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Und den Fluch im Kielwasser...

von

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Meine Wut für dich

Autor: Tsutsumi

Teil:6/?

Warnung: Shounen Ai (bzw. Slash), sappyger Schreibstil), OOC

Disclaimer: Nicht meines, deswegen kein Geld^^"

Kommentar: Es wird immer mehr OOC...Sorry^^"
 

Meine Wut für dich
 

'Der Strudel in einem Menschen kann sein Temperament sein. Oder auch seine Sehnsucht. Sehnst du dich nach Liebe? Wirst du ihr nachjagen? Deine Augen werden ohne sie müde sein, werden brechen, werden nicht mehr sehen wollen. Sehnst du dich nach Freiheit? Für immer sollst du wissen, dass es keine Freiheit gibt. Frei ist nichts außer die Freiheit selbst... Manchmal sehnst du dich nach dem Tod...du kannst ihn spüren, seinen kalten Atem, der dir in den Nacken fährt. Doch er nimmt dich nicht zu sich... Der Tod ist ein Sadist. Er wird dastehen und lachen wenn du nach ihm schreist. Er ist taub und blind, fühlt nichts als Kälte. Ist nichts anderes als Kälte und Verlassenheit...nichts anderes als Einsamkeit und Elend.

Warum wünscht du dir Einsamkeit?'
 

Rumms! Balken schienen aufeinanderzukrachen, als Will hochschreckte. Sein Bewusstsein kroch nur langsam aus dem tiefen, ruhigen Schlaf hoch und doch schien etwas geschaltet zu haben ehe er wusste, was los war. Die Pearl schaukelte bedrohlich. Will konnte spüren, wie sich Bug und Heck abwechselnd in scheinbar schwinderregende Höhen erhoben und sich seufzend und knarrend wieder fallenließen. Irgendwo musste der kleine Esstisch umgefallen sein und dazwischen kullerten runde Gegenstände, Flaschen oder Gläser hin und her, verbreiteten ein bauchiges, dumpfes, bollerndes Geräusch. Der Wind stieß sich an den Scheiben der Kajüte, suchte sie einzudrücken und jaulte durch jede Ritze des Schiffes, nur übertönt von den tobenden, hysterischen Wellen, die ununterbrochen Gischt an die Pearl spuckten, die verzweifelt versuchten, im Sturm des Meeres die Gewalt über das schwarze Schiff zu erlangen. Schauerlich pfiff der Wind an den Fenstern und das Schaukeln warf Turner beinahe aus dem Bett. Von draußen drang das Knallen von Schuhen auf dem Deck herein, ein eiliges Hin- und Herlaufen von Matrosen.
 

Wie waren sie in einen Sturm hineingeraten? Und das so plötzlich?
 

Der junge Mann setzte sich auf, starrte im Schaukeln und Wippen nach draußen. Schwarz wie Tinte sah das wilde Wasser aus. So schwarz, dass er dachte, sich daran schmutzig machen zu können. Jack war fort.
 

Wills Hand war wieder kalt geworden. Und kalt war auch die andere Hälfte des Bettes. Zerwühlt zeigte das Bettzeug, dass sein Besitzer es eilig verlassen haben musste. Nur wann? Hatte Will so tief geschlafen? Der Schmied fuhr sich durch die wirren, braunen Haare, versuchte sich an seine Träume zu erinnern. An diese zarten, sanften Träume, die vermischt mit der Realität eine eigene Wirklichkeit erschaffen hatten, in der sich Turner wie ein kleines Kind eingekuschelt und zum Einschlafen gebracht hatte. Die Piratenhand hatte ihn gehalten und in das wohlige Dunkel von Hypnos geführt. Wie konnte er denn da nicht bemerkt haben, dass Jack hinausgestürzt war?

Draußen kreischte der Sturm gegen das Schiff. Das Trappeln von Füßen auf dem Deck nahm zu und dann vernahm der junge Mann die tiefe, brummige Stimme von Mr. Gibbs, der sich anhörte, als ob er zuviel Rum gesoffen hatte. Hörte die Angst heraus.

Nun kippte das Schiff nicht nur abwechselnd von vorne nach hinten, sondern auch von rechts nach links und andersherum. Das Meer versuchte, es sich gewaltsam einzuverleiben.

"Kentern...kentern...!" war zu hören, wieder Mr. Gibbs, der sich scheinbar einer Panikattacke näherte. Immer bedrohlicher schaukelte die Pearl, immer unwohler fühlte sich Will.
 

<<Ohne Leidenschaft kann ein Mensch nicht leben, nicht wahr?

Und kann er nicht auch nicht ohne die unendliche Sanftheit leben...?>>
 

Er warf sich sein Hemd über, versuchte aufzustehen. Doch das Schaukeln warf ihn zurück ins Bett, von draußen wurde der Lärm unerträglich. Scheppernd löste sich an der Decke der Kajüte ein Kronleuchter, zerbarst klirrend und wimmernd am Boden, in scheinbar tausend Scherblein. Will stemmte sich vom Bett hoch, trat in Scherben. Er hatte keine Ahnung, wo seine Schuhe waren, und ebensowenig konnte er im mondlosen Schwarz sehen wohin er trat. Das nächste Schaukeln warf ihn wieder um und sein Gesicht berührte schrammend den Boden, die Scherben. Es kratzte und dann warf ihn das wütende Schiff wieder nach vorn. Der Sturm musste gigantisch sein.
 

Ob er jetzt sterben würde?

Ob das Meer nach ihm gesucht hatte, um ihn nun in der Obhut des Piraten zu finden und zu vernichten? Das Meer, sein Freund und Feind zugleich.

