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Spirit of Dragon

von

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Die Entdeckung

Ich klingele an der Tür. Es ist mal wieder recht früh am Morgen für einen Sonntag und dem entsprechend noch kalt. Es hatte zwar in der Nacht nicht mehr geschneit, dafür war nun Frost, weshalb die aufgetürmten Schneeberge am Wegrand von der letzten Woche wie Eisskulpturen in der aufgehenden Sonne glitzern.

Cath öffnet ihre Haustür und lässt uns Neuankömmlinge herein. „Seit ihr etwa zusammen gekommen?“ Sie sieht mich und meine zwei Begleiter belustigt an. Hinter mir stehen ein hünenhafter Junge mit freundlichen braunen Augen, der Matt genannt werden will, wohl aber Matthieu heißt, wenn ich mich richtig erinnere, und die in komplett schwarz gekleidete Elly, die auch gleich antwortet. „Nein, wir sind nur zufällig alle gleichzeitig angekommen und haben einfach gemeinsam geklingelt.

Im Wohnzimmer treffen wir dann auch auf ein paar der Anderen, die es sich dort bereits gemütlich gemacht haben. „Will irgendwer Kakao oder vielleicht einen Kaffee, während wir auf den Rest warten?“ Elly lehnt dankend ab, aber der Hüne bestellt sich einen Kaffee, welchen er auch dringend benötigt, so müde wie er aussieht. Ich nehme mir einen Kakao als Cath aus der Küche mit einem Tablet voller heißer Getränke zurück kommt und setzte mich zu Isa und Tessa, welche ebenfalls je einen dampfenden Becher vor sich stehen haben, auf die Couch. Matt gesellt sich gerade mit seinem Kaffee zu dem silberhaarigen Daniel, der es sich im Sessel bequem gemacht hat, als die Klingelt wieder ertönt und die große Brünette wie von der Tarantel gestochen los springt, um die Tür zu öffnen.

Sie kommt mit den Restlichen drei Teenagern zurück, die in unserer Runde noch gefehlt haben. Die drei Jungen sind wahrscheinlich auch gleichzeitig vor Cath‘s Haus angekommen und haben dann einfach gemeinsam geklingelt. Nun waren wir also komplett. Zehn Jugendliche versammelt in einem kleinen Wohnzimmer in Schottland an einem Sonntag im Winter. Ein Haufen Pubertierender, die sich zu einer Studiengruppe der besonderen Art zusammen gefunden haben.

Jetzt ist das kleine Wohnzimmer ziemlich voll und da bereits alle Sitzmöglichkeiten besetzt sind, bleibt dem Rest nichts anderes übrig als sich um dem flachen Wohnzimmertische auf den Fußboden zu setzen, nur Matt und Cath bleiben neben dem Sessel und der Couch stehen. Somit sitzen uns Mädels auf der Couch die drei Nachzügler Marcus, Zak und Jack gegenüber. Tess war gestern so klug gewesen die Polizei zu rufen als die Jungs um die Ecke der Gasse gekommen waren. Deswegen war es uns nicht mehr möglich gewesen die gestrigen Ereignisse gemeinsam auszuwerten, um nicht vor der Polizei vollkommen bescheuert rüber zu kommen. Das ist auch der Grund, warum wir uns heute alle hier treffen.

Ich hatte mich erst gewundert, warum die Polizei so schnell hatte bei uns sein können, aber das haben uns dann die beiden Beamten erzählt. Die Ladenbesitzerin und vorher auch Passanten aus der Ladenstraße hätten den Notruf gewählt, um einen Diebstahl zu melden. Außerdem seien sie sowieso in der Nähe gewesen, weil sich die Diebstähle, wie im Radio bereits verkündet, in letzter gehäuft hätten. So waren die drei Halbstarken schnell verhaftet und nachdem die unsere Aussagen aufgenommen hatten waren wir dann auch entlassen. Die Polizisten dankten und lobten uns für unseren Einsatz, warnten uns gleichzeitig aber auch vorsichtig bei solchen „Heldentaten“ zu sein.

