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Karazhan´s Lehrstunden

von

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Das Leben im Turm Karazhan war überraschend langweilig. Vor allem, wenn der Meister ständig verschwand und der einzige andere Schüler so auf seine Studien fixiert war, dass er schon mehr als einmal seine Bettstadt in der Bibliothek aufgeschlagen hatte. Mirayla schielte über den Rand ihres Buches zu Khadgar hinüber, welcher sich seit sicherlich 2 Stunden nicht bewegt hatte, außer um in regelmäßigen Abständen eine Seite in dem Buch vor ihm umzublättern. Sie seufzte leise und legte ihr Buch zugeklappt vor sich. Den Kopf in die Hand gestützt starrte sie nun unverhohlen Khadgar´s Profil an.

Seit einem halben Jahr waren sie nun gemeinsam Medivh´s Schüler und außer in den denkwürdigen 2 Wochen zu Beginn, in denen sie nur Assistenten waren und gemeinsam die überaus gefährliche Bibliothek aufgeräumt hatten, war er ihr fast schon auffällig effizient aus dem Weg gegangen. Selbst jetzt saßen sie an getrennten Tischen 15 Meter voneinander entfernt. Erstaunlich, dass er nicht auch noch eines der Bücherregale zwischen ihre Luftlinie hatte schweben lassen.

Damals, als sie begraben waren unter uraltem Papier und umgeben von hinterhältigen Fallenbüchern, war ihr aufgefallen, was für eine beeindruckende Ausstrahlung Khadgar hatte. In Dalaran waren sie beide sich bei ihren Studien nie über den Weg gelaufen und plötzlich hatten die Weisen der Kirin Tor sie zusammen hier her entsandt. Bei ihm konnte Mirayla es inzwischen verstehen. Wenn er nur ein wenig zugänglicher wäre. Wieder seufzte sie.

"Ich denke nicht, dass du schneller lernst einen Wasserelementar zu beschwören, wenn du mich weiter anstarrst", klang plötzlich Khadgar´s Stimme glasklar zu ihr herüber. Sie zuckte schuldbewusst zusammen und schlug hastig das Buch wieder auf. Verstohlen blickte sie noch einmal zu ihm auf und murmelte eine Entschuldigung. Er saß weiter unbeweglich, doch Mirayla hätte schwören können, dass sein Mundwinkel leicht gezuckt hatte.

Wie immer hatte Medivh beiden Aufgaben erteilt, bevor er verschwunden war. Mirayla sollte bis zu seiner Rückehr endlich einen stabilen Wasserelementar beschwören können. Jedoch war sie davon weit entfernt, also vertiefte sie sich wieder in das leicht modrig riechende Buch. Mehrere Stunden und einen Nackenkrampf später, schob sie das Buch wieder von sich und erhob sich von dem knarrenden Stuhl. Sie streckte ihren Rücken und hörte mehr knacken als üblich. Dann begann sie langsam und überlegt ihre Hände in komplizierten Schleifen durch die Luft zu bewegen. Vor ihr baute sich Magie auf und verdichtete sich immer mehr. Sie spürte ihren Mund trocken werden, als die Magie Wasser aus der Umgebung aufsaugte und ihr eine Form gab. Schließlich stand ein mannsgroßer Wasserelementar vor ihr. Von der Form her einem umgedrehten und sehr dickem Wassertropfen ähnlich. Seine Oberfläche kräuselte sich von der ständigen Bewegung in seinem Inneren. Mirayla erlaubte sich ein triumphierendes Lächeln. Sie ließ den Elementar ein paar Meter über den Boden hin und her schweben. Konzentrierte sich dann wieder und ließ ihn noch ein wenig größer werden. Und noch ein wenig. Und noch ein wenig. Und plötzlich platzte er. Die Magie, welche zu schwach war, um die Wassermassen noch zu halten, stob davon und das befreite Wasser spritzte nach allen Seiten weg. Eine besonders große Woge schwappte über Mirayla hinweg. Sie stand einen Moment stocksteif da. Geschockt vom kalten Wasser und scheitern des Zaubers. Dann wischte sie sich die nassen Haare aus dem Gesicht. Und sah Khadgar der lauthals lachte. Sie hörte ihn nicht, denn eine schwach bläuliche Blase umgab ihn und seinen Arbeitstisch und hatte alles vor dem Wasser bewahrt. Mit einer beiläufigen Handbewegung wischte er die Barriere weg und nun hörte sie auch sein lautes Gelächter, dass von den Wänden zurück hallte. Mirayla starrte ihn verblüfft an. So fröhlich hatte sie ihn noch nie erlebt. Auch sie selbst fing nun an leise zu lachen und betrachtete das Chaos um sich herum. Das aufgeschlagene Buch mit der Beschwörungsformel war komplett durchnässt. Was zumindest dessen modrigen Geruch erklärte. Mit einem kleinen Dreh aus dem Handgelenk formte sie eine Wasserkugel und warf sie Khadgar entgegen, der immer noch lachend über dem Tisch lag. Ohne auch nur aufzublicken lenkte er die Wasserkugel um und ließ sie gegen eine Steinsäule klatschen.

