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Sorrow

von

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Rotes Gift

* hier kurz zur Erklärung: ein Gagaku-Orchester besteht aus Ryûteki (Querflöte), Hichiriki (Oboe), Shô (Mundorgel), Biwa (viersaitigen, bogenförmigen Lauten), Koto (Wölbbrettzither), einem Shôko (kleinem Gong) und einer Taiko (Fasstrommel). Hat also nichts mit einem modernen Orchester zu tun ^.^
 


 

~°~
 

"Diese verdammten Stöße und Tritte tun immer noch weh", jammerte Kagome und rieb sich bedauernd ihre Seite.

Letztendlich haben sie es doch noch geschafft, sich durch den Eingang zu quetschen und nun standen das Mädchen und ihr Begleiter mitten auf dem Dorfplatz und hielten nach Kaede Ausschau.

Kouji bedachte Kagome flüchtig mit einem mitleidigen Blick, bevor er sich wieder die Hand vor den Augen hielt und versuchte, etwas zu erkennen. "Verdammte Sonne", brummte er. "So kann ich sie ja nie finden"

"Warum gehen wir nicht einfach?", fragte Kagome und ließ endlich von ihrer Prellung ab. "Du passt doch auf mich auf, oder?"

"Ja, das schon, aber.."

"Aber?", hakte sie nach, als der junge Mann nicht fortfahren wollte.

"Bleiben wir einfach hier stehen", meinte er, ohne auf ihre Frage einzugehen, "dieser Platz ist gut überschaubar, da wird sie uns schon finden"

Mit diesen Worten verschränkte er die Arme und rührte sich für die nächsten Minuten nicht mehr.

Kagome derweil stand etwas verloren auf der Stelle und schaute sich um. Überall sah sie kostümierte Menschen, Stände waren aufgebaut und von irgendwoher drang die Musik eines Gagaku-Orchesters* an ihre Ohren. Der Anger, auf dem sie standen, war nichts weiter als ein kreisrunder Platz, wahrscheinlich als Versammlungsort gedacht oder als späterer Tanzboden. Da die Stände aber allerdings erst am Rande dieses Platzes aufgebaut waren und auch sonst sich das Fest mehr auf den hinteren Teil des Dorfes verlagerte, kam es, dass Kouji und Kagome fast die einzigen waren, die sich auf dem Platz aufhielten. Nur ab und zu rannten ein paar Kinder vorbei, gefolgt von ihren besorgten Müttern.

"Wenn Kaede nicht bald kommt", dachte Kagome, "werd ich mich allein hier umschauen"

Sie jedenfalls hatte nicht vor, sich den ganzen Tag die Beine in den Bauch zu stehen.
 

~~~
 

Ebenso Inuyasha und Miroku; der sich letztendlich erbarmt und Kirara auf den Arm genommen hatte; waren letzten Endes in das Dorf gelangt, auch wenn sie öfters einstecken, anstatt austeilen mussten.

"So, wir sind da", kommentierte der Halbdämon unnützerweise, als sie den ersten Schritt auf den Boden des Dorfes setzten.

"Wie wär's, wollen wir zu den Ständen gehen? Ich habe einen außerordentlichen Hunger!"

Miroku schnaufte. "Du hast immer Hunger! Außerdem müssen wir erst noch auf Sango und Shippou warten. Riechst du sie vielleicht irgendwo?"

"Riechen?" Inuyasha drehte sich um und starrte verständnislos in Mirokus Gesicht. "Ich kann hier niemanden riechen, nicht mal dich. Das einzige, was ich wahrnehmen kann, ist Essen. Und das gleich hier in der Nähe."

"Ich jedenfalls bewege mich keinen Schritt von hier, bevor wir den Rest unserer Gruppe nicht eingesammelt haben", beschloss der Mönch.

"Von mir aus tu das, Miroku, ich hole mir was zu Essen."

Der Halbdämon wollte sich gerade losmachen, als eine Gestalt auf ihn zukam, die er nur zu gut kannte.

"Hey, Inuyasha, ist das nicht Kouga?", erkundigte sich gleich darauf der Mönch.

Inuyasha gab nur einen unmissverständlichen Knurrlaut von sich, bevor sich sein Gesicht zu einer Grimasse verzog.

"Sieh an, das kleine Wölfchen", ging er auch schon zum Angriff über, als Kouga noch in weiter Ferne war.

"Das habe ich gehört, Hundejunge", erwiderte dieser und legte die letzten Meter im Sprint zurück. "Hätte nicht gedacht, dass du hier her kommst, wo du doch von deiner Nase so geplagt wist", grinste er, als er bei den Beiden angekommen war.

"Und ich hatte gedacht, wir hätten wenigstens heute Ruhe vor dir", gab der Hanyou zurück. "Außerdem bin ich ein Mensch, da machen mir diese Gerüche nicht mehr so viel aus"

In Wahrheit war es gänzlich anders, das wusste er. Selbst als Mensch musste er sich in letzter Zeit mit den geschärften Sinnen eines Dämons herumplagen; und es wurde immer schlimmer...

"Pah, da kennst du mich aber schlecht, Hundejunge. Ich erkenne dich überall, da magst du noch so wunderliche Kleider tragen oder deine Haare schwarz anmalen."

Bevor wieder ein Streit zwischen den Beiden entbrannte, mischte sich Miroku ein, der bisher stillschweigend zugehört hatte. "Kouga, hast du vielleicht irgendwo Sango gesehen? Oder Shippou?"

"Der kleine Kitsune? Nein, nirgendwo. Auch deine Freundin nicht. Gehen wir doch zum Dorfanger, da werden sie wohl als erstes auftauchen. Außerdem ist dort fast keiner."

"Das ist eine gute Idee, Kouga. Kommst du, Inuyasha?", fragte er, während er sich zu dem Angesprochenen umdrehte, der gelangweilt mit seinen Haaren spielte.

"Von mir aus", gab dieser zurück.

So machten sich alle drei - Inuyasha, Miroku und Kouga - auf den Weg zum Dorfanger, wo Kagome und Kouji weiterhin beharrlich auf Kaede warteten.
 