„Ich muss zugeben, dass ich gestern nicht so ganz mitgekommen bin. Was habt ihr Mädchen da eigentlich in der Gasse gemacht?“ Jacks Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. „Dasselbe könnte ich dich fragen. Wir jedenfalls haben den Kapuzenpullover-Typen verfolgt, weil er meine Tasche geklaut hat.“ Isa sieht den Buntgefärbten an und nimmt dann einen Schluck von ihrem heißen Getränk. Da mischt sich der Hüne ein. „Aus demselben Grund waren wir auch da. Die beiden anderen hatten sich die Handtasche einer alten Dame geschnappt und waren weggerannt.“

„Ich habe mal eine andere Frage. Kann einer von euch Auren sehen?“ Dabei sieht mich der Silberhaarige direkt an als ob er ahnen oder sogar wissen würde wie meine Antwort ausfallen wird. „Wenn du diese schimmernden Hüllen meinst, dann ja, aber was hat das jetzt damit zu tun?“ Er hat mich total durcheinander gebracht. „Aber du bist die Einzige, die sie sehen kann, oder?“ „Ja, und? Ist doch klar, dass nur ich sie sehen kann, schließlich beherrschen die Anderen ja andere Elemente.“ Ich weiß ehrlich gesagt nicht, worauf er hinaus will und diese silbernen Augen verwirren mich zudem noch mehr.

„Genau, Dan kann nur Auren sehen, was nicht besonders hilfreich ist, wenn man nur sehen kann, ob jemand die Fähigkeit besitzt Elemente zu beherrschen, auch wenn man weiß, um welches es sich dabei handelt, nichts für Ungut Dan.“ Zak sieht den Silberäugigen entschuldigend an und bevor ihn jemand daran hindern kann, spricht er weiter. „Ich habe die Fähigkeit, alles telekinetisch zu bewegen, Jack hier kann Schallwellen, Marc Elektrizität und Matt Magnetismus kontrollieren.“ „Was?!“ Elly unterbricht Zaks Redeschwall ziemlich abrupt. „Das kann aber nicht stimmen! Wenn Dan Auren sehen kann, müsste er wie Amy auch das Element Licht beherrschen und von den anderen Elementen hat der Kapuzenpullover-Typ bei unserer ersten Begegnung mit ihm aber nichts gesagt!“

„Ja, aber von der Tatsache, dass man auch Licht manipulieren kann, hat er ja auch nicht erwähnt.“ Nun mischt sich auch Cath ein und hebt die rechte Hand, um Jack und die zuvor Gesprochene, die beide in dem Moment ihre Münder öffnen, daran zu hindern, sie zu unterbrechen. „Nach dem er Ellys Tasche am letzten Dienstag geklaut hatte, eröffnete er uns, dass wir Elementarier seien, die die Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft kontrollieren könnten. Beim Experimentieren am nächsten Tag haben wir dann festgestellt, dass ich Luft, Isa Wasser, Elly Feuer und Tess Erde manipulieren können. Außerdem haben wir das Element Licht bei Amy entdeckt.“

Daraufhin herrscht erstmal ein verwirrtes Schweigen, welches schließlich von einem nachdenklichen Dan durchbrochen wird. „Das ist merkwürdig! Amy und ich können beide Auren sehen, haben beide eine in orange-beige, aber sie kann Licht manipulieren und ich kann kontrollieren, ob ich Auren sehen will oder nicht, oder kannst du das auch?“ Ich schüttle den Kopf auf seinen fragenden Blick hin. „Dann wären da noch Matt und Tessa. Er kann Magnetismus, sie die Erde kontrollieren. Bei Marc und Elly, Elektrizität und Feuer, bei Zak und Isa, Telekinese und Wasser, und auch bei Jack und Cath, Schall und Luft, ist es dasselbe. Immer haben zwei dieselbe Aurenfarbe, kontrollieren aber andere Elemente, welche jedoch irgendwie etwas miteinander zu tun haben.“ Er hört sich eher so an als ob er einfach laut denken würde. Ich komme mit seinem Gedankengang nicht ganz mit. „Du meinst, Licht hat etwas mit der Tatsache zu tun, dass man Auren sieht?“ Tess meldet sich zu Wort und scheint damit den Lautdenker aus seinen Gedanken zu reißen.

