt der Götter führte. Ihre eigene Welt ähnelte einer schwebenden Insel – umgeben nur von dem endlos wirkenden Universum und dessen Sternen, thronte die Weiße Stadt über allem.

Für einen kurzen Moment hielt Xenos den Atem an – er war so lange fort gewesen und trotz allem war noch alles unverändert von seiner Erinnerung.

Die Türme aus dem glatten, weißen Stein erstreckten sich hoch in die Lüfte und im Herzen der Insel wachte der Weiße Palast über die gesamte Stadt.

Seine Beine zitterten als er den ersten Schritt tat, doch dann konnte er den Drang nicht mehr unterbinden loszurennen. Alle Zweifel waren mit einem Mal wie fortgeblasen und er konnte es nicht erwarten den kleinen Ares wieder zu sehen.

 

Doch je näher er kam, umso mehr wurde die Vorfreude verdrängt. Nach den Jahrhunderten in denen er auf Reise war stand er wieder vor den Mauern der Weißen Stadt und das erste das er bemerkte war die herrschende Totenstille. Jede Faser seines Körper schrie in ihm 'Gefahr!' als er den Torbogen der Stadtmauern erreichte.

„...V...Verdammt!“ zischte er angespannt in sich hinein.

Über der ganzen Stadt hing eine bösartige, dunkle Atmosphäre wie ein Schatten.

Es war ihm so fremd das seine Sinne sich bis aufs Äußerste anspannten und seine Nackenhaare sich aufstellten. Gänsehaut jagte über seinen Körper und ein kalter Schauer lies ihn bis ins Mark zittern. Er schluckte schwer und setzte den ersten Fuß in die Weiße Stadt.

Zaghaft schritt er durch die Tore und sein ungutes Gefühl wurde noch stärker - denn die Tore waren unbewacht. Die mächtigen Torflügel waren aus ihren Angeln gerissen und lagen zerborsten über dem ganzen Vorplatz verteilt. Weit und breit konnte er keine Gottheit sehen. Alles was er sah waren Spuren einer erbitterten Schlacht. Zerstörte Mauern, Gebäude und Wege… zahlreiche Blutspuren die nichts Gutes verheißen konnten.

„W...was ist hier geschehen?!“ Ungläubig blickte er auf die Zerstörung vor ihm.

„Bin… ich zu spät?“

 

Ein leises Knacken lies ihn aufschrecken – als er herumwirbelte sah er nur noch erschrocken in die rotglühenden Augen einer riesige, hundeähnlichen dunklen Kreatur die ihn mit gefletschten Zähnen ansprang. Ihr weit aufgerissenes Maul entblößte ihre scharfen Zähne und Xenos glaubte schon spüren zu können, wie sich diese in sein Fleisch bohrten.

Er riss seine Arme nach oben um sein Gesicht zu schützen, doch der erwartete Angriff blieb aus – stattdessen hörte er ein ohrenbetäubendes Krachen mit dem das Biest vor ihm zu Boden geschmettert wurde. Vor Schreck wie gelähmt drang das Geräusch der zerberstenden Knochen nur noch lauter in sein Ohr vor, während er nur ungläubig beobachten konnte was vor ihm geschah.

 

Xenos war mehr als verwundert – das Monster war tot, zerschmettert von einem einzigen Hieb. Ein paar Zentimeter von seinem Körper entfernt zuckte die Kreatur noch nach, der Boden um sie herum war ebenfalls von der Wucht des Hiebes aufgebrochen und lag in Splittern.

Doch Xenos Aufmerksamkeit lag ganz allein auf der Waffe, die dies verursacht hatte.

Es war die große, stählerne Kugel eines flammenden Morgensternes. Als wollten die mit langen Stacheln bewehrten Stahlbänder die Flammen selbst gefangenhalten umschlossen sie den hell lodernden Flammenkern. Xenos Blick folgte der langen Stahlkette um den Träger der ungewöhnlichen Waffe ausfindig machen zu können.

 

„...Xenos?“

Die Stimme eines jungen Mannes lies den Angesprochenen aufschrecken.

Eine hünenhafte Gestalt trat aus den Schatten zwischen den Gebäuden hervor.

Jetzt konnte Xenos Denjenigen erkennen, der ihn gerade gerettet hatte.

