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Ocarina of Time

von

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Dodongos-Höhle

Auf dem Weg zu Dodongos-Höhle, die ein Stück weiter bergab lag, kamen die Beiden an einem Feld großer Pflanzen mit gelben Blüten und dicken, dunklen, bombenartigen Körpern vorbei.

„Wow, Navi, hast du so etwas schon mal gesehen?“, fragte Link bewundernd. Die zierliche Fee flog einen Kreis um das Gewächs und schüttelte den Kopf, während sie geradezu ehrfürchtig die glatte Oberfläche berührte.

Ein Gorone trat von hinten an die Beiden heran und kniete sich neben Link. „Das sind Donnerblumen. Die eigentliche Pflanze besteht nur aus den grünen Blättern, die knapp über dem Boden wachsen. Zweimal im Jahr blüht sie mit einer großen, gelben Blüte und entwickelt dann diesen Fruchtkörper.“ Der Gorone deutete auf die blauschwarze Kugel und lächelte.

„Und warum heißen sie Donnerblumen?“, erkundigte sich Link, der in die Hocke gegangen war, um die eigentümliche Pflanze aus der Nähe betrachten zu können.

Langsam stemmte sich der Gorone wieder auf die Füße und bedeutete dem Jungen, ihm zu folgen. Auf der anderen Seite des Feldes angekommen, blieb das mächtige Felsenwesen stehen und deutete auf eine Pflanze zu seinen Füßen.

„Diese hier ist reif. Du erkennst es an dem schmalen, orange gefärbten Rand der Blüte.“ Der Gorone zog ein wenig an den Blütenblättern, damit Link den feinen Unterschied zu einer unreifen Donnerblume besser erkennen konnte.

„Komm, Kleiner, sei kein Frosch und pflück sie. Dann erfährst du, warum wir sie Donnerblumen getauft haben.“

Link warf Navi, die mit den Schultern zuckte, einen leicht ängstlichen Seitenblick zu und stellte sich dann über die Pflanze, um den Fruchtkörper vom Rest zu lösen.

Mit einem leisen Knacken löste sich die schwere, schwarze Frucht und Link schaute sich irritiert nach dem Goronen um, der sich schnell entfernte. „Ein Knack und das ist alles? Kein besonders beeindruckender Donner...“

Plötzlich wurde Navi blass und deutete panisch auf das Gewächs in Links Händen. „Wirf das Ding weg! Es explodiert!“ „Äh… Was?!“

Von innen heraus baute sich in der Frucht ein immenser Druck auf, der gegen die harte Schale drückte und sie leicht pulsieren ließ, bis sie aufplatzen würde. Durch die Reibung im Inneren wurde das kugelige Gewächs so heiß, dass es Link beinah die Hände verbrannte.

Hilflos sah sich der Junge um, doch rings um ihn herum standen nur noch mehr reife Donnerblumen, die durch die Detonation ebenfalls zum Explodieren gebracht worden wären.

Schließlich warf Link die pflanzliche Bombe über die Schulter und sich selbst auf den Boden, wo er sich flach zusammen kauerte und die Hände auf die Ohren drückte. Die gepflückte Donnerblume flog im hohen Bogen über den Rand des Abhangs, auf dem das Feld angepflanzt war, und stürzte in die Tiefe, wo sie mit einem lauten Donner detonierte.

Das Explosionsgeräusch prallte von den felsigen Wänden ab und grollte über den Todesberg hinweg, bevor es von dem Krachen zusammenstürzenden Gerölls abgelöst wurde.

Vorsichtig nahm Link die Hände von den Ohren, setzte sich auf und krabbelte auf allen Vieren zum Abhang. Von unten drangen die erfreuten Rufe und das Klatschen einiger Goronen an seine Ohren: „Dodongos-Höhle ist endlich wieder offen!“
 

Auf dem Weg hinab zum Eingang konnte Navi noch immer nicht fassen, wie knapp sie einer Katastrophe entgangen waren. „Wenn ich diesen Goronen erwische, kann er was erleben! Dieser Idiot wollte uns umbringen!“, wetterte sie, während sie zur symbolischen Unterstreichung ihrer Worte mit der Faust auf die Handfläche schlug.

Doch Link machte ein gequältes Gesicht und schüttelte sacht den Kopf. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Vielleicht hat er nicht ganz bis zum Ende durchdacht, was er tat, oder wir irren uns und mir wäre gar nichts passiert, wenn das Ding in meinen Händen explodiert wäre.“

Navi zog die rechte Augenbraue in die Höhe und bedachte ihn mit einem abfälligen Blick. „Diese einzelne Donnerblume hat einen riesigen Felsen in tausend Teile zersprengt. Wenn sie in deinen Händen detoniert wäre, hätte die Explosion dir erst die Arme abgerissen, bevor du zermalmt worden wärst, weil die umstehenden Pflanzen explodiert wären.“

Navi schnaubte ärgerlich und blickte Link, der mit hängendem Kopf neben ihr her lief, nachdenklich an. „Und trotzdem fällt es dir schwer, schlecht von diesem Felsknäul zu denken, nicht wahr?“

Link nickte und seine Fee warf in einer theatralischen Geste die Arme zum Himmel. „Oh, bei den Göttinnen!“
 

Vorsichtig drückte der Junge sich zwischen den feiernden Goronen, die ein paar kleine Happen von ihren Lieblingssteinen gefunden hatten, hindurch Richtung Höhleneingang.

Gerade, als er die Höhle betreten wollte, wurde er von einem der Felsenwesen aufgehalten. Es war sein neugewonnener Freund, der ihn nach Goronia geleitet hatte. „Warst du das mit der Donnerblume?“

„Ja, aber das war eigentlich ein Ver–...“ Doch der Gorone ließ ihn gar nicht ausreden. Stattdessen drückte er den völlig perplexen Link an seine steinharte Brust.

„Das ist großartig! Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich darauf gefreut habe, endlich mal wieder von diesen Steinen kosten zu können. Willst du auch ein Stück?“ Er hielt dem Jungen, der verzweifelt gegen die zu enge Umarmung ankämpfte, einen Brocken rötlichbraunen Granits unter die Nase.

