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Frenemy

von

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Kapitel 2

Eine minimale Erschütterung hatte ihn aus der Meditation fallen lassen, in welcher er seit Stunden versunken war. Unruhe war auf dem ganzen Schiff zu spüren, etwas stimmte hier ganz und gar nicht. So erhob sich Kylo Ren, rückte kurz die schwarze Robe zurecht und setzte den Helm auf, welchen er nur ungern in seinem eigenen Quartier trug, zumal sonst niemand hier war. Die Mannschaft machte einen weiten Bogen um ihn, war ängstlich oder nervös. Gut das sie sein breites, finsteres Lächeln unter dem Helm nicht sehen konnten. Alle hofften, dass er bald verschwinden würde, hatten Angst vor seinen Launen und Wutausbrüchen, nur einer nicht. Schon wieder! Sein Gemüt verfinsterte sich, bei den letzten Gedanken.
 

Sein Weg durch die endlos scheinenden Korridore führte ihn auf die Brücke, wo bereits reges Treiben herrschte. Wie Insekten die sich an ihr Nest klammerten um nicht alleine im schwarzen Nichts unterzugehen. Alle arbeiteten an einem Problem, das Schiff trieb antriebslos im Weltraum. Kylo beschloss erst einmal nur zu beobachten, zu sehen wie die Insekten ihr Nest retten wollten. Dann rauschte auch schon der amtierende Insektenkönig herein, Kylo musste ein heiseres Auflachen unterdrücken. Der General war nur knapp 5 Jahre älter als er selbst, sie strebten beide nach Macht und Erfolg. Jeder auf seine eigene Weise und mit anderen Mitteln.
 

Die Rivalität zu diesem Mann war ausgeprägter als es sich Kylo Ren eingestehen wollte. Seit er hier angekommen war gerieten die beiden ständig aneinander. Doch war dieser verdammte Dreckssack auch der Einzige, der nicht die Flucht ergriff und stets einen gewissen Grad an Höflichkeit beibehielt. Sie stritten, eigentlich jedes Mal, wenn sie sich sahen. Dabei war Hux zuverlässig, ehrgeizig und verließ sich ganz auf sein Spielzeug und seine Soldaten, weswegen der junge Mann bei Supreme Leader Snoke rasch in der Gunst aufgestiegen war.

Still beobachtete Kylo das treiben auf der Brücke, studierte die Situation und seinen Rivalen, welcher abgekämpft wirkte. Kylo fiel auf, dass er General Hux immer antraf, egal zu welcher Stunde er einen Rundgang durch das Schiff machte. Dieser Mann war immer auf Bereitschaft, war kaum am schlafen. Man sah ihn fast nie etwas essen und nun stand er wieder dort vorne, gab Befehle und versuchte diese missliche Lage zu klären. Tief in seinem Innern verlangte es dem Ritter von Ren einen gewissen Respekt ab, doch das würde er dem anderen Mann nie gestehen! Zudem sah er darin auch ein Problem, welches es in naher Zukunft zu lösen galt.
 

Noch etwas in den eigenen Gedanken versunken nahm er eine Veränderung wahr. Alle Instruktionen waren wohl gegeben und das erste Mal seit sie sich kennen gelernt hatten konnte er eine Schwäche in Hux Geist erkennen. Er nahm so etwas wie eine Gefühlsregung wahr, spürte Emotionen die nach oben kamen und durchzubrechen drohten. So greifbar und klar zu lesen wie noch nie und dann… eine Barriere! Hatte er es bemerkt? Der General sah sich um, erblickte ihn. Kylo ärgerte es, dass dieser Kerl ihn einfach aussperren konnte, das seine Disziplin oder besser sein Starrsinn ihm das gestattete.
 

Irgendwann würde er ihn brechen! Hux würde versagen und nicht mehr in der Gunst von Snoke stehen, da war sich der Ritter von Ren mehr als sicher. Genau dann würde er zur Stelle sein und ihre kleine Fehde beenden. Langsam und mit Freude würde er den Willen dieses Kerls brechen, sowie dessen Knochen. Doch noch war es nicht so weit! Als sich der General in Bewegung setzte, kam ihm Kylo entgegen, sie blieben nur wenige Zentimeter voreinander stehen, funkelten sich böse an. Auch wenn man Rens Gesichtsausdruck hinter der Maske nur erahnen konnte.
 

