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I would control the moon for you!

von

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"The ceremony"

Der bittere Geschmack legte sich erneut auf Yongguks Zunge, nur Sekunden nachdem er den breiten, kalten Balkon betreten hatte. Er atmete tief, versuchte sich an die dicke, aschige Luft zu gewöhnen, die es ihm nicht leichter machte, zu atmen. Rotus stand an dem goldenen, breiten Geländer - legte langsam und bedacht seine blassen Hände darauf. Neben den Türen standen weitere schwarze Gestalten, mit toten Augen und blasser Haut, als würden sie sich selbst hier in Gefahr befinden.

Wahrscheinlich war es eher das demonstrieren seiner Macht und ein weiterer Beweis dafür die Vampire unter seiner alleinigen Kontrolle standen.

Yongguk spürte wie der hohe Kragen der schwarzen, langen Robe unangenehm eng um seinen Hals lag, ihm das Gefühl gab, dass einer Rotus kalter Hände sich selbst darum gelegt und ihm die Luft abdrückte. Das Gewand hüllte ihn bis zu den Knöcheln ein, ein schwarzer, mit goldener Brosche verzierter Umhang darüber gelegt. Die Brosche zeigte eine goldene Schlange, eng schlang sie sich um einen schwarzen, kahlen Baum, einer, wie er wahrhaftig genau unter ihnen stand. Sie ruhte an seiner Brust, die sich heftig hob und senkte, als er die letzten Schritte an die Seite seines Vaters trat und die vertraute Masse erneut erblickte.

Doch die Tore waren geöffnet, Vampire kämpften um die letzten Plätze in diesem gigantischen, kahlen Hof, als wollten sie dieses Spektakel aus nächster Nähe beobachten. Yongguk hatte das Gefühl, sie konnten seinen schweren Atem sehen, seine Nervosität und seine Wut riechen, es aus seinen unruhigen Augen lesen.

“Beruhigt euch, meine Kinder”, halte Rotus Stimme durch die Luft, wurde vom Wind in jede Ecke getragen und nur Sekunden später, waren alle Stimmen, jedes Geflüster verstummt. Ohne Widerrede starrten sie zu ihnen herauf, bereit die Zeremonie stattfinden zu lassen.

Yongguks Magen zog sich zusammen, Übelkeit stieg ihm die trockene Kehle hinauf, doch er schaffte es ruhig ein und auszuatmen.

Rotus baute sich stolz vor diesen Gestalten auf, seine Hände hoben sich zu einer einladenen Geste in die Luft, als wollte er allen zeigen, dass sie in diesem Moment etwas zu feiern hatten. Seine Stimme war dunkel und mächtig, sie vibrierte in den Eingeweiden.

“Der Tag ist endlich gekommen, das mein Sohn zurückgekehrt ist. Viel zu lange haben wir alle auf diesen Moment gewartet”, er wendete sich ab, einer seiner Arme schien sich um Yongguks Schulter zu legen, doch alleine die Kälte die seinen Rücken durchfuhr ließ ihn einen Schritt nach vorne machen, in die einzelnen Gesichter unter sich blicken.

Sie waren starr und leer, als würden sie sich erst freuen, wenn sie die Erlaubnis dazu bekommen hatten.

Sie stellten keine Fragen, hatten keine Einwände - alles was sie waren, waren tote Soldaten. Die Rotus als seine eigenen Kinder bezeichnete.

Yongguk biss die Zähne zusammen, wusste nicht, wie lange er es aushalten würde, weiter herunter zu schauen.

Doch er wusste, dass es noch längst nicht vorbei war.

“Das Schicksaal steht schon seit langem nieder geschrieben, meine Söhne und Töchter. Mein eigen Fleisch und Blut ist zurückgekehrt, um die Prophezeiung zu erfüllen”, Rotus lachte, so mächtig und selbstsicher, so überglücklich, das Yongguk die Übelkeit erneut spürte, die seine Kehle hinauf wanderte. Sein Magen drehte sich um, zog sich zu einem engen Knoten zusammen, als er die zufriedenen Grimassen unter sich sehen konnte. Wie sie sich auf diesem engen Raum aneinander rieben. Die schwarzen Gestalten hinter ihnen, entzündeten die Fackeln am Ende des Geländers, zu ihrer Rechten und Linken. Die Hitze traf ihn heftig, wie eine Schockwelle durch den Körper. Er wusste, was als nächstes passieren würde.

“So trinkt! Schließt den Pakt, meine liebsten Kinder”, Rotus Kehle wirkte rau, beinah erregt. Außer Kontrolle. Genauso wie die plötzlich hektischen Körper unter ihnen.