Will zog die Augenbrauen tiefer, taumelte zur Tür, immer wieder hin- und hergeschubst vom unerträglichen Schaukeln.
 

Nein...es sollte Jack nicht umbringen!
 

Die Tür flog ihm an den Kopf, als er sie öffnen wollte, der Wind drückte sie ihm geradezu gegen die Stirn, so dass er einen schmerzerfüllten Stöhner ausstieß und sich geistesgegenwärtig am Türrahmen festhalten musste. Sofort spritzte ihm nachtkalte Gischt entgegen. Wie wild tobte das Meer, einem Monster gleich. Meterhoch klatschten Wellen gegen die Black Pearl, schwappten über die Reling und brachten Matrosen zu Fall, die versuchten, von einem Ort zum nächsten zu kommen. Dazwischen läutete die Schiffsglocke von irgendwoher, ein metallischer Hilferuf in der Nacht aus Wasser und Wind. "Captain!" brüllte Annamaria von irgendwoher. "Dreht steuerbord! Captain!!"

Es war eine wahre Katastrophe. Die Besatzung hing teils verkrampft in der Takelage, hielt teils eisern die Taue fest und versuchte, sie zu fixieren, während wieder andere nur vom Wind und Wasser wie Spielbälle hin- und hergeschubst wurden, gegen Luken und Türen knallten und sich wehleidig die Rücken rieben. Will spürte die Angst, die sich aus den Wassertröpfchen in der Luft herauskristallisierte und sich in jede seiner Poren setzte und dort hart pochte. Sie wurde mächtig, geradezu lähmend.
 

Will stieß sich vom Türrahmen ab. Seine nackten Füße schmerzten an den Sohlen und er rutschte immer wieder weg. Aber bevor die Angst ihn besiegte, musste er etwas tun. Es war egal, ob die Wolken den Mond freigeben würden und es war egal, dass seine Wange von den Scherben blutete. Was jetzt zählte, war das Leben. Nicht seines, aber das der anderen. Und Jacks. Und natürlich das des Schiffes... Was wäre Jack Sparrow ohne sein Schiff...?

"Wieso dreht er nicht bei...??" kreischte ein Seeman, der sich verzweifelt festhielt. "Ich weiß auch nicht! Wir werden noch kentern... Zum Kuckuck, wir wer'n alle ersaufen!"
 

Der Schmied stolperte halb über Annamaria, als er versuchte, zum Steuer zu gelangen. Sie sah ihn verschreckt an, wie jemanden, den man vergessen hatte. Wie jemanden, der sowieso nur störte. "Was tust du hier zum Henker?!" fauchte sie. Ihre schwarzen langen Haare hing wirr in Strähnen in ihrem Gesicht. Sie hatte plötzlich sowenig von der Annamaria, die ihn vorgestern noch angegiftet hatte, wirkte plötzlich ganz verängstigt und verwirrt. "Euch helfen, was denn sonst!" fauchte Will zurück, mehr aus Überraschung denn aus Wut. "Verzieh dich!" schrie die Frau gegen den Wind und das ohrebetöubende Rauschen der Wellen. "Du kannst nicht helfen, Landratte!"

"Steuerbord, steuerbord!" kreischte es wieder von irgendwoher. Etwas krachte beängstigend laut und dann war die Frau auch schon entschwunden, wahrscheinlich wieder woanders etwas festtauen oder aufpassen,dass niemand über Bord ging.
 

Es wurde nicht nach Steuerbord gedreht.
 

Die Wolken rasten am Himmel entlang. Das sah Will nur kurz, als er sich weiter zum Steuer vorkämpfte, keuchend hin- und hertaumelte. Das Schiff schaukelte so stark wie nie. Regen hatte es bis jetzt nicht gegeben. Und immer wieder klatschte kaltes, salziges Wasser über die Reling. Will stolperte die Treppen hoch, stand kurz vor dem Steuerrad. Jack, ohne Hut, total durchnässt, sah ihn nicht. Versuchte, das Steuer herumzureißen, doch scheinbar gelang ihm dies nicht. Das Meer kämpfte mit ihm.

Irgendwo kreischte Mr. Cotton's Papagei "Mann über Bord!" und Will hoffte, dass der Spruch nicht ernst gemeint war, als er zum Steuerrad stolperte und einfach anpackte.
 

Mitten in der Nacht würde er gegen die See kämpfen. Mitten im Sturm seinen Mut beweisen.
 

"Steuerbord!" rief Turner und Jack Sparrow drehte nun endlich den Kopf zu ihm herum. Einen Moment lang sah Will einen Schreck in den schwarzen Augen stehen, dann kniffen sie sich zusammen. "Ich sehe, du bist für Späße zu haben, William!" kalauerte der Pirat. "Was denkst du wohl, was dein Captain gerade versucht?!" Wassertropfen rannen über sein Gesicht, benetzten seine Augen wohl brennend salzig, dass er immer wieder blinzeln musste. Will schüttelte den Kopf, stemmte die Füße gegen den Boden und versuchte, das Ruder nach rechts zu bewegen. Es hing wie festgewachsen, ließ sich kaum bewegen, und erst als Jack von der anderen Seite ebenfalls mitschob, begann das Steuerradm sich tatsächlich zu drehen. Nur ganz langsam, doch es ging. Will zog mit aller Kraft weiter, spürte wie sich die Black Pearl langsam drehte und dankbar knarrend aufseufzte. Seine Fußsohlen taten weh. Das salzige Wasser brannte auf seinem Sonnenbrand wie Feuer. "Es reicht noch nicht!" hörte er Jack sagen, zog weiter.
 

