Suprise!
Es war sein erster Sommer an der Uni in Tokio und Daichi hatte nichts Besseres zu tun, als seine Sachen nach der Vorlesung zu packen und sich auf den Weg zum dem Trainingscamp der Karasuno zu machen. Eigentlich hatte er dort gar nichts mehr zu suchen, immerhin war er kein Schüler mehr. Er war dennoch neugierig, wie sich das Team so machen würde unter Ennoshita als seinem neuen Kapitän. Natürlich war dies nicht der einzige Gedanke, der ihn dorthin trieb. Es war vielmehr jemand. Daichi hatte keine Ahnung, wie Kageyama darauf reagieren würde, wenn er einfach dort auftauchen würde. Er würde wohl abwarten müssen, das Handy hatte der Volleyballnarr sicherlich nicht bei sich und daher war es auch sinnfrei, wenn er seinen Besuch nun ankündigen würde. Vorerst hatte er vor, dem Training heimlich zuzuschauen.
„Oya! Oya! Wen haben wir denn hier?“, hörte er viel zu schnell eine nur allzu vertraute Stimme, sobald er das Schulgelände betreten hatte. Noch bevor Daichi sich umdrehen konnte, schlug eine Hand auf seinen Rücken, dann tauchte der schwarze Haarschopf von Kuroo Tetsurou in seinem Blickfeld auf. „Hast du etwa auch Sehnsucht nach deinen Kouhais?“
„Dadichi muss doch nach seinen Küken sehen!“, hörte er dann auch schon eine weitere Stimme, die zu Bokuto gehörte, der auf der anderen Seite auftauchte. Ok, heimlich zu schauen, würde jetzt wahrscheinlich ausfallen. Mit Kuroo alleine wäre dies noch möglich, aber mit Bokuto sicher nicht. Er konnte sich ernsthaft nicht vorstellen, dass die Eule auch nur einen Moment still sein würde.
„Einen kurzen Blick auf sie zu werfen, ist ja wohl kein Frevel!“, schob er brummig ein und sah zwischen den Beiden hin und her. Kuroo grinste nur träge. Wohl wissend, dass es nicht nur um die Mannschaft ging. Wann hatte sich der Kater eigentlich zu einem guten Freund gemausert? Daichi konnte den Zeitpunkt nicht genau bestimmen, aber mittlerweile gehörte er zu seinen Vertrauenspersonen.
„Und weswegen seid ihr hier?“
Natürlich mussten die ehemaligen Kapitäne nach dem Rechten sehen. Wie lief es? Gab es einen guten Zusammenhalt und wie machten sich die Neuen? Daichi behauptete, dies wären auch genau seine Gründe. Die Eule glaubte ihm und quasselte fröhlich weiter, während Kuroo ihn einen Moment lang stumm ansah.
„Wie lange habt ihr euch nicht gesehen?“, fragte der Kater dann mit leiser Stimme und grinste sein typisches träges Lächeln. Manchmal hasste er dieses Grinsen. Jetzt zum Beispiel! Daichi wusste genau, dass er wissen wollte wie groß die Sehnsucht nach dem Kageyama war. Er schnaubte.
„Geht dich nichts an.“ Kuroo lachte und zog damit die Aufmerksamkeit von Bokuto auf sich. Die bernsteinfarbenen Augen der Eule verengten sich.
„Worüber habt ihr gesprochen?“, verlangte er zu wissen und stemmte seine Hände in die Hüfte. Er sah absolut lächerlich aus.
„Darüber, wie niedlich unsere Kouhais sein können“, gab Kuroo unumwunden zu und fing sich dafür einen finsteren Blick von Daichi ein, worauf er allerdings nicht reagierte.
„Gegen Akaashi kommt eh keiner an!“, entschied Bokuto und ging gleich über wie toll der neue Kapitän der Fukurodani-Mannschaft doch war. Kuroo warf Daichi einen amüsierten Blick zu und dieser war wieder einmal erstaunt, wie einfach es war die Eule von dem eigentlichen Thema abzulenken.
Bis jetzt wusste Daichi nicht, ob Kageyama sich wirklich freute ihn hier zu sehen. Er war sehr reserviert gewesen, im Gegensatz zu anderen Spielern, die ihn stürmisch begrüßten. Ennoshita hatte er mehrfach versichern müssen, dass er keinen Kontrollgang machte und Hinata musste gar ein paar Tränen verdrücken. Es hatte ihn, wenn er ehrlich zu sich war, gleichermaßen verärgert wie -unsichert. Immerhin war da die Sorge, dass durch die Entfernung ihre Beziehung in die Brüche gehen könnte. Er wusste nicht, wie es bei Kageyama aussah, denn auch wenn sie sich nahe standen, waren ihre Gespräche oder Chats nicht gerade gefüllt mit Liebesschwüren, was aber einfach daran lag, dass sie beide nicht dafür gemacht waren. Dennoch war die Angst bei Daichi vorhanden, immerhin durfte er mit Volleyball konkurrieren.
So hatte er den Rest des Tages beim Training zu gesehen. Jetzt war er mit Kageyama allein in der Halle unter dem Vorwand, dass er noch etwas mit ihm alleine trainieren würde. Er wusste gar nicht, wem er da eigentlich etwas vormachte. Seine ehemalige Mannschaft wusste eh, dass sie zusammen waren und Kuroo hatte wissend gegrinst, dass Daichi heiße Ohren bekommen hatte. Zum Glück war Koushi nicht da, dann hätte er sicherlich noch ein paar Sprüche gefangen.
„Du willst ernsthaft weiter trainieren?“, fragte er, während er zusah wie Kageyama leere Flaschen aufstellte. Der Jüngere hob seinen Blick und sah ihn fragend an.
„Aber du hast doch gesagt, dass wir noch etwas üben.“ Anscheinend konnte man ihm vormachen, dass es wirklich noch ein Extra-Training gab. Kuroo hätte jetzt wahrscheinlich lachend am Boden gelegen. Gut, dass er nicht da war! Daichi rieb sich über den Nacken, während er näher an Kageyama herantrat und dabei peinlich darauf achtete keine der Flaschen umzuwerfen.
„Ja, aber das habe ich ehrlich gesagt nur als Vorwand benutzt“, erklärte Daichi, als er vor ihm stehenblieb. „Ich wollte einfach nur mit dir alleine sein, Tobio.“
Äußerst zufrieden beobachtete er, wie sich langsam Erkenntnis in seinem Gesicht breit machte und dann eine feine Röte auf den Wangen zu bilden begann, die einen stetig intensiveren Ton annahm. Seine Lippen formten ein „Oh!“, aber kein Ton verließ seine Lippen. Allein der Anblick entschädigte Daichi für die zurückhaltende Begrüßung.
„Aber... aber ich habe morgen Training...und...“ Daichi legte einen Finger auf Kageyamas Lippen und brachte ihn damit zu verstummen.
„Und es gibt eine viele Varianten, wie ich dich verwöhnen kann, ohne dass wir miteinander schlafen müssen“, schmunzelte er noch zufriedener, weil die Gesichtsfarbe von Kageyama wieder einen intensiven Rotton annahm. „Ich passe schon auf, dass du morgen fit bist. Versprochen!“