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Wo du Zuhause bist

von

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Das Tor zu einer anderen Welt

Entsetzt starrte Anna auf Kíli, welcher nicht nur dreist genug war zu lauschen, sondern sich auch noch tatsächlich einmischte. Sie wusste, sie hätte Kíli zur Seite nehmen müssen, um ihn von seinem Schwur zu entlassen. Doch jetzt war alles zu spät und in Panik versetzt, huschte ihr Blick von Kíli zu seinem Bruder. Sicher würde Fíli ihr das mehr als übel nehmen. Immerhin hatten sie eine Art Absprache getroffen. Und als habe er ihre Gedanken gehört, kreuzten sich ihre Blicke. War er wütend? Enttäuscht? Was dachte er jetzt von ihr? Sicher nur Schlechtes, da sie schon am ersten Abend ihr Wort nicht hielt. Wie sollte sie das wieder gutmachen? Konnte sie das überhaupt?

„Nein.“, machte Thorin deutlich. „Du wirst nichts dergleichen tun. Hast du mich verstanden, Kíli?“

Fíli, der schon die nahende Katastrophe kommen sah, packte seinen Bruder erneut am Arm und versuchte ihn hinaus zu schleifen. „Komm, Bruder. Du hast Thorin gehört. Gehen wir.“ Doch sein Bruder riss seinen Arm stur zurück, wie eben noch vor der Tür.

„Nein.“

„Bitte?“ Thorin blinzelte in Unverständnis. Hatte sein Neffe eben sein Wort missachtet? „Nein?“, wiederholte er demnach ungläubig und mit aufwallendem Zorn. War sein Wort an diesem Abend gar nichts mehr wert?

„Ich bin bereits ihr Beschützer, Onkel.“ Kíli lächelte voller Begeisterung, in dem guten Wissen alles richtig gemacht zu haben. „Vorhin habe ich meinen Schwur geleistet.“

Anna legte ihre Hand über ihr Gesicht. Oh Kíli... Warum? Er war deutlich stolz darauf, was die ganze Sache wahrscheinlich nur schlimmer machte. Was musste denn noch passieren? Thorin warf ihr einen sehr tödlichen Blick zu, der sie prompt zusammenzucken ließ. Wo war das Loch, in das sie hineinkriechen und nie wieder rauskommen wollte? Plötzlich ballte Thorin eine Faust und schlug sie so fest auf den Tisch neben sich, dass dieser bedrohlich knackte und sämtliche Pötte darauf laut klapperten. Erschrocken trat sie aus Reflex einen Schritt zurück. Neben ihr war selbst Balin leicht gesprungen. Das war kein gutes Zeichen, oder?

„Ist das wahr, Fíli?“, presste Thorin heraus und wandte sich seinem anderen Neffen zu, der unsicher kurz zu seinem Bruder blickte.

„Vielleicht -“

„Fíli.“, forderte Thorin streng auf, um so sämtliche Versuche seinen Bruder zu retten zu unterbinden.

„Ja, es ist wahr.“

Thorin hielt daraufhin nichts mehr. In der rauen Zwergensprache begann er das ganze Haus zusammen zu brüllen. Es würde sie nicht wundern, wenn es jetzt die gesamte Zwergenmeute mitanhörte, wenn sie nicht ohnehin schon bereits irgendwo um die Ecke lauerten. Der arme Kíli schien die Welt nicht mehr zu verstehen und zog den Kopf wie eine Schildkröte immer weiter ein. Aber sie war sich sicher, wenn sie jetzt den Mund aufmachte, auch nur um ihn zu entlasten, würde sie mit bloßen Händen von Thorin brutal erwürgt. Demnach hielt sie ihre Klappe geschlossen. Der Wutschwall an Worten endete und hinterließ einen konfusen Kíli und einen besorgten Fíli, der getadelt gen Boden blickte. Oh je. Jetzt bekam Fíli wegen ihr auch noch Ärger, was bestimmt jegliche aufkeimende Freundschaft mit ihr erfolgreich vernichtete.

„Du wirst dafür sorgen, dass sie kampfbereit ist. Und wenn sie Ärger verursacht, werde ich dich dafür zur Verantwortung ziehen. Ist das deutlich genug gewesen, Kíli?“ Zögerlich nickte sein Neffe und Thorins harter Blick traf seinen anderen Neffen. „Und du wirst dich dieses mal heraushalten. Das ist ganz alleine die Bürde deines Bruders, verstanden?“ Auch hier folgte ein Nicken zur Bestätigung. Schwer stieß er die Luft aus als er seinen Nasenrücken massierte. Wie sollte er es seiner Schwester beibringen, wenn Kíli etwas wegen einer Menschenfrau zustieß? Ein Erbe Durins setzte sein Leben nicht für eine Menschenfrau aufs Spiel. Hatte Kíli gar nichts gelernt? Er war von seinem Neffen enttäuscht, hatte er ihn doch für reifer gehalten.

„Da diese Angelegenheit nun geklärt ist, würde ich vorschlagen beginnen wir mit der Zusammenkunft.“, durchschnitt Gandalf die dunkle Stimmung und bekam daraufhin vom Zwergenkönig ein schwaches, aber bestimmtes Nicken. Gandalf erhob sich von seinem Hocker und verließ ohne ein weiteres Wort das Raucherzimmer, dicht gefolgt von Balin und Thorin.

