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Smallville-Expanded - 06

Divergence
von

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Tief getroffen


 

4.
 

TIEF GETROFFEN
 

Zehn Tage später hatte der Alltag in Smallville Christian von Falkenhayn wieder fest im Griff. Natürlich war die Tatsache, dass er noch vor dem Beginn seines Studiums zu einer der reichsten Personen des Landes geworden war, für ein paar Tage lang das Gesprächsthema an der Smallville-High gewesen.

Sein Gespräch mit Vicki Vale war angenehmer verlaufen, als er es zuvor gedacht hatte. Sie war mit ihren Fragen nie zu sehr in ihn gedrungen, und ihre vertrauenerweckende Art hatte ihn seinerseits dazu veranlasst, sehr vertraulich mit ihr zu reden. Am Ende des Gesprächs mit ihm war die junge Frau sogar mit ihm nochmal genau durchgegangen, was sie zu veröffentlichen gedachte, und was nicht. Und zu seiner Freude hatte sich Vicki Vale genau an diese Absprache gehalten. Dafür hatte er der jungen Frau telefonisch gedankt, und ihr zugesagt, dass er für sie jederzeit ein weiteres Mal zur Verfügung stehen würde.

Weitaus weniger schön war, dass sich Alicia immer noch nicht an ihn erinnern konnte. Schlimmer noch war, dass er zu beobachtet haben glaubte, dass sich zwischen ihr und einem Mitschüler eine Romanze anzubahnen schien. Vielleicht irrte er sich ja, aber er gewann den Eindruck, dass sie sich in den letzten Tagen häufiger mit einem afroamerikanischen Jungen, namens Deion Grafton, traf.

Heute Abend traf er sich ohnehin zum Lernen mit Samantha, Chloe und Lana im TALON. Vielleicht wusste Sam ja etwas Genaueres. Und falls nicht, so konnte er möglicherweise Chloe darauf ansetzen. Sie besaß die Fähigkeit, noch so verborgene Dinge an die Oberfläche fördern zu können. Am liebsten wäre er natürlich direkt zu Alicia gefahren, um sie persönlich zur Rede zu stellen. Doch er hatte ihr etwas versprochen, und das wollte er auch halten.

Die vier Jugendlichen hatten den Montagabend für ihre wöchentlichen Lernabende gewählt, da an diesem Tag, für Gewöhnlich, am Wenigsten im TALON los war. Da Pete Ross nicht mehr in Smallville wohnte, und Clark Kent sich seit Monaten nicht mehr an diesen gemeinsamen Lernabenden beteiligte, war er mittlerweile der einzige Junge in der Gruppe. Nicht dass ihn das gestört hätte, doch die Unterhaltungen verliefen seitdem viel zu viel in Richtung Frauenthemen, wie er insgeheim befand.

Als Christian nach dem heutigen Training aus dem Umkleideraum kam, war er guter Dinge, was besonders an dem Gedanken daran lag, dass Samantha Collins ihm möglicherweise wirklich weiterhelfen konnte. Immerhin war sie die beste Freundin von Alicia. Er hatte ihr zwar dazu geraten, sich nicht in die Angelegenheit einzumischen, doch im Moment brauchte er einfach etwas Unterstützung. Einen Hoffnungsschimmer, damit er nicht der Verzweiflung nachgab und sich möglicherweise damit abfand, Alicia verloren zu haben.

Er schulterte seine Sporttasche und bog in den Hauptgang ein, der zum Ausgang der Schule führte. Was er dabei, keine zehn Meter vor sich, sah, ließ in wie angewurzelt stehen bleiben. Denn was er sah, war Alicia, die sich darin gefiel, eng umschlungen mit Deion Grafton am Rand des Ganges zu stehen und ihn zu umarmen, wobei sie sich sanft gegen ihn drängte, um ihn zu küssen.

Ein unerwarteter Faustschlag in die Magengrube hätte kaum eine andere Wirkung auf ihn haben können, als diese Szene, die sich unaufhaltsam in sein Gedächtnis brannte.