~~~
 

"Kouji..."

"Ja?"

"Da du ja hier bleibst, könnte ich ja schon mal losgehen, oder?"

"Nein, du rührst dich lieber nicht vom Fleck. Wenn ich dich verliere, ist es unwahrscheinlich, dass ich dich jemals wiederfinde."

Kagome räusperte sich leicht. "Kann es sein, dass er ein bisschen übertreibt?", dachte sie bei sich und sah den Mann forschend an, welcher nun zaghaft zu lächeln versuchte.

"Versteh doch, hier sind so viele Menschen und du bist unser Gast, wir müssen auf dich aufpassen."

Kagome nickte zu seinen Worten, wollte sich aber noch nicht geschlagen geben. Es brachte ihr wirklich nicht viel, wenn sie hier Wurzeln schlug. Inuyasha lief hier wahrscheinlich irgendwo herum, und sie musste ihn verdammt noch mal finden.

"Ich muss aber mal...", murmelte sie daraufhin.

Kouji drehte sich wieder herum und bedachte sie mit einem stirnrunzelnden Blick. "Glaubt er mir nicht?", dachte Kagome und sah ihm fest in die Augen. Da erweichte sich sein Blick und er nickte bedächtig.

"Gut, dann geh. Komm aber schnell wieder zurück, ich warte hier!"

Kagome lächelte erfreut und legte dankbar ihre Hand auf seinen Arm, dann drehte sich auf dem Absatz herum und entfernte sich von ihm. In dem Moment, wo sie den Dorfanger verließ und sich in das Getümmel der Buden stürzte - denn auf Toilette musste sie wirklich nicht - betraten Inuyasha, Miroku und Kouga den Platz aus der anderen Richtung.
 

Inuyasha hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und lief missmutig hinter den anderen her. "Und das alles nur wegen diesem verdammten Weib", murrte er. Es ist nicht so, dass er Sango nicht leiden konnte, aber er wusste nicht, warum so ein Aufstand um sie gemacht wurde. Es ging ja hauptsächlich um sie, wäre nur Shippou verschwunden, hätte sich niemand darum gekümmert. Wahrscheinlicher wäre, dass sie erst am Abend mitbekommen hätten, dass jemand von ihnen fehlte.

Aufmerksam beobachtete der Hanyou den Mönch, der seinen Kopf suchend in alle Richtungen streckte. Wenn Liebe einen Mann zu einem besorgten Mütterchen machte, wollte er sich lieber niemals verlieben. Nie.
 

"Da, sieh doch nur!" Inuyasha schrak aus seinen Gedanken auf und folgte mit dem Blick Mirokus ausgestrecktem Zeigefinger. Er deutete auf einen Mann, welcher in der Mitte des Dorfangers stand und scheinbar ebenso jemanden suchte. "Das ist Kouji", nuschelte Inuyasha. Während ihren zahllosen Besuchen bei Kaede hatte er den Mann mehr als einmal getroffen und auch einige interessante Gespräche mit ihm geführt.

"Wenn er dort ist, kann Kaede auch nicht weit sein. Vielleicht haben sie ja Sango gesehen", meinte Miroku und machte sich schon auf den Weg.