Es war ein muskulöser, groß gewachsener junger Mann – er war mindestens eineinhalb Köpfe größer als er und seine Haut war gebräunt. Das aschblonde Haar war bis auf die Strähnen im Nacken kurz und wild verstrubbelt, durch die minimalistische Rüstung drängten sich wie aus der Stirn prachtvolle Hörner an die Oberfläche. Göttermale leuchteten in einem feurigen Rot, ebenso wie die Kristalle, die aus der drachenhaften Pranke wuchsen.

Eine Gesichtsmaske aus Stahl lies nur den Blick auf die bernsteinfarbenen Augen zu, in denen Xenos glaubte sich zu verlieren.

Der Krieger lies die Kette seines Morgensterns klirrend fallen und stand nun unmittelbar vor Xenos. Seine menschliche Hand berührte zaghaft die Wange des Sternengottes, als glaubte er eine Halluzination zu sehen. Xenos wurde bewusst wer vor ihm stand.

'Kann… kann das sein? War ich... wirklich so lange fort gewesen?'

 

„Ich… bin zurück… Ares...“ Tränen stiegen ihm in die Augen als er diese Worte flüsterte, denn zu mehr war seine Stimme nicht fähig.

Als eine einzelne Träne über Xenos' Wange rollte wischte die starke Hand diese sanft fort und Xenos blickte mit noch immer wässrigen Augen in das Gesicht der blonden Gottheit.

Ares nahm seine Maske ab und Xenos konnte endlich sein ganzes Gesicht sehen. Auf dem Gesicht des Anderen lag ein Lächeln, das einem die Knie ganz weich werden lies.

Ares legte seine starken Arme um den kleineren Gott und drückte ihn fest an sich, als glaubte er dass Xenos wieder verschwinden würde wenn er ihn nicht festhalten würde.

„Ich habe gebetet dass du zurückkehrst. Jeden Tag... und nun bist du endlich wieder da. Wie du es versprochen hattest. Den Schöpfern sei Dank...“

 

Xenos war zwar auch mehr als berührt Ares nach all den Jahren wieder zu sehen – doch er war noch zu schockiert, zu was für einem eindrucksvollen Mann er herangewachsen war.

Xenos wusste gar nicht wohin mit seinen Händen, denn egal wo er Ares berührte spürten seine Finger nur die trainierten Muskeln die unter seiner Berührung leicht zuckten.

Zudem zeigte Ares' Kleidung fast schon mehr, als dass sie verdeckte.

Er versuchte krampfhaft sich daran zu erinnern dass dies immer noch der kleine Halbgott war der ihm so ans Herz gewachsen war! Der kleine Junge, dem er geschworen hatte, dass er immer für ihn da sein würde! Doch nun da er vor ihm stand – wallten ganz andere Gefühle in ihm auf.

Seine Gedanken wirbelten wild durcheinander und er musste sich eines eingestehen.

'Verdammt… warum… ist er einfach so… heiß?' Dabei bezog er sich keineswegs auf das feurige Element des starken Halbgottes vor ihm.

Xenos konnte spüren wie die Röte in seine Wangen stieg,als er sich endlich aus Ares Umarmung befreien konnte, um nicht länger in seinen starken Armen zu liegen wie einer Jungfrau in Nöten. Der andere Gott schien jedoch, als hätte er ihn noch gerne länger gehalten, was Xenos nicht dabei weiterhalf seine Gefühle wieder zu ordnen.

 

Doch Ares lächelte ihn einfach nur selig an. Das war es das Xenos all die Zeit so sehr vermisst hatte. Das unschuldige, warme Lächeln dieses Halbgottes, der einen ganz besonderen Platz in seinem Herzen hatte.

Die Stille die zwischen ihnen lag, war Xenos mehr als unangenehm – zudem er sich immer wieder ins Gedächtnis rufen musste das der junge Gott vor ihm Ares war und nicht irgendein anderer, dahergelaufener Kerl. Alle Gedanken in dem Gott der Sterne die über Freundschaft hinausgingen, wirkten auf ihn so unglaublich falsch – er durfte nicht zulassen das sich diese neuen Gefühle noch weiter vertieften.

„Ares… sag mir… wie lange war ich überhaupt fort?“ fragte Xenos zaghaft um die Stille zu durchbrechen. „Du… bist.. groß geworden.“

 

Ares lachte leise und blickte Xenos nur mit seinen sanften Augen an.

