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Ocarina of Time

von

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Teil 4 - Die Auserwählten: Shiekah-Legenden

Bei diesem Gedanken wurde Link plötzlich trotz der Goronen-Rüstuntg unerträglich heiß und er stammelte ein wenig geistesabwesend: „Ja… ja, ich glaube, es ist wirklich eine gute Idee, zur Gerudo-Festung zurückzukehren. Dinah und die anderen warten bestimmt schon sehnsüchtig auf Neuigkeiten.“

Navi runzelte irritiert die Stirn und beugte sich ein wenig vor damit sie mehr vom Gesicht ihres Schützlings sah, obwohl sie auf seiner Schulter saß. Doch offenbar bemerkte Link die Bewegung und wandte rasch den Kopf, so als wolle er das Wandgemälde neben sich studieren.

Nun noch irritierter fragte Navi zaghaft: „Ähm… du hast Rauru doch auch gehört, oder?“ „Hm-mh“, Link nickte ein wenig zögerlich.

Ein Teil von ihm hätte gerne so getan als wüsste er nicht, was der Weise des Lichts ihnen mitgeteilt hatte. Der größere Teil von ihm brachte es jedoch nicht übers Herz einen Freund offen anzulügen.

„Dann weißt du also auch“, fuhr Navi mit unbarmherziger Logik fort, „dass wir in die Zitadelle der Zeit müssen. Wieso holst du nicht endlich deine Okarina hervor? Und warum willst du immer noch zurück zu den Gerudos? Wir haben doch jetzt den Ansatzpunkt, den wir wollten.“

Resigniert ließ Link Kopf und Schultern hängen und stieß einen langgezogenen Seufzer aus. Es hatte keinen Sinn, seiner Fee verheimlichen zu wollen, was in ihm vorging. Sie würde sowieso nicht locker lassen, bis sie ihm auch noch das letzte Detail aus der Nase gezogen hatte…

„Ich…“, setzte er mit brüchiger Stimme an, räusperte sich und sprach dann so schnell weiter als wollte er alle Worte auf einmal sagen, um es hinter sich zu haben. Navi musste sich stark konzentrieren, um alles zu verstehen.

„Ich weiß, dass Rauru uns gesagt hat, jemand warte in der Zitadelle der Zeit auf uns. Und ich habe auch einen Verdacht, wer das sein könnte – und genau deswegen will ich da nicht hin!“

Navi riss überrascht die Augen auf und blinzelte ihren Schützling völlig perplex an. So ein Verhalten sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Normalerweise wäre er viel zu pflichtbewusst, um jemanden warten zu lassen.

Weil ihr keine andere Erklärung für seinen Widerwillen einfiel, sagte die Feenfrau in sanftem Ton: „Ganondorf hat sicherlich anderes zu tun als irgendwo auf uns zu warten – immerhin ist er der Regent eines Landes, wo in allen Städten und Dörfern trotz all seiner Bemühungen, sein Volk einzuschüchtern, noch immer der Widerstand schwelt.“

„Ich weiß!“ Die Antwort fiel heftiger und rüder aus als Link gewollt hatte, aber das Chaos in seinem Inneren ließ ihn gereizt und bockig werden.

Er wollte nicht über dieses Thema sprechen!

Er wollte zurück zu den Gerudo gehen, sich ein wenig ausruhen und seine Gefühle ordnen.

Von seinem harschen Ton getroffen, schnappte Navi sofort ein und blaffte: „Schön! Wovor hat der große Herr der Zeiten denn dann Angst, bitteschön?“

Link stieß erneut einen langgezogenen Seufzer aus.

Warum nur konnte Navi nie etwas gut sein lassen?

Wieso musste sie ihn immer dazu nötigen, sie an seinem Gefühlsleben teilhaben zu lassen?

Dabei wäre er am liebsten nicht einmal selbst darin involviert gewesen…

Ein Teil von ihm freute sich wahnsinnig über die Aussicht, womöglich Zelda wiederzusehen. Dieser Teil vermisste die Prinzessin und hatte ihr gegenüber romantische Gefühle, die Link immer wieder irritierten, wann immer er an Zelda dachte.

