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Crow

von

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Das Grab des Bruders

Als ich aus meinem traumlosen Schlaf aufwachte, war die Tasse nicht mehr da und ein köstlicher Duft stieg in mein Zimmer. Sofort ging ich runter und sah Crow beim Spiegelei und Speck braten. „Guten Morgen. Du hast ganz schön lange geschlafen“, sagte er und deutete mir, mich zu setzen. „Naja. Nach so einer Nacht, ist das kein Wunder, dass man einen ganzen Tag lang durchschläft. Mein Freund hat per SMS Schluss gemacht“, log ich und rannte wie jeden Morgen auf die Toilette. Als ich wieder raus kam, sagte Crow: „Ich glaube Zwieback und ein Tee sind heute besser für dich.“ „Nein schon gut. Weiß nicht woher das kommt. Aber das habe ich zur Zeit jeden Morgen oder Abend.“ „Aber du warst doch beim Arzt. Du wolltest bzw. konntest nicht darüber reden. Was genau hat er denn gesagt?“, fragte er, doch bevor ich antworten konnte, sah er mich geschockt an. „Du bist doch nicht etwa todkrank oder?“, fragte er. „Nein bin ich nicht. Es tut mir wirklich leid. Aber ich weiß es wirklich nicht“, log ich weiter und aß dann mein Frühstück, was er mir auf meinen Teller tat. Dadurch dass ich schwanger war, hatte ich natürlich danach immer noch großen Hunger, stand auf und machte mir aus drei Eiern ein Rührei. „Du hast aber großen Hunger“, bemerkte Crow. „Liegt das daran, dass du gestern nichts gegessen hast?“ „Schon möglich“, sagte ich knapp.

Nach dem Frühstück ging Crow an den PC, was für ihn nicht besonders üblich war. „Muss was überprüfen“, war seine Antwort. Ich zuckte mit den Schultern und ging an die frische Luft. Als Crow nach ein paar Stunden an mir mit seinem D-Wheel vorbei sauste, ging ich an den PC. Ich war nicht der Typ, der spionierte, aber ich war neugierig, was Crow überprüfen musste. Die letzte Seite im Internet, die Crow genutzt hatte war nicht mehr auf, weshalb ich in der Chronik nachschaute. Ich öffnete die letzte Seite und mir wäre beinahe das Herz stehen geblieben, als ich sah, was genau für eine Seite er geöffnet hatte – eine mit Symptomen für Schwangere. „Mist! Er weiß scheinbar jetzt Bescheid“, fluchte ich und lief nach draußen, ohne den PC wieder auszumachen. Yusei kam gerade von einem kurzen Auftrag zurück. „Hey, hast du Crow an dir vorbei sausen sehen?“ „Er ist Richtung Hafen gefahren. Dort steht ein Grab eines guten Freundes von dem er das D-Wheel hat.“ Ich bedankte mich bei ihm, nahm den Bus und fuhr mit dem Richtung Hafen. Da ich ganz vorne saß und durch die Frontscheibe schauen konnte, sah ich rechtzeitig Crow vor einem Grab hocken. „Bitte lassen Sie mich hier raus. Dort vorne ist mein Freund!“, bat ich den Busfahrer. Da es der selbe wie beim letzten Mal war, tat er mir den Gefallen und ließ mich sofort raus, ohne dass Crow davon etwas mitbekam. Langsam ging ich zu ihm. „Crow? Wessen Grab ist das?“, fragte ich ihn, ohne ihn auf die Internetseite anzusprechen. „Von meinem besten Freund. Was willst du hier?“ „Bist du wegen irgendwas sauer auf mich?“ „Du bist schwanger! Von dem Typen, der heute Morgen mit dir Schluss gemacht hat, stimmt's?“ Geschockt sah ich ihn an, antwortete ihm aber nicht. „Ich habe also recht.“ „Nein hast du nicht“, sagte ich, während ich mich dem Grab näherte. Doch als ich den Namen auf dem Grabstein las, machte ich kehrt und wollte nur noch weg – Robert Pearson, mein großer Bruder, von dem ich schon ewig nichts mehr gehört hatte, seit er in ein armes Viertel zog um sich dort um die verwaisten Kinder zu kümmern. Als ich einige Meter zwischen mich und das Grab gebracht hatte, brach ich unter Tränen zusammen. „Ai!“, hörte ich Crow rufen. Als er bei mir ankam, nahm er mich liebevoll in den Arm. „Was hast du denn?“, fragte er. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, drehte mich zu ihm und sagte: „Ich-ich habe ihn schon ewig nicht mehr gesehen. Und nun zu sehen, dass er tot ist... ich kann das einfach nicht glauben...“ Sofort traten wieder Tränen aus meinen Augen hervor. „Kennst du ihn etwa?“ Ich nickte und erklärte ihm, dass er mein großer Bruder aus Mutters erster Ehe war. Tröstend nahm er mich in den Arm und brachte mich nach hause. Während der ganzen Zeit sagte er kein Wort mehr über die Schwangerschaft, weshalb ich sie nicht weiter leugnen musste. Und ich hoffte, dass er ab da nichts mehr darüber sagen würde, doch als wir ankamen und Yusei uns auf die Internetseite ansprach, war mir klar, dass Crow alles ausplaudern würde. Doch es kam anders als gedacht. „Ich habe nachgesehen woran man erkennt ob wer schwanger ist“, sagte Crow. Yusei sah mich fragend an, bis Crow sagte: „Aber Ai kann ja schlecht schwanger sein, immerhin ist sie Single.“ Yusei nickte und ging zurück zu seinem D-Wheel, während Crow mich nach oben in mein Zimmer brachte. „Wie kommt es eigentlich, dass du nie etwas von einem Bruder erzählt hast?“ „Weil er für mich schon vor Jahren gestorben war. Als er sagte, dass er es bei uns nicht mehr aushält. Dass er Abstand zu uns allen braucht.“ „Das hat er gesagt? So kenne ich ihn ja gar nicht.“ Betrübt schaute ich zu Boden. „Ja, genau das hat er gesagt. Warum sollte ich dich anlügen?“ Crow zuckte mit den Schultern, setzte sich zu mir und nahm mich stillschweigend in den Arm.

