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Out of the Blue.

Out of the box.
von
Koautor:  Daelis

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Home, sweet home

Nur eine Viertelstunde später saßen wir an einem gedeckten Tisch. Richtige Stühle, richtiges Geschirr, so wie ich es kannte. Ich war verwundert, aber nicht abgeneigt. Denn nach all dem Hin und Her schien mein Körper doch nach Nahrung zu schreien. So knurrte mein Magen munter daher, als ich die kleinen Köstlichkeiten sah: ein Brotkorb mit Leckereien meines Planeten, der Erde. Ein kleiner tiefer Teller mit einer klaren Gemüsebrühe und bereits vorbereitet eine Schüssel mit Pasta und eine weitere mit einer Sauce, die vermutlich Bolognese war. Kein fünf Sterne-Menü, aber das brauchte ich auch nicht. Weder hier, noch zu Hause. Wenn der Doktor das Funkeln in meinen Augen nicht bemerkte, müsste ich ihn als blind einschätzen.

Trotzdem erschloss es sich mir nicht, wie diese ganzen Sachen auf den Tisch gekommen sind? Genau diese Frage stellte ich ihm auch und wie nicht anders zu erwarten, tat er alles, nur nicht mit der Lösung herausrücken:

„Ich kann Ihnen nicht alle Tricks verraten.“

„Dann verraten Sie mir doch zumindest, was Sie sonst essen? Das sind alles Dinge, die ich bei mir bekommen würde.“

„Alles, nur keine Birnen.“ Das war auch wieder keine Antwort, aber sie ließ mich schmunzeln, als ich in den Brotkorb griff.

„Keine Birnen also … da sind wir uns ähnlich. Ich mag die Teile auch nicht“, erzählte ich, „Und sonst? Sie müssen doch essen, oder?“

„Unsere Nahrung sieht anders aus als die von Ihren Mitbewohnern. Kleiner, weniger … aufwendig aufzufahren.“ Konnte ich da gerade etwas Missfallen heraushören?

„Sie werden doch wohl kaum irgendwo eine Maschine haben, die Ihnen auf Knopfdruck alles ausspuckt, was Sie wollen? Sagen Sie mir nicht, dass Sie genauso wenig essen wie schlafen müssen.“ Langsam war es aber auch echt zu viel mit diesen Gallifreyanern!

„Ich verrate Ihnen noch etwas“, zogen sich die Mundwinkel des Doktors nach oben und kleine Fältchen bildeten sich an seinen Augenrändern, „Ein ungemein großer Vorteil gegenüber Ihrer Spezies: Wir müssen uns nicht die Zähne putzen.“ Das war für mich wie ein Schlag in die Fr... in den Magen. Ich ließ das Brotstück auf den Unterteller des Suppentellers fallen und blickte ihn beleidigt an. Zähne. Meine ewige Baustelle.

Ich beneidete jeden, der keine Probleme mit diesen hatte – oder zumindest mit ein-, zweimal zum Zahnarztgehen auskam. Ich hingegen hatte mir schon eine VIP-Karte verdient.

„Ich hasse Sie“, entfuhr es mir, so dass der Doktor nun einen verdrießlichen Gesichtsausdruck aufsetzte,

„So ein starkes Verb aus Ihren Mund?“, entrüstete er sich gespielt, „Ich bin enttäuscht.“

„Sie können sich regenerieren und Ihre Zähne sind vor Zerfall geschützt. Klasse. Das wünscht sich jeder.“

„Aber seien Sie unbesorgt“, nahm er nun einen Löffel von der Suppe. Es war seltsam, ihn tatsächlich essen zu sehen. Vermutlich tat er dies nur, wenn er es wollte. „Ich putze mir dennoch gerne die Zähne. Der Pfefferminzanteil prickelt außerordentlich auf der Zunge.“

Ich konnte nur den Kopf schütteln und mit den Augen rollen. War ja fast schon wie mein Freund. Der putzte sich vermutlich auch nur deswegen so oft die Beißerchen.

„Ich könnte das 24 Stunden tun und es würde nichts ändern.“

„Alles eine Sache der Gene.“

„Ja, und meine sind dahingehend schlecht.“

Wir redeten über dies und jenes,während wir den Hauptgang begannen und dann zum Dessert übergingen. Am liebsten hätte ich letzteren abgelehnt – ich war satt. Aber Schokolade ging leider immer. Vor allem Schokopudding. … Ob die TARDIS mit meiner Ankunft nicht zufälligerweise auch einen kompletten Check meiner Präferenzen und Abneigungen durchgeführt hatte? Das waren alles Dinge, die ich gewiss nicht verschmähen würde.

„So, dann wollen wir mal“, verkündete der Doktor, nachdem wir geendet hatten. Er erhob sich und begann abzuräumen. Auch wenn ich nicht wusste, wo und wie die Küche ausgestattet war, tat ich es ihm gleich und gemeinsam hatten wir kurzerhand sämtliches Geschirr in einen Nebenraum gebracht und… in eine Spülmaschine gestellt? Vielleicht. Ich hinterfragte nicht, sondern verließ mich da auf ihn. Der Doktor drückte zwei, drei Knöpfe an der Maschine und schon waren wir fertig.

