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Ein Horror in weiß

von

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„Also. Was denkt ihr von dem hier?“, fragte Yui und hielt elegantes Kleid mit einem Kunstwerk aus Rüschenartigen Ärmeln vor ihren Körper.

„Hmn… Nein, das passt wirklich nicht!“, schüttelte Matsuda Sachiko nach einem musternden Blick auf das Kleid ihren Kopf. „In diesen überdimensionalen Rüschen gehen deine hübschen Schultern unter!“

Yui seufzte und hängte das Kleid wieder an seinen Platz. „Also doch vielleicht etwas ohne Ärmel und Träger?“, überlegte Yui laut und fuhr mit ihren Fingern über den Stoff eines weiteren Kleides. Sie betrachtete es kurz und nahm dann ein weiteres Kleid von einem Ständer. Kurz betrachtete sie das Kleid und zeigte es dann ihren Freundinnen.

Dieses Mal schüttelte Tanaka Kanoka den Kopf. „Ich glaube diese komischen Falten im Rock sehen an dir nicht gut aus, Yui-san!“

Yui seufzte und hängte auch dieses Kleid zurück. Es war wirklich schwer ihre Freundinnen zufriedenstellen. Nach dem nun gefühlt 20. Kleid fragte sich Yui, ob eine Hochzeit in einem westlichen Hochzeitskleid wirklich so eine gute Idee gewesen war. Eine traditionelle Hochzeit schien inzwischen viel verführerischer. Besonders da sie doch mit ihren Freundinnen Matsuda Sachiko und Tanaka Kanoka auf der Suche nach einem Hochzeitskleid extra zu ihrer Freundin Shimizu Kiyoko und deren festen Freundin Yachi Hitoka nach Tokyo gefahren war. Von Kanoka, mit der sie während der Studienzeit 2 Jahre gemeinsam im Volleyball Club gewesen war, hatte Yui sich besonders viel Hilfe erwartet. Immerhin war ihre Freundin seit über einem Jahr mit dem einstigen Teamkameraden von Yuis eigenem Verlobten verheiratet. Dementsprechend hatte Yui wirklich gehofft, dass es einfach werden würde das passende Kleid zu finden. Leider war es dennoch schwer. Deswegen ließ sie sich nun resigniert seufzend auf einem Stuhl nieder.

„Wir finden nie das perfekte Kleid!“, stöhnte sie reichlich erschöpft. Kanoka legte ihr aufmunternd eine Hand auf die Schulter und strahlte sie mit ihren großen Rehaugen an. „Keine Sorgen, Yui-chan! Wir finden schon noch das perfekte Kleid. Hmn…“ Nachdenklich sah sie sich um und holte dann ein eher schlichtes, schulterfreies mit Spitze verziertes Kleid herbei. „Warum probierst du nicht einfach das hier an?“

Langsam sah Yui auf, betrachtete das Kleid. Es war eines der wenigen, dass bis zu dem Punkt Anprobe gekommen war. Sie erhob sich wieder, nahm das Kleid an sich und verschwand in der Umkleide. Vorsichtig - darauf bedacht nichts kaputt zu machen – schlüpfte sie in das weiße Kleid.

„Brauchst du Hilfe, Yui-chan?“, erkundigte sich Kiyoko in ihrem üblich höflichen Tonfall.

„Ja, bitte!“

Kiyoko trat ein und knöpfte den Verschluss des Kleides hinten zu. Der Designer dieses Kleides hatte sich gegen einen Reisverschluss entschieden und auch wenn es schön aussah, fühlte sie sich in diesem Kleide nicht wirklich wohl. Fertig eingekleidet trat sie aus der Umkleide und zeigte sich den Anderen. „Ich glaube, das passt nicht so recht“, überlegte Yui.

Leider konnten ihr ihre Freundinnen nur zustimmen. Yui zog das Kleid am Oberteil des Kleides nach oben. „Ich hab einfach zu wenig Brust für ein trägerloses Kleid. Da muss ich mir ja noch Sorgen machen, dass ich es auf der Hochzeitsfeier verliere…“

„Das wäre wirklich schlecht!“, stimmte Hitoka zu und half anstatt ihrer Freundin Yui nun aus dem Kleid. Rasch schlüpfte Yui wieder in ihre bequeme Jeans und das T-Shirt ehe die Suche nach einem Kleid mit Trägern oder Ärmeln weiterging. Leider fanden sie in diesem Geschäft nichts Ansprechendes mehr. Also zog Yui vorerst einen Schlussstrich

 „Wollen wir vielleicht erst einmal etwas zu Mittag essen und dann in einem anderen Geschäft weitersuchen?“, schlug Sachiko schließlich vor. Yui war begeistert über den Vorschlag ihrer besten Freundin und lächelte sie dankbar an. Eine Pause von den Brautkleidqualen würde ihr sicherlich gut tun.

