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Drachenengel (Buch 1)

{inspiriert von Breath Of Fire, Final Fantasy & Herr der Ringe}
von

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Prolog

Chikará und Mián betrachteten gemeinsam die Sterne am Nachthimmel, die winzigen Lichtpunkte in der endlosen Dunkelheit. Kalte Winde fegten über den trockenen Steinboden, in der Ferne waren Maschinen, Schreie und Musik zu hören, sinnlose undeutliche Wort- und Geräuschfetzen. Der Platz am Rande der Slums war verlassen und ziemlich unbekannt, die hohe Rampe zum Schrottplatz war nachts unbewacht, tagsüber wurden hier die Reste der modernen Zivilisation in die große Grube geworfen, größtenteils Schutt und Maschinenteile. Die Technik, Segen und Abfall der Zeit, eine ähnlich ungewollte Form des Mülls waren die zwei Mädchen, sie waren ausgestoßene und vergessene Seelen der Gesellschaft. Vor den beiden lag die weite tote Wüste, freies und wildes Land ohne Gesetze, hinter ihnen die Ostmetropole, sie kehrten ihr den Rücken zu, ebenso hassten sie auch das Gebiet zwischen der Großstadt und der Wüste, die Slums, ihre Heimat. Chikará besaß nur schmutzige Kleidungsfetzen, Mián hatte immerhin noch einen sauberen, aber viel zu großen roten Pullover, einen unbeschädigten grauen Rock und verstaubte weiße Turnschuhe. Ihre langen schwarzen Haare wehten in den kalten Windströmen, eine Straßenlaterne erhellte ihre dreckige gelbliche Haut und ihre dunklen Mandelaugen, ihre Freundin hatte den Schatten vorgezogen. Oft saßen sie hier gemeinsam, manchmal redeten sie miteinander, manchmal auch nicht. Sie bewunderten die hellen Sterne und träumten von einem besseren Leben und einer anderen Welt, es waren leider immer nur Träume. Irgendwann begannen die beiden auch in dieser Nacht ein kurzes Gespräch.

"Du solltest es auch tun", sagte Mián und schaute Chikará an.

"Nein, ich werde es nicht tun", entgegnete sie gefühllos.

"Du hast es doch früher auch immer getan, lange bringe ich dich nicht mehr mit meinem harterarbeiteten Gehalt durch."

"Harterarbeitet?", kritisierte Chikará. "Du liegst da nur und lässt es bedingungslos über dich ergehen, wie eine Leiche."

"Irgendwo müssen meine Kleidung und das Essen herkommen", konterte Mián.

"Vor allem müssen deine Drogen irgendwo herkommen."

"Unsere Drogen."

Kurzes Schweigen folgte auf dieses Argument.

"Trotzdem", fuhr Chikará fort. "Wieso versuchen wir nicht einfach hier wegzukommen?"

"Wie? Ohne Geld und Papiere?" Mián zerstörte diese Illusion und griff im Anschluss daran noch einmal auf ihre Anfangsidee zurück. "Also, und wenn du es auch öfters tun würdest, dann würden wir zumindest mehr zu Essen haben und du könntest dir endlich mal neue Kleidung kaufen."

"Nein, ich werde es nie wieder tun", sprach Chikará verärgert.

"Warum, früher hastet es doch auch getan? Glaubst du, du hättest es nicht mehr nötig?"

"Nein, es ist mir einfach nur zu ekelig."

"Das wird mit der Zeit vergehen", versuchte Mián sie zu überzeugen.

"Ich will kein gefühlloser Roboter sein."

"Was willst du dann machen? Etwas wirklich Kriminelles? Jedenfalls werde ich dich nicht mehr lange durchfüttern."

"Das ist mir schon klar", erklärte Chikará mit gesenktem Haupt. "Versuchen wir doch mit den Drogen aufzuhören, dann hätten wir schon mehr Geld."

"Träum weiter, vielleicht könntest du das, aber ich kann ohne sie nicht mehr leben."

Chikará dachte einige Momente darüber nach.