Dieser verzog bei dem Gedanken auf Stein zu beißen angewidert das Gesicht und winkte ab. Der Gorone zuckte die Schultern, wobei er Link durch die Umarmung für kurze Zeit vom Boden hoch hob, und steckte sich den Stein in den Mund. Er kaute laut knirschend, bevor er mit einem seligen Lächeln auf den Lippen schluckte.

„Köstlich! Zu schade, dass es damit bald wieder vorbei sein wird.“ Sein Gesicht verdüsterte sich und er entließ Link, der fragend den Kopf schief legte, wieder aus der Umarmung.

„Dodongos-Höhle mag wieder offen sein, doch tief in ihr Innerstes können wir noch immer nicht vordringen. Die Dodongos sind nach all der Zeit, in der sie für ausgestorben galten, wieder zurückgekehrt – und Goronen stehen ganz oben auf ihrem Speiseplan.“

Link drehte sich zum Höhleneingang und starrte in die Dunkelheit. „Diese Dodongos, was sind das für Wesen?“ „Riesige, feuerspeiende Echsen mit schier undurchdringlich gepanzerter Haut und einem extrem aggressiven Temperament.“

Ohne den Blick abzuwenden, nickte Link und versprach seinem Freund, das Problem zu beheben. Dann sprach er sich selbst stumm Mut zu, drückte den Rücken durch und trat betont selbstsicher in die Finsternis.
 

Langsamen Schrittes stieß Link immer weiter in die Höhle vor. Im Inneren war es so unglaublich dunkel, dass man nicht einmal die eigene Hand vor Augen sah.

Der Junge schob bedächtig einen Fuß nach vorn und streckte den rechten Arm vor sich, um eventuelle Hindernisse rechtzeitig ertasten zu können. Die andere Hand ruhte beständig auf dem Schwertknauf damit er ungebetene Gäste schnell gebührend empfangen konnte.

Mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen versuchte er einen Witz zu machen: „Gut, dass ich nie Angst vor der Dunkelheit hatte.“ Neben ihm machte Navi ein grunzendes Geräusch. „Weißt du, das käme irgendwie überzeugender rüber, wenn deine Stimme dabei nicht zittern würde.“

Link streckte ihr die Zunge heraus, auch wenn sie dies nicht sehen konnte. „Nur weil ich mich nicht fürchte, heißt das nicht, dass ich nicht angespannt bin.“ „Du bist so ein Weichei!“ Die Fee seufzte übertrieben auf und knuffte ihm dann spielerisch gegen sein Kinn. „Doch wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Feelein her.“

Navi legte sich Zeige- und Mittelfinger beider Hände an die Schläfen, um diese in kreisenden Bewegungen zu massieren und konzentrierte sich.

Auf einmal wurde aus dem silbrigen Glanz, der ihren Körper stets einhüllte, ein kühles, weißliches Licht, das sich immer weiter im Raum ausbreitete, bis die Lichtkugel einen Durchmesser von fast fünf Metern hatte.

Das Licht war so hell, dass Link sich geblendet abwenden und die Augen mit den Händen schützen musste, bis er sich an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatte.

Blinzelnd schaute er sich um und staunte nicht schlecht.

Konnte er vorher kaum bis zu seiner Nasenspitze gucken, erkannte er nun in der Nähe wachsende Donnerblumen und sogar die raue Beschaffenheit der Felswände.

„Navi, du bist unglaublich!“

„Ich weiß. Trotzdem danke.“ Die Stimme der Fee klang rau und gepresst.

Link strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und musterte seine Begleiterin mit sorgenvoller Miene – das heißt, das hätte er getan, hätte er sie in dem hellleuchtenden Lichtball erkennen können.

„Alles okay bei dir?“ „Ja, ja, keine Angst. So stark zu leuchten ist nur unglaublich anstrengend. Also tu mir einen Gefallen und beweg dich!“

Nach nur fünf Minuten hatte Link den ganzen Raum umrundet, doch nirgends war ein Weg tiefer in die Höhle zu entdecken. Navi hatte sich inzwischen auf den klammen Boden niedergelassen, weil ihr die Kraft fehlte, sich weiter in der Luft zu halten, und atmete keuchend.

Verzweifelt rannte Link durch den Raum und krabbelte auf allen Vieren an den Wänden entlang, in der Hoffnung, einen schmalen Durchgang zu finden, den er bisher übersehen hatte.

„Kannst du es noch aushalten?“ Er warf einen besorgten Blick über die Schulter auf den langsam schrumpfenden Lichtball.

„Mach dir... um mich keine Sorgen...“, presste Navi zwischen den Zähnen hervor, während silbriger Schweiß über ihre Stirn lief. Die Welt schien sich plötzlich um sie herum zu drehen und zu verzerren. Ihr Oberkörper schwankte ein wenig und sie drohte, in Ohnmacht zu fallen, während Link wütend gegen eine der Wände schlug.

Das Feenlicht hinter ihm flackerte besorgniserregend, als er endlich bemerkte, dass seine Schläge einen seltsam hohlen Ton erzeugten. „Navi! Navi! Hinter dieser Wand geht’s weiter! Halte nur noch ein bisschen durch!“

Mit langen Schritten eilte Link zu den Donnerblumen, die in der Nähe wuchsen, während er in Gedanken betete, wenigstens eine von ihnen möge reif sein.

In dem immer schwächer werdenden Licht konnte man nicht erkennen, ob es sich um unreife oder fertige Pflanzen handelte, deswegen pflückte der Junge einfach auf gut Glück die erste, an der er vorbei kam.

Nachdem er sie platziert hatte, rannte er so schnell er konnte zu seiner inzwischen fast völlig entkräfteten Fee. Die harte Schale der Donnerblumenfrucht knackte schon bedrohlich, als Link unter leisen Flüchen den Hylia-Schild aus seinem Lederbeutel zerrte und versuchte, sich selbst und Navi damit vor der Explosion abzuschirmen.

Als der Fruchtkörper schließlich mit einem lauten Krachen detonierte, entstand dabei in dem kleinen Raum eine gewaltige Druckwelle, die Link trotz des Hylia-Schildes nach hinten kippen ließ und Navi durch den halben Raum schleuderte. Mit einem schwachen Stöhnen versuchte sie wieder auf die Füße zu kommen, doch ihr ausgelaugter Körper verweigerte seinen Dienst.