„Das klingt echt super!“, klatschte sie freudig in die Hände und schnappte sich kurzerhand ihre Tasche. Sie hängte sich bei Sachiko und Kanaka ein, zog ihre engsten Freundinnen aus dem Geschäft. Kiyoko lächelte nur, legte eine Hand auf die Schulter ihrer Partnerin und schob diese mit sanftem Nachdruck aus dem Geschäft, wo die andere drei bereits auf das Paar warteten.

„Also…“, fing Yui an, „Essen. Was gibt es hier?“

Sachiko lachte auf. „Yui, Yui… Also wirklich. Hier gibt es sicher so ziemlich alles!“ Sachiko wischte sich ein paar Lachtränen aus den Augen, piekte Yui neckend in die Seite.

„Aber wenn du eine Liste brauchst, können wir versuchen eine inkomplette Auflistung von kulinarischen Köstlichkeiten in Tokyo machen! Damit du etwas zum Auswählen hast!“, stimmte Kanoka nun in die leichte Neckerei ein. Auch von ihr bekam sie einen kleinen Seitenhieb. Yui verzog ihren Mund zu einem Schmollen und murmelte etwas Unverständliches.

„Vielleicht sollten wir uns lieber überlegen, was wir essen wollen? Und dann können wir noch immer sehen, welches Restaurant in der Nähe in Frage kommt?“, schlug Hitoka nun vermittelnd vor.

„Hitoka-chaaaaaaaaaaaaaaaan!“ Und schon hing Yui an der Jüngeren. „Wenigstens eine, die lieb zu mir ist!“ Die junge Frau mit dem honigblonden Haar blinzelte irritiert. Aber netterweise pflückte Kiyoko Yui von ihrer Freundin.

„Ich glaube, das Suchen nach einem Brautkleid bekommt dir nicht gut!“, stellte sie fest und Yui seufzte kurz.

„Musstest du mich daran erinnern, Kiyoko-chan?“ Sie kratzte sich am Kopf, wollte etwas sagen als sich auch schon ihr Magen mit einem Knurren bemerkbar machte.

„Ich glaube, wir sollten Yui-san zu Liebe wirklich etwas zu Essen suchen!“, meldete sich Hitoka wieder zu Wort.

Sachiko nickte grinsend.

„Lieber heimatliche Küche oder doch etwas Westliches?“, wandte sich Kanoka an die anderen jungen Frauen.

„Hmn… Ich bin glaube ich eher für etwas Westliches als etwas Japanisches. Das kriege ich immerhin auch zu Hause.“, überlegte Yui. Die Anderen nickten.

„Wie wäre es dann mit französischem Essen? Hier in der Nähe ist ein kleines, nettes französisches Restaurant.“, schlug Kiyoko vor und strich sich eine ihrer langen, schwarzen Haarsträhnen hinter das Ohr.

„Das klingt doch gut!“, stimmte Yui gut gelaunt zu. „Was haltet ihr davon?“ Sie suchte die Blicke ihrer Freundinnen und durfte sich über zustimmendes Nicken freuen. Also durfte Kiyoko ihre Freundinnen zu dem nun gesetzten Ziel führen. Das Restaurant war klein und gemütlich. Es hatte nichts von diesen überteuerten, modernen und ach so eleganten Restaurants, hatte aber definitiv seinen besonderen, gemütlichen Charme.

Sie ließen sich an einem rechteckigen Tisch nieder und schon wenige Momente später durften sie ihre Nasen in mit Liebe ausgearbeitete Karten stecken. Nachdem jede von ihnen etwas Leckeres gefunden hatte, wurden die Bestellungen aufgegeben und nun hieß es warten. Aber wenn auch nur einer vermutet haben könnte, dass sie in ein unangenehmes Schweigen verfallen und auf ihre jeweiligen Mobiltelefone starren sollten, so hätte er sich getäuscht.

„Es ist echt schön hier! Geht ihr hier oft hin?“, erkundigte sich Kanoka bei Kiyoko und Hitoka.

Hitoka schüttelte den Kopf: „Meistens komme ich mit einer Arbeitskollegin in der Mittagspause hierher. Aber Kiyoko-san und ich waren auch ein paar Mal nach der Arbeit hier. Also wenn sie mich abgeholt hat, oder so…“

„Ach ja!“ Du arbeitest hier in der Nähe! Oder?“ warf Sachiko sich daran erinnernd ein.