"Guter Versuch.", kommentierte er und sah endlich auf, sich Lachtränen aus den Augen wischend. Mirayla seufzte und lehnte sich an den Tisch

"Ich werde dich niemals übertreffen", sagte sie resigniert. Sie schlang die Arme um sich, denn einer der vielen kalten Luftzüge, die durch den Turm streiften hatte sie erwischt. Ihre Lehrlingsrobe klebte durchnässt an ihrer Haut und entzog ihr langsam die Körperwärme. Khadgar war aufgestanden und kam langsam auf sie zu.

"Dir fehlt es nur an Konzentration. Deine Fähigkeiten sind bemerkenswert, jetzt musst du nur noch den Kopf frei kriegen." Bei ihr angekommen beschwor er 3 kleine Feuerbälle und ließ sie um Mirayla herum schweben. Die Wärme, welche von ihnen abstrahlte tat unheimlich gut.

"Das liegt nur an dir", sagte sie leicht hin und wrang ihr Haar aus.

"Was meinst du?", fragte Khadgar unsicher.

"Na ja, wärst du nicht so gut, bräuchte ich weniger Konzentration", lachte sie und Khadgar stimmte mit ein. Trotz der leise knisternden Feuerbälle begann Mirayla wieder zu frieren. Als Khadgar bemerkte, dass sie zitterte, runzelte er die Stirn und zog seinen Mantel aus. Bevor Mirayla protestieren konnte, hatter er ihn ihr um die Schultern gelegt. So nah hatte er lange nicht bei ihr gestanden. Sein Geruch war überall und unwillkürlich blickte sie zu ihm auf und direkt in seine tiefblauen Augen. Eine Wärme durchflutete sie, die nichts mit Khadgars Mantel zu tun hatte. Sie spürte ihr Gesicht rot werden. Schnell wandte sie sich ab und murmelte ein Danke. Verlegen überprüfte sie, ob das Buch irgendeinen Schaden genommen hatte. Den Kopf über ihr Verhalten schüttelnd sagte sie plötzlich unvermittelt: "Ich sollte mich besser umziehen." Und dreht sich um. Fast wäre sie gegen Khadgar geprallt, welcher sich keinen Schritt weg bewegt hatte. Er schien sichtlich mit sich zu kämpfen. Seine Augen fixierten sie. Plötzlich tat er einen Schritt auf sie zu und erschreckt wich Mirayla einen Schritt zurück und stieß gegen den Holztisch, welcher unangenehm quitschend ein paar Zentimeter über den Steinboden rutschte. Khadgar war nun so nah, dass sie seinen Atem spürte.

"Ist alles ok?", hauchte Mirayla. Khadgar blinzelte, als wäre er aus einem Traum erwacht und lächelt leicht.