Kaum dass sie ihr Bewusstsein verloren hatte, erlosch auch ihr Feenlicht, das den Raum erhellt hatte.

Link krabbelte besorgt zu ihr herüber und hob sie zärtlich auf, bevor er ihr mit einem Finger liebevoll über die Wange strich. „Du dummer, sturer Esel. Du hättest doch sagen können, dass es zu viel für dich wurde.“

Vorsichtig bettete er sie in seine lange Mütze, stand langsam auf und drehte sich um. In der rückwärtigen Wand klaffte nun ein riesiges Loch, durch das ein sanfter, rotglühender Schimmer wie von Feuer drang.
 

Link verstaute den großen, schweren Hylia-Schild wieder in seinem Wunderbeutel und ging langsam auf den Lichtschein zu. Vorsichtig steckte er den Kopf durch das Loch und schaute sich in dem dahinter liegenden Raum um.

In der Mitte ragte eine Felsplattform in die Höhe und auf den Seiten verliefen Vorsprünge, die tiefer in die Höhle hinein führten. Die Luft war heiß und stickig und gab Link das Gefühl, kaum atmen zu können.

Der Junge wischte sich die ersten Schweißtropfen von der Stirn und ging langsam in den Raum hinein. Der Boden unterhalb der Felsvorsprünge war von einer tiefroten, zähaussehenden Flüssigkeit bedeckt, die so heiß war, dass sie Blasen warf.

„Was ist das?“, flüsterte der junge Recke tonlos, als unerwartet eine Stimme aus seiner Mütze drang: „Lava. Wonach sieht’s denn aus?“

Langsam krabbelte Navi durch sein Haar und setzte sich auf seine Schulter. Sie sah noch immer müde aus, doch sie war ganz offensichtlich zumindest wieder bei Bewusstsein.

„Hey, schön, dass es dir wieder besser geht.“ „Klar. So ein kleiner Windhauch haut mich nicht um.“

Link verdrehte die Augen und deutete dann quer durch den Raum, während seine Fee ihn breit angrinste. „Fein. Kannst du mir dann meine eigentliche Frage beantworten? Ich habe mich gefragt, was das ist, nicht was auf dem Boden ist. Dass das Lava ist, sehe ich selbst.“

Navi folgte seinem ausgestreckten Arm und blickte auf die gegenüberliegende Wand.

Dort befand sich ein etwa haushoher Schädel mit leeren Augenhöhlen, scharfen Zähnen in den geschlossenen Kiefern und runder Schnauze. „Uh, ich glaube, das ist ein Dodongo-Schädel.“

„WAS?!“ Link starrte Navi mit offenstehendem Mund und schreckgeweiteten Augen von der Seite her an.

Diese zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen und wies ihren Schützling zurecht: „Schrei mich nicht an! Ich kann nichts dafür.“

„Aber wenn das da nur ein Schädel ist... Wie groß ist dann ein kompletter Dodongo?“ „Ziemlich groß.“ „Und wie zum Henker soll ich so ein Riesenvieh kleinkriegen?!“
 

Die folgenden Räume waren in ein schummeriges Licht getaucht und Link schritt gedankenversunken neben Navi her. „Ich hoffe, diese Höhle ist seeeeeeehr groß.“

Die Fee warf ihm einen verwirrten Seitenblick zu. „Warum?“ „Vielleicht fällt mir dann ein, wie ich mein Versprechen einlösen kann. Bis jetzt ist mir nämlich noch immer schleierhaft, wie man ein so gewaltiges Monster besiegen soll.“

Navi starrte stumm auf den Boden unter ihr. Zuzugeben, dass sie keine Ahnung hatte, fiel ihr unglaublich schwer.

Link sah sie mit vor der Brust verschränkten Armen an, als sich plötzlich ein echsenartiges Wesen aus dem sandigen Boden nach oben grub und ihn mit einem lauten Fauchen angriff. Geschickt tänzelte der Junge aus der Flugbahn des Angreifers und stieß ihm seine Klinge zwischen die Rippen, bevor ein zweiter Angriff möglich war.

„Was war das?“, wunderte sich Link, während er sein Schwert zurücksteckte. Ebenfalls neugierig ließ sich Navi neben dem Kadaver nieder und beäugte ihn aufmerksam. Dann deutete sie auf den vorderen Teil der Leiche und fragte: „Siehst du den Kopf? Erinnert er dich an etwas?“

Link ging in die Knie und betrachtete den toten Gegner eingängig.

Der Körper und die zu kurz wirkenden Beine waren von kleinen, grünen Schuppen bedeckt. Die schwarzen Knopfaugen waren im Tod halb geschlossen und eine lange, rote Zunge hing aus den mit rasiermesserscharfen Zähnen bewehrten Kiefern.

„Ein... ein Dodongo?“

Navi nickte langsam. „Ja. Ich glaube, es ist ein Baby-Dodongo oder zumindest noch ein sehr junger.“ „Ich habe ein Baby getötet?“ Links blaue Augen waren im Schock unglaublich groß.

Die Fee stieß einen genervten Laut aus. „Ein Baby, das dich fressen wollte – also bitte, bitte keine Gewissensbisse!“

Mit einer geschmeidigen Bewegung stand der Junge auf und blickte traurig auf den toten Dodongo. „Nein, keine Gewissensbisse. Aber es ist echt widerlich, dass Ganondorf nicht davor zurückschreckt, so junge Wesen in den Kampf zu schicken.“

Kopfschüttelnd wandte er sich ab, als Navi hinter ihm plötzlich schnappend Luft holte. „Weg, Link! Weg!“

Überrascht drehte der Junge sich halb um, nur um zu sehen wie sich unter der Haut des jungen Dodongos etwas bewegte. „Was –?“

Doch noch bevor er den Satz beenden konnte, detonierte der Körper des echsenartigen Angreifers mit einem lauten Knall. Link krachte gegen die gegenüberliegende Wand, bevor er hart auf den Boden aufschlug.

Stöhnend stemmte er sich wieder auf die blutenden Knie und blickte sich suchend nach seiner Fee um. Seine Schulter schmerzte stark und er hatte beim Aufprall auf den Boden viel Staub geschluckt, der ihn jetzt husten ließ.