Verkrampft biss Anna sich auf ihre Unterlippe, während sie nicht wusste, was sie tun sollte. Sollte sie etwas zu den Brüdern sagen, die genau wie sie zurückgelassen und besiegt dort standen? Fíli legte seinem Bruder nach einer kurzen, aber schweren Pause noch seine Hand auf die Schulter. Er schien etwas sagen zu wollen, allerdings hörte Anna im Hintergrund wie Thorin nach ihm rief, sodass er von Kíli abließ und sich ebenfalls aus dem Zimmer entfernte, ohne ihr nur einen Blick zuzuwerfen. Zurück blieb Kíli, der wie ein getretener Welpe den Kopf hängen ließ. Es war das erste Mal, dass sie ihn traurig sah und irgendetwas daran machte ihr Sorgen. Er war doch sonst immer der Sonnenschein der Gruppe. Stets breit zu Lächeln und mit einem Witz parat. Sie würde ja sagen, dass es ihre Schuld war, aber im Grunde wusste sie genau wie er, dass das nicht stimmte. Es war nicht ihr Vorschlag gewesen. Ganz zu schweigen davon, überhaupt nach Mittelerde zu kommen. Aber warum fühlte sie sich trotzdem verantwortlich? Mit langsamen Schritten kam sie näher. „Hey... Alles klar?“, sprach sie ihn leise an, erhielt jedoch keine Reaktion. Stattdessen starrte er weiterhin gen Boden, sodass sie ihm nicht ins Gesicht blicken konnte. Vollkommen verunsichert stand sie vor ihm und wartete einen Moment. Was sollte sie sagen? Oder machen? So gut kannte sie ihn nicht, dass sie wusste, welche Worte sie sagen sollte. Aber sie konnte den armen Zwerg nicht so stehen lassen. Kíli tat ihr leid. Er hatte es doch nur gut gemeint gehabt, weshalb sie begann ihn sachte anzulächeln, auch wenn er es im Moment nicht sehen konnte. „Ich weiß nicht, ob das jetzt irgendwie hilfreich für dich ist, aber ich werde mir ganz viel Mühe geben keine Last zu sein. Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht hinkriegen. Dem zeigen wir es.“, lachte sie halb, ehe ihr eines schlagartig klar wurde. Erschrocken sog sie die Luft ein. Hatte sie eben Kíli geduzt? Aber das schien ihm nicht aufzufallen, oder wichtig zu sein, da noch immer keine Antwort kam. Ob es richtig war, ihn jetzt auch zu berühren, damit sie ihn besser trösten konnte? Sie durfte nicht vergessen, was für Traditionen hier in Mittelerde herrschten, doch Kílis Verfassung einfach zu ignorieren war falsch. Und sie war nun einmal nicht aus dieser Zeit oder gar Welt. Traf dieser Standard also auch auf sie zu? Anna konnte es nicht sagen, aber sie war sich sicher, dass sie Kíli nicht tatenlos stehenlassen konnte. Er war gerade niedergeschlagen, weshalb sie nicht anders konnte. Zögerlich berührte sie seine Hand, strich flüchtig und behutsam über seinen Handrücken, ehe sie seine dicke und große Hand vorsichtig umschloss und leicht drückte. Das erzielte endlich Wirkung. Kíli hob seinen Kopf an und blickte ihr fragend entgegen, doch er sagte und tat nichts. Nein, er zog nicht einmal seine Hand aus der ihren, die sie noch immer hielt. Es war als ob er aufmerksam abwartete was wohl folgen würde. Hatte sie alles falsch verstanden? War sie zu weit gegangen? Sicher war sie zu weit gegangen. Er kannte sie gerade erst wenige Stunden und sich ihr jetzt schon anzuvertrauen, war zu viel verlangt. Aber er hätte sonst etwas gesagt, oder? Anna begann nervös zu lächeln als sie hastig von seiner warmen Hand abließ. „Ich … tut mir leid. Ich hätte das nicht tun sollen und Euch auch nicht duzen sollen. Überhaupt mich einmischen...“ Es folgte eine Stille, die mit jeder weiteren Sekunde ihr Herz höher schlagen ließ. Dann schließlich zog er seine Mundwinkel an, bis ein volles Lächeln auf seinen Lippen lag.

„Ihr seid eigenartig, Anna.“

Erleichtert atmete sie aus. Er nahm es ihr nicht übel, dass sie so vertraut mit ihm umgegangen war, dennoch bestätigte sich ihr leiser Gedanke. Kíli vertraute sich ihr noch nicht an. Aber wen wunderte das? Sie selbst würde ihm noch keine persönlichen Dinge verraten. Schließlich lächelte sie ihn belustigt an, als sie seine Antwort noch einmal auf sich wirken ließ. Sie war eigenartig? In seinen Augen musste sie das auch sein. Nicht nur ihre Erscheinung, sondern auch ihr Verhalten – oder vielleicht gerade ihr Verhalten. „Das bin ich wohl und nehme das mal als ein Kompliment.“, meinte sie mit einem Schmunzeln, das seines nur anfachte. Doch wenn sie schon einmal bei den Seltsamkeiten waren, wollte sie besser noch etwas klären. Daher seufzte sie und lockerte ihr Lächeln etwas. „Was mich auf etwas bringt“, begann sie. „In Zukunft werde ich wohl viele solcher Fehler machen. Die Welt hier ist nicht meine, besonders die Zeit, also wäre es echt gut, wenn Ihr mich darauf hinweist, wenn ich was falsch mache. Wäre das in Ordnung für Euch?“ Kíli schien über ihre Bitte verwundert zu sein, da er beide Augenbrauen stark anzog.

Das war sicher keine schlechte Idee, wenn er an das Zusammentreffen mit seinem Onkel zurückdachte, oder ihr Verhalten von eben, obwohl es ihn persönlich mehr überrascht hatte. Aber andere Zwerge würden nicht so gelassen sein. Ja, es war das Beste, wenn er ihr ein paar Dinge im Umgang beibrachte. Wenngleich sein Bruder dafür besser geeignet war. Doch die Verantwortung wurde auf ihn übertragen und er wollte seinen Onkel kein weiteres Mal enttäuschen. „Ein guter Vorschlag.“, stimmte Kíli eifrig zu. „Wir wollen schließlich nicht, dass Ihr wieder in wildem Fluchen endet und mein Onkel Euch hinauswerfen will.“, fuhr er grinsend fort und zwinkerte ihr zu. Sofort gewann die Menschenfrau im Gesicht an Farbe, weshalb sein Grinsen wuchs. „Fluchen eigentlich alle Frauen so wie Ihr in eurer Welt?“

Von der Frage kurz verwirrt, sah sie Kíli schlicht an, ehe sie beschämt seinem neugierigen Blick auswich. Sie hätte wirklich nicht so fluchen müssen. Und das vor versammelter Mannschaft. „Jain. Äh ... Ich meine, keine Ahnung. Aber ich hätte die Klappe halten sollen. Eurem Onkel hat es wirklich gar nicht gefallen.“

„Mich hat es beeindruckt.“, meinte Kíli ehrlich. „Bisher hat es niemand gewagt so mit ihm zu sprechen. Das war mutig.“

Verblüfft zog sie ihre Augenbrauen an. Beeindruckt? Mutig? Das war mal was Neues. „Ihr meint wohl eher Todesmutig? Das nächste mal, wenn ich mutig bin, haltet mich bitte zurück...“, gab sie halb scherzend von sich, woraufhin er auflachte. Wenigstens schien Kíli sie zu mögen. Das war doch schon einmal was, oder? „Wir sollten aber jetzt zurück. Thorin wartet bestimmt schon und wir wollen ihn sicher nicht noch mehr verärgern.“
 

Als Anna mit Kíli um die Ecke bog, richteten sich gleich alle Blicke auf sie. Ausgenommen Thorin, der mit dem Rücken zu ihr saß und wohl gerade seine Schüssel Eintopf aß. Die Mannschaft hatte wohl auf sie gewartet, was sie nervös lächeln ließ. Es blieb ihr keine Zeit die ganzen Blicke zu analysieren, als Kíli sie schon regelrecht zu dem Platz ganz nach hinten drängte, da er dicht hinter ihr ging. Vorbei an ihrem eigentlichen Platz neben Gandalf, der aufstand und ihr Platz machte; wie all der Rest an denen sie sich noch vorbei drücken musste, bis Kíli endlich Halt machte. Die Reise endete bei Fíli, der ihr und dann seinem Bruder einen undefinierbaren Blick zuwarf. Ehe sie sich dazu einen Gedanken formen konnte, hielt Kíli ihr ganz gentlemanlike den Stuhl hin, sodass sie sich setzen sollte. Widerwillig nahm sie auf dem Stuhl platz, den der braunhaarige Zwerg an den Tisch rückte. Kíli verscheuchte Bifur von seinem Platz, sodass er sich neben sie setzen konnte, wo sie schließlich regelrecht eingequetscht wurde. Ein Glück, dass sie so dünn war, sonst hätte sie bei einem der Brüder halb auf dem Schoß gesessen. Und diese Vorstellung blendete sie besser aus. Fíli schien ihre Anwesenheit unangenehm zu finden, da er sich spürbar neben ihr anspannte. Super. Somit entschloss sie sich, mehr Kíli auf dem Pelz zu rücken als seinem Bruder. „Gemütlich?“, wurde ihr schließlich amüsiert zugeflüstert und sie konnte das Grinsen förmlich riechen, woraufhin sie Kíli unter zusammengekniffenen Augenlidern scharf anblickte. Er war von der ganzen Situation furchtbar belustigt, weshalb sie ihm mit dem Ellbogen in die Rippen boxte. Zufrieden hörte sie, wie er leise aufstöhnte und ihn wohl damit erfolgreich zum Schweigen brachte. Das dachte sie zumindest für einen Moment, ehe sie ihn leise neben sich lachen hörte.