Wie konnte man in jemanden verliebt sein, den man kaum kannte?

Der andere Teil von ihm hingegen fühlte sich von Shiek angezogen und empfand ihm gegenüber Dinge, die Link erröten ließen, wann immer er darüber nachdachte. Selbst jetzt noch fühlte er einen schwachen Nachhall des Kribbelns, das seinen ganzen Körper erfasst hatte, als Shiek ihn im Gefängnis der Gerudo-Festung mit Walnussöl eingerieben hatte, um seine Haut dunkler erscheinen zu lassen.

Diese sich widersprechenden Emotionen gaben Link das Gefühl, von innen heraus zu zerreißen.

Er wollte Zelda treffen, aber irgendwie auch nicht…

Und er hatte Angst vor seiner Reaktion, wenn sie es tatsächlich war, die in der Zitadelle auf ihn wartete. Oder wenn sie es nicht war…

„Fein, dann redest du eben gar nicht mehr mit mir“, schnappte Navi, die von seinem Schweigen verletzt war, in seine Gedanken hinein.

Nun gesellte sich zu seinem inneren Aufruhr auch noch die Wut auf sich selbst, dass er zu schwach war, seine Gefühle im Zaum zu halten, und zu allem Überfluss eine seiner letzten Freundinnen verletzt hatte.

Die überkochenden Emotionen drückten gegen seine Brust wie ein Ballon, den man immer weiter aufpustete, bis schließlich irgendetwas in Link riss und er brüllte: „Na gut! Dann teleportieren wir uns halt in diese verfluchte Zitadelle!“
 

Nur Sekunden später fanden sich die beiden Abenteurer in der Zitadelle der Zeit wieder – jedoch schien diese vollkommen leer zu sein. Von der ominösen Person, die sie hier treffen wollte, war keine Spur zu sehen.

Mit grimmigem Gesichtsausdruck sah Link sich im gesamten Gebäude um und knurrte dann, nachdem seine Suche erfolglos geblieben war, seine Fee an: „Bist du jetzt glücklich? Hier ist niemand!“

Navi, die nicht glauben konnte wie Link sich ihr gegenüber verhielt, schüttelte nur wortlos den Kopf.

Was hatte sie bloß getan, dass er sie plötzlich behandelte als wäre sie seine Feindin?

Eben waren sie noch beste Freunde gewesen und – zack – hatte er sie angeschrien und behandelte sie seitdem als wäre sie Ursprung all seines Leids.

Am liebsten wäre sie in diesem Moment aufgestanden und gegangen…

Sie fühlte sich verraten und ausgenutzt…

Einzig der Gedanke an all den Stress, den Link in den letzten Monaten erleiden musste, ließ sie bleiben.

Vielleicht war er inzwischen an einem Punkt angekommen, an dem er allmählich verrückt wurde?

Trotzdem hatte er kein Recht, seinen Zorn an ihr auszulassen! Sie hatte immer zu ihm gestanden und alles für ihn gegeben!

Vielleicht hatte Vingor doch Recht gehabt und es war besser, wenn sich eine Begleitfee emotionalen Abstand ihrem Schützling gegenüber bewahrte…

Link schien zu spüren, dass seine Fee dabei war, sich ihm gegenüber zu verschließen, und seufzte auf. „Hör mal, Navi, das vorhin war nicht so gemeint. Ich…“

Doch der Herr der Zeiten kam nicht dazu, sich zu erklären, denn in diesem Moment erklangen plötzlich Schritte vom Eingang der Zitadelle her.

Sofort wirbelte Link herum und sein Herz machte einen erfreuten Sprung, während er sich gleichzeitig enttäuscht fühlte.

