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„Und du hast Shuu ganz sicher eingeladen?“
„Ja doch!“
„Und er kommt auch?“
„Mensch Hikari; ja er kommt – zum 100ersten Mal und wenn du nochmal fragst, ändert sich die Antwort auch nicht.“
Haruka war genervt, sehr genervt. Hikari wuselte neben ihr herum. Sie war tierisch aufgeregt. Heute würde sie ihre Geburtstag feiern und sie hatte alle Freunde eingeladen. Als Haruka sie vor Monaten fragte, was sie sich von ihr wünschen würde, meinte sie, dass sie schon immer mal Shu kennenlernen wollte. Sie liebte seine Vorführungen und seine Koordinationen. Seinen Stil und ganz nebenbei auch ein wenig sein unwiderstehlich gutes Aussehen. Als Satoshi ihr erzählt hatte, dass Haruka öfters gegen Shu angetreten war und beide in Johto unterwegs waren, hatte sich Hikari gewünscht, dass Haruka irgendwie Shu mit auf dieser Feier einlud. Sie wollte ihn endlich kennenlernen und sich vielleicht hier und da ein Paar Tipps holen. Haruka wollte sich ursprünglich aus der Situation herausreden. Shu war ihr Rivale. Sie verstanden sich zwar mittlerweile sehr gut, auch wenn Shu es nicht unterlassen konnte sie hin und wieder aufzuziehen. Aber sie hatten noch nie irgendwas gemeinsam privat außerhalb der Wettbewerbe unternommen. Und ihr war es unangenehm. Was sollte sie ihm sagen? „Ähm Shu, eine Freundin ist ein fanatischer Fan und will, dass ich dich zu ihrem Geburtstag mitbringe.“ - Nein wohl eher nicht.... Shu würde sie für verrückt halten. Sie bat Hikari sich etwas anderes zu wünschen. Aber nachdem sie diese traurigen Augen gesehen hatte, willigte sie schließlich doch ein.
Im Nachhinein war es ihr ein Rätsel wie sie es geschafft hatte, Shu einzuladen. Als sie an dies Situation zurückdachte, wurde sie erneut rot. Das ganze war ihr wirklich peinlich gewesen. Sie stand nach einem Wettbewerb (den er gewonnen hatte) vor ihm und stotterte wie ein kleines Mädchen herum. Warum konnte sie nicht einfach ganz normal fragen? So wie jeden anderen? Weil Shu eben nicht wie jeder andere war. Nach einigen Stottern von „Freundin“ und „Party“ und „ihm“, hatte sich Shu dann wohl den Inhalt des Gespräches zusammengereimt und sie ein wenig aufgezogen und gefragt, ob sie sicher sei, dass IHRE Freundin ihn kennen lernen wolle oder sie nicht eher eine nette, nebenbei sehr gut aussehende Begleitung suche. Haruka hatte mal wieder etwas empfindlich reagiert und war schon dabei, eine ihre Predigten zu halten, von wegen gut aussehend und so, als er bereits einwilligte, ihr eine Rose zuwarf und sich verabschiedete.
So kam es, dass sie nun mit Hikari in Sinnoh war und ihr bei den Vorbereitungen der Party half. Shu hatte ihr vorhin eine Nachricht geschrieben, dass er gegen 19 Uhr ankommen wolle.
Nach und nach trudelten alle Gäste ein. Hikari hatte wirklich aufgetischt. Naja es war ihr 20 Geburtstag und sie hatte einfach jeden eingeladen, den sie kannte. Haruka freute sich ihre Freunde wieder zu sehen. Satoshi stand mit Kasumi und Rocko an der Bar und redeten über die guten alten Zeiten. Sie war vorhin bei ihnen. Kasumi hatte ihr noch kurz erzählt, dass Satoshi ihr letztens endlich den langersehnten Heiratsantrag gemacht hatte. Haruka freute sich sehr für die beiden. Gleichzeitig wurde ihr aber auch bewusst, dass alle bereits in der nächsten Phase ihres Lebens angekommen waren. Sie hatten Zukunftspläne – meist zu zweit. Selbst ihr kleiner Bruder Masato hatte mittlerweile eine Freundin. Und Takeshi – kaum zu glauben.Und Sie? Sie reiste immer noch durch Johto, nahm an Wettbewerben teil. Es hatte sich bei ihr viel getan in der Zeit. Zumindest beruflich. Sie war eine angesehene Koordinatorin, aber privat lief leider nicht viel. Kein Freund – nur Shu. Und die beiden waren von einer Beziehung meilenweit entfernt. Sie seufze.