Neben ihm klackerten ein paar übereinander liegende Steine, als Navi sich freikämpfte. „Hoppla, das war unerwartet.“ Sie klopfte sich Dreck aus den langen Haaren und musste niesen.

„Was ist überhaupt passiert?“ Link befühlte ein langsam anschwellendes Hämatom an seinem Ellenbogen, während er auf die Stelle starrte, wo der tote Dodongo gelegen hatte und jetzt eine tiefe Mulde im Sand zu sehen war.

„Ich glaube, der Dodongo ist explodiert.“ Navi kam langsam auf ihn zu und wischte sich Sand von der Schulter.

Link kaute mit leerem Blick auf der Unterlippe. „Aber wie ist denn so was möglich? Das würde doch bedeuten, dass der Körper von diesen Tierchen mit irgendwas Explosivem gefüllt ist.“

Er riss den Kopf herum und schaute zu Navi herüber, die ihn ebenfalls aus großen Augen ansah. „Das ist die Lösung!“, riefen die beiden Abenteurer wie aus einem Mund. „Donnerblumen!“
 

Gemäßigten Schrittes und aufmerksam seine Umgebung musternd bewegte Link sich immer tiefer in die Höhle, vorbei an Zyklopenstatuen, die ihn, sobald sie den Jungen erblickten, mit blauen Laserstrahlen beschossen, und noch mehr Baby-Dodongos.

„Es ist wirklich ein Schande“, Link schüttelte traurig den Kopf, als sie sich im Laufschritt von einem niedergestreckten, jungen Dodongo entfernten. „Wie kann man nur so grausam sein und Kinder in den Kampf schicken?“

Navi bedachte ihn mit einem vielsagenden Seitenblick. „Ist ja nicht gerade so, als hätte die Gegenseite etwas anderes getan...“

„Was? Wieso? ... Ach, du meinst mich?“ „Wen denn sonst, Spatzenhirn?“ Navi bedachte ihn mit einem Blick, der deutlich zeigte, für wie überflüssig sie die Frage ihres Schützlings hielt.

„Das... das ist etwas anderes. Ich... Für mich... Vermutlich ist es meine Bestimmung oder so. Jedenfalls habe ich immer gespürt, dass ich anders als die anderen bin. Außerdem bin ich kein Kind mehr“, versuchte Link sich und vor allem den Deku-Baum zu rechtfertigen.

Navi zog eine Augenbraue in die Höhe, sagte aber nichts.

„Na gut... Aber jedenfalls bin ich nicht mehr so jung. Diese Massen an Kleinkindern in den Kampf zu schicken, ist einfach unmenschlich.“ Link lehnte sich an eine klobige Kriegerstatue mit rundem Kopf, Hörnern, sowie Schwert und Schild und sah zu seiner Fee herauf.

„Deswegen ist Ganondorf ja auch der Bösewicht“, bemerkte diese und entfernte geistesabwesend etwas Dreck unter ihren Fingernägeln. Angesichts des offensichtlich aufgesetzten Gleichmuts seiner Fee musste Link unwillkürlich grinsen, als er plötzlich spürte, wie sich die Statue bewegte.

Erschrocken wirbelte er herum und schritt langsam rückwärts, während er sein Schwert zog.

Die Statue hüpfte in großen Sprüngen auf ihn zu, wobei ihr runder Sockel laut dröhnend wieder auf den Boden aufkam. Für einen Steinklotz war sie erschreckend schnell und wendig.

Link sah es kaum, als sie ihr Schwert hob und es in einem hohen Bogen auf ihn niedersausen ließ. Im allerletzten Moment konnte er sich mit einem beherzten Sprung noch aus der Gefahrenzone bringen und unverletzt bleiben – aber ein paar langsam zu Boden segelnde Haare bezeugten wie knapp er dem Tod entkommen war.

Link setzte zu einem Gegenangriff an und hieb mit seinem Kurzschwert auf den Gegner ein. Doch den einzigen Effekt, den dies erzielte, waren schmerzhafte Vibrationswellen, die von der Schwertspitze bis in seine Zehen schwappten.

„D-d-d-a-a-s-s-s-s h-a-a-a-t-t k-k-k-e-i-n-n-e-e-e-n S-s-s-s-s-i-i-i-n-n!“, stotterte er, als ein weiterer seiner Angriffe an der steinernen Schale des Gegners abgeprallt war.

Navi zog mit ängstlichem Blick auf die Statue an seinem Ärmel. „Was stehst du dann noch hier rum?!“
 

Link machte auf dem Absatz kehrt und stürzte in die schummerige Dunkelheit davon. Er rannte und rannte bis ihm die Lungen schmerzten.

„Ich glaube, wir haben dieses Mistvieh abgehängt.“ Navi blickte mit nachdenklicher Miene in die Richtung, aus der sie gekommen waren, während Link in leicht hockender Position die Hände auf die Knie stützte und keuchend Luft holte.

Als sich seine Atmung wieder ein wenig beruhigt hatte, blickte er sich neugierig um.

In der Mitte des Raums stand eine riesige, steinerne Treppe, die hinauf zu einer anderen Ebene der Höhle führte. Leider war die unterste Stufe so hoch, dass Link sie nicht erklimmen konnte.

Mit nachdenklich in Falten gelegter Stirn kratzte er sich hinterm Ohr und ließ seinen Blick weiterschweifen.

Wie sollte er dort hinauf gelangen?

Rund um die Treppe wuchsen dicht an dicht reife Donnerblumen, so als hätte sie jemand dort in gerade Reihe angepflanzt. Langsam ging der Junge darauf zu und kniete sich vor eine etwas größere Lücke zwischen den Pflanzen, genau vor der Mitte der Treppenstufe.

„Navi? Siehst du hier irgendwo noch mehr Donnerblumen?“ Irritiert blickte die Fee zu ihm herüber. „Reichen dir die da nicht? Damit könntest du jetzt schon eine ganze Stadt in die Luft jagen.“ „Oder diese Treppe zum Einstürzen bringen.“ „Ja, oder diese... WAS?! Was im Namen der Göttinnen hast du vor?“ Navi starrte ihren Schützling an als hätte er den Verstand verloren.