Schließlich begann das Gespräch um die Karte, den Schlüssel, Smaug und dem ganzen Rest, ganz wie im Film – was sie an dieser Stelle nicht mehr verwunderte, weshalb sie nur mit halben Interesse dem Geschehen folgte und sie ihren eigenen Gedanken nachhing. In ihren Kopf ließ sie die Filme so detailliert wie möglich abspielen. Was sie erwarten würde und wann. Und es traf sie wie ein harter Schlag als ihr einer der größten Unterschiede zum Buch auffiel. Es hieße, dass auch Azog noch lebte? Im Buch wurde er von einem Zwerg erschlagen und im Film lebte Azog noch. Noch dazu veränderte sich auch ihre Reise nach Bruchtal! Wenn es weiter nach dem Film ging, würde diese Orkmeute beim Trollhort auftauchen und sie jagen. Oh nein... Wieso war sie nicht in der Buchvorlage? Entsetzt starrte sie auf den Tisch vor sich. Vielleicht schaffte sie es nicht einmal lebend nach Bruchtal. Oder was wäre, wenn Kíli dann etwas passierte, weil er auf sie aufpassen musste? Hatte sie jetzt schon die gesamte Geschichte verändert? Natürlich hatte sie das! Sofort hob sie ihren Kopf wieder an, nur um festzustellen, dass sie einige mit hochgezogenen Augenbrauen anblickten. Wieso wurde sie angestarrt? An welcher Stelle war die Diskussion? Oder hatte sie was gesagt?

„Ja, die Wildnis ist kein Ort für feine Leute, die weder zu kämpfen, noch sich zu wehren wissen.“, meinte Dwalin mit einem gewissen Blick auf den Hobbit gerichtet und einem Unterton, der noch eine gewisse andere Person ansprach. Der Hobbit nickte eifrig auf seine Worte hin und ließ sich nicht beirren als eine weitere Diskussion ausbrach.

„Das kriegt er schon hin. Seht ihn euch doch an.“, rief unter all den Zwergen Kíli deutlicher dazwischen.

Überrascht blinzelte Anna Kíli von der Seite an. Hatte er das auch im Film gesagt? An so etwas konnte sie sich nicht erinnern, was aber auch nicht verwunderlich war. So in und auswendig kannte sie die Filme dann doch nicht. Aber sie fand es schön wie Kíli, offenbar als einziger Zwerg, nicht gleich Bilbo schlecht redete. Anscheinend setzte er sich gern für jemanden ein, der auf dem ersten Blick wenig hermachte. Das sie nun an seinen Beschützerschwur erinnerte und daran, was für ein gutes Herz dieser Zwerg besaß. Wollte sie Kíli wirklich dem Tod ausliefern? Nein. Das Gleiche galt auch für Fíli. Doch wie sah es mit Thorin aus? Er war wirklich sehr grob gewesen, aber war das schon ein Grund ihn nicht retten zu wollen? … Nein. Und das Schlimme daran war: Sie konnte Thorin verstehen, warum er sie so behandelte, wieso er so ein Stinkstiefel war. Doch jeglicher Gedanke wurde von Gandalfs tobender Stimme plötzlich unterdrückt. Sofort waren alle still und starrten den Zauberer an, der beinahe leidenschaftlich von den Fähigkeiten und Vorteilen eines Hobbits erzählte. Als seine Ansprache ein Ende fand, setzte er sich wieder und sagte dem König, er müsse ihm vertrauen. Doch ab genau diesem Zeitpunkt verlief es nicht mehr wie im Film. Thorins tief blauen Augen fixierten sie, anstatt dem Zauberer eine Antwort zu geben – oder viel mehr Balin anzuweisen dem Hobbit den Vertrag zu überreichen.

„Gilt das auch für Fräulein Schubert?“, fragte Thorin, was wieder alle Aufmerksamkeit des Raums auf die seltsame Frau lenkte. Doch dieses mal zog sie nicht ängstlich den Kopf ein. Sie erwiderte schlicht seinen Blick.

„Ja, auch für das junge Fräulein“, begann Gandalf überzeugt, sodass Thorin sich ihm wieder zuwandte. „Wie ich Euch bereits sagte, wird ihr ebenso eine wichtige Rolle in dieser Unternehmung zuteil werden.“ Der Zauberer bedachte daraufhin den Zwergenkönig mit einem ernsten Blick. „Lasst Euch nicht von Äußerlichkeiten täuschen, sondern nutzt die Euch gegebenen Möglichkeiten. Weicht nicht vom Weg ab, welcher so reich von den Valar gesegnet wurde. Er mag für Euch unwegsamer geworden sein, aber ich versichere Euch, Ihr werdet so sicher zum Ziel geführt.“

Das versetzte jeden in ausnahmsloses Schweigen, in der sich wohl jeder seine eigenen Gedanken machte. Anna bildete keine Ausnahme und sie war tatsächlich vom Zauberer beeindruckt. Er wusste wie er seine Worte einsetzte. Er verstand sich darauf anderen etwas einzuflüstern, womit er Erfolg hatte. Ob Gandalf sie bald ebenfalls mit Worten einlullen würde? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Was für Argumente könnte er vorbringen, was diesen Wahnsinn rechtfertigte? Selbst wenn sie in Mittelerde festsaß, bedeutete es nicht, dass sie mit auf diese Reise musste. Obwohl der Gedanke, nach Abschluss ihrer Aufgabe wieder Heim zu können, sehr verlockend war.

„Einverstanden. Gebt dem Hobbit den Vertrag.“, verließ es den Mund des Zwergenkönigs. Er setzte sehr großes Vertrauen in den Zauberer und er hoffte, er würde es nicht eines Tages bereuen. Was insbesondere für die Frau galt, welche still der Unterhaltung folgte und er nochmals genau musterte. Irgendetwas schimmerte in ihren Augen, was ein ungutes Gefühl hinterließ. Sie wusste mehr, da war Thorin sich sicher – ebenso dass er es in Erfahrung bringen würde. „Was Euch betrifft, Fräulein Schubert“, begann er, woraufhin sie eine Augenbraue anzog. „Ihr werdet ebenfalls einen Vertrag erhalten. Solltet Ihr jedoch noch einmal derart respektlos sein, werde ich Euch zurücklassen, ganz gleich wo wir uns befinden oder ob mein Neffe sich Euch gegenüber verpflichtet hat.“

War das der richtige Zeitpunkt wieder zu sagen, dass sie eigentlich nicht mitwollte? Thorin in jedem Falle schien sich sicher zu sein, dass sie ein Teil der Unternehmung werden würde. Zwar war es notgedrungen, aber sie hatte eigentlich deutlich gesagt, dass sie diese Reise nicht machen wollte. Und je länger sie keine Reaktion zeigte, desto intensiver wurden die ihr zugeworfenen Blicke sämtlicher Zwerge im viel zu kleinen Esszimmer, weshalb sie schließlich zögerlich nickte und somit die Anspannung im Raum brach. Ganz klar hatten einige mit Protest von ihr gerechnet. Aber wen wunderte das nach ihrem Treffen auf Thorin? Auf der anderen Seite erhob sich Balin dann und reichte Bilbo seinen Vertrag, den er von Thorin über seine Schulter in die Hände gedrückt bekam. Als der Hobbit den Vertrag entfaltete und begann darin zu lesen, wandte sich Balin an sie.

