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Sorrow

von

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Verrat

kurze Anm. von mir: Dieses Kapitel beginnt mit dem Sonnenaufgang und endet mit dem Sonnenuntergang. Sonnenuntergang wird gleichzeitig das Ende von dieser FF sein.

Der Anfang ist ziemlich kurz, aber immerhin ein Anfang nach der langen Wartezeit.
 

Sonnenaufgang
 

Blutrot stieg die Sonne über dem Horizont auf und tauchte die Wälder und Dörfer in einen roten Schimmer. Der Wind hatte sich gelegt und die Temperaturen würden wieder steigen, so hofften die Anwohner.

Der Hochsommer war zwar vorbei, doch es war noch lange nicht die Zeit für den kühlen Herbst gekommen. Zumindest sollte es so sein, doch die Kälte, die während der Nacht über die Dörfer hereinbrach, widerlegte diesen Ausspruch.

Man sprach vom "frühzeitigen Herbst", gar "ankommenden Winters" und manch einer hackte schon Holz und beheizte damit seine Hütte.

In dem Dorf von Kaede war es nicht anders. Allesamt - ob jung oder alt - waren beschäftigt. Man könnte meinen, dass in so einem regen Treiben die Lautstärke schier überquoll, doch es war eine bedrückende Stille, die herrschte.

Kaede, die alte Priesterin, stand am Rande des Angers und betrachtete stumm den Sonnenaufgang.

Es war ein sehr schlechtes Omen, wenn eine rote Sonne aufging, denn sie zeugte von Tod und Unglück, und genau das konnten sie nicht gebrauchen. Sango war immer noch nicht wiedergekehrt, Inuyasha schien ebenfalls vom Erdboden verschwunden zu sein und alles in allem war Kouga auch noch gestern mit einer fremden Frau aufgetaucht.

"Ein schlechtes Omen", murmelte die alte Frau, "ein sehr schlechtes Omen."

Ein Seufzen entfuhr ihr und veranlasste einige Männer aus dem Dorfe, besorgt zu ihr herüberzusehen, doch mit einer kurzen Handbewegung bedeutete sie ihnen, bei ihrer Arbeit fortzufahren. Jetzt war keine Zeit für Selbstmitleid, es musste etwas unternommen werden.

Ein Geräusch hinter ihr verkündete die Ankunft der Medizinerin. Kaede erkannte sie schon an ihrem leichten Gang, den fast lautlos aufgesetzten Füßen. Niemand im Dorf ging auf diese Weise, nur ihre verstorbene Schwester Kikyou war dessen fähig gewesen.

"Guten Morgen, Kaede, wie geht es Euch?" Grüßend hatte Kunai ihren Kopf geneigt.

"Ich weiß nicht, ich habe das Gefühl, als würde heute etwas passieren."

"Passiert nicht jeden Tag etwas? Müssen wir nicht jeden Tag Gefahren ins Auge sehen? Ich finde, wir sollten den Tag nehmen, wie er kommt und hoffen, dass er uns gutes bringt. Man darf nie die Hoffnung aufgeben."

"Ich mache mir Sorgen", murmelte Kaede und ließ ihren Blick über den Anger wandern.

"Sango ist noch nicht aufgetaucht, ebenso wie Inuyasha und die Männer hätten seine Hilfe nötig, wenn nicht seine Kräfte, dann doch seine Unterstützung, indem er einfach anwesend ist."

"Ich weiß" Seufzend strich sich Kunai eine Strähne ihres langen schwarzen Haares aus dem Gesicht. "Aber wir können ihn nicht zwingen, ebenso wenig wie wir Sango zwingen können, hier zu bleiben, wenn es sie zu ihrem Liebsten treibt. Vielleicht hat sie ihn noch nicht gefunden, oder vielleicht ist er schwer verletzt und ihm muss geholfen werden. Wer weiß schon, welches Weg das Schicksal gehen wird."

"Zumindest bin ich beruhigt, dass ich dich an meiner Seite habe. Wie geht es unserem Gast?"

"Ich weiß es nicht, ich habe noch nicht nach ihr gesehen, ich werde mir zuvor auch noch den Bericht von Kouga anhören. Anscheinend scheint es auch in den nördlichen Wäldern Probleme zu geben."

"Wollen wir hoffen, dass es keine Schwerwiegenden sind."

