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Don´t fuck the Company

von

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Dreizehn und dreißig plus


 

Oh, the habits of my heart.

It’s ripping me apart.

You get too close

You make it hard to let you go.
 

Der Sonntag zog warm über Konoha herauf. Sasuke begrüßte ihn wie so oft mit einer Zigarette auf seiner Dachterrasse. Seit seine Familie hier war, genoss er die seltener gewordenen Momente für sich noch mehr. Lange würde dieser hier auch nicht mehr anhalten, das wusste er. Der Blick über die goldgefärbten, noch so ruhig daliegenden Häuser hatte etwas Beruhigendes für ihn. Das konnte er bei der Woche gebrauchen, die ihm bevorstand.

Seine Eltern und Itachi hatten beschlossen, die ganze Woche hier zu verbringen. Er war nicht sicher, was er davon hielt. Einerseits war er froh, die Verantwortung für Sarada an seine Mutter abgeben zu können. Sie tat sich so viel leichter mit dem Mädchen. Zudem konnten er, Itachi und ihr Vater so wichtige Dinge bezüglich der Hotels klären.

Andererseits fühlte er sich erdrückt von der ungewohnten Nähe. Insbesondere, da Sarada momentan bei ihm eingezogen war. Es hatte kein Zimmer mehr gegeben. Am Dienstag würde wieder etwas frei werden, aber so lange bildeten Vater und Tochter eine Wohngemeinschaft.

„Kommen Oma und Opa hoch?“

Sarada war noch im Schlafanzug, als sie auf die Terrasse kam. Sie rieb sich die Augen unter der Brille und warf seiner Zigarette einen bösen Blick zu. Daraufhin seufzte ihr Vater und drückte den Glimmstängel aus.

„Sie wollten unten frühstücken“, antwortete er dann.

„Mhm.“ Sarada stellte sich neben ihn und beobachtete, wie das Morgengold langsam von den Häusern wusch und die Straßen sich belebten. „Es ist schön hier“, sagte sie schließlich.

„Mhm.“

„Also ist Mama nur wegen dir gegangen.“

Sasuke schloss kurz die Augen und atmete durch. Was sollte er dazu sagen? Sie hatte Recht.

„Deine Großeltern hatten die Idee, Sakura hierher einzuladen“, erzählte er ihr. Als Sarada ihn mit großen Augen ansah, zuckte er die Schultern. „Wenn sie Zeit hat und es dir recht ist.“

Sarada biss sich auf die Lippe und suchte über den Dächern der Stadt eine Antwort. Sasuke hatte gedacht, sie und Sakura hätten ihre Differenzen inzwischen hinter sich gelassen. Er wusste, dass sie regelmäßig telefonierten und auch er sprach manchmal mit seiner Exfrau. Aber vielleicht hatte er sich geirrt. Das tat er wohl öfter, als ihm lieb war.

„Du musst dich nicht jetzt entscheiden“, lenkte er schließlich ein. „Es war nur ein Vorschlag.“ Sarada nickte und lächelte zu ihm hoch. Er lächelte kurz zurück, bevor er vorschlug, zu gehen.

„Ach Papa“, fing Sarada vor der Wohnung an. Als er brummte, fuhr sie fort: „Kann ich heute Abend auf das Musikfestival?“

„Wieso nicht. Deine Großmutter liebt Musik“, erwiderte Sasuke im Fahrstuhl.

Er sah, wie ihr Spiegelbild in der Lifttür rot anlief und nervös an seinem Rock zupfte und runzelte die Stirn. „A-also eigentlich… Ich wollte mit Menma gehen.“

Irgendwas in Sasukes Magengegend verkrampfte sich, und er brachte nur ein kühles: „Aha“, hervor. Als Sarada die Stirn runzelte, räusperte er sich. „Wann habt ihr das ausgemacht?“

„Letztens im Theater…. Also darf ich nicht?“

Sasuke zögerte, bevor er nickte. „Doch… Sicher.“

Ihr Gesicht hellte sich auf und sie umarmte ihn stürmisch von der Seite. „Danke, Papa!“

Zögernd legte er die Hand auf ihren Rücken. „Weiß deine Mutter davon?“ Ihr Gesicht nahm ein verdächtiges Rot an, woraufhin er seufzte. „Vielleicht hätte ich sie zuerst fragen sollen.“

„Aber jetzt hast du schon ja gesagt!“, rief Sarada entsetzt.

„Schon gut.“ Sasuke schob die Tür zum Speisesaal auf und sah sich um. „Das war ein Scherz.“ Seine Eltern hatte er schnell entdeckt, doch hielt Saradas Blick ihn davon ab, auf sie zuzugehen. Sie starrte ihn an, als habe er ihr ein Einhorn zum Geburtstag versprochen.

„Ich wusste nicht, dass du Scherze machen kannst“, erwiderte sie schließlich, als sie sich ein wenig gefangen hatte.

Sasuke vermied es, ihr mitzuteilen, dass sie kaum etwas von ihm wusste. „Um acht bist du spätestens zu Hause.“

„Aber da geht es gerade erst los!“, beschwerte das Mädchen sich, als sie am Tisch seiner Eltern ankamen. „Zehn wäre besser.“

„Du übertreibst“, erklärte Sasuke, bevor er Mikoto und Fugaku begrüßte.

„Womit übertreibt sie?“, fragte seine Mutter neugierig.

Sarada wurde rot und war offensichtlich froh, als ihr Onkel ebenfalls zu ihnen kam und damit das Gespräch verlagerte. Das Frühstück verlief danach entspannt. Mikoto beschwerte sich, dass Sasuke heute arbeiten wollte, statt den Tag mit ihr und ihrem Mann zu verbringen. Immerhin Fugaku verstand ihn. Er überzeugte Mikoto davon, Sasuke schließlich nach etwa einer Stunde ziehen zu lassen.