Dort, auf der Teleportierplattform, stand Shiek und blickte mit schief gelegtem Kopf zu den beiden Abenteurern herüber. Als Link ein wenig näher kam, sagte der Shiekah: „Wie ich sehe, hat Rauru meine Nachricht überbracht.“

„Ja.“ Der Herr der Zeiten fand an dieser Aussage nichts Ungewöhnliches, doch Navis Misstrauen Shiek gegenüber war mit einem Schlag wieder erwacht: „Woher kennst du den Weisen des Lichts? Und wie kannst du mit ihm kommunizieren, während er im Heiligen Reich ist, du aber hier bist?!“

Das Schimmern im unverhüllten Auge des Shiekah verriet, dass er lächelte. „Du wirst mir nie völlig vertrauen, oder, holde Navi? Nicht einmal nach allem, was ich bereits für euch getan habe?“

Die Fee schüttelte heftig mit dem Kopf. „Niemals. Irgendetwas an dir ist faul, das habe ich von Anfang an gespürt!“

Link lief bei dem scharfen Ton seiner Fee rot an und versuchte zu beschwichtigen: „Nimm das nicht zu ernst, Shiek. Navi und ich hatten uns vorhin ein wenig in den Haaren und sie ist vermutlich noch gereizt deswegen. Sie meint das eigentlich gar nicht so.“

„Und ob ich das so meine!“, rief die Feenfrau aufgebracht.

Zur großen Überraschung der beiden Abenteurer nickte Shiek und gab zu: „Nun ja, ich muss zugeben, dass ich euch gegenüber nicht ganz ehrlich war und euch meine wahre Identität verschwiegen habe.“

„AH-HA!“ Navi stieß einen triumphierenden Laut aus, während Link das Gefühl hatte, man hätte ihm den Boden unter den Füßen entzogen. Trotz all der Warnungen seiner Fee hatte er dem Shiekah stets blind vertraut.

Und nun sollte Navi tatsächlich Recht behalten…?

Was war mit all diesen kleinen Momenten der emotionalen Nähe, die ihn mit Shiek verbunden hatten?

Waren diese auch nur Scharade gewesen?

Link fühlte sich plötzlich nackt und dumm und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust, während er darauf wartete, was Shiek noch sagen würde. Dieser holte hörbar Luft und sagte: „Ich werde mich euch nun offenbaren, doch dazu muss ich etwas ausholen. Gestattet ihr mir dies?“

Held und Fee gaben ihrem Gegenüber mit einer Geste zu verstehen, dass er mit seinen Ausführungen anfangen sollte. Dieser schien einen Moment zu überlegen wie er das Kommende formulieren sollte und begann dann: „Wie ihr sicherlich wisst, besagen die Legenden, dass, wer immer das Triforce berührt, von den Göttinnen einen Wunsch erfüllt bekommt.“

„Ja, wissen wir! Was hat das damit zu tun, wer du wirklich bist?“, herrschte Navi den Shiekah an, aber Link, der seinen Freund noch nicht vollends aufgeben wollte, wies sie zurecht: „Warte es doch ab. Er wird es schon noch erklären.“

Shiek nickte ihm dankbar zu und fuhr fort: „Natürlich wisst ihr auch, dass das Triforce in seine drei Fragmente zerbricht, wenn es von jemandem berührt wird, dessen Herz und Charakter unausgewogen sind.“

„Das ist der einzige Grund, weshalb wir noch eine Chance darauf haben, Ganondorf zu besiegen“, rief Navi und schüttelte dann resignierend den Kopf. „Ich weiß wirklich nicht, was das hier alles soll… Aber, bitte, fahr fort.“

Zur großen Verwirrung der beiden Abenteurer begann Shiek die Bandagen um seine linke Hand abzuwickeln, während er fortfuhr: „Neu ist euch aber vielleicht, dass die Legende wie sie vom Volk der Shiekah überliefert wurde noch weitergeht. Im Gegensatz zu der Legende der Hylianer gibt die Shiekah-Legende Hinweise darauf, was in einem solchen Fall mit den anderen Fragmenten passiert und wie sich das Triforce wieder zusammensetzen lässt.“

Der Shiekah hörte auf, seine Hand zu entwickeln und sah Link mit einem so intensiven Blick in die Augen, dass es diesem einen Schauer über den Rücken jagte. „Euch ist vermutlich bekannt“, fuhr Shiek fort, „dass die drei Fragmente des Triforce für die herausstechenden Charaktermerkmale der drei Göttinnen stehen. Din erschuf das Fragment der Kraft, Farore das Fragment des Mutes und Nayru schließlich das Fragment der Weisheit.