„Ihr werdet morgen Euren Vertrag erhalten, Fräulein Schubert. Ich habe kein weiteres Mitglied erwartet und muss daher erst erneut einen aufsetzen.“ Er lächelte sie freundlich an, was sie erschöpft lächeln ließ.
 

Der Rest verlief wie im Film. Bilbo las den Vertrag an einer Stelle mit Entsetzen laut vor, bekam dazu bildlich von Bofur erklärt worum es sich handelte und fiel anschließend in Ohnmacht. Interessant war dann, was folgte. Da Bofur dafür verantwortlich war, wurde er auch gleich von Gandalf angewiesen den Hobbit aufzusammeln und in seinem Sessel im Kaminzimmer niederzusetzen, was der Zwerg auch tat, indem er den armen Bilbo wie einen Sack Kartoffeln über seine Schulter warf. Gandalf folgte dem Zwerg, was Bewegung in die restliche Truppe brachte. Die meisten standen vom Esszimmertisch auf und verließen den Raum. Zurück blieb sie mit Bombur, der noch ein Stück Schinken aß. Ori, der etwas konzentriert in sein Buch schrieb. Und dann natürlich Kíli und Fíli. Leise seufzte sie auf. Sie sollte sich ebenfalls zurückziehen. Es war ein langer Tag gewesen und sie hatte für einen Abend genug von Allem gehabt, weshalb sie sich von ihrem Stuhl erhob. Das brachte ihr prompt die Aufmerksamkeit von beiden Brüdern ein, doch waren es Fílis blaue Augen, die sie in ihrer Bewegung inne halten ließen. Stumm erwiderte sie den Blick, der nichts von dem preisgab, was er dachte. Aber es war ein gutes Zeichen, dass er Augenkontakt mit ihr aufnahm, oder? Unruhig lächelte sie ihm entgegen. „Ich gehe dann auch mal. Gute Nacht.“
 

Müde ließ sie sich aufs Bett fallen und starrte an die gewölbte Decke über ihr. Würde sie heute Nacht überhaupt schlafen können? Ihr Kopf quirlte förmlich über und sie konnte keinen einzigen Gedanken richtig fassen. Wo sollte sie auch schon anfangen? Sie hatte das Gefühl alles viel schlimmer gemacht zu haben als es ohnehin schon war. Ja, sie sollte nicht einmal hier sein. So schön es war alles selbst zu sehen und zu erleben – das war nicht ihre Welt, nicht ihr Schicksal. Stattdessen sollte sie Zuhause sein, ihr Leben genießen. Mit Freunden ausgehen, weiter in ihrem Traumjob arbeiten und einen Freund finden. Vielleicht sogar eines Tages heiraten und einen Haufen Kinder haben. Doch jetzt saß sie hier fest, mit Aussicht auf Folter und Tod. Weit weg das Leben, wie sie es gewohnt war. Und warum? Weil irgendwelche Götter, oder was auch immer die Valar nun waren, der Meinung waren, sie müsse hier an einem Selbstmordkommando teilnehmen. Eigentlich war es nur grausam. Was hatte sie am Ende von all dem? Außer natürlich die Gewissheit drei Zwerge gerettet zu haben. Denn wenn sie alles überlebte, die Durinerben rettete und dann nach Hause geschickt wurde, was blieb ihr? Würde sie sich überhaupt erinnern? Was, wenn sie dort bei ihrem Onkel im Wald aufwachte als sei nichts gewesen? Oder es stellte sich heraus, dass sie tatsächlich nur halluziniert hatte? Nein, viel schlimmer war die Vorstellung wenn sie sich an alles erinnerte und das ihr Leben für immer veränderte. Und was, wenn sie zum Schluss so gute Freunde in den Zwergen und Bilbo fand, dass es ihr immer etwas fehlen würde? Verzweifelt fasste sie sich an den Kopf, der begann unangenehm zu pochen. Darüber nachdenken brachte nichts, denn niemand außer den Valar kannte die Antworten. Und es war mehr als unwahrscheinlich, dass ihr einer erschien und sie aufklärte, so sehr sie es sich auch wünschte. Was blieb ihr also für eine Wahl? Auf eine Reise gehen, mit der Chance wieder nach Hause zu kommen, oder zurückzubleiben, mit der Gewissheit mindestens einen Freund in den Tod zu schicken und der Wahrscheinlichkeit hier festzusitzen? Anna wusste nicht was sie tun sollte, aber eines war unbestreitbar – Sie hatte Angst. Denn egal wie es ausgehen würde, ihr Leben war bereits nicht mehr dasselbe.
 

Leise verfluchte sie sich selbst, nachdem sie in ihrem Kulturbeutel eine Ibuprofen herausnahm und feststellte, dass ihr das Wasser zum Herunterschlucken fehlte. Obwohl sie im nächsten Moment zögerte und auf die kleine weiße Tablette in ihrer Handfläche sah. Vielleicht konnte sie diese Tablette besser nutzen als nur ihre Kopfschmerzen auszumerzen. Immerhin war sie hier in Mittelerde, wo es so etwas nicht gab und noch viel schlimmeres an Schmerz auf sie wartete. Außerdem hatte sie gerade einmal drei davon dabei, weshalb sie doch beschloss sie wieder wegzupacken. Doch was konnte sie sonst gegen die Kopfschmerzen tun? Da fiel ihr der nasse Waschlappen auf der Stirn ein, weswegen sie die Sicherheit ihres Zimmers verließ – in der Hoffnung keinem Zwerg über dem Weg zu laufen. Aber es war spät und die Reise ging früh los, daher war sie zuversichtlich.

Ganz ihrer Annahme, war es absolut still im Hobbithaus. Fast hätte man meinen können, dass die Zwerge gar nicht da waren. Auch verschluckte die Dunkelheit beinahe den Gang, da nur noch wenige Kerzenlichter tanzend ihr spärliches Licht warfen. Als sie dabei war ins Esszimmer zu spähen, nahm sie plötzlich eine nur all zu bekanntes tiefes Summen wahr, das sie wie von selbst immer näher lockte. Immer weiter horchend, bewegte sie sich lautlos den finsteren Flur entlang als ein dunkler und kehliger Gesang schließlich die Hobbithöhle erfüllte. Wie konnte sie diese Stelle nur vergessen? Wie verzaubert blieb sie vor dem Kaminzimmer im Schatten stehen, lehnte sich an die Wand, schloss ihre Augen und lauschte Thorins Stimme. Dieser Moment war schon im Film magisch gewesen, jedoch mit Nichts zu vergleichen, wenn man nur wenige Meter entfernt selbst dabei war. Somit versank sie für einen Moment in der traurigen Geschichte der Zwerge und vergaß ganz ihre Schmerzen.

Als die Stimmen verebbten, huschte Anna schnell wieder in ihr Zimmer – mit der Erkenntnis diesen Augenblick niemals zu vergessen.
 

