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Neue böse Wesen und so

Mit Liebe und viel Alkohol gegen Dämonen und andere böse Wesen 2
von

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Misstrauen

Es war spät geworden. Emil hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Stunden vergangen waren. Doch irgendwann war Lilian erschöpft eingeschlafen und auch Emil war jetzt extrem müde. Leise schlich er aus dem Raum und unterdrückte ein Gähnen. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, hörte er laute Stimmen, die über den Gang schallten.

„Aber was bringt es uns ihn hier zu behalten?!“ War das Cornelius‘ Stimme? Emil spitzte die Ohren und ging in die Richtung aus der die Stimmen kamen. Mit wem redete er?

„Wir können ihm nicht trauen!“ Das war Martin und seine Stimme war bis zum Zerreißen gespannt.

„Doch das können wir. Er hat uns geholfen! Vergiss das nicht.“

„Findest du es nicht merkwürdig, dass er genau dann auftaucht, als Noah Hanna dazu gebracht hat Lilian zu entführen? Dass Micha sich genau dann bei dir meldet, als Noah bereits wusste, dass ihr euch kennt?“

Emil bog um die Ecke und sah die beiden auf dem Gang stehen. Sie diskutierten hitzig und schienen Emil überhaupt nicht zu bemerken.

„Du glaubst das war alles geplant?“

„Natürlich! Noah hat deine Erinnerungen gesehen. Er wusste genau, was passiert ist und er wusste sicher auch genau, was passieren wird. Hätte ich das vorher gewusst, dann hätte ich niemals darauf vertraut, dass Micha uns wirklich geheime Informationen liefert.“

„Meinst du wirklich, Micha hätte mich belogen? Dass er das alles mit Absicht getan hat?“, fuhr Cornelius Martin an.

„Wir können das nicht ausschließen.“

„Niemals! Glaubst du etwa auch, dass ich da mit drin stecke?“

„Ich will es nicht glauben. Aber mach die Augen auf. So viele Zufälle kann es doch gar nicht geben!“

„Micha würde so etwas nie tun.“

„Du bist blind vor Liebe! Hast du nie darüber nachgedacht, dass er dich benutzt? Dass er uns alle benutzt hat?“

Erst jetzt bemerkte Martin Emil und hielt inne. Er sah auf und verschränkte die Arme. „Was meinst du Emil? Es ist doch merkwürdig. Dass gerade jetzt der Vampir, der eigentlich die Verhandlungen führen soll auf uns zukommt und uns die entschiedenen Hinweise liefert.“

„Ehrlich gesagt, habe ich darüber noch nicht nachgedacht“, gab Emil zu.

„Gerade jetzt. Das wäre doch der perfekte Plan gewesen, um uns von innen heraus zu schwächen. Dich, Cornelius, zu benutzen, um an uns heran zu kommen. Uns den Köder Elias vorwerfen, um unser Vertrauen zu gewinnen und uns dann mit dem gewonnen Wissen zu zerstören.“

„Dann durchsuch‘ seine Erinnerungen“, forderte Cornelius Martin auf. „Sieh nach, ob er das geplant hat.“

„Das werde ich! Aber selbst dann, kann ich nicht ausschließen, dass sie die nicht manipuliert haben, und Micha selbst unwissentlich gerade genau nach dem Plan spielt.“

„Du wirst nichts finden.“

„Wie kannst du dir da so sicher sein? Du vertraust blind jemandem, den du kaum kennst.“

„Du vertraust ja nicht einmal den Leuten, die dir Nahe stehen.“

Martin hielt augenblicklich inne und sah zu Emil hinüber. Emil fing seinen Blick auf. Auf was zielte Cornelius ab? Emil hatte nie das Gefühl gehabt, dass Martin ihm nicht vertraute. Ganz im Gegenteil.

„Wie geht es Lilian?“, fragte Martin und Emil war sich ziemlich sicher, dass er vom Thema ablenkte. Er würde niemals nach Lilian fragen. Doch gerade weil er wusste, dass Martin über etwas anderes reden wollte, antwortete Emil ohne auf das davor gesagte einzugehen: „Besser. Aber sie ist noch sehr geschwächt.“

„Ist zwischen Euch wieder alles ok?“

„Ja. Ich glaube schon. Bis auf, dass ich ihr jetzt nicht mehr nahe kommen kann.“

Martin machte ein Geräusch, als wollte er etwas sagen. Doch Emil ignorierte es, so tief war er in Gedanken. „Ihre Kräfte werden durch meine Quelle verstärkt. Sobald ich mich ihr nähere, spielt mein Körper verrückt.“

„Ja, du bist viel anfälliger darauf, als andere. Aber du hast dich scheinbar gut geschlagen. Ich habe schon damit gerechnet, dich aus dem Zimmer ziehen zu müssen“, scherzte Martin.