Vorsichtig befühlte Link die Beschaffenheit des Treppensteins kurz über dem Boden. Hier erschien er ihm poröser als beim Rest der Treppe, die dermaßen massiv war, dass er zweifelte, ob die Donnerblumen einen so harten Stein sprengen könnten.

Ohne den Blick von den kaum sichtbaren Risslinien im untersten Teil der Stufe zu nehmen, deutete er nach oben. „Ich will da rauf.“ „Aber... aber...“ „Vertrau mir einfach. Dieses eine Mal. Wenn das hier nicht klappt, werde ich nie wieder eine meiner Ideen äußern.“ „Ja, weil du dann vermutlich nie wieder Ideen haben wirst...“
 

Navi grummelte noch immer vor sich hin, als sie begann den Raum nach weiteren Donnerblumen zu durchsuchen. Von der gegenüberliegenden Wand leuchteten sie zwei knallgelbe Blüten an. „Link, hier drüben!“

Vorsichtig platzierte der junge Recke die schon bedrohlich pulsierende Frucht genau in der Mitte der Lücke zwischen den anderen Donnerblumen.

Navi beobachtete ihn mit ängstlich geweiteten Augen von ihrem Versteck aus. Kaum dass Link die bombenartige Pflanze gepflückt hatte, hatte sie sich in einen schmalen Spalt in der Wand verzogen.

Link presste sich ebenfalls dicht an den kühlen Stein und hielt den Hylia-Schild vor sich. Weder Junge noch Fee wagten es, zu der Treppe hinüber zu blicken.

Als die gepflückte Donnerblume schließlich explodierte und eine Kettenreaktion auslöste, die alle in der Nähe wachsenden Blumen erreichte, hallte ein ohrenbetäubender Knall durch den kleinen Raum.

Link wurde von der Schallwelle noch mehr an die Wand gedrückt und er fühlte, wie ihm langsam die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Doch bevor er Atemnot bekommen konnte, hatte sich die Druckwelle bereits wieder aufgelöst und die Treppe stürzte wie erhofft ein Stück weit ein, wobei sie eine riesige Wolke aus Staub und feinem Sand aufwirbelte.

Navi stand wild gestikulierend vor ihm und bewegte stumm den Mund. Irritiert starrte Link sie an. „Was willst du mir sagen?“ Panik schnürte ihm die Kehle zu, als er seine eigene Stimme nicht hörte.

Hatte der laute Detonationsknall ihm etwa die Trommelfelle zerfetzt?

„Ich... Ich kann nichts hören!“ Obwohl er merkte, dass er brüllte, hörte er keinen Ton. Panisch bohrte er mit den Zeigefingern in den langen, elfenhaften Ohren, als sich endlich mit einem lauten Fiepen sein Gehör zurückmeldete.

„Ich sagte, dass deine Ideen bescheuert sind, ich aber trotzdem beeindruckt bin, dass es geklappt hat“, brüllte Navi. Ihre Stimme klang als steckte Links Kopf unter Wasser und das laute Piepen raubte ihm den letzten Nerv, doch mit jedem Herzschlag wurde sein Gehör wieder besser.

Noch einmal Glück gehabt!
 

Schweigend erklommen sie die gewaltige Treppe und erforschten die weiteren Tiefen von Dodongos-Höhle.

Nach einiger Zeit zog Navi Link stumm zur Seite und deutete mit dem Kinn auf riesige in etwa pferdgroße Echsen, die in ungefähr zweihundertfünfzig Metern Entfernung dicht über den Boden krochen. „Ausgewachsene Dodongos.“

„Das sind ausgewachsene Dodongos? Und was ist dann mit diesem monströsen Schädel am Eingang? Wenn das da“, Link deutete auf die Dreiergruppe Dodongos, „ alles ist, hätte ich mir nicht so in die Hosen machen müssen.”

Navi strich sich eine Strähne zurück über die Schulter. „Das war der Schädel eines Königs-Dodongos. Die sind mit normalen Dodongos nicht zu vergleichen.“

„Vielleicht haben wir ja Glück und hier sind nur Normale.“ Links Gesicht strahlte, doch Navi schüttelte den Kopf. „Nein. Jedes Dodongo-Rudel wird von einem Königs-Dodongo angeführt.”

Link schob die Augenbrauen zusammen, sodass zwischen ihnen zwei feine Falten entstanden, und sah zu Navi herauf. „Wie kommt es, dass du plötzlich so viel über Dodongos weißt?“

Die Fee zuckte die Schultern, als sei die Antwort offensichtlich. „Die Höhle hat es mir erzählt.“

Schnaubend stieß Link die Luft aus der Nase aus und presste die Lippen aufeinander, um nicht zu lachen. „Ja, klar... Ich hab zuhause im Kokiri-Dorf auch jeden Abend einen Plausch mit meinem Wohnbaum gehalten. Geeeenau...“

Zornig verschränkte Navi die Arme vor der Brust. „Sehr witzig. Nimm mich ruhig nicht ernst!“

„Hey, tut mir Leid, aber weißt du, wie bescheuert das klingt? ‚Die Höhle hat’s mir erzählt.‘“ Link versuchte die Stimme seiner Fee nachzuäffen und scheiterte kläglich.

„Tut mir ja leid, wenn die Fähigkeiten von uns Feen über dein Fassungsvermögen gehen“, schnappte diese und kehrte ihm beleidigt den Rücken zu.

„Moment... Du hast das ernst gemeint?!“ Dem Jungen entgleisten vor Überraschung die Gesichtszüge und er glotzte seine Fee an wie ein geistig minderbemittelter Idiot.

„Natürlich! Alles, was die Göttinnen erschaffen haben, hat eine Seele. Du, ich, jedes Tier, jeder Baum, jeder Stein. Wir Feen sind in der Lage, ihre Stimmen zu hören – hier, ganz tief im Herzen.“ Sie klopfte sich mit der flachen Hand auf die Brust. „Du glaubst gar nicht, was manche Dinge zu erzählen haben...“

Link schüttelte ungläubig den Kopf und murmelte: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das überhaupt wissen will…“ Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den Echsenwesen zu, die im nächsten Gang auf und ab krochen als würden sie patrouillieren.
 

