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Ocarina of Time

von

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Teil 2 - Auf der Suche nach den Heiligen Steinen: Abstecher

Es war schon fast Nacht, als Link und Navi das riesige Eingangstor der Farm erreichten und die untergehende Abendsonne malte breite, goldene Bahnen auf die weite Graslandschaft. Link drehte sich unter dem Torbogen, auf dem in großen Lettern „Lon-Lon-Farm“ stand, noch einmal um und betrachtete nachdenklich den trügerischen Frieden der hylianischen Steppe.

Es war kaum zu glauben, dass in wenigen Minuten Knochen aus dem trockenen Boden brechen und als gruselige Karikaturen der Menschen, die sie einst gewesen waren, über die nächtliche Steppe wandern würden…

Der Gedanke an die zurückliegende Nacht jagte dem Jungen eisige Schauer über den Rücken und er wandte sich schnell ab, um die Bilder der kalkweißen Knochenfratzen mit den leuchtendroten Augen zu vertreiben.

Mit langen Schritten erklomm er die kleine Anhöhe, auf der die Farm erbaut worden war.

Wer immer die Idee gehabt hatte, sich an diesem Ort eine Existenz aufzubauen, war ein kluger Kopf gewesen. Das gesamte Gelände der Farm lag erhöht und war von schroffen Felsen umgeben, die jeden Angriff von außen beinah unmöglich machten. Link empfand die Felsformationen als seltsam tröstlich, sie vermittelten ihm ein Gefühl von undurchdringlicher Sicherheit.

Nachdem der Junge den schmalen Weg, der die Anhöhe heraufführte, hinter sich gelassen hatte, stand er zwischen zwei Gebäuden, die aus massivem Holz gebaut waren. Den Geräuschen nach zu urteilen, die aus dem Gebäude zu seiner Rechten drangen, befanden sich dort die Ställe der Kühe, von denen die berühmte Lon-Lon-Milch stammte.

Link wollte gerade an die Tür des anderen Hauses klopfen, das er als Wohnhaus identifiziert hatte, als das Wiehern von mehreren Pferden seine Aufmerksamkeit erregte. Hastig lief er um den Stall herum und fand sich einer riesigen Koppel gegenüber, auf der einige Pferde gemütlich grasten.
 

Inmitten der prächtigen Vierbeiner stand ein junges Mädchen mit hüftlangem, braunem Haar, das versuchte die Tiere mit sanften Lockrufen von der Weide zu lotsen. Link hielt sich die Hand an die Stirn, um besser gegen die Abendsonne sehen zu können, und grinste dann breit.

„Malon! Hey!“ Er riss den Arm in die Höhe und fuchtelte damit wild durch die Luft, als das Mädchen den Kopf wandte.

„Link? Bist du das, Link?“ Malon kniff die Augen zusammen, um den Jungen, der auf sie zu rannte, besser erkennen zu können.

Mit einer geschmeidigen Bewegung blieb Link vor ihr stehen und strahlte sie fröhlich an. „Hallo!“

„Du bist es tatsächlich, Feen-Junge. Was treibt dich hierher?“ Malon lächelte ihn warm an und griff mit der linken Hand hinter sich, um ein junges Fohlen zu streicheln, das ihr sanft gegen den Rücken stupste, um beachtet zu werden.

„Um ehrlich zu sein, suche ich ein Quartier für die Nacht. Keine zehn Pferde kriegen mich nachts raus in die Steppe!“ Verstohlen ließ Link seinen Blick über die Koppel gleiten, als ihm bewusst wurde, was er gesagt hatte, und Malon kicherte vergnügt. „Keine Angst. Es sind nur sechs.“ Das Fohlen stupste sie erneut an und Malon grinste breit. „Na gut, sechseinhalb.“

Link grinste zurück und betrachtete das junge Pferd, das ihm neugierig schnuppernd seine Nüstern entgegenreckte. Sein rotbraunes Fell schimmerte im Abendlicht wie Samt und seine lange, weiße Mähne glitt wie Seide an seinem Hals herunter.

Link streckte den Arm aus, um ihm über das weiche Maul zu streicheln, doch es wich ängstlich vor ihm zurück.

Der Junge sah Malon fragend an, aber sie zuckte nur die Schultern. „Epona ist ein wenig schüchtern. Nimm’s nicht persönlich.“

Link nickte und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie das Fohlen sich ihm wieder vorsichtig näherte.

