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Schöne heile Welt

von

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Angriff aus der Dunkelheit

KAPITEL 7

Angriff aus der Dunkelheit
 

"Also, ich fand der Tag war heute wirklich gelungen."

Es war bereits dunkel; Quatre und Duo brachten Heero und Tamara noch nach Hause. Chang war schon lange weg und Hilde wollte noch mit zu Relena. Duo hatte vor, bei Quatre zu übernachten - eigentlich mehr wegen der Gesellschaft von Quatres freundlichen Schwestern als aus irgendwelchen anderen Gründen.

Sie gingen eine nur spärlich beleuchtete Allee entlang. Es war ruhig und friedlich.

Tamara hatte sich an Heeros Arm gehängt und trottete neben ihm her. Sie schien recht müde zu sein.

"Ja, der Tag war heute echt schön", sagte sie glücklich.

"Ja, vor allem teuer!", ließ Duo vernehmen.

"Das musst DU gerade sagen! Du hast doch so gut wie gar kein Geld ausgegeben, alter Schmarotzer!", fauchte sie ihn an. Sie war plötzlich wieder hellwach.

"Fängst du damit schon wieder an!" Duo verleierte die Augen. So hübsch und niedlich Tamara auch sein konnte, so sehr nervtötend und ätzend konnte sie auch sein.

"Hört doch auf zu streiten", bat Quatre.

"Lass sie, Quatre", bemerkte Heero trocken. "Blöd und blöd gesellt sich gern!"

"Hey!", riefen Duo und Tamara wie aus einem Mund empört aus.

Heero grinste leicht, doch noch während sich Tamara eingeschnappt von seinem Arm löste, erstarrten seine Gesichtszüge zu einer eisernen Miene.

Heero hatte den Schatten bemerkt.

Der Schatten, der sich in den Büschen hinter einer der wenigen Laternen versteckte.

Der Schatten, der sie beobachtete und ihnen auflauerte.

Der Schatten, der sich ihnen nun unaufhaltsam näherte.

"RUNTER!", schrie Heero in einem hektischen Ton und zog die überraschte Tamara mit sich zu Boden. Gerade noch rechtzeitig! Der Schuss flog nur wenige Zentimeter über ihm hinweg. Das Geschoss schlug in der gegenüberliegenden Mauer ein, welche heftige Risse aufzeigte und nun ein riesiges Einschlagloch aufwies.

Quatre und Duo sprangen erschrocken zur Seite und gingen in Deckung, um die Lage zu peilen.

Was war das für eine Waffe? Der Angreifer befand sich immer noch im Schatten, er war nicht zu erkennen. Heero konnte ihn kaum ausmachen, denn der Schuss erfolgte fast lautlos und ohne irgendwelche Lichtblitze oder so. Er schnappte sich seine Schwester und zerrte sie so schnell wie möglich mit sich zu Quatre hinter einen Container. Gefolgt von den wiederholten Schüssen des unbekannten Angreifers duckten sich die drei hinter ihr provisorisches Versteck. Die Bäume und Laternen in ihrer Nähe wurden von den seltsamen Geschossen getroffen und auch der Container wurde arg zugerichtet. Lange würde er ihnen keinen Schutz mehr bieten können!

Heero zog seine Waffe heraus.

"Du hast eine Waffe dabei?", fragte Quatre schockiert.

Heero reagierte nicht, sondern konzentrierte sich auf seine Gegenwehr.

"Wir waren heute im Zirkus! WARUM HAST DU DA EINE WAFFE DABEI?" Quatre schrie fast.

"Halt die Klappe!", rief Heero ihm wütend zu. Er versuchte hinter dem nun schon halb zerstörten Container hervor zu lugen, um ebenfalls einen Schuss auf seinen Gegner abfeuern zu können, doch die ständigen Schüsse erlaubten ihm dies nicht, ohne selbst getroffen zu werden.

Duo hatte sich auf der gegenüberliegenden Seite der Allee irgendwo in Sicherheit gebracht.

