Überall lag eine weiße Decke auf dem Boden und wenn ich dann mal ausgeführt wurde, spielte ich auf den nassen Wolken. Außerdem waren sie kalt und wenn ich davon probieren wollte, schmeckten sie wie sehr kaltes Wasser. Seit Tagen ging es schon so, dass weiße Flocken auf die Erde niederprasselten und je mehr Nächte vergingen, desto weißer wurden meine Wiesen. In der Nacht war es besonders frostig, weswegen ich mich stärker einmurmelte und mit Jedem kuscheln wollte. Nur zu gut, dass ich zu der Jahreszeit keine Dusche nehmen musste, weil ich bestimmt krank werden würde. Außerdem machte mich die kalte, himmlische Decke jeden Tag sauber.
Nur gestern nicht. Da hatten es die Zweibeiner doch wirklich gewagt, große Bäume hinzustellen. Komischerweise wurde jeden Morgen neue gebracht und bis zum Abend kamen andere Plattgesichter, um sie mitzunehmen. Manchmal verstand ich die Menschen nicht. Ich war froh, dass sie mir halfen mein Geschäft verrichten zu können, aber nun nahmen sie mir meine Lieblingswiese wieder weg. Schlimm genug, dass ich kaum Zeit mehr habe mich an den weißen Zucker zu gewöhnen! Nun lagen auch noch überall Tannenzweige auf dem Boden. Vielleicht hatten die Zweibeiner einfach nur große Hunde? Dann wäre ihr bester Freund natürlich wunschlos glücklich. Wie sehr würde ich mir wünschen auch mal an so etwas zu knabbern? Meine Familie könnte die Tanne werfen, damit ich sie ihnen zurückbringen könnte. Direkt zwischen meinen Zähnen. Das wäre doch was! Gut riechen taten die etwas größeren Äste auch! O, wie toll das wäre!
Wie das Schicksal nicht anders wollte, brachte mein bester Freund viele, kleine Zweige mit. Damit wollte ich am liebsten spielen, doch wurde ich von seinen Eltern nur ermahnt, warum ich mich abseits von ihnen auf den kalten Boden setzte und voller Freude mit dem Schwänzchen wackelte; kaum abwarten zu können, dass sie mit mir Hol’s Stöckchen in der Wohnung spielen würden. Darauf wartete ich sehnlichst, doch sie waren damit beschäftigt die Zweige aufeinander zu stapeln, sie mit Zimt und Marzipan zu schmücken und dann auch noch Kerzen darauf zu manifestieren. Fragwürdig beobachtete ich, wie sie eine der Kerzen anzündeten, während die Mutter Plätzchen und Kakao servierte. Mich hatte mein bester Freund wenigstens nicht vergessen, rief mich zu sich her und hielt mir einen Biskuit hoch: „Komm her, Blake! Sitz!“ Ich gehorchte, tapste auf meinen vier Pfoten zu meinem Herrchen und wackelte mit dem Schwänzchen. Dann machte ich wie gewohnt Männchen und setzte mich nochmal nach Aufforderung. Nachdem ich mir mein Leckerchen geholt hatte, knabberte ich daran rum. Vielleicht bekam ich noch etwas, wenn ich ganz artig sitzen blieb. Abwartend verharrte ich eine ganze Weile, bis der Vater die Kerze auspustete und meine Familie zu Bett ging. Also setzte ich mich auf meinen Platz und legte mich hin, um zu schlafen.
Jetzt waren schon drei Wochen vergangen und ich musste ständig beobachten, wie sie das Ritual jeden Sonntag erneut durchzogen. Heute um genau 16 Uhr machen sie nur diesmal alle vier Kerzen an, essen dabei Lebkuchen und spielen mit Karten. Meine beste Freundin wollte zu Besuch kommen. Ihr Frauchen ist niemand anderes als Tante Emely. Zusammen haben ihre Hündin und ich gespielt. Wir haben uns gejagt, gemeinsam gegessen und getrunken. Nach dem letzten, langen Spaziergang renne ich vor lauter Freude, wieder in der Wohnung zu sein, hin und her, bis ich im Wohnzimmer einen dieser großen Bäume wahrnehme, der aber irgendwie ganz anders aussieht. Überall ist Glitzer und da hängen auch komische Lichter dran, die aussehen wie Kerzen. Überrascht setze ich mich vor den Baum, schaue dann zu den vier Kerzen und wieder zu dem Baum.
„Das ist deine erste Weihnacht, kann das sein, Blake?“, will July wissen, die sich zu mir gesellt hat. „Jeden Sonntag findet ein Ritual bei den Zweibeinern statt und wenn die vierte Kerze brennt, dürfen sie sich als Belohnung den Baum kaufen.“
„Und was machen sie mit den Zweigen? Warum darf ich nicht damit spielen?“
Amüsiert legt sie sich auf alle Vieren und lacht.
„Was denn? Ich spiele gern mit Stöckchen! Sonst spielt mein Herrchen doch auch immer mit mir!“
„Zuerst kommt die Bescherung und die ist erst vorbei, wenn alle Kerzen ausgebrannt sind. Wenn du geduldig bleibst, bekommst du am Heiligen Abend sogar einen bunten Teller mit vielen Leckerlis und Knochen, die sie vom Braten nehmen. Danach dürfen sie erst alles wieder abschmücken und mit dir spielen“, erklärt mir meine Freundin.
So ist das also!
Dann warte ich nun geduldig, bis die letzte Kerze aus ist und freue mich schon darauf, bis das Ritual Weihnacht vorbei ist.
„Fröhliche Weihnacht, wuff!“