"Wie lange kennen wir uns eigentlich schon?" Mián wechselte das Thema, da sie keine Erfolgsaussichten mehr für ihre Meinung erkennen konnte.

"Als wir uns zum ersten Mal trafen, warst du zwölf, das weiß ich noch, seitdem sind ungefähr fünf Jahre vergangen."

"Das ist komisch", bemerkte Mián. "Mir kommt es so vor, wenn ich mich zurückerinnere, als hättest du damals genau so ausgesehen wie heute, als wärest du seitdem kein Bisschen gealtert, ist das nicht seltsam?"

"Das bildest du dir nur ein, die Drogen sind schuld." Chikará versuchte diesen bizarre Erkenntnis ihrer Freundin auszureden.

"Wie alt bist du überhaupt?"

"Ich weiß es nicht, ich habe irgendwann mal aufgehört, meine Geburtstage zu zählen", redete Chikará sich weiter heraus und lenkte mit Gegenfragen ab: "Wieso bist du eigentlich hier?"

"Meine Eltern haben sich niemals um mich gekümmert", erinnerte sich Mián. "Deswegen bin ich von zuhause abgehauen. Nach einer kleinen Irrfahrt bin ich hier bei dir gelandet und geblieben. Wie kamst du hierher?"

"Ach, ich bin schon so lange hier, ich weiß es nicht, vielleicht bin ich hier geboren, keine Ahnung."

"Du vergisst viele Sachen", kritisierte Mián.

"Menschen vergessen alles mit der Zeit."

"Stimmt. Ich weiß auch nicht mehr, wie meine Eltern hießen oder wie unser Haus aussah."

"Was machst du heute noch so?", fragte Chikará.

"Arbeiten, ganz im Gegensatz zu dir."

"Pass auf dich auf."

"Das mache ich immer."

"Ich komme dich morgen früh mal besuchen."

"Tu das."

Sie gaben sich die Hand, dann ging Mián, Chikará blieb noch die ganze Nacht lang im Sternenschatten sitzen.
 

Im trüben Sonnenschein des folgenden Morgens begab sie sich zurück in die Slums. Viele Bewohner schliefen noch in ihren Elendsquartieren. Die asphaltierte Hauptgasse führte vorbei an den unzähligen Gebäuderuinen und an bedauernswerten Slumkreaturen, die am Straßenrand hockten und dort auf Kunden oder Opfer warteten, sie schenkten Chikará keine Beachtung. In ihrem Kopf flogen viele Gedanken umher, vor allem über die Zukunft. Gäbe es vielleicht einen Pfad weg von hier? Ein neues Leben? Geld ist das Fundament des Lebens, dachte sie, und genau das hatte sie nicht, Miáns kleine Vermögen würde für keine Flucht ausreichen. An Geld kommen, nur wie? Ein Diebstahl oder Ähnliches würde wohl die Aufmerksamkeit der Bandenmitglieder bewirken, die beiden Mädchen würden dann im Konflikt mit richtigen Kriminellen stehen, das wäre sehr gefährlich, vielleicht sogar tödlich. Aber wenn man es intelligent anstellen würde? Vielleicht würde es funktionieren? Wie würde das Schicksal aussehen, gut oder schlecht? Ein neues Leben oder der sichere Tod? Wäre das es wert sein? Ein neues Leben, ein normales Leben? Chikará vertiefte diesen Traum. Irgendeine Stadt, eine Wohnung zusammen mit Mián, eine normale Arbeit, vielleicht irgendwann mal eine richtige Familie mit Kindern? Das Schicksal lag in ihren Händen, ein verrückter, aber kein unmöglicher Plan. Wieso sollte nicht ein einziges Mal das Glück auf ihrer Seite sein? Einen Versuch wäre es allemal wert, und falls es nicht klappen würde, wäre nicht der Tod vielleicht auch ein Erfolg im Vergleich zu diesem Leben hier?
 