„General“

„Ren.“

Ein Ritual, welches sich eingeschlichen hatte und sie beide nicht weiter störte. „Warum bewegen wir uns nicht? Ist Ihr hochgeschätztes Spielzeug kaputtgegangen?“ Der Spott hinter diesen Worten war kaum zu überhören. Kylo wusste wie sehr es Hux ärgerte, er konnte die aufkeimende Wut spüren. Das Einzige was der Ritter immer an dem General deutlich wahrnahm war dessen Zorn, den er schon fast körperlich spürte. Doch dann änderte sich etwas, ganz plötzlich.

„Eine Störung im Maschinenraum. Die Techniker arbeiten bereits an dem Problem.“ Hux wandte sich von seinem Gegenüber ab, bewegte sich in Richtung Front um einen Blick auf das dunkle Nichts des Weltraums zu werfen. Zudem konnte man sie dort weniger belauschen, so folgte Kylo dem Älteren und stellte sich neben diesen, betrachtete ihre Spiegelbilder auf der Scheibe, misstrauisch darauf wartend, was als nächstes geschehen würde.

„Die Maschinen fallen nicht einfach aus, nur weil ein Maschinenraum ein Problem hat, Ren. Ich vermute Sabotage!“ Auf dem sonst so ernsten Gesicht des Mannes war so etwas wie Sorge zu sehen. Auch wenn der Jüngere bezweifelte das der General so etwas überhaupt empfinden konnte, wenn es nicht gerade um seinen eigenen Hals ging. „Hier kommen Sie ins Spiel. Ihre speziellen Fähigkeiten sollten die Aufklärung deutlich beschleunigen. Ich möchte das Sie sich ebenfalls mit diesem Zwischenfall befassen.“
 

In diesem Moment war Kylo froh den Helm zu tragen, denn seine Gesichtszüge entgleisten ihm. Bat ihn Hux gerade um seine Mithilfe? Der General war nicht in der Position ihm Befehle zu erteilen, das wussten sie beide. Natürlich hatte er den abfälligen Unterton bemerkt, doch verstand er die Dringlichkeit der Situation. Ihrer Mission galt die volle Aufmerksamkeit und stand weit über den Streitigkeiten der beiden Männer. „Machen Sie Ihren Job, Hux. Ich mache meinen.“
 

***
 

Kurz danach hatten sich ihre Wege wieder getrennt. Den ganzen Tag über herrschte Aufregung. Berichte gingen alle paar Minuten ein und bedurften seiner vollen Aufmerksamkeit. Erst am Abend kehrte etwas mehr Ruhe ein, auch wenn die Maschinen noch immer nicht liefen. Hux war einfach zu erschöpft um sich selbst um alles zu kümmern. So gab er sein Kommando für die nächsten Stunden an Leutnant Mitaka ab, welcher eh noch mehr Erfahrung sammeln musste. Er selbst fand sich in der Offiziersmesse ein, wo gerade nichts los war. Kraftlos schmiss er sich auf eine Sitzbank und kramte in der Manteltasche nach einer Schachtel Zigaretten.

Geistesabwesend sah er aus dem Fenster, in die schwarze Leere, zog an der Zigarette, welche sich augenblicklich entzündete und atmete den Rauch tief ein. Er bemerkte nicht, dass ihm ein Glas vor die Nase gestellt wurde, auch nicht das er nicht mehr alleine am Tisch herumlungerte. Zu viel hatte ihm das ganze abverlangt. Erst als der Glimmstängel abgebrannt war und Hux sich etwas aufraffte um diesen im Aschenbecher zu entsorgen schrak er zusammen.
 

Sein Blick wanderte von der Person ihm gegenüber zu dem Glas, mit goldener Flüssigkeit auf Eis, und wieder zurück. Wie lange saß dieser Mistkerl schon dort und sah ihn an? Nun ja, immerhin musste er sich selbst nun nichts mehr bestellen. „Danke.“ Eine Antwort die offensichtliche Verwunderung bei Kylo Ren aufkommen ließ.

Einen Moment lang sahen sie sich gegenseitig schweigend an, bis Hux das Glas mit arkanischen Whisky an die Lippen führte. Die kalte Flüssigkeit entfaltete umgehend ihren starken Geschmack, brannte leicht im Rachen und hinterließ diesen einzigartigen Nachgeschmack mit unzähligen Aromen.
 