Kouga und Inuyasha standen immer noch auf der selben Stelle, Inuyasha gelangweilt, Kouga nachdenklich.

"Was hast du denn Wölfchen?", fragte der Halbdämon mit Seitenblick auf seinen ,Freund'.

"Ich weiß nicht" Er rümpfte die Nase. "Hier riecht es so komisch."

"Es riecht hier überall komisch, falls du das noch nicht mitbekommen haben solltest."

"Ja, aber diesmal ist es... anders" Es war das erste Mal, dass Kouga nicht auf einen der indirekten Angriffe Inuyashas reagiert hatte.

Der Hanyou verdrehte die Augen, packte Kouga einfach am Arm und zog ihn hinter sich her. "Anscheinend hat heute jeder ein Problem", knurrte er, "fremdartige Gerüche, verschwundene Personen, und was weiß ich noch.."

Endlich schien der Wolfsdämon zu erwachen. "Hey, lass mich gefälligst los, ich kann alleine laufen und gewiss noch schneller als du", grollte er und schüttelte Inuyashas Arm ab.

"Keh, dann mach doch. Ich halt dich nicht auf", gab dieser zurück und kniff seine Augen zusammen.

"Außerdem sind wir eh schon da"

Miroku hatte soeben sein Gespräch beendet und drehte sich zu den Neuankömmlingen um. "Er hat sie nicht gesehen, aber er meinte, wir sollen hier warten. Kaede müsste bald kommen und vielleicht.." Er unterbrach sich und schaute verstört zu Kouga, der jetzt witternd Kouji umringte. "DU!!", kläffte er, "du riechst so komisch nach... nach..."

Anstatt weiterzufahren, packte er den verblüfften Inuyasha am Genick, drückte seinen Kopf runter und hielt ihn dicht vor dem rechten Arm des Mannes, welcher mit großen Augen und leicht bebenden Knien da stand. "Riech", bellte er.

"Hey du Idiot, hast du sie noch alle", fuhr Inuyasha auf und befreite sich aus Kougas Griff. "Was soll das?"

"Hast du SIE nicht gerochen?" Ungläubig sah der Wolfsdämon auf Inuyasha. "Er riecht nach -"

"Kouga!", dröhnte eine Stimme hinter ihm. Sprunghaft drehte dieser sich herum und starrte auf das alte Weib, welches hinter ihm erschienen war.

"Oh, Kaede, schön dich endlich zu sehen" Miroku ging mit großen Schritten auf sie zu, doch ihre ausgestreckte Hand hinderte ihn, näher zu kommen. Kaede war ganz auf Kouga fixiert, ihre Augen schienen sich regelrecht in seine hineinzubohren.

"Du hast dich geirrt, Kouga."

"Was... was ist los?" Inuyasha stand immer noch neben dem verängstigten Mann - welcher gar nicht wusste, was vor sich ging - und sah abwechselnd von Kaede zu Kouga.

"Was hast du gerochen Kouga?"

Zögernd, fast unwillig lösten sich Kougas Augen von der alten Frau.