„Meinst du dieser Ghost taucht nochmal auf?“, fragte ich ihn nach ca. einer halben Stunde. Crow sah mich verwundert an. „Glaube nicht. Immerhin ist er schon seit Wochen hier nicht mehr aufgetaucht. Genau genommen, seit dem Tag wo du bei uns eingezogen bist, kam er hier nicht mehr an.“ Erschrocken blickte ich ihn an, aus Angst, er würde dahinter kommen, dass ich zu eigentlich Yliaster gehöre. Doch mein Herz gehörte bereits nicht mehr zu Yliaster. Es gehörte zu Crow. Doch wusste ich nicht wie ich das Primo erklären sollte. „Was ist mit dir? Du bist so nachdenklich.“ „Glaubst... glaubst du etwa... ich hätte etwas mit Ghost zu tun?“ „Wie kommst du darauf?“ „Weil... es klang so, als du erwähntest, dass Ghost seit meinem Einzug bei euch nicht mehr aufgetaucht ist.“ „Oh, tut mir leid. Das wollte ich nicht.“ „Schon okay.“ Wieder in meinen Gedanken für mich allein, überlegte ich fieberhaft, ob ich ihm doch sagen sollte, dass ich schwanger war, aber nicht wie weit ich war. Denn wüsste er in welcher Woche ich war, dann würde er merken, dass ich vorm Einzug einen Freund gehabt haben muss. Und dabei hatte ich erzählt, dass mein Freund mich schon Monate vor dem Einzug verlassen hatte. „Crow, du hast recht.“ Fragend blickte er mich und fragte, was ich meine. „Was du mir am Grab vorgeworfen hast.“ „Willst du mir etwa sagen, dass du wirklich schwanger bist?“, fragte er geschockt und stand vom Bett auf. Ich nickte betrübt, sagte ihm aber, er solle es Yusei nicht sagen, da er ja nichts wusste. „Er weiß immerhin nichts von meinem Freund, den ich zwei Wochen hatte.“ „Ja und was soll das bringen? Spätestens im dritten Monat sieht man den Bauch hervorstehen und dann sieht er es.“ „Ja, stimmt. Du hast recht. Aber... warte bitte damit noch“, sagte ich. „Und der Bauch wird schon einen Monat früher zu sehen sein“, sagte ich gedanklich zu mir selbst und hatte somit ein Eigentor geschossen. Denn dann würde Crow sofort kapieren, dass ich einen Monat weiter war, als er dachte. Und dann würde alles auffliegen. Ich musste mir also was einfallen lassen, damit niemand dahinter kommen konnte. Da kam mir die Idee, dass ich einfach sagen könnte, das sei normal, weil ich viel gegessen habe. Und bei der Entbindung dann, dass das Kind einfach einen Monat früher kommen wollte. Meine gute Laune kam urplötzlich aufgrund meiner Idee zurück. „Hast du das eben gehört?“, fragte Crow mich und riss mich aus meinen Gedankengängen. „Was gehört?“ „Das war eindeutig Akiza.“ Freudestrahlend stand ich auf und flitzte nach unten. Dort sah ich Akiza mit mieser Laune aus dem Computerraum kommen. „Akiza? Was ist denn los?“ „Frag doch mal Yusei! Aber hoffe nicht auf eine Antwort, denn er ist mit diesem Bruno total beschäftigt was die D-Wheels angeht!“, sagte sie wütend und dampfte ab. Überrascht blickte ich ihr hinterher und betrat selbst den Computerraum. Und sie hatte recht. Kaum war ich drinnen und fragte was los sei, wartete ich vergebens auf eine Antwort. Kurz darauf kam auch Crow in den Computerraum und setzte sich auf die Couch. Ich setzte mich direkt daneben, wurde aber schnell müde und legte meinen Kopf auf Crows Schulter. Dieser sah mich leicht verwirrt an, hatte aber nichts dagegen. Zum Dank hob ich nochmal kurz meinen Kopf um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben, bevor ich meinen Kopf wieder auf seine Schulter legte. Crow wurde mächtig rot, was mir gefiel. Beruhigt darüber, dass er mich gewähren ließ, schlief ich schnell ein.