„Genau!“, bestätigte sie Hitoka gut gelaunt. Kurz sah sie zu ihrer Freundin hinüber, sah dann zu den anderen älteren Frauen. Sie war immerhin noch immer nicht so gut vertraut mit ihren Gästen wie zum Beispiel ihre feste Freundin.

„Wie läuft es denn bei euch so an der Arbeit?“, schien Kiyoko perfekt die Situation zu erkennen und sich einzuklinken.

„Nun ja… Strafzettel verteilen und den Bürgern helfen. Wie immer eben. Ich erledige fleißig meine Arbeit als Verkehrspolizistin!“, erzählte Kanoka.

„Und wie begeistert du da klingst!“, zog Sachiko sie auf.

Kanoka seufzte. „Sicher… So in der Kriminalabteilung wäre es sicher interessanter. Aber ich bin eben nicht dieses typische Karriereweib. Irgendwann will ich nun einmal auch Kinder haben. Auch wenn das nicht wirklich in der nahen Zukunft geschehen soll! Für den Moment bin ich echt zufrieden mit der Lage. Ich habe super Freunde, einen tollen Job und…“ Sie verstummte etwas verlegen den Satz fortzuführen.

Yui lachte auf. „Und schon wird sie verlegen! Ob es mir in ein paar Jahren auch so gehen wird?“, überlegte sie amüsiert.

Sachiko zuckte mit den Schultern. „Aber hey. Zumindest wird bei dir nicht das Thema Kinder so schnell aufkommen. Immerhin hast du ja schon genug Kinder an der Arbeit. Die Bälger nerven sicher mega.“ Sie erntete einen bösen Blick von ihrer Freundin und verdrehte die Augen. „Nur weil du Kinder liebst und dich dein Leben lang als Grundschullehrerin mit ihnen quälen willst, muss das ja nicht jedem so gehen. Ich für meinen Teil hab schon genug von den Rotzgören, denen ich die Zähne kaputt bohren darf!“ Sachiko machte vielsagenge Bohrgeräusche und Bewegungen und schon brach belustigtes Gelächter am Tisch aus in das Sachiko natürlich einstimmte.

Die Getränke kamen an. Sachiko nahm erst einmal einen Schluck, bevor sie abermals das Wort ergriff: „Aber mal was anderes! Wir müssen uns noch etwas für deinen letzten Mädelsabend in Freiheit überlegen!“

Yui hatte sich fast an ihrem Eistee verschluckt, begann energisch zu Husten. Die neben ihr sitzende Kanoka klopfte ihr hilfsbereit auf den Rücken. „Alles in Ordnung, Yui-chan?“, erkundigte sie sich nach ihrem Wohlbefinden. Doch eine Antwort bekam sie nicht. Stattdessen wurde gleich dieser besagte Mädelsabend aufgegriffen. „Ich will aber keinen dieser typischen Junggesellinnen Abschiede, die man immer in Hollywood Filmen sieht!“, ermahnte Yui ihre beste Freundin.

„Wie schade!“, sie grinste fies, „Dabei hättest du daran sicher auch sehr viel Spaß haben können! Aber wir finden sicher auch was anderes nettes, was wir in Sendai unternehmen können!“

„Mir reicht es, wenn wir einfach an dem Abend vorher einen gemütlichen Abend machen. Aber erst muss ich ja eh noch ein Kleid finden.“, Yui seufzte und nahm einen weiteren Schluck, „Entschuldigt mich bitte. Ich geh mal aufs Klo!“

Mit diesen Worten verschwand Yui erst einmal auf der Suche nach einer Toilette.

„Also wir werden definitiv etwas planen müssen. Auch wenn sie es nicht will!“, kommentierte Sachiko Yui hinterherschauend.

„Es wäre unverantwortlich von uns, wenn wir ihr keinen besonderen Abend schenken würden.“, stimmte Kiyoko zu.

„Hmn…“, grübelte Hitoka bereits über einen möglichen Plan. Vielleicht mochte sie Yui nicht so nahe wie die Anderen stehen. Aber sie wollte immerhin ihre Freundin unterstützen. „Wie wäre es, wenn ihr einfach eine kleine Schnitzeljagd organisiert? Ihr könntet sie über Rätsel, die mit gemeinsamen Ereignissen zusammenhängen an Orte voller schöner Erinnerungen schicken… Oder so. Und der letzte Zielort ist dann vielleicht der gemeinsame Abend mit euch und all den anderen guten Freundinnen von ihr?“

„Du bist ein Genie! Ich könnte dich küssen!“, rief Sachiko freudig aus. Hitoka zuckte überrascht zusammen. Kiyoko legte besitzergreifend einen Arm um ihre Freundin. Sachiko grinste nur schief und lehnte sich wieder zurück.