Nichts und niemandem würde etwas passieren. Immerhin war er ja dafür da... Wofür denn auch sonst?
 

"So's gut!" Das Ruder knarrte. "Jetzt festhalten!" Jack keuchte grinsend, warf den Kopf beinahe lachend zurück. Er war total nass und wahrscheinlich auch kalt, mittem im Sturm, doch er schien zu lachen. Will sah ihn verständnislos an, während er nach Luft schnappte, seine Muskeln zittern spürte. Die Kraft übertrug sich von ihm direkt auf das Holz der Pearl, das konnte er genau spüren. Doch für wie lange würde er das so halten können?

"Das ist also deine so vielgerühmte Freiheit!" brüllte Turner gegen den kreischenden Wind.

"Der ewige Kampf mit dem Meer und die Angst vor'm Ersaufen!" Das Grinsen blieb. Jack Sparrow lehnte sich ein wenig mehr gegen das Steuer, seine Falten auf der Stirn schwanden ein bisschen. Und er grinste einfach in seiner typischen Art, obwohl er frieren musste und wahrscheinlich erschöpf wart. "Aye!" rief er dumpf. "Aber hat nicht jede Freiheit ihren Preis? Und ist nicht die Justiz des Ozeans eine Wohltat gegen die Willkür eines Menschengerichts?!"

Will schüttelte den Kopf, hatte die Augenbrauen unverstehend tiefer gezogen. "Es wird dich irgendwann umbringen!" entgegnete er. "Merkst du das denn nicht?"

Jacks Grinsen wurde nur noch breiter, so breit, dass seine glänzenden Zähne wieder zum Vorschein kamen. Ja, da war er wieder, der Sparrow, den er kannte und den er im Stillen beneidete. "Doch. Aber bis jetzt konnte ich es immer überzeugen, noch zu warten!"
 

Und dann geschah etwas Seltsames. Das Grinsen des Piraten veränderte sich. Aus einem Schurkengrinsen formte sich etwas Glückliches, etwas Verschmitztes und zugleich Verspieltes. Jack wirkte plötzlich wie ein Kind, das sich einfach nur freute, das frei war und das wusste, was es da Wertvolles in seinen Händen hatte. Es war ein kleiner Funke an Freude und an dieser unendlichen Sanftheit wie Will sie schon gespürt hatte, der übersprang auf ihn und ihn den Mann anlächeln ließ. Es war wie Elektrizität, die seinen ganzen Körper wohlig durchströmte und aufwärmte. Sie hingen an dem Steuerrad und grinsten sich wortlos an.
 

Ja. Natürlich. Jack Sparrow war ein Überzeugungskünstler.
 

Turner tauchte ein in die lachenden, schwarzen Augen, in das ganze verschmitzte Gesicht, konnte beinahe den Takt seines rasenden Herzens spüren. Vergessen war die Angst vor dem Tod im Meer, vergessen die Sorge, so zu enden wie sein Vater. Und vergessen war die Sorge um Jack. Denn dem würde es doch immer gelingen, aus jeder Situation einen Vorteil zu ziehen...und dabei wunderschön auszusehen...

Plötzlich krächzte der Papagei wieder von irgendwoher, zerstörte wie ein Omen alles, als wär der Moment zerbrochen; "La Luna, la luna!"
 

Will gefror das Blut in den Adern. Er riss den Kopf nach oben, gen Himmel, gen Wolken. Sie jagten dahin wie fliehende Pferde im Nebel und zwischen ihnen brach die dunkle, graue Decke mit einem Mal auf. In seinem ganzen, silberkalten Glänzen sandte der Mond seine Strahlen durch das dünne Wolkenfell, blendete fast in den braunen Augen des jungen Mannes und jagte ihm das Gefühl des totalen Sterbens durch die Venen. Er hatte das Gefühl, sein klarer Atem werde mit einem Mal gegen die zähe Masse von Molekülen ausgetauscht, die ihn verfluchte, immer und immer wieder. Und Jack direkt neben...nein, vor ihm!

Erschrocken ließ Will das Steuerrad los, spürte, wie ihn der nächste Schwung des Schaukelns mitriss, gegen die Reling schleuderte und die Treppen herunterwarf. Die Stufen stachen hart in seinem Rücken. Gleichzeitig fühlte er, wie das Schiff sich blitzschnell backbord zu drehen schien. Natürlich. Er hatte das Steuer losgelassen und Jack konnte es allein nicht halten. Will ächzte, sein Rücken fühlte sich verdreht an und als er hochsah, starrte ihn hell und klar der Mond an, ließ seine Haut gefrieren und zugleich brennen und versuchte, ihm den Atem zu nehmen. "Mr. Turner! Was ist passiert, Mr. Turner?" Und dann geschah es.
 

Vor ihm stand Mr. Gibbs, ein Tau in der Hand und hinter ihm rannten Männer aufgeregt hin und her, in ihrem typischen tölpelhaften Gang, zu dem der Sturm sie zwang. Das Meer rauschte ohrenbetäubend, warf das Schiff wie einen Spielball hin und her. Will starrte den älteren Mann entgeistert an und erst jetzt wurde ihm klar, dass er nicht gut genug aufgepasst hatte. Es raubte ihm die Luft, schien seinen Hals kalt zuzuschnüren. Der fremde Mann begann vor Turners Augen zu verfaulen, zu verfallen. Wie in einem teufllischen Tanz aus Zeit drückte sich der runde Bauch ein, gab die Sicht auf die Rippen frei, das Brustbein nagte sich wie selbst das lebende, rote Fleisch ab. Haare des Mannes fielen zu Boden, wurden unsichtbar, verzischten wie glühende Funken eines Feuers und das einzige was blieb, waren die wasserblauen Augen, die wie verloren in den Augenhöhlen eines kahlen Schädels schwammen. Letzte Fleischfetzen blieben, hingen am Unterkiefer fest, Muskelfetzen spannten sich an Armen entlang, an den Beinen und hätte man daran gezogen, sie wären sofort zu Staub zerfallen. Will atmete flach und panisch, konnte nur anstarren, was vor ihm stand, seine Augen streiften viele der anderen Piraten und sahen, wie diese Männer auf den durchnässten Planken der Pearl Fleischfetzen, ja, sogar kleine Knöchelchen verloren und klappernd weiterrannten. Löcher brannten sich scheinbar in die Piratenkleidung, wurde zu dem, was die ganzen Menschen schon längst waren: Fetzen und Lumpen.
 