Er verließ den Speisesaal, um den direktesten Weg zu seinem Büro einzuschlagen. Unterwegs nickte er einigen Gästen zu, die auf dem Weg zu Tagesausflügen oder dem Strand waren. Er hielt sich allerdings nicht auf, um mit jemandem zu sprechen. Erst, als ein roter Kater unerwartet vor seine Füße lief, geriet sein Schritt ins Stocken. Sasukes Herzschlag beschleunigte sich, und er ertappte sich mal wieder dabei, nach einem Fluchtweg zu suchen. Da – er könnte über den Seitenflügel zu seinem Büro…

„Sas!“

Die begeisterte Stimme ließ ihn zusammenfahren. Dann holte er flach Luft und wandte sich Naruto zu. Der wäre fast in Naruto gerannt und musste die Hände auf seine Schultern legen, um sich abzufangen. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, seinen Chef breit anzugrinsen.

„Hat Sarada dich schon gefragt wegen dem Date?“ Sasuke sah ihn baff an uns er zuckte die Schultern. „Sie wollte Tipps um dich zu überzeugen. Also?“

„Sie darf gehen“, seufzte Sasuke. Naruto jubelte, als wäre es sein eigenes Date. „Cool, dann bist du ja in großzügiger Laune. Dann machen wir doch gleich mit uns weiter. Wann treffen wir uns?“ Nartos Augen strahlten mit seinem Lächeln um die Wette.

Ein seltsamer Knoten machte sich in Sasukes Magengegend bemerkbar, der vor ein paar Tagen noch nicht da gewesen war. Als hätte er das gespürt, runzelte Naruto die Stirn. Er öffnete den Mund, aber bevor er etwas sagen konnte, grätschte Sasuke dazwischen.

„Meine Familie bleibt die Woche über hier.“

Narutos überraschtes Gesicht wurde schnell verständnisvoll „Das ist grad viel für dich, hm? Macht nix. Lass dir Zeit. Aber aufgeschoben is nich aufgehoben, damit das schon mal klar is!”

Irgendwas in Narutos Grinsen weckte in Sasuke den Wunsch, ihn an sich zu ziehen und zu küssen, bis keiner von ihnen mehr klar denken konnte. Gleichzeitig zog sich der Knoten in Sasukes Magengegend fester zusammen, nur wegen dieses Gedankens. Das wäre verantwortungslos. Er sollte das hier beenden und Naruto nicht noch mehr Hoffnungen machen – oder sich selbst.

Erstaunlicherweise akzeptierte Naruto sein plattes: „Ich muss los.“ Sie verabschiedeten sich und Sasuke konnte sich endlich in seinem Büro vergraben. Als er darauf wartete, dass sein Laptop hochfuhr, rieb er sich mit beiden Händen über das Gesicht. Er hatte jetzt keine Zeit, sich über das alles den Kopf zu zerbrechen. Zumal er doch von Anfang an gewusst hatte, dass das mit Naruto nie etwas Ernstes sein konnte.

Er wollte gar keine Beziehung, und selbst wenn war der Animateur so überhaupt nicht sein Typ. Er war laut und vulgär und ungebildet und immer ein wenig zottelig. Das mit ihnen war ganz nett gewesen, so als Ablenkung. Der Sex war atemberaubend, da würde er sich nichts vormachen. Aber er sollte es beenden, bevor Naruto zu anhänglich wurde.

Mit dieser Entscheidung stürzte er sich in die Arbeit. Er schaffte es, die Aufgaben des Wochenendes nachzuholen, aber vieles Neues blieb liegen. Gegen sechs beschloss seine Mutter, dass es jetzt Zeit für ein gemeinsames Abendessen war. Als Botschafter hatte sie Itachi auserwählt.

„Sie sagt, es gibt keine Wiederrede“, meinte der ältere Uchiha-Sohn. Seinem kleinen Bruder blieb nichts übrig, als ihm zu folgen und die Arbeit auf später zu verschieben.

Sie schwiegen auf dem Weg durch das Hotel eine Weile, bis Itachi sagte: „Vater und ich haben Assistenten, denen wir vertrauen.“

„Mhm“, machte Sasuke, der kaum zugehört hatte. Er dachte über die Kostentabelle nach, an der er bis eben gesessen hatte.

„Wir können nicht alles selbst machen, und das sollten wir auch nicht.“

„Nein“, stimmte Sasuke zu und sah doch endlich auf. Dabei fiel sein Blick auf eine Gestalt, die um eine Ecke verschwand. Er hatte noch viel schwarze Kleidung und Springerstiefel aufblitzen sehen, bevor die Person sein Blickfeld verließ. Diese passten kein bisschen zum Klientel des Sensu. Wenn doch ein Gast so gekleidet wäre, wäre er aufgefallen.

Auch Itachi hatte die Person bemerkt und er fragte: „Wer war das?“

Die Brüder sahen sich an und beschlossen einvernehmlich nickend, Itachis Frage auf den Grund zu gehen.

Sie änderten ihre Richtung und beschleunigten ihre Schritte. Kurz darauf entdeckten sie einen jungen Mann in Schwarz am Ende des Flurs. Eine Ahnung flatterte in Sasukes Magen, noch bevor sie ihn erreichten.

„Entschuldigung“, sprach Itachi den Jungen höflich an und als er sich umwandte, bestätigte sich Sasukes Verdacht.

„Menma“, begrüßte er den unerwarteten Gast. Ob er sich entspannen sollte, weil er jetzt wusste, um wen es sich handelte, wusste er allerdings nicht. „Was tust du hier?“

„Ich suche Sarada. Wir sind verabredet. Sie sagte, Sie wüssten Bescheid.”

„Das tue ich. Allerdings sagte sie mir nicht, dass ihr euch in ihrem Zimmer treffen wollt.“

Die eisblauen Augen des Jungen fixierten ihn, aber Sasuke ließ sich sicher nicht von einem Teenager einschüchtern. Sein lächerlicher Punkrock-Aufzug ganz in schwarz inklusive Nieten machte den Jungen nicht beeindruckender.

„Am besten, wir sagen Sarada Bescheid und ihr trefft euch in der Lobby“, schlug Itachi vor.