"Verzeih bitte. Ich habe damit deutlich weniger Erfahrung." Seine Stimme klang rau. Er beugte sich zu ihr herab und küsste sie. Seine Lippen waren heiß und Mirayla dachte unwillkürlich, ob er wohl Fieber hätte. Dann dachte sie gar nichts mehr. Sie spürte wie seine Hände ihre Oberarme packten und sie näher an sich zog. Ohne zu zögern ging sie drauf ein und schlang ihre Arme um seine Hüfte. Ihr Körper drückte sich gegen seinen, nahm nichts mehr wahr als den immer intensiver werdenden Kuss. Dann war es plötzlich vorbei. Seine Lippen lößten sich von ihren. Wie aus einer Trance erwachend, öffnete sie die Augen. Khadgar schaute zu ihr herab.

"Verzeih", sagte er erneut. "Ich habe versucht es zu unterdrücken, aber... Es ging nicht mehr." Wieder senkte er seine Lippen auf ihre herab. Seine Hand wanderte in ihren Nacken, die Finger gruben sich in die nassen Haare. Sie spürte ihre Knie schwach werden, doch bevor sie nachgeben konnten, packt Khadgar sie bei der Taille und setzte sie auf die Tischkante, als hätte er es kommen sehen. Ihre Beine spreizten sich wie von allein und er schob sich zwischen ihre Schenkel und nahm den kaum unterbrochenen Kuss wieder auf. Bald wurde er fordender, eine Hand fuhr an ihrem Oberschenkel entlang und ließ sie unwillkürlich aufstöhnen. Das leise Geräusch schien Khadgar noch mehr anzustacheln. Er zog sie dichter an sich, sein Mantel glitt von ihren Schultern und fiel auf den Tisch. Sie spürte wie er die Schnürung ihres Mieders lockerte. Da hielt er plötzlich wie versteinert inne. Sein Mund noch immer auf ihren gepresst. Mirayla schlug die Augen auf und starrte in das leuchtende Blau seiner. Er blinzelte und langsam zog er sich zurück mit einem überaus bedauernden Gesichtsausdruck. Mirayla runzelte die Stirn. Da flüsterte Khadgar: "Der Meister ist zurück." Sie riss die Augen auf. Der verzückte Nebel, welcher sich auf ihre Sinne gelegt hatte verflog mit einem Schlag und auch sie spürte nun die Präsenz von Medivh. Hastig glitt sie vom Tisch und richtete ihr Mieder halbwegs. Da hallten bereits Schritte durch den Gang zur Bibliothek und Medivh stand im Eingang. Er stutzte. Sein Blick glitt über Khadgar's Mantel, welcher verwaist mitten auf einem der Tische lag, weiter zu Miraylas nasser und unordentlicher Lehrlingsrobe und ruhte kurz auf Khadgars zerknitterter und nur an manchen Stellen feuchter Kleidung. Er hob eine Augenbraue.

"Offenbar klappt es mit dem Wasserelementar noch immer nicht?", wandte er sich an seine verlegen wirkende Schülerin.

"Oh, äh... Doch! Nur mit der größeren Form habe ich noch Probleme." Medivh ließ sich erschöpft in einen der herumstehenden Stühle nieder und wieß mit seinem Stab auf eine größere freie Fläche.

"Nun denn, führe es vor."

Die nächsten 3 Stunden verflossen in Magieübungen, Vorführungen und Erläuterungen. Schließlich zeigte sich der Meister zufrieden über den Fortschritt seiner Schüler. Er schickte sie hinaus und kündigte an Nachforschungen anstellen zu müssen und wollte heute nicht mehr gestört werden. Beide nickten, verbeugten sich leicht und verließen die Bibliothek in Richtung ihrer Zimmer.

Während sie durch die leeren Gänge zogen wechselten sie kein Wort und wagten nicht sich anzusehen. Khadgars Zimmer erreichten sie zuerst. Zögernd öffnete er die Tür. Für ein paar Sekunden schien er gewillt etwas zu sagen, verwarf den Gedanken aber wieder und murmelte nur ein 'Gute Nacht', ehe er die Tür schloss. Mirayla blieb unschlüssig stehen und starrte auf das vom alter geschwärzte Holz. Wenn sie jetzt einfach klopfte und hinein ginge, würde er sie vermutlich nicht aufhalten, schoss ihr durch den Kopf. Und dann?