Es war wie in Port Royal... Es war wie bei Elizabeth... Sie starben vor seinen Augen, ohne es zu wissen, sie wurden zu seinen Alpträumen, zogen den Fluch im Kielwasser des Schiffes hinterher und dabei war nur er es, der wirklich verfaulte und starb...Nur niemand konnte es sehen...
 

"Stehen Sie auf!" rief Mr. Gibbs, klapperte schaurig mit seinem Unterkiefer auf dem Oberkiefer und rannte weiter. Seine Gelenke knarrten und knackten, Geräusche, die Will in den Wahnsinn zu treiben versuchten. Wie konnte er nur gedacht haben, dass es hier auf dem Schiff nicht auch passieren würde?! Wie hatte er nur hoffen können, dass es diesmal anders sei?! Verzweifelt lehnte sich der junge Schmied vor, spürte die Übelkeit hochkommen und Bilder von der halbtoten Mannschaft, die sich wie automatisch in seinen Kopf brannten und unlöschbar schienen. Die Black Pearl kämpfte immer noch, schlingerte leicht nach Backbord und die Rufe der Piraten wurden immer verzweifelter. Hatten nichts mehr mit Kampfgeschrei tapferer Trunkenbolde zu tun. Es waren Verzweiflungsschreie wie von Kindern.
 

Was hatte es denn schon zu bedeuten...? Sie würden im Wasser landen, vielleicht sogar den Sturm überleben. Aber sie würden nicht mehr hier sein, wenn die Pearl kentern würde. Sie wären dann alle fort mit ihrem grausigem Knochengerippe und ihren großen, hässlichen Augen, die ihn anglotzten und ihn verfluchten...ihn anklagten... Turner spürte Hass in sich aufsteigen. Wie hatten die es nur wagen können! Wie hatten dir ihn nur so verfluchen können...

Sein Rücken tat noch immer weh und es puckerte ihm in der Stirn, dort, wo er die Tür abbekommen hatten. Seine nackten Füße froren. Er wollte nicht mehr...
 

Vielleicht sollte er sich hinlegen und ganz ruhig werden. Wie ein sterbender Hund vielleicht. Im Grunde genommen war er das ja auch. Ein sterbender, verdammter Hund... Will seufzte, ein Seufzen, das ein Kind ausstieß, bevor es zu weinen begann. Der Mond lachte von oben herunter.
 

<<Alles aufgeben...? Jeden ersaufen lassen, wenn du etwas tun könntest... Willst du das wirklich?>>
 

Im nächsten Moment schreckte der junge Mann wieder hoch. "Will!" kreischte es dumpf hinter ihm. "Wenn du nicht sofort deinen Allerwertesten hier heraufschwingst, schlitz ich dir deinen hübschen Bauch eigenhändig auf und esse dein Herz!" Es klang heiser, klang halb verschluckt vom Sturm. Doch Turner hörte es. Und sein Herz begann wieder zu rasen wie verrückt.
 

Jack würde auch umkommen...
 

Will krallte sich an die Reling, zog sich hoch. Während das Schiff hin- und herschaukelte, biss er sich in der Takelage fest, um nicht zu fallen, riss einen Fetzen aus seinem Hemd heraus. Verdammt. War es eine Wirkung des Fluches, ständig in Selbstmitleid zu verfallen? War es etwas, das ihn schon immer begleitet hatte? Wenn Jack nicht wäre, hätte er sich hinlegen können. Wenn dieser Mann nicht wäre, hätte alles keinen Sinn mehr...
 

Aber er war da!
 

Der Schmied schloss die verfluchten Augen, legte den Hemdfetzen davor und band ihn am Hinterkopf zum Knoten fest. Sollte es doch egal sein, ob Elizabeth oder Gibbs oder sonstwer für ihn zum Toten wurde. Sparrow sollte es nicht!

Blind tastete sich Will nach vorne, stolperte über die erste Stufe hinauf zum Steuer. Das Wind warf ihn auf die Treppe und er stieß sich die Nase. Irgendwer schrie wieder "Steuerbord!" Er würde ihn eigenhändig erwürgen! Ächzend rappelte Turner sich auf, kletterte wie ein Hund den Rest der Stufen (er zählte ingesamt nur fünf). Das Meer rauschte betäubend in seinen Ohren. Schnell tastete er die Umgebung ab, bekam das Steuerrad zu spüren und begann wie vorhin mit aller Kraft zu ziehen. Jack war da. Er brummte leise, stemmte sich wahrscheinlich von der anderen Seite gegen das Rad. Endlich bewegte sich die Pearl wie gewünscht.
 