Menma nickte und sie machten sich auf den Weg. Sasuke spürte, wie der Blick seines Bruders ihn zu analysieren versuchte, und sein Mundwinkel verhärtete sich ein wenig. Er zog das Handy hervor, um Sarada zu schreiben und um das Gesicht abwenden zu können. Egal, wie sehr er Itachi vertraute, das unangenehme Gefühl, das er mit Menma in Verbindung brachte, konnte er ihm niemals erklären. Zum einen, weil es nichts bedeutete, wie er sich hartnäckig einredete. Zum anderen, weil es zu schrecklich wäre, wenn es doch etwas bedeutete.

Keiner der drei war sonderlich gesprächig, sodass der Weg in die Lobby schweigsam verlief. Unten baten sie ihren Gast, sich zwischen ihnen auf eines der stilvollen, hellgrauen Stoffsofas im Eingangsbereich zu setzten.

Sasuke befand sich in einer emotionalen Zwickmühle, während sie warteten. Einerseits war es ein seltsames Gefühl, seine Tochter auf ein Date gehen zu lassen. Er wusste nicht mal, ob das ihr erstes Rendezvous war, oder ob das in ihrem Alters schon normal war. Er hatte sich in der Hinsicht so anders entwickelt, dass er sich schwertat, das zu beurteilen. Vermutlich hätte er Sakura deswegen konsultieren sollen. Aber jetzt war es zu spät dafür.

Andererseits wollte er diesen Jungen und das, was er in ihm auslöste, so schnell wie möglich aus seiner Nähe entfernen. Dafür wiederum schämte er sich, denn das hieß letztlich nur, dass er sein Unbehagen auf Sarada abwälzte. Dass sie nicht dasselbe empfand und sich sicherlich auf das Treffen freute, spielte dabei keine Rolle.

Während er diese Dinge mental herumwälzte, unterhielt Itachi sich mit Menma. Lange mussten sie aber nicht auf Sarada warten. Sie lief in einem roten Kleid und schwarzen Sandalen aus einem der Seitenflure. Ihre Wangen waren vom Rennen ein wenig gerötet und ihr sicher mühsam gemachtes Haar ein bisschen durcheinander. Das tat aber der Tatsache keinen Abbruch, dass sie sehr hübsch aussah.

„Hallo…”, begrüßte sie Menma mit einem schüchternen Lächeln und schob ihre Brille zurecht.

„Können wir los?“, fragte er, woraufhin sie zu ihrem Vater blickte.

„Ich denke schon?“

Sasuke nickte. „Sei um neun zu Hause.“

„Ja, Papa.“

„Wenn etwas ist, ruf mich an.“

„Papa…“, quengelte sie peinlich berührt und warf einen besorgten Blick zu Menma, der ein paar Schritte entfernt wartete.

Sasuke beschloss, sie in Ruhe zu lassen. „Viel Spaß“, wünschte er ihr noch und stupste mit zwei Fingern gegen ihre Stirn.

Sie rieb sich die Stelle, lächelte aber scheu zu ihm auf. „Danke“, sagte sie, dann eile sie davon zu ihrem Date.

Sasuke sah ihr nach, bis die Schiebetür des Hotels sich hinter ihr schloss. Er spürte, wie sein Bruder ihn musterte und wusste zu schätzen, dass er einfach nichts sagte. Sasuke hätte selbst nicht erklären können, wie er sich gerade fühlte – selbst wenn er gewisse Dinge wegließ, von denen er unmöglich sprechen konnte.

„Gehen wir an die Poolbar?“, schlug Itachi schließlich vor.

Sasuke nickte in stummer Dankbarkeit
 

~ Sarada~
 

Sarada hatte es immer total albern gefunden, wenn Mädchen in Büchern oder Filmen nicht wussten, was sie einem Jungen sagen sollten, noch dazu, wenn sie ihn angeblich mochten. Jetzt bereute sie dieses voreilige Urteil.

Während sie schweigend durch die lebhaften Straßen des abendlichen Konoha liefen, redete sie sich ein, dass es für ihre Nervosität gar keinen Grund gab. Menma hatte es ja nicht mal ‚Date‘ genannt, als er das Treffen vorgeschlagen hatte. Er hatte nur gesagt, dass das Fest stattfand und gefragt, ob sie mit ihm hingehen wollte.

„Alles in Ordnung?“

„W-Was?“ Sarada blinzelte und schob ihre Brille zurecht. "Ja, sicher, ich meine…”

Unerwartete schob sich eine warme Hand in ihre. Sarada sah in Menmas ruhige Augen und er sagte: “Es ist okay, nervös zu sein. Aber du kannst hier nichts falsch machen. Okay?“

“O-Okay…”, stammelte sie leise.

Er nickte, dann setzten sie ihren Weg fort, Saradas Hand noch immer in der von Menma. Jetzt war es eine andere Art von Nervosität, die sie spürte, und diese genoss sie sehr. Als sie kurz darauf das Festgelände erreichten, fühlte sie sich schon besser.

Das Fest fand auf den Straßen statt, die mit Lampions und Buden dekoriert worden waren. Sie schlängelten sich durch die Besucher, die ein Publikum der verschiedensten Altersklassen bildeten. Ganz kleine Kinder mit eisverschmierten Gesichtern tollten unter den schief stehenden Häusern vorbei, während ältere Leute einem Geiger zuhörten, der vor einem Brunnen auf einem Platz voller Restaurants spielte. Menma und Sarada holten sich an einem der zahlreichen Stände Hotdogs und Cola. Mit ihrer Beute machten sie es sich dann an einem kleinen Springbrunnen bequem. Das Fleckchen lag ein wenig abgelegen hinter einer Häuserecke, sodass die Massen sich nicht dorthin verirrten. Trotzdem wehten die Klänge einer Akustikgitarre und eine Frauenstimme zu ihnen herüber.

„Spielst du ein Instrument?“, fragte Sarada Menma, da es zu ihm passen würde.

Er schüttelte den Kopf. „Und du?“

“Klavir und Geige.” Sie lachte ein wenig verlegen. “Klischee-Gymnasiastin, ich weiß…”

“Muss schön sein”, sinnierte Menma.