„Hab ich etwas verpasst?“, wollte Yui wissen als sie wenige Momente später zurückkehrte.

„Nicht wirklich!“, zuckte Kanoka beiläufig mit den Schultern.

Wollte Yui noch weiter nachbohren, so kam sie nicht dazu. Denn bevor sie eine weitere Frage stellen konnte, kam die Kellnerin mit dem Essen. Über den leckeren Speisen war die vorherige Konversation schnell vergessen. Stattdessen hatte Kiyoko Yuis Aufmerksamkeit geschickt wieder auf das Thema Arbeit lenken können. Yui musste Anekdoten über ihre Schüler zum Besten geben und selbst Sachiko, die notorische Kinderhasserin, erhob keine Einwände. Vielleicht war dies die Revanche für zuvor.

Frisch gestärkt machten sie sich schließlich an die Fortsetzung des vormittäglichen Desasters.

„Also… Es soll nicht zu Pompös sein und am besten Träger oder Ärmel haben?“, versuchte Yui nun die hilfreichen Tipps ihrer Begleiterinnen zusammen zu fassen.

„Ganz genau, meine Liebe!“, bestätigte Sachiko nickend.

Yui seufzte und machte sich abermals auf die Suche nach dem perfekten Kleid. Immer wieder schaute sie sich eines der kunstvoll genähten Kleidungsstücke an, ehe sie ein schlichtes Brautkleid im Stil der britischen Regency Zeit erinnerte. „Was haltet ihr davon?“

„Willst du einen auf Jane Austen machen?“, war Sachikos trockener Kommentar.

Yui murmelte etwas gefrustet und beobachtete kurz wie ihre Freundinnen ebenfalls das perfekte Kleid suchten. Offensichtlich war ihre Suche genauso von Erfolg gekrönt wie die ihrige. Ihr Blick fiel auf Hitoka, die gerade zwei wunderschöne Kleider nebeneinander hielt.

„Ich nehme das Kleid!“, rief Yui aus. Erschrocken zuckte Hitoka zusammen. Auch alle anderen starrten nun überrascht zu Yui. Diese lief zielstrebig auf die Blondine zu und nahm ihr schließlich eines der Kleider dankbar aus der Hand. Sie hielt den Traum in Weiß vor sich. Das Kleid hatte keine Ärmel, war stattdessen mit einem Carmen-Ausschnitt versehen und war ganz im Duchesse Stil gehalten. Spitzenapplikationen verliehen dem Kleid auf eine dezente Art und Weise eine Eleganz und unscheinbare Schönheit, die perfekt zu Yui passte. Da mussten ihre Freundinnen zustimmen.

„Es ist perfekt!“, stimmte Kanoka zu, „Probier‘ es am besten gleich an!“

Yui nickte eifrig und sah zu dem anderen Kleid, dass Hitoka gerade wieder weghängen wollte. „Hmn… Aber ich denke vorher sollte auch jemand dieses Kleid da anprobieren. Sie deutete zu Hitoka hinüber und legte sich einen Finger an ihre Lippen. „Ich denke das Kleid würde Kiyoko-chan hier sehr gut stehen!“ Außerdem wäre das eine vorzügliche Belohnung für die kleine Glücksfee, die ihr den Traum in Weiß gefunden hatte.

„Oh! Das ist eine wunderbare Idee!“, stimmte Sachiko ein und schon war das Kleid in den Händen von dieser. Kiyoko wusste gar nicht wie ihr geschah. Denn wenige Momente später fand sie sich schon mit viel zu viel weißem Stoff in einer Umkleidekabine wieder, musste sich von Kanako und Sachiko in ein elegantes Kunstwerk helfen. Der Stoff fiel fließend an ihrer Hüfte herab, während Spitzenapplikationen den oberen Teil verzierten und großzügig die Ärmel beschmückten. Verlegen über dieses Kleid trat Kiyoko aus der Kabine, blickte in das nicht weniger verlegene Gesicht ihrer Freundin. Hitoka hielt sich ihre Hände vor das Gesicht, schnappte nach Luft.

„Kiyoko-san, Bitte heirate mich!“, rief sie in einem spontanen Überschwall ihrer eigenen Emotionen aus.

Kiyoko errötete noch mehr. Hitoka tat es ihr gleich. Ihre Freundinnen beobachteten sie Beide gespannt. Ein leichtes Nicken, eine stürmische Umarmung. Yui drückte ihr Kleid an ihre Brust. Es war alles perfekt. 



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