"...Nichts..."
 

~~~
 

Zu dem Zeitpunkt, wo Kouga diesen seltsamen Geruch wahrnahm, befand sich Kagome schon mitten im Gewirr der Stände. Halb erdrückt durch den Gestank, den die Menschen rings um sie herum ausströmten, schlüpfte sie durch die Reihen und maß dabei jeden Vorübergehenden mit geübtem Blick. "Wie um Himmels Willen soll ich ihn nur finden", fluchte sie leise, als sie nun schon zum zehnten Mal jemandem hinterher starrte. "Durch die Masken ist ja überhaupt nichts zu erkennen. Aber eigentlich müsste er ja durch seine Haare zu erfassen sein..", dachte sie weiter und sah sich geistesabwesend um.

"Suchst du jemanden?", ertönte da plötzlich eine glockenhelle Frauenstimme neben ihr.

Kagome wandte sich um und sah direkt in die angriffslustigen Augen eines rothaarigen Mädchens. Sie hatte keine Maske auf, so dass man ihre fein geschwungene Nase und die vollen Lippen erkennen konnte. Kagome ließ ihren Blick hinabwandern und wurde in ihrem Eindruck bestätigt. Das Mädchen trug ein eng anliegendes, ebenfalls rotes Kleid, welches an beiden Seiten bis zu ihrer Hüfte aufgeschlitzt war. Alles in allem eine Schönheit, obwohl sich Kagome nicht vorstellen konnte, was die hier wollte. "Sie soll bloß verschwinden", dachte sie und fühlte jetzt schon, dass diese Frau ihr nicht gerade sympathisch war.

"Ich... äh... nein, ich suche niemanden", gab sie zu bekennen und hoffte dadurch, sie loszuwerden. Doch statt dessen ließ nun das Mädchen ihrerseits ihren Blick an ihr herabwandern. Ihre rechte, geradlinig geschwungene Braue hob sich unmerklich.

"Was hast du da eigentlich an?", fragte sie höhnisch.

Kagome schluckte. Oh, sie konnte dieses Weib jetzt schon nicht ausstehen!

"Ich finde nicht, dass dich das was angeht."

"Pah, von mir aus. Ich jedenfalls würde nicht so rumlaufen. Du scheinst es ja nötig zu haben, wenn du jeden Mann anstierst, was?" Und wieder dieses glockenhelle Lachen.

"Das ist nur, weil ich jemanden suche, verstanden?", gab Kagome bekannt und wollte weiterlaufen, als sie abermals von der Roten zurückgehalten wurde.

"Hattest du vorhin nicht gesagt, du würdest niemanden suchen? Anscheinend weißt du nicht, was du sprichst, Mädchen", kicherte sie haltlos. "So was wie dich habe ich wirklich noch nicht gesehen. Läufst total schäbig herum und hoffst auch noch, jemand würde sich nach dir umdrehen."

Die Rothaarige mit dem stechenden Blick hielt sich die Hand vor den Mund. Kagome fühlte Ärger in sich hoch wallen... und sie spürte, wie sie durch die Worte des Mädchens verletzt wurde. Sie sollte so schnell wie möglich gehen, weg von dieser Ziege, es war ein Fehler gewesen hier her zu kommen. Mit diesen Gedanken stürmte sie an ihrer Gegnerin vorbei, die noch versuchte sie aufzuhalten.

"Warte doch, oh holde Schönheit", prustete sie, "mach nicht so schnell... Hey, Lumpenmädchen!? Wo willst du denn hin? Kannst du die Wahrheit nicht vertragen?"

Und dann fing sie wieder an zu lachen. Es erschallte weithin und erreichte auch Kagome. "Diese Dumme Gans", schluchzte sie leise. Da spürte sie etwas an ihrer Wange herablaufen. Heftig riss sie ihre Maske vom Kopf und fuhr sich mit dem Hahndrücken über ihre Augen.

Tränen.
 

~~~
 

"Nichts?" Inuyasha schaute Kouga fragend an. "Genauso sah es auch aus. Los, sag schon, du bist doch sonst nicht so..." Er suchte nach dem passenden Wort, "... verstört"

"Ich bin nicht verstört, ich habe mich nur geirrt" Er verschränkte die Arme und verschloss den Mund, nur seine Augen glänzten seltsam.

"Lasst ihn", brummte Kaede, "kümmern wir uns lieber um andere Dinge. Die Gerüche hier können täuschen" Sie drehte sich zu Miroku, der angewurzelt neben ihr stand, den Kopf leicht geneigt. "Verzeih, dass ich dich so einfach unterbrochen habe, was wolltest du wissen?"

"Nun, ich.." Der Mönch brach ab, sah kurz von Inuyasha zu Kouga, dann wieder zu Kaede "ich wollte wissen, ob Ihr vielleicht wisst, wo sich Sango aufhält?"

Inuyasha schnaufte leise.

"Ja, ich weiß, wo sie ist", erwiderte Kaede, "Shippou ist auch bei ihr. Wir haben uns unterhalten, wahrscheinlich haben wir dabei die Zeit vergessen. Kommt, gehen wir zu ihnen"

Jetzt erst regte sich Kouji aus der Erstarrung. Vorsichtig näherte er sich Kaede und zischte ihr etwas ins Ohr, worauf sie scheinbar wütend wurde. Diese geflüsterte Unterhaltung zog sich in die Länge, so dass ihr Aufbruch sich wieder in die Länge zog.

Genervt senkte Inuyasha den Kopf und starrte auf den Boden. "Können wir nicht endlich gehen?", dachte er, "wir sind schon lange genug hier"

Ein Kribbeln im Hinterkopf zeigte ihm, dass er beobachtet wurde. Alarmiert hob er seinen Kopf und sah sich um. Als er seinen Blick in die Runde schweifen ließ, wurde er Kouga ansichtig, der seinen Blick fest auf ihn gerichtet hielt.

"Warte", schien er zu sagen. Inuyasha nickte.
 

Endlich schien das Gespräch zu verstummen. Kaede hob wieder ihren Kopf und sah in die Runde.

"Gut, gehen wir nun endlich"

Diese Worte wurden als Zeichen des allgemeinen Aufbruchs empfunden, jeder rührte sich nun wieder von der Stelle - außer Inuyasha und Kouga, die einen stillen Wortwechsel zu führen schienen.