Unter Saradas fragendem Blick stand er schweigend auf und wusch sich die Hände im Brunnen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, also tat sie es ihm gleich. Gerne hätte sie etwas gefragt oder gesagt, aber sie hatte Angst, noch mehr falsch zu machen. Als habe er gespürt, was sie dachte, griff Menma wieder nach ihrer Hand. Seine Finger waren eisig vom Wasser und auch in seinen blauen Augen schien etwas eingefroren zu sein.

„Entschldige. Ich meinte nur, dass es schön sein muss, so viel Freizeit zu haben. Ich arbeite, seit ich jünger war als du jetzt. Da war für so etwas nie Zeit.“

„Das… Ist sehr jung“, stellte Sarada fest. Sie wollte nicht aufdringlich sein, aber zeigen, dass er reden konnte, wenn er wollte.

„Ist es.“ Offensichtlich wollte er nicht. “Lass uns zurück auf die Hauptstraße gehen. Gleich tritt eine Band auf, die ich dir zeigen möchte.”

„Was machen sie für Musik?“, ging sie rasch auf den Themenwechsel ein, und den Rest des Weges unterhielten sie sich über ihre Lieblingsbands. Bei Menmas Look hatte sie mit Rock und Metall gerechnet. Das mochte er ach, aber tatsächlich hatte er eine Vorliebe für unbekannte Indie-Bands mit tiefgründigen Lyrics. Eine solche war es auch, die am Straßenrand auftrat, zu dem Menma sie geführt hatte. Einige Passanten blieben mit ihnen stehen um der Musik zu lauschen. Sarada nahm sie kaum noch wahr, als Menma den Arm um sie legte. Sein angenehmer, sauberer Duft, die Melodien, die Straßenlaternen und Lampions um sie herum, die die Straße in ihr rötliches Licht tauchen – es war einfach alles magisch. Sie konnte kaum erwarten, Chouchou davon zu erzählen.

„Darf ich dich etwas fragen?“, wollte Menma nach einer Weile wissen.

Seine Finger streiften ihren Nacken, der leicht zu kribbeln begann. So etwas hatte noch nie jemand bei ihr gemacht. Es fühlte sich anders an, als wenn ihre Mutter sie streichelte, aber sie mochte es.

“Ja“, hauchte sie atemlos. Alles.

„Wieso bist du nach Konoha gekommen?“

Die Frage überrumpelte sie ziemlich. Sekundenlang starrte sie Menma glasig an, voll der vagen Hoffnung, er würde etwas anderes fragen. Aber das tat er nicht, sodass sie den Blick senkte.

„Na ja…“ Sie schämte sich dafür, denn Menma hatte ja gar keine Eltern. Aber so war es eben gewesen, also sagte sie: „Ich hatte Streit mit meiner Mutter.“

„Wieso?“

„Verschiedene Sachen. Hauptsächlich wollte sie aber nicht, dass ich meinen Vater kennenlerne“, schnaubte Sarada genervt. Ihre Mutter wollte sie nur beschützen, das wusste sie. Aber dabei vergaß sie, dass Sarada kein Baby mehr war. Sie konnte ihre eigenen Entscheidungen treffen und sich ein Urteil über ihren Vater bilden. Sie hatte sogar ein Recht darauf, das zu tun.

Sasuke war in der Hinsicht ganz anders. Er schien froh, wenn sie sich mit etwas – oder jemand – anderem beschäftigte. Anfangs hatte sie das verletzt. In letzter Zeit hatte sie aber das Gefühl, er würde eher darauf achten, wo sie mit wem war. So wie vorhin, als sie ihm von diesem Treffen erzählt hatte. Er hatte besorgt gewirkt – und über seine eigene Sorge überrascht. Manchmal war ihr Papa schon ziemlich süß.

„Woran denkst du?” Erst jetzt fiel Sarada auf, dass Menma sie beobachtete. Auf ihren verdutzten Blick hin erklärte er: “Du lächelst so vor dich hin.”

„Oh… Ah.“ Sie schob verlegen die Brille über ihrem roten Gesicht zurecht. „Ich habe an meinen Vater gedacht. Bevor ich hierhergekommen bin, konnte ich mich nicht mal an sein Gesicht erinnern.“ Sie stockte – wer redete auf einem Date bitteschön von seinem Vater? Doch Menma sah sie aus seinen klaren Augen interessiert an, sodass sie fortfuhr: „Ich glaube, er hat sich anfangs ziemlich schwer getan, aber jetzt gibt er sich echt Mühe und… Oh, e-entschuldige, ich rede wirklich zu viel von mir.“

Menma schüttelte auf seine eigene lässige Art den Kopf. „Kein Grund, dich zu entschuldigen.“ Er legte den Arm um sie. Sein Blick war auf die Bühne gerichtet, doch seine Fingerspitzen, die leicht über ihren Nacken streiften, kribbelten auf ihrer Haut. „Er kann froh sein, dass du jetzt hier bist. Du hilfst ihm sicher sehr, wie bei der Party im Oto.“

Sarada lächelte geschmeichelt. „Oh… Eigentlich nicht wirklich. Er will das nicht, weil ich noch zu jung bin.“

„Und wenn du älter bist?“

„Ich möchte Jura studieren und mich auf Familienrecht spezialisieren.“ Sarada mochte es, mit ihm über so erwachsene Themen zu sprechen. Er war so ernst und reif im Vergleich zu anderen Jungs, die sie kannte.

„Also gibt es keine Nachfolge für das Resort?”

„Nicht, dass ich wüsste“, runzelte Sarada die Stirn. Darüber hatte sie noch nie nachgedacht. Vielleicht erwartete ihr Vater das, jetzt, wo sie hier war? Sie beschloss, darüber ein anderes mal nachzudenken. „Und was ist mit dir?“, fragte sie stattdessen Menma. „Was willst du später machen?“

„Irgendwas im Oto, schätze ich.“ Er zuckte die Schultern und ließ Sarada los, um sein Handy rauszuziehen. Als er sah, wie spät es schon war, fuhr er fort: „Ich muss noch arbeiten. Du kannst mitkommen, wenn du willst."