Malon warf mit einer eleganten Bewegung ihr Haar über die Schulter und lachte. „Offensichtlich mag sie dich. Weißt du was? Ich werde dir einen Trick zeigen. Epona hat eine Schwäche für Musik und ein Lied liebt sie ganz besonders.“ Sie strich dem jungen Pferd liebevoll über den Kopf und stimmte dann eine fröhliche Tonabfolge an, die Epona sogleich freudige Laute ausstoßen ließ.

Link lauschte Malons Gesang und zückte dann seine Okarina, als er sich sicher war, dass er sie begleiten konnte. Das Fohlen sah ihn aus großen Augen an, schnaubte und rieb schließlich seinen Kopf an Link, der es sanft hinter den Ohren kraulte.

„Sie scheint einen Narren an dir gefressen zu haben“, stellte Malon fest, als Epona auf dem Weg durch die Koppel neben Link her trottete. Dieser lächelte sie zufrieden an und strich dem jungen Pferd über den Kopf.

„Wenn du mit allen Pferden so gut auskommst, schlag ich dir einen Handel vor“, grinste Malon und Link legte interessiert den Kopf schief. „Du kannst dir dein Bett für heute Nacht verdienen, indem du mir hilfst, die Pferde in den Stall zu treiben.“ „Gerne.“ „Wunderbar. Also dann: Auf, auf!“
 

Am nächsten Tag machte Link sich noch im Morgengrauen auf, nachdem Malon ihm ein liebevolles Frühstück bereitet und ihm ein in Leinen eingeschlagenes Paket mitgegeben hatte. Die Wegzehrung bestand aus einer Flasche frischer Lon-Lon-Milch, einer unterarmlangen Wurst und einem Stück noch warmen Brotes.

Link verstaute die Nahrung in seinem Wunderbeutel, in dem er auch noch den Käse und das Brot der Wirtin aufbewahrte, und marschierte schnellen Schrittes Richtung Kokiri-Wald.

Navi saß wie so oft auf seiner Schulter und betrachtete schweigend die hylianische Steppe. Obwohl es noch recht früh im Jahr war und der Hochsommer erst in einigen Wochen vor der Tür stand, brannte die Morgensonne mit fast brutaler Intensität.

Die dunkelgrünen Gräser der weiten Ebene wirkten ausgedörrt und Link stand schon bald der Schweiß auf der Stirn. Dennoch verringerte er sein Tempo nicht und noch bevor die Sonne ihren Zenit erreicht hatte, trat der Junge durch die ersten Baumreihen, deren weites Astwerk angenehm kühle Schatten warfen.

Navi atmete auf und sog die duftende Waldluft tief ein, doch Link wirkte mit einem Mal unsicher und schien nur unwillig einen Schritt vor den anderen zu setzen.

Die Fee legte den Kopf schief und blickte den Jungen nachdenklich an. „Was hast du? Es war deine Idee herzukommen.“

„Ich weiß. Ich will Salia auch noch immer sehen, aber ich hatte ganz vergessen, wie deplatziert ich mich hier fühle – als gehörte ich nicht hierher.“

Navi biss sich auf die Unterlippe und sah mit leerem Blick auf den Boden, während Link seufzte und weiter Richtung Dorf schritt.

Dort angekommen beeilte er sich, zu Salias Haus zu kommen, denn er wollte so wenigen Kokiri wie möglich begegnen. Er war sich sicher, dass noch viele von ihnen glaubten, er sei schuld am Tod des Deku-Baumes, und hatte keine Lust, sich den anklagenden Blicken der anderen zu stellen.

Doch als er das Haus betrat, musste er feststellen, dass Salia nicht da war.

Dennoch rief er ihren Namen, in der Hoffnung, dass er sie vielleicht übersehen hatte, während Navi genervt mit den Augen rollte. „Sie ist nicht hier. Wir sollten zurück und nach den Heiligen Steinen suchen.“

Plötzlich lachte jemand hinter ihm und Link wirbelte mit einem strahlenden Lächeln herum, aber in der Tür stand nicht Salia, sondern eine ihrer Freundinnen.

„Hallo Link. Du hast es wohl nicht lange ohne Salia ausgehalten, was?“ Das Mädchen grinste ihn an und lehnte sein Gewicht auf das linke Bein. „Wie du siehst, ist sie leider nicht hier.“

Link nickte und blickte betrübt zu Boden.