Am Himmel mussten die Wolken dahinfliegen wie gejagte Schafe. Es wurde abwechselnd dunkel und wieder heller um den jungen Mann herum, das einzige, was er spürte. Denn wannimmer der Mond schien, sandte er ihm heißkalte Schauer über die gereizte Haut. "Der Sturm wird schwächer." hörte er Jack sagen. Diesmal schwang kein Amusement in der dunklen Stimme mit. Will nickte. Seufzte wieder und versuchte, die innere Verzweiflung einfach hinunterzuschlucken. Bis in seine Füße, nein, bis in seine Zehen. Mit festen Armen hielten er und der Kapitän an dem Holz fest. Vielleicht würde das noch eine Stunde so sein, vielleicht auch zwei. Müdigkeit kroch langsam zurück in seine Glieder. Er hätte auf der Stelle so einschlafen können. Es war noch immer der Hitzschlag, der in seinen Knochen saß und ihm die Kraft raubte.

"Wahrscheinlich klingt es...wie sagt man in den hohen Kreisen so schön...?" Jack hörte sich kein bisschen erschöpft an. Nur heiser. "...sagen wir, es ist unangemessen das zu sagen... Aber dein alter Herr wäre stolz auf dich!" Will lächelte bissig. "Stolz worauf? Dass sein Sohn wie ein blinder Bettler herumlungert und nur sich selbst bejammert?!" Er zog den Arm etwas mehr an. Die Wellen hinterließen Geräusche des Knallens am Bug. Man konnte es bis hierher hören. "Aber vielleicht ist das auch besser als für achthundert verfluchte Stücke Gold in der Karibik versenkt zu werden." Er wusste nicht, woher diese plötzlich Wut kam. "Wer weiß, Erbärmlichkeit bleibt höchstwahrscheinlich in der Familie!"

Das Holz der Black Pearl knarrte. Knarrte wie alte Knochen knackten. Und doch war es zu spüren, wie der Wind allmählich nachzulassen schien. Will hatte sich blind gemacht und so war er viel empfänglicher für die anderen Sinne. Er hörte das Knarren, das Rauschen, das Pfeifen, konnte den wilden Wind auf seiner Haut spüren und ebenso das salzige Wasser, das ihn beregnete. Er fühlte seine völlig durchnässten Kleider, die ihn beinahe zittern ließen, fühlte seine klammen Hände und er schmeckte Salz. Nichts weiter als Salz. "Na schön." brummte Jack Sparrow. Seine Stiefel polterten leise auf dem Holz, als er wahrscheinlich näher kam. Will spürte wie mehr Kraft von ihm verlangt wurde, das Steuer zu halten. Jack musste das Rad mit einer Hand losgelassen haben. Und plötzlich war er da, war ganz nahe. Direkt neben dem Ohr des jungen Mannes. "Dann lass dir wenigstens gesagt sein, dass ich ebenso erbärmlicher Pirat stolz auf dich erbärmlichen Schmied bin, weil du unsere beiden erbärmlichen Leben vor'm erbärmlichen Tod in den Tiefen des Ozeans gerettet hast. Oder sagen wir, dass du zumindest dazu beigetragen hast." Es war wie ein Flüstern gewesen. Selbst wenn der Sturm um die Männer herum tobte, es war wie ein sanftes Flüstern gewesen.

Will hätte beinahe seine Aufgabe vergessen, hätte beinahe alles losgelassen. Sein Herz klopfte hart und zeigte ihm, wieviel Leben in seinem Körper wohnte und plötzlich war da das Gefühl, dass seine Wangen kochten. Eine sanfte Hand strich über Wills Stirn. Nicht flüchtig und verstohlen wie sonst. Sondern langsam und schön. Sie war warm. Und gab ihm neue Kraft... Er hielt durch, bis sie den Sturm hinter sich ließen...
 

Doch selbst später, als er längst wieder im Bett lag, die nassen Kleider abgelegt hatte, hielt er in seinen Träumen scheinbar das Steuer fest. Als sei es das Rad, womit er sein Leben lenken konnte. Im Schlaf schier spürte er, wie ihm das zerschlissene, feuchte Tuch von den Augen gezogen wurde und Morgendämmerung drängte sich in seine wirren Träume, in denen er mit Elizabeth stritt, in denen sie ihn anbrüllte und mit seinen Säbeln bewarf. Unruhig drehte er sich hin und her, wachte dadurch ab und an auf und spürte die Wärme des Bettes, die auf ihn wirkte. Jedesmal entkrampfte er seine Finger erneut, legte sich lang. Nur um eine halbe Stunde später wieder verkrampft und wie eine Garnele gekrümmt aufzuwachen.

Irgendwann war er das Spielchen leid. Draußen hatte es längst gedämmert. Der Sturm und der Mond waren abgezogen, überließen das Schiff und die Mannschaft einer ruhigen, federleichten See und einer süßen, warmen Brise. Will strich sich die wirren Haare zurück, spürte pure Erschöpfung in seinen Gliedern summen. Er wollte schlafen. Einfach nur schlafen...
 

Zu sehr hatte ihn die Nacht geschafft. Und die Gewissheit, dass wieder einige Menschen mehr furchterregend und klappernd neben ihm weilten, biss sich in ihm fest, quälte ihn. Dabei hatte er sich vorgenommen, mehr aufzupassen. Sich mehr vorzusehen.
 

Er gähnte verhalten, drehte sich auf die andere Seite, zur Bettmitte hin.

Da glänzten ihn schon zwei schwarze, große Augen an. Und draußen waren Möwen zu hören.