Eine ganze Sturmflut verschiedener Emotionen brach über Christian herein, und für einen langen Moment fühlte er sich wie paralysiert. Nach einer Weile stieg hingegen das unbändige Verlangen in ihm auf, beide gewaltsam auseinander zu reißen, und den Jungen, der das Mädchen in seinen Armen hielt, das er selbst abgöttisch liebte, zu verprügeln. Doch dieses Verlangen währte nur wenige Augenblicke, bevor es einer tiefen Resignation Platz machten, die ihn zu überwältigen drohte.

Wie in Trance nahm er den Schritt wieder auf und marschierte forsch an dem Paar, das ihn nicht einmal bemerkte, vorbei, wobei er am Ausgang der Schule angekommen fast schon rannte. Er wollte nur weg von diesem Ort.

Der blonde Junge stürmte auf seinen Wagen zu. Er wollte schreien, doch ein unsichtbares Seil schien seine Kehle zuzuschnüren. Wütend trat er gegen den rechten Vorderreifen seines Pickups und verzog schmerzhaft das Gesicht.

Schließlich warf er seine Sporttasche auf die Rückbank des Wagens und umrundete das Fahrzeug. Doch er zögerte einzusteigen. Erst nachdem er sich wieder spürbar beruhigt hatte stieg er in den Wagen und machte sich auf den Weg ins TALON. Dabei versuchte er, den Schock, wegen dem was er eben gesehen hatte, etwas zu verarbeiten.

Als er das TALON erreichte, parkte er den Pickup auf der anderen Straßenseite, überquerte die Straße und betrat, etwas verspätet, das Café.

Wie erwartet war hier kaum etwas los und abwesend winkte er hinauf zur Galerie, als Samantha, die wie Chloe und Lana bereits anwesend war, in seine Richtung blickte. Ohne seinen üblichen Kaffee bei Martha Kent zu ordern, die momentan das TALON leitete, grüßte er sie kurz und stieg die Treppe hinauf.

Wenn eines der Mädchen seinen Zustand bemerkt hatte, so zeigte sie es nicht, wofür Christian im Moment dankbar war. Denn er hatte das Gefühl, dass er bei der kleinsten Frage zu seiner Gemütslage losheulen würde. Danach war ihm zumindest zumute.

Mit erzwungener Fröhlichkeit grüßte er in die Runde und setzte sich auf den noch freien Stuhl, neben Samantha Collins.

Die beste Freundin von Alicia sah ihn fragend an, bevor sie sich leise erkundigte: „Heute ohne Bücher und Hefte?“

Christian blickte das blonde Mädchen vollkommen entgeistert an und schien erst nach einem langen Moment zu erfassen, was sie gefragt hatte. „Wie? Ach so. Ich bin heute wohl etwas aus der Spur. Moment, ich bin gleich wieder da.“

Damit erhob sich Christian und eilte die Treppe hinunter. Sich innerlich zur Ordnung mahnend, holte er schnell die Schulsachen aus dem Seitenfach seiner Sporttasche und begab sich dann wieder ins TALON. Zu seiner Überraschung kamen ihm am Eingang Chloe und Lana entgegen.

Auf seinen fragenden Blick hin erklärte Lana rasch: „Chloe und ich haben noch etwas vor, Chris. Wir sehen uns in der Schule.“

Etwas erstaunt über den plötzlichen Abgang schritt Christian erneut die Treppe zur Galerie hinauf und setzte sich diesmal Samantha gegenüber. Mit etwas fahrigen Bewegungen legte er seine Sachen auf den Tisch und fragte: „Was für eine Aktion von Lana und Chloe war denn das eben?“

Samantha Collins bedachte ihn mit einem mitfühlenden Blick, bevor sie zugab: „Ich habe die beiden darum gebeten zu gehen. Vor zwei Stunden habe ich mit Alicia gesprochen und sie erklärte mir den Grund dafür, der dich vermutlich gerade so aus der Bahn wirft. An deinem Auftritt vorhin war nicht schwer zu erahnen, dass du bereits weißt was Sache ist. Ich dachte mir, dass du lieber mit jemandem darüber reden möchtest, statt zu lernen. Und das vielleicht nicht unbedingt, solange Lana und Chloe dabei sind.“