Als ich wieder aufwachte, war es schon fast abends. Yusei und Bruno saßen immer noch an ihrem Computer und mein Kopf lag bereits nicht mehr auf Crows Schulter, sondern auf seinem Schoß – darunter ein Kissen. Verschlafen setzte ich mich auf und legte meinen Kopf wieder auf seine Schulter. Doch kurz darauf überkam mich wieder die Übelkeit und ich rannte zur Toilette. Da die direkt nebenan war und die Wände dünn, konnte ich Jack hören, wie er feststellte, dass ich mich ziemlich häufig übergeben müsste, aber der Arzt scheinbar nicht wissen würde, was es sei. Nachdem ich mich übergeben hatte, blieb ich noch eine Weile auf der Toilette – ich wollte mich keiner Fragerei von Jack aussetzen. Als ich hörte, dass alle den Computerraum verlassen hatten, verließ ich vorsichtig die Toilette. Direkt davor stand Crow, der mich leicht besorgt ansah. „Geht's wieder?“ Ich nickte und ging in mein Zimmer. Crow kam kurz darauf auch die Leiter hinauf und ich fragte ihn, ob er bei mir schlafen würde. Dieser willigte gerötet ein und kam mit in mein Zimmer. „Was meinst du? Wie würde wohl dein Ex darauf reagieren, dass du schwanger bist?“ „Ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich würde er ausflippen oder so. Ich weiß es nicht.“ „Verstehe. Naja, gute Nacht“, sagte er. Doch bevor er einschlafen konnte, nahm ich all meinen Mut zusammen und fragte: „Fragst du dich nicht, warum ich meinen Kopf auf deine Schulter gelegt habe und... warum ich wollte, dass du hier schläfst?“ „Also Schulter habe ich keine Ahnung. Aber dass ich bei dir schlafen soll, wird wohl daran liegen, dass du im Moment nicht alleine sein möchtest und ich von deiner Schwangerschaft weiß.“ „Nein, das ist es nicht... Ich... also... Ich würde gerne... jede Nacht...“ „Was jede Nacht?“, fragte er, kam aber schnell selber darauf. „Dass ich jede Nacht bei dir schlafe?“ Ich nickte und verankerte meine Finger mit seinen. „Meinst du das ernst?“ Wieder nickte ich, gab ihm einen Kuss auf die Wange und drehte mich um. Als ich meine Augen geschlossen hatte, merkte ich, wie Crow seinen Arm um mich legte und mich fest an sich drückte. „Nacht“, flüsterte er und nahm meine Hand in seine.



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