„Jetzt mach doch nicht so ein Gesicht. Salia ist in die Verlorenen Wälder gegangen, um an ihrem Lieblingsplatz ein wenig allein zu sein. Es hat sie ziemlich mitgenommen, dass du gegangen bist.“

Link hob den Kopf und sah das Kokiri-Mädchen zerknirscht an. „Das hatte ich befürchtet... Ich glaube, ich sollte besser wieder gehen.“

Mit einigen langen Schritten war er an der Tür und versuchte, sich an dem Mädchen vorbei zu drücken, doch es legte ihm die Hand auf die Schulter und hielt ihn zurück. „Ich denke, du solltest versuchen, die Lichtung zu finden. Es wird Salia guttun, wenn sie sieht, dass du auch nicht so einfach gehen konntest.“ Das Mädchen lächelte ihn warm an und wandte sich dann zum Gehen.

Link schaute ihm eine Zeit lang hinterher und wandte seinen Blick dann Navi zu. Er legte den Kopf schief und lächelte sie entschuldigend an. Die Fee blickte missbilligend, seufzte dann und machte ein resignierendes Gesicht. „Also gut, wir suchen Salia.“ „Du bist ein Schatz!“, jubelte Link und stürmte in Richtung der Wälder.
 

Die Verlorenen Wälder erstreckten sich auf einer niedrigen Bergkette im Osten des Dorfes und angeblich verirrte sich jeder hoffnungslos, der sie betrat. Dennoch verspürte der junge Recke keine Angst, als er die ersten Bäume der Verlorenen Wälder passierte.

Er streifte einige Zeit lang ziellos umher, immer seinem Gefühl folgend, doch plötzlich vernahm er hinter sich eine tiefe Stimme: „Sei gegrüßt, junger Held.“

Link wandte sich um und entdeckte in einem Baumwipfel die Eule des Rauru, die ihn aufmerksam musterte. „Es heißt, auf diesem Grund spuke es, seit er von den Göttinnen verwünscht wurde und dennoch begibst du dich hierher. Sag mir, mein Junge, hattest du nicht einen Auftrag?“

Link nickte verlegen, doch er sah mit festem Blick zu der Eule auf. „Meine beste Freundin befindet sich hier irgendwo und ich muss sie dringend sehen.“

Der mächtige Vogel wiegte seinen riesigen Kopf hin und her und spitze die Ohren. „Lausch, edler Recke. Hörst du das? Wenn du den Weg durch diese Wälder finden willst, dann folge dieser Melodie.“

Mit gewaltigen Flügelschlägen schwang sich die Eule in die Lüfte und flog davon.

„Was für eine Melodie?“ Link sah Navi fragend an, die sich einen Zeigefinger auf den Mund legte. „Shht! Wenn du die ganze Zeit redest, kann ich nichts hören.“

Der Junge presste die Lippen aufeinander und lauschte angestrengt.

Er hörte das Zwitschern von Vögeln, in der Ferne das aufgeregte Quieken eines Eichhörnchens und sogar jaulende Wölfe, aber keine Melodie.

Er fragte sich bereits, ob die Eule ihn auf den Arm hatte nehmen wollen, als plötzlich zarte Flötentöne an seine Ohren drangen.

„Das ist eine Okarina!“, rief er aufgeregt und sah Navi mit leuchtenden Augen an. „Das ist bestimmt Salia. Los, komm, wir sollten uns beeilen.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, rannte Link in die Richtung, aus der die Musik kam.

Zwischendurch blieb er immer wieder kurz stehen, schloss die Augen und lauschte, um sich zu vergewissern, dass die Richtung stimmte, und lief dann so schnell weiter, dass Navi Schwierigkeiten hatte, mit ihm mitzuhalten.

Nach kurzer Zeit lichteten sich die Bäume und der junge Abenteurer trat auf eine weite Lichtung.
 

Link drehte sich staunend um die eigene Achse und betrachtete wie die Sonnenstrahlen, die durch die Blätter der umstehenden Bäume fielen, goldene Muster auf das satte, grüne Gras zu seinen Füßen malten und die feinen Staubpartikel und Pollen in der Luft zum Schimmern brachten. Er beobachtete eine besonders große, honigfarben glänzende Pollenwolke, die langsam gen Boden schwebte, als sein Blick auf etwas in der Felswand auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung fiel.

Dort war vor vielen Jahren der Zugang zu einem Tempel in den Fels gehauen worden, der nun wie ein riesiges Vogelnest anmutete, das hoch über der Lichtung schwebte und dessen Vorbau nur durch zwei Säulen getragen wurde.

Rechts neben einer dieser Säulen saß Salia auf einem Baumstumpf und spielte die beschwingte Melodie, die durch den ganzen Wald zu hören gewesen war.

Ein Lächeln erleuchtete Links Gesicht und er ging langsam mit kurzen Schritten auf seine Freundin zu, weil er sie nicht erschrecken wollte.

Etwa auf halber Strecke trat er plötzlich auf Stein, statt auf Gras und betrachtete nachdenklich die riesige Steinplatte, auf die er getreten war.