Christian nickte mit bitterer Miene. „Ja, das wäre nicht schlecht. Ich habe vorhin Alicia und diesen Deion zusammen gesehen. Wie sie sich umarmten und küssten. Es tut weh, und ich bin unheimlich wütend, dass Alicia es nicht einmal für nötig hielt, es mir zu erzählen. Auch, wenn sie sich nicht an unser Zusammensein erinnern kann.“

Mitfühlend legte Samantha ihre Rechte auf seinen Unterarm und in ihren Augen lag ein gefährliches Glitzern. „Da bist du nicht der Einzige, Chris. Als mir Alicia vorhin von ihrer Entscheidung erzählte, fest mit Deion gehen zu wollen, da habe ich ihr ordentlich den Marsch geblasen, das darfst du wissen. Am liebsten hätte ich ihr so lange eine gescheuert, bis sie sich wieder erinnert und vernünftig wird.“

Bei den emotional vorgetragenen Worten des Mädchens lächelte Christian schwach. Dann meinte er besorgt. „Du solltest dich nicht so sehr aufregen, in deinem Zustand. Es würde ja doch nichts ändern.“

Etwas ungläubig fragte Samantha: „Du willst Alicia doch nicht aufgeben, Chris?“

„Sie hat mich aufgegeben, Sam!“, stieß der Junge verzweifelt hervor und wich ihrem Blick aus, damit sie nicht sah, dass er mit den Tränen kämpfte.

Als er sie wieder aufsah schimmerten seine Augen feucht. „Was bringt es denn, wenn ich an einer Beziehung festhalte, an die sie sich nicht erinnern kann und die sie nicht weiterführen will. Ich kann ihr das nicht einmal...“

Christian brach ab und schluckte. Im Moment hatte er nicht die Kraft weiter zu reden, ohne dabei in Tränen auszubrechen.

Samantha, die Christian nicht beschämen wollte, erhob sich von ihrem Stuhl, drückte ihn sanft an der Schulter und sagte dabei leise: „Ich muss mal für kleine Mädchen.“

Christian nickte nur schwach und war Samantha unendlich dankbar dafür, sich für eine Weile zurückzuziehen, damit er seinem Schmerz nachgeben konnte.

Als der Junge schließlich Schritte hörte, die sich näherten hatte er sich wieder weitgehend im Griff. Sich kurz über die Augen fahrend sah er auf, doch es war nicht, wie angenommen, Samantha, die sich dem Tisch genähert hatte, sondern Martha Kent. In ihrer Hand hielt sie einen großen Becher Kaffee.

„Ich denke, den kannst du jetzt ganz gut gebrauchen, Chris“, meinte die Frau mit weicher Stimme. Ohne eine Aufforderung abzuwarten setzte sie sich zu ihm und sagte etwas leiser. „Ich habe am Rande mitbekommen, was sich ereignet hat. Durch ein Gespräch mit Cassidy Sterling. Zuerst die Geschichte mit Alicia, und dann der Tod deiner Tante. Das war ziemlich viel auf einmal. Weißt du, als Clark sich im letzten Sommer nicht mehr an mich erinnern konnte, während Jonathan gleichzeitig im Krankenhaus mit dem Tod gerungen hat, da war ich völlig am Boden zerstört. Ich fühlte mich allein und verlassen. Doch ich habe nie die Hoffnung darauf aufgegeben, dass sich am Ende alles zum Guten wenden würde. Auch nachdem es zuerst überhaupt nicht so ausgesehen hat.“

Christian sah dankbar zu ihr auf und fragte mit brüchiger Stimme. „Woher haben Sie die Kraft dazu genommen, Misses Kent?“

Die rothaarige Frau erhob sich, während Samantha sich dem Tisch näherte, und legte beruhigend lächelnd ihre Hand auf seine Schulter. „Das Leben bürdet uns nie mehr auf, als wir schaffen können, Chris.“

Damit entfernte sich Clark Kents Mutter und Samantha setzte sich wieder zu ihm.