Neben Heero krachte es von den einschlagenden Geschossen, welche danach ein zischendes Geräusch von sich gaben. Sie schienen nach dem Einschlag zu verdampfen. Wie war das möglich? Heero hatte noch nie etwas von so einer Waffe gehört. Aber er konnte sich nicht lange damit befassen, denn er befand sich in einer recht heiklen Situation: Er wurde von einem unbekannten Angreifer mit einer unbekannten Waffe angegriffen, sein Schutz würde nicht mehr lange halten und er musste mit einer Waffe gleich zwei Personen beschützen. Er machte sich Sorgen um Tamara, aber er hatte keine Zeit nach ihr zu sehen, da er sich hektisch nach einem anderen Versteck umsah.

"Verdammt!", fluchte Heero. "Geht dem Scheißkerl denn niemals die Munition aus?"

"Ah!", ertönte da ein panischer Aufschrei von Tamara, welcher in dem Radau eines einschlagenden Geschosses fast unterging. Der letzte Schuss hatte den Container an der Breitseite durchschlagen - und zwar nur wenige Zentimeter von Tamaras Kopf entfernt. Quatre reagierte blitzschnell, schnappte sich Tamaras Kopf und zog sie mit sich zu Boden. Die Geschosse prallten jetzt immer stärker gegen den Container, welcher durch die Wucht des Aufpralls jedesmal ein Stückchen weiter an eine Mauer gerückt wurde. Nicht nur, dass immer mehr Schüsse die Metallwand durchdrangen, nein!, jetzt waren sie auch noch in Gefahr von diesem Ding zerquetscht zu werden! Quatre schützte Tamara so gut er konnte.

Heero musste jetzt etwas unternehmen!

Er schob seinen Arm an der Seite des Containers vorbei und war gerade dabei abzudrücken, als ein Streifschuss ihm die Waffe aus der Hand schleuderte.

"Argh!", schrie er vor Schmerzen auf. Obwohl er nur gestreift wurde, war diese Berührung höllisch heiß und brannte wie verrückt. Doch Heero war Verletzungen gewohnt. Viel schlimmer war die schier unüberwindliche Entfernung, die nun zwischen ihm und seiner Waffe bestand. Diese lag fast einen Meter von ihm entfernt mitten im Schussfeld seines Angreifers.

Jetzt hatte Heero die Nase voll!

Ohne weiter über die Gefahren nachzudenken, sprang er hinter dem Container hervor, rollte zu seiner Waffe, ergriff sie mit seiner unverletzten Hand, zielte kurz und - hielt inne.

Heero saß da, die etwas ramponierte Waffe schussbereit auf den Angreifer im Dunkeln gerichtet.

Er hatte den Schuss gehört.

Den Schuss, der anders war, als die Schüsse des Unbekannten.

Ein Schuss, den er kannte.

Sogar sehr gut kannte.

Heero schielte zur gegenüberliegenden Straßenseite, wo er Duo vor einer Laterne sah.

Duo hatte ebenfalls seine Waffe dabei. Seine kleine, nette Lieblingswaffe. Er hatte sich noch nie von ihr trennen können.

Duo hatte geschossen. Und getroffen.

Während Heero, Quatre und Tamara den Angriffen ausgesetzt waren, schien der Typ Duo überhaupt nicht zu beachten, so dass dieser einen unvorsichtigen Augenblick seines Gegners nutzte und diesem die Waffe aus der Hand schoss. Oder dem, was eine Hand darstellen sollte. Denn obwohl der Angreifer noch immer im Schatten stand, so konnten Duo und Heero nun doch schon seine Umrisse erkenne, welche irgendwie unmenschlich wirkten. Er war größer und kompakter als ein Mensch, hatte riesige Klauen und anstelle der Augen glühten jetzt zwei gefährliche rote Punkte. Die Kreatur stand da und sah sich nach ihrer Waffe um, welche irgendwo in die umliegenden Büsche geschleudert wurde.

Heero warf einen kurzen Blick zu Duo hinüber, welcher entschlossen zurückgrinste.

Und dann eröffneten sie das Feuer!

Sie schossen. Wieder und wieder! Und jeder Schuss traf ihren Gegner. Metallische Klänge waren zu hören, die Kreatur taumelte rückwärts und stürzte schließlich.

Heero und Duo schossen weiter. Langsam näherten sie sich dem nun reglosen Ding unter weiteren Schusssalven.