Kaede ging voraus und Miroku folgte ihr eilig, bereits in froher Erwartung seine Sango wiederzusehen. Auch Kouga schien sich entschlossen haben zu gehen. Er nickte Inuyasha nur noch einmal zu und folgte dann den beiden.

Nur Kouji blieb vorerst zurück und fuhr sich zitternd durch seine Haare. Oh ja, er hatte verdammte Angst vor Wölfen, vor Wolfsdämonen noch mehr. Als dieser widerliche Kerl ihn beschnupperte, dachte er schon, sein letztes Stündlein hätte geschlagen.

"Zum Glück ist nichts passiert", seufzte er erleichtert und machte sich auf, den dreien zu folgen.

"Bleib stehen!"

Der junge Mann drehte sich um. Inuyasha stand noch an der selben Stelle, doch hatte er nun seine Maske abgenommen. Seine Nase schien leicht zu zucken. "Komm her, los."

Kouji erstarrte. "Was...?"

"Komm her habe ich gesagt, oder bist du taub?" Die Stimme des Hanyous war leise - gefährlich leise.

Koujis Knie fingen wieder an zu zittern, dann trat er zögernd auf den Halbdämon zu. "Was... was habt ihr vor?"

"Keine Angst, ich werde dir schon nichts tun" Er erwischte den Arm des Mannes und schleifte ihn die letzten Meter zu sich heran. Dann verstärkte er seinen Griff, so dass Kouji leise aufjaulte und führte dessen Arm nah an sein Gesicht. Seine Nase zuckte wieder - er nahm die Fährte auf.

"Wie kann das sein?", dachte Kouji entsetzt, "er ist doch ein Mensch."

Der Hanyou schloss die Augen, ohne seinen Griff zu lockern.

"Wo ist sie?"

"W... Was?"

"Wo sie ist verdammt noch mal. Du trägst ihren Geruch!", schrie er den verängstigten Mann an.

"Ich... ich weiß nicht, wirklich nicht", winselte Kouji.

"Oh Gott, dieser elende Angsthase", dachte Inuyasha verächtlich und schmetterte ihn auf den Boden.

Die Menschen rings um sie herum waren stehen geblieben und unterhielten sich im leisen Flüsterton miteinander. Niemand wagte einzugreifen, zu sehr flößte ihnen der rücksichtslose Schwarzhaarige Angst ein.

"Gut... dann werde ich sie eben suchen", zischte er und warf noch mal einen Blick auf den am Boden verkrümmt liegenden Mann.