Zusammen blickten sie noch einmal über die Erhöhung, bevor sie sich aufmachten; Kaede, um nach dem Befinden der Menschen zu schauen; Kunai, um sich um ihren Gast zu kümmern.

Mit federndem Schritt näherte sich die Heilkundige der Hütte, welche seit letzter Nacht als Unterbringung für unangemeldete Gäste diente, und trat ein.

Ein schwacher Lichtschein erhellte die Hütte und die Gesichter der Schlafenden.

Kouga lag zusammengerollt auf seiner Bettstatt und schlief tief und fest. Kunai neigte den Kopf und sah zu ihrer rechten.

Das Bett dort war leer.
 

Mit strahlenden Augen und einem freudigen Lächeln auf ihren Lippen betrachtete Rin das kleine Eichhörnchen vor ihr auf der Lichtung. Es war das erste Tier seit langem, welches sie ungestört beobachten konnte. Dem Umstand, dass sie mit Jaken und Sesshoumaru unterwegs war, verdankte sie zwar, dass ihr nie etwas geschah, aber auch, dass durch das ständige Gequake von Jaken alle Tiere verschwanden.

Rin ließ sich von dem kleinen grünen Begleiter nichts mehr sagen, aus diesem Alter war sie raus. Der einzige, auf den sie hörte, war Sesshoumaru. Natürlich bemerkte Jaken das und reagierte dementsprechend darauf. Kein Wunder, dass in der kleinen Gruppe oft Streit herrschte und ebenfalls kein Wunder, dass Sesshoumaru auch mal länger fort blieb, ohne das jemand wusste, wo er war oder gar, wann er zurückkäme.

Unbewusst seufzte Rin auf und das Eichhörnchen vor ihr zuckte zusammen. Sofort verschloss sie ihren Mund wieder und betrachtete das Tierchen, welches sich mit zuckenden Ohren umschaute. Dann, als es keine Gefahr mehr witterte, begann es wieder, auf seinem Zapfen herumzukauen.

Sesshoumaru wurde in letzter Zeit immer schweigsamer, resultierte Rin nach einer Weile. Der Youkai mit den langen weißen Haaren und dem ernsten Gesicht gehörte zwar schon immer zu der stillen Sorte, doch begann er jetzt zeitweise sogar sich zu Rin abweisend zu verhalten.

Sie hatte gedacht, dass sie nach all den Jahren eine etwas engere Bindung zu ihm hergestellt hatte, doch musste sie sich eingestehen, dass wohl das Gegenteil der Fall war.

Er würde sie wohl nie als vollwertige Begleiterin ansehen. Sie war sich ihrer Gefühle zu ihm zwar längst noch nicht im Klaren, aber Abweisung hatte sie nun wirklich nicht verdient.

Sie seufzte abermals, als sie hinter sich das Knacken eines Astes vernahm.

Das Eichhörnchen verschwand mit einer blitzschnellen Bewegung im Unterholz, als eine schwarzhaarige junge Frau angehastet kam und es in seiner Ruhe störte.

Mit gerunzelter Stirn betrachtete Rin die Fremde, welche sie nicht minder neugierig musterte.

"Was willst du hier?" fragte Rin und erhob sich von ihrem Platz. Sesshoumaru hatte gesagt, dass kein Mensch hier her finden würde, doch anscheinend hatte er sich da geirrt.

"Wo ist Sesshoumaru?", fragte die Frau, "ich muss mit ihm sprechen!"

"Sesshoumaru ist nicht hier" Das entsprach sogar der Wahrheit. Rin wusste nicht, wo sich der schöne Youkai verbarg.

"Aber es ist wichtig!"

"Viele Dinge sind wichtig. Ich habe jedoch keine Ahnung, wo er sich zur Zeit befindet oder wann er zurückkehrt. Sesshoumaru sagt mir nicht Bescheid. Wenn dein Anliegen wirklich von dringender Wichtigkeit wäre, wäre er schon längst hier."

Die Frau vor ihr ließ ein Schnaufen vernehmen.

"Er? Wahrscheinlich drückt er sich wieder vor seiner eigenen Verantwortung. Seinen Bruder zumindest lässt er dauernd im Stich!"