„Und du bist immer noch so schön wie damals...“ Xenos starrte ihn nur entsetzt an, doch bevor er etwas auf dieses Kompliment entgegnen konnte, sprach der große Blondschopf vor ihm bereits weiter.

„Es sind genau 413 Jahre, 5 Monate und 18 Tage seit du aufgebrochen bist.“

Der blauhaarige Gott sah Ares irritiert an „… Hast du sonst nichts zu tun gehabt als jede Stunde zu zählen?“

Ares kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Nun ja… bis auf meine Kampfausbildung nicht wirklich...“ lachte er leicht verlegen, doch dann nahm sein Gesicht einen düsteren Ausdruck an.

„Aber… ich bin froh dass du hier bist. Ich... weis nicht mehr, was ich tun soll… die Stadt… wurde von den Dunklen überrannt. Und ich kann keinen der höheren Götter finden!“ In Ares zuvor so glücklichem und freundlichen Gesicht spiegelte sich nun Ratlosigkeit und tiefe Besorgnis.

„Vater wurde kurz nachdem die Angriffe begonnen hatten ins Heiligtum beordert. Nachdem er nicht zurückkehrte folgte Mutter ihm, um nach dem Rechten zu sehen.

Seit diesem Zeitpunkt habe ich nichts mehr von Beiden gehört.“ Xenos konnte erkennen wie sehr Ares sich um seine Eltern sorgte – Der Gott der Sterne konnte nur ahnen wie schwer es sein musste, in solcher Angst um jemanden zu leben der einem so viel bedeutete da er nie echte Eltern gehabt hatte.

 

„Das.. hört sich überhaupt nicht gut an…“ stellte der blauhaarige Gott nüchtern fest. „Aber du kannst mir doch nicht weismachen dass du hier die ganze Zeit alleine gekämpft hast!“

Ares schüttelte seinen Wuschelkopf „Nein, als vor drei Tagen die Angriffe begannen wurde meine Einheit hergeschickt um die Stadtgrenzen zu verteidigen. Doch die Feinde… waren in der Überzahl. Wir haben erbittert gekämpft doch es nahm einfach kein Ende.“

Ares biss sich angespannt auf seine Lippen doch er sprach weiter „Ich wurde von einem magischen Angriff getroffen und fortgeschleudert – das Gebäude gegen das ich prallte stürzte über mir halb zusammen und ich verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam und ich glücklicherweise befreien konnte… war…“ der blonde Gott schluckte schwer „...da war niemand mehr da… ich war der Einzige der übrig war...“

 

Xenos sah die Verzweiflung in den Augen des jüngeren Gottes. Er hatte seine Kameraden verloren und die ganze Zeit alleine weitergekämpft. Er wusste nicht was mit seiner Familie war, ob seine Eltern überhaupt noch lebten. Xenos konnte nur erahnen wie groß die Last war, die auf den Schultern des jungen Halbgottes lag. Er konnte es nicht ertragen Ares noch länger so zu sehen – doch er würde ihn nicht wieder allein lassen. Er würde versuchen ihm einen Teil dieser Last abzunehmen.

 

Ares zuckte leicht erschrocken zusammen, als Xenos plötzlich entschlossen seine Hand packte, scheinbar hatte er nicht damit gerechnet. Doch der Sternengott fühlte sich als ständen sie wieder in den Gärten des Weißen Palastes, in der Nacht als sie sich das erste Mal getroffen hatten.

„Ich bin für dich da Ares – und so lange du es willst werde ich deine Seite nie wieder verlassen. Du bist nicht länger allein.“ sprach Xenos mit seiner ruhigen, tiefen Stimme auf den Jüngeren ein.

Ares Augen glänzten wässrig, doch der große Krieger versuchte es einfach weg zu blinzeln und zwang sich zu einem Lächeln.

„Wir gehen in den Palast – und wir holen uns ein paar Antworten!“

Xenos tiefe, entschlossene Stimme hallte in den verlassenen Straßen gespenstisch nach, doch Ares schniefte kurz und nickte schließlich zustimmend.

„Ja, lass uns gehen. Ich… ich will auch wissen was hier vor sich geht! Und ich muss Mutter und Vater finden!“

Damit war ihr Ziel also beschlossen und Ares schien bereits neue Zuversicht zu schöpfen, doch Xenos betrachtete das Ganze kritischer – er konnte nicht einschätzen was sie im Weißen Palast erwarten würde.