Sinnend sah Christian von Misses Kent zu dem blonden Mädchen, neben sich, und meinte nachdenklich: „Ihr zwei habt ein tolles Timing.“

Während der Junge einen langen Schluck von seinem Kaffee nahm, gab Samantha zurück: „Das nennt man weiblichen Instinkt.“

Christian nickte nur, etwas abwesend, und das Mädchen wechselte das Thema indem sie sich bei ihm erkundigte: „Wie war es für dich, zu erfahren, dass du plötzlich zu den reichsten Leuten der Erde gehörst. Dein Interview im Fernsehen hat, in den letzten Tagen, an der Schule für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Es passiert hier immerhin nicht alle Tage, dass man zusammen mit dem Besitzer eines Groß-Unternehmens die Schulbank drückt. Wirst du jetzt nach Metropolis ziehen?“

Christian schüttelte schwach den Kopf. „Nein, zumindest bis zum Sommer werde ich in Smallville bleiben. Während des Studiums in Metropolis werde ich jedoch sicherlich mehr Zeit in der Villa meiner Tante verbringen. Oder besser gesagt, in ihrer ehemaligen Villa, denn das Anwesen gehört ja nun offiziell mir. Das Ganze fühlt sich schon ziemlich verrückt an, das kannst du mir glauben.“

„Du wirst dich sicher irgendwann daran gewöhnt haben“, munterte Samantha ihn auf. Der amerikanische Traum in Lichtgeschwindigkeit so zu sagen.“

Wieder nickte Christian und nahm erneut einen Schluck Kaffee, bevor er begann, von der Gala in Metropolis zu erzählen.

Erleichtert darüber, dass Christian im Moment vom Thema Alicia abgelenkt zu sein schien, hörte sie ihm aufmerksam zu. Nachdem er geendet hatte, meinte sie: „Diese Vicki Vale scheint einen bleibenden Eindruck auf dich gemacht zu haben?“

„Möglich“, gab Christian zu. „Aber ich denke, selbst wenn ich wollte könnte ich nicht bei ihr landen. Nein, ich denke, dass Vicki und ich vielleicht gute Freunde sein könnten, wenn wir uns besser kennenlernen würden. Aber mehr auch nicht.“

Der Junge blickte in die Ferne und Samantha ahnte, dass seine Gedanken wieder zu Alicia zurückkehrten. Deshalb bat sie ihn schnell, wobei sie ihn inständig ansah: „Bitte gib Alicia noch nicht auf, Chris. Halte einfach noch eine Weile durch, so lange es geht.“

Eine Welle freundschaftlicher Gefühle drohte Christian erneut zu übermannen. Gerührt legte er spontan seine Hand auf ihre und antwortete er schließlich: „Danke, Samantha. Du schaffst es momentan irgendwie, sowohl Alicia, als auch mir eine gute Freundin zu sein, und dafür danke ich dir.“

„Hey, du warst auch für mich da, als es nötig war, schon vergessen?“, wehrte das Mädchen etwas verlegen ab.

Sie schwiegen für eine Weile, bis Samantha sacht ihre Hand zurückzog und zur Uhr sah und dann hinüber zur Theke sah. „Herrje, ich wollte heute gar nicht so spät nach Hause gehen. Ma Kent räumt schon den Laden auf.“

„Ich fahre dich heim“, bot sich Christian an und Samantha stimmte dankbar zu. Er half Samantha in die Jacke, bevor er seine eigene anzog und seine Sachen vom Tisch nahm.

Als sie nach unten gingen sah Martha Kent zu ihnen und sagte: „Vorne ist bereits abgeschlossen, ihr Zwei. Ich lasse euch hinten raus.“

Die beiden Teenager folgten Martha Kent zum Hinterausgang des TALON. Als sie die Treppe hinunter schritten und in der Seitengasse standen, verabschiedete sich Martha Kent freundlich von ihnen. „Kommt gut nach Hause.“

Christian nickte. „Danke Misses Kent. Auch für den Kaffee und...“

„Ist schon okay.“

Christian atmete die klare, kalte Winterluft ein und sah zu Samantha. „Mein Wagen steht vor dem TALON.“

Nebeneinander schritten sie durch die halbdunkle Gasse in Richtung der Hauptstraße, als eine dunkel gekleidete Gestalt aus dem Schatten des Gebäudes trat und sich ihnen in den Weg stellte. In seiner Rechten hielt er etwas, das Christian erst beim zweiten Hinsehen als Waffe erkannte. Abrupt blieb er stehen, nahm seine Sachen in die Linke Hand und zog Samantha mit der Rechten, am Handgelenk, halb hinter sich.