Jeder, der sich zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Anger befand, hätte schwören können, einen gewaltigen schwarzen Hund in dem Fremden zu sehen. Ein schwarzer Köter, der die Witterung aufnahm... und der sich aufmachte sein Opfer zu suchen...
 

~~~
 

"Lumpenmädchen... Lumpenmädchen"

Unaufhörlich wisperte ihre Stimme in Kagomes Kopf.

"Wo ist verdammt noch mal der Ausgang?", schniefte das Mädchen und versuchte wieder, ihre Tränen wegzuwischen. Als ob sie, Kagome, wegen so einer dummen Kuh weinen würde! Pah! Sie hob ihren Kopf - und blieb abrupt stehen. Sie war im Kreis gelaufen! Vor ihr breiteten sich die Stände aus, exakt die gleichen, welche sie vor nicht allzu langer Zeit besucht hatte. Ein Irrtum war ausgeschlossen, denn sie erkannte die Verkäufer wieder, die in ihren Ständen standen und ihre Waren feil hielten. Es kam ihr vor, als würden diese sie verhöhnen.

Ungläubig schüttelte Kagome den Kopf. Sie war doch nur gerade aus gelaufen! Aufmerksam wandte sie ihren Blick in alle Richtungen, aber das Mädchen konnte sie nirgends ausmachen.

Da drang Musik in ihre Ohren. Erst noch leise, aber als sie der Melodie folgte, wurde sie volltönend und mitreißender.

Kagomes Augen begannen zu leuchten vor Freude. "Der Dorfanger!", dachte sie jubelnd, "dort muss die Musik herkommen!"

Und tatsächlich, als sie den Dorfanger erreichte, war schon ein ansehnliches Fest im Gange. Die Kostümierten tanzten miteinander, so dass kaum noch Platz zwischen ihnen herrschte, begleitet von einem Orchester*, welches sich auf einem erhöhten Standort befand.

"Auf der anderen Seite ist der Ausgang", murmelte sie, "also los."

Doch kaum setzte Kagome den ersten Schritt in die Menge, wurde sie auch schon von einem tanzenden Pärchen angerempelt und wieder zur Seite gedrängt.

"Platz, hier ist kein Platz", fluchte sie, als der dritte Anlauf ebenfalls daneben ging. "Na gut, dann muss ich eben mit anderen Mitteln ran."

Derart entschlossen und kampfeslustig trieb sie sich wieder in die Menge. Ohne auf Proteste zu achten, stieß, drängte und trat sie die Tanzenden zur Seite, um sich selber Platz zu verschaffen.

Leicht belustigt musste sie feststellen, was für eine Ironie dahinter lag. "Als ob mich jemand daran hindern will, von hier zu verschwinden."

Sie war in der ungefähren Mitte angelangt, als sie etwas - jemanden - spürte, der sie verfolgte.

Ruckartig drehte sie sich um, doch sie konnte nichts erkennen. Menschenleiber versperrten ihr die Sicht und Musik verschloss ihre Ohren vor warngebenden Geräuschen.

"Vielleicht habe ich mich nur geirrt", dachte sie, "und ich habe mir das nur eingebildet."

Aber sie spürte es immer noch; Blicke, die auf ihr ruhten, und das sehr, sehr nah.

Ihr Kopf schnellte zur Seite - und dann erstarrte sie am ganzen Körper. Vor ihr stand ein gänzlich in schwarz gekleideter Mann, seine ebenfalls schwarzen Haare zu einem Zopf zusammengebunden, sein Gesicht von einer Maske verdeckt. Er strahlte etwas Bedrohliches aus - und etwas Bekanntes.

"Willst du tanzen?"

Die Augen des Mädchens weiteten sich vor Überraschung.

"T... Tanzen?", stammelte sie.

Der Fremde nickte und reichte ihr seine Hand.

Als sie diese umschloss, spürten sie einen vertrauten Druck.

"Kenne ich ihn?", fragte sie sich und sah hoch, aber unter der Maske war nichts zu erkennen als Schwärze. Keine silbernen Haare, keine goldgelben Augen und auch kein warmes Lächeln - sie musste sich das eingebildet haben.

"Komm, tanzen wir", murmelte er und ehe sie sich's versah, zog sie der Mann zu sich ran und drückte seinen Körper eng gegen ihren, mit seinen Händen umfasste er ihre Taille.

Kagome war verblüfft durch diese Handlung, jedoch nicht abgeneigt. "Er kennt mich doch noch nicht einmal", dachte sie verwundert, hob dann allerdings ihre Arme und legte sie um seinen Hals. Dass die Musik einen gänzlich anderen Rhythmus vorschrieb, störte sie nicht. Von dem Fremden ging etwas Vertrautes aus, sie hatte das Gefühl, dass ihr bei ihm nichts passieren könnte. Vorsichtig legte sie ihren Kopf auf seine Schulter und zog tief seinen Duft ein. "Wenn meine Familie mich jetzt so sehen könn-" Moment mal. Sein Geruch, den kannte sie doch!

Sofort hob sie ihren Kopf von seiner Schulter, ihre Augen vor Freude strahlend, dass sie ihn endlich gefunden hatte - da spürte sie einen unangenehmen Druck um ihre Taille.