Quatre lugte vorsichtig hinter dem Container hervor. Er konnte es einfach nicht fassen, dass Heero und auch Duo noch immer bewaffnet herumliefen. Er hatte gehofft, dass sie sich etwas entspannen würden und ein normales Leben führen würde. Aber das schien einfach unmöglich. Einmal Soldat - immer Soldat.

"Die sind doch voll paranoid", stieß er unter Zähneknirschen hervor. Doch eigentlich war er froh, dass beide bewaffnet waren und sich verteidigen konnten.

Dann sah er sich besorgt nach Tamara um. Sie lehnte noch immer sitzend hinter dem Container, ihre Haare fielen ihr so tief ins Gesicht, dass er nicht sehen konnte, ob sie weinte. Sie musste panische Angst haben.

"Quatre!", hörte er plötzlich Heeros Stimme. Er klang schrecklich schockiert und verwirrt.

"Bring sofort Tamara in Sicherheit!", schrie er.

Quatre verstand nicht recht. Der Gegner war doch entwaffnet und von unzähligen Schüssen getroffen wurden, warum also war Heero noch immer in einer derartigen Alarmbereitschaft? Quatre stand auf und sah in Richtung des Gegners - und dann erstarrte er.

Das Ding stand wieder.

Stand einfach nur da.

War von unzähligen Schüssen getroffen wurden.

War umgefallen.

Und einfach wieder aufgestanden.

Und dann ging das Ding einige Schritte vorwärts - direkt auf den Container und Heero zu.

"SOFORT HAB ICH GESAGT!", schrie Heero Quatre eindringlich an.

Diesmal reagierte Quatre, schnappte sich schnell Tamaras Hand und ergriff mit ihr die Flucht.

Die Kreatur sah den beiden Flüchtenden hinterher. Sie stand nun weniger im Schatten, so dass Heero auch den metallischen Glanz erkennen konnte. Entweder der Angreifer trug eine Art Schutzrüstung oder - oder es war eine Art Androide.

Was immer es war - es war durch Schüsse nicht zu zerstören, denn als Heero und Duo wiederholt auf das Ding schossen, konnten sie nun genau erkennen, wie ihre Schüsse an dem schwarzen glänzenden Metall abprallten, ohne einen Kratzer zu hinterlassen.

Die Kreatur sah noch immer Quatre und Tamara hinterher.

Quatre lief so schnell er konnte. Da vorne war eine Kurve! Wenn er die erreichen würde, wären sie in Sicherheit. Tamara wurde einfach willenlos hinter ihm hergezogen. Doch einmal, da blickte sie sich um - und sah die unbekannte Kreatur von weitem direkt an. Dann hatte Quatre auch schon das Ende einer Mauer erreicht und zog Tamara schnell mit sich dahinter. Doch er ließ ihr keine Verschnaufpause. Auch wenn das Ding nun keine Waffe mehr hatte - wer weiß, was es noch alles konnte? Was ist, wenn es ihnen folgen würde? Er rannte weiter. So weit weg wie möglich. Tamara blickte noch immer zurück. Dann sah sie kurz Quatre an, welcher vor ihr lief ... und dann ließ sie ihre Tasche fallen. Ihre kleine schwarze Handtasche, die sie den ganzen Tag mit sich herumgetragen hatte. Sie ließ sie fallen und beobachtete genau, wo sie hinfiel. Noch beim Wegrennen konnte sie ihre kleine schwarze Handtasche sehen, wie sie da im Gras unter einem hübschen Kirschbaum lag. Der einzige Kirschbaum hier in der Gegend. Dann bog Quatre in eine Seitenstraße ein und zog Tamara hinter sich her. Sie liefen immer weiter.

Heero und Duo hörten auf zu schießen. Duo, weil ihm die Munition ausgegangen war und Heero, weil er einsah, dass sie ihrem Gegner so nichts anhaben konnten.

Das metallische Ding stand einfach nur da. Dachte es etwa nach? Heero erkannte seltsame Schläuche und Drähte und auch Kampfvorrichtungen an der äußeren Hülle. Dieses Ding erinnerte stark an eine Mobile Suit ... aber Heero hatte noch nie so ein Modell gesehen. So klein. So fest. So undurchdringlich. Wie sollte er dieses Ding vernichten? Er dachte im Grunde nicht einen Moment darüber nach, warum sie eigentlich angegriffen wurden. Das war unwichtig. Seine Kampfinstinkte erwachten wieder zum Leben und übernahmen die Oberhand. Er wurde angegriffen. Warum und wieso war irrelevant! Sein einziges Ziel war es jetzt noch, seinen Gegner zu vernichten. Egal wie.