In der Legende der Shiekah heißt es, dass derjenige, der das Triforce zum Zerbrechen bringt, das Fragment erhält, das seinem Herzen am ehesten entspricht. Es ist nicht überraschend, dass Ganondorf mit seiner Machtgier das Fragment der Kraft erhielt, als er vor sieben Jahren ins Heilige Reich eindrang.“

Link und Navi nickten unwillkürlich und lauschten weiterhin gespannt. Sie konnten sich zwar immer noch keinen Reim darauf machen, was das alles mit Shieks wahrer Identität zu tun haben sollte, aber immerhin erzählte er ihnen tatsächlich etwas Neues.

„Die Shiekah-Legende besagt weiter, dass die Fragmente, die nicht an denjenigen übergehen, der das Triforce berührt hat, an die Auserwählten übergehen.“ Als Shiek die irritierten Gesichter seiner Gegenüber sah, hielt er kurz inne und erklärte: „In jeder Generation gibt es drei Auserwählte – die rechtmäßigen Besitzer der jeweiligen Triforce-Fragmente.“

Dann machte er eine kurze Kunstpause und eröffnete dann: „Der Auserwählte des Mutes bist du, Herr der Zeiten.“

Link riss überrascht die Augen auf. „Was?“ Auch Navi beäugte ihn mit einem skeptischen Blick von der Seite. „Jaaaa… gut…“, murmelte sie schließlich, „ich muss schon zugeben, dass Link außergewöhnlichen Mut bewiesen hat, aber macht ihn das gleich zum Auserwählten Farores?“

„Ich kann nicht der auserwählte Besitzer des Mut-Fragments sein. Ich bin doch schon der auserwählte Träger des Master-Schwerts“, wandte Link ein, dem die Vorstellung doppelt auserwählt zu sein, gar nicht behagen wollte.

„Du bist es aber. Sie dir den Rücken deiner linken Hand an.“, forderte Shiek in auf. „Die Auserwählten sind auf der linken Hand mit dem Symbol des Triforce gezeichnet.“

Zögerlich zog Link seinen Handschuh aus und warf dabei immer wieder skeptische Blicke auf Shiek. Er wirkte absolut sicher, aber er musste sich irren… ganz bestimmt… alles andere war völlig unmöglich!

Nachdem er den Krafthandschuh abgelegt hatte, konnte Link zunächst nichts Ungewöhnliches an seiner Hand entdecken und wollte Shiek schon zeigen, dass er sich irrte, als Navi plötzlich lautstark nach Luft schnappte. „Link! Sieh nur!“

Tatsächlich tauchte plötzlich ein dunkles Mal auf Links Handrücken auf wie etwas das an die Oberfläche eines Sees aufstieg. Das untere rechte Fragment stach besonders deutlich hervor.

„Das… das kann nicht… nicht sein…“, stammelte Link, während Shiek bereits weitersprach: „Der Auserwählte Nayrus ist der siebte Weise, der Weise der Harmonie, dem es vorherbestimmt ist der alleinige Träger des vereinigten Triforce zu sein.“

Mit diesen Worten ließ er die Bandagen seiner linken Hand fallen und präsentierte den beiden Abenteurern seinen Handrücken. Dort prangte ebenfalls das Triforce-Symbol, doch bei ihm zeichnete sich vor allem das untere linke Fragment besonders deutlich ab.

„Absolut unmöglich!“, stieß Navi aus, während Link noch immer zu verstehen versuchte, was das alles bedeuten sollte. „Prinzessin Zelda ist die Weise der Harmonie!“, fuhr die Fee aufgebracht fort.