„Wir sind bei Parawanaqee stehengeblieben. Wie ich schon sagte: Sie werden es lieben!“, versprach er mir auf dem Weg zurück mit einem regelrechten Strahlen im Gesicht.

„Sie tun es anscheinend?“

„Oh, ich kann es recht gut leiden, ja!“

„Nein, sie lieben es.“

Das konnte er ruhig zugeben, aber stattdessen schwieg sich der Doktor aus und als wir die kleine Steuerzentrale erreichten, machte er sich sofort an die Koordinatenarbeit, was unser neues Ziel betraf. Es ging weitaus schneller als sonst und ich sah ihn fragend an.

„Ich habe mir erlaubt, bereits Vorarbeit zu leisten, als Sie schliefen“, erklärte er auf meine Verwirrung, „Wir sollten also alsbald ankommen.“

Meinetwegen. Ich hatte nichts gegen eine beschleunigte Reise. Zwar vertrug ich diese Flüge, wenn man es so wollte, mit jedem Mal etwas besser, aber ganz wohl würde mir wohl nie werden.

 

 

* * *

 
 

„Achtung, es kann sein, dass Sie etwas leichtfüßig sind! Das liegt an der verminderten Schwerkraft des Planeten.“

„Fliegen werde ich aber nicht können, oder?“, spaßte ich und war im Inneren schon ehrlich ein bisschen aufgeregt, was mich denn nun als nächstes erwarten würde. Schmetterlingsähnliches Volk … das klang wirklich wunderschön. Anscheinend noch hübscher als die Libellenflügel der Radekaner?

Der Doktor war der Erste, welcher die weiße Tür der TARDIS verließ und sogleich in recht dunkler Umgebung stand. Hatte er sich verparkt? „Hier stimmt was nicht“, hörte ich ihn murmeln und so zog mich meine Neugier erst recht nach draußen. Ich stand neben ihm und konnte nur gleiches denken: Nein, das war gewiss nicht der Planet, den er angepeilt hatte. Das war ein anderer. Ein mir bekannter.

 

Ich war zu Hause.

 

… Und stand im dunklen Kellerflur meines Wohnhauses. Verparkt hatte er sich also auch.

„Doktor … Sie haben mich doch nach Hause gebracht?“

„Zumindest nicht geplant.“ Ich nickte und seufzte tonlos. Es hieß doch immer, dass der Doktor bestimmte, wohin es gehen sollte? Und nun… sponn sein Schiff und schenkte mir ein Rückfahrtticket? Das war irgendwie nicht fair.

„Das ist seltsam“, murmelte er wieder und blickte zu seiner TARDIS auf, „Und nebenbei ist es hier ganz schön düster.“ Ich schritt ein paar Meter vor und betätigte den Lichtschalter an der Wand:

„Weil kein Licht an ist und wir uns hier im Kellerverschlag befinden.“

„Oh natürlich. Das war es wohl.“ Ich wandte mich zur Tür und drückte die Klinke hinunter. Abgeschlossen. Natürlich. Also musste ich den Schlüssel aus meiner Umhängetasche nehmen, die ich mir für den Ausflug umgelegt hatte und wo alle wichtigen Habseligkeiten drin waren, welche ich nicht in der blauen Box liegen lassen wollte.

Schnurstracks hatte ich uns rausgelotst und wir standen im eigentlichen Hausflur, in welchem ich ebenso den Lichtschalter betätigte. Draußen war Schmuddelwetter, so dass nicht allzu viel Licht hineinfiel, aber unter dem elektrischen war ich nun diejenige von uns beiden, die ein „seltsam“ auf den Lippen hatte. Etwas stimmte nicht und auch, wenn ich es mir im ersten Moment nicht denken konnte, so traf es mich im nächsten wie ein Blitz.

„Was meinen Sie?“

„Der Hausflur“, deutete ich mit dem Zeigefinger durch die Gegend und drehte mich einmal um die eigene Achse, „Falsche Farbe. Falscher Boden. Falsches Licht.“

Der Doktor guckte mich nun erst recht fragend an. Es war zwar schön, ihn mal in dieser Position zu erleben, aber darauf konnte ich mich jetzt nicht konzentrieren. Ich lief in den hinteren Teil, wo das Treppenhaus mündete und konnte mich auch hier überzeugen: Falsche Treppengeländerfarbe.