"Halbbruder meinst du wohl, denn du redest doch von Inuyasha, oder? Sesshoumaru würde sich nie vor der Verantwortung drücken, Inuyasha selbst war es, der Sesshoumaru vor vielen Jahren im Stich gelassen hatte," erklärte Rin mit wichtiger Miene. "Oder weißt du es nicht? Obwohl Sesshoumaru nach ihm sandte, kam Inuyasha nie - und Sesshoumaru musste sich allein weiter schlagen. Ihm wurde damals nicht geholfen, warum sollte er da Inuyasha helfen?"

"Du hast in dieser Hinsicht recht, aber wird es nicht langsam Zeit, alte Rivalitäten zu vergessen?"

"Mir musst du das nicht sagen." Rin fuhr sich mit den Fingern über ihre ziemlich verdreckten Haare und betrachtete dann mürrisch die Dreckkrümel auf ihren Fingern.

"Geh doch zu dem alten Baum. Sesshoumaru ist nicht da, also wird er es auch nicht merken. Vielleicht kann er dir helfen."

"Der alte Baum?"

"Ja doch. Und jetzt geh. Ich habe dir nichts gesagt, verstanden?"

Rin drehte sich um und verließ den Platz, sie überließ es der Schwarzhaarigen einen Weg zu dem gut versteckten Gosinboku zu finden. Sie wusste nicht, warum sie ihr geholfen hatte, aber sie wusste mit Bestimmtheit, dass sie nicht wollte, dass auch andere Menschen erfahren, wie es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren.
 

Vielleicht waren es die Sonnenstrahlen, die ihn aufweckten oder vielleicht war es auch der Gedanke an ein ausgiebiges Frühstück. Was auch immer es war, es veranlaßte Kouga die Wärme seines Schlafplatzes aufzugeben und sich mit einem mürrischen Knurren von seiner Bettstatt zu rollen. Gedämpftes Sonnenlicht fiel in den Raum und sorgte dafür, dass er in einem rötlichen Licht erstrahlte.

Kouga erhob sich langsam, streckte sich, bis er seine Knochen knacken hörte und schüttelte schließlich den Schlaf von ihm. Kam es denn schon so weit, dass er wie ein alter Greis den ganzen Tag verschlief?

Kouga grinste über diesen Gedanken, wandte sich zum Ausgang der Hütte und wurde prompt von der alten Kaede umgerissen.

"Na na, so alt und doch noch so auf Trab!?" Sein Grinsen veranlaßte Kaede jedoch nur dazu, ihn noch finsterer anzublicken.

"Wir haben keine Zeit für Späße, junger Dämon, ich brauche deine Hilfe!" Bestimmend wuselte sie durch die Hütte und sah sich um. "Also, wo ist sie?"

Nachdenklich kratzte sich Kouga am Kopf. "Wo ist wer?"

"Die junge Frau, welche du gestern Nacht hier her gebracht hast. Leugne es nicht!"

"Äh..." Wiederum kratzte sich Kouga am Kopf und starrte Kaede nur noch verständnisloser an.

Kaede nickte, trat näher an ihn heran und betrachtete ihn aufmerksam. "Was hast du gestern gegessen?"

Wäre Kaedes Tonfall nicht ernst gewesen, Kouga hätte laut aufgelacht. So zwang er sich zum nachdenken und bekam das Gefühl, dass die schwere Platte, die seit dem Morgen seinen Kopf bedeckte, sich langsam bewegte.

"Ich glaube es war Fisch. Ja, es war Fisch. Ich war auf dem Weg zu euch, da bekam ich Hunger und habe mir einen Fisch gefangen. Unten am Fluss."

"Und dann?"

"Tja, dann kam ich hierher, habe mich hingelegt und geschlafen."

Kaede nickte bedächtig und ließ ihren Körper auf das Strohbett fallen.

"Danke Kouga. Geh nun, die Dorfbewohner haben draußen ein Frühstück vorbereitet. Es ist nötig, dass du dich stärkst."

Mit einem Stirnrunzeln betrachtete er Kaede noch eine Weile, doch da sie sich nicht rührte und auch sonst keine Anzeichen gab, sich näher mit ihm befassen zu wollen, drehte Kouga sich um und verließ die Hütte, in Gedanken schon bei dem Frühstück, dass ihn erwartete.

"Etwas geht hier umher", flüsterte sie leise, "etwas, dass scheinbar in der Lage ist, das Gedächtnis eines Menschen zu verändern!"

Unheilschwanger verhallten ihre Worte im Raum.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-08-05T01:22:10+00:00 05.08.2005 03:22
Weitaaaaaaaaaa!!!!!!! Hau rein. ^^


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