„Es ist eine Party. Auf einer Party sollte man doch meinen, dass die Gäste gut gelaunt sind, nicht wahr, Haruka?“
Sie drehte sich um. Shu. Sie hatte gar nicht mitbekommen, wie er angekommen war.
„Shu.“
„Lange nicht gesehen.“ Er lächelte. Allgemein wirkte er sehr entspannt; nicht gestresst von den vielen Trainingszeiten und Wettbewerben.
„Shuuuu; es ist so toll, dass du da bist.“ Hikari kam quietschend angelaufen, um ihren neuen Gast zu begrüßen. Haruka lächelte.
„Happy Birthday Hikari, hier – wie versprochen – dein Geschenk.“ sie deutete auf Shu. Der sah sie irritiert an, kam aber nicht dazu was zu sagen, da Hikari ihn voll und ganz in Beschlag nahm und ihn mit Fragen löcherte. Shu warf Haruka einen verzweifelten Blick zu, der soviel bedeutete „wehe, du lässt mich jetzt mit der da allein“. Haruka grinste schief, hob noch kurz die Hand und meinte: „Bis später“. Dann ging sie zu den anderen.
Die Party war ein großer Erfolg. Alle schienen sich zu amüsieren. Ein Gespräch mit Shu konnte Haruka allerdings bislang noch nicht führen. Nachdem Hikari unzählige Fotos mit ihm gemacht hatte, sie ihn ausgefragt hatte, standen nun andere seiner Fans um ihm herum. Haruka war jedes mal erstaunt, wie beliebt er doch war. Sogar hier in Sinnoh. Sie nahm sich vor, ihn noch ein wenig leiden zu lassen (sie fand, dass er das durchaus mal verdient hatte), ihn dann aber später aus einem Vorwand heraus zu befreien. Zudem unterhielt sie sich gerade angeregt mit Shigeru. Er erzählte ihr von seiner Arbeit.
Nachdem Shigeru etwas tanzen wollte (und sie dankend ablehnte), ging sie ein wenig an die frische Luft.
„Du hast mich damals tatsächlich nicht angelogen“
Haruka drehte sich um. Shu stand neben ihr uns lies sich auf die Bank neben sie fallen. Er hatte sich anscheinend von der Meute befreit. Er sah erschöpft aus.
Sie zog fragend eine Braue hoch.
„Naja, ich dachte, du hättest eine Freundin vorgeschoben, um mich auf diese Party mitzunehmen. Aber du hast es tatsächlich ernst gemeint.“
Haruka lachte: „Natürlich hab ich das ernst gemeint. Warum sollte ich eine Freundin vorschieben?“
„Ich bitte dich Haruka. Wenn man gefragt wird, ob man auf eine Party mitkommt, weil sich eine Freundin, die ich im übrigen nicht ansatzweise kannte, das gewünscht hat, geht jeder normale Mensch davon aus, dass es ein Vorwand ist.“
„Ein Vorwand für was?“
„Ich fasse nicht, dass du das jetzt fragst“
„Du glaubst wirklich, ich würde eine Freundin vorschieben, damit ich einen Abend auf einer Party in Sinnoh mit dir verbringen kann? Das ist ganz schön abwegig.“
Oh, das hatte sich jetzt böser angehört, als sie es gemeint hatte. Tatsächlich wäre Haruka auf so eine Idee schlichtweg niemals gekommen.
„Also das war jetzt nicht so gemeint wie es klang“
Shu lächelte. Offensichtlich hatte er ihre Unsicherheit gemerkt und wusste, dass sie es wirklich nicht so böse meinte. Er strich sich eine Strähne aus der Stirn.
„Wer war der Typ vorhin, mit dem du dich unterhalten hast?“ Er wechselte das Thema.
„Du meinst Shigeru? Ein Freund von Satoshi. Er hat mir von seiner Arbeit als Pokemonforscher erzählt.“
„Aha.“
„Shu?“
„ Es sah eher aus, als ob er dich angeflirtet hat“
„Ach das ist doch Quatsch. Shigeru und mich anflirten. Wie kommst du nur auf so etwas?“ Haruka winkte etwas peinlich berührt ab.