"Inuyasha!", flüsterte sie atemlos, doch ihn schien das nicht zu stören. Seine Hand griff nur noch fester zu, und Kagome hatte das Gefühl, zu ersticken.

Seine rechte Hand hob sich - ohne, dass seine Linke sich lockerte - und nahm die Maske von seinem Gesicht. Ja, das war er, sie war sich sicher.

Auch seine menschliche Form hatte sie mehrere Male gesehen und sich eingeprägt, nur hatte sie hier nicht nach dieser Ausschau gehalten.

"Was tust du?", murmelte sie und sah in sein Gesicht. Wie konnte er nur? Der Druck wurde stärker und Kagome rang verzweifelt nach Luft. Sie versuchte, sich von ihm zu befreien, doch gegen seine Stärke hatte sie einfach keine Chance.

"Gib es auf, Kagome, du kannst gegen mich nicht gewinnen."

Wieder hob sie ihren Kopf und wieder sah sie in seine Augen. Wer hatte da eben gesprochen? War das ihr Inuyasha?

Er sah sie an, doch keine Wärme, keine Freude, keine Zärtlichkeit lag darin. Was war nur los mit ihm?

Seine Finger bohrten sich unangenehm in ihren Rücken und riefen sie in die Wirklichkeit zurück.

"Es wird Zeit, dass du diesem Verrückten entkommst", dachte sie verzweifelt, als sie auf einmal merkte, wie sein Gesicht zu verschwimmen schien. Ihr Kopf fühlte sich leer an, aber auch unglaublich schwer. "Oh Gott", dachte sie nur, "du darfst hier nicht in Ohnmacht fallen"
 

Niemand von den Tanzenden bekam etwas mit. Niemand schien zu bemerken, wie das schwarzhaarige Mädchen kurz davor stand zu ersticken.
 

"Inuyasha, lass... mich los", flüsterte Kagome. Sie konnte nicht mehr laut sprechen, sie konnte fast gar keine Worte mehr formen.

Ihre Augen, angefüllt mit Tränen, wandten sich den seinen zu. "Bitte", dachte sie.

Und der Druck war verschwunden.

Nach Luft ringend kniete sich Kagome auf den Boden, ihre Augen geschlossen.
 

"Warum hast du losgelassen?"

Schweigen.

"Redest du nicht mehr mit mir? Sieh sie dir doch mal an, sie kann ja kaum noch laufen."

Ah, diese Stimme, diese verdammte Stimme, sie kannte sie doch.

"Anscheinend willst du nicht mehr mit mir sprechen. Wie du willst. Vielleicht..." Ein Lachen, ein glockenhelles Lachen. "... vielleicht können wir uns ja heute Abend noch mal unterhalten, nicht wahr?" Ihre Stimme wurde anzüglich.

Schwerfällig hob Kagome ihren Blick. Diese Stimme, diese Stimme!!

.

Verdammt.

.

Da stand sie. Rothaarig, spöttischer Blick, das Kleid bis zur Hüfte aufgeschlitzt, ihren Arm um Inuyasha gelegt, der sie an sich drückte.

"Hallo... Lumpenmädchen"
 

~°~



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von: abgemeldet
2005-06-03T21:14:19+00:00 03.06.2005 23:14
So Katrin... muahaha... Ich bins mal wieder.

Aslo das kap hat mir bis jetzt am besten gefallen. Die Rothaarige... äh... wah... TUSSENALARM!!!! *g* Und wie du das geschrieben hast. Einfach genial. Man konnte die sich so richtig vrostellen, wie ne Tusse halt. Dumme Kuh... ich find sie zum kotzen. Die ist so dämlich, blöd, so... rothaarig... ja. ähm*hüstel*

Also ich komm am besten erstmal zum Stil. Da ist es nicht so viel. XD

Ich finde deinen Ausdruck übel klasse und auch, dass du so viele Beschreibungen verwendest. Man hat keine Probleme damit sich zurechtzufinden und sich das Szenario vorzustellen. Auch finde ich den Aufbau der Dialoge Klasse. So müssen sie sein. Jepp...
Verbesserungwürdig wäre nur noch die Zeichensetzung. Du hast zwar keine falsch gesetzt, aber bei manchen Sätzen würde ich ab und zu mal ein Ausrufezeichen setzten, weil es ja wirklich Protest oder Ausrufe sind. Nur so... ja...

So jetzt zum Inhalt.
Ist ja übel, wie du das ganze beschreibst. Kagome muss auf Schlotte und im gleichen Moment wie sie weg ist kommt Inuyasha und dann ist sie wieder da und er weg. Mann... so finden die sich ja nie, aber dafür hat Kagome ja ne neue und nette Freundin gefunden. *zu der rothaarigen schiel* Wah... *der ne Kopfnuss geb*

Und mit Kouji geht ja auch nichts los. Der ist zu faul zum suchen... Schisser. *möp* Aber die Ausrede von Kagome fand ich geil. Der kam nicht mit, die wollte weg, also die klassische Ausrede mit dem aufs Klo müssen. Das passt immer und hier ganz besonders. XD

Inuyasha tut mir auch leid. Der mit seiner empfindlichen Nase und dann rievcht es die ganze zeit nach Essen, aber ic fand echt geil, wie Kouga den zu Kouji gezerrt hat und den riechen lassen wollte. Also da würde ich mir auch schon einen Kopf machen, wenn ich Kouji wär. *g*