So leise wie möglich schlich Link sich an den ersten Dodongo heran und hieb sein Schwert zischend auf den Rücken der Echse herab.

Normalerweise hätte das Tier ihm sofort tot zu Füßen liegen müssen, doch anstatt sich zwischen den Rippen hindurch ins Herz zu bohren, rutschte die Klinge an den glatten Schuppen des kleinen Drachens ab und Link verlor durch den Schwung seines Schlags das Gleichgewicht und stürzte.

Das Schwert glitt ihm aus der Hand und schlitterte klappernd über den Boden, während sich alle drei Dodongos fauchend zu ihm umdrehten.

„Oh, oh...“ Schnell rappelte der Junge sich wieder auf und hielt seinen Holzschild vor sich, um wenigstens ein wenig geschützt zu sein.

Die Dodongos beobachteten ihn aufmerksam aus lodernden, schwarzen Augen, während er sich langsam rückwärts auf sein Schwert zu bewegte. Die ganz rechts stehende Echse legte den Kopf schief und verengte die Augen zu Schlitzen, was ihr ein angriffslustiges Aussehen verlieh.

Link konzentrierte sich auf den kleinen Drachen, der ihm a nächst war, und schlich immer weiter auf sein Schwert zu. Es war beinah in Griffweite, als der mittlere Dodongo tief Luft holte und ihm einen Feuerball entgegenschleuderte.

Reflexartig ließ Link sich sofort auf den Boden fallen und betrachtete mit schockgeweiteten Augen den großen, schwarzen Fleck an der Wand, wo das Feuer aufgeprallt war. Schnell machte er eine Rolle rückwärts, wälzte sich über die Seite und ergriff sein Schwert.

Mit dem Kokiri-Schild auf dem Rücken, um es vor weiteren Feuerattacken zu schützen, und dem Kurzschwert in der linken Hand stürzte er sich wieder auf die Riesenechsen, als Navi plötzlich neben ihm auftauchte und ihm zuraunte: „Versuch, ihren Schwanz zu treffen. Das ist die einzige Stelle, an der ihr Panzer nicht so hart ist.“

Link stieß sich heftig vom Boden ab und katapultierte sich in die Luft, wo er eine elegante Schraube vollführte. Bevor er wieder landete, richtete er die Klinge seines Schwertes nach unten und sauste auf den Griff gestützt nach unten.

Der Dodongo fauchte empört auf, als der Stahl Haut und Knochen durchtrennte. Er schlug um sich und zog und zerrte an seinem Schwanz, doch er war an den Boden geheftet wie ein Schmetterling in einer Sammlung seltener Exemplare. Schwarzes Blut spritzte bei jeder Bewegung aus der Wunde und sammelte sich in einer großen Lache auf dem Boden.

Wütend versuchte das verletzte Tier sich nach oben zu stemmen, wobei seine gewaltigen Krallen tiefe Furchen im Stein hinterließen. Es schien ein letztes Mal seine gesamte Kraft zu sammeln und Link suchte Schutz hinter einer Weggabelung.

Er presste sich fest an die Wand und starrte um die Ecke, wo die anderen Dodongos versuchten, vor ihrem verletzten Artgenossen zu fliehen. Doch bevor sie auch nur fünf Meter weit gekommen waren, detonierte der Körper des Drachen.

Die Explosion war so heftig, dass die anderen Echsen trotz ihrer Panzerung zerfetzt wurden und sich Links Schwert Zentimeter tief in die steinerne Wand der Höhle bohrte.

Navi steckte ihren Kopf unter dem Saum von Links Mütze hervor und rümpfte die Nase. „Örgs, das war abartig.“

Der Junge ging langsam auf sein Schwert zu und zerrte an dessen Griff, doch es steckte fest. Er musste sich mit den Füßen gegen die Wand stützen und mit dem Gewicht seines ganzen Körpers ziehen, damit es sich wieder löste. Er stolperte rückwärts und brauchte einige Schritte, um sein Gleichgewicht wiederzufinden. „Das kannst du laut sagen!“

Naserümpfend wich er einer Pfütze schleimig aussehenden Bluts aus. „Ich sag’s doch: Held sein stinkt. Und des Helden kleines Helferlein zu sein, ist auch keine bessere Aufgabe.“

Grinsend ließ er seine Klinge zurück in ihre Scheide gleiten und setzte seinen Weg fort.
 

„Link! Hier!“ Navi schwebte über einer massiven Holztruhe, die auf einem leicht erhöhten Plateau stand, und schlug ungeduldig mit ihren schillernden Flügeln.

Behände erklomm Link den Felsvorsprung und nahm das Schloss der Truhe in Augenschein. „Das dürfte kein Problem sein.“ Geschickt fummelte der Junge die Schneide seines Schwerts unter den Deckel und hebelte den Verschluss aus.

Leise knarrend ließ sich die Holzkiste öffnen. Im Inneren lag ein großer, prall gefüllter Ledersack.

Link blickte aufgeregt zu Navi hoch, bevor er den Sack an sich nahm, um ihn zu öffnen. Als er das Band löste, welches das grobe Leder zusammen hielt, rollte eine dunkle Kugel aus dessen Inneren.

Navi kreischte auf und verschwand atemberaubend schnell unter Links Mütze. „In Deckung! Eine Donnerblume!“

Link zuckte zurück und schloss die Augen, um sein Ende wenigstens nicht zu sehen. Doch als einige Herzschläge lang nichts passierte, blinzelte er unter halb geschlossenen Lidern hervor.

Die vermeintliche Donnerblume war um einiges kleiner als die, die er bisher gesehen hatte, und hatte statt einer gelben Blüte eine flachsfarbene Schnur.

„Du kannst wieder rauskommen, Navi. Das ist gar keine Donnerblume.“ Die Fee klammerte sich im Inneren seiner Mütze in sein weiches Haar. „Was?“

„Das ist keine Donnerblume. Das ist eine Bombe.“
 

Nach einiger Zeit kamen die beiden Abenteurer an eine wackelig aussehende Hängebrücke, die über dem Eingangsraum der Höhle verlief. Unter ihnen ragte der majestätische Schädel des Königs-Dodongos in die Höhe.

Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend schritt Link bedächtig über die Brücke, während er sich mit einem verbissenen Gesichtsausdruck an dem aus Hanfseilen bestehenden Geländer festhielt. Die Seile fühlten sich rau gegen seine Handflächen an und durch die Reibung entstand eine unangenehme Hitze, aber Link ließ dennoch nicht los – zu groß war die Angst, eine der verrottet aussehenden Holzplanken könnte unter seinem Gewicht brechen.

„Du siehst aus wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird.“ Navi balancierte leichtfüßig über das Geländer und betrachtete Link, dem der Schweiß auf der Stirn stand, amüsiert von der Seite.

„Ach, halt die Klappe...“ Konzentriert setzte der Junge einen weiteren Fuß vor den anderen.

„Das ist nur eine Brücke“, ignorierte das Feenmädchen die Forderung seines Begleiters, „und du machst ein Gesicht als wärst du einem Geist begegnet. Warum?“

„Nur eine Brücke?!“, rief der Recke entrüstet. „Hast du dir das morsche Ding mal angeguckt?“

„Du hast doch nicht etwa Angst?“ Navi sah mit schief gelegtem Kopf zu ihm herauf und grinste.

Vor Wut begannen Links Wangen sich mit roten Flecken zu übersäen. „Willst du damit behaupten, ich sei ein Feigling?“

Navis Grinsen wurde noch eine Spur weiter. „Vielleicht...“

Link presste die Kiefer aufeinander und sah sie mit zu Schlitzen verengten Augen an.

So viele Jahre hatte er sich von Mido einen Feigling nennen lassen müssen... Von einer dermaßen ängstlichen Fee, die sich beim kleinsten Anzeichen von Gefahr in seiner Mütze verkroch, würde er sich nicht runtermachen lassen!

Er ließ die Seile los und setzte entschlossen einen Fuß vor den anderen, wobei er immer schneller wurde, bis er beinah über die Bretter rannte.

Navi blieb mit offen stehendem Mund zurück. „Warte! Das war doch gar nicht... Jetzt warte doch!“

Link warf ihr einen säuerlichen Blick über die Schulter zu und übersah das klaffende Loch vor ihm.

Navi stieß einen spitzen Schrei aus, als Link über die letzte Planke trat und stürzte. Als könnte sie das Unglück ungeschehen machen, wenn sie es nur nicht zu sehen bräuchte, schlug sie sich reflexartig die Hände vors Gesicht.

Doch als anstatt eines panischen Kreischens und eines dumpfen Aufpralls lediglich unterdrücktes Stöhnen an ihre Ohren drang, ließ sie langsam ihre Hände sinken und sah wie Link sich damit abmühte, sich wieder auf die Brücke zu hieven.

Glücklicherweise hatte er eines der Bretter zu fassen bekommen, bevor er in die Tiefe gestürzt war. Keuchend zog er zunächst seinen Oberkörper und dann die Beine wieder aus dem Loch.

Navi seufzte erleichtert auf und beeilte sich dann, zu ihm zu kommen. „Was machst du nur immer für Sachen?“, fragte sie tadelnd, aber ihre Stimme war weich vor Erleichterung.

„Hmpf.“ Link blickte sie noch immer verstimmt an, doch bevor er Weiteres sagen konnte, wurde er plötzlich von hinten angegriffen.

Die in Flammen stehende Fledermaus sauste in einem steilen Sturzflug auf Link herab und prallte gegen seinen Rücken, wo sie den Kokiri-Schild in Brand steckte.

Mit einem einzigen gezielten Hieb konnte der Junge die Angreiferin niederstrecken, sein Schild jedoch war verloren. Panisch riss er sich das brennende Holz vom Rücken, warf es auf den Boden und versuchte, die Flammen auszutreten.

„Link, Vorsicht!“

Der Junge riss den Kopf hoch und sah Navi fragend an, doch es war zu spät. Durch die wilden Versuche, das Feuer zu löschen, hatte sich das Lederband gelöst, mit dem der Recke den Bombenbeutel an seinem Gürtel befestigt hatte, und eine der schwarzen Kugel fiel heraus.

Wie in Zeitlupe sah Link, dass sich die Lunte entzündete und langsam herabbrannte, während die Bombe weiter auf das Loch zurollte.

Geistesgegenwärtig schmiss sich Navi mit ihrem vollen Gewicht dagegen und schubste die Bombe über den Abgrund. Mit einem zischenden Geräusch fiel sie in die Tiefe und landete in einer der leeren Augenhöhlen des Königs-Dodongos.

Die Hängebrücke schwankte leicht als die Bombe mit einem lauten Knall detonierte.

„Puh, das war knapp!“ Link sah Navi mit einem dankbaren Lächeln an. „Du hast beeindruckend schnell reagiert.“

Die Fee wollte das Kompliment mit einer Handbewegung abtun, als ihr etwas ins Auge stach. „Sieh mal!“

Link folgte ihrem Blick hinab zu dem Riesenschädel und staunte nicht schlecht. Von der Augenhöhle, in welche die Bombe gefallen war, ging ein bedrohliches, rotes Leuchten aus und der Unterkiefer war ein Stück herabgesackt.

Navi warf Link, der ihr mit einem Nicken zu verstehen gab, dass er verstanden hatte, einen bedeutungsschwangeren Blick zu. „Dort drüben über dem anderen Auge ist noch ein Loch in der Brücke.“

Link schnappte sich eine weitere Bombe, die er an den inzwischen fast erloschenen Überresten seines Schildes entzündete, und sprang beherzt auf die andere Seite, um die explosive Kugel in seinen Händen in die zweite Augenhöhle fallen zu lassen.

Wie erhofft erstrahlte auch das zweite Auge nach der Explosion in demselben dunklen Rot und der Unterkiefer klappte ganz herunter, wobei er einen neuen Weg freilegte.
 

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend stieg Link über die riesigen Reißzähne hinweg in das Maul des Schädels. Bisher hatte er sich immer gefragt, wie man so etwas hart aussehendes wie einen Goronen fressen konnte, doch beim Anblick dieser Fänge verflüchtigten sich seine Zweifel sofort.

Königs-Dodongos waren definitiv tödlich!