„Geld her, oder es knallt!“, zischte der finstere Mann, dessen Gesicht unter der Kapuze seines Pullis, den er unter seiner schweren Lederjacke trug, verborgen blieb.

Darauf bedacht, keine hastige Bewegung zu machen, nahm Christian seine Hände zur Seite und sagte bedächtig: „Sie bekommen das, was wir an Geld bei uns haben. Kein Grund nervös zu werden.“

„Du hältst die Schnauze!“, fuhr ihn der finster gekleidete Mann an. „Das Mädchen macht ganz schnell einen Schritt zur Seite, damit ich die Hände sehen kann! Sonst knalle ich euch beiden kleinen Scheißer ab, wie räudige Kojoten, klar? Na los schon!“

„Hab keine Angst“, raunte Christian Samantha zu. Er merkte, dass sie hinter ihm hervor trat, während er aufmerksam den Gangster beobachtete. Dabei überlegte er, welche Chancen er hatte, den Typ telekinetisch zu entwaffnen. Doch einerseits hatte Christian Bedenken, das die Waffe dabei unbeabsichtigt losgehen könnte, und andererseits würde er eine solche Aktion später Samantha wohl erklären müssen. In diesem Moment erahnte er das Dilemma, in dem sich Clark Kent wohl schon häufiger befunden hatte, als er.

Samantha, nur auf den Bewaffneten achtend, machte einen unbedachten Schritt und geriet ins Stolpern. Dabei trat sie versehentlich gegen eine auf dem Boden liegende Getränkedose, die scheppernd davon rollte.

Der übernervöse Gangster, der immer wieder die Waffe abwechselnd auf Christian und Samantha richtete, erschrak und krümmte seinen Zeigefinger am Abzug.

Unnatürlich laut peitschte der Schuss in der finsteren Gasse und schockiert erstarrte Christian für einen Augenblick. Dabei hektisch seinen Körper betastend stellte er fest, dass der Gangster ihn verfehlt hatte. Nun keinen Gedanken mehr daran verschwendend, ob Samantha möglicherweise etwas merken würde, griff Christian telekinetisch zu. Der Gangster schnellte auf eine der Hauswände zu und prallte hart dagegen. Bewusstlos blieb er liegen.

Eilig drehte er sich zu Samantha um, die reglos dastand und ihn ungläubig anstarrte. Ihre Hände hatte sie gegen ihren Magen gepresst. Erst jetzt bemerkte der Junge dass etwas an ihren Fingern herab rann, und Entsetzen erfasste ihn, als ihm klar wurde, was es war.

Bereits einen Augenblick später verdrehte Samantha die Augen und knickte in den Beinen ein.

Christian ließ achtlos seine Schulsachen fallen, fing sie gerade noch rechtzeitig auf und ließ sie sacht zu Boden sinken, wobei er ihren Kopf auf sein Knie bettete. Mit zittrigen Fingern, und immer noch unter Schock stehend, angelte er in seiner Hosentasche nach seinem Handy. Kurz überlegend drückte er die Kurzwahltaste der Nummer von Clark Kent.

Er hatte Glück. Schon nach wenigen Augenblicken hörte er die beruhigende Stimme des Freundes, und hastig stieß er hervor: „Clark, ich brauche dich am Hintereingang des TALON! Samantha wurde angeschossen!“

Das erwiderte Ich komme hörte Christian kaum. Beinahe mechanisch steckte er das Handy wieder ein und kümmerte sich um Samantha.

Im nächsten Augenblick bereits spürte er einen schwachen Luftstoß und Clark Kent stand neben ihm.

Verzweifelt zu dem Schwarzhaarigen aufblickend sagte Christian hastig: „Du musst sie ins Krankenhaus bringen, Clark. Wie du weißt, ist sie schwanger und der Gangster hat ihr in den Bauch geschossen, so wie es aussieht.“

„Ich erledige das“, erwiderte Clark in beruhigendem Tonfall. Dabei kniete er sich gleichzeitig ab, nahm Samantha auf seine Arme, so als wäre sie vollkommen gewichtslos und war bereits im nächsten Moment mit ihr verschwunden.