„Woher willst du das wissen? Du bekommst doch auch sonst nie mit, wenn jemand mit dir flirtet.“ Shu strich sich eine Strähne aus der Stirn.
Na super. Jetzt stellte er sie wieder als naives Mädchen dar.
„Woher willst du das denn bitte wissen? Ich merke so was sehr wohl“, meinte sie schnippisch.
„Ach ja?“ Shus Augenbraue zog sich erstaunlich weit hoch. Skeptisch sah er sie an.
„Ja natürlich. Ich bin ja schließlich nicht blöd“ sie rümpfte die Nase.
„Dann frage ich mich, wie man das dann all die Jahre bitte ignorieren kann?“
Haruka sah ihn verständnislos an. Wovon sprach er da? Er hatte doch Shigeru erst heute kennen gelernt und die beiden heute das erste Mal zusammen gesehen. Woher wollte er wissen, dass Shigeru sie seit Jahren anflirtete?
„Nochmal Shu. Shigeru flirtet mich nicht an. Der ist immer so und zu jedem so und überhaupt...“
„Ich habe nicht von Shigeru gesprochen.“ unterbrach er sie.
Sie sah ihn verständnislos an.
Shu wirkte verzweifelt.
„Mensch Haruka, ich habe von mir geredet. Wieso begreifst du das eigentlich nicht? Glaubst du wirklich, ich schenke jeden x-beliebigen Mädchen Rosen? Oder fahre um die halbe Welt nach Sinnoh, um an einer Party teilzunehmen, zu einem Mädchen, dass ich nicht mal ansatzweise kenne. Was meinst du denn, weshalb ich hier bin? Ein Tipp: nicht wegen Hikari.“
„Oh“
Haruka sah ihn geschockt an. Damit hatte sie nicht gerechnet. Shu hatte ihr gerade – mehr oder weniger - gesagt, dass er sie mochte – oder mehr als das. Und das wohl schon länger. Und sie brachte nichts als „Oh“ heraus? Warum ist man im leben nicht auf solche Situationen vorbereitet?
„Oh“ äffte er sie nach. „Mehr als Oh bekomme ich darauf nicht?“ Damit hatte er nun wirklich gerechnet. So eine Antwort war er nicht gewohnt.
Shu seufzte. Keine Antwort war dann wohl auch eine Antwort. Er lachte verbittert, stand auf, wollte gerade gehen, als er ihre Hand am Ärmel spürte.
„Shu warte.“ Harukas Gehirn hatte sich wieder eingeschaltet.
Sie lächelte.
„Du flirtest also seit Jahren mit mir, ja?“ Sie grinste.
Er verdrehte die Augen als er es sah.
„Offensichtlich reicht das bei dir nicht. Dich muss man mit einem blinkenden Zaunpfahl erschlagen, damit du mal was merkst“, er schnippte sich eine Strähne aus der Stirn. Er hatte seine Selbstsicherheit wieder.
Sie verengte die Augen zu Schlitzen.
„Wenn du weiterhin so gemein bist, dann überlege ich mir das mit dir doch nochmal.“
Sie drehte sich schmollend um.
Shu lächelte. Eine direktere Antwort würde er von ihr wohl nicht bekommen. Dafür war sie zu stur. Aber es reichte ihm. Er nahm sie von hinten in den Arm und lehnte den Kopf auf ihre Schulter.
„Wir wissen beide, dass ich unwiderstehlich bin und du mir bereits verfallen bist, Haruka.“
„Shu“ Ihre Hand ballte sich zur Faust. Sie drehte sich schwungvoll um, und wollte schon zu einer Schimpftirade ansetzen. Er unterbrach sie, zog sie einfach zu sich und legte seine Lippen auf ihre. Sofort war ihr Ärger verschwunden. Sie erwiderte den Kuss schüchtern. Die Welt um sie herum verschwamm. Es gab nur noch sie beide.
Viel zu schnell für ihren Geschmack löste er sich von ihr.
"Ach Haruka, ich hoffe wir sind uns einig, dass du nie wieder auf die Idee kommst, MICH zu verschenken!"
