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Stockholmsyndrom

[vorzeitig abgebrochen da ich einiges umgestellt habe. Ausserdem hab' ich kaum Zeit zum schreiben. :/]
von

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Rachel wischte sich über den Mund und lehnte sich an die kalte geflieste Wand hinter sich. Die Kälte beruhigte den pochenden Schmerz in ihrem Kopf. Die letzte halbe Stunde war eine Qual gewesen. Sie hatte die ganze Zeit essen müssen. Selbst als sie beinahe unter Tränen beglaubig hatte, dass sie satt war. Es war nicht einmal eine Lüge gewesen. Sie war schon froh, dass sie es bis auf die Toilette geschafft hatte.

Langsam schloss Rachel die Augen und ließ ihren Tränen freien Lauf. Was war hier nur los? Diese ganze Familie war verrückt geworden.
 

„Du hast ja echt Mumm hier zu kotzen. UND zu heulen.“ Rachel schreckte auf und blickte zur Tür. Lucas grinste breit und schloss die Tür hinter sich. Langsam schritt er auf Rachel zu. Diese rückte nur näher an die Wand hinter sich. Sie kniff die Augen zusammen als sich Lucas vor sie hockte und die Hand nach ihr ausstreckte. ‚Gott, er wird mich umbringen…‘ doch das einzige was folge war ein schwaches Tätscheln auf ihrem Kopf. Rachel blinzelte verwirrt und öffnete die Augen.

„Stell‘ dir mal bitte vor mein Vater oder meine Mutter wären jetzt reingekommen. Du wärst Hackfleisch Süße.“ Er lachte auf. „Im wahrsten Sinne des Wortes!“

Rachel starrte Lucas verwirrt entgegen. Im wahrsten Sinne…?

„Was meinst du damit…?“ ehrlich gesagt hatte sie Angst vor der Antwort. Lucas legte den Kopf leicht schief, sein dauerhaftes arrogantes Grinsen beruhigte Rachel kein bisschen.

„Du bist doch schlau.“ Er tätschelte erneut ihr struppiges Haar. „Zumindest hoff‘ ich das für dich. Anders wirst du hier nicht lange Spaß haben.“ Damit raffte sich Lucas auf und schritt wieder zur Tür zurück. Er drehte sich noch einmal um, grinste schräg und winkte zum Abschied. „Wir seh‘n uns später, Schwester!“
 

Für einige Sekunden starrte Rachel die Badezimmertür an ehe sie aufsprang und Lucas hinterherstürmte. „Warte!“

Lucas wandte sich um, die Hände in den Taschen seiner Jacke und das Gesicht genervt verzogen.

„Was? Oh, lass mich raten: ‚helf mir hier raus zu kommen!‘, ‚Was ist hier los?‘, ‚Was stimmt mit euch Leuten nicht?‘. Bla bla bla.“ Abwehrend verschränkte er die Arme und schaute auf Rachel herunter. Sie schluckte und reckte leicht den Hals um an Lucas hochzuschauen. Am Tisch hatte er noch nicht so groß gewirkt…

„ich sag‘ das jetzt nur einmal, und das erste Mal: wenn du am leben bleiben willst“ er schaute sich kurz um. Er wirkte etwas nervös, aber vielleicht bildete Rachel sich das auch nur ein. Leicht beugte er sich zu ihr herunter und flüsterte in ihr Ohr. Sein Atem war heiß und schickte ein unangenehmes Gefühl Rachels Rücken herunter. „gewöhn dich dran und spiel mit.“
 

Rachel wollte gerade etwas erwidern als sie plötzlich etwas Kaltes an der Hand packte. Sie schreckte und zog automatisch ihre Hand weg. Sie drehte leicht ihren Kopf nach links.

„Was macht ihr?“ misstrauisch starrte Eveline zu Rachel auf.