Yongguk starrte darauf herunter, wusste nicht, ob er im nächsten Moment erbrechen würde oder ob sein Magen es länger aushalten würde. Es waren nur Sekunden und die Luft füllte sich mit dem stinkigen Geruch von Blut.

Es war nicht, als hätte er es nicht schon einmal gesehen. Wie Vampire instinktiv voneinander Blut tranken, nicht mal darauf achteten, wer es war, in den sie ihre Zähne versenkten.

Doch die Masse, war grausam.

Der Anblick war grausam.

Yongguk hatte dieses Leben hinter sich gelassen, er hatte die Brosche schon vor Monaten abgelegt, hatte das Massaker nicht länger mit ansehen können.

Doch dort war es nun, direkt unter ihm, er war der Grund, warum sich Vampire aneinander verköstigen, als wäre diese Zeremonie heilig für sie, als gäbe es keine andere Bestimmung für sie, als das.

“Ich werde mir das nicht länger ansehen”, zischte er heftig, kehrte mit rauer Kehle und brennenden Augen um, schaffte es, seinen zitternden Körper nach drinnen zu schleppen. Das goldene Geländer und die blutige Masse unter sich aus seinem Blickfeld, aber nicht seinen Gedanken, zu verbannen.

Rotus schien nicht verärgert, eher genauso siegessicher, wie immer. Seine Stimme war ein Singsang, die Art von Singsang, die Yongguk nur noch mehr das Verlangen verschaffte, ihn auf der Stelle zu töten.

“Aber aber, das ist der beste Teil der Zeremonie”, meinte er unter einem amüsierten Lachen, als Yongguk ihm einen scharfen Blick über die Schulter zuwarf, nicht im Stande, sich erneut zum Balkon und der Erinnerung dieser Bilder umzudrehen.

“Ich sage es noch einmal Rotus, ich bin mit dir gekommen - doch ich werde nicht tun, was du mir befiehlst. Diese Prophezeiung wird nicht in Erfüllung gehen”, zischte er, ließ sich auf einer der schwarzen Sofas nieder, die ganz in der Nähe in Mitten des Raumes gestanden hatte. Vor ihm war ein weiteres, in der Mitte ein kleiner Tisch aus Glas, Zigaretten und ein Weinkrug stand darauf.

Auch wenn es nicht Wein war, welches das Glasgefäß füllte.

Rotus ließ sich gelassen und ruhig ihm gegenüber nieder, legte die Beine übereinander und seine verschränkten Hände darauf.

“Du weißt fast nichts über diese Welt, wolltest nie etwas darüber wissen”

“Wer würde schon etwas über diese Welt wissen wollen?”, stellte Yongguk die Frage, die Jeder, der nicht genauso entstellt war wie Rotus, gestellt hätte.

“Du wirst es nie verstehen. Weil du blind für die Wahrheit bist”, er schnalzte mit der Zunge, erhob seine schlanke Gestalt und lief mit langsamen Schritten zu dem gigantischen Bücherregal herüber. Seine blassen Finger streiften über die dunklen, alten Buchrücken - es wunderte Yongguk, das er manche Titel wiedererkannte.

Er schwieg, versuchte angestrengt die Geräusche von draußen zu verdrängen, die viel zu penetrant in sein Ohr drangen. Er wusste, Rotus würde ihm nicht erlauben, den Raum zu verlassen - so war er gezwungen, ihm zuzuhören.

“Du hörst auf das, was die Lehrer dir in deiner hübschen Schule erzählen, glaubst ihnen jedes Wort, welches über ihre verräterischen Lippen kommt. Dabei sind sie lediglich eine Lüge, alles was sie sind, alles was sie sagen, alles was sie ausmacht”, er durchbohrte Yongguk mit einem Blick, “ist eine dreckige Lüge”.

“Du wirst es niemals verstehen”, schaffte es Yongguk, über seine trockenen Lippen zu bringen. Rotus Nägel bohrten sich in einer der Bücher, er riss es aus dem Regal und massiv schlug es vor Yongguks Füßen auf dem Boden auf. Seine Aura war unruhig, Yongguk spürte die Wucht, mit der sie sich um seine Eingeweide schlang.

“Du denkst diese Welt ist eine Lüge, Yongguk?”, Rotus Hand legte sich heftig um sein Kinn, seine Nägel waren kurz davor sich in seine Haut zu bohren, doch er zwang ihn lediglich, ihm in die roten, feurigen Augen zu sehen.