 

Sie eilten die Straßen und Gassen entlang ohne zurückzublicken – Xenos lief voraus während Ares noch immer seine Hand hielt und dem kleineren Gott auf Schritt und Tritt folgte. Dem blauhaarigen Gott schien es so, als wollte der jüngere Halbgott seine Hand gar nicht mehr loslassen. Es war zwar ein sehr niedliches Verhalten, doch es gab mit Sicherheit ein witziges Bild, wie er Ares Hand in Hand hinter sich durch die Gegend zog – wobei außer einigen vereinzelten dunklen Kreaturen niemand da war, der es sehen konnte.

 

Einzig für die Kämpfe gegen die Dunklen löste sich Ares von Xenos und preschte mit seinem flammenden Morgenstern nach vorn und stürzte sich auf seine Feinde. Xenos magische Angriffe setzten ihren Widersachern nach und sie schafften es immer wieder die Kreaturen niederzustrecken. Xenos musste amüsiert zugeben, das er und Ares ein gutes Team waren – sie brauchten keine Worte um zu verstehen was der Andere plante oder dachte. Sie ergänzten sich im Kampf so perfekt, das es fast schon unheimlich war.

Sobald die Kämpfe jedoch vorüber waren eilte Ares wieder an seine Seite und seine Hand suchte die von Xenos, die im Gegensatz zu früher nun viel kleiner war als die des Halbgottes.

Xenos spürte wie seine Wangen jedes Mal rot wurden, als Ares wie selbstverständlich seine Hand ergriff, doch dieser Körperkontakt war keineswegs unangenehm.

In den Handlungen des Halbgottes lagen keinerlei Hintergedanken, nur absolutes Vertrauen.

Doch er vertraute Ares ebenso. Die Zuneigung die der junge Blonde ihm schenkte gab ihm Kraft und er spürte wie die Funken der Hoffnung in ihm aufflammten. Die Hoffnung das es noch nicht zu spät war um diejenigen zu retten, die ihnen am Herzen lagen.

 

Xenos wurde schmerzhaft bewusst das Hoffnung das Einzige war das sie nicht verlieren durften, als sie den zerstörten Vorhof des Weißen Palastes erreichten. Die prunkvollen Säulen welche die Seiten des gepflasterten Weges zierten lagen nun zertrümmert über die Fläche verteilt, der Weg übersät mit Kratern und Gesteinsbrocken welche aus den Außenmauern des Gebäudes gebrochen waren. Auch wenn Xenos all die Zeit geglaubt hatte das er sich mit seiner Heimat nie wirklich verbunden gefühlt hatte, erschütterte ihn der Anblick all dieser sinnlosen Zerstörung zutiefst. Immer wieder ertappte er sich bei dem Gedanken das er bereits zu spät sein könnte – doch dann spürte er die Wärme der Hand des anderen Gottes und verdrängte diesen negativen Gedanken. Xenos blickte nach vorn und schritt mit Ares in die Eingangshalle des Palastes ein.

 

Die vorsichtigen Schritte der beiden Götter verhallten in der Leere die sie vorfanden. Auch innerhalb des Gebäudes setzte sich die Spur der Zerstörung fort, doch zu Xenos Enttäuschung war auch hier keine Spur einer weiteren Gottheit zu sehen.

Ares materialisierte mit einem Mal seinen Morgenstern und starrte angespannt in den Korridor, der links von ihnen in einen weiteren Raum führte.

Auf Xenos verwundertes Gesicht flüsterte der Blonde nur „Psst… es kommt.“

Der Gott der Sterne beschwor gerade seine Sphäre als er ebenfalls das Geräusch wahrnahm, das Ares schon lange zuvor gehört hatte. Ein Klacken, das ihm seltsam bekannt vorkam. Xenos verwandelte seine fliegende Energiekugel in seine Lichtklinge – er erkannte das Geräusch als das Klacken von Tierkrallen auf dem harten Marmorboden.

Die Dunklen waren innerhalb des Weißen Palastes.

 

Die dunkle Kreatur schien sich der Anwesenheit der beiden Götter noch nicht bewusst zu sein, denn sie schien gelassen immer näher zu trotten. Ares und Xenos nutzten die Chance und positionierten sich neben den Türrahmen um das Biest zu überraschen.

Xenos war jedoch überrascht das die sonst hell lodernde Waffe Ares' mit einem Mal ganz schwach brannte, ganz so als wollte sie nicht die Aufmerksamkeit des unachtsamen Feindes auf sich ziehen. Es wirkte fast schon so, als hätte der stachelbewehrte Morgenstern seinen eigenen Willen.