„ich hab unserer Schwester nur erklärt, wo alles ist, nicht wahr?“ Lucas grinste und tätschelte etwas grob Rachels Schulter. Zögerlich nickte Rachel, den Blick immernoch auf Eveline gerichtet. Das kleine Mädchen lächelte daraufhin unschuldig. Sie packte Rachels Hand erneut und zog sie den Gang entlang.
 

„Du musst Mama noch beim Aufräumen helfen und danach sollst du mit mir spielen.“ Das Mädchen tänzelte sorglos die Treppe herunter. „Wenn du fertig bist, kommst du einfach ins Gästehaus, dann spielen wir!“

„Ich-„ aus dem Augenwinkel sah Rachel noch wie Lucas die Eingangstür öffnete und hindurchschritt. Automatisch blieb Sie stehen und drehte sich leicht um. Die Tür war offen. Wenn sie schnell war, konnte sie hier abhauen. Ohne nachzudenken rannte sie los und riss die Tür auf. Hinter sich hörte sie noch Evelines Ruf nach ihr doch sie ignorierte sie.

Ihr Herz schlug so schnell, dass sie das Gefühl hatte das es ihr jeden Moment aus der Brust springen würde. Ihr preschte die schwüle Louisianaluft entgegen. Ihre Beine bewegten sich von selbst, weit kam sie jedoch nicht. Eine große Hand packte sie grob am Arm und schmiss sie auf die Erde. Unglücklicherweise landete Sie auf einem großen Stein der sich unangenehm in ihren Rücken bohrte. Aus ihre Kehle erklang ein schmerzerfüllter Laut. Sie krümmte sich und presste ihre Hand auf die schmerzende Stelle.
 

„Wo willst du hin?!?“ Jacks wutentbrannte Stimme erklang. Grob packte der Mann ihre Haare und riss Sie an diesen nach Oben. Rachel zappelte und versuchte verzweifelt Jacks Griff auf ihren Haare zu befreien. „Augen auf! SOFORT!“

Wiederwillig kam Rachel seiner Anweisung nach. Jacks Blick war wütend, geradezu hasserfüllt. Er ließ Rachel eiskalt erstarren.

„ich wiederhole: Wo willst du hin!?“ Sie wusste nicht ob sie weinen oder würgen sollte. Die Schmerzen die durch ihren Körper zuckte waren kaum zum aushalten und das Messer in Jacks freier Hand macht die Situation nicht besser. „Na los! Mach das Maul auf!“

„Ich…!“ Rachel fand ihre Worte nicht. „Ich- es tut mir leid! Ich mach’s nie wieder…!“

„Das hoffe ich für dich.“ Das Jacks Stimme ruhiger klang ließ Rachel erleichtert aufatmen. Ihr Atem wurde jedoch sogleich durch einen plötzlichen stechenden Schmerz in ihrer Hüfte erstickt.

Jacks Hand entfernte sich auf Rachels Haaren und ließ sie zurück auf den Boden fallen.

Rachel krümmte sich vor Schmerzen und tastete nach ihrer Hüfte. Als sie einen harten Gegenstand spürte zwang sie sich den Blick zu senken. Aus ihrer Seite ragte der Griff des Messers, die Klinge war tief in ihr versenkt. Ihr Körper zitterte und ihr wurde übel. Sie würde sterben, Sie würde jetzt hier sterben. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie schluchzte laut auf.

„Hör‘ auf zu jammern!“ ruckartig wurde das Messer aus ihrer Hüfte gezogen. Sie schrie erneut schmerzerfüllt auf und spürte wie sich ihr warmes Blut über und unter ihr verteilte.

„Es tut mir leid…“ war das einzige was sie noch zustande bracht ehe sich das Messer erneut in sie bohrte, diesmal jedoch in ihre rechte Schulter.
 

„Ich hoffe du hast daraus gelernt.“ Jack drehte sich wieder zur Tür und verschwand damit zurück im Haus.