"Isla de muerta." Jack schnalzte mit der Zunge um seine Bemerkung zu untermalen. "Wir gehen bald vor Anker." Die Augen bohrten sich, interessiert, wie verklärt, scheinbar in ihren Gegenüber. Will spürte wie sie ihn abtasteten. Er lag da, neben seinem Kapitän und sah ihn lange an. Betrachtete die langen schwarzen Haare, die kunstvoll verflochten, verfilzt und geschmückt worden waren, den ebensoschwarzen Bart, die hohen Wangenknochen, die schon fast weiblich wirkten...starrte in die großen blanken Augen, welche sich ihm förmlich darboten. Jack hatte spröde Lippen. Einen Moment lang verspürte Will den Drang, diese Lippen zu berühren und zu prüfen, ob sie sich nicht vielleicht doch weich anfühlen würden. Ob sie nicht vielleicht zärtlich sein konnten... Verklärt blinzelte Turner, fühlte die Röte in seine Wangen zurückkehren.

Und plötzlich musste er lächeln.
 

Lächelte mit allem, was er hatte, mit allem, was ihn ließ. Er hatte das Gefühl, diesen Mann anzustrahlen wie ein dunkler, kleiner Stern.

Jack legte langsam den Kopf schief. "Will?" Und als er das leis' grunzte, streifte Turner die dünne, weiße Decke ein Stück von den Schultern auf den Bauch herunter. Gab die Sicht frei auf sein ganzes, noch leicht rotes Gesicht, auf seinen schmutzig gewordenen Hals und seine Oberame. "Ich bin nur froh..." sagte er und sein Lächeln erstarb nachdenklich. "...bin nur froh, dass ich nicht neben einem Untoten aufgewacht bin."

Die dunklen Augen weiteten sich ein winziges Stück, man konnte es beinahe nicht sehen. Dann ging es durch den ganzen Körper des Captains, ein kurzes Zittern, als ob er fror und ein kleines Lächeln tauchte an der Oberfläche auf. Die trockenen Lippen verzogen sich, wurden breit und wirkten so gespannt, dass Will Angst hatte, sie könnten aufreißen.

"Ich bau dir 'ne Kanone." sagte Jack schließlich. "So groß, dass wir den Brocken da oben in Stücke schießen können!"

Will lachte leise, zog die Decke wieder höher. Im Schiffsholz hockten Kälte und Feuchtigkeit von der Nacht. Sparrow hob den Kopf, stützte ihn auf seine Hand. "Soso. William Turner kann ja sogar richtig lachen!" Sein typisches Piratengrinsen war wieder da, spannte die Lippen noch mehr an. Wills Blick fiel auf Jacks Seite der Bettdecke, sah, wie sie unter die Männerbrust gerutscht war und verstohlen betrachtete er den fremden, braungebrannten Körper. Es war so komisch... So seltsam. Diese ganze Situation.

"Das solltest du öfter tun!" Sparrows Worte rissen die braunen, gehetzten Augen zurück.

"Was?" unkte Will ertappt. "Lachen?" Draußen kreischte eine zweite Möwe. "Aye." brummte Jack, ließ den Kopf wieder sanft auf das Kopfkissen gleiten. "Das passt um Längen besser als wenn du sagst, du wollest sterben."
 

Der Schmied spürte, wie es heißkalt seinen Rücken herunterlief. Wie beim Anblick des Mondes in der Nacht, doch er wusste genau, dass es hier und jetzt keinen Mond gab. Jack Sparrow schien es nur zu lieben, in seinen Wunden herumzustochern. Und es tat verdammt weh. Er hasste den Piraten dafür. Sein Herz fühlte sich an, als ob es für eine Sekunde lang stehengeblieben sei und nun erst langsam wieder versuchte, sich an den aufgeregten, schnellen Rhythmus zu gewöhnen. Will presste die Lippen hart aufeinander, wollte dazu ansetzen, seinen Gegenüber verbal anzugreifen, doch Jack Sparrow schien so etwas geahnt zu haben. Blitzschnell setzte er sich im Bett auf und hob die Hände, abwehrend. "Nicht wieder falsch verstehen!" sagte er schnell, wackelte Sparrow-like mit dem Kopf. "Was soll man daran falsch verstehen?!" fauchte Turner, stützte sich schnell auf seinen Ellenbogen ab, um wenigstens zum Teil größer zu wirken. Der Kapitän sah übermächtig aus, starrte ihn von oben herab an. "Du hast nicht die geringste Ahnung, wie sich das anfühlt!" Wills Kopfschmerzen kamen zurück. "Du, du Furchtloser, mit deinen Plänen und Intrigen, der du nur mit dem Fluch gespielt hast damals!" Zorn stand dem jungen Mann ins Gesicht geschrieben. Wütend waren die Brauen tief zu den Augen gezogen. "Du denkst, das Leben ist ein Spaß, du raubst und plünderst und mordest..! Verdammt nochmal, du bist Pirat!" Turner spuckte die Worte geradezu aus seinem Mund, als seien sie pures Gift. Als würden sie ihn sonst zerstören und ihn mit in die Hölle reißen. Für immer. Wie ein schwarzes Loch klaffte Verzweiflung und Wut in seinem Bauch und er hatte das Gefühl, dass Jack mit seiner Hand hineingefasst und das faule, verfluchte Fleisch darin angefasst hatte.
 

Jack schaute ihn lange an, mit ernstem, beinahe angstmachendem Gesicht. Die Sonne sandte ein paar ihrer warmen Strahlen zur Kajüte hinein, warf das Chaos darin in Licht und Schatten. Zauberte kleine Schatten und ein hübsches Glänzen in die Haare des Mannes. Will Turner spürte, dass er Jack verletzt hatte. Vielleicht nur geringfügig und so, dass es sonst niemand merken würde, aber es war geschehen.