"In einen Club?"

Als er nickte, zögerte Sarada. Sie wollte nicht wie ein Baby wirken, aber sie war erst 13. Bei der Party, an der sie teilgenommen hatte, war ihr Vater anwesend gewesen. Das hier wäre etwas anderes.

"Ich habe meinem Pa... Vater versprochen, um neun zu Hause zu sein."

"Verstehe."

Sein Ton war kühler, und sie fügte rasch hinzu: "Vielleicht nächstes Mal."

"Vielleicht. Ich sollte dich heimbringen.“

Ein bisschen enttäuscht war Sarada schon, aber sie folgte Menma aus der wachsenden Menschenmenge hinaus. Die Stimmung schien geladen und es versprach, eine aufregende Nacht zu werden. Aber sie hatte ihrem Vater versprochen, pünktlich zu Hause zu sein, ein Versprechen, das sie halten wollte.

Der Rückweg zum Hotel war der schweigsamste Teil des Abends. Menma war eigentlich der Typ Mensch, mit dem man gut schweigen konnte. Das mochte Sarada an ihm. Aber diese halbe Stunde gab ihr das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben und sie wusste einfach nicht, was.

Um kurz nach neun erreichten sie das Sensu. Später erfuhr sie von Itachi, dass er Sasuke davon abgehalten hatte, sie um Punkt neun anzurufen und zu fragen wo sie blieb. Vor dem Hotel wandte Menma sich Sarada doch noch zu.

„Es war ein schöner Abend“, sagte er und obwohl er so beherrscht klang wie immer, hatte Sarada das Gefühl, er meinte es ernst.

Obwohl das unbehagliche Gefühl der letzten Minuten noch anhielt, lächelte sie ihn an. „Finde ich auch. Das sollten wir mal wieder machen.“

Der Schatten, der sie auf dem Weg hierher begleitet hatte, flog nochmal über sein Gesicht. Dann erhellte sich dieses zu einem Lächeln, das seine Augen erreichte. „Gerne“, sagte er und beugte sich vor, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben.

Mit klopfendem Herzen und rotem Gesicht sah sie zu, wie er sich abwandte und die schmale Straße zwischen den schiefen Häusern ihn verschluckte. So wenig sie Menma manchmal verstand – als sie nach drinnen ging, war ihr Schritt so leicht wie noch nie.
 

~ Sasuke ~
 

Sasuke hatte in der Lobby auf Sarada warten wollen. Er hatte keine Ahnung, wie seine Mutter ihn stattdessen zu ein paar Drinks an der Bar überredet hatte. Doch auf der kleinen Bühne im Innenhof des Hotels spielte eine Jazzband, deren Bassisten Naruto irgendwoher kannte. Sasuke hatte lieber nicht gefragt, woher. Die Musik und das Plaudern seiner Gäste, die über das stille Poolwasser plätscherten, und sein drittes Glas Wein schienen die laue Nachtluft wärmer zu machen.

„Was machen wir eigentlich am Donnerstag?”, fragte Mikoto nach einer Weile.

Sie und die anderen Männer am Tisch sahen Sasuke so eindringlich an, dass er das Glas senkte, ohne einen Schluck genommen zu haben. Hatte er die Planung ihrer Familienzeit zu sehr ihnen überlassen? Er würde Hinata bitten müssen, etwas auf die Beine zu stellen.

„Ich glaube, er weiß es nicht, Mutter“, bemerkte Itachi mit einem amüsierten Unterton.

„Das kann doch nicht sein“, erwiderte Mikoto, bevor sie Sasuke genauer musterte und ein glockenhelles Lachen hinter ihrer Hand verbarg. „Du liebes Bisschen… Er ist wirklich dein Sohn, mein Lieber“, kicherte sie und legte eine Hand auf die ihres Mannes.

Fugakus Mund wurde ein noch härterer Strich als üblich. „Das ist mir nur einmal passiert.“

„Nun, das genügt, nicht wahr?“

„Würdet ihr mir erklären, womit ich euch derart amüsiere?“, warf Sasuke ein, als ihm das Geturtel seiner Eltern zu viel wurde.

„Ah, mein Liebling.“ Mikotos Blick wurde sofort besorgt, doch sie sparte sich einen Kommentar und erklärte stattdessen: „Am Donnerstag ist der 23. Juli. Dein Geburtstag.“

Sasuke brauchte einen Moment, um diese Information zu verarbeiten. Dann legte er die Hand auf das Gesicht und seufzte. Was für ein peinliches Klischee war nur aus ihm geworden. Immerhin lachte der Rest der Familie gemeinsam, bevor sie den sogenannten Ehrentag planten. In Gedanken war Sasuke schon dabei, alles zu organisieren, als Sarada an der Treppe zur Lobby auftauchte.

„Du siehst so hübsch aus, mein Liebes“, sagte Mikoto, als hätte sie nicht geholfen, das Mädchen für ihr Treffen fertig zu machen. Sakura war arbeiten gewesen und hatte nur ein Foto ihrer Tochter gesehen.

Mikoto hielt ihrer Enkelin die Hand hin, um sie elegant auf einen der bequemen grauen Rattan Sessel zu führen, in denen sie saßen. „Wie war es?“, wollte sie gespannt wissen.

Sarada errötete und ihr Lächeln sprach für sich selbst. „Ganz toll“, hauchte das Mädchen verträumt.

Sie erzählte von den Musikern und dem Essen und dem Sonnenuntergang über dem Meer, aber lange hielt sie es nicht bei den Alten aus.

„Schon?“, fragte Sasuke erstaunt, als sie in ihre Wohnung wollte.