Woher Navi diese Gewissheit nahm, war Link schleierhaft, aber er wagte nicht, seine aufgebrachte Fee zu unterbrechen, um danach zu fragen.

Unterdessen keifte Navi weiter: „Du kannst nicht der Träger des Weisheit-Fragments sein! Du bist ein Schwindl–!“

In diesem Moment erstrahlte plötzlich ein gleißendes Licht um Shiek herum, das ihn vollständig einhüllte und seine Gegenüber blendete. Navi und Link rissen fast zeitgleich ihre Hände vors Gesicht und wandten die Köpfe ab.
 

Nach mehreren Sekunden flaute das Licht ab und Link wagte einen schnellen Blick zu Shiek herüber – und schrie überrascht auf.

Dort, wo zuvor der Shiekah gestanden hatte, stand nun eine junge Frau mit langem blondem Haar, nachtblauen Augen und einem schüchternen Lächeln auf den Lippen. Ihr schlanker Körper war in ein reichverziertes Seidenkleid gehüllt und in ihrem Haar steckte ein goldenes Diadem.

„P-Prinzessin Zelda!“, stieß Navi hervor und sprach damit aus, was Link ebenfalls durch den Kopf geschossen war.

Die junge Frau nickte und sagte: „Ja, ich bin es. Die Scharade tut mir leid, aber es war der einzige Weg, mich all die Jahre vor Ganondorf zu verstecken.“

„Du… du bist Shiek?“ Link brachte kaum ein Wort hervor. Plötzlich hatte er überhaupt keine Ahnung mehr, was er denken sollte. Das Gefühl, betrogen worden zu sein, wurde beinah unerträglich.

All die Zeit, in der er mit seinen verwirrenden Emotionen und Phantasien gekämpft hatte…

Dabei war es von Anfang an Zelda gewesen, die ihm zur Seite gestanden und ihm den Kopf verdreht hatte…

Er hatte sich wegen Nichts unzählige schlaflose Nächte bereitet…

Während Link sich mit seinem aufgewühlten Geist auseinandersetzte, nickte Zelda. „Ja, der bin ich. Oder besser gesagt, er ist ich.“ Dann lächelte sie Navi an und fragte: „Und du? Willst du mir noch immer nicht vertrauen?“

„Doch!“ Die Fee strahlte plötzlich über das ganze Gesicht. Sie hatte Recht gehabt: mit Shiek hatte etwas nicht gestimmt, aber zum Glück hatte sich alles zum Guten gewendet!

„Dann wirst du dich sicherlich von mir heilen lassen?“, fragte Zelda mit einem Schmunzeln und hob Navi vorsichtig von Links Schulter, wobei dieser kaum merklich vor ihr zurückwich.

Sie hätte ihm die Wahrheit schon früher sagen können…

Sie hätte ihm so viel Leid ersparen können, wenn sie ihm vertraut hätte…

Zelda schloss die Hände über der zierlichen Fee und sofort erstrahlte goldenes Licht zwischen ihren Fingern hindurch. Ohne dass Link oder Navi gefragt hätten, erklärte sie: „In den Adern der hylianischen Königsfamilie fließt das Blut mächtiger Magier. Durch die Kraft des Triforce-Fragments der Weisheit verstärkt sich meine Macht sogar noch.“

„So konntest du dich auch in Shiek verwandeln, richtig?“, fragte Navi neugierig, nachdem Zelda die Hände wieder geöffnet hatte.

„Ehrlich gestanden reichten meine Kräfte dafür nicht aus. Gestaltwandeln ist uralte Shiekah-Magie. Dafür brauchte ich Impas Hilfe.“ Während die Prinzessin antwortete, inspizierte Navi ihren verletzten Flügel und stellte erfreut fest, dass der Riss in dem feinen Gewebe verschwunden war. Begeistert stieß sie sich von Zeldas Hand ab und sauste kichernd durch die Lüfte.