„Du hast damit gerechnet?“

„Natürlich. Ich weiß doch genau, was du vor hast. Aber es war ja nicht nötig.“

„Du hast eine magische Quelle?“, fragte Cornelius irritiert.

Emil fühlte sich mit einem Mal ertappt. Er hatte vergessen, dass Cornelius davon nichts wusste. War es ok, das er das gesagt hatte? Martin hatte keine Anstalten gemacht ihn aufzuhalten.

„Ja...“, gab Emil zu.

„Deshalb warst du gegen Lilian immun! Der Bund hat deine Quelle versiegelt.“

„Ja...“

„Und jetzt bist du nicht mehr gegen Sie immun, weil der Bund nicht existiert und deine Quelle frei verfügbar ist.“ Cornelius tippte in Gedanken mit den Fingern auf seiner Handfläche herum. „Das macht die Sache ja noch viel komplizierter.“

„Ja...“ Emil merkte, dass er sich wiederholte und setzte schnell eine Erklärung an: „Aber vielleicht gibt es irgendetwas, das mich wieder gegen ihre Kräfte immun machen kann? Kann ich diese Quelle nicht einfach abgeben?“

„Die Quelle wirst du nicht los werden...“, murmelte Martin. „Entweder du hast eine Quelle oder nicht und deine ist wirklich unerschöpflich stark.“

„Aber es gibt Möglichkeiten, Magie abzuschirmen“, warf Cornelius ein. „Es gibt uralte Rituale, die Magie bannen. Diese Rituale wurden sogar häufiger von Nicht-Magiern durchgeführt. Ich habe da einige Bücher zu gelesen.“

„Das könnte sogar eine Lösung sein. Kommt darauf an, über was für Rituale wir reden.“ Martin verschränkte die Arme und sah Cornelius auffordernd an.

„Ich müsste das recherchieren. Aber wenn es hilft… Es ist sicher ohnehin keine gute Idee, eine so starke Quelle unversiegelt zu lassen.“

„Sieh mich nicht so an! Ich hatte auch vergessen, dass Emil eine so starke Quelle hat.“

„Für die Recherche benötige ich allerdings Bücher aus der Bibliothek. Und ich vermute, ich darf da nicht mehr so einfach hingehen.“

Martin ließ kurz den Blick schweifen, bevor er antwortete: „Ich werde Sonia fragen. Wir alle können jetzt eigentlich nicht mehr hier weg.“

„Wir alle? Ich auch nicht?“ Emil deutete auf sich.

„Nachdem wie die Ereignisse gelaufen sind, können wir überhaupt nicht einschätzen, wie viel die Seher über uns wissen. Wenn das alles so geplant war, dann werden sie wissen, dass du, Cornelius hier bist, und da ich vermute, dass es sicher kein Geheimnis mehr ist, dass ich meinem Vater helfe.

Vorher habe ich die Blicke der Seher abschirmen können. Sie haben unsere Erinnerungen manipuliert und das hat sie lange genug im Glauben gelassen, wir würden uns nicht daran beteiligen. Doch jetzt wissen sie, dass wir Elisa haben. Sie wissen, dass wir unsere Erinnerungen zurück haben.“

„Aber was bedeutet das?“, fragte Emil verwirrt.

„Ich habe nicht vor, dich noch einmal einfach wegzuschicken, Emil. Das in den letzten Wochen war nicht fair von mir. Du wirst hier bleiben.“

„Aber was ist mit meinen Eltern? Was ist mit der Schule?“

„Du fragst ernsthaft nach Schule? Es sind ohnehin bald Sommerferien. Und für deine Eltern finden wir eine Ausrede. Ich habe letzte Nacht auch noch Ina und deinen Eltern geschrieben, dass du bei mir übernachtest. Falls du dich gefragt hast.“

Erschrocken stellte Emil fest, dass er sich darüber wirklich noch gar keine Gedanken gemacht hatte. „Danke… da habe ich gar nicht...“

„Wir werden uns nicht ewig hier verstecken können“, warf Cornelius ein. „Die Seher werden uns irgendwann finden.“

„Das weiß ich. Wir müssen uns langsam einen Plan zurechtlegen, mit dem wir Noahs Vorhaben im Rat verhindern können. Sonst kommt er uns sicher zuvor.“

„Wenn ich irgendwie dabei helfen kann...“

„Dann komme ich auf dich zu“, vollendete Martin Cornelius‘ Satz. „Bis dahin hilf erst einmal, Emil. Ich lasse die Bücher besorgen, wenn du mir die Titel gibst.“ Martin hielt Cornelius sein Handy hin. „Könntest du sie hier eintippen?“

„Warum in das Handy?“

„Ich würde gerne Handschrift vermeiden und es Sonia direkt schicken.“

„Wird Sonia hierher kommen?“, fragte Emil und dachte an Lilian, Sonia war ihre beste Freundin. Es würde ihr sicher gut tun, wenn sie hier wäre.