„Fíli! Nein!“, schrie Anna aus voller Kraft als sie dabei zusehen musste, wie der Prinz nur wenige Schritte entfernt auf seine Knie sank und schließlich leblos auf den gefrorenen Boden zusammensackte. Neben ihr rief Kíli verzweifelt nach seinem Bruder, während er noch einen Angriff eines Orks parierte. Anna konnte noch einem Hieb ausweichen, ehe sie selbst mit ihrem Schwert ausholte und der Kreatur jenes in den Hals rammte. Der Ork gurgelte, kippte nach hinten und gab den Weg frei. So schnell sie konnte rannte sie zu Fíli, kniete sich daneben und nahm ihn in ihre Arme. Kíli war kaum einen Moment später bei ihr, schützte sie und seinen Bruder vor Angriffen der noch übrig gebliebenen Orks. „Wach auf Fíli!“, brüllte sie den blonden Zwerg an, während sie mit einem Stück Stoff auf die große, blutige Wunde an seinem Bauch drückte. Doch Fíli regte sich nicht, sondern starrte sie aus ausdruckslosen Augen an. Nein! Mit einer Hand rüttelte sie an seiner Schulter. „Fíli!“, versuchte sie es erneut laut als ihr heiße Tränen über die Wange liefen. Er durfte nicht tot sein! Panisch und hilflos blickte sie zu Kíli, der immer mehr Mühe hatte seine Position zu halten. Dann plötzlich sah sie im Hintergrund einen großen Ork, der grinsend seinen Bogen spannte und auf Kíli zielte. Alles verstummte – sie hörte nur noch den Pfeil in der Luft surren.

„Nein!“, kreischte Anna als sie sich senkrecht in ihrem Bett aufstellte. Schwer atmend und schluckend, blickte sie sich voller Panik um. Doch alles was sie erkennen konnte, war der schwache Glimmer im Kamin des Gästezimmers, in dem sie sich wiederfand. Ihr Herz raste noch immer und zitternd fasste sie sich ins Gesicht, welches ganz nass war. Geschockt starrte sie in die Leere vor sich, während das Bild von Fíli durch ihren Kopf jagte und ihr klar wurde, dass das nur ein Traum war. Er lag nicht tot in ihren Armen. Und kein Ork zielte grinsend auf Kíli. Es war ein Traum gewesen. Ein Albtraum. Nichts davon war passiert. Keiner war gestorben, auch wenn sie noch genau die leblosen Augen Fílis vor sich sah. Sie waren sicher in Bilbos Haus. Doch nicht mehr lange und sie waren dort draußen, draußen auf dem Schlachtfeld und der Albtraum wurde vielleicht bald Realität. Ihre Atmung wurde heftiger, sodass sich ihr Brustkorb zuschnürte und ihr Herz ins Stolpern kam. Ja, Realität. Das war es, was sich in ihren Kopf brannte. Was sie gesehen hatte, war vielleicht die Wahrheit. Was sie sehen, fühlen und erleben könnte. Nein, dieser Albtraum durfte keine Realität werden! Nichts davon!
 

„Ah. Fräulein Anna, wollt Ihr... geht es Euch gut?“, fragte Bofur besorgt als er den Ausdruck der Menschenfrau sah. Ihre Augen waren rot, geschwollen und von Leid gezeichnet. Sofort eilte er zu ihr, doch sie winkte schwach ab als sie sich auf die Bank in der Küche setzte. Ratlos blickte Bofur zu seinem Bruder, der der Menschenfrau einen mitfühlenden Blick schenkte, ehe dieser sich wieder dem Ofen zuwandte. Kurz überlegte er, bevor er sich mit einem breiten Lächeln an sie wandte. „Wollt Ihr Frühstück? Bombur macht ein ausgezeichnetes Frühstück, müsst Ihr wissen.“

Anna lächelte Bofur schwach entgegen, schüttelte aber mit dem Kopf. Sie hatte wirklich keinen Hunger, auch wenn sie vor der Abreise tatsächlich noch etwas essen sollte. Immerhin wären sie den gesamten Tag über unterwegs. Prüfend blickte sie sich einmal um und stellte fest, dass Bofur, Bombur und sie bisher die einzigen in der Küche waren. Der Rest schlief, so wie sie erkennen konnte, noch unter anderem im Nebenzimmer, was wohl kein Wunder war, da die Sonne gerade erst aufging und die Küche in einen goldenen Glanz hüllte.

„Aber Ihr seid so dünn, Ihr müsst etwas essen.“, meinte Bombur freundlich als er ihr einfach einen prall gefüllten Teller voller Speck, Würstchen und Eier hinstellte.

„Er hat recht, Ihr solltet etwas essen, Fräulein.“, stimmte Bofur zu, woraufhin er beobachten konnte wie sie zögerlich die Gabel in die Hand nahm. „So ist es richtig. Ihr könnt auch so viel Nachschlag haben wie ihr wollt.“

Etwas verwundert, schenkte sie dem freundlichen Zwerg ein halbherziges Lächeln. „Und wenn dann nichts mehr für die anderen übrig bleibt?“ Bofur lachte auf ihre Worte hin herzlich, während er ihr eine Schale gestapelter kleiner Brote noch dazu stellte. Wo hatte er die her? Sie war sich ziemlich sicher, dass gestern so gut wie alles leergegessen wurde.

„Darüber zerbrecht Euch mal nicht Euren hübschen Kopf, junges Fräulein. Dann müssen die Anderen das nächste mal schneller sein.“ Bofur zwinkerte ihr zu, das sie etwas weniger gequält lächeln ließ.

„Wenn Ihr meint. Aber sagt mir lieber, woher Ihr all das noch geholt habt. Gestern hattet ihr alle doch so gut wie alles weg gefuttert.“, sagte sie, während sie sich dazu überredete etwas Rührei auf die Gabel zu laden. Ein paar Bissen konnten schließlich nicht schaden, ob sie Hunger hatte oder nicht. Aus den Augenwinkeln konnte sie dann Bofur grinsen sehen.

„Ich habe noch einen geheimen Vorrat gefunden, gut versteckt. Dort war auch noch Kuchen.“

Jetzt musste sie tatsächlich leise kichern. „Das wird Bilbo gar nicht gefallen. Was ist mit dem Kuchen passiert? Ich sehe hier keinen.“ Der Zwerg mit der lustigen Mütze zwinkerte ihr abermals zu, weshalb sie doch tatsächlich kichern musste, was sofort starb als sie bemerkte, wer die Küche aus dem Flur betrat.

Fíli duckte seinen Kopf durch die kleine Tür und blickte aufmerksam in die kleine Runde. Bombur bereitete mit seinem Bruder das Frühstück vor, jedoch blieb sein Augenmerk an der menschlichen Frau hängen, die bei seinem Anblick sichtlich inne hielt. Geradezu vor Schock erstarrte. Deshalb kurz irritiert, zögerte er bis er näher trat. Ihre aufgerissenen Augen folgten ihm und blieben selbst dann unentwegt an ihm haften als er sich ihr gegenüber auf die Bank setzte. Was hatte sie? War etwas vorgefallen? Er wurde aus dieser Frau nicht schlau. Bofur stellte ihm mit einem Lächeln sein Frühstück hin, das er gleich begann zu vertilgen. Einige Sekunden vergingen und ihr unaufhörlicher Blick mischte sich tiefe Trauer, was langsam eine starke Unruhe in ihm auslöste. Hatte er ihr etwas getan, wovon er nichts wusste? Gerade als er fragen wollte, was sie dermaßen in Schrecken versetzte, öffnete sie ihren Mund.