“Du hast den Krieg nicht erlebt…”, flüsterte er, “Du hast keine Ahnung, wie viele Vampire gelitten haben, wie es ist, wenn die Luft nach Verwesung stinkt. Du bist jung und dumm, denkst das es eine Möglichkeit gibt, neben diesen Menschen zu leben”, der Griff wurde fester, mit einer kleinen Bewegung hob er Yongguks Kopf ein weiteres Stück an. Er wollte sich wehren, doch sein Blut war wie eingefroren, er hatte keine Chance.

“Ich habe es geschafft diese Welt zu schaffen, ich habe dem Tod in die Augen gesehen. Warum denkst du ist mir das gelungen, wenn es nicht vorbestimmt war, das es eine Welt geben wird, in der Vampire ihrer Natur nachgehen können?”, zischte er, ließ Yongguk mit einer schnellen Bewegung wieder los, auch wenn sich seine roten Augen noch immer nicht von ihm lösten. Yongguks Hand schnellte automatisch an seinen Kiefer, versuchte angestrengt den Schmerz zu lindern.

“Und ihre Bestimmung ist es, tot zu sein, um am Ende hier zu landen?”, schaffte es Yongguk zu sagen, das taube Gefühl in seinem Kiefer ließ schneller nach, als gedacht. Rotus lachte herzlos auf, scheinbar amüsiert darüber, dass Yongguk noch immer nicht zu verstehen schien, was er ihm sagen wollte.

“Die Seele ist ein interessantes Instrument, gerade wenn sie kurz davor ist, den Körper zu verlassen”, meinte er, sein Blick auf den Balkon und die Gestalten gerichtet, die mit der Zeit immer leiser darunter wurden.

“Denkst du ich habe diese Seelen gezwungen, diese Welt zu betreten?”, wieder ein herzloses Lachen, Yongguk biss die Zähne zusammen.

“Warum sollten sie sonst hier sein?”, zischte er.

“Weil sie durch die Hand eines Freundes gestorben sind. Nur diese Wut und dieser Verrat verleiht der Seele eine solche Macht. Ich habe sie lediglich bei der Hand genommen und hier her geführt - in die richtige Welt”, Rotus rote Augen zuckten unruhig, der Knoten in Yongguks Magen wieder da, machte es ihm schwer, richtig zu denken.

Hinter ihnen öffnete sich die Tür, doch keiner der Beiden rissen den Blick voneinander los.

“Ein Mensch hätte gar nicht…”

“Du denkst hier geht es nur um die Menschen? Wie naiv du doch bist…”, langsam atmete Rotus aus, als hätte er keine Geduld mehr für seine unreifen Fragen, dafür das er so starrsinnig war. Langsam kam er zu ihm herüber, sein Blick lag auf dem, was hinter ihnen durch die Tür gekommen war, doch seine kühle Hand lag auf seiner Schulter.

“Diese Vampire auf der anderen Seite sind genauso wie sie. Lehnen das Trinken von Blut ab, das ich nicht lache. Es war schon immer ihre Stärke dir das Gefühl zu geben, das sie dir vertrauen-”, er machte eine atemlose Pause.

“Um dir dann den Dolch in den Rücken zu rammen”, flüsterte er, seine Hand löste sich, Yongguk konnte sehen wie seine schwarze Gestalt aus seinem Augenwinkel verschwand. Yongguk erhob sich, spürte dass seine Knie viel schwächer waren, als er es erwartet hatte. Langsam drehte er sich um, konnte Rotus neben einer Rothaarigen Gestalt stehen sehen, ein sicheres Lächeln auf den Lippen. Es war eine Frau, gerade mal durch ein dünnes Seidenkleid bedeckt. Ihre braunen Augen schauten erwartungsvoll zu ihm herüber.

“Die Prophezeiung wird sich erfüllen, sobald die Mondfinsternis beginnt”, versicherte er.

“Geht es dir also nur um deine eigene dumme Rache an den Menschen und denen die Fehler begangen haben?”, zischte Yongguk aufgebracht, konnte sich nicht auf die Rothaarige konzentrieren, die plötzlich einen weiten Schritt auf ihn zugekommen war.

“Es ist das Gleichgewicht der Welt, Yongguk”, brüllte er scharf, seine Worte halte bestimmend von den Wänden wieder, stark zuckte Yongguk zusammen unter der Wucht, mit der seine Stimme aus seiner Kehle kam.

Er atmete tief, versuchte sich sichtlich wieder zu beruhigen - als hätte es einen Unterschied gemacht.

“Du wirst mich und die Götter noch verstehen, mein Sohn”, sagte er dann gefasst, doch fest biss sich Yongguk noch immer auf die Lippe.