„Alles zu seiner Zeit. Sonia müssen wir erst einmal nicht einweihen.“

„Warum? Du willst sie nicht hier mit reinziehen, oder?“

„Ja. Und wir sollten vorsichtig sein, wem wir hiervon erzählen. Je weniger es wissen, desto besser.“

Cornelius tippte immer noch auf dem Handy und war gerade dabei T9 zu verfluchen.

„Aber Sonia ist Lilians beste Freundin.“ Emil konnte Martins Argumentation verstehen, doch er wusste auch, dass Sonia sich sicher genauso um Lilian sorgte, wie er es tat. „Meinst du nicht, dass sie wissen wollten würde, wie es Lilian geht?“

„Das ist keine Frage. Natürlich würde sie es wissen wollen. Aber sie weiß es nicht.“

„Hast du ihre Erinnerungen manipuliert?“

„Die Seher haben ihre Erinnerungen manipuliert. Sie hätte nach Lilian gesucht.“

„Was haben sie ihr für Erinnerungen gegeben? Hat sie Lilian komplett vergessen, wie ich?“

„Nein, aber sie haben einen Streit inszeniert… seitdem antwortet ihr Lilian angeblich nicht mehr...“

„Das ist noch viel schrecklicher!“ Emils Stimme wurde lauter.

„Das ist besser für alle. So ist sie sicher.“

„Weißt du, dass sie bei Ina das gleiche gemacht haben? Ihre Erinnerungen wurden so manipuliert, dass sie glaubt, Richard hätte mit ihr Schluss gemacht.“

Cornelius streckte die Hand aus und hielt Martin das Handy hin. „Das sind die Methoden der Seher. Das haben die schon immer so gemacht. Soetwas wie Freundschaft oder Liebe interessiert die nicht.“

Martin ignorierte Cornelius‘ Aussage, nahm das Handy und steckte es ein. „Danke, Cornelius. Ich besorg‘ dir die Bücher.“

„Was meinst du damit?“, fragte Emil an Cornelius gewandt.

„Den meisten Sehern ist es egal, ob jemand durch ihre Korrekturen leidet und ob derjenige dadurch einen geliebten Menschen verliert. Weil sie das Konzept dahinter nicht verstehen.“ Mit diesen Worten sah er zu Martin hinüber. „Aber nicht alle Seher sind so.“

„Ja, nicht alle Seher sind so“, wiederholte Martin trocken.

Einige Sekunden schwiegen sie, bevor Cornelius die Stille unterbrach:

„Also, überleg‘s dir Martin. Ich bin sicher, Micha wird uns helfen können.“

„Ich überleg's mir.“

„Meld' dich einfach, sobald etwas ist. Ich bin ja hier irgendwo.“ Cornelius wandte sich bereits zum gehen, als er hinzufügte: „Und du auch, Emil.“

Dann ging Cornelius und Emil bliebt bei Martin zurück.

„Bleiben wir wirklich einfach hier?“ Emil konnte das immer noch nicht ganz glauben. Er sollte jetzt einfach hier bleiben? Das war zu verrückt, um wahr zu sein. Er hatte damit gerechnet, wie immer am Ende nach Hause zurück zu kommen und daran erinnert zu werden, dass er ein ganz normales Leben lebte. Dass es zwar verrückte magische Wesen gab, aber das sich eigentlich nichts geändert hatte. Und jetzt? Jetzt eröffnete Martin ihm, dass er nicht nach Hause zurück konnte.

„Bis aufs Erste. Aber was machst du denn für ein Gesicht?“ Martin knuffte Emil in die Seite. „Vermisst du deinen Computer?“

„Das ist es nicht. Mein Computer ist mir egal. Aber. Das hier fühlt sich so unwirklich an. Nicht so wie vorher, als meine Erinnerungen verändert wurden. Aber trotzdem ist das irgendwie merkwürdig. Fast als wäre das hier eine Fantasygeschichte und ich käme nicht wieder zurück nach Hause.“

„Du kommst aber wieder nach Hause. Es wird nur etwas dauern.“

„Sowas ähnliches hast du schon zu meinen Erinnerungen gesagt.“

„Und hatte ich Recht behalten? Du hast deine Erinnerungen wieder. Also mach dir keine Sorgen, Emil. Solange du hier bist, bist du sicher.“

„Vermisst du dein Zuhause nicht?“

„Mein Vater ist hier.“

„Aber was ist mit Nici?“

„Ich werde ihr später schreiben“, tat Martin die Sache ab, als wäre es nichts weltbewegendes.