„Viel Glück!“, sandte der Blonde ein kurzes Stoßgebet hinterher, sammelte mit mechanischen Bewegungen seine Schulsachen vom Boden aus, und erhob sich langsam wieder. Erneut sein Handy hervor holend drückte er die Nummer für den Notruf und informierte die Polizei. Dabei starrte er in ohnmächtigem Zorn zu dem immer noch bewusstlosen Gangster, und Mordgedanken schossen für einen kurzen Moment lang durch seinen Kopf. Er musste an sich halten, um sie nicht in die Tat umzusetzen. Erst jetzt entdeckte er Martha Kent, im Eingang der Hintertür stehend. Erschrocken hatte sie die Hände vor den Mund geschlagen. Leise sagte sie: „Oh mein Gott, Chris. Ich hatte einen Schuss gehört. Es war richtig, dass du Clark angerufen hast, der Krankenwagen hätte zu lange gebraucht.“

„Die Polizei ist bereits informiert“, erwiderte Christian tonlos.

Wie zur Bestätigung seiner Worte klangen die ersten leisen Töne einer Sirene auf, während Martha Kent zu ihm schritt und ihre Hand auf seine Schulter legte. Dabei sagte sie eindringlich zu ihm: „Es gibt Situationen, die wir nicht beeinflussen können. Egal, wie sehr wir uns das auch wünschen mögen, Chris. Selbst Clark kann das nicht. Darum mach dir jetzt keine Gedanken darüber, was du vielleicht hättest tun können, um diese Tat zu verhindern. Was passiert ist, das ist die Schuld dieses Verbrechers dort drüben, nicht deine.“

Der Junge nickte nur, wobei er Mühe hatte, die Worte der Frau überhaupt zu erfassen. Zu unfassbar war das, was sich eben hier abgespielt hatte.

Mit quietschenden Reifen bogen zwei Streifenwagen der Polizei in die Gasse ein.

Christian erkannte, dass es Sheriff Nancy Adams persönlich aus dem ersten Wagen stieg und ihre Begleiter aus dem zweiten Streifenwagen zu dem Bewusstlosen beorderte. Sie selbst setzte sich ihren Hut auf und schob ihn kurz zurecht, während sie sich ihm und Martha Kent näherte. Dabei blickte sie ihn fragend an.

„Sie waren es, der die Polizei angerufen hat?“, erkundigte sie sich, halb fragend, halb feststellend, bei Christian von Falkenhayn, noch bevor sie ihn endgültig erreicht hatte.

„Ja, Sheriff“, antwortete Christian noch immer erschüttert.

Nancy Adams stemmte ihre Fäuste in die Hüften und kniff die Augen zusammen. „Sie sagten etwas von einem angeschossenen Mädchen, aber ich sehe hier keins.“

Martha Kent sprang für den Jungen in die Bresche. „Mein Sohn hat das Mädchen bereits zum Krankenhaus gebracht.“

Die Polizistin wandte sich der Frau zu, die ihr bereits bekannt war. Bekannter als so manch anderer Einwohner von Smallville. Etwas gereizt meinte sie dann: „Warum überrascht mich das nicht, Misses Kent?“

Martha Kent presste die Lippen zusammen und ignorierte die rhetorische Frage.

Sich wieder Christian zuwendend, sagte sie, etwas weniger unfreundlich: „Ich fürchte, Sie werden mich begleiten müssen, Mister Falken – oder sollte ich besser sagen, Mister Von Falkenhayn? Man kommt da in der letzten Zeit etwas durcheinander, müssen Sie wissen. Sie haben den Tathergang miterlebt?“

„Ja, Ma´am.“

Die Polizistin atmete tief durch. „In Ordnung, Sie steigen zu mir in den Wagen, Mister Von Falkenhayn. Ich brauche Ihre Aussage.“

Mit einem letzten Blick zu Martha Kent und einem kurzen Guten Abend folgte Nancy Adams dem Jungen zum Streifenwagen. Sie war bereits jetzt gespannt darauf, von dem Jungen im Wagen zu erfahren, was sich beim TALON abgespielt hatte. Vor allen Dingen interessierte sie zu erfahren, wie der Junge einen Bewaffneten unschädlich gemacht hatte.



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