Die Bruchbude von Mián bestand aus braunem Backstein und morschen Zedernholzbrettern. In der kleinen Notunterkunft standen lediglich eine alte Federmatratze und ein kaputter Holzschrank, eine bunte Flickendecke diente als Türe. Chikará half ihrer Gefährtin vor einigen Jahren beim Bau der kleinen Hütte, besser solch ein Dach über dem Kopf als gar keines, dachten sich die beiden. Die Bauteile fanden sie größtenteils auf dem Schrottplatz, alles wurde dann unter einfachsten Bedingungen zusammengesetzt und hochgestapelt, sehr stolz waren die beiden damals auf ihr Werk, an dem sie einen Monat lang gearbeitet hatten. Manchmal, zum Beispiel bei Regen oder Unwetter, übernachteten sie auch beide zusammen in der Hütte, da Chikará selbst keine eigene Unterkunft besaß, sie schlief immer neben ihrer Freundin auf dem Boden zwischen einigen Wolldecken. Nachdem sie nun die Eingangsdecke zur Seite zog, trat sie ein, um nach ihr zu sehen. Es roch seltsam, anders als es üblich war hier drin. Chikarás Blick wanderte über die Wände bis hin zum Bett, auf dem ein graues ausgebreitetes Tuch lag, man konnte die Umrisse einer Person erkennen, die wohl darunter lag. Bestimmt hat sie wieder einmal verschlafen, sagte Chikará sich. Sie wollte sie aufwecken und zog ruckartig das Tuch weg. Daraufhin sah sie Mián nackt vor sich liegen, ihre Augen waren weitgeöffnet, aber ihr Blick war starr und leer. Sie hatte schwere Wunden am Kopf und an der Brust, nahe des Herzens, große Blutflüsse liefen aus den Verletzungen heraus, strömten über ihren jungen Körper und tropften schließlich zu Boden, wo sie kleine Pützen bildeten. Sie wurde kaltblütig ermordet, sie war ja nur ein armseliges Slumwesen, mit denen man machen durfte, was man wollte. Den Anblick der Leiche ihrer Freundin konnte Chikará nicht lange ertragen. Sie sah zufällig noch eine kleine rote Flasche, die neben Bett stand, sie griff nach ihr und ging verwirrt weg. Sie konnte nicht weinen, dennoch war sie tief traurig über diesen großen Verlust. Ihre einzige Begleiterin in dieser chaotischen Welt, sie war tot. Wie sollte es jetzt nur weitergehen, alleine? Ohne Hilfe, ohne einen Vertrauten an der Seite? Konnte es überhaupt weitergehen, oder würde nun das Ende folgen? Ein selbstgewähltes Lebensende? Jetzt? Um ihre traumatisierten Gedanken im Gefühlsüberfluss wieder ordnen zu können, öffnete Chikará im ziellosen Umherirren die rote Flasche. Zitternd trank sie, es war ein starkes Nervengift, wenig später schien ihr Kopf taub und leer, gefühllos und müde, die schrecklichen Gedanken an Miáns Tod waren plötzlich verschwunden. Eine neutrale und künstliche Unempfindlichkeit breitete sich in ihr aus, während die Realität langsam verblasste. Wesen auf der Straße sprachen sie an, aber sie hörte sie nicht und nahm sie nicht wahr, sie war in ihrer eigenen Welt, einer toten und kalten Welt. Ein starkes Bedürfnis nach Schlaf überkam sie zugleich. Irgendwo, an einer einsamen Kreuzung setzte sich auf einen großen Trümmerbrocken, schloss benommen die Augen und schlief kurz darauf ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2003-10-22T10:53:34+00:00 22.10.2003 12:53
^^ hi!!!
ih hab gerade deine ganze ff gelesen.. und bin begeistert... den titel fand ich so gut das ich einfach mal angefangen hab.... und dann war der prolog noch so genial das ich einfach weter gelesen habe und die kommis ganz vergessen hab *drooop* deswegen schreib ich sie ebn jetzt noch mal!!! ^^

hm.... ich finde echt du hast nen klasse stil!!! ich war von der ersten zeile an gefesselt!!! ^^
ich bitte dich... bitte bitte bitte mach weiter so!!!
die geschichte ist echt klasse!!! ^^
tschüß grey


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