Er kann darauf nur nicken, denn zum Antworten kommt er nicht mehr, weil das Marc für ihn übernimmt und den Denkansatz der Braungelockten fortführt. „Genau! Das ist auch bei den anderen Kombinationen von Elementen so. Die Erde hat ein starkes Magnetfeld, die Luft überträgt Schall und Elektrizität, im Besonderen natürlich Blitze, lösen Feuer aus. Nur bei Telekinese und Wasser bin ich mir nicht ganz sicher. Vielleicht weil bei Telekinese die Gegenstände in der Luft schweben wie Objekte im Wasser? Das scheint mir aber etwas weit hergeholt, oder?“ Doch keiner antwortet ihm. Ehrlich gesagt habe ich auf diese Frage auch keine Antwort, obwohl ich denke, dass das eine rhetorische Frage war, da wir keine Möglichkeit haben diese Theorie zu beweisen oder zu widerlegen.

„Wenn niemand etwas dagegen hat, würde ich gerne ein Experiment vorschlagen, die die These der Zusammengehörigkeit der Elemente beweisen kann.“ Isa ist die geborene Wissenschaftlerin, immer will sie Theorien und auch alles mit Versuchen beweisen als könne sie es sich sonst nicht vorstellen. Ich für meinen Teil habe nichts dagegen, weil ihre Ideen beim letzten Mal auch schon zu Ergebnissen geführt haben. Die Anderen scheinen ähnlich darüber zu denken, denn es ist allgemeines Kopfschütteln und zustimmendes Gemurmel zu vernehmen. „Ich denke, wir sollten uns immer in Zweiergruppen zusammen finden, immer diejenigen mit derselben Aurafarbe. Dann können wir testen, ob wir das Element des jeweils anderen auch beherrschen und wenn nötig uns gegenseitig Tipps geben.“

Daraufhin kommt in das kleine Wohnzimmer Bewegung. Sessel und Wohnzimmertisch werden zur Seite geschoben, um Raum für die Lernpaare zu schaffen. So stehen sich nun neben dem Karmin Elly und Marc gegenüber, ebenso wie Isa und Zak vor dem Fernseher, ich und Dan vor dem einzigen Fenster und Cath und Jack in der Mitte des Zimmers, nur Tessa und Matt haben auf dem Sofa Platz genommen. Dann geht es los.

Auf einmal knistert die Luft geradezu vor Spannung als die Pärchen anfangen ihre Kräfte auszutesten. Da es einfacher ist und sich auch vorteilhafter anhört als das Licht zu manipulieren, erklärt mir mein Teamkollege wie er seine Aurensicht anhand einer kleinen Demonstration beherrscht, indem er seine Sicht auf Auren ausschaltet und kurz darauf wieder an. Weil sich das Fenster zu meiner linken Seite befindet, kann ich abgesehen vom rot-schwarzen Team alle sehen, ohne meinen Kopf drehen zu müssen, und in dem Moment als Dan seine Kräfte abschaltet, werden sämtliche Auren der anderen Teams matt. Außerdem hören alle für einen Augenblick auf zu experimentieren. Vielleicht war das auch nur Zufall, denn kaum ein paar Sekunden später leuchten alle wieder wie zuvor und die anderen machen weiter als wäre nichts gewesen.

Dann bin ich an der Reihe. Ich brauch ein paar Versuche bevor es mir gelingt. Alle Auren verschwinden und zum ersten Mal seit knapp einer Woche sehe ich meine Freunde so normal wie jeder andere auch. Was für eine Erleichterung! Allerdings stehe ich jetzt vor dem nächsten Problem, da ich meine Aurensicht nicht gleich beim ersten Versuch wieder aktivieren kann. Ich konzentriere mich so sehr, dass mir die verwirrten Blicke meines Partners, der sich mit gerunzelter Stirn im Zimmer umsieht, und den der anderen, die wieder gemeinsam aufgehört haben zu üben, erst auf fällt als sich Jack lauthals beschert.