"Jaa...Piraat!" Zynisch zog Sparrow das Wort ganz lang und lächelte bitter. Das Lächeln tat Will weh. "Das ist dein Aufhänger, Will, immer und immer wieder! Fällt dir nicht langsam etwas Neues ein?!" Das bittere Lächeln blieb. "Aber du weißt doch genau, dass ich genausowenig Schuld an deinem Fluch habe wie du selbst. Nicht wahr? Du bist wütend auf mich, weil ich gerade da bin, weil da Gefühle sind, die du vielleicht nicht einordnen kannst, weil du wütend auf dich selbst bist- so sehr, dass du dich umbringen willst, dass du sterben willst. Erst dann wäre der Wut Genüge getan. Hab ich nicht recht, Will?!"
 

Die braunen, dunklen Augen starrten Jack entgeistert an. Der Schmied hatte das Gefühl, dass dieser fremde Mann mit Worten sein Herz aufschloss, ein Puzzle zusammensetzte, dass er selbst überall verstreut hatte. Einfach so schaute Jack Sparrow in ihn hinein, zog ans Tageslicht, was sich in ewigem Dunkel verstecken wollte und sein Lächeln verschwand mehr und mehr. Dies war kein Spiel. Dies war auch nicht der Jack Sparrow, der beim Reden herumgestikulierte und komische Gesichter zog. Dies, jetzt, hier war Jack, der ruhig dasaß, ernst und real und ihn mit den dunklen, undurchdringlichen Augen anschaute wie ein Kind, dem er erklärte, wie die Welt funkionierte. Und es tat so weh... Es tat so weh, ihm zuzuhören und wissen, dass er recht hatte. Dass er verdammt nochmal richtig lag.

"Es reicht!" zischte Will, eher aus Verzweiflung. Seine rechte Hand krallte sich unwillkürlich in die Bettdecke. Verkrampfte sich, schmerzte, ließ kein Blut mehr in sich hinein.

"Aber ist das klug? Tot zu sein, nur weil irgendwann ein alter Hexer einen Fluch ausgesprochen hat? Ist das klug, deswegen auf dich selbst wütend zu sein? Wo du doch so ein Loch hinterlassen würdest, wenn du nicht mehr da wärst!"

"Ich sagte, es reicht!" rief Will bissig. Selbst wenn er Jack so nicht kannte, er wollte ihn nicht länger so haben. Nie wieder! Wie ein schwarzer Engel saß der da, im Schneidersitz, und zerstach ihn nur noch mehr. "Es reicht?" wiederholte der Kapitän. "Ja, verdammt, es reicht! Noch ein Wort und ich schlitz dich auf!" "Lass es sein, das würdest du sowieso nicht schaffen! Außerdem herrscht hier drinnen ein Mangel an Schwertern." Jack war ruhig. Ja, fast schon wieder amüsiert wirkte er auf Will. Nur dass er nicht grinste. Ganz im Gegenteil. "Und außerdem..." Ruhig legte der Pirat wieder den Kopf schief. "...wozu hast du mir dann das Leben gerettet? Damals, als mich dein Commodore aufhängen wollte wie Dörrfleisch, und heute Nacht. Wäre das nicht ein wenig dumm, wenn du mich jetzt aufschlitzen würdest?"
 

Will konnte nicht länger an sich halten. Diese kochende Wut in ihm, die sich gegen alles und jeden zu richten schien- sie breitete sich über seine Hautporen aus. Sie spieh Jack an, spieh ihn selbst an. Wie von Sinnen tat er einen Satz aus dem Bett, gleich hinein in den nächsten Scherbenhaufen vom Kronleuchter. Irgendwo lag der Essenstisch herum. Turner ging auf das Möbelstück zu, riss den massiven Holzfuß aus der Tischplatte. Die Augen zu Schlitzen verengt, begann er wahllos auf die Einrichtung derKajüte einzuhämmern.
 

Dieser Bastard! Wie konnte der es wagen? Wie konnte der es nur wagen, ihm so wehzutun?! Wo er ihm doch hilflos ausgeliefert war, wo er doch bei ihm unterschlüpfen wollte. Wie konnte dieser Bastard es nur wagen, ihn so zu verletzen?! Am liebsten hätte der Schmied ihn in der Luft zerrissen, ihn doch aufgeschlitzt, die Augen ausgekratzt und ihn angeschrien. Will konnte sich nicht erinnern, schon einmal so wütend gewesen zu sein. Weder auf Barbossa damals noch auf den Commodore noch auf sonstwen. Alles, alles rückte plötzlich in den Schatten. Da waren nur noch er und Jack Sparrow. Er und...
 

Klirrend splitterten Scheiben von Schränken auseinander, Holz dröhnte dumpf auf dem Boden. Der Schreibtisch war massiv und so stabil, dass er den Angriffen widerstand. Doch Will riss die Kerzenhalter zu Boden, die Stühle, das Geschirr, wirkte wie ein geistig Verwirrter mit den zerzausten, langen, braunen Haaren, mit den weit aufgerissenen Augen und der Verzweiflung darin, die ihm immer wieder Mordgedanken in den Kopf brüllte. Doch noch nie, noch nie hatte er sich so gehenlassen. Noch nie hatte er die Wut in sich selbst so erlaubt, hatte sie noch nie Gestalt und Geräusch annehmen lassen, dass sie beinahe wie ein Wesen erschien. Als er sich umwandte, saß Jack noch immer auf dem Bett, mit nacktem Oberkörper, mit ruhigem Blick und den bohrenden schwarzen Augen...den wunderschönen...verdammt wunderschönen Augen...
 