„Ich habe Chouchou versprochen, sie noch anzurufen.“

„Ah… Dann tu das.“

Strahlend wünschte Sarada allen eine gute Nacht und eilte davon. Während Mikoto etwas davon sagte, wie schnell sie doch groß geworden war, folgte Sasuke seiner Tochter mit den Augen. Am Aufgang zu den Treppen wurde sie von einer Gruppe junger Leute aufgehalten, die aus Hotelgästen und Personal bestand, soweit er das erkennen konnte. Als Sarada stehenblieb und mit jemandem redete, suchte Sasuke die Leute ab – und tatsächlich fand er Naruto im Zentrum des trauten Haufens. Er nahm Saradas Hände und sie lachte über etwas, das er sagte, schüttelte aber den Kopf. Als auch Schmollen nichts half, wuschelte Naruto ihr durch das Haar und ließ sie ziehen. Die Gruppe pilgerte zur Bar und Naruto verschwand aus Sasukes Blickfeld.

Scheinbar war er nicht traurig darüber, dass Sasuke gerade wenig Zeit für ihn hatte.

Sasuke meinte, Narutos Lachen aus den Stimmen der anderen herauszuhören, während er selbst bei seiner Familie blieb. Gegen zehn zogen seine Eltern sich zurück. Zu dieser Zeit hatte die Stimmung in dem kleinen Pulk an der Bar scheinbar ihren Höhepunkt erreicht. Naruto war nicht rübergekommen oder hatte Sasuke auch nur angesehen, obwohl er wissen musste, dass er hier war. Immerhin hatte er mit Sarada gesprochen.

Itachi musterte das nächste Glas Wein, das Sasuke sich bestellte, wie er vorhin Menma angesehen hatte. „Sollen wir uns der Gruppe anschließen?“, fragte er unverfänglich.

„Wieso sollten wir?“ Verdammt, Sasuke spürte, wie seine Zunge schwer wurde.

Sein Bruder seufzte. „Es sind viele deiner Angestellten und einige Gäste. Etwas Sozialisation schadet nicht.“

Oh, wenn Itachi wüsste, wie sehr Sasuke mit Naruto ‚sozialisiert‘ hatte, würde er etwas anderes sagen. Aber keiner von ihnen wusste etwas davon. Er konnte seine Beziehung zu ihnen nicht riskieren, nicht für so etwas. Er wollte sich aus guten Gründen von Naruto zurückziehen. Und einer dieser Gründe war sein Bruder, der ihn musterte wie ein besonders anspruchsvolles Rätsel.

„Sarada mag ihn“, verkündete Itachi schließlich. „Und Mutter auch.“

„Wen?“

Itachi seufzte und rieb sich die Stirn. „Den Animateur. Naruto.“

Sasuke schnaubte und spielte mit seinem Weinglas. Er hatte Naruto gebeten, sich von seiner Familie fernzuhalten, und stattdessen plauderte er offensichtlich in seiner Abwesenheit mit ihnen. Dass er nur Sarada begrüßt hatte, spielte keine Rolle. Es war besser, diesen respektlosen Menschen aus seinem Leben zu streichen. Am besten kündigte er ihm gleich am nächsten Tag.

„Ich habe ihn nochmal getroffen, als ich Sarada zu ihrer Surfstunde begleitet habe“, erklärte Itachi, woraufhin Sasuke ein plattes: „Aha“, entkam. Er wusste immer noch nicht, warum sein Bruder ihn so ansah. Er konnte schließlich nicht wissen, dass etwas zwischen ihm und seinem Angestellten war – oder gewesen war.

„Ihr scheint euch nahezustehen“, wagte Itachi noch einen Vorstoß.

Sasuke zuckte die Schultern. „Er steht jedem nahe“, erwiderte er erbitterter als geplant.

„Mag sein.“ Itachi klang aus irgendeinem Grund resigniert.

Er leerte sein Weinglas und bat um etwas Wasser, als der Barmann fragte, ob er nachschenken durfte. Wenn er so darüber nachdachte, hatte Sasuke seinen Bruder noch nie betrunken gesehen. Von sich selbst konnte er das nicht behaupten. Von Naruto aber auch nicht, der lachend zwischen seinen ganzen sogenannten Freunden stand und Shots und Cocktails auf Kosten des Hotels genoss.

„Außerdem ist er ein Angestellter“, fuhr Sasuke in ihrem Gespräch fort, um sich abzulenken.

„Ja.“

„Ich sollte keinem Angestellten nahestehen.“

„Menschen treten mit einer gewissen Rolle in unsere Leben“, sagte Itachi ruhig. „Das heißt nicht, dass diese Rollen so bleiben müssen.“

Sasuke öffnete den Mund, schloss ihn aber angesichts von so viel Postkarten-Weisheit wieder. Als wäre Itachi mit seinem Freundeskreis komischer Gestalten da ein Ansprechpartner.

„Sarada wohnt bei mir“, wandte Sasuke schließlich ein.

Sein Blick lag noch immer auf der Gruppe an der Bar, die sich scheinbar zum Aufbruch bereitmachte. Die Menschen verschoben sich und er sah für einen Moment Naruto. Ihre Blicke blieben aneinander hängen, bis eine Frau an Narutos Arm zupfte und er ihr lächelnd das Gesicht zuwandte. Sasuke spürte seine Mundwinkel herabsinken.

„In seinem Leben hat mehr als eine Person Platz”, sagte Itachi und langsam reichte es seinem Bruder mit den Kalendersprüchen.

„Worauf willst du eigentlich hinaus?“ Itachi versuchte immer, ihm irgendwelche Einsichten zu eröffnen, anstatt einfach Klartext zu reden, und er hatte nicht die Geduld dafür.

„Ich glaube nur, dass du dir mal wieder selbst im Weg stehst“, erklärte Itachi, wobei er Sasuke jedoch nicht sonderlich viel klarer vorkam. Vielleicht lag es am Wein. „Du ziehst Grenzen, die nicht sein müssten. Sei ehrlich zu dir selbst. Du bist alt genug, um deine eigenen Regeln zu machen.“

Wenn das so einfach wäre, dachte Sasuke resigniert. Wieder fiel sein Blick auf die Gruppe, die lachend davonzog in irgendeinen Club, natürlich mit Naruto in ihrer Mitte. Als sie weg waren, blieb das Zwischendeck still und beinahe verlassen zurück. Lediglich zwei alte Männer spielten in der Nähe des Pools Schach und eine Autorin, die wegen irgendeines Schmuddelbüchleins berühmt geworden war, tippte in einer stillen Ecke an ihrem nächsten großen Skandal.