„Wie war es so im Schiff herumschnüffeln zu können?“ Hux stellte das schlicht gehaltene, niedrige Glas wider ab und lehnte sich zurück um den jüngeren Mann besser beobachten zu können. Dieser legte kurz den Kopf schräg, tat es Hux dann aber gleich und ließ sich in seiner Sitzgelegenheit bequem nach hinten sinken, bevor er antwortet. „Das hätte ich auch vorher tun können, Hux. Doch ich habe ein paar interessante Einblicke gewonnen.“

„Hoffen wir, dass diese Einblicke bald zu Ergebnissen führen.“ Hux beugte sich vor und sah seinem Gegenüber genau an. „Doch deswegen kommen Sie sicherlich nicht um diese Zeit hier her. Was gibt es für ein Problem?“

„Sie“, kam die knappe Antwort sofort zurück. Beide sahen sich noch immer genau an, auch wenn Hux nur sein eigenes Spiegelbild in Kylo Rens Maske sah. Keiner war gewillt als Erstes weg zu sehen. „In diesem Zustand sind Sie keinem eine große Hilfe.“ Kylo sprach ruhig und leise, gerade laut genug dass nur Hux ihn verstehen konnte. „Etwas Ruhe würde Ihnen guttun, General.“ Natürlich schwang bei diesen Worten eine ordentliche Portion Spott mit, doch auch etwas Anderes. Hörte er da etwa Sorge? Hux war sich da nicht so sicher.
 

„Kommt es zu einem ernsten Zwischenfall werden Sie an der Belastung scheitern.“ Kylo machte keinen Hehl daraus das ihm dies mehr als gefallen würde. „Doch zu meinem großen Bedauern fällt Ihr Versagen dann auch auf mich zurück. Reißen Sie sich zusammen!“

Hux grüne Augen verengten sich gefährlich. „Ich weiß genau was ich mir zumuten kann ohne dass meine Arbeit leidet. Das ist der Grund warum ich hier sitze und nicht auf der Brücke stehe.“ Ärger keimte in ihm auf, drohte in Wut umzuschlagen und die Kontrolle an sich zu reißen. Der General atmete tief durch, schloss kurz die Augen und lehnte sich wieder nach hinten. Dieser Kerl brachte ihn einfach aus dem Gleichgewicht, immer ... Das war doch nicht mehr normal! Klar, sie waren Rivalen, solche gab es auch schon an der Akademie. Allerdings vermochte keiner von ihnen Hux so stark zu reizen.
 

„Keine Sorge, ich werde mich bald zurückziehen und den nötigen Schlaf nachholen. Was ich Ihnen auch rate.“ Ja, das klang doch schon viel besonnener und entsprach sogar der Wahrheit. Mit Genugtuung registrierte er eine Art abfälliges Schnauben seines Gegenübers.

Ja, das würde ihm fehlen wenn sich ihre Wege wieder trennten. Falls sie beide diese Zusammenarbeit überlebten. Wie oft hatte er sich in den letzten Tagen vorgestellt diesen Kerl zu töten? Hinter dieser kühlen Fassade verbarg sich ein wütender zu Ausbrüchen neigender Charakter der nur schwer einzuschätzen war und einfach nicht mit Fehlschlägen umgehen konnte. Das würde auf Dauer nicht gut gehen. Und doch gefiel es ihm auf eine perfide Art und Weise so an die Grenzen seiner selbst getrieben zu werden. Mal gewann man, um dann wieder zu verlieren. Diese Todesgefahr immer im Nacken zuhaben, vermochte es Hux zu beflügeln. Eine Weile saßen sie nur stumm da, sahen sich an und hingen ihren Gedanken nach, betrachteten jede kleine Bewegung des jeweils anderen. Hux räusperte sich leicht und trank den letzten Schluck arkanischen Whiskys, bevor er sich wieder Kylo zuwandte.

„Danke für den Drink. Auch ich habe heute einen interessanten Einblick gewonnen.“
 

Langsam erhob sich der General, strich die Uniform glatt und richtete den Mantel, der noch immer über seinen Schultern hing. Beim Gehen legte er dem jüngeren Mann kurz seine Hand auf die Schulter. „Sie geben mehr von sich preis als Ihnen klar ist, daran sollten Sie arbeiten. Gute Nacht.“

Zurück blieb ein etwas verstört dreinschauender Ritter von Ren.
 

Ende Kapitel 2

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