„Es tut mir leid, Fíli.“, brach es leise aus ihr heraus. „Ich weiß, ich habe mich nicht an die Abmachung gehalten. Das war keine Absicht. Wirklich. Ich wollte ja, aber irgendwie … irgendwie habe ich die Gelegenheit verpasst. Aber ich konnte ja nicht wissen, …“ Anna stoppte als sie sah, wie er mit immer mehr Interesse seine Augenbrauen hob. Sagte sie zu viel? Plötzlich begann er zu lächeln, was sie verwirrte. Okay, das verstand sie nicht.

Das war alles? Deshalb war sie trübsinnig? „Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen. Allein mein Bruder ist dafür verantwortlich.“ Natürlich war er gestern darüber etwas ungehalten gewesen, aber sie traf keine Schuld. Sein Bruder hatte es sich selbst zuzuschreiben. Doch war das alles, was sie beschäftigte? „Gibt es sonst noch etwas?“, fragte er weiter, da die Maske von Trauer nicht aus ihrem Gesicht wich.

Anna wich Fílis Blick aus und stocherte mit ihrer Gabel abwesend in ihrem Rührei. „Nein. Ich meine... Es tut mir leid. Alles. Schon jetzt verändert sich alles und ich weiß nicht, ob das gut ist.“, murmelte sie nachdenklich. Ja, sie musste damit schon was verändert haben. Und die Bilder vom Albtraum verließen sie nicht. Jetzt wo sie Fíli gegenüber saß, konnte sie nur an seine leblose Form denken. Was, wenn das eine Art Vorhersage war? Nein, daran durfte sie nicht denken! Fíli und Kíli würden so nicht sterben. Nein, sie starben anders... Ohne ihre Hilfe ganz sicher.

„Was meint Ihr damit?“, fragte Bofur, der alles interessiert verfolgte und sich kurzerhand neben sie setzte. Das schien sie aus ihrer Trance zu reißen, da sie ihn mit großen Augen erschrocken ansah.

„Nichts. Gar nichts! Ich... hab nur Unsinn gelabert. Vergesst das wieder.“ Eilig erhob sie sich, schenkte den beiden Ur-Brüdern ein Lächeln, vermied Augenkontakt mit Fíli und räusperte sich. „Danke für das Frühstück.“ Mit diesen Worten verließ sie die Küche in Richtung ihres Zimmers, ihre Gedanken blieben jedoch weiterhin bei Fíli und Kíli.

Bofur wollte noch etwas sagen, kam allerdings nicht mehr dazu, so schnell war sie verschwunden. Ratlos schaute er zu Fíli, der ebenso unschlüssig den Blick erwiderte. Sie sah schon beim Betreten der Küche unsagbar elend aus. Eindeutig musste sie geweint haben. Irgendetwas lag ihr schwer auf dem Herzen, was ihn ebenfalls etwas bekümmerte, aber nicht wusste, wie er ihr helfen konnte.

„Das arme Fräulein. Sie hat fast gar nichts gegessen.“, meldete sich Bombur traurig.
 

Tief sog Anna die frische und kühle Luft ein als sie aus dem warmen, kuscheligen Hobbithaus trat. Mit ihrem Rucksack und Bogen auf dem Rücken, versuchte sie sich so gut sie konnte zu strecken. Heute würde die Reise beginnen. Wo auch immer sie hinführte, Anna war sich sicher, dass es sie für immer veränderte.

Unerwartet traf ihr Blick auf einen gewissen Zauberer, der sitzend in der Morgensonne genüsslich seine Pfeife rauchte. Kurzerhand setzte sie sich zu ihm auf die Bank, welche von Blumen regelrecht umrandet war. Gandalf sagte nichts, sondern rauchte weiter und blies perfekte Ringe in den roten Morgenhimmel. Einen Moment genoss sie die Stille des Zauberers und das wilde Zwitschern der Vögel. „Guten Morgen, Gandalf.“, brach sie schließlich die Stille, was seine Aufmerksamkeit nun auf sie lenkte. In seinem Blick lag eindeutig Belustigung.

„Auch Euch einen guten Morgen, Liebes“, begann er freundlich und mit einem kleinen geheimnisvollen Lächeln. „Ihr seid früh auf den Beinen.“, merkte er an, woraufhin sie sich verkrampfte. Sofort sah er sich die junge Frau genauer an, die sich unter seinem Mustern nur deutlicher verspannte. Ihr Gesicht war bleich und ihre Augen etwas gerötet. „Ihr hattet wohl keine ruhige Nacht?“

Anna stieß schwer die Luft aus so als versuchte sie damit den inneren Druck mindern zu können. „Nein, überhaupt nicht. Ich hatte einen Albtraum, Gandalf.“, fing sie an und begegnete dem Zauberer mit einem harten Blick. „Fíli lag tot in meinen Armen. Und Kíli... er ist auch fast gestorben.“

„Ich verstehe.“, meinte er mit einem langsamen Nicken. „Habt Ihr sonst noch etwas geträumt?“

„Was? Reicht das nicht? Das war schrecklich genug. Und noch real dazu!“

„Nun, Liebes. Ihr wisst, die Valar haben euch gesandt. Vielleicht ist das, was Ihr träumt, eine Sicht auf die mögliche Zukunft.“

Geschockt riss sie ihre Augen auf. An diese Möglichkeit hatte sie auch gedacht, aber es von Gandalf zu hören, machte es mit einem Schlag tatsächlich real. „Was?! Nein, nein! Das wäre ja furchtbar!“

„In der Tat, das wäre es.“, grübelte Gandalf laut. „Habt Ihr Thorin in Eurem Traum gesehen? Erzählt mir was ihr noch gesehen habt.“

„Ne, der war nicht da. Nur die beiden Brüder,... Orks... Und es war kalt. Der Boden war gefroren.“

„Kennt Ihr den Ort?“

Jetzt musste sie genauer nachdenken. Ja, es ähnelte sehr stark an den Ort aus dem Film, in der Thorin und seine Neffen getötet wurden. Der Rabenberg, wenn sie sich noch richtig erinnerte. „Ich glaube ja.“ Auf ihre Worte hin seufzte Gandalf entspannt und gab ihr ein aufmunterndes Lächeln.

„Dann wisst Ihr, was Ihr zu tun habt. Wenn dieser Traum eine Wirklichkeit darstellt, wisst Ihr nun wie Ihr sie zu verhindern habt.“, gab er ihr zu denken, was sie nur zögerlich nicken ließ. „Fürchtet Euch nicht, Liebes. Die Valar haben sich lange nicht in die Belange der Welt eingemischt. Es gibt einen wichtigen Grund, wieso Ihr hier seid. Vergesst das nicht. Tragt also Euren Kopf etwas höher und mit Stolz.“

Anna seufzte und schüttelte den Kopf. Gandalf war wirklich ein großer Redenschwinger. „Was ich nur nicht an der ganzen Sache verstehe, ist folgendes. Die Zwerge werden den Berg zurückbekommen. Ja, es gibt etwas, was ich noch verhindern kann, aber das spielt für die Zukunft von Mittelerde keine Rolle. Das ist nur eine unwichtige Kleinigkeit im Ganzen. Was bringt es also mich hierher zu schicken? Versteht Ihr was ich meine? Das ergibt keinen Sinn. Mein Auftauchen könnte sogar eher das Gegenteil bedeuten. Das alles nicht mehr so gut ausgeht wie es eigentlich verlaufen wäre. Ihr wisst nicht, was ich weiß. Mein Hiersein könnte das Ende von Mittelerde bedeuten! Was denken die Valar sich dabei?“ Der Zauberer zog eine Augenbraue an und bedachte sie mit einem kritischen Blick, während er offensichtlich nachdachte. Er ließ sich für seine Antwort Zeit.