"Heero!", ruf Duo aus. Doch Heero hatte es schon längst gesehen.

Die Kreatur hatte sich umgedreht und machte sich daran, den selben Weg einzuschlagen, über den auch Quatre und Tamara geflüchtet waren.

Das würde Heero zu verhindern wissen.

Und dazu brauchte er keine Waffe.

Er warf sie weg und rannte wie ein Tiger auf das Ding zu und rammte es in vollem Lauf - was Heero wohl mehr Schmerzen bereitete, als dem Ding. Dennoch taumelte es und schlug mit einem Knie auf dem Boden auf.

Heero ignorierte seinen eigenen Schmerz und sah an, wie sich die stechenden roten Glühaugen seines Gegenübers auf ihn hefteten, als dessen Kopf plötzlich nach hinten gerissen wurde.

Duo war halt auch nicht untätig gewesen.

Heero hechtete nach vorn und ergriff wahllos einen der Schläuche, die die metallische Außenhaut durchzogen. Es war wohl genauso sinnlos auf das Ding einzuprügeln, wie auf es zu schießen, wenn sich Heero nicht beide Hände brechen wollte. Deshalb mussten sie irgendwie diese technischen Anlagen ausschalten. Er begann wahllos Drähte und Schläuche rauszuzerren. Duo erkannte, was Heero vorhatte und ging ihm dabei kräftig zur Hand. Jaja, irgendwelche Dinge zu demontieren, darin waren die beiden schon immer gut.

Doch anscheinend schien das dem Ding nicht so gut zu gefallen. Mit einer ruckartigen Bewegung schnellte es vor und ergriff Heero und Duo an den Hälsen. Beide röchelten verzweifelt. Heero zog aus seiner Schuhsohle ein Messer hervor und begann auf das Ungetüm einzustechen.

(Ein Messer in der Schuhsohle? Heero ist wirklich paranoid!)

Das Metallmonster wand sich, ohne jedoch Heero und Duo loszulassen. Beide wurden heftig durchgeschüttelt. Duo blieb fast du Luft weg, als Heero plötzlich einen Schlauch durchschnitt, aus dem eine seltsame gelbe Flüssigkeit zu tropfen begann, die sich ätzend in das schwarze Metall einfraß.

Die Kreatur stieß einen Schmerzensschrei aus, wie in weder Duo noch Heero jemals gehört hatten. Weder von irgendwelchen Tieren, noch von Menschen.

Das Ding wand sich unter seinen Schreien und schien keine Kontrolle mehr über seinen Körper zu haben. Zuerst warf es Heero mit voller Wucht gegen eine Laterne und dann schleuderte es Duo derart gegen eine alte Mauer, dass diese zusammenstürzte und den bewusstlosen Duo unter sich begrub.

Heero rappelte sich unter Schmerzen wieder auf. Seine Wunde am Arm brannte schrecklich, jeder Knochen seines Körpers tat ihm weh und er konnte jeden einzelnen Muskel spüren. Aber er würde nicht aufgeben.

Niemals.

"Oh, Gott! STOP! Ich hab meine Tasche verloren!"

Mit diesen Worten riss sich Tamara nach einer Weile von dem völlig erschöpften Quatre los und lief den Weg zurück, den sie gekommen waren.

"Was?", stieß dieser atemlos aus. "Bist du verrückt? Lass die Tasche! Du läufst dem Typen doch direkt in die Arme! Komm zurück!"

"Aber die Tasche ist wichtig! Ich habe sie bestimmt bei der Flucht verloren! Ich passe auf! Es muss sein, Quatre!"

Und schon war sie hinter einer Biegung verschwunden.

"Nein! Tamara! Komm zurück!", rief Quatre verzweifelt und rannte ihr hinterher.

Als er jedoch an der Biegung ankam, war Tamara schon verschwunden. Sie war einfach zu schnell. Woher nahm sie nur diese Energiereserven? Quatre war vom vielen Laufen völlig erschöpft, aber wenn Tamara etwas passieren würde, dann würde Heero ihn umbringen.