Lustig war auch, als Kagome so gesagt hat. Ja... ich erkenn ihn ja an den Haaren. Hahaah... arsch gemacht. *g* Das fand ich echt witzig.

Am Ende habe ich dann aber wirklich gedacht, dass es Inuyasha gewesen ist und ich wollt schon heilen vor Freude und dann war es wieder diese Tusse!!! Wah... *sie in der Luft zerreiß* Hoffentlich lässt du sie noch schön leiden. Hähä *satanisch grins*.

So...
ja...
Dann war da noch was, was nicht so toll war, oder eher gesagt, was ich komisch fand.
"außenordentlicher Hunger"... äh... hab ich noch nie gehört. Das klingt so... gehoben... naja.. Passt ja zu Kouga. Dass du diesen ständigen Konflikt zwischen ihm und Inuyasha auch mit drin hast, fand ich gut. Die beiden können auch nicht ohne einander. *g*

So. Das wars erstmal wieder von meiner Seite. Echt schade, dass du die FF abgebrochen hast, aber ich habe ja noch nicht bis zum Ende gelesen, sonst würde ich echt sagen, dass du mit dem Schreiben noch ne Menge Reserven hast. Aber dir fehlt bestimmt die zeit, um weiterzuschreiben. Kann ich verstehen. ich komm auch schon in Nöte... *g*

hdl jenki
Von: abgemeldet
2003-11-09T10:58:31+00:00 09.11.2003 11:58
danke, danke für eure lieben kommis! ^.^
der nächste teil ist schon hochgeladen, mal sehen, wann er freigeschaltet wird >.<
das nächste kapitel ist etwas länger geworden, als ich gedacht habe, aber naja.. story ist ja noch laaaange nicht zu ende *fg* und es sind eigentlich mehr fragen aufgetaucht, als beantwortet wurden.. aber ihr könnt das ja dann selbst sehen ^.^
Von: abgemeldet
2003-11-09T10:01:34+00:00 09.11.2003 11:01
Ich liebe deine FF.
Ich bitte, flehe und bettel dich an: SCHREIB BLOß SCHNELL WEITER!
Hab schon erzugserscheinungen, weil es nicht weitergeht.
Also BITTE BITTE BITTE BITTE BITTE Beil dich.

P.S. Rotes gift war echt spannend!
Von: abgemeldet
2003-11-09T00:12:39+00:00 09.11.2003 01:12
Mhh jetzt hätte ich fast das Kapitel hier verpasst. *schäm* Ich mag diese FF jetzt schon. Entwickelt sich alles in eine sehr interessante Richtung. Vor allem das "Rote Gift" ist interessant. ^^
Von: abgemeldet
2003-11-08T23:50:17+00:00 09.11.2003 00:50
Da gehts ja immer no ned weiter.....Ich will endlich wissen was in inu yasha gefahren is!!! Bitte weiterschreiben! BIIITTE
cu Mikako15
Von: abgemeldet
2003-11-03T10:59:55+00:00 03.11.2003 11:59
*glotz*
O-o#
....
Schreib weiter..oda.. ich raste auuus *wild umherhops*
Was ist mit dieser blöden roten Ziege da? o0o
*aufreg*
ich liebe deine ff aba..sie regt mich gerade auf *umherhops*
Von: abgemeldet
2003-11-02T12:22:18+00:00 02.11.2003 13:22
Mein Gott...diese Story ist echt Hammer! Bitte, bitte mach schnell weiter, ja? Ich kann kaum glauben, dass Inu das war...vor einigen Tagen (also in der STory) war er doch noch so traurig, weil sie weg war...
Oh mann, ich platze vor Spannung!!
Von: abgemeldet
2003-11-01T18:35:51+00:00 01.11.2003 19:35
Oh gott!£mach weiter!!!!!!!
Und der echte Inu kann es doch unmöglich sein oder?
Oh gott,oh gott!mach einfach schnell weiter jaa?
jetzt halt ichs nämlich net mehr aus!
Von: abgemeldet
2003-10-31T15:23:23+00:00 31.10.2003 16:23
Bist du irre?!!!! Das kannst du mir doch nicht antun und JETZT aufhören??! Das ist fies. Aber wenn du nicht schnell weiter machst und in deine Tasta haust, dann hetzt ich dir Naraku persöhnlich auf den Hals.

Meine Vorgänger nehmen wir das Wort aus dem Mund: DAS DA KANN NICHT DER INU SEIN, DEN WIR ALLE KENNEN!!!
Entweder hat Inu jetzt einen Do'ppelgänger und die Rothaarige will Kago ärgern, sie hat ihn verzaubert oder es hat was mit der Andeutung am Anfang zu tun (das er jetzt als Mensch auch noch gute Dämonensinne hat und vielleicht wirkt das irgendwie auf sein Verhalten aus... allerdings würd ich dann nicht kapieren, warum er vorher noch so normal war). Ich hör lieber mit meinen Vermutungen auf, bringt ja sowieso nix...
Wäre ja eigentlich zu schön gewesen, wenn die sich jetzt einfach so in die Arme gefallen wären. Hach, seufz. Trotzdem irgendwie schade. Aber war j klar, dass die beiden noch mehr leiden müssen....

*knuddel*
Cu Yena
Von: abgemeldet
2003-10-31T13:43:50+00:00 31.10.2003 14:43
^.^ oh.. ähm.. danke, ich dachte nicht, dass dieses Kapitel so gut geworden ist *smile*
Aber um euch zu beruhigen: ich kann die Rothaarige auch nicht leiden *lach*


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