Bevor ihre Fantasie ausufern konnte, wurde ihr wieder bewusst, dass ihre Kleidung inzwischen eklig klamm und sie selbst komplett ausgekühlt war. Mirayla seufzte. Viel zu laut, denn die Steinwände warfen das Echo bis tief in den Turm hinein zurück. Da raffte sie ihren Rock und huschte zu ihrem Zimmer, am anderen Ende des Flurs. Fast lautlos schlüpfte sie hinein und warf die Tür ins Schloss. Erschöpft lehnte sie sich an das glatte Holz. Sie hob eine Hand zu ihrem Mund und glitt sanft mit den Fingern über ihre Lippen. Sie brandten noch immer, auch wenn sie nicht mehr so geschwollen waren wie noch vor ein paar Stunden. Unbewusst fing sie an zu lächeln, als ihr alles noch einmal durch den Kopf ging. Als ihr Gesicht feuerrot war, schüttelte sie den Kopf und atmete tief durch. Sie lößte sich von der Tür und streifte ihre Kleidung ab. Im kleinen Kamin brannte bereits ein loderndes Feuer, was wieder einmal bewies, dass Moroes besser im Spionieren war, als im Wandteppiche ausklopfen. Sie knüllte ihre Sachen zusammen und warf sie auf einen Stuhl, damit der alte Diener sie später wie immer unbemerkt abholen konnte.

Hastig wusch sie sich über dem Waschbecken in einer Zimmerecke, schlüpfte in ihr Nachthemd und unter die Bettdecke. Wieder lächelte sie in sich hinein, als sie sich tief in die Daunen kuschelte. Bevor sie einschlief flüsterte sie leise "Khadgar".
 

Die nächsten Tage verflogen in Hektik, wie immer wenn Medivh im Turm war. Khadgar und Mirayla wechselten kaum 3 Sätze miteinander und tauschten nur einmal einen längeren Blick, bevor Medivh wieder nach einem von ihnen brüllte. Schließlich kündigte Medivh wie nebenbei an, dass er am Abend zu König Llane's Geburtstagsfeier geladen war und seine Schüler mitbringen solle. Sowohl Khadgar wie Mirayla saßen völlig verblüfft da. Bis sie der Meister aufscheuchte, damit sie sich fertig machen sollten. Mirayla wühlte das einzige festliche Kleid heraus, dass sie besaß und betrachtete es kritisch. Anschließend blickte sie in ihren kleinen Spiegel und betrachtete sich noch kritischer.

Nur wenige Sekunden vor der festgesetzten Zeit eilte sie auf die hoch gelegene Plattform von Karazhan. 2 Greife standen bereit und scharrten ungeduldig mit den Klauen über die Fliesen. Medivh und Khadgar schauten auf, als sie durch das Tor eilte. Der Meister nickte ihr ungeduldig zu und wandte sich zu seinem Greif um. Doch Khadgar blieb unbeweglich stehen und hatte nur Augen für sie. Scheinbar stand ihr das blassgrüne Seidenkleid doch ganz gut. Und Mirayla ging es bei seinem Anblick nicht anders. Die festliche Robe stand ihm ausgezeichnet.

"Steht nicht herum wie die Ölgötzen!" Schreckte sie Medivh auf. "Steigt auf den Greif! Khadgar, du kennst den Weg." Und damit trieb er seinen Greifen an, welcher mit einem Schrei seine Flügel entfaltete und davon flog.

"Ein Greif für uns 2?", sagte Mirayla erstaunt.

"Ist es dir unangenehm mit mir zu fliegen?", fragte Khadgar ernsthaft.

"Oh nein nein! Das ist es nicht!" Sie hob abwehrend die Hände und schüttelte heftig den Kopf. Khadgar lächelte und nahm ihre Hand.

"Dann komm, er hält uns beide schon aus." Er führte sie zu dem wartenden Greif, welcher sie mit schräg gelegtem Kopf musterte. Khadgar schwang sich in den Sattel und half Mirayla hinter sich hinauf.

"Halt dich gut fest", sagte er leise und sie schlang ihre Arme um seine Taille. Khadgar schnalzte mit der Zunge und der Greif hob mit lautem Rauschen ab.