Ares deutete Xenos still zu sein als die Kreatur schon in den Raum trat. Größer als erwartet war ihre Schulterhöhe auf der Höhe von Xenos Kopf und die Krallen, die immer wieder über den Boden kratzen so lang wie eine Handfläche. Der Dunkle schien die Beiden tatsächlich noch nicht bemerkt zu haben denn er setzte seinen Weg unbeirrt fort.

Fast zeitgleich mit Ares Kampfschrei flammte sein Morgenstern hell auf und die Kreatur wusste gar nicht was ihr geschah, als sich die langen Stahldornen schon in ihre Seite schlugen und die unglaubliche Hitze ihr Fleisch verbrannte.

Der Kampf war so plötzlich vorbei wie er begonnen hatte. Xenos erschrak kurz als Ares auf die tote Bestie zuging, die verwobene Stahlkugel mit beiden Händen packte und ruckartig aus dem Kadaver zog. Die wild lodernden Flammen schlangen sich um seine Hände doch Ares schien die Hitze gar nicht zu spüren. Ares lächelte sanft als er die riesige Kugel in seinen Händen hielt und schien mit den Gedanken abzuschweifen während er in die stetigen Flammen sah.

 

„Das ist eine beeindruckende Waffe Ares.“ Xenos Kommentar schien den jüngeren Blondschopf aus seinen Gedanken gerissen zu haben, denn er wand sich dem Älteren zu

„Oh, du meinst Rha'Ki? Er ist auch etwas ganz Besonderes.“

Xenos war noch immer überrascht das Ares sich an der glühenden Waffe nicht verbrannte, doch es schien als wollte die innewohnende Macht den jungen Gott nicht verletzten.

Sein Blick wechselte erneut zu Ares „Rha'Ki? Die Waffe hat einen Namen?“ hakte Xenos neugierig nach.

Ares lächelte sanft, als er mit seiner Drachenpranke behutsam über die den Morgenstern strich, drauf achtend die Stahlstacheln nicht zu berühren.

 

„Nein, das ist der Name meines Vaters.“ auf Xenos Verwunderung sprach er weiter „Der Name meines leiblichen Vaters. Seine Seele, die mich beschützt. Du erinnerst dich vielleicht noch an meinen Ball als ich klein war? Das war damals seine Gestalt. Das Herz des Fegefeuer-Drakaan, der noch immer über mich wacht… Mutter hat ihn mir geschmiedet, damit seine Macht mir helfen kann.“

Xenos erinnerte sich gehört zu haben das vor einigen Jahrhunderten ein Sterblicher in die Weiße Stadt gebracht wurde um gerichtet zu werden. Er hatte damals nicht beigewohnt, da es ihn nichts angegangen hatte, doch es musste kurz nach Ares' Geburt gewesen sein.

Arc hatte im Sinne der Schöpfer über das sterbliche Drachenwesen Gericht gehalten, da er Ares Mutter 'befleckt' hatte.

Er wusste nicht was genau bei diesem Gericht geschehen war, doch ihm war damals zu Ohren gekommen das die Stärke der Seele des Drachenkriegers anerkannt wurde. Sein Körper wurde zwar zum Ursprung zurückgesandt, doch seine Seele erhielt scheinbar die Aufgabe über seinen Sohn zu wachen.

 

Das erklärte warum das Feuer Ares nicht schadete – dafür Alles was ihm Böses wollte zu Asche verbrannte. Ares richtete seinen Blick auf und lächelte Xenos an.

„Du hattest damals an dem Abend der Feier Recht Xenos… er ist etwas ganz Besonderes. Mein leiblicher Vater gibt mir die Kraft die zu beschützen die ich liebe. Meine Mutter, meinen Vater...“

Ares unterbrach seinen Satz als suchte er die richtigen Worte und als er endlich weitersprach schlich sich eine leichte Röte auf seine Wangen „...und auch dich Xenos… ich... liebe dich so sehr.“

 

Xenos glaubte dass sämtliches Blut in seinem Körper erneut in seinen Kopf gestiegen war. Ares konnte doch nicht einfach so sagen dass er ihn liebte. Als Kind war es etwas anderes, doch nun da er Erwachsen war gab es dann doch mehrere Arten der Liebe. Und Xenos war sich sicher das Ares eine andere Art meinte als die, deren Erblühen Xenos in seinem Herzen versuchte zu unterbinden.