“Seit wann hörst du auf die Götter?”, wollte er unter einem suspekten Lächeln wissen, doch Rotus schaute ihm unbemüht direkt in die Augen.

“Seit Luzifer selbst dich geprägt hat, dir bestimmt hat die Prophezeiung zu erfüllen”, zischte er erregt, die Worte schmerzen in Yongguks Ohren, er spürte wie sein Herz sich erneut eisig zusammen zog.

Er erinnerte sich daran, an die dunklen Augen dieser Gestalt, die sich Luzifer genannt hatte - die ihm in dem kleinen Zimmer besucht hatte, als er gerade mal 3 Jahre alt gewesen war.

Er hatte ihm den Fluch auferlegt, niemals im Leben einen anderen Menschen, einen anderen Vampir berühren zu dürfen - er war lediglich dazu da, die Prophezeihung zu erfüllen.

Plötzlich war es klar, plötzlich machte es Sinn warum Rotus alles dafür gab, diese beiden Welten zu vereinen, die Menschen zu vernichten.

Es war nicht sein Plan - es war von Anfang an Luzifers gewesen.

“Und jetzt stärke dich, auch du hast ein Mahl verdient”, meinte Rotus leise lachend, schon dabei den Raum wieder zu verlassen und ihn und die Rothaarige alleine zurück zu lassen. Er ging sich zufrieden durch die schwarzen Haare, ihm entkam ein erleichtertes Seufzen, als fühlte er sich in Allem was er gesagt hatte, erneut bestätigt.

“Ich werde kein Blut trinken…”, presste Yongguk angestrengt durch seine zusammen gebissenen Zähne hindurch.

“Wie unhöflich”, lachte Rotus nur leise, doch Yongguk drängte sich an ihm vorbei, noch vor ihn in den Korridor, Hauptsache weg von ihm, weg von dem Balkon und der Stimme von Luzifer, die wie ein Mantra wieder in seinem Kopf aufgetaucht war. Rotus machte sich nicht mal die Mühe, ihn aufzuhalten.
 

Du wirst es verstehen, du wirst wissen wofür du bestimmt bist, kleiner Yongguk.

Kleiner, unschuldiger Yongguk.
 

Yongguk riss die Tür zu seinem Schlafgemächern auf, schickte die schwarzen Wachen an den Türen unter eisiger Stimme fort, war erleichtert darüber, dass sie seinen Befehlen ohne Widerrede Folge leisteten. Er war erschöpft, zerrissen, leer und aufgewühlt zur selben Zeit. Schwer seufzte er, spürte jedoch, dass es nicht die wohltuende Wirkung gezeigt hatte, die er sich erhofft hätte. Er riss sich den schwarzen, schweren Mantel vom Leib und öffnete die obersten Knöpfe des hohen Kragens.

Luzifers Name war wieder aufgetaucht, nach diesen vielen Jahren, in denen er versucht hatte zu vergessen, das er der Gott war, der ihn geprägt hatte.

Doch war er kein Gott, er war Satan, verstoßen von Gott, genauso wie Yongguk immer ein Verstoßener gewesen war.

Fest schüttelte er den Kopf, versuchte diese Gedanken nicht tiefer in seinen Geist eindringen zu lassen, wo sie sich festsetzen und ihn verzweifeln lassen würden.

Er ließ sich auf seinem Bett nieder, atmete tief und ging sich vorsichtig über die erhitzte Stirn.

Die Mondfinsternis war zum greifen nah, es machte Sinn das Rotus ihn genau jetzt wieder zurück geholt hatte.

“Die Prophezeiung…”, flüsterte er mit zittriger Stimme, hatte plötzlich das Gefühl sich nicht mehr gegen all diese Dinge wehren zu können, die Rotus gesagt hatte.

Getötet von einem Freund, getötet im Krieg, Verrat und Verzweiflung.

Was hatte das zur Hölle alles zu bedeuten?

Yongguk hatte keine Ahnung was passieren würde, was der Welt die er kannte gegenüber stand. Was Daehyun gegenüber stand.

Fest biss er sich auf die Lippe, als er seine braunen Augen erneut vor sich sehen konnte, sein süßes, unschuldiges Lachen, als hätte er nichts zu fürchten. Als wäre sein Leben unbeschwert und federleicht.

Das Verlangen diese Leichtigkeit erneut zu spüren, sie in sich aufzunehmen, riss an seinen müden Gliedern, brachten seine Augen zum brennen. Er fühlte sich schwach und machtlos, so wie jeden Tag seiner Kindheit.

Er fühlte sich, als wäre alles wie früher.



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