Eine Zeit lang trat betretenes Schweigen ein, dann warf Zelda Link einen schüchternen Blick zu. „Du wirkst gar nicht erfreut, mich zu sehen…“

Link atmete hörbar aus und entgegnete ausweichend: „Doch. Ich freu mich, dass du wohlauf bist. Wir hatten schon das Schlimmste befürchtet.“

Bei dem kalten Beiklang seiner Worte zog Zelda die Schultern ein wenig hoch und stellte fest: „Du fühlst dich hintergangen, oder?“

Ein Teil von ihm wollte sie anschreien: „Wie würdest du dich denn an meiner Stelle fühlen?!“

Doch Navi, die auf ihrem Freudenflug von dem kurzen Gespräch der beiden nichts mitbekommen hatte, ließ sich plötzlich wieder auf Links Schulter nieder und rettete Link vor der Notwendigkeit einer Antwort, indem sie sagte: „Aber eines verstehe ich noch nicht ganz. Wenn Shiek die ganze Zeit über in Wahrheit du war, warum hast du dann eines Nachts versucht, uns die Okarina der Zeit zu stehlen?“

Zelda betrachtete noch einen Moment lang Links verschlossenes Gesicht, dann wandte sie sich der Fee zu. „Ich wollte sie nicht stehlen, sondern nur für ein paar Minuten in den Händen halten. Ich hatte – und habe immer noch – schreckliches Heimweh und sehnte mich nach etwas aus meinem früheren Leben. Auf der Okarina hat meine Mutter mir früher öfter etwas vorgespielt, musst du wissen.“

„Ach so!“ Navi strahlte wie ein Honigkuchenpferd, weil all die Ungereimtheiten, die sie in den letzten Monaten beschäftigt hatten, endlich geklärt und aus der Welt geschafft waren.

Zelda musterte Link, der auf der Unterlippe kaute und stur zu Boden blickte, aus den Augenwinkeln und einen Moment lang schien es als wolle sie an ihr Gespräch von zuvor anknüpfen. Doch stattdessen schlug sie nun einen geschäftsmäßigen Ton an: „Ich habe übrigens noch etwas für dich, Herr der Zeiten.“

Link hob langsam den Kopf und sah ihr ein wenig widerwillig ins Gesicht. „Ach ja?“ Als er das kurze Zucken ihrer Mundwinkel und den traurigen Schimmer in Zeldas Augen sah, tat ihm sein Verhalten sofort leid, aber er konnte nicht anders.

Er fühlte sich dermaßen hintergangen…

„Ganondorf ist wahnsinnig mächtig. Selbst mit der Hilfe von uns Weisen wirst du es schwer gegen ihn haben – zumal wir Weisen dir nicht im Kampf bestehen können. Alles, was wir tun können, ist es, ihn ins Schattenreich zu bannen, sobald du ihn im Kampf geschlagen hast. Solange er nicht besiegt ist, wird er sich unserem Bann widersetzen.“

Bei der Erwähnung des Schattenreichs musste Link an sein dunkles Abbild denken, das er im Wassertempel getroffen hatte. Bei der Erinnerung an dieses Aufeinandertreffen zog sich noch immer alles in Link zusammen und ein merkwürdiges Gefühl von Trauer überkam ihn. Trotz der Feindseligkeit, die das Schattenwesen ihm gegenüber an den Tag gelegt hatte, fühlte es sich ein wenig an als habe er seinen Bruder getötet.

Um sich von der Erinnerung an den dunklen Link abzulenken, konzentrierte sich der Herr der Zeiten auf Zeldas Ausführungen: „Wir können zwar, wie gesagt, nicht in den Kampf eingreifen, aber Rauru und ich haben trotzdem etwas, mit dem wir dich unterstützen können.“

Mit diesen Worten hielt sie eine Hand mit der Handfläche nach oben vor sich. Nur einen Herzschlag später materialisierte sich etwas in ihrer Hand, das aussah wie ein Bündel goldener Pfeile.