Für Mirayla war es nicht der erste Greifenflug, doch noch nie hatte ihr Herz dabei so heftig geschlagen. Vorsichtig rutschte sie noch ein wenig näher an Khadgar und schmiegte ihren Kopf an seinen Rücken.

Bis auf einen kräftigen Flügelschlag ab und zu glitt der Greif ruhig dahin, direkt auf den Sonnenuntergang zu. Plötzlich legte sich Khadgars warme Hand auf ihre, welche sie vor seinem Bauch gefaltet hatte. Sein Daumen streichelte über ihre Haut. Sie seufzte tonlos und hob den Kopf. Sanft hauchte sie einen Kuss auf seinen Nacken und sah belustigt wie sich die feinen Härchen aufstellten. Ihre Zurückhaltung aufgegebend küsste sie seinen Nacken weiter. Ihre Lippen glitten über die weiche Haut und sein Geruch vernebelte ihre Sinne.

"Du machst mich wahnsinnig", hörte sie da seine Stimme. Khadgar wandte sich zu ihr um und küsste sie. Noch verlangender als damals in der Bibliothek. Mirayla schrie auf, als seine Arme ihre Taille umfassten und sie vor sich auf den Sattel zog. Nun lag sie halb zwischen seinen Beinen und schaute verblüfft zu ihm auf, dann hob sie eine Hand zu seinem Nacken und zog ihn herab um den Kuss fortzusetzen.

"Viel besser", keuchte sie in einer kurzen Atempause. Bis auf kurze Unterbrechungen, um den Kurs zu korrigieren, küssten sie sich den ganzen Flug, beide verfluchend, dass sie nicht umkehren konnten, sondern weiter nach Sturmwind fliegen mussten. Schon viel zu bald kamen die ersten Türme der Kathedrale des Lichts in Sicht, von der untergehenden Sonne in Rot getaucht. Khadgar lößte sich von Mirayla und half ihr sich aufrechter hinzusetzen. Möglichst entspannt hatte er die Arme um sie gelegt, um die Zügel zu halten und sie versuchte leicht gegen seine Brust gelehnt möglichst wenig verkrampft auszusehen. Der Greif überflog die erste Mauer und glitt durch das Tal der Helden in eine Öffnung der Stadtmauer und landete mit leisem Krächzen im Greifenstall. Einer der herbei geeilten Stallburschen half Mirayla aus dem Sattel. Khadgar rutschte hinter ihr herunter. Ein paar Meter hinter ihnen verschlang Medivhs Greif bereits etwas, dass wie rohe Leber aussah.

Ein Palastdiener erwartete sie bereits und ihm durch die beeindruckende Stadt folgend erreichten sie bald Burg Sturmwind. Auf der Vortreppe tummelte sich eine bunte Schar von Gästen. Der Diener führte sie hindurch und hinein in die Burg, den langen Gang an den Ehrenwachen vorbei, zum Thronsaal hinauf. Auch hier sammelten sich unzähliche Gäste. König Llane saß auf seinem reich verziehrten Thron, den Kopf Medivh zugewandt, welcher ihm offenbar eine längere Geschichte zu erzählen hatte. Als er seine Schüler erblickte, winkte er sie heran.

"Ah Medivh, schön zu sehen, dass es dir doch nicht gelungen ist deine Schüler für immer vor uns zu verstecken", sagte Llane jovial und musterte beide neugierig. Khadgar verbeugte sich und Mirayla knickste so tief sie konnte.