Es war schon schlimm genug das der Gott der Sterne sich mit seinen fast 1.300 Jahren eingestehen musste, das er mehr als Freundschaft für diesen jungen Halbgott empfand. Wenn Ares nun auch noch weiter so unbedachte Worte aussprach, würde der Blauhaarige seine so lange verdrängten Gefühle nicht mehr unter Kontrolle bringen können.

'Wenn er solche Dinge sagt… wie soll mein Herz da nicht wieder etwas empfinden? Aber… wenn er doch etwas Anderes meint... ich weis nicht ob mein Herz noch eine weitere Enttäuschung verkraftet…'

Xenos schluckte schwer, als er über seine eigenen Gefühle nachdachte. Sein Herz war schon einmal gebrochen worden und er hatte es nie richtig verarbeiten können.

Würde Ares nun auch nur mit ihm spielen wusste er nicht, ob er noch die Kraft hätte weiterzuleben.

 

Er drehte sich in die Richtung aus der die Bestie gekommen war – der Weg führte weiter ins Innere des Palastes. „K...Komm, lass uns weiter nach innen gehen...“ stammelte Xenos noch immer mit hochrotem Kopf und schritt los, während Ares ihm hinterhereilte und wie zuvor erneut nach seiner Hand griff.

Die weiteren Räume und Gänge durchquerten sie ohne Zwischenfälle und die Anspannung fiel langsam von Ihnen ab bis sie erneut durch einen großen Türbogen schritten.

Vor ihnen lag ein langer Gang welcher kunstvoll von verzierten Säulen umrahmt wurde. Er wirkte edel und beeindruckend und doch lag eine bedrückende Atmosphäre in der Luft, die Ares verunsichert wirken lies. Dies war eine der vielen unsichtbaren Barrieren die das Innere des Weißen Palastes vor unbefugten Zutritt schützen sollten. Es war wie eine unsichtbare Wand die ein einfacher Halbgott aufgrund seines niederen Ranges nicht überwinden konnte.

 

Xenos starrte ins Leere als Ares das Wort ergriff „Bis hierher kam ich bereits... aber die Bereiche die weiter innen liegen, sind mir verwehrt.“

'Da war ja was. 'Niedere' Götter können die inneren Bereiche des Palastes nicht betreten.“

rief Xenos sich ins Gedächtnis. 'Außer…'

Der Blauhaarige verfestigte seinen Griff und zog Ares mit sich welcher nur irritiert hinterher stolperte. Zielstrebig schritten die Beiden auf die unsichtbare Barriere zu, die Ares bisher den Pfad versperrt hatte. „Lass meine Hand nicht los, ja?“ Xenos Stimme war bestimmend, wobei er inzwischen glaubte das Ares es sowieso nicht freiwillig tun würde.

„Okay…?“ Ares Stimme klang verunsichert doch sein Körper schien sich gegen jeden weiteren Schritt zu wehren. Doch Xenos durchschritt die Barriere und zog Ares mit einem Ruck hinterher.

 

Erstaunt blickte sich der Halbgott um, da er nun einfach hatte hindurch schreiten können. Zwar verspürte er ein unangenehmes Kribbeln auf seiner Haut doch es wurde ebenso schwächer die die bedrückende Atmosphäre.

Xenos lächelte ihn zufrieden an „Ich habe dir die 'Erlaubnis' erteilt mit mir in die inneren Bereiche einzutreten. Wir können nun fast bis ins Heiligtum.“

Ares nickte eifrig und schien wieder voller Motivation zu sein „Dann lass uns gehen!“

Sie folgten dem Gang weiter ins Innere als sie Geräusche wahrnahmen.

Xenos spitzte seine Ohren und Ares lauschte bereits angestrengt.

 

'Das… klingt nach einem Kampf… aber wer-' Xenos konnte seinen Gedanken nicht zu Ende führen, als ein der laute Schrei einer Frau seine Gedanken durchriss. Xenos konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Ares in die Richtung in die Richtung des Schreies losrannte und „MUTTER!!!“ brüllte.

Xenos zischte nur ein „Verdammt!!!“ als auch er losrannte und Ares hinterhereilte.

Er betete zu den Schöpfern das sie noch nicht zu spät waren.

 



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