„Ich sollte auch gehen“, beschloss Sasuke und erhob sich. „Ich fürchte, ich hatte zu viel Wein.“

Itachi tat ihm den Gefallen und nickte nur. Die Brüder verließen die Bar und verabschiedeten sich in den Gängen des Hotels. Sasuke war froh, sich in seine Wohnung zurückziehen zu können – wenn er dort denn alleine gewesen wäre. Zu seiner Schande musste er zugeben, dass er seine Tochter vollkommen vergessen hatte. Eine Sekunde starrte er sie an, wie sie da ganz natürlich auf der Couch saß, auf der sie ihr Bett eingerichtet hatte, bis sie wieder ein eigenes Zimmer hatte. Dann blinzelte er und wandte sich ab, um in die Küche zu gehen. Ein, zwei Liter Wasser sollten seinen Kopf wieder klar bekommen.

„Papa?“

Sarada war hinter hm aufgetaucht. Sie hatte das rote Kleid bereits gegen ihren Pyjama voller kleiner, gelber Katzen getauscht. Darin sah sie eher wieder wie das Kind aus, das sie war. Ihr Gesicht dagegen wirkte in seiner Besorgnis reifer.

„Alles in Ordnung?“

„Ja.“

„Bist… Du böse, weil ich zu spät war?“

Er blinzelte, denn auch ihre kurze Verspätung hatte er schon wieder vergessen. „Nein.“

Sie sah noch ein wenig unsicher aus, nickte aber. Sasuke schenke ihnen Wasser ein und leerte sein Glas in einem tiefen Zug, bevor er sich nachschenkte. Er sollte es wirklich besser wissen, als seine Probleme mit Alkohol zu ertränken, besonders, nach dem, was im Oto passiert war – was auch immer was war.

Menmas Gesicht tauchte vor seinem inneren Auge auf. Er trank noch einen Schluck Wasser und musterte seine Tochter. Als sie die Stirn runzelte, fühlte Sasuke sich verpflichtet zu fragen: „Wie geht es dir?“

Sarada ließ ihr Glas sinken, ein wachsamer Ausdruck in den Augen. „Gut?“

Nun, Sasuke konnte wohl nicht erwarten, dass sie sich ihm öffnete, nur, weil er persönliches Interesse an diesem speziellen Thema hatte. So einfach darüber hinwegsehen konnte er aber nicht.

„Wirst du dich wieder mit ihm treffen?“

Sarada wurde rot und drehte das Glas zwischen den Fingern. „Ich weiß nicht… Wenn er nochmal fragt? Warum willst du das alles wissen?“

„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, erwiderte Sasuke und bereute seine Worte noch im selben Moment, als ihr Gesicht runterfiel.

„Wie kommst du darauf?“, fragte sie mit einer Stimme wie einer Wasserflasche, die man zu lange in den Gefrierschrank gestellt hatte.

Sasuke konnte ihr kaum sagen, dass er Menmas Arbeitsplatz für gefährlich hielt, immerhin arbeitete er mit seinem Chef zusammen. Außerdem war da noch dieses spezielle Gefühl, das er mit dem Jungen verband. Selbst wenn er in der vergessenen Nacht mit Orochimaru geschlafen haben sollte, waren sie noch immer zwei Erwachsene. Es war ihre Entscheidung und obwohl Sasuke das nüchtern nicht getan hätte, war er doch selbst verantwortlich. Er hätte nicht so viel trinken müssen. Er war ab und zu ein wenig auf Orochimarus Flirts eingegangen, wenn ihm danach gewesen war. Vielleicht war das wieder passiert. Er hatte an dem Abend schließlich ganz gezielt Naruto aus dem Kopf bekommen wollen.

Aber Menma war etwas anderes. Er war 16 – halb so alt wie Sasuke und minderjährig. Er fand ihn hübsch, aber auf eine neutrale Art, auf die man eben feststellte, dass ein Kind hübsch war. So, wie er seine Tochter hübsch fand. Nie wäre ihm etwas anderes in den Sinn gekommen und die bloße Vorstellung ließ ihm übel werden.

Außerdem – und er schämte sich, daran überhaupt zu denken – könnte das sein Leben ruinieren. Wenn Menma ihn anzeigte, hätte er absolut keine Möglichkeit, sich zu rechtfertigen. Eine Strafe wäre absolut richtig, denn es war falsch und ekelhaft, Sex mit einem Minderjährigen zu haben. Er wollte sich das nicht mal vorstellen, aber das unangenehme Gefühl jedes Mal, wenn er den Jungen sah, blieb.

Hinzu kam die vage Ahnung, dass Orochimaru alles wusste und ihn absichtlich im Dunkeln ließ. Sasuke wollte nicht mal daran denken, was so ein Skandal für Sarada, Sakura und seine Familie bedeutet hätte.

„Ich denke, dass er nicht zu dir passt“, floss all das in die falschen Worte.

Das Eis in Saradas Augen sprengte endlich seine Fassung als sie fauchte: „Woher willst du das wissen? Du kennst mich kaum! Und Menma kennst du auch nicht. Falls es dich interessiert, er ist höflich und reif und immer bedacht in dem, was er sagt. Keine Ahnung, was dein Problem mit ihm ist, aber es geht dich auch nichts an.“

Er ließ sich den schmerzhaften Stich nicht anmerken, den diese Worte ihm versetzten. Kurz sah er zur Seite, auf die graue Granitplatte über seinen schwarzen Küchenschubladen. Darauf waren einige Flecken und Fingerabdrücke. Das kam öfter vor, seit Sarada hier lebte. Dann richtete er den Blick wieder auf sein Kind. Unter der Wut in ihren Augen flimmerte etwas, aber sie war nicht bereit, so leicht kleinbeizugeben. Sie war Sakura so ähnlich.

„Du bist meine Tochter“, war alles, was er schließlich sagte.