Rachels Körper zitterte und über ihre Wangen strömten unbeholfen warme Tränen. Eine Weile verblieb sie noch in dieser Position bevor sie sich vorsichtig aufsetzte. Ihre Hand presste gegen ihre Hüfte. Ihr Blick haftete an der Blutlache in der sie saß. Ihr Blut. Und es war eine Menge. Hätte sie nicht bei dieser Menge schon lange verblutet sollen? Oder wenigstens das Bewusstsein verloren haben?

Langsam nahm sie die Hand von der Stichverletzung. Ihr violettes Shirt war blutgetränkt und es klaffte ein Loch an der Stelle. Als sie den Stoff etwas zur Seite zog konnte sie jedoch nurnoch eine leichte Linie erkennen. Sie pochte und war heiß, aber von einer Stichwunde war nichts zu erkennen.

Rachel drehte den Kopf leicht und starrte auf den blutverschmierten Griff des Messers das immernoch in ihrer Schulter steckte.

Behutsam griff sie den Griff und rüttelte leicht daran. Etwas Hartes verhinderte das Herausziehen. Schlagartig zuckten Schmerzen durch ihren Körper. Sie fluchte leise und holte tief Luft. Das Messer steckte direkt zwischen zwei Knochen. Sie wimmerte, versuchte jedoch verzweifelt das Objekt aus ihrer Schulter zu ziehen. Anders als sie gehofft hatte wurden die Schmerzen nicht weniger, sie wurden nur intensiver. Ihre Hand zitterte immer heftiger und sie verlor am Kraft.
 

Sie lehnte sich an das Holzgeländer der Veranda und versuchte ihre Atmung zu stabilisieren. Ihre Hände ruhten auf ihrem Schoß und ihr Blick wanderte leer über den Hof. Es war still, nur der Wind der durch die kaputten Fenster glitt machten ansatzweise Geräusche.

Rachel entschied, dass sie fürs Erste erst einmal das Messer ignorieren würde, auch wenn sie sich nicht im Klaren war, wie sie den Schmerz ausblenden würde. Vielleicht sollte sie einfach die Augen schließen und hoffen, dass ihr Herumhantieren am Messer innere Blutungen verursacht hatte und sie so hoffentlich aus ihrer Misere erlösen würde.

Ungewollte lachte Rachel auf. Hatte sie wirklich Todeswünsche? Hätte man ihr dies vor einer Woche gesagt, hätte sie darüber gelacht. Und jetzt brauchte es einen Tag in Gefangenschaft einer verrückten Psychofamilie um ihre Einstellungen von jetzt auf gleich umzustellen? Jämmerlich, Gott, sie fühlte sich so jämmerlich.

Alles was sie wollte war leben, und jetzt steckte ihr ein Messer in der Schulter, vor wenigen Minuten hatten man ihr in die Hüfte gestochen und am Tag zuvor hatte sie mit angesehen, wie ihrem Freund der Schädel gespalten wurden. Sie wollte nicht so enden wie Chris, sie wollte nicht sterben, aber sie wollte auch nicht festgehalten werden von einer Familie dessen Vater Gewaltprobleme hatte, dessen Mutter einem widerwärtiges Essen vorsetzte und dessen Tochter so wirkte, als wäre hier alles normal. Die einzige Person die Rachel ‚normal‘ nennen würde, wäre Lucas und dieser wirkte auch nicht gerade labil.
 

Neben sich hörte Rachel das Gras rascheln. Sie bewegte ihren Kopf in die Richtung und zwei hellblaue Augen blitzen ihr entgegen. Rachel grinste gequält. Sie hatten wohl nie ihre Ruhe, was?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  JD1990
2017-04-19T10:01:58+00:00 19.04.2017 12:01
Ich hab deine Story auch auf Fanfiktion.de schon gelesen und finde sie einfach mega toll. :)
Ich hoffe sie geht bald weiter. Wenn ich Zeit finde wollte ich vielleicht eine One-Shot zu den Bakers schreiben.
Freue mich schon auf ein neues Kapitel.

Lg JD


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