"Einem direkten Befehl zu widersprechen ist nun mal schwierig", antwortet Medivh lapidar. "Doch wo sie nun mal hier sind. Das sind Khadgar und Mirayla von Dalaran. Lehrlinge des Wächters." König Llane nickte beiden zu. "Und nun geht euch amüsieren Kinder", scheuchte Medivh sie fort, bevor sie die Chance hatten den Mund auf zu bekommen. Mirayla warf Khadgar einen Blick zu, welcher nur mit einem Schulterzucken antwortete und so wandten sich beide von den schon wieder ins Gespräch vertieften Freunden ab und suchten das üppige Buffet auf. Da die Kost in Karazhan recht eintönig war, schlugen beide mit großem Appetit zu. Erstaunlich schnell sprach sich unter den Gästen herum, dass die geheimnisvollen Schüler des noch geheimnisvolleren Wächters anwesend waren und eine neugierige Menschentraube sammelte sich um jeden von ihnen und hatte sie schnell getrennt. Nach einer Stunde in der sie immer wieder die selben Fragen hatte beantworten müsse, zog Mirayla sich unter einem Vorwand zurück und schlüpfte durch die lauten Massen hindurch. Etwas verloren irrte sie durch die Gänge der viel zu großen Burg und gelangte schließlich durch einen Torbogen in einen kleinen Park. Vereinzelte Lampions schufen mehr Schatten, als sie verscheuchten. Aber hier war es ruhig, die Gästen hielten sich nur am Eingang auf und waren nicht weiter in die sorgfältig beschnittenen Hecken vorgedrungen. Mirayla atmete tief durch und genoss die kühle Abendbrise in ihrem Gesicht. Im Halbschatten entdeckte sie eine Bank und ließ sich erschöpft darauf nieder. Verträumt blickte sie in den mit Sternen übersäten Himmel. Elune hatte es noch nicht über die Zinnen der Burg geschafft, doch ihr sanfter Schein war bereits zu erahnen. Ein Knacken ließ sie zusammen zucken.

"Ich bin es nur", erklang Khadgars sanfte Stimme. Er trat aus den Schatten und ging langsam auf sie zu. Mirayla gab sich Mühe entspannt auszusehen, obwohl ihr Magen bei seinem Anblick einen Sprung gemacht hatte. Und nun begann ihr heiß zu werden, als ihr bewusst wurde, dass sie allein waren.

Khadgar setzte sich neben sie.

"Du erlaubst doch?", fragte er lächelnd. Mirayla nickte und stammelte ein natürlich. Schweigend saßen sie nebeneinander. Schließlich räusperte sich Khadgar.

"Die letzten Tage waren wirklich nicht leicht. Ich hatte so lange es geschafft meine Gefühle zu unterdrücken, die in der Bibliothek für dich entstanden sind und dann bricht der Damm ausgerechnet dort. Und ich war überglücklich, weil du mich nicht sofort in eine Eissäule verwandelt hast." Mirayla lachte leise.

"Das kann ich noch gar nicht." Auch Khadgar lachte auf.

"Und dann platzt im schönsten Moment der Meister herein und ich konnte kaum noch an etwas anderes denken, als unseren Kuss."

"Es war ein wenig mehr als ein Kuss", warf Mirayla ein. "Aber, mir ging es genau so", fügte sie hinzu und rutschte ein Stück näher zu ihm. Er legte eine Hand auf ihre und wieder küssten sie sich. Als der Kuss schnell heftiger wurde, glitt seine Hand über ihren Arm hinweg zu ihrer Taille und weiter hinab zu ihrer Hüfte. Dann streichelte sie die empfindliche Stelle an ihrem Oberschenkel. Und wie schon in der Bibliothek stöhnte sie leise auf. Nur um sich sofort eine Hand vor den Mund zu schlagen und von Khadgar weg zu rutschen. Unruhig sah sie sich um.

"Uns könnte hier jeder sehen!", wisperte sie durch ihre Finger. "Ich glaube nicht, dass es einen guten Eindruck macht, wenn jemand die Schüler des Wächters auf der Geburtstagsfeier des Königs so findet." Khadgar runzelte die Stirn.

"Du hast recht." Er hob eine Hand und murmelte leise Worte. Seine Augen strahlten in einem noch intensiveren Blau und um sie herum erschien eine zart weiße Halbkugel. Mirayla betrachtete sie interessiert.

"Das sieht aus wie ein Priester Zauber." Khadgar ließ die Hand sinken und nickte.

"Ich habe ein paar interessante Alternativen studiert. Ein Ablenkungszauber. Lässt uns quasie verschwinden." Ihre Blicke trafen sich.

"Das heißt wir sind endlich allein?", fragte Mirayla leise.

"Nur wir beide", antwortete Khadgar und zog sie wieder zu sich.



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