Er rannte so schnell er konnte den Weg zurück, den sie gekommen waren.

Er betete, dass Tamara ihre blöde Tasche recht schnell finden und dann bloß noch schneller zurückkommen würde.

Heero sah wütend unter seinen ihm ins Gesicht fallenden Haaren die wankende Gestalt auf der Straße an. Sie war verletzt. Die gelbe Flüssigkeit schien eine ätzende Wirkung zu haben. Das war seine Chance! Die Kreatur war abgelenkt und nun konnte er zuschlagen.

Er umklammerte sein Messer fest und stürzte sich lautlos auf seinen Gegner.

Doch dieser schien nicht so sehr verletzt zu sein, wie Heero gehofft hatte, denn gerade als er nah genug war, holte das Ding aus und traf Heero derart stark, dass er mit voller Wucht und Kopf voran an den nun schon halb zerstörten Container geschleudert wurde.

Und dann wurde alles schwarz.

Heero hatte das Bewusstsein verloren.

Als er wieder zu sich kam, schmerzte sein ganzer Körper noch schlimmer als zuvor. Heero brauchte einen Moment, um zu begreifen, wo er war und was passiert war, doch dann sprang er trotz seiner Schmerzen wie wild auf und sah sich alarmiert um.

Die Kreatur war verschwunden.

Er sah die Einschusslöcher, die zerstörte Gegend und auch einige Blutpfützen, welche wohl von ihm und Duo stammten. Er sah auch die eingestürzte Mauer, unter der sich nun etwas regte.

"Duo", flüsterte Heero und er sah sich ein letztes Mal um.

Da war nichts zu sehen.

Und auch nichts zu hören.

Das Ding war weg.

Einfach weg.

Spurlos.

Heero bewegte sich rückwärts langsam auf den eingestürzten Steinhaufen zu.

Er spähte noch immer in alle Richtungen, da er nicht noch einmal von einem Angriff überrascht werden wollte. Als er eine zuckende Hand aus dem Steinhaufen herauslugen sah, beeilte er sich, die Steine zur Seite zu hieven. Keuchend und Hustend kam ein völlig verdreckter Duo Maxwell zum Vorschein. Ein sehr schlecht gelaunter und fluchender Duo Maxwell.

"Verdammte, elende Scheiße", stieß er aus und hielt sich an Heero fest, welcher ihm aufhalf.

Duo sah echt schlimm aus. Ein großer Blutfleck auf seiner Hose zeigte, dass sein Bein wohl ziemlich stark getroffen wurde von den fallenden Steinen. Genau wie Heero lief ihm Blut aus einer Platzwunde am Kopf ins Gesicht und auch am Rücken schien Duo ziemlich starke Schmerzen zu haben.

Doch keiner der beiden war lebensbedrohlich verletzt worden.

Zum Glück.

"Wo ist dieses gottverdammte Scheißteil hin!", rief Duo unter Husten aus. Er rang noch immer nach Luft.

Heero ging mit ihm einige Schritte. "Es ist verschwunden. Einfach nur spurlos verschwunden."

Beide standen nun unter einer anscheinend defekten Laterne, die nur schwaches Licht verströmte. Duo wurde etwas ruhiger und sah eine Weile auf den Boden. Dann sagte er langsam:

"Nichts verschwindet spurlos, Heero."

Er hob seinen Kopf und sah nach oben.

"Nichts, hörst du?"

Heero folgte Duos Blick und dann sah er sie.

Die Gestalt, die leblos auf der Spitze des Laternenmastes hing.

Oder besser: dort aufgespießt war.

Eine Verstrebung der Laterne war herausgebogen und der unbekannte Angreifer damit durchbohrt worden. Die gelbe Flüssigkeit tropfte zäh auf den Boden und brannte dort böse Brandlöcher in die Straße.

Heero war sprachlos. Was war hier passiert, als er bewusstlos gewesen war?

Er sah kurz auf die Uhr. Das Glas war zwar zersprungen, aber sie ging noch. Er war doch nicht länger als 5 Minuten bewusstlos gewesen?

"Was meinst du, wer ...?", begann Duo, doch Heero unterbrach ihn barsch.