Wie in Trance war er, als Will ans Bett trat. Mit wirrem Blick den Holzbalken hob. Ob er damit aufschlitzen konnte? Ob er damit sehr wehtun könnte? Die Sonne war noch immer, die gute Gegenspielerin zum Mond, wärmte Wills kalte, harte Haut, machte sie wieder empfänglich...für Leben. Eiskalt schien der Tod zwischen den Männern zu stehen, schien zu schreien.

'Tu es! Tu es!'

Und als Will das hörte, erschrak er. Erschrak beinahe zu Tode...
 

Polternd fiel der Balken zu Boden. Unvorsichtig. Er hätte ihm auf die Füße knallen können. Doch das war egal. Er hätte ihn doch fast mit dem Ding erschlagen. Jack. Jack, um den er sich doch heute Nacht noch gesorgt hatte. Jack, wegen dem er sich wieder aufgerappelt hatte. Nur wegen ihm... Jack, der ihn durchdringend anschaute. Jack...der einzige, der zu sehen schien, wie er fühlte. Einfach so. Einfach so...

Das Poltern hallte in seinen Ohren nach. Ein grausames Geräusch, wenn Holz von Holz eingedellt wird.
 

Wie eine Wand stand die Stille für Sekunden im Raum, umgab die beiden. Sonnenstäubchen wirbelten durch die Luft, wurden im Hellen sichtbar und im Schatten zu Nichts. Aufgewirbelt durch Turners Wutanfall.

Und Jack, der sich langsam vorbeugte. Dessen Hand vorsichtig nach der von Will fasste, die an der Seite wie tot herunterbaumelte. Der den aufgewühlten Mann anschaute.
 

"Du hast den Fluch nicht verdient. Begreifst du das jetzt?"
 

Und es war Jack, der ihn einfach so auf das Bett zog, bis in die Mitte der weichen, strohigen Matratze. Der einfach die Arme um ihn schloss und ihn damit vor der Welt und in sich verbarg, wie einen Schatz, wie einen schwarzen, glänzenden Edelstein. Es war Jack, dessen warme Haut Will nun an sich spüren konnte. An den er sich mit einem Mal klammerte. Leise hörte er den Atem des Piraten, konnte seinen Duft von ganz nahe wahrnehmen. Nur das und das unendliche Schlucken zwang die Tränen abermals zurück. Er würde nicht weinen. Nicht vor diesem Mann... Nicht vor dem Mann, der selbst gespürt zu haben schien, dass er von ihm umarmt werden wollte...
 

To be continued...



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2004-01-29T08:05:42+00:00 29.01.2004 09:05
uaaah! nu schreib dooooch! *heul* *esbraucht*

saki
Von:  Hitsugaya_Kuro
2004-01-21T16:31:17+00:00 21.01.2004 17:31
hey die geschichte is genial. bitte sei so nett und schreib weiter. ihc wäre dir überaus dankbar *snulz*

bye Arinja
Von: abgemeldet
2004-01-11T16:00:14+00:00 11.01.2004 17:00
WWEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIITEEEEEEEEEER!!!!!!
*anfleh*

Das ist so genial!!!!!!!


kathrinchen
Von:  Ketty
2004-01-10T14:20:55+00:00 10.01.2004 15:20
Yay.... die story ist einfach super toll...
ich muss dich sehr für deinen schreibstil loben, weil der einfach geil ist... du beschreibst alles gut, aber trotzdem ist da nichts zu viel... die story entwicklet sich zwar langsamer, aber das macht die lesern noch mehr süchtiger nach mehr!!§ weiter so machen...
und bitte bitee... schreib schnel weiter, dass ist die beste story zum FdK
Von:  MsMagpie
2004-01-06T17:50:12+00:00 06.01.2004 18:50
Hallihallo,

ich soll von meiner internet-beraubten Freundin ausrichten: SCHREIB GEFÄLLIGST WEITER!!!!! Sie fleht. Betet.
Es ist super toll, sie hat bis halb 2 gelesen und hatte am nächsten Tag Schule und hätte die beinahe verpasst. Jetzt hofft sie auf weiteren Lesestoff.

~Chira

(Ich bin gut im Fanfiction-Empfehlen^^)
Von: abgemeldet
2004-01-04T11:35:13+00:00 04.01.2004 12:35
...einfach nur genial...
Wow, ich liebe deinen Schreibstil!!!! *o*;
Schreib bütte, bütte schnell weiter!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
*abhängig geworden ist* MEHr, MEHR, MEHR!!!

*Cat*
Von: abgemeldet
2003-12-31T13:15:28+00:00 31.12.2003 14:15
Das Kapitel ist mal wieder voll genial!!! Bitte schreib schnell weiter!!!
Wie schaffst du es so gut zu schreiben?? Machst du das beruflich oder hast du nur ein mega talent?? Das ist so genial *weil noch kein neuer teil da ist auf entzug bin*
Mach (schnell) so weiter!!!

Anna

P.S.: Ich könnte eigentlich "Nezus" geschriebenes wiederholen, ich muss ihr nähmlich in (fast) allem zustimmen!!
Von:  Akira-san
2003-12-30T10:47:35+00:00 30.12.2003 11:47
+++*süß*

Aki*wink*
Von: abgemeldet
2003-12-29T10:46:05+00:00 29.12.2003 11:46
Ich find's immer noch sowas von genial!!! Und ehrlich gesagt muss ich in jedem Kommi den ich dir schreibe das gleiche sagen, weil mir einsach nichst einfällt was diese wundervolle, super gut geschriebene Geschichte passend beschreiben würde...
Sag mal kommen eigentlich noch ein paar lemon Szenen??? (*hentai-grin* jaja... ich weiß ich bin schlimm... -_-")
nyaa, mach weiter so!!! (und am besten schnell ^.^)
Ich liebe deine Story!

bye bye
deine nezu


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