„Selbst die kleinsten Dinge sind es wert umkämpft zu werden. Denn wer weiß? Vielleicht sind es genau diese, die das Schicksal maßgeblich verändern. Wir werden den Willen oder die Absichten der Valar niemals verstehen, aber Ihr solltet nicht an ihnen zweifeln“, antwortete er und warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. „Oder an Euch.“

Auf seine Rede hin, grummelte sie laut. Sicher. Er konnte gut reden. Auf ihm lastete auch nicht das Schicksal der Welt. Außerdem hatte er ihr damit überhaupt keine Antworten gegeben! Was wäre sogar, wenn sie Erfolg hatte und gerade das Überleben der drei Zwerge für Chaos in der Zukunft sorgte? Die Möglichkeiten waren schier endlos. „Gandalf“, verließ es ernst ihren Mund. „Ich war nie eine Schwarzseherin. Nein, echt. Aber das hier ist ein viel zu großes Ding für mich. Ich habe Angst.“, gab sie letztendlich zu und blickte hinunter auf ihre Boots. Angst die falschen Entscheidungen zu treffen, Angst nicht gut genug zu sein und schließlich auch Angst zu sterben.

Gandalf senkte seine Pfeife und legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter. Das riss sie aus ihren dunklen Gedanken, da sie ihn überrascht ansah. „Die solltet Ihr auch haben. Ich sagte nicht, dass es ein leichtes Unterfangen wird. Oh nein, das wird es nicht.“ Der Zauberer schüttelte leicht seinen Kopf. „Wir alle haben zuweilen Angst. Sie bewahrt uns vor Gefahren. Doch manche Gefahren sind es wert auf sich genommen zu werden, selbst wenn wir am Ende nicht erfolgreich sind.“ Er nahm seine Hand zurück und gab ihr ein sanftes Lächeln. „Seht Euch Bilbo an. Ein Hobbit, der keine Erfahrung im Kampf besitzt und dennoch am Ende den Weg einer solchen Gefahr einschlägt. Wenngleich aus anderen Gründen.“

Als Gandalf weiter reden wollte, zog sie belustigt eine Augenbraue an und unterbrach ihn: „Woher wollt Ihr wissen, dass er mit auf diese Reise kommt? Ihr habt ihn gestern gehört. Für mich klang es so, dass er auf keinen Fall sein gemütliches Zuhause verlassen will.“

Ein Lachen erfüllte den Vorgarten von Bilbo. „Ein Zauberer weiß gewisse Dinge, junges Fräulein“ Auf sein Zwinkern hin, kicherte sie leise. „Das gilt auch für Euch“, fuhr er fort, was ihren freudigen Gesichtsausdruck augenblicklich davon jagte. „Ich bin mir sicher, dass Ihr alles zum Guten wenden werdet. Ihr werdet sehen, am Ende wird alles so sein, wie es vorherbestimmt ist.“

„A-Auch wenn das meinen Tod bedeutet?“ Anna schluckte schwer. Allein der Gedanke daran ließ sie erschaudern.

„Der Tod ist nur ein Tor zu einer anderen Welt.“

Unbewusst hielt sie ihren Atem an. Ein Tor zu einer anderen Welt? Mit einem mal riss sie ihren Oberkörper herum und blickte Gandalf tief in die Augen, die voller Geheimnisse schimmerten. „Wa... Wollt Ihr damit sagen, dass ich vielleicht doch nach Hause komme, auch wenn ich hier sterbe? Dass alleine mein Versuch zu helfen zählt? Dass meine Angst um den Tod unbegründet ist?“

„Der Tod mag die Pforte zu einem anderen Anfang sein, aber niemand kann gewiss sagen wohin sie führt.“ Prompt sackten ihre Schultern ab, weshalb er eilig noch einige weitere Worte sprach: „Aber es wäre wohl für Euch eine Möglichkeit. Der Tod ist nicht das Ende für Euch, dennoch würde ich Euch raten ihn nicht zu schnell aufzusuchen.“

„Ich hatte nicht vor mich beim nächsten Gartenzaun aufzuspießen, Gandalf.“, meinte sie trocken. Aber seine Worte gaben ihr Hoffnung. Nein, noch mehr als das. Jetzt war sie bereit über ein tatsächliches Bleiben nachzudenken. Zwar war der Tod nach wie vor unheimlich und sicher nicht angenehm, würde aber nicht das endgültige Ende bedeuten und es bestand die Chance nach Hause zu kommen. Irgendwie war der ganze Gedanke verrückt.

„Gut, sehr gut.“ Gandalf nickte zufrieden, ehe er begann zu lächeln. „Wie mir scheint, habt Ihr bereits eine zarte Bande zu unserem jungen Zwerg Kíli geknöpft und er ist Euer Beschützer geworden.“, merkte er an als er wieder an seiner Pfeife ziehen wollte, aber enttäuscht feststellte, dass der Tabak verglüht war.

„Ja, …. Oh, Gott. Erinnert mich nicht daran. Deswegen hat er fürchterlichen Stress mit seinem Onkel. Und ich wusste ja, dass Thorin ein Stinkstiefel ist, aber um Himmels Willen, das gestern war ja der Hammer.“

Nicht sicher, ob er die Redewendung ihrer Worte richtig verstand, zog er seine Stirn in Falten. „Vergesst nicht, Ihr wart es auch, der sein Temperament herausgefordert hat.“, beschränkte er sich auf das, was er verstand.

Anna winkte eilig ab. „Ja, ich weiß. Das war nicht so nett von mir, aber er hätte auch netter sein können. Jetzt stehe ich auf Kriegsfuß mit dem grummeligen Zwergenkönig, dessen Lieblingsneffe sich als mein Beschützer eingeschworen hat. Ich bin am Arsch und zwar so was von. Vielleicht sehe ich diesen neuen Anfang ja doch eher als gedacht.“ Plötzlich lachte sie wie eine Irrsinnige auf. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass Thorin seine Drohung wahrmachen würde, weshalb sie im nächsten Atemzug absolut ernst zum Zauberer hoch blickte. „Köpfen ist doch schnell und schmerzlos, oder?“

„Wer wird geköpft?“

Überrascht von der neuen und auch bekannten Stimme, wirbelte Anna herum und sah Kíli mit einem langen Gähnen in der runden Tür stehen. Seine langen braunen Haare waren noch vom Schlaf ganz zerzaust und seine Kleidung leicht verrutscht. Ganz klar war er eben erst aufgestanden und hatte noch keine Zeit sein Äußeres zu richten. Irgendwie fand sie den Anblick ganz süß. „Niemand!“, verließ es hastig ihre Lippen. Zumindest noch nicht.