"Das ist völlig egal!" Er ließ Duo los, welcher ein wenig in sich zusammensackte und sich dann auf den Boden kniete. Heero lief zu einem nebenstehenden Baum und begann trotz seiner Schmerzen daran hinauf zu klettern. "Wichtig ist nur, dass wir jetzt die Möglichkeit haben, herauszufinden, wer oder was dieser Typ ist!"

Er hangelte sich schwerfällig an den Ästen entlang, bis er etwa in gleicher Höhe mit der Leiche war.

Doch als Heero den Körper berührte ... zerfiel er.

Heero konnte kaum glauben, was er da sah. Er hatte noch nicht einmal die Härte des Metalls gespürt, als der Körper zu zerbröckeln begann und die abgebrochenen Metallteile zu Boden fielen.

Duo, welcher direkt darunter saß und sich noch dunkel an die herabstürzenden Mauersteine und die folgenden Schmerzen erinnerte, hob schützend seine Arme, doch er spürte keinen Aufprall. Vorsichtig lugte er nach oben und sah mitten in einen Regen von schwarzem Staub, der von der Laterne kam. Die Kreatur hatte sich vollkommen pulverisiert.

"Vielleicht .. so eine Art ... von Selbstzerstörungsmechanismus ...", überlegte Heero laut, der noch immer völlig fassungslos auf einem Ast saß.

Duo war fast völlig von dem schwarzen Staub bedeckt, welcher anscheinend noch weiter zerfiel, bis er so klein war, dass man ihn mit dem normalen Auge nicht mehr erkennen konnte.

Duo sah Heero verschmitzt an: "Lass es dir bloß nicht einfallen, dir auch so einen Selbstzerstörungsmechanismus in deinen Gundam einbauen zu lassen!" Er grinste.

"Dir scheint es ja wieder besser zu gehen", murrte Heero und kletterte langsam herunter.

"Wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen, bevor irgendwelche Sicherheitskräfte auftauchen!"

"Ja", stimmte Duo zu. "Ich hab jetzt echt null Bock in irgendwelchen Verhörzimmern diesen Sicherheitsfutzies Geschichten von Duo - Hänsel und Heero - Gretel und der bösen, bösen schwarzen Metall- Hexe zu erzählen!"

Beide schleppten sich in die Dunkelheit davon.

"Ich bin nicht Gretel", konnte man noch leise Heeros trockene Stimme hören.

Zurück ließen sie ein Feld der Zerstörung, zwei nutzlose Waffen ... und eine unbekannte Waffe unbekannter Konstruktion irgendwo im Gebüsch.

"Ich hab sie!", rief Tamara Quatre schon von weitem zu, als sie ihn ankommen sah.

Er war total außer Atem.

"Verdammt! Tamara! Mach so was nicht noch mal mit mir!", er wäre jetzt vielleicht sauer geworden, wenn er dazu noch die Energie gehabt hätte.

Erschöpft lehnte sich Quatre an den hübschen Kirschbaum am Rand der Allee. Der einzige Kirschbaum in dieser Gegend. "Wo war denn deine Tasche?", fragte er. Er musste sich etwas ausruhen, denn noch weiterlaufen konnte er nicht.

"Sie lag weiter vorn, hinter einer Parkbank bei einem kleinen Pfirsichbaum ... Quatre ... es tut mir leid, aber ..."

"Lass sein!", wehrte er ab. "Hast du irgend etwas von Heero und Duo und ... naja, du weißt schon was, gehört?" Er sah sie hoffnungsvoll und ängstlich zugleich an.

Tamara erwidert traurig seinen Blick. Sie sah auf ihre Tasche. "Nein", antwortete sie leise.

"Dann müssen wir vielleicht davon ausgehen, dass ..." Als Quatre Tamaras ängstlichen Blick sah, wagte er es nicht, weiter zu sprechen.

"Ach, nichts", sagte er nur. "Schnell weg hier! Ich nehme dich erst mal mit nach L4, da bist du auf alle Fälle in Sicherheit und dann rufen wir bei Heero und Duo an. Komm jetzt ... Und lauf bloß nicht noch mal zurück!"

Und schon rannten beide wieder davon.

Vorbei an dem hübschen Kirschbaum.

Der Kirschbaum, der als einziger wußte, dass Tamara gelogen hatte.

Schon wieder gelogen hatte.

Und wieder lügen würde.



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