„Aber Sie hatten den Schlüssel?“

„Ja, schon, aber...“ Ich brach ab und ging nach rechts. Dort, wo meine Wohnung lag. Ich vermied es, auf Höhe des Guckspions zu stehen und trat so etwas seitlich. „Hier wohne ich nicht.“ Wieder deutete ich auf etwas. Diesmal war es das Türklingelschild. „Das ist nicht mein Name.“ Denn da stand ein anderer. Sellmann. „Ich glaube, wir sind im falschen Jahr.“

„Oh.“ Mehr konnte der Doktor nicht hervorbringen, als er auch schon seinen nachdenklich-skeptischen Blick aufsetzte, „Wir werden zwar zu Ihnen nach Hause geschickt, aber in ein vollkommen anderes Jahr?“ Anscheinend machte er sich jetzt doch ein bisschen Sorgen um seine TARDIS.

„Ist so etwas schon öfter vorgekommen?“, wollte ich wissen und ging dann zurück in die kleine Vorhalle, zu den Briefkästen.

„Nicht in dem Maß, was mit Ihrer Anwesenheit passiert“, gestand er ernst, „Welches Jahr haben wir?“

„Keine Ahnung?!“, hob ich nun empört, dass ich das auch noch wissen sollte, die Schultern an und verzog den Mund.

„Schauen Sie auf Ihr Handy.“

„Hä? Wieso?“

„Die Datums- und Uhrzeiteinstellung erfolgt doch automatisch, sobald Sie sich in einem Funkbereich befinden, oder nicht?“

„Ja schon“, suchte ich in meiner Tasche nach meinem Smartphone, „Aber der Akku ist leer und- Oh.“ Nein, doch nicht leer. Voller Akku. Wie das?

„Ich habe mir erlaubt, es ein bisschen zu modifizieren. Allerdings kam ich noch nicht dazu, es Ihnen zu sagen“, erklärte der Timelord.

„Was haben Sie damit gemacht?“

„Nur ein paar notwendige Einstellungen, damit Sie eine ausreichende Kommunikationsweite haben.“ Und das war keine ausreichende Erklärung. Gerade war ich aber auch zu beschäftigt, das Smartphone zu entsperren. Ich betätigte den WLAN-Zugang. Theoretisch müsste ich hier Empfang haben, da ich das Internet von meinen Eltern bezog, deren Rooter und Passwort sich nie geändert hatten.

Bingo. Internet.

Das Smartphone, welches nach Datum und Uhrzeit schrie, zeigte mir nun ein automatisches Newsfeed an. 2011. Das passte zu dem Türschild.

Ich sprach die Jahreszahl aus.

„Sechs Jahre? Warum ausgerechnet sechs Jahre?“, wunderte sich der Doktor und blickte mit mir zusammen auf das Display. Da stellte sich dann auch der Rest ein und mit einem Mal hatte ich das komplette Datum vor Augen.

 

27. Oktober 2011. 11:34 Uhr.

 

Ich starrte das Display an.

Ich hatte meine Antwort.

Ich kannte den Tag und ich wusste, was heute war.

Aber dennoch verstand ich nicht, warum ich ausgerechnet an diesen Tag hier sein musste. Warum mich die TARDIS zu diesem Zeitpunkt ablud und nicht irgendeinen anderen. „Gab es irgendwelche Ereignisse, irgendetwas, warum Sie hier sein sollten?“, fragte der Timelord wieder, doch konnte ich ihm keine Antwort geben. Seine Worte klangen fern und noch immer blickte ich auf die Handyoberfläche, welche nun in den Modus des Bildschirmschoners überging. Er sprach mich mit meinem Namen, wiederholt.

Statt etwas zu sagen, öffnete ich die Haustür und griff in einen der Briefkastenschlitze. Auch hier war nur einer mit meinem Familiennamen vorhanden. Der Verdacht verhärtete sich, dass das Internet nicht log. Ich fischte ein wenig mit den Fingern herum.

Wie ich diese Dinger hasste! Von innen bekam man die Post nicht raus und von außen kam man nicht an diese ran. Dann hatte ich allerdings, was ich suchte. Es war ein weißer Umschlag, sauber verklebt und vorne mit meinem Namen und meiner Adresse versehen. Gestempelt am gestrigen Tag.

Ohne zu zögern, riss ich den Umschlag auf und holte die Karte heraus, die ich erwartete.

Gerade wollte der Doktor ein weiteres Mal ansetzen, als ich nun die Sprache wiederfand:

„Heute... ist mein 23. Geburtstag.“

„In Ordnung“, nickte er und begutachtete die kitschige Tiermotivkarte, die ich ihm vor Augen hielt, „Geburtstage sind für euch hier auf der Erde von Bedeutung. Aber warum-“

„Es ist auch der Tag, an dem ich… jemanden verlor.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Heute ein kurzes Zwischenkapitel ... Meine Muse  Daelis schickt mich nämlich leider nicht ohne weiteres zum hübschen Planeten mit den schmetterlingsähnlichen Bewohnern. Es geht nach Hause. Die Frage ist nur... warum? Ich für meinen Teil weiß es, und der Doktor wird nun ungewollt zum Zeugen von einer unschönen Begebenheit meines Lebens. Komplett anzeigen

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