„Sie ist doch deine Freundin. Meinst du nicht, sie wird dich vermissen? Sie ist gerade erst wieder hier.“

Martin sah Emil an, als würde es ihn überraschen, dass Emil das sagte. „Ja, das schon. Aber ich kann auch nicht immer für sie da sein.“

Emil konnte das nicht einordnen. Nici war doch Martins Freundin. Sie war zwar jetzt fast ein Jahr weg gewesen, aber gerade dann hätte er gedacht, dass Martin bei ihr sein wollen würde. Und jetzt wusste sie nicht einmal, wo Martin war, noch was er tat.

„Aber sie weiß nichts hiervon, oder? Du hast ihr nicht erzählt, wo du bist?“

„Nein und das ist besser so.“ Martin lehnte sich leicht an die Wand.

„Also wüsste sie nicht einmal worüber sie sich Sorgen machen müsste.“

„Sie ist eine Sterbliche, sie weiß nichts von der magischen Welt.“

„Aber ich weiß doch auch davon. Mir hast du‘s doch auch erzählt.“

„Weil ich nicht mehr anders konnte.“

„Aber wenn ich es weiß, kannst du es doch auch ihr sagen.“

„Das ist nicht so einfach, Emil!“ Martins Stimme war laut geworden. So hatte Emil Martin selten erlebt.

„Wieso?“, fragte Emil ruhig. „Was soll schon passieren?“

Martin stieß die Luft aus. Sein Blick wanderte zur Seite. Er seufzte erneut und Emil sah, dass er nachdachte. Dann wandte Martin den Blick wieder ihm zu. „Ich weiß, dass sie Schluss machen würde, sobald ich es ihr erzähle.“

„Das würde sie nicht“, setzte Emil an, um die Sache abzutun, doch während er sprach merkte er schon, dass was Martin sagte, stimmen musste. Er konnte in die Zukunft sehen. Wenn er von wissen sprach, dann würde es auch zutreffen.

„Doch das würde sie. Egal in welchem Szenario ich das in meinem Kopf durchspiele: Sie macht Schluss. Ich habe viel zu lange damit gewartet. Jetzt kann ich es nicht mehr sagen.“

„Das verstehe ich… aber...“ Emil suchte noch nach den richtigen Worten. „Lügst du sie dann nicht permanent an?“

Martins Miene versteifte sich. „Wieso? Dann hab ich dich auch jahrelang belogen.“

Emil musste darüber kurz nachdenken. Im Prinzip schon. Doch er war deshalb nicht wütend auf Martin. Er verstand vollkommen, da Martin ihm das nicht gesagt hatte. Umso erleichterter war er, dass er es jetzt wusste. Aber er war nicht Martins Freundin und er wusste nicht, wie Nici dazu stand.

„Schon, aber ich finde das eigentlich in Ordnung. Du hattest ja deine Gründe.“, setzte Emil an. „Aber bist du dir so sicher, dass sie wirklich Schluss machen würde?“

„Hundert Prozent.“ Martin seufzte erneut und sah zu Boden. „Ich habe es ihr mehrmals sagen wollen, aber habe immer wieder einen Rückzieher gemacht.“ Dann richtete er sich auf und ein erzwungenes Lächeln ging über sein Gesicht. „Vielleicht ist es besser so.“

Gerne hätte Emil darauf etwas erwidert, doch er wusste nicht was. Betreten stand er einfach nur da. Ihn schien das ganze mehr zu treffen als Martin selbst. Er konnte sich nur vorstellen, wie es sein musste, in seiner Haut zu stecken. Und er hatte gedacht, das mit Lilian wäre kompliziert. Er wusste wenigstens, dass sie eine Succubus war. Er wusste, welche Kräfte sie hatte und warum sie gefährlich für ihn war.

„Lass uns ins Zimmer gehen. Es hilft ja nichts, auf dem Gang 'rumzustehen.“ Martin wandte sich zum gehen. Emil folgte ihm schweigend.

Wieso musste alles so kompliziert sein? Warum machte die ganze Sache mit der Magie alles schwieriger, anstatt es zu vereinfachen?



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