„Aber Ihr sagtet doch-“

„Nope, gar nichts. Alles fein. Was gibt es denn?“

„Onkel will gleich aufbrechen und sagt, dass Ihr besser reisefertig seid. Aber wie ich sehe, seid Ihr das schon.“, stellte er fest, nachdem er ihren Rucksack und Bogen ausmachte, allerdings verwirrte ihre Kleidung ihn etwas. Das war ihre Reisekleidung? Sie sah weder stabil aus, noch war sie für das Wetter angemessen.

Sie sollte besser reisefertig sein? Wütend schnaubte sie. Was dachte sich Thorin? Sie würde die Abreise verzögern? Warum? Weil sie eine Frau war? Weil sie ein Mensch war? Dachte er, sie würde seine Unternehmung sabotieren? Irgendwie besaß Thorin ein Talent die richtigen Knöpfe bei ihr zu drücken. Und dabei hatte er es nicht einmal persönlich zu ihr gesagt. Definitiv würde sie in Zukunft mit diesem Zwerge keine Freundschaft schließen. „Ja, ich bin fertig. Wir können von mir aus sofort los.“
 

Anna hatte wirklich nicht lange warten müssen, bevor ein Zwerg nach dem anderen aus dem Haus trat. Die meisten warfen ihr einen abschätzigen Blick zu und grummelten etwas in ihren Bart. Anna zog daraufhin nur ihre Augenbrauen hoch. Ja, sie war noch hier. Aber wahrscheinlich hatten sie gehofft, sie sei nur eine wahnwitzige Einbildung gewesen, oder sie läge noch im Bett. Ganz wie der Hobbit, von dem alle annahmen, er würde das gemütliche Zuhause vorziehen. Kíli war dann das erste freundliche Gesicht, das ihr begegnete. Er lächelte ihr breit entgegen und in seinen Augen glitzerte förmlich der Eifer. Fíli warf ihr ein vages Lächeln zu, das sie zögerlich erwiderte, da sich ihr Magen erneut umdrehte. Vor ihrem inneren Auge spielte sich erneut der Albtraum ab. Dann kam Bofur mit Bombur aus der Tür, die ihr beide höflich zunickten. Sowie Balin, der direkt folgte. Zum Schluss trat Thorin aus der Tür. Sein Gesicht eine eiserne Maske, die einen Knacks bekam, als sie seinen unnachgiebigen Blick kreuzte. Er war definitiv derjenige mit der meisten Abneigung ihr gegenüber. Hatte sie schon gesagt, wie sehr sie sich auf die Zeit mit ihm freute?

Gandalf führte dann schließlich die Gruppe an und sie entschloss sich zurückfallen zu lassen. Mit einem langen Seufzer blickte sie auf Beutelsend zurück. Sie würde das gute Essen, das Bett und vor allem das Badezimmer vermissen.

Es ging nach Wassernau, einer kleine Siedlung der Hobbits, wo die Reise am Gasthaus 'Zum grünen Drachen' halt machte. Thorin teilte seine Leute in kleine Gruppen auf, in der jeder eine Aufgabe zugeteilt bekam. Außer ihr und Gandalf, jener sie mit zu dem Stall leicht außerhalb nahm. Dort traf sie Khal Drogo wieder, den sie gleich freudig über die weichen Nüstern streichelte. Er scharrte kurz mit einem Vorderhuf und versuchte an ihrer Lederjacke zu knabbern. Lachend führte sie den Hengst schließlich aus der Box zu Gandalf, der schon neben seinem Pferd im Gang wartete. Überrascht blinzelte sie als er mit einem dicken Bündel auf sie zukam.

„Hier, Liebes. Das ist für Euch.“, sagte Gandalf und überreichte ihr das Bündel, was sie ihm zögerlich abnahm.

„Was ist darin?“, fragte sie, während sie das in Stoff gewickelte Etwas betrachtete, das schwerer aussah als es war.

„Macht es auf. Es wird Euch nützlich sein.“

Das ließ sie sich nicht zwei mal sagen. Direkt packte sie ihr Geschenk aus und stellte mit großen Augen fest, dass sie nur weiteren Stoff erkennen konnte. Eine dicke braune Rolle, um die zwei Schnallen gelegt waren und etwas Dunkelrotes, das zusammengefaltet daneben lag. Neugierig legte sie die dicke Rolle neben sich auf eine Kiste und entfaltete den dunkelroten Stoff. Es war ein Umhang. Amüsiert drehte sie ihren Kopf zu Gandalf, der gestützt auf seinem Stab stand. „Ein Umhang?“

„Das Wetter kann zuweilen sehr eigensinnig sein und wie ich sehe, besitzt Eure Jacke keine Kapuze. Wir wollen doch nicht, dass Ihr Euch etwas zuzieht.“

Anna nickte schwach. Vermutlich hatte der alte Mann recht. Außerdem sah der Umhang ganz schick aus, weshalb sie gleich ihren Rucksack, samt Köcher und Bogen, abstellte, ihre Lederjacke auszog und den Umhang über ihre Sweatjacke umlegte. Der Stoff war ganz angenehm anzufassen und für einen Moment fragte sie sich, ob er teuer gewesen war. Immerhin war alles handgemacht und die Farbe war nicht typisch. „Danke, Gandalf. Das ist sehr nett und zuvorkommend von Euch.“, meinte sie, bevor sie ihre Lederjacke irgendwie in den Rucksack stopfte. Der Zauberer schien das als Ende des Gesprächs zu sehen, da er sich schon halb umdrehte. „Wartet. Was ist die Rolle?“

„Eine Bedrolle. Sie wird Euch im Schlaf warmhalten.“

„Oh, ja okay, verstehe. Danke nochmal.“ Dieses mal ließ sie Gandalf ziehen, der sofort begann sein Pferd zu satteln, das sie letztlich zu Khal Drogo blicken ließ. Nie im Leben würde sie ihr riesiges Pferd alleine satteln können. „Gandalf? Ich hätte da noch eine Bitte...“
 

Nach und nach trafen die Zwerge ein, die teilweise so schwer beladen waren, dass sie sich fragte, ob unter all dem Krempel noch einer zu finden war. Zumindest war das Geheimnis gelüftet woher die ganze Ausrüstung und der Proviant herkam. Nachdem jeder fertig mit satteln und bepacken der vielen Ponys war, begannen die Zwerge aufzusitzen – außer ihr, da dieses mal keine Aufstiegshilfe in der Nähe war. Zu ihrem Glück bemerkte Bofur ihre Verzweiflung und half ihr mit einem breiten Lächeln gern aus, weshalb sie sicher im Sattel landete und sich bei dem wirklich netten Zwerg bedankte. Sie mochte ihn immer lieber.

Als dann Thorin sein Pony antrieb, setzte sich die Karawane in Gang. Anna ließ sich abermals bis zum Ende zurückfallen und entschied sich lieber dazu ihren eigenen Gedanken zu folgen als den Gesprächen, die vor ihr stattfanden. Während sie versuchte den Albtraum zu verdrängen, dachte sie an die Worte Gandalfs, die sich tief eingebrannt hatten. Und sie kam nicht umhin zuzugeben, dass sie ihr Hoffnung gaben. Hoffnung, doch wieder nach Hause zu kommen, selbst wenn sie sich dafür entschied den Durinerben zu helfen, denn der Tod bedeutete nicht ihr Ende.

Plötzlich weiteten sich ihre Augen als ihr eine Frage durch den Kopf schoss. Wenn der Tod das Tor zu einer anderen Welt bedeutete, war sie dann in ihrer Welt gestorben?



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