Sie erstreckte sich fast über die ganze Breite der Lichtung, war sechseckig und von einem hellen Beige – nur in der Mitte war ein dunklerer Teil mit einem merkwürdigen Zeichen, das aussah wie ein viersträngiger Strudel mit einem Kreis drum herum.

Link legte den Kopf schief, ging in die Hocke und begutachtete das Zeichen genauer.

Er war so in seine Gedanken vertieft, dass er nicht merkte, wie Salia ihr Flötenspiel beendete und zu ihm trat.
 

„Das ist das Zeichen der Waldgeister, die diesen Wald schützen.“ Der Schreck fuhr Link in die Glieder und er riss den Kopf herum, um seiner warm lächelnden Freundin erschrocken ins Gesicht zu starren.

„Ich komme oft hierher auf diese Lichtung, um den Geistern mit meiner Musik zu huldigen. Aber sag, was machst du hier?“ Salia blickte dem Jungen, der sich langsam aufrichtete, unverwandt in die Augen und zog verwirrt die Stirn kraus, als ihm eine leichte Schamesröte ins Gesicht stieg.

Sie knuffte ihm zur Aufmunterung freundschaftlich in die Seite, obwohl sie ihm viel lieber einfach um den Hals gefallen wäre. Doch sie wusste, dass er eine Mission zu erfüllen hatte und deswegen nicht bleiben konnte.

Sie musste jetzt stark sein, sonst würde sie es für sie beide nur noch schwerer machen…

„Ich wollte dich sehen.“ Link starrte während dieses Geständnisses unentwegt auf seine Stiefelspitzen und ruderte ein wenig mit den Schultern als wollte er etwas Unangenehmes abschütteln.

Salia schluckte und biss sich auf die Wangeninnenseite, um den Wunsch, Link in den Arm zu schließen zu unterdrücken.

Schließlich schaffte der Junge es doch seine beste Freundin anzusehen, aber seine Augen waren rot gerändert als müsste er gegen seine Tränen ankämpfen.

Man sah ihm an, wie enttäuscht er war – hatte er sich das Wiedersehen mit Salia doch viel herzlicher vorgestellt. Aber seit der Deku-Baum ihn zu sich gerufen hatte, schien etwas zwischen ihnen zu stehen.

Welch Ironie des Schicksals...

Früher hätte er alles darum gegeben, eine Fee zu bekommen, doch heute würde er diese ohne zu zögern wieder hergeben, wenn dafür zwischen Salia und ihm wieder alles wie früher sein könnte.

Salia schnürte dieser tieftraurige Blick die Kehle zu, aber sie versuchte, Link aufmunternd zuzulächeln.

„Naja“, fuhr er mit monotoner Stimme fort, „ich hatte irgendwie das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, doch dir geht’s ja gut. Dann ist ja alles in Ordnung und ich kann wieder gehen.“

Ein tiefer Stich durchbohrte Salias Herz und sie seufzte.

Sie konnte ihn nicht einfach gehen lassen – nicht so.

„Warte!“ Sie griff nach Links Unterarm, um ihn zurückzuhalten. „Bevor du gehst, möchte ich dir noch dieses Lied beibringen. Hör gut zu!“

Dann setzte sie die Okarina an die Lippen und spielte die flotte Melodie, die sie schon zuvor gespielt hatte. Link lauschte einige Takte lang und stimmte dann in Salias Spiel mit ein.

Nachdem sie gemeinsam ein paar Strophen gespielt hatten, lachte Salia Link an und verkündete: „Wann immer du dich einsam fühlst und wann immer du nicht weiter weißt, dann spiele dieses Lied. Der Wind wird meine Worte ebenso zu dir tragen wie die deinen zu mir.“

Link nickte und legte Salia eine Hand auf die Wange, wie er es früher so oft getan hatte, wenn er sich ihr besonders nah gefühlt hatte, doch dieses Mal drehte sie den Kopf weg.

„Jetzt geh, Link. Du hast noch einen weiten Weg vor dir. Und denk dran: Ich werde dich immer begleiten, wohin du auch gehst – und zwar da drin.“ Sie klopfte mit dem Zeigefinger auf seine Brust, dahin wo sein Herz schlug, und wendete sich anschließend abrupt von ihm ab. „Geh.“

Der Junge schluckte den Kloß, der sich seinen Hals heraufdrückte, runter, drehte sich um und verließ den Wald, ohne sich noch einmal nach Salia oder seinem Heimatdorf umzudrehen.

Er wollte nicht rasten, bis er Kakariko erreicht hatte.



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