„Das hat dich früher auch nicht interessiert“, schnauzte sie ihn an und als könne sie nicht aufhören, fuhr sie fort: „Nur, weil du dein Liebesleben in den Sand setzt, musst du jetzt nicht durchdrehen, nur weil ich… also… e-einen Jungen treffe.“

Ihre flammende Gesichtsfarbe nahm den Worten nur wenig Schärfe. Sasuke war versucht, zu protestieren, dass das alles nichts mit Naruto zu tun hatte, verkniff es sich aber. Er würde sich jetzt nicht selbst zum Gesprächsthema machen.

„Es geht nicht um einen Jungen, sondern um diesen Jungen.“

„Wer’s glaubt.“ Sarada knallte das Glas auf den Tresen, verkündete: „Ich schlafe bei Onkel Itachi“, und stapfte davon.

Sasuke hielt sie nicht auf. Seufzend trank er sein Wasser und wünschte, es wäre etwas Stärkeres. Er fragte sich, ob es mit einem Jungen leichter gewesen wäre. Doch wenn er so an Boruto dachte, bezweifelte er das.
 

You know I’d rather be alone

But you’re fermented in my bones
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben!

Das Kapitel sollte eigentlich noch viel mehr enthalten, ist jetzt aber so schon so lang geworden, dass ich es geteilt habe. Ich hoffe, ihr seht es mir nach und hattet Spaß.
Falls es nicht so ganz klar ist: Der Titel bezieht sich auf Beziehungen in dem Alter und ihre jeweiligen Problemchen, haha. :)
Nächstes Mal gibt es dann Sasukes Geburtstag. Ich hoffe, ihr seid dann wieder dabei!
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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Anna_Asakura
2019-10-12T17:40:54+00:00 12.10.2019 19:40
Hey,
was soll ich sagen? Wieder mal ein tolles Kapitel. Ich musste die letzten beiden noch nachholen, und wurde natürlich nicht enttäuscht. Ich liebe es, wie du langsam und allmählich kleine Familiengefühle von Sasuke für Sarada in ihm wachkitztelst, hehe. Ich bin auf jeden Fall schon gespannt, wie das nächste Kapitel wird, und damit natürlich auch Sasukes Geburtstag. Also schreib schneeeell weiter ja? Deine Story hat einfach echt pepp, da muss man süchtig nach mehr werden.
Ich bin übrigens auch gespannt, ob du Sakura noch ein bisschen mehr einfließen lässt. Ich weiß ich weiß, es ist ne NaruxSasu Fanfiction, aber ... aber ... trotzdem, ne?! x)
Hach ja, es gibt einfach noch so viele Geheimnisse, einfach super ~
Bravo, und glg, Anna
Antwort von:  RedRidingHoodie
22.10.2019 15:15
Hallo und vielen Dank für deinen Kommentar!
Freut mich, dass die Beziehung zu Sarada dir gefällt. Ich muss gestehen, dass ich mich damit ein bisschen schwer tue, aber es macht Spaß, sie zu schreiben. ^^
Haha, ja, Sakura ist so eine Sache. ^^° Es kommt auf keinen Fall zu einer romantischen Annäherung, das kann ich schon mal sagen. Aber vielleicht besucht sie die beiden nochmal, da bin ich mir noch nicht sicher. ^^ Ich hätte jedenfalls große Lust darauf, dass sie und Naruto sich anfreunden und gemeinsam Sasuke ärgern, haha.
Jedenfalls nochmal vielen Dank für deinen Kommentar und weiterhin viel Spaß!
lG RRH
Von:  MikaChan88
2019-10-07T14:43:31+00:00 07.10.2019 16:43
Omg
Mir wird jedes Mal speiübel wenn Sasuke an diese Nacht denkt...
Bin schon gespannt wie es weiter geht
Antwort von:  RedRidingHoodie
08.10.2019 10:08
Danke für dienen Kommentar. Ich bin froh, wenn ich Gefühle hervorrufe, auch, wenn es solche sind, haha.
lG RRH
Von:  Scorbion1984
2019-10-06T10:12:36+00:00 06.10.2019 12:12
Da hat sich Sasuke wohl in seinen eigenen Schuldgefühlen ,mehr oder weniger wohl gefühlt !
Ja Oro kann man nicht trauen ,da ist Sasuke wohl ein ziemlicher Fehler unterlaufen ,sich vor Oro eine Bloesse geben kommt nie gut !
Er sollte mal mit Itachi über seine Probleme reden ,mal sehen was auf seinem Geburtstag so passiert !
Antwort von:  RedRidingHoodie
08.10.2019 10:10
Vielen Dank für den Kommentar. Ob er sich so wohlfühlt, ist die Frage, haha. Aber leider muss er jetzt damit leben und unglücherweise versucht er das alleine zu schaffen... Na, wie das wohl ausgeht?
Weiterhin viel Spaß und lG
RRH
Von:  KatanaYuki
2019-10-05T15:50:42+00:00 05.10.2019 17:50
Gott, ich freue mich Riesig auf das nächste Kapitel.. Bitte lass es schnell kommen🥺
Antwort von:  RedRidingHoodie
06.10.2019 11:35
Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich bemühe micg, So schnell wie möglich weiter zu machen :)
Von:  naruhinaxXx
2019-10-05T12:04:01+00:00 05.10.2019 14:04
Cool das es weiter geht
Itachi scheint sasuke in Hinsicht auf naruto ja schon durchschaut zu haben
Bin schon gespannt was an seinem Geburtstag so alles passiert
Antwort von:  RedRidingHoodie
06.10.2019 11:36
Vielen Dank für den Kommentar.
Ja, Sasuke ist nicht ganz so closeted wie er glaubt, haha.
Lg
Von:  Yuna_musume_satan
2019-10-05T11:56:08+00:00 05.10.2019 13:56
Da ahnt woll jemand das sasu am eigenen Ufer fischt.
Ich kann es kaum erwarten wie es weitergeht
Antwort von:  RedRidingHoodie
06.10.2019 11:36
Ja, Itachi kennt seinen Bruder besser, als er glaubt, haha.
Danke für den Kommentar und lg


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