Navi, die mal wieder auf seiner Schulter saß, begann leicht zu zittern. Link warf zunächst einen nachdenklichen Blick auf die Lava, die große Teile des Raumes hinter ihnen bedeckte, und dann auf seine Fee. „Was hast du? Dir ist doch nicht etwa kalt?“

Sie schüttelte geistesabwesend den Kopf und blickte sich mit großen Augen um. Als sie sprach, klang ihre Stimme weit entfernt: „Wir kommen dem Nest des Anführers immer näher, ich spüre das.“

Nachdem sie den Schädel passiert hatten, kamen die Beiden in einen runden Raum, an dessen Seite eine mit Eisenstäben versperrte Tür gelegen war. Die zwei Fledermäuse, die durch die Luft patrouillierten, erledigte der Junge mit zwei gezielten Schleuderschüssen, bevor er sich der Tür näherte.

Ein kurzes Rütteln an den Stäben machte klar, dass sie sich durch Gewalt keinen Millimeter würden bewegen lassen. Genervt trat Link gegen die Wand und verzog das Gesicht, als er sich dabei den großen Zeh schmerzhaft anstieß.

„Hier drüben ist ein Schalter, sieh mal.“

Ein wenig humpelnd näherte Link sich seiner Fee, die in der Mitte des Raumes stand und in ein kleines Loch deutete. Auf dem Boden des Lochs war tatsächlich ein Druckschalter, der aussah als könnte das Gewicht des Jungen ausreichen, um ihn zu aktivieren.

Behände sprang dieser in das nicht allzu tiefe Loch und jubelte triumphierend, als nicht nur der Schalter sich herabdrücken ließ, sondern auch die Stäbe quietschend nach oben gezogen wurden.

Doch als er sich wieder aus dem Loch zog, war die Ernüchterung groß.

Kaum hatte er seine Füße vom Schalter genommen, sprang dieser zurück in die Ausgangsposition und die Stäbe sausten wieder herab.

Nach schier unzähligen Versuchen und als seine Tunika bereits unangenehm an seinem völlig verschwitzten Körper klebte, gab Link endlich auf. Schwer atmend setzte er sich an den Rand des Lochs und ließ die Füße baumeln. „Es hat einfach keinen Sinn. Ich komme nicht schnell genug zur Tür, um sie zu öffnen, bevor die Stäbe wieder unten sind. Ich komm ja nicht mal in die Nähe der Tür – egal, wie sehr ich mich beeile.“ Eine schweißfeuchte Strähne hing ihm ins Gesicht und kitzelte seine Nase, doch er ignorierte sie einfach.

Wie im Namen der drei Göttinnen konnte man diese Tür passieren?

Navi saß auf seinem Kopf und deutete auf das andere Ende des Raums. „Dort hinten ist noch ein Gang. Vielleicht finden wir ja da etwas, das schwer genug ist, um es auf den Schalter legen zu können.“

Seufzend hievte Link sich wieder auf die Füße und trabte davon, um den neuentdeckten Weg zu erkunden.
 

„Hey, Navi. Wenn wir etwas in den Mund stecken und runterschlucken, dann kommt es in den Magen, richtig?“ Sie sah ihn verwirrt an, nickte aber, wobei ihr langes Haar sanfte Wellen in der Luft schlug.

„Dann war der Raum vorhin also so was wie der Magen des Königs-Dodongos, wenn man sich vorstellt, dass es nicht nur ein Schädel ist.“ „Ja, mag sein.“

Worauf wollte er nur hinaus?

„Was ist dann dieser Gang hier, wenn der Raum vorhin der Magen war?“ Ein breites Grinsen breitete sich auf Links Gesicht aus, doch Navi verzog angewidert den Mund. „Manchmal bist du echt ekelig!“

Der „Darm“ beschrieb einen großen Bogen und mündete schließlich wieder im „Magen“, allerdings auf einer höheren Ebene, die vom Boden aus nicht zu erreichen gewesen war.

Was jedoch viel wichtiger war: Vor den beiden Abenteurern tauchte ein großer, schwer aussehender Steinquader auf, der perfekt in das Loch mit dem Schalter zu passen schien.

Unter Aufbietung all seiner Kraft schob Link den Klotz in das Loch, wo er den Schalter aktivierte und endlich den Weg durch die Tür frei gab.
 

Die Freude darüber währte jedoch nicht lange, denn der Raum hinter der Tür war bis auf eine kleine Truhe mit zusätzlichen Bomben vollkommen leer.

Link verstaute die Bomben, die nicht mehr in den Bombenbeutel passten, in seinem Wunderbeutel, während Navi ein frustriertes Gesicht machte. „So viel Aufwand für ein paar popelige Bomben... Tze.. Was soll das denn?!“

Link konzentrierte sich darauf, seine Lederbeutel wieder richtig und fest an seinem Gürtel festzuknoten. „Wir haben uns von den Stäben in die Irre leiten lassen und sollten es jetzt einfach an einer anderen Stelle versuchen, meinst du nicht?“

„Nein! Ich weiß, dass wir hier richtig sind, ich fühle das!“

Gleichgültig zuckte Link mit den Schultern und schickte sich an, den Raum wieder zu verlassen, als er über eine Kante im Boden stolperte. „Huch... Wo kommt das denn her?“

Er kniete sich hin und befühlte bedächtig den kalten Stein unter ihm. „Navi! Ich hab’s!“

Die Fee schoss auf ihn zu und blickte ihn ungeduldig an. „Hier ist ein Stück nachträglich eingelassen worden“, erklärte der Junge. „Wenn man genau hin sieht, erkennt man’s sogar.“

Navi konzentrierte sich und erkannte tatsächlich, dass eine etwa ein mal ein Meter große, quadratische Fläche ein wenig heller war als der restliche Boden.

„Ich denke, ich kann das Loch wieder freisprengen.“ Link sprang auf die Füße und holte eine Bombe hervor, die er an einer in einer Ecke stehenden Fackel entzündete, bevor er sie mitten auf das hellere Steinquadrat legte.

Schnell rannte er mit Navi, die er schützend in seinen Händen barg, aus dem Raum, um der Explosion zu entgehen. Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, bog sich das Holz auch schon bedrohlich, als die Bombe hoch ging.



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