Dieses hielt sie Link entgegen und sagte: „Das hier sind heilige Lichtpfeile. Sie wurden von Rauru persönlich angefertigt. Ganondorf ist so sehr von Dunkelheit durchdrungen, dass diese Pfeile großen Schaden bei ihm anrichten werden. Wir hoffen, dir damit deine schwere Bürde ein wenig erleichtern zu können.“
 

Link nahm die Pfeile entgegen und wollte sich gerade bedanken, als plötzlich die Erde zu beben begann und Zelda von einem rosa Licht eingehüllt wurde. Beinah reflexartig streckte Link die Hand nach ihr aus, stieß jedoch gegen eine massive Wand – das Licht schien sich irgendwie verfestigt zu haben.

„Prinzessin!“ Navi trommelte mit ihren kleinen Fäustchen gegen die kristalline Wand, während Link sich panisch nach einem Angreifer umsah.

Auf einmal ertönte ein körperloses Lachen, das die Wände der Zitadelle erschütterte. „Endlich habe ich Euch gefunden, Prinzesschen!“

Links Magen zog sich zu einem harten Knoten zusammen als er die Stimme erkannte: Ganondorf!

Fieberhaft tasteten der Herr der Zeiten und seine Fee das Lichtgefängnis der Prinzessin nach Rissen oder dergleichen ab – es musste doch eine Möglichkeit geben, Zelda zu befreien!

Links Geist raste.

Ob ein Schlag mit dem Goronenhammer ausreichen würde, um die kristallinen Wände zu zerbrechen?

Und würde Zelda einen solchen Gewaltakt unbeschadet überstehen?

Unterdessen sprach Ganondorf unbeirrt weiter: „Ich muss schon sagen, es ist wahrlich bewundernswert, dass Ihr Euch so lange direkt vor meiner Nase verstecken konntet. Ihr seid wirklich klug – so wie man es von dem Träger des Triforce-Fragments der Weisheit erwartet. Aber leider seid Ihr nicht klug genug…“

Zu Links Entsetzen schwebte das rosafarbene Licht – und damit auch Zelda – plötzlich Richtung Zitadellenausgang davon. So schnell er konnte, hastete Link der Prinzessin hinterher, was Ganondorf zu amüsieren schien. „Nur zu, Herr der Zeiten, versuch, sie zu retten!“

Zelda schlug von Innen gegen ihr Gefängnis und schien Link etwas zuzurufen, doch kein Laut durchdrang das seltsame Licht.

Also hetzte der Herr der Zeiten der entführten Prinzessin hinterher – durch die von Zombies bevölkerten Ruinen Hyrule-Stadts, durch den ehemaligen Schlosspark bis zu Ganondorfs schwarzer Festung.

Link hatte sich so sehr beeilen müssen mit dem schwebenden Licht mitzuhalten, dass er es beinahe nicht mehr geschafft hätte, rechtzeitig am Rand des Lavagrabens abzustoppen.

„Hey… warte… auf… mich…“ Navi, die in der Zitadelle der Zeit den Startschuss verpasst hatte, flog keuchend auf Link zu und schimpfte halbherzig: „Du hättest ruhig mal schauen können, ob ich noch da bin.“

Anstatt auf ihren Tadel einzugehen, antwortete Link nur: „Wir haben sie verloren, Navi.“

Plötzlich brannte das schlechte Gewissen über sein unterkühltes Verhalten wie Feuer in seiner Seele und der Herr der Zeiten starrte sehnsüchtig auf die andere Seite des Lavagrabens.

Wie sollte er nur jemals dort hinüber kommen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  obelix
2017-12-18T19:27:19+00:00 18.12.2017 20:27
Hi labrynna

Das Kapitel ist intersannt und entführend. Hätte Ganondorf bisschen warten können bis zelda und link sich ausgesöhnt hätten aber ne dieser Idiot. Ich finde sehr intersannt das die legend um das Triforce verschied lang ist bei den beide Völkern .

Mfg Obi
Antwort von:  Labrynna
18.12.2017 23:16
Die Shiekah scheinen noch einiges zu wissen, was die anderen Völker vergessen haben.

Ja, böser Ganondorf! Ganz schlechtes Timing!
Aber vielleicht haben Link und Zelda später noch Zeit, sich auszusöhnen?


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