„Was ist denn jetzt los?! Auf einmal kann ich nichts mehr machen!“ „Das geht nicht nur dir so, Jack! Wir können gerade alle nicht unsere Kräfte gebrauchen!“ Elly mischt sich mit einem frustrieren Gesichtsausdruck ein und wird gleich darauf auch schon wieder von dem Silberhaarigen unterbrochen. „Entschuldigung, ich glaube, das ist unsere Schuld.“

„Warum denn eure Schuld?“ Isas überraschter Blick trifft den entschuldigenden von Dan. Da erst geht mir ein Licht auf. Also war das vorhin doch kein Zufall! „Ich glaube, was Dan damit sagen will ist, dass ihr eure Kräfte nicht kontrollieren könnt, wenn einer von uns beiden seine Aurensicht deaktiviert.“ Diesen Worten folgt mal wieder Stille. „Du meinst, ihr blockiert damit unsere Fähigkeiten?“ „So in etwa, ja.“ Der Silberäugige antwortet auf Matts Frage, die die Stille durchbrochen hat, noch bevor ich meinen Mund aufmachen kann. In dem darauf folgenden nachdenklichen Schweigen, schaffe ich es endlich die Auren zu reaktivieren, welche auch gleich wieder wie Fackeln vor meinen Augen aufleuchten. Irgendwie habe ich mich schon daran gewöhnt diese flimmernden Hüllen zu sehen.

Dan wirft mir einen kurzen Blick zu und durchbricht dann das Schweigen. „Jetzt solltet ihr wieder weiter machen können. Da wir das nun wissen, werden wir das Aktivieren und Deaktivieren nur üben, wenn ihr nicht in der Nähe seid, okay?“ Die anderen nicken, sodass es aussieht als wären sie eine Person als sich die Teams wieder einander zuwenden, um weiter zu üben und sich gegenseitig Radschläge zu erteilen. Auch mein Partner wendet sich mir zu und ich beginne damit ihm zu zeigen, was ich alles mir Licht anstellen kann und vor allem wie.

Doch als Dan versucht es nachzumachen passiert erst nichts, aber da ich das ja schon von unserer Versuchsreihe vom Dienstag her kenne, ermutige ich ihn einfach weiter zu machen. Dann geschieht etwas merkwürdiges, denn anstatt das Licht umzuleiten, das durch das Fenster hereinfällt, hebt sich der Schatten unter dem Fenster und verdunkelt das ganze Zimmer. Es sind mehrere empörte Ausrufe zu vernehmen, dann flackert ein warmes Licht auf als Elly einen Feuerball auf ihrer Hand tanzen lässt. Das tanzende Licht taucht das Zimmer in einen spärlichen unheimlichen Schein.

„Wie hast du das gemacht?“ Ich kann mein Gegenüber, dessen silberne Haare gespenstisch in Schein des Feuers wirken, nur ungläubig anstarren. „Ich bin das?!“ „Ja und wenn du nun so freundlich wärst, das Licht wieder ins Zimmer zu lassen, fände ich das sehr nett. Schließlich können wir nicht alle Feuer heraufbeschwören, um etwas sehen zu können!“ Jack ist nur als Silhouette zu erkennen, während die Teams Grün-braun und Blau-grau in vollständige Dunkelheit gehüllt sind. Das war unerwartet, aber wenn ich ehrlich bin, schockt mich nichts mehr so schnell. Wenn ich Licht kontrollieren kann, warum sollte dann Dan nicht die Schatten beherrschen?

Gerade als sich die Dunkelheit wieder vor dem Fenster senkt und die Sonnenstrahlen ins Zimmer lässt, schnippst die Schwarzhaarige aus einem unerfindlichen Grund mit den Fingern ihrer linken Hand. Ein Blitz entsteht und springt auf den Feuerball in ihrer rechten Hand über. In dem Moment wo sich die Finsternis vollkommen gesenkt hat, explodiert der Feuerball und hinterlässt eine dampfende Wolke.

Plötzlich bewegt sich diese Wolke und formt ein Tier, das nicht größer als eine Faust ist. Marc kneift die Augen zusammen und betrachtet das Wesen, das sich direkt auf Augenhöhe mit ihm befindet. „Ist das eine Katze?!“ „Ich heiße Mai und bin ein Luchs!“ Eine piepsige fröhliche Stimme kommt von dem durchscheinenden winzigen Tier, obwohl ich gleichzeitig das Gefühl habe, dass diese Worte irgendwo aus den Tiefen meines Kopfes gekommen sind. „Iiiihhhh! Es spricht!“ Mit einem Satz springt Elly nach hinten und wäre fast im Karmin gelandet. „Na hör mal! Was soll denn das jetzt bedeuten?!“



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